Bücherregal lädt …
The Survivor Wants to Die at the End
720 Seiten

Seit Paz seinen Vater vor zehn Jahren in Notwehr erschossen hat, ist sein Leben die Hölle – sogar so sehr, dass er sich jeden Tag wünscht, der Todesbote würde anrufen, damit er sein leeres Leben nicht mehr weiterführen muss. Schließlich hat er genug und beschließt, dem Todesboten zu beweisen, dass er auch ohne Anruf sterben kann. In letzter Sekunde wird er jedoch von Alano gerettet, dem Erben des Todesboten-Unternehmens, der ihm zeigen will, dass das Leben lebenswert ist und der sich erst kürzlich vom Todesboten abgemeldet hat. Zusammen versuchen sie, sich gegenseitig zu helfen – doch die Geheimnisse, die beide mit sich tragen, machen das alles andere als einfach …

Schon die beiden vorherigen Teile der Todesboten-Reihe mochte ich sehr und auch im dritten Teil schafft Adam Silvera es, eine emotionale und spannende Geschichte zu erzählen. Wobei sie allerdings recht langsam startet: Paz und Alano begegnen sich erst nach zweihundert Seiten, was zwar nichts im Vergleich zu den fünfhundert ist, die sie danach miteinander verbringen, doch trotzdem empfand ich den Anfang der Geschichte deshalb als zu lang, wenn wir auch die Protagonisten dadurch besser kennengelernt haben.

Wo wir schon dabei sind: Paz und Alano sind beide großartige Protagonisten, mit denen man leicht mitfühlen kann, weil ihre individuellen Probleme zwar nicht zwingend die der Leser*innen widerspiegeln, aber so ergreifend beschrieben sind, dass es trotzdem leicht war, sich in sie hineinzuversetzen. Speziell Paz hat mit vielen schweren Themen zu kämpfen, von Selbstverletzung bis zu Selbstmordgedanken, weshalb ich diesen Roman auch niemandem empfehlen würde, der selbst mit diesen Themen kämpft. Es gab nämlich definitiv ein paar Stellen, die schwer zu lesen waren, weil Paz’ Gedankenwelt ein düsterer Ort ist, wobei ich jedoch den Umgang mit diesen Themen sehr mochte.

Trotzdem waren mir letztendlich Alanos Kapitel lieber, aber nicht nur, weil sie optimistischer waren, sondern allgemein interessanter. Je mehr die Geschichte voranging, desto mehr wollte ich über sein Leben wissen, weil wir Paz’ Leben zwar kennen, aber nicht die Geheimnisse aus Alanos Vergangenheit. Das Foreshadowing ist hier großartig gelungen; während ich die Hinweise für ein Geheimnis etwas zu offensichtlich fand, überraschte mich das andere Geheimnis dafür umso mehr. So oder so: Sowohl Paz als auch Alano waren großartige Charaktere!

Ihre Romanze kam mir am Anfang etwas zu schnell vor, weil sie sich zwar in einer emotional aufgeladenen Situation kennenlernten, ihre wachsenden Gefühle füreinander sich aber erst nach ihrem großen ersten Streit natürlich anfühlten. Trotzdem waren ihre Szenen miteinander über den ganzen Roman hinweg sehr gut umgesetzt – vor allem die Balance zwischen romantischen und dramatischen Szenen hat mir sehr gefallen, sowie die Ehrlichkeit und Empathie in ihren Gesprächen.

Was die anderen Charaktere angeht, hätte ich gerne noch mehr von ihnen gesehen. Alanos beste Freundin Ariana verlässt die Handlung recht schnell und wir lernen nur seinen besten Freund Rio näher kennen. Leider haben wir im Gegensatz zu den vorigen Bänden auch nicht so viele Sichtcharaktere, die die Handlung bereichern, was ich schade fand, weil ich es mochte, wie vielschichtig sie die Handlung der anderen Bände machten. Dafür liebte ich es, alte Charaktere wiederzusehen bzw. Referenzen an sie zu entdecken, was mir jedes Mal wieder ein Lächeln entlockte.

Auch die Todesboten-Welt wird in diesem Band weiter ausgebaut, wobei mich speziell die realen und fiktionalen Geschichten innerhalb dieser Welt interessierten. Es war einfach so faszinierend, sich Gedanken darüber zu machen, wie die Menschen mit dem Todesboten umgehen und welche seltenen Ereignisse durch ihn passierten. Ich hoffe, dass auch im nächsten Band weiterhin Nebengeschichten eingebaut werden, selbst, wenn sie nicht durch eigene Sichtcharaktere erfolgen.

Insgesamt also ein guter Nachfolger der Todesboten-Reihe, wobei Leserinnen und Leser sich allerdings darauf einstellen sollten, dass er sehr emotional ist!

Vorsehung
512 Seiten

Es scheint ein ganz gewöhnlicher Flug zu sein: Bauingenieur Leo ist in seine Arbeit vertieft, während er mehr Zeit für seine Familie brauchen könnte. Junggeselle Ethan kommt gerade frisch von der Beerdigung eines guten Freundes zurück. Paula sorgt mit ihren zwei kleinen Kindern für gehörigen Aufruhr, der sie selbst stresst. Eve ist frisch verheiratet und glücklich, aber nicht gut vorbereitet auf das Eheleben. Sue ist eine ältere Dame, die sich darauf freut, mit ihrem Mann auf mehr Reisen zu gehen. Und Allegra, die Flugbegleiterin, hat Geburtstag, aber trotzdem Spaß daran, den Flug zu leiten. Bis eine alte Frau aufsteht und anfängt, jedem Passagier seine Todesursache und Lebenserwartung zu nennen. Arbeitsunfall, Krebs, Ertrinken, tätlicher Angriff, Mord, Suizid – obwohl unsere Protagonistinnen und Protagonisten nicht wirklich daran glauben, schockiert es sie doch, zu hören, dass ihnen nur wenig Zeit bleibt. Doch erst, als die erste Person umkommt, muss sich jeder mit der Frage auseinandersetzen, was er oder sie mit seinem Leben anfangen will …

Die Kurzbeschreibung und die Grundidee der Handlung haben mich sofort eingenommen und die Umsetzung hat mir insgesamt sehr gut gefallen. Besonders die einzelnen Charaktere und die Art und Weise, wie sie mit ihren Weissagungen umgingen, fand ich sehr realistisch und gleichzeitig spannend geschrieben. Ich habe mit allen mitgefiebert und fand, dass die Geschichte es leicht machte, allen Charakteren zu folgen, ohne durcheinanderzukommen.

Nur die Geschichte von Cherry, der Wahrsagerin, hat mich am Anfang überhaupt nicht interessiert – viel investierter war ich in die anderen Charaktere. Erst nach einer ganzen Weile begann ich langsam, auch in ihre Geschichte einzufinden und mochte sie bald so gerne wie die anderen, aber bis zu diesem Zeitpunkt dauerte es auf jeden Fall eine ganze Weile. Glücklicherweise waren die Kapitel recht kurz, sodass mich dieser Aspekt letztendlich nicht SO sehr gestört hat – und außerdem noch einen anderen positiven Punkt hatte, der mich sehr begeisterte: Der Umgang mit der Wahrsagerei.

