Bücherregal lädt …
Dreams Lie Beneath
496 Seiten

Clementine und ihr Vater sind Traumhüter, die die Albträume ihrer Stadt bekämpfen, die jeden Neumond lebendig werden. Doch eines Tages fordern die Vesper-Brüder Lennox und Phelan die beiden um den Posten heraus – und Clem scheitert daran, sie zu besiegen. Plötzlich verlieren sie und ihr Vater ihre Stadt, ihr Zuhause, ihren Beruf. Erst, als Clem herausfindet, dass Phelan einen Partner für die Albtraumjagd sucht, sieht sie die passende Gelegenheit, um Rache zu üben und ihr Zuhause zurückzubekommen. Mit einem Zauber verschleiert sie ihre wahre Gestalt und beginnt, mit ihm zusammenzuarbeiten, auf der Suche nach einem Weg, seinem Ruf zu schaden. Doch Phelan ist ganz anders, als sie es erwartete, was es ihr schwer macht, ihren eigentlichen Plan umzusetzen. Zudem darf er auf keinen Fall erfahren, wer sie wirklich ist …

Nachdem mir die „Divine Rivals“-Dilogie so gut gefallen hatte, war es nur selbstverständlich, auch den neuesten Roman von Rebecca Ross zu lesen – doch muss ich zugeben, dass er die Höhen von „Divine Rivals“ nicht ganz erreicht, obwohl er mir immer noch gut gefallen hat. Er hatte ein paar großartige Aspekte, aber letztendlich hatte ich das Gefühl, es würde etwas fehlen.

Zunächst einmal ist der Schreibstil jedoch wunderschön. Mit präzisen Worten malt Rebecca Ross eindrückliche Bilder, mithilfe denen die Welt, die sie beschreibt, sich mühelos vor mir aufbaute. Ihr Schreibstil gehört definitiv zu ihren größten Stärken und zählt zu meinen persönlichen Lieblingen.

Auch die Welt und die Magie, die sie erschafft, waren beeindruckend. Beides spielte zumindest im ersten Band von „Divine Rivals“ eine eher untergeordnete Rolle, doch hier bekommen wir genug Worldbuilding, um uns sowohl die Vergangenheit als auch die Gegenwart Azenors wunderbar vorstellen zu können. Ich mochte es, wie die Geschichte um die Albtraumfestung ihre Verbindung in der Gegenwart fand, und wie der Fluch, der Albträume lebendig macht, in der Handlung umgesetzt wurde. Zwar scheint dieser Roman als Einzelband geplant zu sein, doch hätte ich nichts dagegen, noch einmal in diese faszinierende Welt zurückzukehren.

Weiterhin ist Clem eine großartige und zugleich sympathische Protagonistin, in die ich mich sehr gut hineinversetzen konnte. Ihre Freundschaft zu Phelan war fantastisch umgesetzt – mit Betonung auf „Freundschaft“, denn ihre Romanze konnte mich nicht ganz überzeugen. Ich war sehr in die Beziehung der beiden investiert und mochte so ziemlich alle Szenen, die sie miteinander hatten, doch trotz des Slow Burns ihrer Romanze kam ihre Liebe zueinander nicht so stark hervor, wie ich es mir gewünscht hätte. Zudem war Phelan selbst kein allzu bemerkenswerter Charakter; er erfüllte alle Kriterien eines liebevollen Love Interests und hatte wie gesagt viele gute Szenen mit Clem, doch als Charakter selbst blieb er seltsam blass.

Das trifft auch auf den Großteil der Nebencharaktere zu. Sie haben mir ganz gut gefallen, doch ich habe niemanden so lieb gewonnen wie Clem selbst. Fast die ganze Zeit war ich interessierter darin, mehr über die Welt zu erfahren, als über die Charaktere, die sie bewohnen. Zwar hat die Autorin es am Ende sehr gut geschafft, beide Aspekte miteinander zu verbinden, doch mehr Charaktertiefe während der eigentlichen Handlung hätte ich mir trotzdem gewünscht.

Als letzte Kritik möchte ich das Pacing des Buchs ansprechen, das recht langsam ist, wodurch ein Teil der Handlung recht ereignislos wirkt. Hier hat die Autorin die Zeit genutzt, um Clems und Phelans Beziehung zu vertiefen, und den Spannungsfaktor, der Clems mögliche Entdeckung betrifft, war dabei durchaus stark – aber nicht der Rest der Handlung, der zwischen dem packenden Anfang und dem packenden Ende für eine Weile vor sich hin plätschert. Als jemand, der langsames Pacing und Fokus auf Charakterbeziehungen sehr mag, fand ich beides zwar immer noch gut umgesetzt, finde aber gleichzeitig, dass es noch besser hätte sein können, als es war.

Das mag auch daran liegen, dass dieses Buch ein Einzelband ist, weshalb nicht so viel Zeit bleibt, sich auf alle Aspekte gleichermaßen zu konzentrieren. Aus diesem Grund kann ich den Roman allen empfehlen, die einen schönen Schreibstil, gutes Worldbuilding und eine spaßige Dynamik zwischen den beiden Hauptcharakteren mögen, doch diejenigen, die schnelleres Pacing in der Handlung und der Romanze bevorzugen, werden wahrscheinlich woanders eine passende Lektüre finden.

After I Do
352 Seiten

Schon seit über zehn Jahren sind Lauren und Ryan zusammen. Als sie sich damals auf dem College kennenlernten, lernten sie sich schnell kennen und lieben, heirateten und waren für eine ganze Weile glücklich. Doch schon seit einiger Zeit häufen sich ihre Streitereien und schließlich realisieren beide, dass sie nicht mehr glücklich miteinander sind. Daraufhin schmieden sie einen Plan: Für ein Jahr machen sie eine Trennung auf Probe, nehmen keinen Kontakt zueinander auf und erlauben es sich, mit anderen zu schlafen. Was zunächst schwer und ungewohnt ist, wird im Lauf der Zeit immer leichter – und Lauren muss sich fragen: Was will sie wirklich vom Leben?

Dieser Roman war eine positive Überraschung, denn auch, wenn man merkt, dass er zu den älteren Romanen Taylor Jenkins Reids gehört, hat er mir überraschend gut gefallen. Das liegt vor allem daran, wie gut Lauren und Ryans Beziehung sowie Laurens Gefühle nach der Trennung beschrieben wurden. Ich war bereits sehr investiert darin, wie der Beginn und der langsame Zerfall ihrer Beziehung beschrieben wurde – und sogar noch investierter, als sie sich voneinander trennten und Lauren sich damit auseinandersetzen musste, wie sehr sie Ryan vermisst und wie frei sie sich gleichzeitig fühlt. Diesen Zwiespalt hat Taylor Jenkins Reid so gut beschrieben, dass ich mich problemlos in Lauren hineinversetzen konnte, obwohl ich ihre Erlebnisse selbst nie durchmachte.

