Bücherregal lädt …
A Song to Drown Rivers
400 Seiten

Xishi ist die schönste Frau Chinas und damit die einzige, die ihr Land retten kann. Denn Fanli, der Berater des Königs, sieht in ihrer Schönheit eine Möglichkeit, den Herrscher des Nachbarlandes, Fuchai, zu verführen, während sie insgeheim als Spionin arbeitet. Während den zehn Wochen der Vorbereitung kommen sich Xishi und Fanli näher, doch bevor sich ihre Beziehung richtig entwickeln kann, findet sich Xishi bereits auf Fuchais Königshof wieder. Von nun an muss sie sich gut überlegen, wie sie Fuchais Aufmerksamkeit gewinnen kann, ohne ihre wahren Beweggründe zu verraten …

Dieser Roman, der auf einer chinesischen Legende basiert, ist wunderschön zu lesen und erzählt dabei eine packende Geschichte. Was mich besonders beeindruckt hat, war die Art und Weise, wie verschiedene Tropen, die ich normalerweise nicht mag, hier erfolgreich umgesetzt wurden. Das gilt vor allem für das Liebesdreieck; normalerweise mag ich sie überhaupt nicht, aber dieser Roman hat es tatsächlich geschafft, seines auf eine überraschend angenehme Weise zu präsentieren. Zwar fand ich die Umsetzung nicht perfekt, aber um sehr, sehr viel besser als gefühlt 95% aller Liebesdreiecke.

Das liegt an so einigen Faktoren: Das Hauptpaar stand von Anfang an fest (was in diesem Fall etwas Gutes war), alle drei Charaktere waren sowohl sympathisch als auch tiefgründig und die thematisierte Tragik des Liebesdreiecks hat es zusätzlich über andere gestellt. Zwar finde ich, dass Fanli mehr Screentime hätte vertragen können, um seine starke Bindung zu Xishi noch weiter zu festigen, aber auch so mochte ich ihn und ihre gemeinsame Romanze sehr.

Fuchai war ein besonders faszinierender Charakter. Er hatte sowohl gute als auch schlechte Charakterqualitäten und ich war zeitweise tatsächlich hin- und hergerissen, ob ich ihn denn nun mag oder nicht. Letztlich kann ich diese Frage schlicht mit „ich mochte ihn als Charakter, aber nicht als Person“ beantworten, während ich die anderen Charaktere als beides mochte.

Hervorheben möchte ich außerdem Zhengdan, Xishis beste Freundin. Obwohl sie natürlich nicht so viel Screentime hat wie das Liebesdreieck, stach sie durch ihr eigenes Ziel, ihren Vater zu rächen, positiv hervor. Ich wünschte, es gäbe mehr beste Freundinnen in Geschichten, die nicht nur diese Funktion erfüllen, sondern auch eigene Ambitionen haben!

Zuletzt möchte ich sagen, dass mir das Ende außergewöhnlich gut gefallen hat. Es war auf seltsame Weise sowohl das Ende, das ich erwartet habe als auch ein Ende, mit dem ich nicht gerechnet hätte.

Empfehlenswert ist der Roman für alle, die dramatische Liebesgeschichten mögen!

Donnerstags im Café unter den Kirschbäumen
185 Seiten

Jeden Donnerstag kommt eine junge Dame ins Café Marble, bestellt sich einen Kakao und schreibt dort in englischer Sprache Briefe. Wataru ist fasziniert von der Frau, die er Kakao-san nennt und fragt sich, was wohl ihre Geschichte ist. Doch sie ist nicht die einzige Besucherin des Cafés: Es zieht auch eine verzweifelte Mutter, eine Kindergärtnerin, eine frisch Verheiratete, eine Künstlerin und noch viele mehr an: Menschen, deren Schicksale miteinander verwoben sind, oft ohne, dass sie es wissen. Doch neben dem Café Marble haben sie alle eine Gemeinsamkeit: Sie suchen nach ihrem Weg zum Glück …

Dieser wunderschöne Roman zeigt, dass man keine hunderten von Seiten braucht, um ein erinnerungswürdiges Leseerlebnis zu erschaffen. In weniger als zweihundert Seiten erschafft Michiko Aoyama eine Geschichte, die mich sehr berührte und mich am Ende mit einem Lächeln entließ. Die Art und Weise, wie die einzelnen Geschichten erzählt und miteinander verbunden waren, war schlicht ergreifend schön. Der Stil sticht hier besonders hervor: Er ist einfach, aber bildlich und schafft es so, einen leicht in die Geschichte hineinzuziehen. Besonders beeindruckend fand ich, wie gut Michiko Aoyama beschriebene und gezeigte Szenen balanciert hat, sodass beide Arten von Szenen mich gleichermaßen packten!