Ich war nämlich sehr neugierig, wie die Grundidee der Handlung umgesetzt werden würde – ob tatsächlich alles wahr werden würde oder sich am Ende alles als Humbug erweist. Zu meiner Freude hat die Autorin einen sehr zufriedenstellenden Mittelweg gefunden, indem Cherry selbst die wahrscheinliche Verbindung aus Zufall, Erwartungen, Wahrscheinlichkeiten und Voreingenommenheit ansprach, aber auch zeigte, wie ihre Mutter die Wahrsagerei nutzte, um Frauen in toxischen Beziehungen zu helfen und Menschen allgemein den letzten Schubs zu geben, um ihr Leben zu ändern. Das fand ich sehr schön, weil auf diese Weise sowohl die Wichtigkeit der Rationalität betont wird als auch die Bedeutsamkeit fremder Ratschläge, was die Geschichte im Allgemeinen und das Ende im Speziellen sehr zufriedenstellend machte.

Den Schreibstil fand ich zugegeben ein wenig gewöhnungsbedürftig, ohne, dass ich sagen könnte, woran es lag. Er schuf eine gewisse Distanz zu den Charakteren, beschrieb aber gleichzeitig ihre Probleme so gut, dass man sich leicht in alle hineinversetzen konnte. Ich selbst wurde zum Nachdenken angeregt, weil ich mich gefragt habe, wie ich wohl mit den verschiedenen Weissagungen umgegangen wäre. Trotzdem hob der Schreibstil sich nicht allzu hervor, weder im positiven noch im negativen Sinne.

Insgesamt also ein guter Roman für alle, die es mögen, Geschichten über mehrere miteinander verbundene Charaktere zu lesen – und gerne über ihr eigenes Leben nachdenken!

Gestern waren wir unendlich
400 Seiten

Louis und Henry sind ein glückliches Paar, doch nach ihrem ersten ernsthaften Streit zögert Louis trotzdem, Henry auf seine Familienfeier zu begleiten. Letztendlich tut er es zwar, doch sie bekommen keine Gelegenheit, tatsächlich über ihren Streit zu reden. Auf dem Nachhauseweg passiert dann das Unerwartete: Ihr Auto wird von einem Truck angefahren und Henry stirbt. Am nächsten Tag wacht Louis auf – und es ist derselbe Tag. Er ist in einer Zeitschleife gefangen und entschlossen, einen Weg zu finden, Henry zu retten – koste es, was es wolle …

Ich liebe Zeitschleifen-Romane und obwohl dieser hier eher die anderen Aspekte eines Romans erfolgreich umsetzt, hat er mir trotzdem sehr gut gefallen. So ist Louis’ und Henrys Liebesbeziehung süß umgesetzt und ich mochte es vor allem, wie zwischen den Zeitreise-Kapiteln immer mal wieder ein Kapitel aus ihrer Vergangenheit gezeigt wurde, das ihre Beziehung weiter vertiefte. Am Anfang fand ich die Kapitel ablenkend, weil ich mehr in die Zeitschleife investiert war, doch im Lauf des Romans wusste ich sie immer mehr zu schätzen, weil wir die beiden so besser kennenlernten.

In der Gegenwart hätte ich mir dafür mehr süße Szenen zwischen ihnen gewünscht. Dadurch, dass Louis Henry so verzweifelt davon abhalten will, etwas Gefährliches zu tun, wird er zu Aktionen verleitet, die teils sehr extrem sind – und nur in der jeweiligen Zeitschleife als problematisch angesprochen werden. Zwar sind sie durchaus verständlich, wenn man den Kontext bedenkt, doch trotzdem hätte ich mir gewünscht, sie wären nicht irgendwann vergessen worden.

Die Zeitschleife selbst ist gleichzeitig der stärkste und schwächste Teil der Handlung: Sie hat (vor allem gegen Ende) für viele emotionale Szenen gesorgt, die mich zu Tränen rührten und meinen Lieblingscharakteren (Dylan und Grandma Leanne) gewichtige Szenen gaben, die mir sehr gefielen. Doch insgesamt gab es mir zu viele Wiederholungen ohne genug kreative Abweichungen davon. Natürlich GAB es Abweichungen (lustigerweise hatte Louis sehr oft genau dieselbe Idee wie ich, als eine neue Zeitschleife startete), aber es hätte meiner Meinung nach ruhig mehr von ihnen geben können.

Doch trotz meiner Kritikpunkte war dieser Roman eine wunderschöne, emotionale Lektüre, die ich allen Zeitschleifen- und Adam-Silvera-Fans empfehlen kann!

Das unsichtbare Leben der Addie LaRue
590 Seiten

Vor dreihundert Jahren hat Addie LaRue ihre Seele verkauft, weil sie nicht heiraten, sondern in Freiheit leben wollte. Doch der Preis dafür war hoch: Jeder, der sie zu lange aus den Augen verliert, vergisst sie augenblicklich, fast so, als würde sie nicht existieren. Niemand erinnert sich an sie und sie selbst kann keine Spuren hinterlassen. Bis zu dem Tag, an dem sich etwas ändert: Nach dreihundert Jahren trifft Addie auf Henry, einen jungen Buchhändler, der sie in Erinnerung behält – und in den sie sich verliebt …

Es fällt mir schwer, die richtigen Worte zu finden, um diese grandiose Geschichte zu beschreiben, denn sie war so wunderschön, so emotional und so gewaltig, dass ich sie am liebsten gleich nochmals lesen würde – und irgendwann sicher auch tun werde, denn diese Geschichte verdient es, mehr als einmal gelesen zu werden. Zu sagen, dass sie ein absolutes Highlight war, wäre eine Untertreibung.

Es fängt mit dem Schreibstil an, der tatsächlich ein großer und wichtiger Faktor ist. Er ist bildgewaltig, voller frischer Vergleiche, Metaphern und anderer rhetorischer Stilmittel, flüssig zu lesen und rundherum einfach wunderschön. Er zog mich sofort in die Geschichte hinein und ließ mich bis zum Ende nicht los. Die Geschichte und das Prinzip dahinter sind bereits faszinierend, doch ohne den Schreibstil, der die Gedanken und Gefühle der Charaktere so präzise und kreativ in Worte fasste, wäre ich sicher nicht so davon gepackt worden, wie es tatsächlich der Fall ist.

Teilweise folgen wir der Gegenwart, Addies Begegnung und Zeit mit Henry, der ebenfalls eine dramatische Geschichte hat, teils Addies Vergangenheit mit großem Fokus auf das achtzehnte Jahrhundert, in dem sie ihren Pakt geschlossen hat. Letzteres hat mich am Anfang zunächst verwundert, weil ich erwartete, dass wir recht gleichwertig über die verschiedenen Jahrhunderte lesen werden, doch letztendlich war es genau diese Zeit in Addies Leben, die mich am meisten faszinierte: Die ersten hundert Jahre ihres Fluchs.

