Tessa und Corrick haben für Kandala acht Wochen Mondflorlieferungen ausgehandelt, doch die Vorräte gehen langsam zur Neige und sie haben keine Ahnung, was sie danach tun sollen. Bis Kapitän Rian Blakmer, der aus Ostria stammt, in Kandala auftaucht und Corrick und Harristan ein Angebot macht: Ostrias Mondflorblüten gegen Kandalas Stahl zu tauschen. Die beiden Brüder, die ihm nicht trauen, beschließen, dass Corrick zusammen mit Tessa und dem Rebellenführer Lochlan auf die Reise nach Ostria geschickt werden soll. Corrick traut Rian nicht über den Weg, während Tessa überlegt, ob Rians Zweifel an Corrick eventuell der Wahrheit entsprechen könnten …
Im zweiten Teil der Mondflor-Trilogie machen Tessa und Corrick sich auf eine Seereise, die sich über den Großteil des Romans erstreckt – so groß sogar, dass sie kaum Zeit haben, ihre Zeit in Ostria zu genießen, weil dieser nur die letzten paar Seiten einnimmt. Das erwähne ich deshalb, weil ich ursprünglich erwartet habe, dass ein Teil des Buches aus der Seereise und ein anderer Teil aus einem Ostria-Aufenthalt bestehen wird – aber dem ist nicht der Fall. In Wirklichkeit besteht etwa ein Drittel aus den anfänglichen Konflikten und etwa zwei Drittel aus der Schifffahrt. Das ist jedoch keine Kritik, sondern eine schlichte Feststellung; ich habe den Inhalt trotzdem genossen, weil Brigid Kemmerer es hervorragend schafft, die verschiedenen Charaktere und Konflikte auszuführen.
Ein großes Lob möchte ich der Sichtweise des „Gesetzlosen“ aussprechen, weil dessen Perspektive so faszinierend war, dass ich gerne noch mehr von ihm gelesen hätte. Besonders nachdem man erfährt, um wen es sich handelt (was zwar nicht allzu schwer zu erraten, aber dennoch ein cooler Twist war), habe ich regelrecht darauf hingefiebert, das nächste Kapitel aus seiner Sichtweise zu lesen.
Und dann ist da noch Rian. Oh mein Gott. Brigid Kemmerer hat sämtliche Befürchtungen, die ich bezüglich seines Charakters hatte, erfolgreich zerstreut – zum Beispiel, dass er, Tessa und Corrick sich in einem Liebesdreieck wiederfinden könnten oder dass er sich am Ende als eindimensionaler Bösewicht entpuppt. Zwar gibt es definitiv Szenen, in denen Corrick ihm gegenüber eifersüchtig wird und Tessa sich ihm annähert, aber dadurch, dass Rian selbst so ein hervorragender Charakter ist und eben kein unnötiger Liebesrivale, war es mir letztendlich eine Freude, die Szenen zwischen diesen dreien (und Lochlan!) zu lesen. Es war einfach großartig, wie die verschiedenen Feindschaften, Freundschaften und die Romanze sich über den Roman hinweg entwickelten!
Was mögliche Kritik angeht, zieht die Schifffahrt sich zugegeben ein bisschen – teilweise wohl deshalb, weil ich wie gesagt erwartet habe, dass sie nur einen Teil des Romans einnehmen wird. Dadurch, dass ich immer noch interessiert an der Handlung und den Charakteren war, fand ich das zwar nicht außerordentlich schlimm, aber erwähnenswert genug, um klarzustellen, dass die Schifffahrt, nun ja, der Hauptteil der Handlung ist. ;)
Für mich ein sehr guter zweiter Teil, der vor allem durch seine Charaktere glänzt und mir schon Lust auf den dritten Teil macht!
Jährlicher Re-Read :)
Fast immer, wenn ich dieses Buch meiner Jugend lese, fällt mir etwas Anderes auf, das ich bisher nicht zu schätzen gewusst habe. Dieses Mal ist es der bildgewaltige, fast schon cineastische Schreibstil – die Handlung spielt sich wie ein Film in meinem Kopf ab, weil die Autorin es sehr einfach macht, sich alles vorzustellen. Auch die Stimmen der Charaktere höre ich recht gut beim Lesen, was nicht bei jedem Roman der Fall ist.
Zugegeben könnte das zumindest teilweise daran liegen, dass ich das Buch so unverhältnismäßig oft gelesen habe, aber das ändert trotzdem nichts daran, dass Henny Fortuins Schreibstil einfach schön zu lesen ist.
Ich freue mich jetzt schon darauf, welche alten oder neuen Erkenntnisse mir dieses Buch nächstes Jahr bescheren wird!
Nach Galbatorix’ Tod ist größtenteils Frieden in Alagaësia eingekehrt, doch für Murtagh und seinen Drachen Dorn hören die Probleme nicht auf. Verhasst von jedem Volk, ist es schwierig für sie, ihr Leben so friedlich wie der Rest Alagaësias zu leben. Doch als Murtagh auf Menschen mit einem Vogelschädelamulett trifft, das selbst die mächtigste Magie abweist, und schwarz verbrannte Steine mit einer unheimlichen Aura sich nach und nach im Land ausbreiten, ahnt er, dass eine weitere dunkle Macht Alagaësia bedroht …
Es ist schon eine Weile her, seit ich die Eragon-Reihe gelesen habe, doch glücklicherweise hat mich das nicht davon abgehalten, schnell in „Murtagh“ einzufinden. Ich war tatsächlich angenehm überrascht, wie leicht es der Schreibstil mir gemacht hat, wieder in die Welt Alagaësias – und in Murtaghs Sichtweise – zu versinken. Speziell sein Bund mit Dorn und seine Abenteuer im Allgemeinen waren fantastisch beschrieben, was noch dadurch gewürzt wurde, dass Alagaësia sich wie eine richtige, lebende Welt angefühlt hat. Durch viele liebevolle Details hat Christopher Paolini es geschafft, Alagaësia zu einem Ort zu machen, der mir tatsächlich echt und durchdacht vorkam. Ein großes Lob hierfür!
