- Gott hat auch mal
- 'nen schlechten Tag
- Lucy Astner
- Goldmann
- Belletristik
- Tod
- Trauer
- Freundschaft
- Leben
- Familie
- Verlust
- Hoffnung
In einem Helikopterabsturz, den Moderator Jacob Chrissen fast unbeschadet überlebt, kommen seine Frau und sein Sohn ums Leben. Zutiefst verzweifelt sieht er schließlich keine andere Möglichkeit, als seinem Leben ein Ende zu setzen – doch wird er gestoppt von der achtjährigen Lupi, die ihm ein Angebot macht: Zehn Tage, in denen sie ihn davon überzeugen will, das das Leben lebenswert ist. Denn ihr eigenes Leben sieht ebenfalls nicht allzu rosig aus – sie wird in der Schule schikaniert und hat Angst, dass sie aufgrund ihrer langfingrigen Mutter zu einer Pflegefamilie kommt. Deshalb braucht sie unbedingt ein Wunder – und wer wäre dafür besser geeignet als jemand, der einen Helikopterabsturz überlebt hat?
Dieser Roman ist schön, traurig, lustig und emotional – und natürlich auch recht vorhersehbar. Bereits bei der Kurzbeschreibung kann man gut vorhersehen, wie der Roman verlaufen und schließlich enden wird, aber das hat meiner Lesefreude keinen Abbruch getan. Es hat sehr viel Spaß gemacht, Jacob und Lupi bei ihren Szenen zuzusehen – Szenen, die aufgrund Jacobs Verlust zuerst sehr depressiv waren, bevor sie dank Lupi positiver wurden. Die beiden waren einfach großartig und ich mochte es, dass gleichwertig auf ihre Probleme eingegangen wurde.
Wobei ihre Beziehung zugegeben nicht immer ideal war: Es gab wunderbare Szenen, in denen Jacob sich für Lupi einsetzte und Zeit mit ihr verbrachte, aber leider auch welche, in denen er ihr schlicht Dinge kaufte, die sie wollte. Letzteres hat mir nicht besonders gut gefallen, weil es implizierte, dass man mit Geld Zuneigung kaufen kann. Eine ähnliche Kleinigkeit, die mich gestört hat, war, wie ein Charakter behauptete, man könne bei einem verschwundenen Kind erst nach vierundzwanzig Stunden eine Vermisstenanzeige aufgeben – was selbst bei Erwachsenen nicht stimmt, aber bei Kindern so offensichtlich falsch ist, dass ich mich wunderte, warum man diesen scheinbaren Fakt einbaute.
Sehr gut fand ich, dass Lupi und ihre Mutter Becky für Jacob nicht als Ersatz für seine verlorene Familie fungierten, sondern eher als zweite Chance, seine Fehler wiedergutzumachen. Nach all den traurigen Momenten, die er hatte, war es so wunderbar, ihn wieder für etwas brennen zu sehen.
Das Ende war ein wenig plötzlich, vor allem wenn man das langsame Pacing der Geschichte bedenkt, aber letztendlich werden alle Handlungsstränge abgeschlossen und bilden insgesamt eine schöne, emotionale Geschichte!
- The Favourites
- Layne Fargo
- Blanvalet
- Belletristik
- Romanze
- Liebe
- Eistanz
- Spannung
- Interviews
- Drama
- Kleines Highlight
Katarina Shaw und Heath Rocha kennen sich seit Kindertagen und begeistern sich beide für den Eistanz. Vor allem Katarina möchte ihr Vorbild Sheila Lin übertreffen und ist entschlossen, bis zum Äußersten zu gehen, um das zu erreichen. Die Liebe der beiden wird legendär – trotz oder gerade wegen der Schwierigkeiten, denen sie sich stellen. Von skandalösen Eistänzen bis zu dramatischen Enthüllungen: Sie lieben sich, sie hassen sich, sie können nicht ohne einander. Doch ihre Geschichte ist voller Höhen und Tiefen, die immer mehr drohen, sie endgültig auseinander zu reißen …
Diese Geschichte ist unglaublich unterhaltsam zu lesen und war eine Lektüre, die ich sehr genossen habe. Obwohl ich schon andere „Aufstieg, Fall und Comeback“-Geschichten gelesen habe, war es Katarinas und Heaths Geschichte, die mich vollständig realisieren hat lassen, wie sehr ich solche Geschichten mag. Es macht einfach Spaß, sie zu lesen, die verschiedenen Akte zu verfolgen und zudem eine Liebesgeschichte zu bekommen, die sehr einnehmend war.
Katarinas und Heaths Beziehung war definitiv das Highlight des Romans, weil sie so komplex und faszinierend beschrieben war. Man spürt ihre Liebe, aber auch die vielen Probleme, die es ihnen so schwierig machen, eine glückliche Beziehung zu führen und gleichzeitig erfolgreiche Eistänzer zu sein. Layne Fargo ist es wirklich hervorragend gelungen, ihre Beziehung einnehmend zu beschreiben!
Natürlich spielt auch die Welt des Eistanzes eine wichtige Rolle, wobei hier positiv zu erwähnen ist, dass man selbst keine Verbindung dazu haben muss, um die Geschichte zu genießen. Ich selbst kenne mich kaum bis gar nicht darin aus, aber das musste ich auch nicht, um vollkommen von der Geschichte verzaubert zu werden.
Etwas, das wesentlich dazu beigetragen hat, waren die Interviews der gegenwärtigen Charaktere, die regelmäßig zwischen den Kapiteln wiedergegeben werden. Am Anfang war ich mir nicht sicher, was ich davon halten sollte, doch schnell kristallisierte sich heraus, wie gut sich die Interviews in die Haupthandlung einfügen, sie sogar durch das leise Foreshadowing bereichern. So blieb die Spannung stets erhalten und meine Begeisterung auch.
Eine Kritik gibt es allerdings: Zuweilen waren mir die Ereignisse ZU (melo-)dramatisch. Es gibt einige klischeehafte Handlungsentwicklungen, bei denen ich ein wenig die Augen rollen musste, weil sie meiner Meinung nach unnötig waren. Natürlich gab es auch gute Handlungsentwicklungen und ein zufriedenstellendes Ende, aber die paar unnötigen Dramen, die es gab, empfand ich trotzdem als Kritikpunkte.
Trotzdem kann ich diesen Roman allen empfehlen, die eine packende Liebesgeschichte, Aufstieg-und-Fall-Geschichten und eine allgemein unterhaltsame Lektüre mögen!