Dadurch, dass jedes Kapitel aus einer anderen Perspektive erzählt wird, haben die einzelnen Charaktere nur wenig Zeit, hervorzustechen, doch wird diese Zeit sehr gut genutzt: Man bekommt trotzdem einen guten Einblick in sie, und wann immer sie in anderen Kapiteln auftauchten, musste ich lächeln. Die Verbindungen zwischen den Charakteren waren letztendlich der beste Teil des Romans, weil sie zeigten, wie nahe selbst Fremde zueinander stehen können.

Wenn ich mir allerdings etwas wünschen würde, wäre es ein stärkerer Fokus auf das Café Marble gewesen. Mit jeder Sichtweise entfernen wir uns immer weiter davon, was ich schade fand. Es wird zwar oft genug referenziert und wir kehren am Ende auf wundervolle Weise dahin zurück, aber dazwischen liegt der Fokus auf Australien. Das hat zwar einen wichtigen Grund, der mir sehr gefiel, aber dennoch hätte ich gerne noch mehr vom Café selbst gesehen.

Letztendlich ist dieser Roman wunderschön und wohltuend, der sich für alle eignet, die mal wieder einen Roman fürs Herz brauchen!

Das Buch der tausend Türen
528 Seiten

Cassie arbeitet in einer New Yorker Buchhandlung, die regelmäßig von dem alten Mr. Webber besucht wird. Als dieser eines Tages stirbt, vererbt er ihr „Das Buch der tausend Türen“, womit Cassie zunächst nichts anfangen kann. Bis sie zusammen mit ihrer besten Freundin Izzy herausfindet, dass sie mithilfe des Buches zu jedem Ort reisen kann, den sie möchte – alles, was sie braucht, ist eine Tür. Doch andere Bücherjäger haben es auf das Buch abgesehen und bald erfährt Cassie von dem Bibliothekar Drummond auch, warum: Mit dem Buch kann man nicht nur durch den Raum, sondern auch durch die Zeit reisen …

Dieses Buch gehört zu den bisher schönsten, die ich gelesen habe und es fällt mir schwer, meine Gefühle dafür in Worte zu fassen. Ich habe gelächelt und geweint, mitgefiebert und mitgelitten und musste am Ende erst einmal rekapitulieren, was ich da gerade gelesen habe. Cassies Reisen und Abenteuer, ihre Familie und Freunde, ihre Erlebnisse allgemein – sie allein fesselten mich unglaublich, zumal der Roman nicht scheut, die besten und schlimmsten Momente ihres Lebens miteinander zu verbinden. Aber auch die anderen Menschen, die Cassie auf ihrer Reise trifft – von Mr. Webber zu Izzy, Drummond und ein paar anderen – begeisterten mich sehr, weil der Fokus auf wenige Charaktere es leicht gemacht hat, ihre Sichtweisen genauso packend zu verfolgen wie Cassies.

Besondere Erwähnung verdient dabei die Antagonistin des Buches, die „die Frau“ genannt wird und sämtliche magische Bücher für sich haben will. Sie war eine der gefährlichsten und angsteinflößenden Antagonisten überhaupt und vor der finalen Konfrontation mit ihr habe ich mindestens genauso gezittert wie die Charaktere. Hier hilft es, dass wir auch die Sichtweise der Frau und ihre schrecklichen Taten zur Genüge erleben, sodass ich am Ende ernsthaft besorgt darum war, welche Opfer ihr Untergang wohl verlangen wird.

Doch so gut mir die Charaktere gefallen haben, sind nicht sie das Highlight des Romans, sondern die beschriebenen Zeitreisen. Bereits früh wird etabliert, dass geschehene Erlebnisse sich nicht mehr ändern lassen, doch das heißt mitnichten, dass man nicht mit ihnen mitfiebert. Zudem baut Gareth Brown hier so einige Twists ein, die das gesamte Erlebnis aus einer komplett anderen Perspektive zeigen und die offenen Fäden auf wunderschöne und brillante Weise miteinander verbinden. Ich war sehr beeindruckt davon, wie mühelos es ihm gelang, die verschiedenen Zeitlinien so zu verknüpfen, dass am Ende ein harmonisches Bild entstand.

Ebenfalls positiv zu erwähnen ist das Pacing der Geschichte. Gareth Brown hat ein gutes Gespür dafür, langsame und schnelle Szenen miteinander zu verweben; ich genoss die vergänglichen Augenblicke und spannenden Szenen gleichermaßen und war stets angetrieben, weiterzulesen. Dieser Roman enthält einige der schönsten und schrecklichsten Momente, die ich je las und ich bin sicher, dass mir viele davon lange in Erinnerung bleiben werden.