Was die eigentliche Handlung betrifft, mochte ich vor allem Murtaghs Erlebnisse am Anfang – speziell seinen nicht ganz so kleinen Kampf in Ceunon und seine Abenteuer in Gil’ead, wo er sich einer komplexen Aufgabe für eine Werkatze widmet, die erfordert, den berühmten Fisch Schlammschlund zu erledigen und sich der Stadtwache anzuschließen. Das hat schlicht ergreifend Spaß gemacht und ist für mich auch nach Abschluss der Geschichte ein wahres Highlight gewesen.
Denn ich muss zugeben, dass der Hauptteil der Geschichte, der sich um die Hexe Bachel dreht, etwas lang gezogen ist und teils schwierig zu lesen war, weil Murtagh so unendlich viel Leid ertragen muss. Dafür fanden sich in diesem Teil der Geschichte zwei meiner Lieblingscharaktere (Uvek und Alín) und er endete in einem wahrhaft epischen Kampf und einem sehr zufriedenstellenden Ende, das noch mehr Abenteuer verspricht.
Neben der Langsamkeit des Hauptteils habe ich ansonsten nur den Mangel an Nasuada zu bemängeln – zwar wird angedeutet, dass ein zweiter Murtagh-Teil mehr von ihr zeigen wird, doch wünschte ich wirklich, schon hier im ersten Teil mehr von ihr gesehen zu haben.
Nichtsdestotrotz war dieser Fantasyroman für mich ein würdiger Teil der „World of Eragon“-Romane und ich hoffe, dass er anderen Eragon-Fans ebenso gefallen wird!
Xingyin ist die Tochter der Mondgöttin und lebt zusammen mit ihrer Mutter und einer Dienerin ein beschauliches Leben auf dem Mond. Doch als sie erfährt, dass ihre Mutter in Wirklichkeit eine Gefangene ist, die den Mond niemals verlassen kann, beschließt sie, nach unten ins Himmlische Königreich zu gehen und dort nach einem Weg zu suchen, sie zu befreien. Sehr bald schon trifft sie auf den Kronprinzen Liwei, mit dem sie sich besonders verbunden fühlt. Doch um das sogenannte Karmesinrote Löwenamulett und dadurch einen Wunsch beim Kaiser frei zu bekommen, schließt sie sich der Armee an, wo sie auch eine Verbindung zu ihrem Hauptmann Wenzhi spürt ...
Das Grundgerüst dieser Geschichte finde ich echt gut – eine Protagonistin, die sich die Freiheit ihrer Mutter damit erkämpfen will, in der Armee desjenigen zu dienen, der sie überhaupt auf den Mond verbannte. Die verschiedenen Missionen, die Xingyin bewältigt, waren allesamt großartig beschrieben. Auch die Beziehung zu Liwei war sehr passend, weil sie für zusätzlichen Konflikt sorgt.
Doch durch das Liebesdreieck, das dann zusätzlich entsteht, wird die Geschichte meiner Meinung nach ganz schön heruntergezogen. Es ist einfach so ... unnötig. Liwei und Wenzhi selbst waren großartige Charaktere, aber die Tatsache, dass Xingyin sich so hin und her gerissen fühlt, obwohl im Grunde von Anfang an klar ist, wen sie wählen wird, ist mir ehrlich gesagt ganz schön auf die Nerven gegangen.
Zugegeben bin ich allgemein kein Fan von Liebesdreiecken, was ein Grund dafür sein könnte, dass es für mich so frustrierend zu lesen war. Das ewige Hin und Her hat mir keinen Spaß gemacht und wurde noch dadurch verschlimmert, dass ihre beiden Love Interests nicht gleichwertig behandelt werden – wie gesagt ist es schon recht früh klar, wer der Richtige für sie sein wird, was durch einen Twist gegen Ende noch zusätzlich zementiert wird. Wenn es schon ein Liebesdreieck geben muss, hätte ich gerne eins gehabt, bei dem beide Auserwählten auch tatsächlich gleiche Chancen gehabt hätten.
Und deshalb fällt es mir schwer, dieses Buch zu empfehlen – weil ich von der Geschichte selbst (speziell Xingyins Missionen) sehr begeistert war, sie aber sehr viel besser gefunden hätte, hätte die Autorin auf das Liebesdreieck verzichtet (oder wenigstens auf andere Weise gelöst). Wer sich selbst nicht daran stört und Fantasy und Mythen mag, wird hier etwas Schönes finden, aber für mich war das Buch leider nicht das richtige.