- Wer wenn nicht du
- Alicia Zett
- Droemer Knaur
- Belletristik
- New Adult
- Romanze
- Liebe
- Selbstfindung
- Freundschaft
- Fotografie
- Trauer
- Akzeptanz
Zwei Wochen ist es her, seit Lena sich von Leo getrennt und Kate gesagt hat, dass sie Zeit für sich braucht. Sie möchte herausfinden, wer sie wirklich ist und wer sie sein will. Während Siljas Workshop, bei dem Lena mehr über das Fotografieren lernt und neue Freundschaften schließt, hat sie endlich Zeit, sich ihrer Gefühle für Kate klar zu werden. Leo währenddessen ist noch nicht über Lena hinweg und möchte sie unbedingt zurückgewinnen …
Dieser Abschlussband der Dilogie ist emotional, romantisch und inspirierend, was einfach wunderschön zu lesen war. Lenas Selbstfindung, Kates wachsende Offenheit und Leos Bewältigungsstrategien waren alle gleichermaßen interessant zu lesen, wobei das Highlight natürlich immer noch Lenas Geschichte ist. Es war so leicht, sich in sie hineinzuversetzen und ich liebte es, wie der Foto-Workshop und dessen Charaktere sie so flüssig in die Geschichte einfügten. Claire, Jade und Pascal wurden schnell zu meinen liebsten Nebencharakteren, aber auch die Nebenfiguren der anderen Geschichten (speziell Kates Assistentin/Freundin April) konnten mich überzeugen. Stellenweise gab es sogar Figuren wie Thorben, die nur für kurze Zeit auftraten, aber dennoch einen starken Eindruck hinterließen.
Sehr gut fand ich es, dass alle drei Hauptcharaktere gleichermaßen sympathisch dargestellt wurden. Leo ist nicht der eifersüchtige Exfreund, sondern jemand, mit dem man Mitgefühl hat, während man gleichzeitig Lena und Kate die Daumen drückt. Ich hatte ein wenig Angst, dass speziell Leo unsympathisch werden würde, aber tatsächlich habe ich ihn mindestens genauso sehr verstanden wie Lena. Zu sehen, wie sich beide entwickeln und über sich hinauswachsen, war schlicht wunderschön.
Die Romanze zwischen Lena und Kate geht hier den nächsten Schritt, was insgesamt betrachtet sehr gut umgesetzt war. Ich hätte mir nur gewünscht, die beiden hätten sich früher getroffen; Lenas Pause nimmt mehr als die Hälfte des Romans ein, was mir zwar während des Lesens selbst nicht aufgefallen ist (weil sie viel an Kate denkt, mit ihr schreibt und allgemein viele interessante Sachen erlebt), jetzt nach dem Lesen aber dann doch wie eine zu lange Zeitspanne wirkt.
Ansonsten hat mir die Geschichte allerdings sehr gut gefallen und ich empfehle sie allen, die queere und/oder Selbstfindungsgeschichten mögen!
- Forever Interrupted
- Taylor Jenkins Reid
- Ullstein
- Belletristik
- Trauer
- Schuld
- Romanze
- Liebe
- Freundschaft
- Gefühle
Neun Tage ist Elsie mit Ben verheiratet, als er plötzlich bei einem Unfall stirbt. Sie kannten sich erst ein halbes Jahr, doch die Liebe, die sie füreinander empfanden, hat es ihnen leicht gemacht, den Schritt der Heirat schnell zu wagen. Doch nun ist Elsie allein. Susan, Bens Mutter, wusste bis dahin nicht einmal, dass sie existiert und weigert sich zunächst, irgendetwas mit ihr zu tun zu haben. Während Elsie in ihrer Trauer versinkt und an die kurze, aber wertvolle Zeit mit Ben denkt, beginnt jedoch eine Freundschaft zwischen ihr und ihrer Schwiegermutter, die ihnen beiden dabei hilft, mit ihrem Verlust umzugehen …
Als Fan von Taylor Jenkins Reids Romanen war es für mich eine Selbstverständlichkeit, auch die Neuauflage von „Forever, Interrupted“ zu lesen. Wie erwartet handelt es sich um einen leicht zu lesenden Roman, der berührend und emotional ist, doch unerwarteterweise nicht viel Neues erzählt.
Aber fangen wir am Anfang an: Bens Tod am Anfang war tatsächlich sehr plötzlich, sodass ich Elsies Trauer erst dann richtig nachvollziehen konnte, als wir ihn in den Vergangenheitskapiteln näher kennengelernt haben. Diese haben mir überraschend gut gefallen: Die Art und Weise, wie Elsies und Bens Beziehung beschrieben wurde, hatte einerseits etwas von einer Disney-Romanze, kam andererseits aber trotzdem überraschend glaubwürdig rüber, sodass ich problemlos glauben konnte, dass Bens Verlust Elsie so hart trifft, wie er es tut. Hier ist es Taylor Jenkins Reid wirklich hervorragend gelungen, ihre Romanze so besonders zu beschrieben, wie sie von den beiden wahrgenommen wird.
Auch Elsies Freundschaft mit Susan, die sich erst später in der Handlung entwickelt, fand ich gut umgesetzt. Zusammen helfen sie sich mit ihrer Trauer, was schön beschrieben war. Hier in der Gegenwart gab es auch zwei angenehme Überraschungen, was die Handlungsrichtung betrifft – denn statt sich auf die Klischees dieses Genres einzulassen, hat Taylor Jenkins Reid sie bewusst vermieden und die Geschichte dadurch bereichert.
Trotzdem haben mir die Vergangenheitskapitel mehr gefallen, weil ich trotz der guten Umsetzung von Elsies Trauer nicht das Gefühl hatte, dass mir hier etwas Neues erzählt wird – tatsächlich lief die Trauer ungefähr so ab, wie ich es erwartet hatte, ohne große Überraschungen oder Twists. Da war die Liebesgeschichte zwischen Elsie und Ben besonderer für mich, weil sie technisch gesehen zwar einfach eine Liebesgeschichte ist, praktisch es aber erfolgreich schaffte, mich mit dem Paar mitfiebern zu lassen.
Obwohl der Roman traurige Themen aufgreift, ist er nicht per se traurig, sondern eher hoffnungsvoll und schön. Trotzdem sollte man wissen, worauf man sich einlässt, bevor man zu lesen anfängt – hier erwartet einen eine gute Geschichte, aber auch eine, die man so ähnlich schon mal gelesen haben könnte. Deshalb ist sie vor allem für Fans der Handlungsidee zu empfehlen, die gerne über den Umgang mit Trauer lesen, aber weniger für alle anderen. Mir selbst hat die Geschichte gut gefallen, doch Taylor Jenkins Reids andere Romane gefielen mir noch mehr.
- Die verborgene
- Tochter
- Soraya Lane
- Droemer Knaur
- Belletristik
- Romanze
- Liebe
- Familiengeschichte
- Drama
- Wohlfühlbuch
- Familie
- Geheimnisse
- Schweiz
Eigentlich will Georgia mit der kleinen Schachtel, die ihrer verstorbenen Großmutter vererbt werden sollte, nichts zu tun haben. Zu groß ist der Schmerz darüber, dass ihre Großmutter sie nach dem Tod von Georgias Eltern komplett allein ließ. Als sie sich Monate später wieder an die Schachtel erinnert, wird sie aber doch neugierig: Was hat es mit dem rosafarbenen Saphir auf sich, der sich im Inneren befindet? Sie nimmt Kontakt zu dem Sammler Luca auf, der feststellt, dass der Saphir das seit langem fehlende Stück eines Diadems ist. Doch wie kam es dazu, dass der Saphir seinen Weg in Georgias Hände fand? Georgia sucht nach ihrer Familiengeschichte, in der Hoffnung, damit auch ihre Zukunft zu finden ...