Wenn ich überhaupt etwas kritisieren müsste, wäre es eventuell die schwache Charakterisierung von Drummonds Freundesgruppe, die vor Jahren ums Leben kam und deren Dynamik wir in ein paar Kapiteln erleben. Allerdings hinterlassen sie keinen so starken Eindruck wie die Hauptcharaktere, weshalb ich ihren Tod zwar schrecklich fand, aber nicht so emotional wie viele Gefahren, denen die Hauptcharaktere sich stellen mussten.

Selbstverständlich ist diese Kritik im Vergleich zum Rest des Buches kaum der Rede wert, denn all das, Gareth Brown mich fühlen ließ, gehört mit Abstand zu den besten Leseerlebnissen, die ich je hatte. Eine ganz klare Empfehlung für alle, die Bücher, Zeitreisen und emotional-spannende Geschichten lieben!

Ruthless Vows
560 Seiten

Zwei Wochen, nachdem sie Roman auf dem Schlachtfeld zurückließ, sucht Iris verzweifelt nach einem Lebenszeichen von ihm. Erst, als sie Zugriff auf die magische Schreibmaschine bekommt, die sie direkt mit der Romans verbindet, schafft sie es, ihn zu kontaktieren. Doch werden ihre schlimmsten Befürchtungen bestätigt: Roman hat sein Gedächtnis verloren, als der Gott Dacre seine tödlichen Verletzungen heilte. Mithilfe ihrer Briefe muss Iris seine Erinnerungen zurückholen, ohne ihre eigene Identität zu offenbaren – denn Dacre achtet mit Argusaugen auf mögliche Verräter …

Im zweiten und abschließenden Teil finden Iris und Roman ihr zufriedenstellendes Ende, das Rebecca Ross wirklich wundervoll beschrieben hat. Ich habe den ganzen Roman über unglaublich mit ihnen mitgefiebert und bin immer noch überwältigt von der Wirkung, die ihre Geschichte auf mich hatte.

Das fängt schon bei dem Schreibstil an. Er ist bildgewaltig und wunderschön, die gesamte Handlung lief wie ein Film vor meinen Augen ab und ließ mich gleichzeitig mit beiden Haupt- und den Nebencharakteren mitfühlen. Iris und Roman verbringen zwar eine erwähnenswerte Zeit getrennt voneinander, aber durch ihre Briefe fühlte man ihre Beziehung trotzdem intensiv durch die Worte, die sie miteinander teilen. Und natürlich sind auch die Szenen, in denen sie beieinander sind, absolut großartig!

Von den Nebencharakteren stachen vor allem Attie und Tobias hervor, die hervorragend zeigen, dass nicht jede halbwegs wichtige Aufgabe den Protagonisten zukommen muss, sondern auch Nebencharaktere etwas Wichtiges bewirken können. Zudem war ihre angedeutete Romanze ebenfalls sehr süß umgesetzt :)

Noch besser ist, dass die eigentliche Handlung sich nicht vor der Romanze verstecken muss – denn dadurch, dass sowohl Iris als auch Roman in viele gefährliche Situationen geraten, bleibt sie durchgehend spannend und zieht einen mühelos mit. Hier gibt es auch eine gute Balance zwischen Aktion und Reaktion – Situationen werden sowohl von Iris, Roman als auch von anderen Charakteren in Bewegung gesetzt, anstatt dass nur eine Partei größtenteils für die Ereignisse verantwortlich ist.

Eine Kritik habe ich jedoch: Zwar war das Ende sowohl süß als auch realistisch, aber das Finale an sich wurde meiner Meinung nach viel zu schnell abgewickelt – nur in einem Kapitel. Nicht mal alle wichtigen Charaktere sind aktiv daran beteiligt, was ich dann doch enttäuschend fand. Hier finde ich, dass man das Finale definitiv hätte ausbauen können, speziell Dacres Rolle als Antagonist und die Rolle all jener, die während des Finales nicht direkt dabei sind, aber es hätten sein sollen. Die Geschehnisse danach waren wieder hervorragend beschrieben, aber das Finale selbst finde ich wie gesagt verbesserungswürdig.

Natürlich ist die Geschichte trotz des Finales ein absolutes Highlight von mir geworden und ich kann es allen Romantasy-Fans aus vollem Herzen empfehlen!