„Die Erste Tochter gehört dem Thron. Die Zweite Tochter gehört dem Wolf.“ Dieses Gesetz aus Valleyda hat bereits drei Generationen an Zweiten Töchtern getötet, um dafür die Sicherheit des Landes vor den Monstern zu gewährleisten. Neve und Red sind das nächste Schwesternpaar, das ihr jeweiliges Schicksal nur mit schwerem Herzen annimmt. Als Red den Wilden Wald betritt, tut sie dies in der Annahme, dass sie hier den Tod finden wird – doch sie entkommt und findet sich im Schloss des Wolfs wider. Eammon, als Wolf bekannt, hält den Wald mit seinem Blut am Leben, doch spürt er, dass er nicht ewig so weitermachen kann. Red dagegen fürchtet, ihm zu helfen, weil sie dadurch gezwungen wäre, die Magie einzusetzen, mit der sie fast ihre Schwester getötet hätte …
Das Buch hat einen wirklich starken Start, der in eine recht solide Mitte übergeht und auch in der zweiten Hälfte Szenen enthält, die mir sehr gefallen haben. Red und Eammons Beziehung ist sehr süß beschrieben und es war interessant, ab und an zu erfahren, was genau bei Neve vorgeht, die ihre Schwester aus dem Wilden Wald befreien will. Ich mochte es auch, dass der allgemeine Cast an Charakteren recht klein war, sodass man genug Zeit hatte, alle kennenzulernen.
Doch leider reichen diese positiven Aspekte nicht, um von den Pacing-Problemen abzulenken, die das Buch vor allem ab der zweiten Hälfte plagen. Es gab eine Phase, durch die ich mich ganz schön quälen musste, weil ich das Gefühl hatte, sie würde nur aus „Eammon rettet Bäume, die daraufhin wieder verfaulen“-Szenen bestehen. Selbst die Beziehung von Red und Eammon legte hier eine Pause ein, die für mich definitiv zu lange dauerte. Im Nachhinein war diese Pause wahrscheinlich noch nicht einmal SO lang, aber sie hat sich auf jeden Fall lang angefühlt.
Ein bisschen schade fand ich es auch, dass die Charaktere mir letztendlich nicht so ans Herz wachsen konnten, wie ich es gerne gewollt hätte, weil man sie nie richtig kennengelernt hat. Eammon war als aufopfernder Mensch zwar sehr sympathisch, aber ich habe nicht das Gefühl, ihn als Person mit Vorlieben und Abneigungen richtig kennengelernt zu haben (oder überhaupt einen der anderen Charaktere).
Aus diesem Grund tue ich mich trotz der Tatsache, dass mir ein paar wichtige Dinge gefielen, schwer, eine Empfehlung auszusprechen, weil vor allem das Pacing zu langsam für meinen Geschmack war und die guten Aspekte der Geschichte leider ganz schön gedimmt hat.
Charlotte und Desmond wollen Henrika Hyde endlich schnappen, weshalb sie sich bei einer Weihnachtsfeier in der Burg Tannenbaum einschleichen, wo Henrika fast jährlich teilnehmen soll. Bei der Feier wird auch der Nussknacker-Rubin präsentiert, dessen Wert ebenfalls für viele Teilnehmer interessant ist. Und plötzlich wird die Gesellschaft angegriffen, sodass sowohl Charlotte als auch Desmond ihren Plan über den Haufen werfen und um ihr Leben kämpfen müssen …
Der zweite Band der „Section 47“-Reihe ist recht kurz, doch dafür umso spannender gestaltet. Das Pacing ist hervorragend und die Geschichte schafft es problemlos, einen von Anfang bis Ende am Ball zu halten. Charlotte und Desmond befinden sich fast konstant in Gefahr und man fiebert richtig mit ihnen mit, während sie versuchen, zu kämpfen, sich zu verstecken und im Allgemeinen am Leben zu bleiben. Das war wirklich großartig umgesetzt!
Aus diesem Grund finde ich auch nicht, dass die Kürze des Romans eine Kritik ist, weil sie meiner Meinung nach genau richtig war, um ein spannendes Leseerlebnis zu garantieren. Aufgrund der Kürze können Charaktere und Szenen zwar nicht unbedingt Tiefe entfalten, aber wie gesagt fand ich das nicht schlimm, weil es mir Spaß machte, stattdessen die packende Handlung zu verfolgen. Nur bezüglich der Gesamthandlung finde ich, dass der Roman ein wenig mehr Inhalt hätte haben können, weil im Grunde nur das Ende relevant für Charlottes und Desmonds Suche nach Henrika Hyde war. Aus diesem Grund ähnelte der Roman mehr einer (sehr guten) Bonusgeschichte und war nicht unbedingt eine Fortsetzung der Geschehnisse aus dem ersten Teil.