Manchmal brauche ich einfach etwas Leichtes zum Runterlesen und Wohlfühlen, weshalb ich die "Verlorene Töchter"-Reihe so mag. Obwohl es auch hier die eine oder andere dramatische Szene gibt, besteht der Fokus auf den zwei Liebesgeschichten, die in der Vergangenheit und Gegenwart spielen: Georgia mit Luca und Delphine mit Florian. Beide Romanzen muten fast schon disneyhaft an, aber gerade das fand ich so einnehmend an ihnen: Sie waren wunderbar kitschig und kamen mir trotz der kurzen Zeit, in denen sich beide Paare kannten, überraschend glaubhaft vor.
Besonders die Gegenwart mit Georgia hat mich sehr gefesselt. Ihre Trauer um ihre vor langer Zeit verstorbenen Eltern und ihre Enttäuschung über das distanzierte Verhalten ihrer Großmutter waren über den ganzen Roman hinweg spürbar, während wir gleichzeitig einen Einblick in ihre Wahlfamilie bekommen haben, von denen speziell ihre beste Freundin/Schwesterfigur Sam hervorgestochen ist. Gleichzeitig bekommen wir die süße Romanze mit Luca, der zugegeben ein relativ flacher Love Interest ist, der seine Rolle zwar perfekt erfüllt, für mich aber nicht ganz so einnehmend war wie Georgias Beziehung zu ihrer Familie.
Tatsächlich hätte es mir sehr gefallen, wenn speziell die komplizierte Beziehung zu ihrer Großmutter in den Fokus gerückt worden wäre. Wir erfahren zwar die Gründe für ihre Distanziertheit, aber mir persönlich hätte es besser gefallen, wäre sie noch am Leben gewesen und hätte sich mit Georgia aussprechen können. Gerade, nachdem Delphines Geschichte sie nach Hope's House bringt, wäre meiner Meinung nach eine gute Gelegenheit gewesen, auch Georgias Großmutter eine aktive Stimme zu geben.
Was mir dafür aber immer noch gefällt, ist die Art und Weise, auf die Soraya Lane eine ähnliche Storystruktur nimmt und in jedem Band neue Wege findet, sie erfrischend und gleichzeitig vertraut zu gestalten. Vom Prinzip her ähnelt dieser Band natürlich den anderen, für manche Leser:innen vielleicht sogar zu sehr. Aber für mich fühlte er sich immer noch neu an – und ich hoffe, dass die Autorin in zukünftigen Bänden weitere Wege finden wird, die Handlung frisch zu halten!
- Die Perlenschwester
- Sieben Schwestern
- Lucinda Riley
- Goldmann
- Belletristik
- Familiengeschichte
- Identität
- Australien
- Aborigines
- Freundschaft
- Twists
Wie ihre Schwestern hat CeCe von Pa Salt einen Hinweis auf ihre Herkunft erhalten. Nachdem sie sich in Thailand eine Auszeit nimmt, macht sie sich auf nach Australien, um dort auf den Spuren von Kitty Mercer ihre eigenen Wurzeln zu finden. Dort lernt sie nicht nur die Geschichte Kittys, die ein ganzes Imperium um den Perlenhandel aufbaute, sondern auch sich selbst besser kennen …
In den vorigen drei Bänden machte CeCe keinen allzu sympathischen Eindruck auf mich, weshalb ich positiv überrascht war, wie wundervoll Lucinda Riley es gelungen ist, sie hier zu einem Charakter zu machen, mit dem man mitfiebert und in den man sich gut hineinversetzen kann. Dadurch, dass sie nach ihrer eigenen Identität sucht und an ihrem eigenen Können zweifelt, war es leicht, ihre Unsicherheiten auf die eigenen zu übertragen. Tatsächlich glaube ich, dass sich wahrscheinlich mehr Menschen in CeCe wiederfinden werden als in den vorigen drei Schwestern!
Aber fast noch wichtiger als CeCe ist Kitty Mercer, deren Leben wir ausführlich verfolgen. Hier gab es viele Plot Twists, die sehr unerwartet waren und das Lesen noch spannender machten. Kitty selbst ist ein unglaublich sympathischer Charakter und sowohl ihre Romanze mit Drummond als auch ihre Freundschaft mit Camira fand ich sehr einnehmend. Obwohl ein Teil von mir gerne noch mehr zu ihren Nachfahren erfahren hätte, war ich froh, dass der starke Fokus auf Kitty ihren Charakter so positiv hervorhob. Nur eins hat mich überrascht: Dass der Perlenhandel, den Kitty übernimmt, letztendlich fast keine Rolle spielte. Denn gerade, als Kitty die Zügel in die Hand nimmt, gibt es einen Zeitsprung und die goldenen Jahre ihres Unternehmens werden einfach übersprungen. Zugegeben passieren sehr viel spannendere Sachen danach und vor allem davor, aber dennoch hätte es mich interessiert, mehr vom Höhepunkt des Perlenhandels zu sehen. Ist zugegeben keine allzu große Kritik, weil mir der Rest so gefallen hat, aber dennoch erwähnenswert.
In CeCes Handlung gibt es in ihrer Zeit in Thailand einen unerwarteten Plot Twist, aber obwohl mir dieser sehr gefallen hat, kam mir Handlung, die mit ihm zusammenhängt, letztendlich nicht relevant vor. Theoretisch hätte man wahrscheinlich die ganze Handlung in Thailand weglassen und direkt zu Australien springen können, weil der Teil um Ace, den CeCe in Thailand kennenlernt, letztendlich wie eine Nebenhandlung wirkte, die seltsam abgeschnitten vom Rest der Handlung war. Der Australien-Teil hat mir da sehr viel besser gefallen, weil er sich nicht nur auf CeCes Ursprünge, sondern auch auf ihren Charakter selbst konzentrierte.
Zusammengefasst gab es also ein paar Dinge, die meiner Meinung nach hätten besser umgesetzt werden können, aber letztendlich war ich sehr begeistert von dem angenehmen Schreibstil, CeCes und Kittys Reise, der Art und Weise, wie sie miteinander verbunden wurden, der spannenden Handlung mit den vielen Twists und der Atmosphäre in Australien. Sehr empfehlenswert für alle, die Familiengeschichten und Geschichten über das Finden der eigenen Identität mögen!
- The Measure
- Nikki Erlick
- Borough Press
- Belletristik
- Was wäre wenn
- Lebensfäden
- Tod
- Trauer
- Spekulative Fiktion
- Charaktere
- Verbindungen
- Highlight
- Herzensbuch
Eines Tages tauchen sie überall auf der Welt auf: Kleine braunrote Boxen, die den Lebensfaden jedes einzelnen Menschen enthalten. Plötzlich hat jeder die Möglichkeit, herauszufinden, wie lange sein oder ihr Leben sein wird, wie lange das der Partnerin oder des besten Freundes – sofern man es denn wissen will. Verschiedene Menschen müssen sich mit den Problemen, die die Boxen aufwerfen, beschäftigen.