Problematisch fand ich dafür, dass sie Ryans E-Mail-Entwürfe liest, die er an sie geschrieben hat. Einerseits war es für die Handlung elementar, dass Lauren diese E-Mails zu lesen bekommt, andererseits wünschte ich mir, die Autorin hätte einen anderen Weg gefunden, das zu tun, ohne jemandes Privatsphäre zu verletzen. Indem die E-Mails einfach abgeschickt worden wären, finde ich, dass sich so eine bessere Lösung für alle Beteiligten gefunden hätte.

Das Ende war trotzdem sehr zufriedenstellend und auf positive Weise offen. Ich fand die Botschaft, dass man manchmal einfach eine Pause (und gute Kommunikation!) in einer Beziehung braucht, sehr gut, auch wenn sicher nicht alle Leser:innen zustimmen würden, während dieser Pause mit anderen Menschen zu schlafen. So, wie es umgesetzt war, gefiel, es mir sehr gut, könnte aber durchaus die einen oder anderen Leser:innen abschrecken.

Zuletzt möchte ich noch schnell die Nebengeschichten erwähnen, weil Laurens Familienmitglieder ebenfalls in einem Punkt in ihrem Leben sind, an dem große Dinge bevorstehen. Obwohl der Fokus des Romans definitiv auf Lauren und Ryan liegt, fand ich es großartig, regelmäßig von ihren Familienmitgliedern und deren Problemen zu erfahren, weil das gerade in der Beziehungspause Lauren auf andere Gedanken brachte und interessante Nebenhandlungen erzählte.

Insgesamt natürlich kein weltveränderndes Buch, aber es war erfrischend, eine Liebesgeschichte nach dem Happy End zu lesen, die sowohl gut als auch realistisch umgesetzt wurde!

Das Patriarchat der Dinge: Warum die Welt Frauen nicht passt
334 Seiten

Das Patriarchat ist selbst dort, wo man – und frau – es nicht erwartet, und in der Regel immer dort, wo es nichts zu suchen hat, nämlich in den Leben von Frauen, nicht-binären Personen und allen anderen, die nicht dem „Standard“ entsprechen, der von weißen cis-Männern festgelegt wurde. Selbst im 21. Jahrhundert ist das Patriarchat so stark, dass es in der Regel akzeptiert wird, ohne es zu hinterfragen. Selbst, wenn frau es hinterfragt, hat sie nicht immer die Möglichkeit, etwas dagegen zu tun, weil alles, was nicht dem Kapitalismus dient, es umso schwerer hat, sich durchzusetzen.

Dabei gibt es so viele Situationen, in denen Frauen und andere Geschlechter benachteiligt werden: In der Sprache (wo sie bei generischem Maskulinum nachweislich nicht mitgedacht werden), im öffentlichen Raum (der z.B. viel mehr Toiletten für cis Männer als für cis Frauen enthält), in der Technik (wo Geräte „für Frauen“ vermarktet und gestaltet werden), auf der Arbeit (wo sämtliche Gegenstände an Männergrößen angelehnt sind), in der Kleidungswahl (dito) und natürlich in der Gesundheit (die kaum Frauen untersucht). Es gibt noch so viel mehr Beispiele, derer wir Leser:innen uns manchmal bewusst sind und manchmal nicht, wobei gerade die Beispiele, der ich mir vor dem Lesen nicht bewusst war, besonders schockierend waren. Es war wirklich traurig, sich bewusst zu werden, WIE viele Benachteiligungen existieren und sogar normalisiert wurden.

Selbst diejenigen, die zu den benachteiligten Gruppen gehören, werden wohl Dinge entdecken, über die sie zuvor nicht nachdachten, während cis Männer wahrscheinlich noch viel, viel mehr lesen werden, das sie überrascht. Leider bin ich mir nicht sicher, inwiefern sie überhaupt zur Leser:innenschaft gehören, doch sie sollten es auf jeden Fall! Aber auch diejenigen, die meinen, bereits zu wissen, auf welche Weisen Frauen es schwerer haben als Männer, werden hier wohl die Augen geöffnet bekommen, weil es einfach so viele kleine, aber wichtige Dinge gibt, die nur auf Männer ausgelegt sind.

Eine gute Empfehlung für alle Leser:innen!

Holmes & Moriarty
400 Seiten

George Reynolds hat einen seltsamen Auftrag für Sherlock Holmes: Er ist angehender Schauspieler, der in einem geheimen Theater ein Shakespeare-Stück aufführt. Allerdings scheint er der einzige fähige Schauspieler zu sein, während seine Kolleg:innen bestenfalls beschämend sind. Zudem scheint die kleine Zuschauerschaft immer dieselbe zu sein, die sich regelmäßig abwechselt. Sherlock Holmes wittert einen komplizierten Fall und damit hat er auch recht – denn es ist ein Fall, der ihn zwingen wird, sich mit seinem größten Feind zu verbünden: James Moriarty …

Als Sherlock-Holmes-Fan war ich natürlich sofort interessiert an der Grundidee der Geschichte, fand aber, dass deren Umsetzung nur solide war. Das beste war definitiv der Schreibstil: Er hat mich in den Watson-Kapiteln sehr an Arthur Conan Doyle erinnert und selbst in den Moran-Kapiteln, die einen deutlich anderen Ton haben, war er immer noch gut zu lesen. Wobei mir die Watson-Kapitel trotzdem sehr viel besser gefallen haben als die Moran-Kapitel, weil Moran so ein unsympathischer Zeitgenosse war und es schlicht keinen Spaß machte, ihm zu folgen. Zum Glück hat Watson mehr Fokus, wobei ich es bei seinen Kapiteln zusätzlich mochte, seine Freundschaft mit Holmes und Holmes' Schlussfolgerungen zu sehen.

Der eigentliche Fall war wunderbar mysteriös und ging in eine Richtung, die für die damalige Zeit vielleicht nicht ganz realistisch ist, aber spannend umgesetzt war. Doch zu meiner Überraschung war die Zusammenarbeit zwischen Holmes und Moriarty dabei nicht der Fokus. Natürlich gibt es den Moment, in dem die beiden beschließen, sich zusammenzutun, sowie weitere Szenen, in denen sie sogar Schlussfolgerungen anstellen, aber dadurch, dass die Geschichte aus Watsons und Morans Perspektive geschrieben ist, bekommen wir nur wenig von dem emotionalen Aspekt dieser Zusammenarbeit mit.