Nichtsdestotrotz – ich freue mich auf den dritten Teil und hoffe, nicht allzu lange auf ihn warten zu müssen ;)
- Tintenwelt
- Die Farbe der Rache
- Cornelia Funke
- Dressler
- Fantasy
- Jugendbuch
- Abenteuer
- Freundschaft
- Magie
- Bücher
- Bilder
Fünf Jahre sind seit den Ereignissen von „Tintentod“ vergangen und die Protagonisten leben glücklich in der Stadt Ombra. Doch Orpheus, ihr Erzfeind, ist noch am Leben und sinnt auf Rache – speziell an Staubfinger, der einst seine Lieblingsfigur war und jetzt dafür büßen soll, ihn verraten zu haben. Mit der Macht der Bilder sperrt Orpheus alle Menschen, die Staubfinger wichtig sind, in ein Buch, bis nur noch Staubfinger und sein bester Freund Nyame, der Schwarze Prinz, übrig bleiben. Zusammen suchen die beiden nach einem Weg, ihre Freunde zurückzuholen, bevor es für sie alle zu spät ist …
Ich habe die Tintenwelt-Reihe damals mit Begeisterung in meiner Jugend gelesen und war sowohl skeptisch als auch erfreut, dass ein zusätzliches Abenteuer mit Staubfinger im Zentrum erschienen ist. Zu meiner Erleichterung gab es sowohl ein Charakterregister als auch ein „Was bisher geschah“, was es leicht machte, wieder in die Welt hineinzufinden. Und obwohl ich den Roman nicht so gut wie die Tintenwelt-Trilogie finde, hatte er dennoch eine gewisse Magie, die mich verzaubern konnte.
Das liegt zu einem großen Teil sicher daran, dass der nach wie vor schöne Schreibstil Cornelia Funkes die Welt lebendig macht, aber auch daran, dass Staubfinger und Nyame die Protagonisten sind. Natürlich lesen wir auch andere Sichtweisen (speziell Orpheus und seine Handlanger kommen nicht zu kurz), aber im Herzen der Geschichte sind es diese beiden Charaktere, die den Roman so besonders für mich gemacht haben.
Das soll jedoch nicht heißen, dass er ohne Schwächen ist. Speziell das Ende war für mich ein gehöriger Deus ex Machina und auch die Geschichte an sich leidet ein wenig an dem „Bonusstory-Problem“, wodurch sie sich nicht immer relevant im Bezug auf die Gesamthandlung anfühlt. Trotzdem hat es mir Spaß gemacht, ein letztes Mal in die Tintenwelt einzutauchen; es war wie gesagt nicht perfekt, aber trotzdem ein schönes letztes Abenteuer :)
Seit Joannas Vater durch ein magischen Blutbuch umgekommen ist, hütet sie allein die Familiensammlung weiterer Bücher dieser Art, in der Hoffnung, mit ihrer Hilfe irgendwie herauszufinden, wie genau ihr Vater ums Leben kam. Währenddessen geht ihre Halbschwester Esther am Südpol ihrer Arbeit nach, muss jedoch bald feststellen, dass es jemand auf sie abgesehen hat. Und Nicholas, der diese Blutbücher für seinen Onkel herstellt und nicht ahnt, welche Geheimnisse ihm vorenthalten werden, flieht zusammen mit seinem Leibwächter, um die Wahrheit hinter den Büchern und ihren Schreibern herauszufinden …
Dieser Roman erzählt ultimativ von der Liebe zu Büchern – und von den Qualen, die auf sich genommen werden, um sie zu beschützen. Die drei Hauptcharaktere haben alle eine ganz bestimmte Beziehung zu Büchern im Allgemeinen und Blutbüchern im Speziellen, wodurch wir unterschiedliche Sichtweisen erleben, in die man sich alle gut hineinversetzen kann. Wobei das Beste an diesen Sichtweisen nicht einmal die verschiedenen Meinungen der Charaktere waren, sondern vielmehr die Informationen, über die jeder von ihnen verfügt – und auf welche Weise diese zusammenspielen. Hier zeigt sich die große Stärke des Romans: Dadurch, dass jeder Charakter nur über limitiertes Wissen verfügt, wir aber die Sichtweise von allen drei Charakteren lesen, können wir als Leserinnen und Leser die Puzzlestücke selbst zusammenfügen und so das große Ganze verstehen. Es hat sehr viel Spaß gemacht, die Verbindungen zwischen den Sichtweisen zu untersuchen, weil die drei Leben auf faszinierende Weise miteinander zusammenhängen.
Doch perfekt ist der Roman natürlich nicht: So braucht er zum Beispiel einige Zeit, um in Fahrt zu kommen, wobei die drei Charaktere sich erst spät in der Handlung treffen. Zudem sind die einzelnen Beziehungen zwischen verschiedenen Charakterpaaren nicht unbedingt ausgebaut – ich mochte zum Beispiel die Freundschaft zwischen Nicholas und seinem Leibwächter Collins sehr, sowie die Romanze zwischen Esther und Pearl, aber da alle Beziehungen relativ oberflächlich bleiben, fieberte ich nicht so stark mit den Charakteren mit, wie ich es mir gerne gewünscht hätte. Das ist für mich definitiv eine Kritik, die sicher nicht nur mir als solche auffällt, sondern auch andere stören könnte.
Dabei sind die Charaktere an sich sehr gut umgesetzt, sodass jeder für sich ein sympathischer Sichtcharakter ist, den man sehr gerne kennenlernt. Auch das Worldbuilding (speziell die Art und Weise, wie das Schreiben der Bücher mit Blut umgesetzt wurde) war großartig und ich saugte jede Information über die einzelnen Charaktere und die Magie gierig in mich auf. Aber sobald es um tiefergreifende Interaktionen ging, merkte ich, dass diese mir schlicht fehlten; darunter leiden teils auch die Twists, weil man sich z.B. bei dem Verrat eines Charakters gar nicht richtig betrogen fühlt (schließlich hat man nicht das Gefühl, die Hauptcharaktere hätten eine besonders starke Verbindung zu diesem oder jenem Charakter gehabt).