So sind Nina und Maura entschlossen, trotz Ninas langem und Mauras kurzem Faden ein Paar zu bleiben. Ninas Schwester Amie will gar nicht erst in ihre Box sehen, beginnt aber eine unerwartete Brieffreundschaft mit Ben, der einen kurzen Faden hat. Genauso wie der Arzt Hank, der über die Länge seines Fadens lügt – ähnlich wie Jack und Javier, die beschließen, ihre verschieden langen Fäden miteinander zu tauschen, um dem jeweils anderen das Leben zu ermöglichen, das dieser sonst niemals haben könnte. Das wiederum ist kein Problem für Jacks Onkel Anthony, der mit seinem langen Faden zufrieden ist, weil dieser ihm die Präsidentschaft sichert. Das Schicksal aller acht ist miteinander verwoben und sie alle haben ihre eigene Art, mit ihrem kurzen oder langen Faden umzugehen ...
Ich habe "Die Vorhersage" bereits zweimal auf Deutsch gelesen, konnte jedoch nicht widerstehen, diese wunderschöne Geschichte auch auf Englisch zu erleben – obwohl ich zugeben muss, dass ich tatsächlich die deutsche Übersetzung bevorzuge! Nichtsdestotrotz war es erfrischend, diese Geschichte auf gleichzeitig neue und wohlbekannte Weise wieder kennenzulernen und dabei Dinge zu entdecken, die mir zuvor nicht auffielen.
Natürlich gibt es die wunderbaren Charaktere und die grandios umgesetzten Verzweigungen zwischen ihnen (die sich sogar auf Statisten auswirken), aber was mich bei diesem Re-Read besonders beeindruckt hat, war, wie realistisch das ganze Szenario dargestellt wurde. Ob es nun die Reaktion der Bevölkerung ist oder die anderer Länder: Es war alles so glaubwürdig geschrieben, als hätte Nikki Erlick tatsächlich einen Einblick in eine Welt mit Lebensfäden erhalten. Diese wunderbare Mischung aus persönlicher Geschichte und weltweiter Aufmerksamkeit war großartig umgesetzt!
Natürlich musste ich am Ende wieder mehrere Tränen vergießen, so wunderschön und emotional war es geschrieben. Das Buch lässt mich immer wieder voller Hoffnung zurück, denn so traurig manche Schicksale auch waren, waren sie gleichzeitig so zufriedenstellend geschrieben und mit einer schönen Botschaft verknüpft.
Eines meiner Herzensbücher, das ich jedem ans Herz lege – unabhängig von der Sprache, in der man es liest!
- Stromlinien
- Rebekka Frank
- Fischer
- Belletristik
- Familienroman
- Spannung
- Elbe
- Familie
- Freunde
- Liebe
- Twists
- Highlight
Die Zwillingsschwestern Enna und Jale zählen seit Jahren die Tage und Stunden herunter, bis ihre Mutter Alea endlich aus dem Gefängnis befreit wird. Doch am Stichtag taucht Alea nicht auf und auch Jale ist auf einmal spurlos verschwunden; stattdessen beobachtet Enna mit Entsetzen, wie ein Boot auf der Elbe sinkt und ein Menschenleben mit sich reißt. Die Polizei verdächtigt ihre Mutter und Schwester, etwas damit zu tun zu haben, doch Enna glaubt, dass ihnen im Gegenteil etwas passiert sein könnte. Zusammen mit ihrem Klassenkameraden Luca stellt sie ihre eigenen Untersuchungen an, um Jale und Enna zu finden. Dabei ahnen die beiden nicht, wie sehr die Geschichte von Ennas Familie die Ereignisse der Gegenwart beeinflusst hat …
Dieser Familienroman ist absolut wunderschön und gleichzeitig unglaublich spannend. Ennas und Jales Familiengeschichte, die auch das Leben ihrer Mutter und Großmutter beleuchtet (und noch ein bisschen mehr), hat mich schnell gepackt, wobei speziell die Verbindungen zwischen den Zeitlinien und die Plottwists mich beeindruckt haben.
Die Art und Weise, wie viele Schicksale sehr eng miteinander zusammenhängen, ist fantastisch konstruiert. Jedes Puzzleteil fällt an seinen Platz auf eine Weise, die in der Realität sicher nicht so vorkommen würde, aber im Roman so großartig umgesetzt ist, dass es sich trotzdem realistisch anfühlt. Ich persönlich liebe Geschichten, in denen alles miteinander verwoben ist und Rebekka Frank gelingt es mühelos, alle Zeitlinien und Charaktere perfekt ineinander zu fügen.
Positiv ist hier zudem, dass man trotz der verschiedenen Zeitlinien nicht durcheinanderkommt. Ich war tatsächlich überrascht, wie gut ich zurechtkam und wie leicht es mir fiel, den verschiedenen Zeitlinien zu folgen. Besonders gefielen mir hier die vielen Twists, was einerseits die Verbindungen zwischen den Zeitlinien angeht und andererseits die Geheimnisse der Gegenwart. Das Buch hält stets Überraschungen bereit, wodurch der Roman einen stets antreibt.
Auch die Charaktere fand ich sehr fesselnd. Sie fühlen sich alle real an und man fiebert mit ihnen mit. Mein persönlicher Liebling war dabei Luca, der einfach rundherum sympathisch war und gleichzeitig zeigte, wie wichtig es ist, dem Menschen, den man liebt, zu widersprechen.
Das einzige, das für mich persönlich keine Bedeutung hatte, war die Elbe, die über den ganzen Roman hinweg eine große Rolle spielt. Rebekka Frank hat sie wirklich wunderschön beschrieben, aber dadurch, dass ich selbst nie dort war, fand ich mich nie so verbunden mit ihr wie die Charaktere selbst. Allerdings ist der Roman selbst so gut, dass mir das letztendlich auch nicht wichtig war.
Eine großartige Empfehlung für alle, die spannende Familienromane lieben!