Das Ende war sehr spannend, aber ich hätte mir gewünscht, dass wir statt Moran Holmes' Sichtweise bekommen hätten, um uns leichter in ihn hineinversetzen zu können und Moriarty mehr zu einem Mysterium zu machen. Es war trotzdem eine sehr solide Geschichte, mit einem großartigen Fall und einem guten Schreibstil, doch von Holmes' und Moriartys Zusammenarbeit bekommen wir leider nicht so viel mit, wie ich es mir gewünscht hätte.

A Wizard's Guide to Defensive Baking
320 Seiten

Die vierzehnjährige Mona ist mit Leidenschaft Bäckerin, deren Magie zwar nur bei Teig und Brot funktioniert, wodurch sie aber besonders gelungene Backkreationen kreiert. Als sie eines Tages eine Mädchenleiche in der Bäckerei entdeckt, ändert sich ihr ruhiges Leben schlagartig. Der Inquisitor Oberon verdächtigt sie, das Mädchen umgebracht zu haben und bringt sie zur Herzogin, damit sie dort verurteilt wird. Zwar kommt Mona wieder frei, doch Spindle, der Bruder des ermordeten Mädchens, möchte herausfinden, was mit seiner Schwester geschehen ist. Zumal hat der Inquisitor es immer noch auf Mona abgesehen und allein mit Backmagie kann sie sich schlecht gegen ihn wehren … oder?

Diese Cozy Fantasy ist einfach herrlich zu lesen, weil sie einerseits sehr humorvoll und andererseits unglaublich kreativ ist. Tatsächlich kommen hier Szenen vor, die ich so noch nie oder nur sehr selten in Fantasy gelesen habe, was für ein absolut grandioses Leseerlebnis sorgte. Allein die Grundidee einer Bäckerin, deren Magie darauf beschränkt ist, fand ich genial, aber die Umsetzung machte es noch besser. Hier großes Lob an die Autorin, die die Möglichkeiten, die Fantasy bietet, tatsächlich genutzt hat!

Der Schreibstil ist recht locker und macht Mona zu einer sehr sympathischen Protagonistin. Am Anfang ist sie, was ihre magischen Fähigkeiten angeht, nicht allzu selbstsicher, doch im Lauf der Geschichte vertraut sie immer mehr darauf und nutzt sie aktiv, bleibt im Kern aber immer noch sympathisch. Auch ihren treuen Lebkuchenmann möchte ich hervorheben; er war ein außerordentlicher unterhaltsamer Charakter und mein persönlicher Liebling.

Die anderen Charaktere waren dafür recht eindimensional; sie erfüllen zwar ihren Zweck und zeigen teils sogar eine Entwicklung, aber insgesamt lernen wir sie nicht so gut kennen, wie ich es mir gerne gewünscht hätte. Am seltsamsten fand ich, dass die Leiche, die Mona am Anfang findet, letztendlich keine größere Rolle nach der ersten Hälfte der Handlung spielt; zwar will ihr Bruder Spindle sie rächen, doch letztendlich habe ich sogar vergessen, warum sie überhaupt umgebracht wurde, weil ihr Tod für die Handlung letztendlich nicht relevant war.

Obwohl die Geschichte recht kurz ist, ist das Pacing zwischen der ersten und zweiten Hälfte der Handlung recht langsam; doch weil mir die eigentlichen Handlungsstränge so gut gefallen haben, finde ich das zwar erwähnenswert, aber nicht so störend, dass es die Geschichte ruiniert hätte.

Insgesamt also eine wunderbare Cozy Fantasy, die für diejenigen perfekt geeignet ist, die kreative und humorvolle Fantasy zu schätzen wissen!

Faebound
512 Seiten

Nachdem ihr erster Auftrag als Kommandantin in über dreihundert Toten endet, wird Yeeran ins Exil geschickt, wo sie nur eine sehr unwahrscheinliche Chance hat, es mit einem wertvollen Fund aufzuheben. Ihre Schwester Lettle und ihr Oberst Rayan, die sich beide eine Teilschuld an ihrem Schicksal geben, schließen sich zusammen, um sie zu finden. Doch kaum, dass sie tatsächlich auf Yeeran stoßen, werden von Fae gefangen genommen, die eigentlich als ausgestorben galten. Sie werden nach Mosima gebracht, einer unterirdischen Höhle, in die die Fae verbannt wurden. Am Anfang suchen sie verzweifelt nach einem Weg, zu entkommen, doch je besser sie die Fae kennenlernen, desto hin- und hergerissener werden sie, was ihre geplante Flucht angeht …

Dieser Fantasyroman war eine positive Überraschung für mich, denn nach so einigen Fae-Romantasys, die ich aufgrund störender Klischees abbrach, war dieser Roman die erste Fae-Fantasy, die mir sehr gut gefallen hat. Zunächst einmal ist der Schreibstil sehr angenehm: Nicht zu trivial, sondern schlicht schön zu lesen.

Doch die wahre Stärke des Romans liegt in seinen Charakteren und deren Beziehungen bzw. Romanzen. Yeeran, Lettle und Rayan waren allesamt sehr sympathische Charaktere, wobei mir vor allem gefallen hat, wie sie auf die Twists der Handlung reagierten. Diese erschütterten sie mindestens genauso wie mich als Leserin, denn obwohl sie gut angedeutet worden sind, habe ich sie nicht kommen sehen. Die Implikationen hinter manchen von ihnen waren gewaltig – was sich auch auf die Charaktere auswirkt, die realistisch auf sie reagieren.

Ebenfalls gut umgesetzt waren die Romanzen: Sowohl Yeeran und die Fae-Prinzessin Furi als auch Lettle und Rayan hatten eine süße Slowburn-Romanze, die durch die Weissagungen, die Lettle am Anfang macht, zusätzliche Spannung gewinnen. Sowohl Enemies-to-Lovers- als auch Friends-to-Lovers-Fans kommen hier auf ihre Kosten, vor allem weil beide Romanzen gleich viel Fokus erhalten.

Doch zwei wichtige Kritikpunkte habe ich auch. Die Geschichte ist in drei Teile geteilt, aber den mittleren Teil der Handlung fand ich ein wenig langatmig, weil nicht allzu viel passiert; dieser Teil lebt vor allem durch seine Charaktere und deren Dynamiken. Viel spannender fand ich den ersten und letzten Teil der Handlung, die etwa ein Drittel bzw. ein Fünftel der Gesamthandlung einnehmen, doch die Mitte schaffte es nicht immer, die Spannung zu halten. Dadurch, dass mir die Charaktere so viel Freude bereiteten, las ich zwar gerne weiter, hätte mir aber trotzdem mehr Nervenkitzel gewünscht. (Das Finale war dafür zu schnell vorbei, war für mich aber keine große Kritik.)