Insofern gefiel mir dieses Buch durchaus, weil sowohl der Fantasy-Aspekt als auch das Zusammenspiel der drei Sichtweisen großartig umgesetzt wurde; doch als sehr gut würde ich es nicht bezeichnen, weil ihm dafür die Beziehungen fehlen, in die ich gerne mehr investiert gewesen wäre. Ein guter Lesestoff für alle, die Bücher, Geheimnisse und Magie lieben, aber nicht unbedingt etwas für diejenigen, die hauptsächlich mit den Charakteren mitfiebern.
Brighton hat das Reaper-Blut getrunken, doch es hat nicht Wirkung, die er sich erhoffte. Statt ihm unvergleichliche Kräfte zu verleihen, bringt es ihn nach und nach um. Emil, der seine eigenen Kräfte am liebsten loswerden will, fürchtet, seinen Bruder zu verlieren und sucht verzweifelt nach einem Weg, ihn zu retten. Währenddessen sucht Maribelle nach der Mörderin ihres Freundes und Ness wird von seinem Vater gezwungen, Propaganda für ihn zu machen …
Im zweiten Teil des Infinity Cycle steht vor allem Brighton im Fokus, der sich mehr als alles Andere wünscht, ein Specter zu werden und die Welt zu retten. Damit gerät er allerdings mit allen anderen aneinander, allen voran Emil, der sich davor fürchtet, was Brighton mit möglichen Kräften anfangen könnte. Die Beziehung der beiden Brüder ist nach wie vor ein Highlight des Romans, weil sie so komplex ist und man beide Seiten verstehen kann. Überraschenderweise gibt es allerdings einen Handlungsstrang, den ich sogar noch spannender fand: Ness’ Geschichte, in der er gegen seinen Willen Dinge tun muss, für die ihn jeder hassen wird. Ich habe unglaublich mit ihm mitgefiebert, weil zwar auch die anderen Sichtweisen spannende Szenen enthielten, aber selten solche moralischen Dilemma wie die, denen Ness sich stellen muss.
Davon abgesehen ist der zweite Teil eine sehr gute Fortsetzung der Handlungsstränge des ersten Teils, der vor allem durch die verbundenen Sichtweisen positiv hervorsticht – dadurch, dass wir den Überblick über alle vier Sichtweisen haben, haben wir Leser*innen Zugriff auf Informationen, die den Hauptcharakteren verwehrt sind, was das Leseerlebnis umso spannender gemacht hat.
Doch eine bedeutende Kritik gibt es trotzdem, und zwar den Schreibstil. Der lockere, moderne Stil liest sich bei den anderen Büchern Adam Silveras ganz natürlich, doch hier in seiner Fantasyreihe war er für mich eher anstrengend zu lesen. Das lag übrigens nicht an den Gendersternchen, die für ungeübte Augen ablenkend wirken könnten, sondern eher daran, dass ich es gewöhnt bin, in Fantasyromanen einen „klassischen“ Stil ohne moderne Ausdrucksweisen zu lesen. Das war hier nicht gegeben, weshalb ich den Roman wegen seines leichten Stils nicht als ganz so lesbar empfand wie viele andere Fantasyromane. Je nachdem, ob man sich an einem modernen Stil stört, könnte dies also ein störender oder ein willkommener Faktor sein.
Von der Geschichte her hat mir der Roman allerdings gefallen, weshalb ich mich schon auf den finalen Teil freue!
Eigentlich sollte Violet im Schreiberquadranten ihre Ausbildung zur Schriftgelehrten anfangen. Doch ihre Mutter schickt sie stattdessen in den Reiterquadranten, in dem die Sterberate nicht nur außergewöhnlich hoch ist, sondern der für Violet zusätzliche Herausforderungen bietet, von denen sie nicht einmal zu träumen gewagt hätte. Und dann ist da noch Xaden, dessen Vater der Große Verräter war und vor dem Violet sich eigentlich fernhalten sollte, dem sie allerdings nach und nach verfällt. Wie soll sie ihre Ausbildung zur Drachenreiterin bestehen, wenn fast alle an der Schule sie tot sehen wollen und ihre eigenen Gefühle ihr im Weg stehen? Es scheint ein unmögliches Unterfangen zu sein ...
Ich war mal wieder interessiert daran, was es mit einem gewissen Hype auf sich hat und habe deshalb "Fourth Wing" gelesen. Und ich muss sagen, ich war positiv überrascht! Sowohl Violets Ausbildung zur Drachenreiterin als auch ihre Beziehung zu Xaden wurden fantastisch umgesetzt, sodass es leicht war, in beiden Bereichen mit ihr mitzufiebern. Dazu kommt, dass die Autorin gut mit unseren Erwartungen spielt, sodass einige Dinge zwar durchaus laufen, wie man sie sich vorstellt, andere dafür aber wiederum nicht. Dieser Mix aus Altem und Neuem hat mir gut gefallen!
Schön ist es auch, dass andere Nebencharaktere nicht ignoriert wurden und ebenfalls eine wichtige Rolle in der Handlung einnehmen. Mir persönlich haben vor allem Xadens bester Freund Liam und Violets beste Freundin Rhiannon sehr gefallen, aber auch andere Charaktere schaffen es trotz der Tatsache, dass regelmäßig welche sterben, einen starken Eindruck zu hinterlassen.