Obwohl es einige wichtige Nebencharaktere gibt (speziell Henrys beste Freunde Bea und Robbie), liegt der Fokus ganz eindeutig auf Addie, Henry und Luc (demjenigen, dem sie ihre Seele verkauft hat), wobei sowohl ihre Beziehung zu Henry als auch ihr komplexes Verhältnis zu Luc sehr einnehmend beschrieben war. Das Ende hat die Lust nach mehr geweckt, doch bin ich froh, dass die Geschichte als Einzelband geschrieben ist, weil sie sonst nicht dieselbe Wirkung hätte.

Das Prinzip der Geschichte, das sich ums Vergessen und Erinnern dreht, war fantastisch umgesetzt und wurde sehr gut ausgereizt. Es fiel mir leicht, mich in die Charaktere hineinzuversetzen, weil ihre Probleme so zutiefst menschlichen Ursprungs waren, sodass sicher jeder Leser und jede Leserin sich in ihnen wiederfinden wird. Diese Geschichte regt zum Nachdenken an und ich bedauere es höchstens, sie nicht schon früher gelesen zu haben.

Zusammengefasst ein absolutes Highlight, das nicht nur für Fantasy-Fans geeignet ist, sondern für alle, die einen packenden, wunderschönen und gleichzeitig tiefschürfenden Roman suchen!

Die Tribute von Panem L. Der Tag bricht an
460 Seiten

Haymitch Abernathy sollte eigentlich gar nicht an den fünfzigsten Hungerspielen teilnehmen, doch aufgrund eines Zwischenfalls wird er trotzdem eins der vier Distrikt-12-Tribute, zusammen mit Maysilee Donner, Louella McCoy und Wyatt Callow. Seine große Liebe Lenore Dove muss er zurücklassen und erwartet auch nicht, sie jemals wiederzusehen. Denn mit insgesamt achtundvierzig Tributen werden die diesjährigen Hungerspiele ein wahres Gemetzel, bei dem Haymitch zeigen muss, was wirklich in ihm steckt …

Ich bin nicht unbedingt der größte Hunger-Games-Fan, aber Haymitch war in der Original-Trilogie mein Lieblingscharakter, weshalb ich mich sehr darauf freute, seine Spiele hautnah zu erleben. Und obwohl ich durchaus Kritikpunkte habe, hat mir das Leseerlebnis insgesamt sehr gut gefallen!

Ein sehr großer Grund dafür waren die Charaktere. Haymitch ist natürlich wunderbar und ich liebte es, seine Entwicklung und sein Heldentum zu verfolgen. Sein Mittribut Maysilee wurde sehr bald zu meinem Lieblingscharakter, wobei ich es hier beeindruckend fand, dass sie zunächst unsympathisch dargestellt wurde und schließlich zu einem großartigen Charakter wuchs. Für mich war sie auf jeden Fall ein Highlight! Haymitchs große Liebe Lenore bekommt dafür nicht allzu viel Screentime, doch man spürt ihre Präsenz über den ganzen Roman hinweg. Seine anderen Mittribute bekommen vor allem in der ersten Hälfte viel Aufmerksamkeit, doch fand ich, dass viele von ihnen in den Spielen zu früh gestorben sind.

Das ist einer meiner Kritikpunkte: Dadurch, dass die Vorbereitung auf die Spiele sich so auf die Bündnisse zwischen den Distrikten und Freundschaften zwischen den Tributen konzentrierte, erwartete ich, dass ebenjene Bündnisse und Freundschaften in den eigentlichen Spielen eine gewisse Rolle spielen würden – und das tun sie durchaus auch, aber um einiges weniger, als ich es mir gewünscht hätte. Das liegt vor allem daran, dass viele von Haymitchs Freunden relativ früh sterben, was mich insofern enttäuschte, weil ich gerne noch mehr von ihren Freundschaften gelesen hätte. Die Tode selbst waren zwar sehr gut und schockierend umgesetzt, aber ihre Plötzlichkeit verbunden mit den potentiellen Szenen, die wir durch sie verloren, hat mich wünschen lassen, dass den Spielen genug Zeit gewidmet worden wäre, um die Freundschaften auszubauen.

Die Spiele selbst beginnen nämlich erst nach ca. 250 Seiten, also erst nach über der Hälfte des Buches. In dieser ersten Hälfte wird den Charakteren zwar viel Zeit gewidmet, aber insgesamt fand ich diesen Teil der Handlung trotzdem ein wenig zu lang gezogen. Zudem habe ich mich gewundert, warum die viele Vorbereitung nicht noch mehr genutzt wurde, indem man die wichtigen Charaktere im Spiel länger leben lässt. Trotzdem mochte ich die Vorbereitungsphase sehr, weil sie signifikant dazu beitrug, die Charaktere näher kennenzulernen. Es gibt sogar ein paar wiederkehrende Charaktere aus der Panem-Trilogie, die eine schöne Überraschung waren.

Das Ende fand ich sehr emotional, es hat mich sogar zu Tränen gerührt. Selbst, wenn man es kommen sieht – die Art und Weise, wie es erzählt ist, war so gut, dass ich trotzdem investiert war. Insofern kann ich den Roman jedem Haymitch-Fan problemlos empfehlen!

Gott hat auch mal 'nen schlechten Tag
496 Seiten

In einem Helikopterabsturz, den Moderator Jacob Chrissen fast unbeschadet überlebt, kommen seine Frau und sein Sohn ums Leben. Zutiefst verzweifelt sieht er schließlich keine andere Möglichkeit, als seinem Leben ein Ende zu setzen – doch wird er gestoppt von der achtjährigen Lupi, die ihm ein Angebot macht: Zehn Tage, in denen sie ihn davon überzeugen will, das das Leben lebenswert ist. Denn ihr eigenes Leben sieht ebenfalls nicht allzu rosig aus – sie wird in der Schule schikaniert und hat Angst, dass sie aufgrund ihrer langfingrigen Mutter zu einer Pflegefamilie kommt. Deshalb braucht sie unbedingt ein Wunder – und wer wäre dafür besser geeignet als jemand, der einen Helikopterabsturz überlebt hat?

Dieser Roman ist schön, traurig, lustig und emotional – und natürlich auch recht vorhersehbar. Bereits bei der Kurzbeschreibung kann man gut vorhersehen, wie der Roman verlaufen und schließlich enden wird, aber das hat meiner Lesefreude keinen Abbruch getan. Es hat sehr viel Spaß gemacht, Jacob und Lupi bei ihren Szenen zuzusehen – Szenen, die aufgrund Jacobs Verlust zuerst sehr depressiv waren, bevor sie dank Lupi positiver wurden. Die beiden waren einfach großartig und ich mochte es, dass gleichwertig auf ihre Probleme eingegangen wurde.