Der zweite Punkt, der mich störte, war die Tatsache, dass Yeeran am Anfang der Handlung mit dem Oberhaupt ihrer Armee, Salawa, zusammen ist, die aufgrund Yeerans Versagen gezwungen war, sie ins Exil zu schicken. So gut Yeerans Romanze mit Furi auch war, habe ich nie vergessen, dass sich Yeeran und Salawa nie offiziell voneinander trennten, was Yeerans Romanze mit Furi einen bitteren Beigeschmack gegeben hat. Zwar geht Yeeran davon aus, dass Salawa nicht auf sie warten wird und ihre Beziehung mit dem Exil endete, doch Salawas aktuelle Sichtweise darauf bekommen wir leider nie zu lesen. (Irritierend war auch, dass die Innenklappe eine romantische Szene zwischen Yeeran und Salawa zitierte, als wäre dies die Beziehung, um die es letztendlich geht.)

Trotz dieser Kritikpunkte habe ich den Roman sehr genossen, weil er davon abgesehen großartige Charaktere, Beziehungen und Twists zu bieten hatte, weshalb ich ihn allen Fae-Fans empfehlen kann!

The Survivor Wants to Die at the End
720 Seiten

Seit Paz seinen Vater vor zehn Jahren in Notwehr erschossen hat, ist sein Leben die Hölle – sogar so sehr, dass er sich jeden Tag wünscht, der Todesbote würde anrufen, damit er sein leeres Leben nicht mehr weiterführen muss. Schließlich hat er genug und beschließt, dem Todesboten zu beweisen, dass er auch ohne Anruf sterben kann. In letzter Sekunde wird er jedoch von Alano gerettet, dem Erben des Todesboten-Unternehmens, der ihm zeigen will, dass das Leben lebenswert ist und der sich erst kürzlich vom Todesboten abgemeldet hat. Zusammen versuchen sie, sich gegenseitig zu helfen – doch die Geheimnisse, die beide mit sich tragen, machen das alles andere als einfach …

Schon die beiden vorherigen Teile der Todesboten-Reihe mochte ich sehr und auch im dritten Teil schafft Adam Silvera es, eine emotionale und spannende Geschichte zu erzählen. Wobei sie allerdings recht langsam startet: Paz und Alano begegnen sich erst nach zweihundert Seiten, was zwar nichts im Vergleich zu den fünfhundert ist, die sie danach miteinander verbringen, doch trotzdem empfand ich den Anfang der Geschichte deshalb als zu lang, wenn wir auch die Protagonisten dadurch besser kennengelernt haben.

Wo wir schon dabei sind: Paz und Alano sind beide großartige Protagonisten, mit denen man leicht mitfühlen kann, weil ihre individuellen Probleme zwar nicht zwingend die der Leser*innen widerspiegeln, aber so ergreifend beschrieben sind, dass es trotzdem leicht war, sich in sie hineinzuversetzen. Speziell Paz hat mit vielen schweren Themen zu kämpfen, von Selbstverletzung bis zu Selbstmordgedanken, weshalb ich diesen Roman auch niemandem empfehlen würde, der selbst mit diesen Themen kämpft. Es gab nämlich definitiv ein paar Stellen, die schwer zu lesen waren, weil Paz’ Gedankenwelt ein düsterer Ort ist, wobei ich jedoch den Umgang mit diesen Themen sehr mochte.

Trotzdem waren mir letztendlich Alanos Kapitel lieber, aber nicht nur, weil sie optimistischer waren, sondern allgemein interessanter. Je mehr die Geschichte voranging, desto mehr wollte ich über sein Leben wissen, weil wir Paz’ Leben zwar kennen, aber nicht die Geheimnisse aus Alanos Vergangenheit. Das Foreshadowing ist hier großartig gelungen; während ich die Hinweise für ein Geheimnis etwas zu offensichtlich fand, überraschte mich das andere Geheimnis dafür umso mehr. So oder so: Sowohl Paz als auch Alano waren großartige Charaktere!

Ihre Romanze kam mir am Anfang etwas zu schnell vor, weil sie sich zwar in einer emotional aufgeladenen Situation kennenlernten, ihre wachsenden Gefühle füreinander sich aber erst nach ihrem großen ersten Streit natürlich anfühlten. Trotzdem waren ihre Szenen miteinander über den ganzen Roman hinweg sehr gut umgesetzt – vor allem die Balance zwischen romantischen und dramatischen Szenen hat mir sehr gefallen, sowie die Ehrlichkeit und Empathie in ihren Gesprächen.

Was die anderen Charaktere angeht, hätte ich gerne noch mehr von ihnen gesehen. Alanos beste Freundin Ariana verlässt die Handlung recht schnell und wir lernen nur seinen besten Freund Rio näher kennen. Leider haben wir im Gegensatz zu den vorigen Bänden auch nicht so viele Sichtcharaktere, die die Handlung bereichern, was ich schade fand, weil ich es mochte, wie vielschichtig sie die Handlung der anderen Bände machten. Dafür liebte ich es, alte Charaktere wiederzusehen bzw. Referenzen an sie zu entdecken, was mir jedes Mal wieder ein Lächeln entlockte.

Auch die Todesboten-Welt wird in diesem Band weiter ausgebaut, wobei mich speziell die realen und fiktionalen Geschichten innerhalb dieser Welt interessierten. Es war einfach so faszinierend, sich Gedanken darüber zu machen, wie die Menschen mit dem Todesboten umgehen und welche seltenen Ereignisse durch ihn passierten. Ich hoffe, dass auch im nächsten Band weiterhin Nebengeschichten eingebaut werden, selbst, wenn sie nicht durch eigene Sichtcharaktere erfolgen.

Insgesamt also ein guter Nachfolger der Todesboten-Reihe, wobei Leserinnen und Leser sich allerdings darauf einstellen sollten, dass er sehr emotional ist!

An Ember in the Ashes
592 Seiten

Nachdem ihre Großeltern getötet werden und ihr Bruder Darin gefangen genommen wird, ist Laia verzweifelt. Sie sucht die Rebellen des Widerstands auf, in der Hoffnung, dort Hilfe zu bekommen. Allerdings verlangen diese im Gegenzug, dass sie die Kommandantin der Blackcliff-Militärakademie als deren Sklavenmädchen ausspioniert, die bekannt dafür ist, besonders grausam und gnadenlos zu sein. Zeitgleich plant Elias, Sohn der Kommandantin, zu desertieren, weil er die unbarmherzigen Lehren der Akademie nicht mehr aushält, auch, wenn das bedeutet, dass er seine beste Freundin Helena zurücklassen muss. Doch wird er überredet, noch zu bleiben, woraufhin er sich unerwarteterweise als ein Prüfling für den Posten des Imperators wiederfindet. Elias, der am liebsten nie wieder töten will, wird jetzt mit Prüfungen konfrontiert, die genau das verlangen …

Nachdem mir „Heir“ von Sabaa Tahir so gut gefallen hatte, wollte ich unbedingt auch ihre vorherige Reihe lesen und startete natürlich mit der Neuauflage von „An Ember in the Ashes“, das die Autorin bereits vor zehn Jahren schrieb. Und, ja, ich muss zugeben, dass man den Unterschied zum aktuelleren „Heir“ merkt, weil hier viele Aspekte unfertiger wirken.