Eine ernsthafte Kritik, die ich habe, ist aufgrund der Länge des Buches vermutlich vorhersehbar: Es hatte ein paar Längen, bei denen die Handlung eher schleppend vorankam, bis es schließlich wieder spannender wurde. Zwar würde ich ingesamt sagen, dass es sich lohnt, diese Längen zu überstehen, aber existieren tun sie trotzdem.
Zuletzt muss ich sagen, dass mein Gesamteindruck vom Buch "gut" war. Aufgrund des Cliffhangers bin ich durchaus gewillt, den zweiten Teil zu lesen, aber es war nicht unbedingt ein Buch, bei dem ich spannend Seite für Seite weitergeblättert habe, sondern eher eines, das durch seine Umsetzung der Drachenreiterausbildung glänzt. Zumindest hat mir diese beim Lesen am meisten gefallen!
Von daher: Ja, ich kann verstehen, woher der Hype herkommt. Für mich ist es zwar kein Highlight-Roman geworden, war aber eine interessante Lektüre, die mich durchaus gespannt auf den zweiten Teil macht!
Ning hat ihre Schwester geheilt, doch dafür den Biss der Schlange erhalten, was es ihr erschwert, ihre Magie gefahrlos einzusetzen. Und dann ist da noch Kang, der sie angelogen hat und jetzt auf der Seite der Gegner steht. Was Ning nicht weiß: Auch Kang versucht alles Mögliche, um die drohende Katastrophe zu verhindern, weiß aber nicht, wie ...
Dieser Abschlussband hat genau wie der erste einen wunderschönen, bildlichen Schreibstil, der diesmal sowohl Nings als auch Kangs Perspektive beschreibt. Davon abgesehen fiel es mir jedoch schwer, mich richtig in ihn hineinfallen zu lassen. Ich konnte zuerst nicht einmal sagen, was jetzt eigentlich die Handlung ist – und selbst, als ich es konnte, fiel es mir bisweilen schwer, ihr zu folgen. Ich kann noch nicht einmal sagen, woran es liegt, aber im Vergleich zum ersten Teil kam ich nicht so gut voran, wie ich es mir gerne gewünscht hätte.
Vielleicht sind Nings und Kangs getrennte Geschichten ein Grund. Sie beide erleben ihre eigene Handlung, die sich später miteinander verzweigt, doch insgesamt haben sie nur relativ wenige Szenen miteinander und noch weniger, die sich auf ihre Romanze beziehen. Obwohl ich es sehr interessant fand, aus Kangs Sichtweise zu lesen, wünschte ich mir, wir hätten mehr Szenen mit beiden zusammen gehabt.
Insofern konnte mich dieser Abschlussband leider nicht komplett überzeugen, auch wenn er durchaus ein paar schöne Szenen hatte – sie haben nur leider nicht ausgereicht, um meinen Gesamteindruck zu ändern. Doch hoffe ich, dass andere Leser*innen einen anderen Eindruck von dem Buch bekommen werden!
Nach den Ereignissen des ersten Bandes sind Quinn und Matilda sich aus dem Weg gegangen. Quinn erforscht den Saum, während Matilda von Bax Informationen holt. Unerwartet treffen sie wieder aufeinander, als eine neue Mitschülerin sich als ihre gemeinsame Feindin Jeanne d'Arc entpuppt und sie zudem von einer Geheimgesellschaft erfahren, bei der Quinns leiblicher Vater Mitglied war ... doch wie sollen die beiden bei all dem Chaos ihre Beziehung kitten?
Ungeduldig habe ich auf den zweiten Band der Vergissmeinnicht-Trilogie gewartet und kann erfreut berichten, dass sich die vergleichsweise lange Wartezeit von anderthalb Jahren mehr als gelohnt hat! Genau wie im ersten Band stürzen sich Quinn und Matilda auch hier in ein Abenteuer, das noch gefährlicher als ihr voriges ist, ihnen aber auch einige wichtige Fragen beantwortet.
Hier fand ich es sehr schön, dass der Fantasy-Aspekt im zweiten Teil weiter ausgebaut wurde, wir gleichzeitig immer noch genug von der Liebesgeschichte bekommen haben und einige andere Handlungen zudem ebenfalls mein Interesse weckten. Es war einfach ein würdiger Nachfolger des ersten Teils, der mir sehr viel Spaß bereitet hat. Interessanterweise fand ich fast schon die Antagonisten am coolsten (speziell Jeanne d'Arc!), aber natürlich haben mir auch die Protagonisten und deren Freunde mir sehr gefallen. (Wobei Bax natürlich der Beste ist ;D)
Der Schreibstil liest sich weiterhin locker und witzig, nur am Anfang musste ich erst mal reinkommen, weil ich vieles aus dem ersten Teil bereits wieder vergessen hatte. Zum Glück ist es Kerstin Gier problemlos gelungen, meine Erinnerung wieder zu wecken!
Trotzdem kann es sicherlich nicht schaden, sich vor der Lektüre des zweiten Teils noch mal den ersten Teil zu Gemüte zu führen. So oder so bekommt man einen Jugendroman, der einem so einiges an Lesevergnügen bietet!