- Dunkle Momente
- Elisa Hoven
- Fischer
- Belletristik
- Gericht
- Strafverteidigung
- Mord
- Lügen
- Notwehr
- Kindstod
- Kannibalismus
- Vergewaltigung
- Schwere Themen
- Philosophie
Als Strafverteidigerin weiß Eva Herbergen, dass es im Gericht kein Schwarz und Weiß gibt, sondern dass hinter jeder Tat ein oft verständliches Motiv steckt, das die Grenzen verschwimmen lässt. Nicht immer ist es leicht, zu sagen, wer das Opfer und wer der Täter ist und selbst wenn diese Positionen sich mit Leichtigkeit bestimmen lassen, steckt oft noch mehr hinter den Fällen, als man zunächst vermutet. Während ihrer Karriere hat Eva viele Fälle betreut, von scheinbarer Notwehr über Kindstötung bis zu Vergewaltigung. Doch es gibt einen Fall, dessen Auflösung sie mehr als jeden anderen bereut – und mit jedem Fall, den sie Revue passieren lässt, nähert sie sich dem eigentlichen Grund, der sie so handeln lässt, wie sie es während aller anderen Fälle tut …
Dieser Roman basiert laut der Autorin auf wahren Fällen, was die beschriebenen Ereignisse noch schrecklicher macht, als sie es ohnehin schon sind. Neun Fälle, die größtenteils voneinander unabhängig erzählt sind, fordern uns Leser:innen heraus, unsere eigene Moral in Frage zu stellen. Was ist richtig, was ist falsch? Gibt es das überhaupt? Wann kann man sich unwillkürlich in die Täter hineinversetzen und wann ist das unmöglich? Wie soll man urteilen, wenn der Sachverhalt sich als einiges komplexer herausstellt, als man erwartet hat? Diese und viele andere Fragen kommen bei der Lektüre unwillkürlich auf.
Wie man der Kurzbeschreibung entnehmen kann, behandelt der Roman so einige Themen, die nicht leicht zu verdauen sind. Tatsächlich wage ich zu behaupten, dass fast jede Person mindestens ein Kapitel finden wird, dass schwer zu lesen sein wird, weil das angesprochene Thema einen besonders hart trifft; zumindest bei mir traf das sogar auf so einige Kapitel zu, obwohl die Taten an sich recht nüchtern beschrieben werden. Aus diesem Grund fällt es mir schwer, diesen Roman zu empfehlen, weil ich ihn einerseits sehr beeindruckend fand und andererseits nicht sagen könnte, wem er gefallen könnte.
Dazu kommt auch eine Kritik, nämlich den vorhersehbaren Aufbau vieler Kapitel. Nicht alle sind davon betroffen, aber die meisten stellen einen Sachverhalt dar, offenbaren dann eine Information, die es in einem anderen Licht präsentiert und haben gegen Ende dann noch einen letzten Twist, der die Handlung ein weiteres Mal verdreht. Das wurde mir bereits nach den ersten drei Fällen zu offensichtlich, auch wenn es danach Fälle gab, die sich nicht auf diesen Aufbau stützten. Ich weiß hierbei natürlich nicht, ob das den tatsächlichen Fällen geschuldet ist, die als Inspiration dienten, oder einer Entscheidung der Autorin; Tatsache ist aber, dass viele Fälle so ähnlich aufgebaut sind, dass es mich irgendwann störte.
Die Fälle an sich sind dabei aber nicht störend, im Gegenteil: Ich fand es ungewöhnlich faszinierend, den Charakteren zu folgen, die ins Zentrum eines Mordes gerieten. Scheinbare Notwehr, Kannibalismus, falsche Geständnisse … die Fälle waren einnehmend beschrieben und ich war gespannt darauf, wie sie sich entwickeln würden. Zwar war es überraschend oft tatsächlich möglich für mich, mich für eine Seite zu entscheiden, aber eine klare Trennung in Gut und Böse gibt es trotzdem nicht.
Ich schätze, Fans von Krimis und Gedankenexperimenten könnte die Lektüre deshalb gut gefallen – solange sie bereit sind, ein paar schwerwiegende Themen zu behandeln. Keine Lektüre für jeden, aber definitiv eine, die zum Nachdenken anregt!
- Middletide
- Was die Gezeiten
- verbergen
- Sarah Crouch
- dtv
- Belletristik
- Natur
- Landschaft
- Leben
- Liebe
- Mord
- Ermittlung
- Heimat
Im Januar 1994 wird die Leiche der Ärztin Erin Landry erhängt an einem Baum aufgefunden. Hauptverdächtiger ist Elijah Leith, auf den gleich mehrere Indizien hinweisen, aber vor allem die Tatsache, dass er vor fast fünfzehn Jahren einen Roman schrieb, der die genauen Umstände des Mordes detailreich schildert. Damals entschied er sich dafür, Point Orchards und seine große Liebe Nakita zu verlassen, um dem Schriftstellerberuf zu verfolgen, was sich jedoch als erfolglos erwies. Jahre darauf kehrte er nach Point Orchards zurück, um Nakita zurückzugewinnen – und lernte dabei Erin kennen. Doch die genauen Hintergründe ihres Mordes bleiben unklar …
Dieser wunderschöne Roman hebt sich vor allem durch seinen bildgewaltigen Schreibstil ab, der die gesamte Handlung wie einen Film vor meinem inneren Auge abspielte. Ich konnte mir alles so mühelos vorstellen, als würde ich es beobachten und nicht lesen, so fantastisch ist der Schreibstil gelungen. Dabei legte sich zusätzlich eine Art Nostalgie-Filter über die beschriebenen Ereignisse der Vergangenheit, sodass mir die Farben alle wärmer und strahlender vorkamen als in der Wirklichkeit. Es ist wirklich schwer zu beschreiben, wie gut der Schreibstil es schafft, seine Figuren zum Leben zu erwecken!
Wir folgen einerseits Elijahs Rückkehr nach Point Orchards und den Jahren, die danach folgten, andererseits den polizeilichen Ermittlungen der erzählerischen Gegenwart. In beiden Erzählsträngen erhalten wir Informationen, die die jeweils andere Zeitlinie in einem anderen Licht erscheinen lassen. Besonders gut hat mir gefallen, dass der Fokus dabei nicht nur auf den Ermittlungen und Elijahs Beziehung zu Erin lag, sondern auch auf seiner Rückkehr, dem Aufbau eines eigenen Lebens, seine Freundschaft mit dem sympathischen Chitto und sein Wiedersehen mit Nakita. Kurzum: Wir erleben die wichtigsten Ereignisse seines Lebens statt nur diejenigen, die strikt für den Fall relevant wären, was seinem Charakter und seinen Beziehungen die nötige Tiefe gegeben hat. Dadurch, dass Vergangenheit und Gegenwart aus zwei Sichtweisen erzählt werden (Elijah und Sheriff Jim), kam ich auch nie durcheinander, welche von beiden Zeitlinien ich las.
Besonders Elijahs Romanze mit Nakita möchte ich hervorheben, weil die Autorin sie gleichzeitig wunderschön und überraschend realistisch darstellte. Es gab hier ein, zwei Szenen, die mich zu Tränen gerührt haben, weil ich sie so schön fand, sodass es mir leicht fiel, mit ihrer Romanze mitzufiebern.