Es fängt, für Jugendfantasy fast schon klassisch, mit einem Familienmitglied an, das Laia retten will, ohne dass wir als Leser*innen ihren Bruder gut genug kennenlernen, um uns ebenfalls um ihn zu sorgen. Dafür sorgte ich mich aber durchaus um Laia selbst, weil die Grausamkeiten, die sie erdulden muss, präzise und einschneidend beschrieben sind. Zwar achtet die Autorin darauf, eine gewisse Grenze nicht zu überschreiten, doch gibt es dafür andere grausame Szenen (sowohl in Laias als auch in Elias’ Geschichte), aufgrund denen ich das Buch eher für Sechzehnjährige als für Vierzehnjährige empfehlen würde. Dafür haben sie geholfen, mit beiden Protagonisten mitzufiebern, weil ich gespannt war, wie sie gewisse Herausforderungen meistern würden.

Bei Laia ist es die Kommandantin, die die größte Gefahr bildet und tatsächlich sehr gut zeigt, warum das so ist. Bei Elias sind es währenddessen die Prüfungen, die er ablegen muss und die ihn vor allem auf emotionale Weise belasten. Doch es waren nicht zwingend die Konflikte selbst, die mich so fesselten, sondern Elias’ und Laias Reaktion auf sie: Dadurch, dass beide friedliebende Charaktere sind, die in eine schreckliche Situation geworfen wurden, ist es leicht, sich tatsächlich darum zu sorgen, wie sie ihr entkommen wollen; das fand ich sehr erfrischend, weil es in aktuellerer Fantasy überraschend viele Protagonisten gibt, denen das Töten nichts ausmacht. Dass das bei Laia und Elias anders war, hat mir sehr gefallen.

Doch während die einzelnen Handlungsstränge sehr gut umgesetzt waren, schwächelt es an der Verbindung zwischen ihnen. Elias und Laia haben durchaus ein paar süße und emotionale Szenen miteinander, verbringen gefühlt aber mehr Zeit mit ihren anderen potentiellen Love Interests: In Elias’ Fall seine beste Freundin Helena und in Laias Fall der Widerständler Kinan. Zudem fand ich die Chemie mit ihren alternativen Love Interests besser als die, die sie zueinander hatten, weshalb ich nicht allzu investiert in ihre Romanze war. Es wäre möglich, dass sich das im zweiten Teil noch ändert, doch zumindest hier im ersten habe ich sie nicht als absolutes Traumpaar wahrgenommen.

Wo wir dabei sind, möchte ich Elias’ beste Freundin Helena unbedingt hervorheben. Sie war mit Abstand mein Lieblingscharakter, weil sie es schaffte, zugleich effizient und direkt, dabei aber nicht unnötig grausam zu sein. Ihre Beziehung zu Elias’ war ebenfalls faszinierend und kompliziert, doch vor allem war es Helenas vielschichtiger Charakter, der sie positiv hervorhob: So will sie dem Imperium treu sein und die Prüfungen so gut wie möglich meistern, ist aber immer noch Elias’ beste Freundin und hat trotz ihrer Ruppigkeit einen weichen Kern. Insgesamt war sie als Charakter komplexer als Elias und Laia und dadurch auch mein Lieblingscharakter.

Von den anderen Charakteren stachen nur das Küchenmädchen Izzi und die Köchin hervor, doch der Rest war nicht besonders einprägsam. Im Fall der Antagonisten durchaus schon, aber dafür wurden diese meiner Meinung nach zu einseitig dargestellt, ohne jegliche Nuance. Den Verräter konnte ich mühelos erraten und hätte mir deshalb gewünscht, hier mehr Tiefe zu sehen.

Insgesamt also ein solides Fantasybuch, aber mit Luft nach oben – die, wie ich hoffe, in den späteren Teilen genutzt werden wird!

Vorsehung
512 Seiten

Es scheint ein ganz gewöhnlicher Flug zu sein: Bauingenieur Leo ist in seine Arbeit vertieft, während er mehr Zeit für seine Familie brauchen könnte. Junggeselle Ethan kommt gerade frisch von der Beerdigung eines guten Freundes zurück. Paula sorgt mit ihren zwei kleinen Kindern für gehörigen Aufruhr, der sie selbst stresst. Eve ist frisch verheiratet und glücklich, aber nicht gut vorbereitet auf das Eheleben. Sue ist eine ältere Dame, die sich darauf freut, mit ihrem Mann auf mehr Reisen zu gehen. Und Allegra, die Flugbegleiterin, hat Geburtstag, aber trotzdem Spaß daran, den Flug zu leiten. Bis eine alte Frau aufsteht und anfängt, jedem Passagier seine Todesursache und Lebenserwartung zu nennen. Arbeitsunfall, Krebs, Ertrinken, tätlicher Angriff, Mord, Suizid – obwohl unsere Protagonistinnen und Protagonisten nicht wirklich daran glauben, schockiert es sie doch, zu hören, dass ihnen nur wenig Zeit bleibt. Doch erst, als die erste Person umkommt, muss sich jeder mit der Frage auseinandersetzen, was er oder sie mit seinem Leben anfangen will …

Die Kurzbeschreibung und die Grundidee der Handlung haben mich sofort eingenommen und die Umsetzung hat mir insgesamt sehr gut gefallen. Besonders die einzelnen Charaktere und die Art und Weise, wie sie mit ihren Weissagungen umgingen, fand ich sehr realistisch und gleichzeitig spannend geschrieben. Ich habe mit allen mitgefiebert und fand, dass die Geschichte es leicht machte, allen Charakteren zu folgen, ohne durcheinanderzukommen.

Nur die Geschichte von Cherry, der Wahrsagerin, hat mich am Anfang überhaupt nicht interessiert – viel investierter war ich in die anderen Charaktere. Erst nach einer ganzen Weile begann ich langsam, auch in ihre Geschichte einzufinden und mochte sie bald so gerne wie die anderen, aber bis zu diesem Zeitpunkt dauerte es auf jeden Fall eine ganze Weile. Glücklicherweise waren die Kapitel recht kurz, sodass mich dieser Aspekt letztendlich nicht SO sehr gestört hat – und außerdem noch einen anderen positiven Punkt hatte, der mich sehr begeisterte: Der Umgang mit der Wahrsagerei.