- Sol
- Das Spiel der Zehn
- Aiden Thomas
- Dragonfly
- Fantasy
- Jugendbuch
- Wettbewerb
- Prüfungen
- Götter
- Diversität
- LGBTQ+
Alle zehn Jahre finden die Sonnenspiele statt, in denen zehn ausgewählte Halbgötter und -göttinnen in fünf Prüfungen gegeneinander antreten. Der Gewinner wird zur sonnentragenden Person gekürt, während dem Verlierer die größte Ehre zuteil wird: Diese Person wird nämlich Sol geopfert, um für weitere zehn Jahre den Frieden auf der Welt zu wahren. Die diesjährigen Spiele sind jedoch anders als die vorherigen, den unter den Teilnehmenden befindet sich Teo, der zu den Jades gehört, die im Gegensatz zu den Golds, zu denen u. a. seine beste Freundin Niya zählt, nicht für den Wettkampf ausgebildet werden. Auch Xio, ein andere Jade und damit Außenseiter, ist einer der Teilnehmenden, mit dem sich Teo und Niya verbünden. Und dann ist da noch Aurelio, mit dem Teo früher eine tiefe Freundschaft verband, die trotz des Wettbewerbs noch nicht ganz erloschen zu sein scheint … doch wie soll Teo erfolgreich alle Prüfungen bestehen, wenn das gleichzeitig bedeutet, dass er seine Freunde im Stich lassen muss?
In diesen Fantasyroman muss man sich definitiv reinlesen. Ich war am Anfang ganz schön überfordert von den vielen Charakteren, die vorgestellt werden, zumal der Anfang an sich relativ lang gezogen war. Erst, nachdem die Prüfungen losgehen (nach etwa einem Viertel des Buches) nimmt die Handlung Fahrt auf und ließ mich mit den Charakteren mitfiebern. Die Prüfungen selbst waren hervorragend umgesetzt und ich mochte Teos Beziehungen zu Aurelio, Niya und Xio ebenfalls sehr. (Vor allem Teos langsam aufblühende Romanze mit Aurelio war absolut fantastisch umgesetzt und zusammen mit den Prüfungen eins meiner persönlichen Highlights.)
Auch die Diversität war sehr willkommen; zwar musste ich mich zugegeben erst daran gewöhnen, dass einer der Wettbewerbsteilnehmer das sier/siem-Pronomen benutzt, aber letztendlich war es kein Problem, das (leider noch seltene) Pronomen im Text zu lesen.
Zuletzt gehörte auch das Ende zu meinen Highlights, weil es meine Erwartungen zugleich erfüllt und gebrochen hat. Da ist man schon gespannt auf den zweiten Teil!
Leider bestand der Fantasyroman allerdings nicht nur aus gut umgesetzten Ideen. Wie gesagt ist der Anfang mit der Namen-Lawine absolut überfordernd und ich habe mich sehr schwer damit getan, diesen Anfang zu überwinden. Menschen, die lieber möchten, dass es schnell losgeht, werden hier wahrscheinlich einen guten Grund finden, das Buch frühzeitig abzubrechen. Der Schreibstil an sich war stellenweise sehr merkwürdig, weil scheinbar ohne Grund englische Wörter eingebaut werden, wo es eine deutsche Entsprechung ebenso getan hätte. Das hat mich zwar nicht allzu sehr gestört, aber irritierend fand ich es trotzdem.
Zudem hat das Ranking-System Fragen in mir aufgeworfen. Nach jeder Prüfung werden die Teilnehmenden beurteilt, vom ersten bis zum letzten Platz. Im Buch selbst gibt es an diesen Stellen sogar extra eine Spalte an der Seite, die die Symbole der jeweiligen Götterfamilie zeigt und damit die Reihenfolge der Teilnehmenden. Aber am Ende blieb der Eindruck zurück, dass die ersten vier Prüfungen im Grunde irrelevant sind, weil nur die letztplatzierte Person der fünften Prüfung als Opfer ausgewählt wird, unabhängig davon, wie sie sich zuvor anstellte. Da es zwischen den Prüfungen möglich ist, sowohl hoch aufzusteigen als auch tief zu fallen, hätte ich es logischer gefunden, wenn der Durchschnitt aller Prüfungsergebnisse relevant gewesen wäre; das hätte nicht nur den ersten vier Prüfungen Bedeutung verliehen, sondern hätte dafür gesorgt, dass sowohl Gewinner als auch Verlierer gerecht ausgewählt werden. (Ohne zu viel zu verraten: Ich habe es tatsächlich ausgerechnet und sowohl Gewinner als auch Verlierer wären anders, als sie es im Buch sind, wenn man statt dem Ergebnis der letzten Prüfung den Durchschnitt aller Prüflinge bewertet hätte.)
Deshalb komme ich letztendlich zu dem Schluss, dass dieser Roman sowohl einige willkommene Stärken als auch einige störende Schwächen hat – und deshalb wohl nicht jedem gefallen wird. Ich fand ihn gut genug, um auch den zweiten Teil lesen zu wollen, kann aber nicht von der Hand weisen, dass es bestimmt nicht jedem so ergehen wird. Trotzdem hoffe ich, dass der Roman ein paar begeisterte Leser*innen findet!
Callan, Meriel, Foxtail, Gareth und Lachlan ist es gelungen, das magische Auge zu stehlen, doch wurde Lachlan dabei tödlich verletzt. Um ihn zu retten, lässt Callan sich auf einen gefährlichen Zauber ein, durch den Lachlan zwar wieder lebendig, aber gleichzeitig der Träger einer mysteriösen Magie wird. Sehr bald schon wird sie ihn vollständig beherrschen und ihn schließlich töten. Um ihn wahrhaftig zu retten, muss Callan die sagenumwobenen Zwillingsschwerter finden – was nicht nur ein neues, gefährliches Abenteuer mit sich bringt, sondern ihn auch auf die Geheimnisse seiner Freunde aufmerksam macht ...
