Bücherregal lädt …
Das Verbrechen
416 Seiten

Als Ende des neunzehnten Jahrhunderts Ölvorkommen in den Osage-Reservaten in Oklahoma gefunden werden, führt das dazu, dass der Stamm stark an Reichtum gewinnt. Weiße Amerikaner machen sich das zunutze und Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts kommen zahlreiche Osage ums Leben, deren Landrechte daraufhin auf weiße Amerikaner fallen. Unter den ermordeten Osage sind fast alle Mitglieder von Mollies Familie, was sie fürchten lässt, die nächste zu sein. Tom White, Ermittler beim zukünftigen FBI, bekommt den Auftrag, die Mordfälle aufzulösen – doch sind fast alle relevanten Zeugen bereits ermordet worden, was es schwer macht, Gerechtigkeit für die Hinterbliebenen zu finden …

Nachdem ich „Der Untergang der Wager“ gelesen und genossen hatte, wollte ich unbedingt auch „Das Verbrechen“ lesen – und war auch hier sehr begeistert darüber, auf welche Weise David Grann die damaligen Ereignisse in Oklahoma beschrieben hat! Wie schon „Der Untergang der Wager“ ist „Das Verbrechen“ mehr als ein klassisches Sachbuch, weil David Grann es schafft, die Ereignisse sowohl sachlich als auch spannend zu beschreiben. Es ist ein Schreibstil, der schwer zu beschreiben ist, weil er weder komplett nüchtern noch komplett emotional ist, einen aber trotzdem mit den Charakteren und Geschehnissen mitfiebern lässt.

Das Buch ist in drei Teile geteilt: Die Beschreibung der Morde, mit Fokus auf Mollies Familie; die Untersuchungen der Morde durch White; und David Granns eigene Recherchen zu den letzten offenen Fragen des Falls. Speziell in den ersten zwei Teilen geht David Grann dabei ausführlich auf die relevanten Charaktere ein und beschreibt deren Vergangenheit und Lebensumstände auf eine Weise, die nicht immer direkt mit dem Osage-Morden zu tun hat, es einem dafür aber erleichtert, all diese Personen tatsächlich als reale Menschen wahrzunehmen. All diese Details und noch viel mehr waren wohl hauptsächlich dafür verantwortlich, dass ich so gepackt von den Geschehnissen war.

Als jemand, der kein spezielles Interesse an den Osage-Morden hatte, entwickelte ich während des Lesens schnell eins, weshalb ich glaube, dass auch andere Leserinnen und Leser hier eine Lektüre finden werden, die sie auf packende Weise um Wissen bereichert!

Von hier bis zum Anfang
445 Seiten

Vor dreißig Jahren wurde Vincent King des Mordes an Sissy Radley angeklagt. Nur sein bester Freund und Polizist Walk glaubt fest an seine Unschuld. Doch als nach Vincents Freilassung Sissys Schwester Star Radley ermordet wird, während Vincent sich zusammen mit ihren Kindern Duchess und Robin in ihrem Haus befindet, scheint der Fall festzustehen: Er wird des Mordes angeklagt. Während Walk nach Hinweisen sucht, um die Unschuld seines Freundes zu beweisen, muss Duchess zusammen mit ihrem Bruder Robin bei ihrem Großvater leben. Was keiner von beiden weiß: In der Nacht des Mordes hat Robin gesehen, was wirklich passiert ist …

„Von hier bis zum Anfang“ ist ein sehr emotionaler Roman, der nicht von seiner Action, sondern von seinen Charakteren und deren Problemen lebt. Walk ist krank und möchte auf keinen Fall, dass das jemand herausfindet, während Duchess sich gegen die Menschen, die ihr nahe kommen wollen, wehrt. Vor allem Duchess' Teil der Geschichte hat mir sehr gefallen. Sie bezeichnet sich als „Outlaw“, stößt die Menschen um sich herum durch distanziertes Verhalten und Beleidigungen ab und möchte einfach nur, dass ihr Bruder ein ruhiges Leben führt. Während ich zwar wünschte, sie wäre nicht so oft mit ihrem Verhalten durchgekommen, hat mir der Charakter der Duchess insgesamt sehr gefallen. Auch Walk ist ein hervorragender Charakter, dessen persönliche Probleme mir sehr nahe gegangen sind, aber Duchess war es, die letztendlich mein Herz erobert hat.

Der Schreibstil ist von vielen Dialogen gekennzeichnet, was mich manchmal verwirrte, weil ich ab und an vergessen habe, wer welchen Satz angefangen hat. Hier hätte ich es begrüßt, wäre der sprechende Charakter öfters erwähnt worden. Auch gibt es in der Geschichte viele Momente, in denen nicht viel passiert – was allerdings keine Kritik ist, sondern einfach eine Feststellung. Ich mochte diese leicht melancholische Stimmung, aber für jeden ist sie nicht.

Hervorragend war die Auflösung der Geschichte, die viele Dinge in eine neue Perspektive rückt und imho sehr zufriedenstellend war. Tatsächlich möchte ich die Geschichte im Anbetracht der neuen Informationen am liebsten nochmal lesen!

Insgesamt ein schöner Roman, der gut für Fans von „Der Gesang der Flusskrebse“ geeignet ist!