Ich war nämlich sehr neugierig, wie die Grundidee der Handlung umgesetzt werden würde – ob tatsächlich alles wahr werden würde oder sich am Ende alles als Humbug erweist. Zu meiner Freude hat die Autorin einen sehr zufriedenstellenden Mittelweg gefunden, indem Cherry selbst die wahrscheinliche Verbindung aus Zufall, Erwartungen, Wahrscheinlichkeiten und Voreingenommenheit ansprach, aber auch zeigte, wie ihre Mutter die Wahrsagerei nutzte, um Frauen in toxischen Beziehungen zu helfen und Menschen allgemein den letzten Schubs zu geben, um ihr Leben zu ändern. Das fand ich sehr schön, weil auf diese Weise sowohl die Wichtigkeit der Rationalität betont wird als auch die Bedeutsamkeit fremder Ratschläge, was die Geschichte im Allgemeinen und das Ende im Speziellen sehr zufriedenstellend machte.

Den Schreibstil fand ich zugegeben ein wenig gewöhnungsbedürftig, ohne, dass ich sagen könnte, woran es lag. Er schuf eine gewisse Distanz zu den Charakteren, beschrieb aber gleichzeitig ihre Probleme so gut, dass man sich leicht in alle hineinversetzen konnte. Ich selbst wurde zum Nachdenken angeregt, weil ich mich gefragt habe, wie ich wohl mit den verschiedenen Weissagungen umgegangen wäre. Trotzdem hob der Schreibstil sich nicht allzu hervor, weder im positiven noch im negativen Sinne.

Insgesamt also ein guter Roman für alle, die es mögen, Geschichten über mehrere miteinander verbundene Charaktere zu lesen – und gerne über ihr eigenes Leben nachdenken!

Gestern waren wir unendlich
400 Seiten

Louis und Henry sind ein glückliches Paar, doch nach ihrem ersten ernsthaften Streit zögert Louis trotzdem, Henry auf seine Familienfeier zu begleiten. Letztendlich tut er es zwar, doch sie bekommen keine Gelegenheit, tatsächlich über ihren Streit zu reden. Auf dem Nachhauseweg passiert dann das Unerwartete: Ihr Auto wird von einem Truck angefahren und Henry stirbt. Am nächsten Tag wacht Louis auf – und es ist derselbe Tag. Er ist in einer Zeitschleife gefangen und entschlossen, einen Weg zu finden, Henry zu retten – koste es, was es wolle …

Ich liebe Zeitschleifen-Romane und obwohl dieser hier eher die anderen Aspekte eines Romans erfolgreich umsetzt, hat er mir trotzdem sehr gut gefallen. So ist Louis’ und Henrys Liebesbeziehung süß umgesetzt und ich mochte es vor allem, wie zwischen den Zeitreise-Kapiteln immer mal wieder ein Kapitel aus ihrer Vergangenheit gezeigt wurde, das ihre Beziehung weiter vertiefte. Am Anfang fand ich die Kapitel ablenkend, weil ich mehr in die Zeitschleife investiert war, doch im Lauf des Romans wusste ich sie immer mehr zu schätzen, weil wir die beiden so besser kennenlernten.

In der Gegenwart hätte ich mir dafür mehr süße Szenen zwischen ihnen gewünscht. Dadurch, dass Louis Henry so verzweifelt davon abhalten will, etwas Gefährliches zu tun, wird er zu Aktionen verleitet, die teils sehr extrem sind – und nur in der jeweiligen Zeitschleife als problematisch angesprochen werden. Zwar sind sie durchaus verständlich, wenn man den Kontext bedenkt, doch trotzdem hätte ich mir gewünscht, sie wären nicht irgendwann vergessen worden.

Die Zeitschleife selbst ist gleichzeitig der stärkste und schwächste Teil der Handlung: Sie hat (vor allem gegen Ende) für viele emotionale Szenen gesorgt, die mich zu Tränen rührten und meinen Lieblingscharakteren (Dylan und Grandma Leanne) gewichtige Szenen gaben, die mir sehr gefielen. Doch insgesamt gab es mir zu viele Wiederholungen ohne genug kreative Abweichungen davon. Natürlich GAB es Abweichungen (lustigerweise hatte Louis sehr oft genau dieselbe Idee wie ich, als eine neue Zeitschleife startete), aber es hätte meiner Meinung nach ruhig mehr von ihnen geben können.

Doch trotz meiner Kritikpunkte war dieser Roman eine wunderschöne, emotionale Lektüre, die ich allen Zeitschleifen- und Adam-Silvera-Fans empfehlen kann!

Verschließ jede Tür
400 Seiten

Nachdem Jules ihren Job, ihren Freund und damit auch ihre Wohnung verloren hat, ist sie umso dankbarer, eine Annonce für eine Wohnungssitterin zu finden, die für das berühmt-berüchtigte Hochhaus Bartholomew gesucht wird. Indem sie schlicht in einem der exklusiven Apartments wohnt und sich darum kümmert, bekommt sie pro Woche tausend Dollar bar auf die Hand. Ihre beste Freundin warnt sie zwar, dass dieses Angebot zu gut ist, um wahr zu sein, doch Jules hat keine andere Wahl, wenn sie sich ein neues Leben aufbauen will. Doch es gibt einige Regeln, an die sie sich halten muss und die ihr Misstrauen wecken: Sie muss jede Nacht in ihrem Apartment verbringen, darf niemanden reinlassen und nicht von sich aus Kontakt mit den Einwohnern aufnehmen. Als ob das nicht schon seltsam genug wäre, warnt eine andere Wohnungssitterin sie vor Geschehnissen im Haus – und verschwindet kurz darauf …

Ich wollte mal einen älteren Thriller von Riley Sager lesen, um zu schauen, wie er im Vergleich zu seinen aktuelleren Thrillern geschrieben ist – und muss zugeben, dass ich mich in Zukunft wohl nur auf seine neueren Thriller konzentrieren werde. Denn obwohl dieser Thriller durchaus Aspekte hatte, die ich mochte, hat er mich letztendlich nicht überzeugt.