Divine Rivals
496 Seiten

Ein Krieg zwischen den Göttern ist ausgebrochen und Iris Winnow ist am Boden zerstört, als ihr Bruder Forest sich ebenfalls für den Krieg meldet. Sie schreibt ihm Briefe, die sie aus alter Gewohnheit in ihren Kleiderschrank legt – und die zu ihrer Überraschung von dort verschwinden. Voller Hoffnung schreibt sie weitere Briefe, während sie gleichzeitig daran arbeitet, bei der Oath Gazette zur Kolumnistin befördert zu werden, um für ihren und den Lebensunterhalt ihrer alkoholabhängigen Mutter zu sorgen. Auch der arrogante Roman Kitt hat es auf die Stelle als Kolumnist abgesehen – und was Iris nicht weiß: Er erhält die Briefe, die sie ihrem Bruder schreibt. Als Roman ihr eines Tages anonym antwortet, beginnt bald ein emotionaler Briefaustausch, in dem sie sich zum ersten Mal einander öffnen. Doch der Krieg droht bald, die beiden für immer auseinander zu reißen …

Dieser Roman ist schnell zu einem meiner absoluten Highlights unter den Young-Adult-Romanen geworden, weil er einerseits eine absolut wunderschöne, sich langsam entwickelnde Romane zwischen zwei sympathischen Protagonisten erzählt und andererseits durch die Darstellung des Krieges eine Tiefe zeigt, die in vielen anderen Romanen fehlt. Obwohl die Romanze natürlich ein wichtiger Aspekt ist (und mir die Briefe zwischen Iris und Roman ausgesprochen gut gefallen haben), fand ich es großartig, dass auch der Krieg eine wichtige Rolle spielt und dementsprechend gehandhabt wird.

Damit zusammenhängend fand ich auch den Schreibstil sehr bildgewaltig – Rebecca Ross beschreibt viele Szenen, die einem in Erinnerung bleiben und sofort ein Bild vor dem geistigen Auge beschwören. Es gab viele Sätze, deren Schönheit mir aufgefallen ist und die mich zudem zum Nachdenken angeregt haben, da hat die Autorin wirklich großartige Arbeit geleistet!

Was Kritik angeht, habe ich zwei: Zum einen hätte ich mir gewünscht, dass die Nebencharaktere (speziell Forest, Attie und Marisol) mehr Tiefe bekommen hätten. Von Forest bekommen wir so gut wie gar nichts zu sehen, während Attie und Marisol durchaus sympathisch sind, aber nicht allzu viel Charaktertiefe zeigen. Gerade, weil der Charakter-Cast so übersichtlich ist, wäre es sehr leicht gewesen, hier mehr von den Charakteren zu zeigen, was leider nicht so ausführlich geschehen ist, wie ich es mir gerne gewünscht hätte. (Interessanterweise haben wir dafür viele „unwichtige“ Nebencharaktere, die überraschend viel Tiefe zeigten.)

Zum anderen gibt es im Roman zwar viele denkwürdige Szenen, aber keine besonderen Twists oder Überraschungen; das hat mich persönlich zwar nicht gestört, weil ich die Geschichte selbst so genossen habe, aber diejenigen, die Romane mit vielen Twists mögen, werden diese hier eher nicht finden.

Zusammengefasst bietet dieser Roman aber immer noch eine wunderschöne Geschichte mit einer süßen Romanze und einen packenden Rahmenhandlung, die mich von Anfang bis Ende fesselte!

Traumtänzerin
400 Seiten

Charlie ist in ihre beste Freundin Mia verliebt, die jedoch nur Augen für ihren Mitschüler Milan hat. Nicht mal ihr bester Freund Luke weiß darüber Bescheid, ganz zu schweigen von ihrer Familie. Während Charlie Mia hinterher schmachtet, entgeht ihr, dass es ein anderes Mädchen gibt, das ihre Aufmerksamkeit zu gewinnen versucht …

„Traumtänzerin“ ist der erste Roman von Alicia Zett, deren andere Romane ich bereits mit Freude gelesen und genossen habe. Und obwohl man natürlich merkt, dass es sich hierbei um ihr erstes Werk handelt, habe ich auch diesen Roman ebenfalls sehr gemocht!

Der Schreibstil ist recht schlicht gehalten, was es einfach macht, Charlies Gedanken zu folgen. Tatsächlich hat es mir sehr gefallen, wie gut wir ihre Gedanken nachvollziehen konnten, auch wenn der Übergang zwischen ihren Gefühlen für Mia und ihren Gefühlen für Viky für mich ein wenig zu fließend war; es war schwer, zu bestimmen, wann genau die einen Gefühle aufhörten und wann die anderen aufblühten. Wobei das jetzt keine richtige Kritik ist, sondern schlicht ein Punkt, der mich beim Lesen etwas verwirrte.

Denn die Beziehung zwischen Charlie und Viky an sich war sehr wunderschön beschrieben und ich habe es geliebt, ihre wachsende Romanze zu verfolgen. Zu Mia hätte ich mir ein endgültigeres Ende gewünscht, weil der Status ihrer Freundschaft am Ende überraschend unklar ist. Umso schöner war dafür Charlies Freundschaft mit Luke umgesetzt; nicht nur war er selbst ein wunderbarer Charakter (der später seinen eigenen wohlverdienten Roman bekommen hat), sondern allgemein ein großartiger Freund!