Wobei ihre Beziehung zugegeben nicht immer ideal war: Es gab wunderbare Szenen, in denen Jacob sich für Lupi einsetzte und Zeit mit ihr verbrachte, aber leider auch welche, in denen er ihr schlicht Dinge kaufte, die sie wollte. Letzteres hat mir nicht besonders gut gefallen, weil es implizierte, dass man mit Geld Zuneigung kaufen kann. Eine ähnliche Kleinigkeit, die mich gestört hat, war, wie ein Charakter behauptete, man könne bei einem verschwundenen Kind erst nach vierundzwanzig Stunden eine Vermisstenanzeige aufgeben – was selbst bei Erwachsenen nicht stimmt, aber bei Kindern so offensichtlich falsch ist, dass ich mich wunderte, warum man diesen scheinbaren Fakt einbaute.

Sehr gut fand ich, dass Lupi und ihre Mutter Becky für Jacob nicht als Ersatz für seine verlorene Familie fungierten, sondern eher als zweite Chance, seine Fehler wiedergutzumachen. Nach all den traurigen Momenten, die er hatte, war es so wunderbar, ihn wieder für etwas brennen zu sehen.

Das Ende war ein wenig plötzlich, vor allem wenn man das langsame Pacing der Geschichte bedenkt, aber letztendlich werden alle Handlungsstränge abgeschlossen und bilden insgesamt eine schöne, emotionale Geschichte!

Wie Risse in der Erde
400 Seiten

Jahre ist es her, seit Beth ihre erste Liebe Gabriel getroffen hat. Seitdem ist viel passiert – sie hat ihre zweite Liebe Frank geheiratet, ihren Sohn Bobby verloren und Gabriel inzwischen einen bekommen. Beths Ehemann Frank warnt sie, lieber keinen Kontakt mehr zu Gabriel und dessen Sohn Leo aufzunehmen, doch als Gabriel anbietet, dass sie gegen gute Bezahlung auf Leo aufpasst, stimmt sie zu. Doch natürlich wallen alte Gefühle wieder auf und bald fühlt Beth sich zwischen zwei Männern hin und her gerissen – wobei einer von beiden sich in der Zukunft wegen Mord auf der Anklagebank finden wird …

Ich persönlich mag ja Bücher, die mich an „Der Gesang der Flusskrebse“ erinnern, weil der wunderschöne Schreibstil, den sie in der Regel haben, es so leicht macht, sich in die Geschichte fallen zu lassen. Sehr begrüßt habe ich auch die kurzen Kapitel und die vergleichsweise große Schrift, die es noch leichter machten, den Roman in einem Rutsch zu lesen.

Trotzdem fiel es mir am Anfang ein wenig schwer, hineinzukommen, weil ich mit den drei verschiedenen Zeitlinien etwas durcheinanderkam. Obwohl an sich klar ist, welche Geschichte zu welcher Zeitlinie gehört, verwechselte ich sie am Anfang oft, bis ich mich schließlich an die Struktur gewöhnte. Dafür hatten beide Haupt-Zeitlinien Dinge, die sie gleichermaßen ansprechend machten: In der Vergangenheit folgen wir Beths Beziehung mit Gabriel und ihrer Zeit mit ihrem Sohn Bobby, während wir in der Gegenwart ihre Wiederbegegnung erleben, die zusätzlich durch Beths Ehemann Frank und Gabriels Sohn Leo verkompliziert wird. Beide Zeitlinien hatten emotionale Momente, die mich sehr berührten; vor allem Bobbys Leben und Tod stechen hier hervor.

Allerdings gab es auch Dinge, die mich störten. So war das Liebesdreieck um Beth, Gabriel und Frank sehr enervierend zu lesen, denn obwohl ich dem Roman zugute halten muss, dass beide Männer sehr sympathisch dargestellt wurden, hat mich Beths Hin- und Hergerissenheit sehr gestört. Ich bin zugegeben kein Fan von Liebesdreiecken, weil sie entweder zu offensichtlich sind oder – wie in diesem Fall – zu sehr von den interessanten Aspekten des Romans ablenken. Auch hier gab es eine Phase, in der das Liebesdrama meiner Meinung nach zu viel Platz einnahm.

Was das Ende angeht, gab es zwei sehr angenehme Überraschungen, die ich nicht kommen gesehen habe, auch wenn das eigentliche Ende etwas zu kitschig ist. Natürlich nur nach meinem Geschmack, aber ich persönlich hätte die Epilogszene nicht gebraucht.

Trotz den Kritikpunkten spreche ich dem Roman jedoch eine Empfehlung aus, weil er sich einfach so wunderschön und emotional las. Der flüssige Schreibstil und der Umgang mit einem verlorenen Familienmitglied waren großartig umgesetzt und sind ein Leseerlebnis wert!

The Measure
368 Seiten

Eines Tages tauchen sie überall auf der Welt auf: Kleine braunrote Boxen, die den Lebensfaden jedes einzelnen Menschen enthalten. Plötzlich hat jeder die Möglichkeit, herauszufinden, wie lange sein oder ihr Leben sein wird, wie lange das der Partnerin oder des besten Freundes – sofern man es denn wissen will. Verschiedene Menschen müssen sich mit den Problemen, die die Boxen aufwerfen, beschäftigen.

So sind Nina und Maura entschlossen, trotz Ninas langem und Mauras kurzem Faden ein Paar zu bleiben. Ninas Schwester Amie will gar nicht erst in ihre Box sehen, beginnt aber eine unerwartete Brieffreundschaft mit Ben, der einen kurzen Faden hat. Genauso wie der Arzt Hank, der über die Länge seines Fadens lügt – ähnlich wie Jack und Javier, die beschließen, ihre verschieden langen Fäden miteinander zu tauschen, um dem jeweils anderen das Leben zu ermöglichen, das dieser sonst niemals haben könnte. Das wiederum ist kein Problem für Jacks Onkel Anthony, der mit seinem langen Faden zufrieden ist, weil dieser ihm die Präsidentschaft sichert. Das Schicksal aller acht ist miteinander verwoben und sie alle haben ihre eigene Art, mit ihrem kurzen oder langen Faden umzugehen ...

Ich habe "Die Vorhersage" bereits zweimal auf Deutsch gelesen, konnte jedoch nicht widerstehen, diese wunderschöne Geschichte auch auf Englisch zu erleben – obwohl ich zugeben muss, dass ich tatsächlich die deutsche Übersetzung bevorzuge! Nichtsdestotrotz war es erfrischend, diese Geschichte auf gleichzeitig neue und wohlbekannte Weise wieder kennenzulernen und dabei Dinge zu entdecken, die mir zuvor nicht auffielen.

Natürlich gibt es die wunderbaren Charaktere und die grandios umgesetzten Verzweigungen zwischen ihnen (die sich sogar auf Statisten auswirken), aber was mich bei diesem Re-Read besonders beeindruckt hat, war, wie realistisch das ganze Szenario dargestellt wurde. Ob es nun die Reaktion der Bevölkerung ist oder die anderer Länder: Es war alles so glaubwürdig geschrieben, als hätte Nikki Erlick tatsächlich einen Einblick in eine Welt mit Lebensfäden erhalten. Diese wunderbare Mischung aus persönlicher Geschichte und weltweiter Aufmerksamkeit war großartig umgesetzt!