Die Idee ist auf jeden Fall einnehmend: Ich wollte unbedingt herausfinden, was es mit dem Bartholomew auf sich hat, warum die Wohnungssitter verschwinden und was es mit den anderen Bewohnern auf sich hat. Was allerdings die Antwort auf diese Fragen betrifft, bin ich hin- und hergerissen. Einerseits kam sie definitiv unerwartet, war schockierend und sorgte für ein spannendes Finale, bei dem ich sogar emotional mit den Charakteren mitfieberte – andererseits war die Erkenntnis irgendwie enttäuschend und nicht die Richtung, die ich mir erhofft hatte. Gleichzeitig bin ich froh, dass die Richtung, die zuvor angedeutet wurde, sich als falsche Fährte herausgestellt hat, weil sie mir noch weniger gefallen hätte. Insgesamt fand ich die Erklärung für die Geschehnisse im Hotel also nicht zufriedenstellend, aber auch nicht schlecht.

Mir fiel es leider leicht, herauszufinden, wer genau der Drahtzieher ist – tatsächlich war es für mich so offensichtlich, dass ich mir gewünscht hätte, auf eine weitere falsche Fährte hereinzufallen, was leider nicht der Fall war. Zudem sind Jules’ Untersuchungen zwar gut umgesetzt, aber ein wenig langsam, was das Pacing der Geschichte negativ beeinflusst.

Doch zwei große Stärken hatte der Thriller meiner Meinung nach: Zunächst einmal ist Jules selbst ein hervorragender Charakter. Ich war sehr in ihre persönlichen Probleme und ihre traumatische Vergangenheit investiert, speziell mit ihrer verschwundenen Schwester Jane. Erfrischend war hier auch, dass ihre Vergangenheit nicht mit der Gegenwart zusammenhing – zwar hätte ich mir am liebsten einen ganzen Roman zu Jules’ Suche nach ihrer Schwester gewünscht, aber letztendlich fand ich es gut, dass die beiden Aspekte in der Handlung voneinander getrennt wurden.

Die zweite Stärke des Thrillers sind die anderen Charaktere. Wir lernen sie gut genug kennen, um auch mit ihnen mitzufiebern, was spezielle Schicksale gegen Ende besonders emotional machte. Das Drama, das dadurch entstand, war schlicht gut umgesetzt und hat mich zusammen mit Jules’ Geschichte durch den Roman getragen.

Letztendlich ändern die Stärken leider nichts daran, dass der Thriller mich insgesamt nicht allzu begeisterte, doch hoffe ich, dass zukünftige Thriller aus Riley Sagers Feder es dafür umso besser schaffen!

Das unsichtbare Leben der Addie LaRue
590 Seiten

Vor dreihundert Jahren hat Addie LaRue ihre Seele verkauft, weil sie nicht heiraten, sondern in Freiheit leben wollte. Doch der Preis dafür war hoch: Jeder, der sie zu lange aus den Augen verliert, vergisst sie augenblicklich, fast so, als würde sie nicht existieren. Niemand erinnert sich an sie und sie selbst kann keine Spuren hinterlassen. Bis zu dem Tag, an dem sich etwas ändert: Nach dreihundert Jahren trifft Addie auf Henry, einen jungen Buchhändler, der sie in Erinnerung behält – und in den sie sich verliebt …

Es fällt mir schwer, die richtigen Worte zu finden, um diese grandiose Geschichte zu beschreiben, denn sie war so wunderschön, so emotional und so gewaltig, dass ich sie am liebsten gleich nochmals lesen würde – und irgendwann sicher auch tun werde, denn diese Geschichte verdient es, mehr als einmal gelesen zu werden. Zu sagen, dass sie ein absolutes Highlight war, wäre eine Untertreibung.

Es fängt mit dem Schreibstil an, der tatsächlich ein großer und wichtiger Faktor ist. Er ist bildgewaltig, voller frischer Vergleiche, Metaphern und anderer rhetorischer Stilmittel, flüssig zu lesen und rundherum einfach wunderschön. Er zog mich sofort in die Geschichte hinein und ließ mich bis zum Ende nicht los. Die Geschichte und das Prinzip dahinter sind bereits faszinierend, doch ohne den Schreibstil, der die Gedanken und Gefühle der Charaktere so präzise und kreativ in Worte fasste, wäre ich sicher nicht so davon gepackt worden, wie es tatsächlich der Fall ist.

Teilweise folgen wir der Gegenwart, Addies Begegnung und Zeit mit Henry, der ebenfalls eine dramatische Geschichte hat, teils Addies Vergangenheit mit großem Fokus auf das achtzehnte Jahrhundert, in dem sie ihren Pakt geschlossen hat. Letzteres hat mich am Anfang zunächst verwundert, weil ich erwartete, dass wir recht gleichwertig über die verschiedenen Jahrhunderte lesen werden, doch letztendlich war es genau diese Zeit in Addies Leben, die mich am meisten faszinierte: Die ersten hundert Jahre ihres Fluchs.

Obwohl es einige wichtige Nebencharaktere gibt (speziell Henrys beste Freunde Bea und Robbie), liegt der Fokus ganz eindeutig auf Addie, Henry und Luc (demjenigen, dem sie ihre Seele verkauft hat), wobei sowohl ihre Beziehung zu Henry als auch ihr komplexes Verhältnis zu Luc sehr einnehmend beschrieben war. Das Ende hat die Lust nach mehr geweckt, doch bin ich froh, dass die Geschichte als Einzelband geschrieben ist, weil sie sonst nicht dieselbe Wirkung hätte.

Das Prinzip der Geschichte, das sich ums Vergessen und Erinnern dreht, war fantastisch umgesetzt und wurde sehr gut ausgereizt. Es fiel mir leicht, mich in die Charaktere hineinzuversetzen, weil ihre Probleme so zutiefst menschlichen Ursprungs waren, sodass sicher jeder Leser und jede Leserin sich in ihnen wiederfinden wird. Diese Geschichte regt zum Nachdenken an und ich bedauere es höchstens, sie nicht schon früher gelesen zu haben.

Zusammengefasst ein absolutes Highlight, das nicht nur für Fantasy-Fans geeignet ist, sondern für alle, die einen packenden, wunderschönen und gleichzeitig tiefschürfenden Roman suchen!

Vermisst - Der Fall Emily
576 Seiten

Malou hat inzwischen eine Privatdetektei, wobei ihr erster richtiger Fall leider ein sehr hoffnungsloser ist: Vera König sucht nach ihrer kleinen Tochter Emily, die vor vier Jahren verschwunden ist. Trotzdem nimmt Malou alte Fährten auf, in der Hoffnung, sie zu finden. So trifft sie auf Alex, der in Paris einen Kinderhändlerring untersucht, der Emily aufgenommen haben könnte. Doch jede Fährte scheint ein neues Geheimnis zu enthüllen, was es Malou schwer macht, die Wahrheit zu entschlüsseln – vor allem, weil sie immer noch nach ihrer eigenen Herkunft sucht …

Ich war vom ersten „Vermisst“-Band sehr begeistert, aber ein wenig zögerlich, weil es im zweiten um ein verschwundenes Kind geht und das ein schwieriges Thema ist. Und obwohl ich den Krimi niemandem empfehlen würde, der sensibel auf das Thema reagiert, war ich letztendlich sehr begeistert darüber, wie spannend es umgesetzt wurde!