Schön fand ich auch, dass Alicia Zett Familienmitgliedern ebenfalls ihren wichtigen Moment gegeben hat, auch wenn letztendlich nur Charlies Vater für die Handlung relevant ist. Sonst werden allgemein viele für junge Erwachsene relevante Themen angesprochen, was zusätzlich dazu beitrug, dass man sich gut in Charlies Probleme hineinversetzen konnte.

Insgesamt also ein schönes Debüt, das gut zeigt, wie sich Alicia Zett im Lauf ihrer Romane entwickelte!

Wo geht das Licht hin, wenn der Tag vergangen ist
448 Seiten

Nadine Olonetzky hat viele Jahre kaum etwas über ihre Familiengeschichte gewusst. Mit fünfzehn hat ihr Vater ihr einen Teil erzählt, doch selbst damals erhielt sie nicht einmal die Hälfte der Informationen, die ihr Vater tatsächlich wusste. Erst Jahrzehnte später kommen ihr zahlreiche Akten in die Hände, mit denen sie ihre Familiengeschichte, zusammen mit der Erzählung ihres Vaters, teils rekonstruieren kann. Am Ende bleiben immer noch mehr Fragen als Antworten übrig – und auf beides geht sie in dieser Familiengeschichte ein.

Ich brauchte eine Weile, um mich an den Schreibstil zu gewöhnen, weil die Geschichte von Nadine Olonetzkys Familie nicht als Roman geschrieben ist, sondern eher Tagebucheinträgen ähnelt, in denen sie darüber nachdenkt, was sie alles herausgefunden hat – und was sie nie herausfinden wird. Im ersten Teil erzählt sie die Geschichte ihres Großvaters Moritz, von dem sie nie wissen wird, wann genau er gestorben ist, während im zweiten Teil die Geschichte ihres Vaters Benjamin und dessen Flucht in die Schweiz beschrieben wird.

Ein wichtiger Teil dieser Erzählungen sind die Fragen, die sich Nadine Olonetzky zu ihnen stellt. Sie fragt sich, was ihre Familien und die Menschen im Allgemeinen damals gedacht, gefühlt und getan haben, von Nebensächlichkeiten wie den Freizeitaktivitäten während der Gefangenschaft bis zu den möglichen Toden von Freunde und Familie, die zu verschiedenen Zeitpunkten passiert sein könnten. Was hierbei sehr interessant ist, ist, dass die Autorin ihre Fragen oft als Möglichkeit, fast schon Annahme formuliert: „Was packte er ein? […] Wie verbrachte er die Tage? Stand er vielleicht oft ratlos mitten im Zimmer und schaute um sich? War er manchmal gelähmt vor Angst, unfähig, etwas zu entscheiden? Oder packte ihn auch ohnmächtige Wut?“ In diesem Stil stellt Nadine Olonetzky weitere Fragen zu allen möglichen Menschen, Gegenständen und Orten, was ich persönlich sehr gut fand, weil es einen selbst zum Nachdenken angeregt hat – und betonte, wie viel es gibt, das man nie wissen wird. Es war für mich ein faszinierendes Leseerlebnis, wobei ich mir aber zugegeben nicht sicher bin, ob dieser Stil jedem Leser und jeder Leserin zusagen wird.

Denn im Schreibstil gab es noch etwas Anderes, was mich persönlich eher irritierte: Regelmäßige Einschübe, in denen die Autorin ihren Garten über die Jahre und Jahreszeiten hinweg beschreibt und dabei eine sehr blumige Sprache verwendet. Die Beschreibungen selbst waren durchaus gut, aber ich habe den Zusammenhang zum Erzählten nie verstanden, bin mir noch nicht einmal sicher, ob es einen gibt. Vielleicht sollen diese Beschreibungen auch der Atmosphäre dienen und den Wandel der Zeit betonen (was sie durchaus tun), aber ich persönlich finde, dass man sie auch hätte weglassen können.

Nichtsdestotrotz handelt es sich hierbei um eine faszinierende Familiengeschichte, die als bisher erste, die ich gelesen habe, die Fragen in den Vordergrund stellt – und dadurch ein Leseerlebnis schafft, das mir persönlich sehr gefallen hat!

This Winter
112 Seiten

Es ist Weihnachten, was für Charlie, Tori und Oliver dieses Jahr besonders schwierig ist, weil Charlie aufgrund seiner psychischen Probleme nicht angemessen von seiner Familie behandelt wird. Kurzerhand entkommt er dem Essen und sucht bei Nick Zuflucht …

„This Winter“ ist eine kurze Novelle, die während des Ereignissen des vierten Heartstopper-Bands spielt und ein paar dort angedeutete Szenen ausführlicher beschreibt. Allzu viel passiert hier zwar nicht, aber es war interessant, die Sichtweisen aller drei Geschwister zu lesen und herauszufinden, wie sie die Ereignisse des Weihnachtsabends erlebten.