Meine einzige – zugegeben gewichtige – Kritik besteht darin, dass ich das Mysterium um Erins Mord sehr vorhersehbar fand. Vielleicht liegt das daran, dass ich bereits so viele Thriller gelesen habe, aber von meinen zwei Haupttheorien erwies sich tatsächlich eine als richtig, weshalb ich regelrecht damit rechnete, dass wir noch einen letzten Twist bekommen. Das geschah jedoch nicht. Hier hätte ich mir gewünscht, dass die Handlung noch vielschichtiger gestaltet wäre, z.B. indem sie noch mehr auf die falschen Fährten eingeht, die durchaus existieren, für mich aber zu deutlich als solche erkennbar waren. So war das Mysterium hinter dem Mord für mich persönlich enttäuschend, während der gesamte Rest der Handlung mich dafür umso mehr begeisterte.
Sehr gut eignet sich die Geschichte für Fans von „Der Gesang der Flusskrebse“, aber auch allgemein für Fans atmosphärischer Geschichten, die eher von den Charakteren als von der Spannung leben. Nicht der Mord-Aspekt ist hier das wichtigste, sondern Elijahs Leben – und seine Liebe. Insgesamt empfehlenswert!
- Das kleine Café
- der zweiten Chancen
- Shiori Ota
- Droemer Knaur
- Belletristik
- Zeitreise
- Vergangenheit
- Reue
- Fehler
- Verluste
- Trauer
- Glück
Nach einem Unfall kann Hima Misaki nicht mehr professionell Klavier mehr spielen, aber darüber ist sie eigentlich ganz froh. Doch hat sie Angst, als Neue in der Mittelschule gemobbt zu werden. Auf dem Schulweg begegnet sie einer Frau mittleren Alters namens Sugiura, die sie dazu inspiriert, in die Schule zu gehen und bei Gelegenheit das Café Tacet zu besuchen. Dort gibt es einen ganz speziellen Service: Für 4 Minuten und 33 Sekunden kann die Besitzerin einen ganz besonderen Kaffee machen, der es erlaubt, während dieser Zeitspanne zu einem speziellen Moment der Vergangenheit zu reisen, um eine tief bereute Entscheidung rückgängig zu machen. Als Sugiura und ihr Haus über Nacht spurlos verschwindet, ohne dass sich jemand an sie erinnern kann, sucht Misaki das Café auf – und erlebt, wie verschiedene Menschen dort versuchen, ihr Leben zum Positiven zu verändern. Allerdings können diejenigen, die sich an die alte Realität erinnern, nicht selbst zurück in ihr Leben reisen, um etwas zu ändern. Für Misaki heißt das, dass sie mit ihren Fehlern und Verlusten leben muss – außer, sie ist bereit, den Preis dafür zu zahlen …
Dieses Buch war um einiges dramatischer, als ich es erwartet habe! Natürlich deutet die Kurzbeschreibung bereits auf dramatische Vergangenheiten hin, doch aus irgendeinem Grund hatte ich nicht damit gerechnet, wie dramatisch es tatsächlich werden würde – und dass auch die Gegenwart so einiges an Tragödien bereithält. Deshalb fällt es mir tatsächlich schwer, dieses Buch für diejenigen zu empfehlen, die eine Wohlfühlgeschichte haben wollen – denn obwohl es einige wirklich süße zweite Chancen und glückliche Zukunftsversionen gibt, wird speziell im letzten Kapitel betont, dass man manchmal ein großes Opfer dafür bringen muss.
Doch wenn man weiß, worauf man sich einlässt, bekommt man eine großartige, teils herzzerbrechende, aber letztendlich wunderschöne Geschichte über zweite Chancen und einmalige Gelegenheiten, über Freundschaft, Liebe und Familie. Die Geschichten der einzelnen Personen, die das Café besuchen, war sehr berührend, vor allem, als sie die Gelegenheit bekamen, ihren vergangenen Fehler wiedergutzumachen. Was mir hier positiv aufgefallen ist, ist, dass eine Zeitreise als etwas Gutes dargestellt wird. Diese Menschen müssen nichts opfern, sondern dürfen ein glücklicheres Leben führen, was einfach schön zu lesen war. Speziell, wenn man bedenkt, wie tragisch deren Vergangenheit zum Teil ist, war es umso zufriedenstellender, dass sie eine gute Zukunft haben durften.
Wie gesagt war es hauptsächlich das letzte Kapitel, das mich ein wenig schockierte, obwohl es gleichzeitig wunderschön war. Das Ende ist positiv, hinterlässt aber auch einige offene Fragen, die nicht beantwortet werden. Ich glaube, das war auch das Einzige, was mich ein wenig störte: Dass das Ende ein wenig ZU offen war und ich gerne erfahren hätte, was danach passiert. Zwar bleibt das Gefühl, dass am Ende alles gut wird, aber es ist eben nur ein Gefühl. Hier hätte mir ein Ende gefallen, das denen der vorigen Kapitel ähnlich ist, anstatt in einer Art Cliffhanger zu enden.
Etwas, das ich dafür positiv erwähnen will, ist der Fokus auf Misakis Leben. Die Menschen des Cafés spielen zwar auch eine wichtige Rolle, aber die eigentliche Handlung besteht aus Misakis Erlebnissen. In vielen anderen Geschichten, die die Schicksale mehrerer Charaktere zeigen, gibt es keinen richtigen Hauptcharakter, aber diese Geschichte hat gezeigt, wie effektiv es sein kann, eine zentrale Figur einzubauen, die mit ihren eigenen Problemen zu kämpfen hat.
Zusammengefasst ist das eine wunderschöne, emotionale Geschichte, die mir sehr gefallen hat, bei der man aber auch beachten muss, dass sie nicht immer etwas zum Wohlfühlen ist!
Seinen fünfzigsten Geburtstag möchte Jakob am liebsten an sich vorbeiziehen lassen. Er bittet seine Freundin Ellen, keine Party vorzubereiten, weil ihn das nur an sein Alter erinnern würde. Also schenkt Ellen ihm eine Badehose, damit er mal wieder schwimmen gehen kann. Zu seiner Überraschung begegnet er im Freibad seiner großen Liebe, die er seit über zwanzig Jahren nicht gesehen hat. Sie sprechen sich aus und auf dem Weg zum Taxi begegnet Jakob einem weiteren bekannten Gesicht: Seinem ehemals besten Freund, dessen Filmerfolg er versehentlich stahl. Auch sie sprechen sich aus, und so geht es immer weiter. Mit jeder Person aus der Vergangenheit findet Jakob einen Weg in die Zukunft, bis er bei der Person ankommt, die es überhaupt möglich machte …
Dieser Roman ist ein kurzweiliges Vergnügen, der vor allem durch Jakobs Hintergrundgeschichte brilliert. Mit jeder Person ein wenig mehr aus seinem Leben zu erfahren, fand ich sehr faszinierend, weil auch die Geschichte der Person dabei beleuchtet wird und dadurch ein komplettes Bild entsteht. Das hat mir sehr gefallen, weil ich es allgemein mag, wenn verschiedene Puzzleteile ihren Platz finden.