Es gibt in der Handlung nämlich sehr viele Plot Twists, falsche und richtige Fährten, schockierende Enthüllungen und allgemeine Überraschungen, die mich von Anfang bis Ende angetrieben haben. Ich bin wirklich beeindruckt davon, wie erfolgreich es Christine Brand gelungen ist, den Krimi konstant spannend zu halten und für eine sowohl zufriedenstellende als auch überraschende Auflösung zu sorgen!

Gut ist das Pacing der Geschichte auch deshalb, weil die spannenden Momente sich gut mit Malous privaten Problemen abwechseln, sodass jedem Teil der Handlung genug Aufmerksamkeit geschenkt wird: ihre Suche nach Emily, ihre Beziehung zu ihrem Vater und ihren Freunden, Veras eigene Untersuchungen, ihre zweite Klientin Alissa, Alex’ Einsätze bezüglich des Händlerrings und so weiter. Obwohl es so viele Handlungsstränge gibt, wurden sie insgesamt sehr gut ineinander verflochten und sorgten so für ein packendes Leseerlebnis.

Perfekt ist die Geschichte zugegeben nicht. So fand ich es störend, dass Malou etwas zu viele (Anfänger-)Fehler beging, was zwar gegen Ende besser wurde, aber speziell am Anfang und in der Mitte oft genug vorkam, dass ich an ihrer Kompetenz zweifelte. Am Anfang fand ich viele Fehler sogar verständlich und mochte es, dass Malou nicht alles perfekt hinbekam, aber spätestens in der Mitte hätte ich mir von ihrer Seite aus mehr Vorbereitung gewünscht. Auch ihre Romanze mit Alex kommt nicht ganz natürlich rüber; sie fühlen eine Verbindung zueinander, kaum, dass sie sich das erste Mal begegnen, was ihre Romanze trotz der süßen Szenen zwischen ihnen unrealistisch machte. Hier hätte ich es besser gefunden, wenn Alex zu einem platonischen Freund geworden wäre.

Zuletzt war der Handlungsstrang um Malous zweite Klientin Alissa, die nach dem Vater ihres ungeborenen Kindes sucht, überraschend unnötig. Ich habe erwartet, dass sich hier eine Verbindung zum Hauptfall ergibt, aber das geschah nie, wodurch ich diese Storyline als Filler wahrnahm. Das ist vor allem deshalb überraschend, weil alle anderen Handlungsstränge sehr schön und elegant miteinander verwoben werden, nur dieser eben nicht.

Doch trotz der Kritikpunkte fand ich die konstante Spannung, die Mystery, die offenen Fragen und die Art und Weise, wie sie am Ende alle zufriedenstellend beantwortet werden, einfach grandios. Es ist unglaublich leicht, beim Lesen dieses Krimis mitzufiebern und konstant überrascht zu werden, weil Christine Brand ihn so hervorragend geplottet hat. Wem es nichts ausmacht, dass es hier um ein verschwundenes Kind geht, bekommt eine besonders fesselnde Leseerfahrung, die seinesgleichen sucht!

Perfect Crime - Wenn niemand dir glaubt
400 Seiten

Emilia ist eine erfolgreiche Krimiautorin, die gerade ihren zehnten Roman beendet hat, mit dem sie ihre Krimireihe beenden will. Als sie scheinbar zufällig in eine Situation gerät, die ihre Hauptfigur Miranda Moody im ersten Band erlebt, ist sie zwar beunruhigt, glaubt aber an einen Zufall – bis sich weitere Ereignisse aus ihren Romanen wiederholen. Besonders panisch wird Emilia, als auch ein Vorfall aus ihrem zehnten Roman passiert, den sie nur ein paar ausgewählten Leuten zu lesen gegeben hat. An dessen Ende hat sie ihre Romanfigur sterben lassen und fürchtet nun um ihr eigenes Leben …

Spannend erzählt Claire Douglas mehrere ineinander verwobene Geschichten, deren Verbindung sich erst fast am Ende auflöst. Es hat mir sehr viel Spaß gemacht, dabei zuzuschauen, wie meine Theorien sich als falsch herausstellten, weil ich umso aufgeregter war, zu erfahren, was letztendlich dahintersteckt. Die wachsende Spannung ist dabei gut umgesetzt: Zunächst passieren nur vereinzelt dramatische Szenen, während der Großteil recht ruhig bleibt, aber dann häufen sie sich, bis es schließlich immer spannender und spannender wird und wir am Ende ankommen – das zugegeben ein wenig abrupt war, dafür aber alle Fragen zufriedenstellend beantwortete.

Ein wenig gewöhnungsbedürftig fand ich den Schreibstil. Die Mischung aus dritter Person und Präsens las sich sehr ungewöhnlich und ich musste immer wieder in die Geschichte finden, weil die Distanz zu Emilia so groß war. Dafür mochte ich es sehr, wie ihre Geschichte mit ihrem Krimi sowie den anderen Handlungssträngen verwoben wurde – alles fügt sich perfekt ineinander, sodass ich trotz des gewöhnungsbedürftigen Schreibstils Spaß daran hatte, die Verbindungen herauszufinden. Auch bin ich dankbar, dass Emilias Freunde und Familie ebenfalls eine wichtige Rolle in der Handlung spielen; nicht so groß, als dass es vom Krimiaspekt ablenken würde, aber groß genug, damit man einen guten Eindruck von den Dynamiken bekommt und mitfiebert, wenn die Menschen um sie herum in Gefahr sind oder verdächtigt werden.

Eine wichtige Kritik habe ich allerdings: Mich hat es gestört, dass die einzige Person, die aktiv in der Handlung umkam, Teil einer Minderheit war. Normalerweise finde ich das nicht problematisch, solange es auch andere Opfer gibt, aber dadurch, dass es wirklich nur die eine Person war, hat es der Geschichte einen bitteren Beigeschmack gegeben, weil alle anderen Charaktere – die natürlich nicht Teil dieser Minderheit waren – überlebten. Zwar glaube ich nicht, dass Claire Douglas damit ihre persönlichen Gefühle gegenüber dieser Minderheit zum Ausdruck bringen wollte, aber die Implikation ist dennoch unglücklich.

Zusammengefasst also ein Krimi, der einen hervorragenden Spannungsaufbau besitzt, uns Leser*innen bis zum Schluss rätseln lässt und mir trotz des Wermutstropfens sehr gut gefallen hat!