Natürlich musste ich am Ende wieder mehrere Tränen vergießen, so wunderschön und emotional war es geschrieben. Das Buch lässt mich immer wieder voller Hoffnung zurück, denn so traurig manche Schicksale auch waren, waren sie gleichzeitig so zufriedenstellend geschrieben und mit einer schönen Botschaft verknüpft.

Eines meiner Herzensbücher, das ich jedem ans Herz lege – unabhängig von der Sprache, in der man es liest!

Dunkle Momente
336 Seiten

Als Strafverteidigerin weiß Eva Herbergen, dass es im Gericht kein Schwarz und Weiß gibt, sondern dass hinter jeder Tat ein oft verständliches Motiv steckt, das die Grenzen verschwimmen lässt. Nicht immer ist es leicht, zu sagen, wer das Opfer und wer der Täter ist und selbst wenn diese Positionen sich mit Leichtigkeit bestimmen lassen, steckt oft noch mehr hinter den Fällen, als man zunächst vermutet. Während ihrer Karriere hat Eva viele Fälle betreut, von scheinbarer Notwehr über Kindstötung bis zu Vergewaltigung. Doch es gibt einen Fall, dessen Auflösung sie mehr als jeden anderen bereut – und mit jedem Fall, den sie Revue passieren lässt, nähert sie sich dem eigentlichen Grund, der sie so handeln lässt, wie sie es während aller anderen Fälle tut …

Dieser Roman basiert laut der Autorin auf wahren Fällen, was die beschriebenen Ereignisse noch schrecklicher macht, als sie es ohnehin schon sind. Neun Fälle, die größtenteils voneinander unabhängig erzählt sind, fordern uns Leser:innen heraus, unsere eigene Moral in Frage zu stellen. Was ist richtig, was ist falsch? Gibt es das überhaupt? Wann kann man sich unwillkürlich in die Täter hineinversetzen und wann ist das unmöglich? Wie soll man urteilen, wenn der Sachverhalt sich als einiges komplexer herausstellt, als man erwartet hat? Diese und viele andere Fragen kommen bei der Lektüre unwillkürlich auf.

Wie man der Kurzbeschreibung entnehmen kann, behandelt der Roman so einige Themen, die nicht leicht zu verdauen sind. Tatsächlich wage ich zu behaupten, dass fast jede Person mindestens ein Kapitel finden wird, dass schwer zu lesen sein wird, weil das angesprochene Thema einen besonders hart trifft; zumindest bei mir traf das sogar auf so einige Kapitel zu, obwohl die Taten an sich recht nüchtern beschrieben werden. Aus diesem Grund fällt es mir schwer, diesen Roman zu empfehlen, weil ich ihn einerseits sehr beeindruckend fand und andererseits nicht sagen könnte, wem er gefallen könnte.

Dazu kommt auch eine Kritik, nämlich den vorhersehbaren Aufbau vieler Kapitel. Nicht alle sind davon betroffen, aber die meisten stellen einen Sachverhalt dar, offenbaren dann eine Information, die es in einem anderen Licht präsentiert und haben gegen Ende dann noch einen letzten Twist, der die Handlung ein weiteres Mal verdreht. Das wurde mir bereits nach den ersten drei Fällen zu offensichtlich, auch wenn es danach Fälle gab, die sich nicht auf diesen Aufbau stützten. Ich weiß hierbei natürlich nicht, ob das den tatsächlichen Fällen geschuldet ist, die als Inspiration dienten, oder einer Entscheidung der Autorin; Tatsache ist aber, dass viele Fälle so ähnlich aufgebaut sind, dass es mich irgendwann störte.

Die Fälle an sich sind dabei aber nicht störend, im Gegenteil: Ich fand es ungewöhnlich faszinierend, den Charakteren zu folgen, die ins Zentrum eines Mordes gerieten. Scheinbare Notwehr, Kannibalismus, falsche Geständnisse … die Fälle waren einnehmend beschrieben und ich war gespannt darauf, wie sie sich entwickeln würden. Zwar war es überraschend oft tatsächlich möglich für mich, mich für eine Seite zu entscheiden, aber eine klare Trennung in Gut und Böse gibt es trotzdem nicht.

Ich schätze, Fans von Krimis und Gedankenexperimenten könnte die Lektüre deshalb gut gefallen – solange sie bereit sind, ein paar schwerwiegende Themen zu behandeln. Keine Lektüre für jeden, aber definitiv eine, die zum Nachdenken anregt!

Our Infinite Fates
400 Seiten

Über Jahrhunderte hinweg werden Evelyn und Arden in anderen Körpern und in anderen Ländern wiedergeboren. Ihr Schicksal ist immer gleich: Sie verlieben sich und sterben vor ihrem achtzehnten Geburtstag durch die Hand des Anderen. Evelyn, die den Grund dafür nicht kennt, hofft, dass es diesmal anders läuft, denn ihr jetziges Leben gefällt ihr mehr als jedes Andere. Vor allem möchte sie für ihre krebskranke Schwester unbedingt eine lebensrettende Knochenmarktransplantation durchführen, bevor Arden sie findet und umbringt. Außerdem hofft sie, endlich Antworten auf ihre Fragen zu bekommen: Warum tötet Arden sie in jedem Leben, obwohl er sie über alles liebt – und sie ihn auch? Warum immer vor ihrem achtzehnten Geburtstag? Und wie können sie diesen Fluch ein für alle Mal brechen?

Ich brauchte wirklich lange, um in dieses wunderschöne Buch zu finden, weil die Struktur es mir nicht leicht gemacht hat. Während wir ca. zwei Drittel der Geschichte in Evelyns gegenwärtigem Leben verbringen, in dem während des ganzen Romans nur etwa zwei Wochen vergehen, erleben wir gleichzeitig in einzelnen Kapiteln ein paar ihrer früheren Leben, die rückwärts erzählt werden. Dadurch, dass jedes der früheren Leben nur ein Kapitel einnimmt, fühlte ich mich oft, als würde etwas fehlen – gerne hätte ich die einzelnen Leben noch ausführlicher erlebt, statt nur Schnipsel von ihnen zu bekommen.

Erst, als ich mich in die Geschichte eingelesen hatte (nach ca. 150 Seiten), gewöhnte ich mich an die Struktur und lernte die Lebensschnipsel sogar zu schätzen. Denn bis dahin war ich ganz in Evelyns und Ardens Liebesgeschichte investiert und mochte es, einen Einblick in ihre früheren Leben zu werfen. Ab dann fühlte sich jedes Vergangenheitskapitel bereichernd an und gerade lang genug, um die Komplexität ihrer Liebe und Verluste zu begreifen. Besonders gefiel mir, dass Evelyn und Arden in verschiedenen Körpern und Ländern wiedergeboren wurden – so erleben wir nicht nur die Liebesgeschichte zwischen einem Jungen und einem Mädchen, sondern auch zwischen zwei Jungen und zwei Mädchen, immer in verschiedenen Zeiten und an verschiedenen Orten.