Hier sollte man jedoch bedenken, dass es fast ausschließlich um Jakobs Leben und das Wiedersehen mit Menschen aus seiner Vergangenheit geht und die Handlung deshalb recht ruhig ist. Durch die Kürze des Buchs war das leicht zu akzeptieren, ist aber trotzdem erwähnenswert; die Geschichte ist kurzweilig, unterhaltsam und hat trotzdem mehrere bedeutsame Themen, bleibt aber den ganzen Roman hinweg eine unaufgeregte Geschichte. Wer also genau so etwas braucht, ist hier bestens bedient, nur die Actionsfans werden hier logischerweise nicht viel Spannendes finden. Für einen ruhigen Abend ist die Geschichte dafür perfekt!
- NSA
- Andreas Eschbach
- Bastei Lübbe
- Belletristik
- Geschichte
- Alternative Realität
- Nazizeit
- Zweiter Weltkrieg
- Überwachung
- Computer
- Programme
- Spannung
- Horrorszenario
In einem Nazi-Deutschland, das früh Mittel zur Überwachung entwickelt hat, inklusive Komputer und ausschließlich bargeldlose Zahlung, ist Helene eine Programmiererin im Nationalen Sicherheits-Amt. Hier entwickelt sie neue Programme, um das Sammeln und Interpretieren von Daten zu erleichtern. Doch sie hat ein Geheimnis: Sie ist in den Deserteur Arthur verliebt, dessen Aufenthaltsort mithilfe ihrer Programme ans Licht kommen könnte. Notgedrungen tut sie alles, um ihn zu beschützen und die Daten zu manipulieren. Zugleich folgen wir Eugen Lettke, der sich auf die Suche nach mehreren Frauen macht und dabei Helenes Hilfe in Anspruch nimmt, weil seine Taten genauso wenig ans Licht gelangen dürfen wie ihre …
Dieser Roman hat es in sich, denn das deprimierende Horrorszenario, das er darstellt, ist erschreckend realistisch. Es macht einem auf unangenehme Weise bewusst, wie leicht es ist, anhand nur weniger Daten alles über eine Person herauszufinden – und wie unmöglich es in der Nazizeit gewesen wäre, sich unter diesen Umständen gegen den Staat aufzulehnen. Die Art und Weise, wie die verschiedenen Methoden zur Überwachung dargestellt wurden, hat mir sehr gut gefallen, weil hier wirklich an alle möglichen Verbindungen gedacht wird.
Der Roman besteht aus zwei Handlungssträngen, die sich schließlich treffen: Zum einen ist da Helenes Leben zusammen mit den vielen Veränderungen und Herausforderungen, denen sie sich stellen muss: Der Verlust einer jüdischen Freundin und eines Familienmitglieds, das Erlernen des Programmierens und ihre Nutzung in der NSA, die Beziehung zu ihrer großen Liebe Arthur und ihre Bemühungen, seine Existenz zu verschleiern, die notgedrungene Zusammenarbeit mit Lettke und das Offenbaren feindlicher Pläne, gefolgt von noch mehr Problemen, die sie niederzuringen drohen. In diesen Handlungsstrang war ich sehr investiert, weil es leicht war, sich in Helene hineinzuversetzen und zu verfolgen, wie sie versucht, die verschiedenen Probleme in ihrem Leben zu lösen. Die Tatsache, dass es hier auch eine große Varietät an Problemen gab, hat die Handlung stets frisch gehalten und ihre Kapitel und Szenen flogen geradezu an mir vorbei. Nur das Ende entsprach nicht meinem Geschmack, weil ich es vergleichsweise unrealistisch fand und deshalb ein realistischeres Ende bevorzugt hätte.
Zum anderen haben wir Lettke, der nach einem Abend als Jugendlicher, in dem er gedemütigt wird, es sich zum Lebensziel macht, die Mädchen von damals zu finden und sich an ihnen zu rächen, sprich: Sie zu vergewaltigen. Tatsächlich besteht fast drei Viertel seines Handlungsstrangs daraus, dass er nach Frauen sucht, die er vergewaltigen kann, unabhängig von ihrer Beziehung zu ihm, sondern einfach, weil es ihn erregt. Und ich muss sagen, dass mir seine Kapitel und Szenen überhaupt nicht gefallen haben und ich es tatsächlich besser gefunden hätte, sie komplett wegzulassen; aber nicht unbedingt deshalb, weil Lettke aufgrund seiner Taten so abstoßend und ekelerregend war, sondern vor allem, weil seine Taten erst nach drei Viertel der Handlung überhaupt plotrelevant waren. Alles, was in dieser Zeitspanne passierte, las sich wie unnötiger, sich immer wiederholender Filler, der um der Grausamkeit wegen grausam und sonst nicht von Belang war. Ja, auch hier lernen wir Möglichkeiten der Überwachung kennen, aber da diese eher das Framing für Lettkes Handlungen sind und nicht im Fokus stehen, hätte ich sie lieber in Helenes Geschichte gelesen. Zudem wäre das Pacing der Geschichte und der ganze Kontext hinter Lettkes Charakter meiner Meinung nach besser gewesen, wenn wir für den Großteil der Handlung nicht gewusst hätten, was er tut. Eine Ausnahme bildet das letzte Viertel, das Lettke endlich etwas Anderes zu tun gibt und sich sehr spannend las, mit dem Bonus eines passenden, aber nicht vorhersehbaren Schlusses.
Zusammengefasst liebte ich Helenes Geschichte also sehr, während mir Lettkes Geschichte überhaupt nicht zusagte. Glücklicherweise steht Helene eher im Fokus, sodass ich den Roman insgesamt betrachtet (und vor allem auf die Schrecken der Überwachung bezogen) sehr empfehlenswert fand. Wobei ich trotzdem eine Kritik habe beziehungsweise etwas, das mir fehlte: Programmierfehler. Computer (oder, in diesem Fall, Komputer) mögen nicht so fehleranfällig wie Menschen sein, aber Fehler machen sie trotzdem. Die Tatsache, dass alle Maßnahmen, die der Staat in die Wege leitete, reibungslos funktionierten und es niemals irgendwelche Programmierfehler gab, kam mir unrealistisch vor. Es ist durchaus realistisch, dass die vorgestellten Komputer so gut funktionieren, dass sie eine nahezu perfekte Überwachung ermöglichen, aber dass niemals auch nur ein unvorhergesehener Fehler unterläuft, kam mir wie fehlendes Plotpotenzial vor. Hier hätte ich es interessanter gefunden, diese einzubauen, um die Handlung noch realistischer und gleichzeitig spannender zu gestalten.
Trotz der erwähnten Kritik hat mir dieser Roman sehr gut gefallen. Tatsächlich ist der einzige Grund, aus dem mir die kritischen Punkte so deutlich ins Auge fielen, die Tatsache, dass Helenes Handlungsstrang so positiv hervorgestochen ist. Das ist sogar noch zu schwach ausgedrückt – er ist wirklich positiv hervorgestochen, hat mich durch den ganzen Roman getragen und stets Lust auf mehr gemacht. Aus diesem Grund ist der Roman für alle Fans spekulativer Geschichte, die realistisch geschrieben ist, eine klare Empfehlung – selbst, wenn man wie ich Lettkes Handlungsstrang nicht viel abgewinnen kann.