Trotzdem würde ich sagen, dass sich dieser Kurzroman nur für Heartstopper-Fans eignet, die wirklich jeden Content konsumieren wollen, weil er trotz ein paar erwähnenswerter Szenen letztendlich nicht allzu viel Neues bietet. Emotional wurde ich auch nicht allzu sehr mitgenommen, wobei das natürlich nichts Schlechtes ist.

Zusammengefasst also ein kurzer, knackiger Roman, aber wirklich nur Fans!

Kurioses über euch Menschen
480 Seiten

Jared ist ein Bot. Genauer gesagt, ein Zahnarzt-Bot. Doch dann beginnt er eines Tages, Gefühle zu entwickeln und beschließt, ein Drehbuch zu schreiben, das die Ansichten der Menschen über Bots verändern soll. Das ist nicht ganz einfach, weil niemand herausfinden darf, dass Jared ein geflüchteter Bot ist – was noch schwieriger wird, als Jared Amber kennenlernt und sich in sie verliebt …

Sehr humorvoll beschreibt Simon Stephenson Jareds Reise von einem Bot, der fleißig seiner Programmierung folgt, zu einem, der über sie hinausgeht. Natürlich gibt es bereits zahlreiche Geschichten, die über Roboter berichten, die nach und nach Gefühle entwickeln, aber Jared hebt sich trotzdem positiv hervor. Erstens ist der Schreibstil, mit dem er seine Geschichte erzählt, etwas ganz Besonderes; lustig, leicht zu lesen und glaubwürdig für einen gefühlvollen Roboter. Zweitens werden viele Filme referenziert, was besonders Film-Fans erfreuen sollte, aber auch für welche wie mich, die sich da nicht allzu gut auskennen, äußerst interessant zu lesen war – sogar so interessant, dass ich jedes Mal, wenn eine mir unbekannte Filmhandlung beschrieben wurde, diese gegoogelt habe, um herauszufinden, um welchen Film es sich handelt. Drittens ist das Ende anders, als ich es erwartet habe; natürlich werde ich jetzt nicht verraten, inwiefern es anders war, aber mir persönlich hat es sehr gefallen.

Das einzige, was ich kritisch anzumerken habe, ist die Tatsache, dass die in der Kurzbeschreibung zusammengefasste Handlung (speziell die Tatsache, dass Jared auf Amber trifft) erst sehr spät losgeht – genauer gesagt ab ca. Seite 200. Mir persönlich machte das nicht allzu viel aus, weil ich auch die Handlung davor sehr interessant fand, aber Leser und Leserinnen, die den Roman hauptsächlich wegen der Romanze lesen wollen, werden eher enttäuscht werden, weil diese zwar einen wichtigen Teil, aber mitnichten den Hauptteil der Handlung bildet.

Doch wer allgemein eine humorvolle Geschichte über einen menschlich werdenden Roboter lesen will, wird hier eine sehr gute finden!

101 Essays, die dein Leben verändern werden
432 Seiten

Keine Essays, die das Leben verändern, dafür aber welche, die zum Nachdenken anregen. Die wohl interessanteste Idee war, dass Glück eine Entscheidung ist, die man selbst trifft - etwas, bei dem ich vor dem Lesen nur verständnislos den Kopf geschüttelt hätte, nun aber durchaus in Betracht ziehe.

Insgesamt stimme ich natürlich nicht mit allem überein, was Brianna Wiest schreibt, aber es war dennoch erfrischend, eine neue Perspektive auf lebenswichtige Fragen zu bekommen.

Von hier bis zum Anfang
445 Seiten

Vor dreißig Jahren wurde Vincent King des Mordes an Sissy Radley angeklagt. Nur sein bester Freund und Polizist Walk glaubt fest an seine Unschuld. Doch als nach Vincents Freilassung Sissys Schwester Star Radley ermordet wird, während Vincent sich zusammen mit ihren Kindern Duchess und Robin in ihrem Haus befindet, scheint der Fall festzustehen: Er wird des Mordes angeklagt. Während Walk nach Hinweisen sucht, um die Unschuld seines Freundes zu beweisen, muss Duchess zusammen mit ihrem Bruder Robin bei ihrem Großvater leben. Was keiner von beiden weiß: In der Nacht des Mordes hat Robin gesehen, was wirklich passiert ist …