Evelyn und Arden sind zudem beide sehr sympathische Charaktere. Früh wird etabliert, dass es ihnen nicht gefällt, sich gegenseitig zu töten und sie sich am liebsten ohne Einschränkungen lieben würden. Das fand ich sehr erleichternd, weil die Charaktere dadurch sympathisch blieben. Zufrieden war ich auch mit der Erklärung für die ewigen Wiedergeburten, weil ich sie nicht kommen sah und sie sich dennoch perfekt in die Handlung einfügte.

Und damit noch nicht genug: Als Evelyn meinte, dass sie unbedingt in ihrem gegenwärtigen Leben bleiben will trotz des Leids, das ihre Familie stellenweise erfuhr, war ich gespannt, ob wir eine richtige Erklärung dafür bekommen würden – und tatsächlich gab es sie auch. Denn von den Annehmlichkeiten der Gegenwart abgesehen, sind Evelyns Mutter und Schwester unglaublich liebevolle Charaktere und Evelyns Bindung zu ihnen ist so stark, dass ich problemlos nachvollziehen konnte, warum sie sich nicht von ihnen trennen wollte. Dass es Laura Stevens gelungen ist, Evelyns gegenwärtiges Leben so tragisch und gleichzeitig so schön darzustellen, ist hier ein großes Lob: Gerade das Leid hat die drei Familienmitglieder so zusammengeschweißt. Zusätzlich hat die gegenwärtige Handlung viele vertrackte Situationen, wodurch der Druck, der auf Evelyn lastet, noch deutlicher zu spüren ist.

Doch bringt er einen Kritikpunkt mit sich, der sich auch auf die Vergangenheit bezieht: Wir erfahren nie, wie viele spannenden Szenen weitergegangen sind. Nicht in jedem Vergangenheitskapitel war es notwendig, weil manche zufriedenstellend enden, doch gibt es auch so einige, bei denen ich gerne erfahren hätte, wie es danach weitergegangen ist bzw. wie Evelyns Familie auf ihren plötzlichen Tod reagierte. Durch die Zufälligkeit des Ortes, an dem Evelyn als nächstes geboren wird, ist das natürlich nicht immer möglich, speziell in vielen der früheren Zeiten, doch gerade in späteren Zeiten wäre es leicht(er) gewesen, sich über das Schicksal ihrer Liebsten zu informieren.

Ein- bis zweimal gibt es tatsächlich eine stärkere Verbindung zwischen den Leben selbst (zum Beispiel, als Evelyn in einem Krieg zwischen zwei Ländern auf verschiedenen Seiten geboren wird), aber insgesamt wirken die Leben wie das, was sie sind: Zufällig und ohne jegliche Verbindung zueinander. Hier hätte es mir gefallen, hätte es neben Arden noch einen roten Faden gegeben, der die Leben aneinander bindet.

Diejenigen, die eine engere Verbindung zwischen den Zeiten wünschen und langsame Anfänge nicht mögen, werden wahrscheinlich nicht in die Geschichte reinfinden. Doch diejenigen, die das Grundkonzept der Handlung interessiert und die bereit sind, sich auf die damit einhergehende Struktur einzulassen, werden mit einer wunderschönen Liebesgeschichte belohnt!

1000 gute Gründe
288 Seiten

Milou hat eine enge Beziehung zu ihrer Oma Anni, die ihr täglich einen Glückskeks backt. Immer scheint sie die richtigen Worte zu finden, wenn es Milou gerade nicht gut geht, ob es nun mit der Schule oder persönlichen Problemen zusammenhängt. Doch dann stirbt Oma Anni an einem Herzinfarkt. Milou, die mit ihrem Tod nicht zurechtkommt, kapselt sich vor allen ab und will am liebsten nie wieder in die Schule gehen. Doch dann findet sie einen Glückskeks – mit einer Botschaft, die in der Handschrift ihrer Oma verfasst ist und sie anleitet, zu einem bestimmten Zeitpunkt an einen bestimmten Ort zu gehen. Milou kann es nicht fassen, folgt allerdings der Spur – und findet mit jedem Glückskeks immer mehr Gründe, ihr Leben wieder zu genießen …

Dieses schöne Kinderbuch ist mitnichten nur für Kinder geeignet, sondern war auch für mich als Erwachsene ein wunderbares und emotionales Leseerlebnis. Obwohl Oma Anni natürlich nur kurz auftaucht, spürt man ihre Präsenz über den gesamten Roman hinweg, während Milou gleichzeitig ihre Bindungen zu ihren Eltern und Freunden verstärkt. Es hat mir sehr gefallen, wie wir nicht nur Milous Trauer und ihre Liebe zu Oma Anni erlebten, sondern auch, wie alle anderen sie dabei unterstützten. Speziell ihre Eltern, ihr Schulfreund Levi und die Trainerin Sunny waren mir unglaublich sympathisch und ein großartiges Beispiel dafür, wie man einen Charakter in so einer Situation unterstützt.

Milou selbst konnte ich dafür nicht immer verstehen, weil ihre Wut für mich nicht immer gerechtfertigt war. Manchmal natürlich schon, aber insgesamt war sie doch überrascht oft wütend auf ihre Situation und bestimmte Charaktere, ohne dass ich immer nachvollziehen konnte, warum. Vor allem, weil sie manche Charaktere beschuldigte, ohne zu wissen, ob sie tatsächlich schuldig waren. Allerdings mochte ich ihren Charakter insgesamt trotzdem sehr und war am Ende zu Tränen gerührt, als sie ihren letzten Abschied vollzog.

Dadurch, dass Milou die Schule für eine lange Zeit nicht besucht, konnten wir leider die Charaktere dort nicht so ausführlich kennenlernen, wie ich es mir gerne gewünscht hätte. Gerade die Projektwoche hätte meiner Meinung nach ruhig weiter ausgebaut werden können, weil sie eine großartige Gelegenheit für Milou war, ihren Charakter weiterzuentwickeln; doch leider werden die Ereignisse dort nur berichtet statt gezeigt, was ich schade fand. Hier hätte ich die Schule relevanter gemacht, um Milous Wachstum zu zeigen.

Insgesamt hat mich diese Geschichte sehr berührt und ich hoffe, dass sie noch mehr Leser:innen findet, die von ihr verzaubert werden!