- Die Analphabetin
- die rechnen konnte
- Jonas Jonasson
- carl's books
- Belletristik
- Humor
- Afrika
- Schweden
- Politik
- Gesellschaft
- Liebe
- Hindernisse
Nombeko wächst im Südafrika der 60er Jahre auf, was nicht gerade eine gute Ausgangsbedingung für ein gesundes und glückliches Leben ist. Zudem ist sie gezwungen, nach einem Autounfall, bei dem sie selbst überfahren wird, danach für den Autofahrer zu arbeiten: Engelbrecht van der Westhuizen, der als Ingenieur mit Atomwaffen zu tun hat. Nombeko, die ein wahres Rechengenie ist, versucht, ihn so lange wie möglich hinzuhalten, was auch ganz gut funktioniert … bis sie und eine Atombombe, die nicht hätte existieren sollen, in Schweden landen, wo Nombeko nach einem Weg sucht, den König auf sie aufmerksam zu machen – was sich natürlich als nicht ganz so leicht erweist …
Dieser humorvolle Roman schafft es nicht nur, ausgesprochen unterhaltsam zu sein, sondern gleichzeitig auf wichtige Themen einzugehen. Dazu nutzt er einen fantastischen schwarzen Humor, den man natürlich mögen muss, den aber zumindest ich sehr genossen habe. Es hat einfach Spaß gemacht, den Roman zu lesen, eben weil er nicht nur lustig war, sondern auf elegante Weise Kritik an Politik und Gesellschaft übte. Elegant deshalb, weil der Roman nicht mit erhobenen Zeigefinger seine Themen anspricht, sondern mit seinem Humor.
Nombeko ist dabei eine äußerst sympathische Protagonistin, die übrigens gegensätzlich zum Titel keine Analphabetin ist (aber tatsächlich fantastisch rechnen kann). Am meisten hat mich hier überrascht, dass ihre außergewöhnlichen Rechenkünste noch nicht einmal so oft zum Einsatz kommen, sondern nur wenige Male innerhalb der Geschichte relevant sind. Sehr viel wichtiger ist Nombekos allgemeine Intelligenz und ihre Entschlossenheit, etwas gegen die Atombombe zu tun. Ich habe sehr mit ihr mitgefühlt, vor allem, als immer mehr und mehr Hindernisse ihren Weg zum Ziel erschwert haben. Es war auf genau die richtige Weise frustrierend, weil man unbedingt will, dass Nombeko ihr Ziel erreicht und zusammen mit ihr darauf fiebert, dass nichts schief geht.
Faszinierend waren zudem die vielen Nebengeschichten, die in die Hauptgeschichte eingewoben waren. Viele Nebencharaktere, die eigentlich nicht für die Handlung relevant sind, bekommen ihre eigene Geschichte, was ich sehr einnehmend fand. Die eigentliche Handlung war mir nämlich manchmal zu ausschweifend, aber ausgerechnet die Hintergrundgeschichten mochte ich dafür sehr. Obwohl die wichtigeren Charaktere eher eindimensional sind, war es faszinierend, ihrer Hintergrundgeschichte zu lauschen. Besonders möchte ich Holger 2 betonen, Nombekos Love Interest, der, wie man seinem Namen schon entnehmen kann, eine sehr ungewöhnliche Geschichte hat.
Zusammengefasst ein sehr unterhaltsamer Roman, der mich mit seinem einzigartigen Humor und seinen Themen sehr begeistern konnte!
Olive ist Journalistin und möchte unbedingt die Story finden, die ihrer Karriere eine neue Richtung gibt. Dann macht ihre Schwester sie auf einen gruseligen Fund aufmerksam: In Hamburg wurde bei einer Überschwemmung eine Leiche freigelegt, die einen Kompass umklammerte – denselben Kompass, den Olives Großmutter Poppy ihr schenkte und der eigentlich ein Einzelstück sein soll. Olive ist entschlossen, herauszufinden, was es damit auf sich hat, muss jedoch mit dem Fotografen Tom zusammenarbeiten, der sie nicht leiden kann. Doch will sie wirklich herausfinden, was in der Vergangenheit ihrer Großmutter steckt?
Zwanzig Jahre früher findet Claire heraus, dass ihre Zwillingsschwester Iris, mit der sie seit über zehn Jahren keinen Kontakt mehr hatte, verstorben ist. Um herauszufinden, was für ein Leben ihre Schwester führte, verbringt sie Zeit auf der einsamen Insel, die Iris ihr Zuhause nannte. Dort muss sie sich nicht nur mit der unfreundlichen Frankie herumschlagen, die mit Iris befreundet war, sondern auch mit einem Fuchskind, das sie vor dem Tod rettet …
Nach „Die Halbwertzeit von Glück“ ist „Die Anatomie der Einsamkeit“ die neue Familiengeschichte aus Louise Pelts/Lucy Astners Feder, die sowohl Familie, Freundschaft als auch Liebe fantastisch miteinander kombiniert. Speziell das Mysterium darum, wie die beiden Geschichten zusammenhängen, war fantastisch umgesetzt – erst fast am Ende begriff ich schließlich, wie Olives und Claires Geschichten miteinander zusammenhängen, was ein wunderbarer Moment war! Hier fand ich es sehr gut, dass der Zusammenhang nicht offensichtlich war und mich das Mysterium aus diesem Grund stets angetrieben hat.
Dazu gesellt sich auch ein schöner und bildlicher Schreibstil, der es mir leicht machte, die Handlung zu visualisieren. Natürlich spielt das Thema Einsamkeit eine große Rolle und war meiner Meinung nach sehr gut umgesetzt, sowohl in Olives als auch in Claires Geschichte. Interessant war es hierbei, dass Olives Einsamkeit durch eine Romanze und Claires durch Freundschaft gelöst wurde (und bei beiden Familie eine wichtige Rolle spielte) – das fand ich sehr schön, weil es zeigte, dass verschiedene Arten von Liebe Einsamkeit beseitigen können.
Eine Kritik habe ich allerdings: Während Olives Geschichte mich sehr gefesselt hat und ich es liebte, sowohl die Vergangenheit ihrer Großmutter als auch Olives Beziehung zu Tom zu verfolgen, brauchte Claires Geschichte einige Zeit, um in Fahrt zu kommen. Zwar hat es auch bei Olive ein wenig Zeit gebraucht, bis ihre Reise sie nach Deutschland brachte, aber bei Claire hatte ich für deutlich länger das Gefühl, dass in ihrer Geschichte nicht allzu viel passiert. Eventuell nahm sie zwar Fahrt auf, aber den langsamen Anfang bei Claire hätte ich persönlich gerne durch interessante Charakterdynamiken beschleunigt.
Zusammengefasst haben wir hier eine wunderschöne Geschichte, die am Anfang vielleicht ein wenig langsam ist, aber es auf faszinierende Weise schafft, ein Familiengeheimnis zu erzählen, das einen bis zum Ende am Ball hält!