„Von hier bis zum Anfang“ ist ein sehr emotionaler Roman, der nicht von seiner Action, sondern von seinen Charakteren und deren Problemen lebt. Walk ist krank und möchte auf keinen Fall, dass das jemand herausfindet, während Duchess sich gegen die Menschen, die ihr nahe kommen wollen, wehrt. Vor allem Duchess' Teil der Geschichte hat mir sehr gefallen. Sie bezeichnet sich als „Outlaw“, stößt die Menschen um sich herum durch distanziertes Verhalten und Beleidigungen ab und möchte einfach nur, dass ihr Bruder ein ruhiges Leben führt. Während ich zwar wünschte, sie wäre nicht so oft mit ihrem Verhalten durchgekommen, hat mir der Charakter der Duchess insgesamt sehr gefallen. Auch Walk ist ein hervorragender Charakter, dessen persönliche Probleme mir sehr nahe gegangen sind, aber Duchess war es, die letztendlich mein Herz erobert hat.

Der Schreibstil ist von vielen Dialogen gekennzeichnet, was mich manchmal verwirrte, weil ich ab und an vergessen habe, wer welchen Satz angefangen hat. Hier hätte ich es begrüßt, wäre der sprechende Charakter öfters erwähnt worden. Auch gibt es in der Geschichte viele Momente, in denen nicht viel passiert – was allerdings keine Kritik ist, sondern einfach eine Feststellung. Ich mochte diese leicht melancholische Stimmung, aber für jeden ist sie nicht.

Hervorragend war die Auflösung der Geschichte, die viele Dinge in eine neue Perspektive rückt und imho sehr zufriedenstellend war. Tatsächlich möchte ich die Geschichte im Anbetracht der neuen Informationen am liebsten nochmal lesen!

Insgesamt ein schöner Roman, der gut für Fans von „Der Gesang der Flusskrebse“ geeignet ist!

Morgen und die Ewigkeit danach
320 Seiten

Nach dem Tod ihres kleinen Bruders landet Nathalie in der Psychiatrie, unfähig, auch nur ein Wort zu sagen. Bis sie auf Lucas trifft. Er ist der einzige, der sie zu verstehen scheint, der einzige, der ihr Leid nachempfinden kann. Nach und nach kommen die beiden sich näher. Doch leicht ist es nicht, ihre persönlichen Dämonen hinter sich zu lassen ...

"Morgen und die Ewigkeit danach" ist Manuela Inusas erster Jugendroman und scheut nicht davor zurück, sehr ernste Themen zu behandeln: Selbstmord, Selbstmordgedanken und psychische Störungen aller Art. Dadurch las sich der Roman trotz der positiven Botschaft, am Leben zu bleiben, sehr schwermütig, was vor allem daran liegt, dass Manuela Inusa ihre Hauptfigur Nathalie sowohl Fortschritte als auch Rückfälle erleiden lässt. Diese realistische Darstellung machte ihre Gefühle sehr glaubwürdig, das Buch selbst aber stellenweise schwer zu lesen, weil nach jedem Lichtblick wieder Dunkelheit zu kommen scheint. Aus diesem Grund würde ich sensiblen Personen davon abraten, es zu lesen - denn so hoffnungsvoll das Ende auch war, ist der Weg bis dahin lang und voller schwer zu schluckender Szenen.

Nathalies Beziehung mit Lucas war sehr süß dargestellt, aber von Lucas selbst hätte ich mir gerne noch mehr Charakter erhofft. Man erfährt zwar, welches Trauma sich in seiner Vergangenheit ereignet hat, aber irgendwie war mir das zu ... wenig? Ich hätte auf jeden Fall gerne mehr aus seiner Vergangenheit erfahren.

Dasselbe gilt für die Nebenfiguren, die größtenteils durch ihr Trauma charakterisiert sind und nicht über die ein, zwei Eigenschaften hinauswachsen, die Nathalie an ihnen feststellt. Hier hätte es sehr gut getan, abgesehen von der Romanze zu Lucas noch eine Freundschaft zu einem der anderen Patienten zu verfolgen.

Wer sich also gerne mit der Hauptfigur identifiziert, nichts gegen schwere Themen hat und gleichzeitig eine süße Liebesgeschichte lesen möchte, ist hier an der richtigen Adresse. Fans von tiefgründigen Nebenfiguren und sich schnell entwickelnden Plots sollten dagegen lieber woanders zugreifen. Mir persönlich hat die Geschichte durchaus ganz gut gefallen, aber über "ganz gut" geht es leider nicht hinaus. Letztendlich bin ich allerdings dankbar, dass Manuela Inusa über ein so wichtiges Thema geschrieben hat.