Die Abschaffung des Todes
655 Seiten

James Windover ist Chefredakteur der teuersten Tageszeitung der Welt, weil sein Team sich darum bemüht, das Weltgeschehen möglichst objektiv darzustellen. Sein Interesse ist geweckt, als er hört, dass drei berühmte Unternehmer die Firma Youvatar gegründet haben, deren Zweck unter strenger Geheimhaltung steht. Bei der Einführungsveranstaltung kommt dieser Zweck schließlich heraus: Die Gründer von Youvatar möchten den Tod abschaffen. Die Pläne dazu hören sich beeindruckend realistisch an und James soll untersuchen, ob sie es auch wirklich sind. Es dauert nicht lange, ehe er auf einen Schriftsteller stößt, dem einer der Youvatar-Gründer über eine Million für das Löschen einer Kurzgeschichte gezahlt hat, die sich mich genau diesem Thema beschäftigt. Was versucht das Unternehmen, zu verbergen? James ist entschlossen, es herauszufinden, selbst, wenn es ihn selbst in Gefahr bringt …

Dieser Roman war mein erster Thriller von Andreas Eschbach, wird aber mitnichten mein letzter sein, weil er mich sehr begeistert hat! Dabei fiel es mir am Anfang tatsächlich schwer, reinzukommen, weil wir sehr viele Informationen zu den Charakteren und anderen Handlungsdetails bekommen, die sich nicht immer interessant lasen. Doch sobald man den Anfang überwunden hat, kommt die Geschichte ordentlich ins Rollen und war eine wahre Achterbahnfahrt. Besonders gut fand ich, wie ausgeglichen hier die Mischung aus Spannung und Informationen war – während ich die Verfolgungsjagd, der James sich stellte, angespannt verfolgte, nahm ich gleichzeitig die Informationen über die Gehirnforschung neugierig auf. Zugegeben habe ich mitnichten alles verstanden, aber die Gedankenexperimente machten es einfach, zumindest die Grundzüge zu begreifen.

Die spannendsten Szenen waren für mich diejenigen, in denen die Kurzgeschichte erzählt wurde, weil das über einen längeren Zeitraum mit vielen Unterbrechungen erfolgte, die mich (auf positive Weise) wahnsinnig gemacht haben. Andreas Eschbach gab ihr ein hervorragendes Build-Up, das sich ordentlich auszahlte und mich zum Nachdenken brachte. Zusammen mit den vielen anderen spannenden Szenen hatte ich ein sehr einnehmendes und gleichzeitig bereicherndes Leseerlebnis.

Was ich ebenfalls sehr mochte, waren die persönlichen Probleme, die James plagten – sowohl die Beziehung zu seiner Partnerin als auch die Beziehung zu seinem Vater. Für die Haupthandlung spielen diese, wenn überhaupt, zwar nur eine geringe Rolle, brachten mir dafür aber James als Hauptcharakter umso näher. Hier hilft es auch, dass ich den Fokus auf die Probleme genau richtig gesetzt fand – nicht so viel, dass es von der Haupthandlung ablenkt, aber genug, um in sie investiert zu werden.

Das Ende war ein wenig plötzlich und wirkte so, als würde etwas fehlen, ohne, dass ich genau sagen konnte, was es war. Letztendlich fand ich es zwar trotzdem gut, weil es noch einen letzten interessanten Twist gab, aber eben keinen, den ich erwartet hatte.

Speziell Lesende von spannenden Politikthrillern werden hier sowohl viele Informationen als auch viele packende Momente finden, während Lesende von eher „klassischen“ Thrillern damit rechnen müssen, dass die Spannung ein wenig später losgeht – aber dann umso fesselnder ist!

The Romeo & Juliet Society, Band 3: Diamantentod (Knisternde Romantasy)
448 Seiten

Es ist soweit: Das legendäre Liebespaar, das den Rosenfluch stoppen soll, ist auserwählt worden und hat nur einen Monat Zeit, um seine Liebe zu verwirklichen, bevor es geopfert werden soll. Das wollen Joy, Rhyme und Cut natürlich nicht zulassen und suchen nach einem Weg, den Fluch zu brechen. Doch sie haben keine Ahnung, wie sie das anstellen sollen und stehen zudem unter ständiger Beobachtung. Jedes Mal, wenn sie Fortschritte machen, ist das Ballkomitee ihnen auf den Fersen, um sie von ihrem Ziel abzuhalten. Müssen sie sich am Ende selbst opfern, um den Fluch aufzuhalten?

Der Abschlussband der Romeo & Juliet Society war zu meiner Freude ein würdiger Abschluss der gesamten Reihe! Immer noch spaßig zu lesen, mit einer süßen Romanze und sympathischen Charakteren. Speziell Joy ist meine Favoritin, weil sie nicht nur eine großartige Protagonistin war, sondern gleichzeitig humorvoll und mutig. Mehr als einmal musste ich lachen, als sie die Traditionen der Schule (zurecht!) infrage stellte und auf ihre eigene Weise gegen sie rebellierte. Zwar war sie mir stellenweise ein bisschen zu naiv, was gewisse spätere Twists anging, die ich bereits früh vorhersah, aber andererseits hat sie natürlich nicht den Weitblick, den ich als Leserin hatte. So oder so mag ich Joy unglaublich gern und bin froh, wie ihre Geschichte ausging.

Auch Rhyme und Cut spielen eine große Rolle, wobei ich von Cut gerne ein wenig mehr gesehen hätte, aber dafür umso begeisterter von Rhyme war. Sowohl als Charakter als auch als Love Interest spielte er seine Rolle perfekt, sodass es leicht war, mit der Romanze mitzufiebern. Hier hat Sabine Schoder meiner Meinung nach die richtige Entscheidung getroffen, die ich zwar schon im ersten Band ahnte, aber trotzdem froh war, ihre Umsetzung zu sehen.

Den Großteil der Plottwists habe ich persönlich vorhergesehen, aber das hat dem Spaß, den ich beim Lesen hatte, keinen Abbruch getan. Das Pacing und die allgemeinen Ereignisse gefielen mir nämlich sehr gut und ich war stets gespannt darauf, was die Charaktere als nächstes erleben und erfahren würden. Von den Nebencharakteren stachen Blaze und Stage positiv hervor, während die anderen diesmal nicht ganz so viel zu tun hatten. Hier sehe ich Potential nach oben: Denn obwohl in allen drei Bänden die Nebencharaktere eine wichtige Rolle spielen, kommen sie über alle drei Bände betrachtet etwas zu kurz, weshalb ich mich darauf freue, wie Sabine Schoder sie in neuen Romanen noch effektiver einsetzen wird.

Positiv überrascht hat mich die Erklärung des Rosenfluchs, die ich nicht erwartet hätte und die mir ausgesprochen gut gefiel. Die Art und Weise, wie dadurch gleich mehrere Fragen beantwortet werden, war wunderbar und hat bei mir für einen ordentlichen „Oha!“-Moment gesorgt.

Wie gesagt ein würdiger Abschluss der Reihe, romantisch und spaßig zu lesen, mit großartigen Hauptcharakteren und Nebencharakteren, die noch ein wenig mehr Tiefe verdient hätten, mir aber trotzdem gut gefielen. Empfehlenswert für alle, die einen humorvollen Schreibstil und Romanzen mit Fantasyfaktor lieben!