Auch der zweite Teil der Shadow Thieves konnte mich begeistern, weil Kevin Sands die Handlung genauso spannend gestaltet wie im ersten Teil. Was sehr zum Spannungsfaktor beiträgt, sind die Cliffhanger-Enden der einzelnen Kapitel und die Tatsache, dass diese meistens recht kurz sind. Diese Kombination war wirklich perfekt, um über den gesamten Roman hinweg eine packende Atmosphäre zu gestalten.
Sehr gefallen hat mir auch, dass wir die Freundegruppe ein klein wenig mehr kennenlernen. Das meiste wird hier im zweiten Teil zwar nur angedeutet, erlaubt es einem aber dafür, eigene Theorien zu den Charakteren aufzustellen. Ich bin jetzt schon gespannt, wie im dritten und abschließenden Band – der wohl leider erst nächstes Jahr erscheinen wird – die Geheimnisse gelüftet werden!
Das Einzige, was ich einer Kritik würdig fand, ist Callans gelegentliche Begriffsstutzigkeit; es gibt in dem Roman mehrere Stellen, wo er ein klein wenig zu lange braucht, um die Lösung für ein Problem zu entdecken. Im Anbetracht seines Berufs als Trickbetrüger hat mich das ganz schön verwundert, obwohl ich die Erklärung dafür (dass seine Gefühle für seine Freunde ihn blind machen) durchaus gemocht habe.
Dieser Roman ist zwar offiziell für Kinder, lässt sich aber auch von älteren Altersklassen problemlos lesen. Mir hat er auf jeden Fall sehr gefallen!
Lilly deGray gehört zu einer Familie, die mithilfe ihres magischen Zahnrads durch die Zeit reisen kann. Zusammen mit ihrem Vater benutzt sie diese Fähigkeit, um verloren geglaubte Gegenstände aus der Vergangenheit wiederzufinden und sich so ihren Lebensunterhalt zu sichern. Doch ihr neuester Auftrag ist besonders gefährlich, denn er führt Lilly ganz allein auf die Titanic, wo sie als Dienstmädchen einer Gräfin eine Kette beschaffen muss, bevor diese zusammen mit der Titanic versinkt. Ebenfalls an Bord ist der charmante Ray Andrews, zu dem Lilly sich hingezogen fühlt. Was sie nicht weiß: Ray ist in Wirklichkeit Damien Belmont, ebenfalls Spross einer Zeitreise-Familie, und hat den Auftrag, Lilly ihr Zahnrad abzunehmen, weil seiner Schwester sonst ein schlimmeres Schicksal als der Tod blüht ...
Ich war vor dem Lesen zugegeben etwas unsicher, weil ich die Autorin nicht kannte und halb erwartet habe, einen von unzähligen austauschbaren Fantasy-Romanzen zu lesen. Und technisch gesehen erzählt dieser Jugendroman keine neue Geschichte, sondern bedient sich bereits bekannter Tropen; doch die Art und Weise, wie er erzählt wurde, hat ihn zu einem fantastischen und fesselnden Leseerlebnis gemacht!
Hier hat es besonders geholfen, dass wir nicht nur Lillys Sichtweise erleben, sondern auch Damiens. Beide Charaktere sind so ausgesprochen sympathisch, dass sie mir unglaublich schnell ans Herz wuchsen. So ist Damien von Anfang an gegen seinen Auftrag und möchte lieber das Richtige tun, was ihn sehr liebenswert gemacht hat. Und Lilly ist eine entschlossene, kluge Protagonistin, die nicht immer alles richtig macht, aber umso mehr darum kämpft, ihr Ziel zu erreichen. Wie gesagt habe ich beide sehr gemocht!
Ihre Romanze ist recht süß erzählt, verlief aber für meinen Geschmack ein wenig zu schnell. Bereits von der ersten Begegnung an fühlen sie sich zueinander hingezogen und entwickeln bereits nach wenigen Szenen zusammen Gefühle füreinander. Zwar ist es klar, dass ihrer Romanze nur so viel Zeit bleibt, zu erblühen, doch trotzdem hätte ich eine leicht langsamere Entwicklung bevorzugt. Dafür haben die beiden Charakteren eine gute Chemie zueinander, sodass es nicht vollkommen unglaubhaft schien, dass sie sich schnell mögen würden – nur im Bezug auf die romantische Anziehung hätten ihre Gefühle imho ein wenig später aufflammen sollen.
Was die Nebencharaktere angeht, möchte ich besonders Adèle, die andere Dienerin der Gräfin, hervorheben. Sie war unter den Nebencharakteren mein Lieblingscharakter, weil sie so eine gute Freundin für Lilly war!
Was ich ebenfalls anmerken möchte, ist, dass es ein Weilchen dauert, bis Lilly und Damien überhaupt auf die Titanic kommen. Weil die Handlung insgesamt spannend erzählt war, machte mir das nichts aus, aber trotzdem gibt es einige Stellen, die die Geschichte ein wenig in die Länge zogen.
Insgesamt handelt es sich um eine Fantasy-Romanze, die zwar nicht perfekt ist, mich aber in vielen Aspekten positiv überrascht hat, weshalb ich auf jeden Fall den zweiten Teil lesen werde!