Die Telefonzelle am Ende der Welt
352 Seiten

Nachdem Yui bei der Nuklearkatastrophe von Fukushima am 11. März 2011 ihre Mutter und ihre Tochter verloren hat, sucht sie nach einem Weg, ihre Trauer zu bewältigen. In der Radiosendung, die sie moderiert, wird sie dabei auf das sogenannte Telefon des Windes aufmerksam: Eine nicht angeschlossene Telefonzelle in einem Garten am Meer, die Menschen benutzen, um mit ihren verstorbenen und verlorenen Angehörigen zu sprechen. Sie macht sich auf den Weg dahin, kann sich jedoch nicht überwinden, die Telefonzelle zu betreten. Dafür begegnet sie Takeshi, der ebenfalls einen schweren Verlust erlitten hat - und bald schon beginnt nicht nur eine Freundschaft, sondern auch eine Liebe.

"Die Telefonzelle am Ende der Welt" ist ein sehr ruhiges Buch, das vor allem durch seine Details brilliert - den kurzen Blick auf Menschen, Gegenstände und Situationen, die sonst niemand bewusst wahrnimmt und die hier hervorgehoben werden. Meistens geschieht das durch ein Zwischenkapitel, in dem ein Detail, das im vorigen Kapitel nur angeschnitten wurde, beschrieben wird: Zum Beispiel die Playlist von Yuis Radiosendung, Dinge, die sie für ihre Tochter gekauft hat und was sie und ihre Mutter am Tag ihres Todes trugen. Diese vielen plastischen Details haben mir sehr gefallen, weil sich die Geschichte dadurch sehr realistisch angefühlt hat.

Auch mitten in der eigentlichen Geschichte werden Einzelschicksale beschrieben, aber natürlich auch auf Yuis und Takeshis eingegangen. Interessanterweise fand ich die Einzelschicksale meist sehr viel interessanter als die Haupthandlung - die, wie ich zugeben muss, mich stellenweise durchaus langweilte, weil einfach nicht viel passiert.

Insofern ist das definitiv keine Geschichte, die durch ihre Handlung lebt, sondern eher durch die Empfindungen der Charaktere. Diesen wird viel Platz eingeräumt und brachte sie mir so nahe, aber letztendlich gab es mir ein bisschen zu viel Gefühle und ein bisschen zu wenig Handlung.

Der Schreibstil war angenehm zu lesen und die Botschaft des Romans schön. Wer also ruhige Lektüre mag, in denen man sich ganz in Details und Gefühlen vertiefen kann, ist hier goldrichtig, während alle anderen lieber zu einem anderen Roman greifen sollten.

Insgesamt bin ich Laura Imai Messina jedoch sehr dankbar, dass sie diese Geschichte geschrieben hat!

Ich und die Menschen
352 Seiten

Ein Wesen von einem fernen Stern bekommt die Aufgabe, sich für Andrew Martin, einen Mathematik-Professor, auszugeben, nachdem dieser die Riemannsche Vermutung (eines der bedeutendsten ungelösten Probleme der Mathematik) bewiesen hat. Seine Aufgabe ist es, sämtliche Beweise für diesen Durchbruch zu zerstören - einschließlich der Menschen, die mit Andrew Martin zu tun haben. Doch dann entwickelt Andrew Martins Ersatz Gefühle für seine neue Familie - und für das Leben selbst.

Matt Haig besitzt die beneidenswerte Eigenschaft, Geschichten mit einem vorhersehbaren Ende so zu schreiben, dass man sie trotzdem - oder deswegen? - mit Freuden liest. Schon beim Lesen der Kurzbeschreibung war mir klar, worauf das Ganze hinauslaufen würde, aber in diesem Roman geht es gar nicht so sehr um das Ziel, sondern den Weg.

Und diesen Weg hat Matt Haig fantastisch umgesetzt. Mit Humor beschreibt er die ersten Tage des Aliens, das aufgrund seines Unwissens für viele witzige Situationen sorgt. Später kommen dann die Emotionen dazu, als die Probleme von Andrew Martins Frau Isobel und ihrem Sohn Gulliver offensichtlich werden. Es war eine wahre Freude, diese angenehme Mischung zwischen Freude und Trauer zu durchleben, zwischen Logik und Gefühlen, zwischen Leben und Tod.

Vor allem ist die ganze Geschichte trotz des Alien-Aspekts erstaunlich realistisch - nicht nur das Kennenlernen der menschlichen Spezies, sondern auch die Menschen in der Geschichte selbst, die sehr realistisch beschrieben sind.

Die kurzen Kapitel waren das Sahnehäubchen auf der ohnehin schon leckeren Torte, denn durch sie las sich das Buch wunderbar flüssig. So eignet sich die Geschichte auch für diejenigen, die nicht so gerne lesen, weil die Etappen auf dem Weg eine angenehme Länge haben.

Bereits jetzt ist Matt Haig zu einem neuen Lieblingsautoren für mich geworden. Ich danke ihm hiermit vielmals für diese wundervolle Geschichte!