Das Verhalten ziemlich normaler Menschen
352 Seiten

Seit Ashers Mutter vor einem Jahr bei einem Autounfall gestorben ist, versinkt er immer tiefer in seiner Traurigkeit. In seinen Therapiesitzungen, die er abwechselnd in zwei verschiedenen Gruppen verbringt, lernt er andere Menschen kennen, die ebenfalls alle einen schweren Verlust erlitten haben: Sloane, die ihren Vater vermisst; Will, der seinen kleinen Bruder verloren hat; und der achtzigjährige Henry, der immer noch mit seiner toten Frau Evelyn redet. Zusammen gehen sie auf einen Roadtrip, dessen wahres Ziel nur Asher selbst kennt: Er möchte den Mörder seiner Mutter finden – und ihn umbringen …

Ich hatte ein paar Schwierigkeiten, in dieses Buch reinzukommen, weil der Schreibstil am Anfang sehr gewöhnungsbedürftig war. Asher bildet immer sehr lange Sätze, deren Anfang man gegen Ende bereits vergessen hat. Das hat mich durchaus gestört, aber zum Glück wird der Stil im Verlauf des Romans sehr viel besser und angenehmer zu lesen. Am Anfang muss man sich also durchbeißen, aber danach lohnt es sich sehr!

Wie K. J. Reilly die Charaktere und ihre Trauer beschrieben hat, hat mir sehr gefallen. Speziell Ashers Verhalten ist stellenweise sehr problematisch, aber trotzdem versteht man ihn und wünscht sich, dass er einen Weg durch seine Trauer findet. Auch die anderen Charaktere und deren Gefühle wurden sehr gut beschrieben, ohne dass deren Trauer mich runter gezogen hat; ich fühlte mit ihnen mit, ohne dabei selbst so stark beeinflusst zu werden, dass es mir das Lesevergnügen geraubt hätte. Hier gibt es eine wirklich wunderbare Balance, die ich so nur selten in Romanen mit ähnlichen Themen erlebte!

(Extra-Erwähnung verdient übrigens Ashers Therapeutin, die er Peter Pan nennt. Sie hatte im Vergleich zu den anderen Charakteren zwar weniger Screentime, aber mindestens genauso viel Wirkung.)

Das Ende ist natürlich recht vorhersehbar, hat aber nichts daran geändert, dass die Reise selbst schön war. Insofern ist mein einziger Kritikpunkt, dass es bis zu dieser Reise etwas zu lange dauert – über ein Drittel der Handlung vergeht, ehe der Roadtrip startet. Zwar sind die Themen, die davor diskutiert wurden, ebenso wichtig, aber trotzdem wünschte ich mir, dass der Roadtrip früher angefangen hätte.

Abschließend also ein schöner Roman, der wichtige Themen auf eine Art und Weise erzählt, die einem Hoffnung gibt!

Always Isn't Forever - Kann wahre Liebe den Tod besiegen?
502 Seiten

Ruby und Hart sind seit Jahren ein glückliches Paar und freuen sich schon auf ihre gemeinsame Zukunft. Doch dann kommt Hart bei einem Seeunglück ums Leben, als er ein kleines Kind vor dem Ertrinken rettet. Ruby versinkt in ihrer Trauer, doch Hart bekommt eine zweite Chance zu leben: Der Engel Lourdes gibt ihm die Möglichkeit, in einem anderen, frisch verstorbenen Körper wiederbelebt zu werden. Leider gehört dieser Körper ausgerechnet dem Footballstar Jameson, den Ruby überhaupt nicht ausstehen kann. Zudem darf Hart ihr nicht sagen, wer er wirklich ist, und verliert mit jedem Tag immer mehr und mehr Erinnerungen an sein ursprüngliches Leben …

Zunächst möchte ich die einzige Kritik anmerken, die ich für diese wunderschöne Geschichte habe: Nämlich, dass der Deal, auf den Hart sich einlässt, viel zu unfair ist. Es ist durchaus logisch, dass er niemandem seine wahre Identität verraten kann, aber dass er seine Erinnerungen alle verliert und noch dazu jeder, der seine Identität selbst herausfindet, die Erinnerung an die Information ebenfalls verliert, kam mir viel zu ungerecht vor. Auf jeden Fall nicht wie ein Deal, den man tatsächlich eingehen würde, weil er nicht wirklich eine zweite Chance auf ein Leben ist, sondern eigentlich alles noch schmerzhafter macht.

Natürlich entwickelt sich der Roman anders und findet glücklicherweise zu einem sehr zufriedenstellenden Ende, aber ich hätte trotzdem eine andere Art von Deal gewählt, um die Situation nicht ganz so hoffnungslos zu gestalten. Zudem lässt das Ende ein paar offene Fragen bezüglich anderer Charaktere, die ich gerne beantwortet bekommen hätte. Allerdings ist das Ende selbst letztendlich so wunderschön, dass die Kritikpunkte vergleichsweise nebensächlich sind.

Womit wir bei den vielen positiven Punkten wären. Sowohl die Ausgangssituation als auch die Romanze ist unglaublich gut umgesetzt und hat mich ordentlich am Ball gehalten. Hart und Ruby waren nicht nur wunderbare Charaktere für sich, sondern hatten auch eine knisternde Chemie miteinander, die es leicht gemacht hat, in das Paar investiert zu sein. Die beiden sind nicht einfach ein Traumpaar auf dem Papier, sondern zeigen es durch so ziemlich jede Szene, die sie miteinander teilen.

Andere Charaktere bekommen ebenfalls ihre Zeit im Rampenlicht, wobei Lourdes (der Engel), Gabi (Rubys Schwester) und George (Harts bester Freund) hervorzuheben sind. Lourdes macht eine zu erwartende, aber immer noch schön zu lesende Charakterentwicklung durch. Dass sie überhaupt eine wichtige Rolle in der Handlung spielte, hat mir sehr gefallen, weil ich das gar nicht erwartete. Gabi und George haben Ruby und Hart besonders gut unterstützt und waren allgemein sympathische Figuren. Vom Rest der Charaktere (speziell Jamesons Familie) hätte ich mir gerne noch etwas mehr erhofft, aber sie erfüllen ihren Zweck in der Handlung trotzdem sehr gut.

Besonders gut hat mir gefallen, wie die „Verschmelzung“ von Hart und Jameson umgesetzt war. Ich war sehr neugierig, wie J. C. Cervantes sie schreiben würde, ohne dass Hart seine Identität verliert, aber auch ohne, dass Jamesons Körper komplett unwichtig wird. Und ich muss sagen, dass ihre Lösung mir sehr gefallen hat!

Was mich ebenfalls positiv überraschte, waren die übernatürlichen Elemente des Romans. Durch Lourdes gibt es natürlich bereits ein übernatürliches Element, aber Gabi bildet ein zusätzliches. Sie legt nämlich gerne Tarotkarten und ruft dabei nach ihren Ahnen. In jedem anderen Roman hätte ich das lächerlich und unrealistisch gefunden – doch auf die Art und Weise, wie es hier eingebaut war, verbunden mit Lourdes’ Existenz, hat es mir überraschend gut gefallen!

Zum Schluss finde ich das Pacing der Geschichte recht gut. Es ist eigentlich recht gemächlich, schaffte es aber trotzdem mühelos, mich durch die Handlung zu ziehen, weil die Hauptcharaktere und die Dinge, die sie durchmachten, so intensiv beschrieben wurden. Von daher kann ich das Buch allen Romanzen-Fans, die auch ein Stück Übernatürlichkeit mögen, sehr empfehlen!