Bücherregal lädt …
1000 gute Gründe
288 Seiten

Milou hat eine enge Beziehung zu ihrer Oma Anni, die ihr täglich einen Glückskeks backt. Immer scheint sie die richtigen Worte zu finden, wenn es Milou gerade nicht gut geht, ob es nun mit der Schule oder persönlichen Problemen zusammenhängt. Doch dann stirbt Oma Anni an einem Herzinfarkt. Milou, die mit ihrem Tod nicht zurechtkommt, kapselt sich vor allen ab und will am liebsten nie wieder in die Schule gehen. Doch dann findet sie einen Glückskeks – mit einer Botschaft, die in der Handschrift ihrer Oma verfasst ist und sie anleitet, zu einem bestimmten Zeitpunkt an einen bestimmten Ort zu gehen. Milou kann es nicht fassen, folgt allerdings der Spur – und findet mit jedem Glückskeks immer mehr Gründe, ihr Leben wieder zu genießen …

Dieses schöne Kinderbuch ist mitnichten nur für Kinder geeignet, sondern war auch für mich als Erwachsene ein wunderbares und emotionales Leseerlebnis. Obwohl Oma Anni natürlich nur kurz auftaucht, spürt man ihre Präsenz über den gesamten Roman hinweg, während Milou gleichzeitig ihre Bindungen zu ihren Eltern und Freunden verstärkt. Es hat mir sehr gefallen, wie wir nicht nur Milous Trauer und ihre Liebe zu Oma Anni erlebten, sondern auch, wie alle anderen sie dabei unterstützten. Speziell ihre Eltern, ihr Schulfreund Levi und die Trainerin Sunny waren mir unglaublich sympathisch und ein großartiges Beispiel dafür, wie man einen Charakter in so einer Situation unterstützt.

Milou selbst konnte ich dafür nicht immer verstehen, weil ihre Wut für mich nicht immer gerechtfertigt war. Manchmal natürlich schon, aber insgesamt war sie doch überrascht oft wütend auf ihre Situation und bestimmte Charaktere, ohne dass ich immer nachvollziehen konnte, warum. Vor allem, weil sie manche Charaktere beschuldigte, ohne zu wissen, ob sie tatsächlich schuldig waren. Allerdings mochte ich ihren Charakter insgesamt trotzdem sehr und war am Ende zu Tränen gerührt, als sie ihren letzten Abschied vollzog.

Dadurch, dass Milou die Schule für eine lange Zeit nicht besucht, konnten wir leider die Charaktere dort nicht so ausführlich kennenlernen, wie ich es mir gerne gewünscht hätte. Gerade die Projektwoche hätte meiner Meinung nach ruhig weiter ausgebaut werden können, weil sie eine großartige Gelegenheit für Milou war, ihren Charakter weiterzuentwickeln; doch leider werden die Ereignisse dort nur berichtet statt gezeigt, was ich schade fand. Hier hätte ich die Schule relevanter gemacht, um Milous Wachstum zu zeigen.

Insgesamt hat mich diese Geschichte sehr berührt und ich hoffe, dass sie noch mehr Leser:innen findet, die von ihr verzaubert werden!

Jenseits des Ozeans
496 Seiten

Arthur und Linus sind miteinander glücklich und freuen sich, ihren sechs Kindern bald ein siebtes vorzustellen, das vielleicht ebenfalls ein permanentes Mitglied ihrer Familie wird. Doch das BBMM hat andere Pläne. Während einer Anhörung verwandelt Arthur sich in einen Phönix und löst bei der nichtmagischen Bevölkerung Angst aus. Jetzt soll eine Inspekteurin ihr Zuhause untersuchen, um zu überprüfen, ob die Kinder in Sicherheit sind. Doch hat diese nicht mit Lucy, Talia, Chauncey, Phee, Sal, Theodore und David gerechnet, die zusammen mit Arthur und Linus entschlossen sind, sich ihr Glück nicht nehmen zu lassen …

Ich war zugegeben zögerlich, als ich von dieser Fortsetzung zu „Mr. Parnassus’ Heim für magisch Begabte“ hörte, weil solche Fortsetzungen für Romane, die als Einzelband gedacht waren, nur selten gut und fast immer unnötig sind. Umso erleichternder war ich, dass „Jenseits des Ozeans“ es schaffte, ein würdiger Nachfolger des ersten Teils zu werden!

Es war so wunderschön, in diese Welt zurückzukehren, dem Wachstum der Kinder zuzusehen und das Ende von Arthurs und Linus’ Geschichte zu erleben. Das langsame Pacing der Geschichte, die schönen Szenen und wichtigen Charaktermomenten genug Zeit lässt, zu atmen, war dabei sehr passend. Zwar könnten es andere Leser:innen eventuell als ZU langsam empfinden, aber für mich war es genau richtig, weil ich die beschriebenen Momente so genoss.

Ob es nun die Anhörung, Davids Einführung, die Inspektion, das großartige Ende oder die vielen Momente dazwischen sind: Arthur zeigt seine großartigen Qualitäten als Vater und Protagonist, während die Geschichte selbst Akzeptanz und Toleranz in den Fokus rückt. Die Art und Weise, wie sowohl Arthur als auch die Kinder sich weiterentwickeln, war einfach großartig. Von den Kindern gefiel mir Sals Entwicklung am meisten, weil er sich für seine eigenen Überzeugungen einsetzte, statt auf die anderer zu hören. Aber auch die anderen Kinder (speziell Lucy und David) konnten ihre Qualitäten zeigen, was mir sehr gefiel. Zu meiner Überraschung rückte dafür Linus, der Protagonist des ersten Bandes, leicht in den Hintergrund; natürlich hatte er immer noch wichtige Szenen, aber der Fokus liegt definitiv auf Arthur und den Kindern.

Zusammengefasst haben wir hier eine cozy Fantasy, bei der man sich einfach wohl fühlt und die eine wunderschöne Fortsetzung zum ersten Teil bildet. Die Charaktere entwickeln sich weiter und bleiben gleichzeitig sympathisch. Eine Empfehlung für alle, die bereits den ersten Teil liebten!

Sie wird dich finden
432 Seiten

Millie ist inzwischen glücklich verheiratet und hat zwei Kinder. Zusammen mit ihrer Familie zieht sie in ihr absolutes Traumhaus, froh, ein neues Leben anfangen zu können. Doch so friedlich, wie es den Anschein hatte, ist die Gegend nicht. Ihre Nachbarin macht sich an Millies Ehemann Enzo ran, ihr Sohn Nico zieht sich von ihr zurück und ihre Tochter Ada scheint ebenfalls nicht glücklich zu sein. Was haben die Nachbarn zu verbergen? Warum gibt es in ihrem Haus ein geheimes Zimmer? Was will die Haushaltshilfe, die bei Millie aufräumt? Diese und viel mehr Fragen muss Millie beantworten – vor allem, als dann noch eine Leiche gefunden wird …

Mit „Sie wird dich finden“ findet die Geschichte um Millie einen zufriedenstellenden und sehr spannenden Abschluss. Und obwohl es kleine Referenzen an die vorigen Bücher gibt, lässt sich auch dieser Band unabhängig von den anderen lesen (wobei es aber natürlich nicht schadet, sie chronologisch anzugehen).

Was Freida McFadden einfach großartig hinbekommt, ist es, uns Leser:innen in die Irre zu führen. Die falschen Fährten, die sie einbaut, sind gerade subtil genug, um auf sie hereinzufallen, was mir hier mehr als einmal passierte. Ich war absolut überzeugt von einer bestimmten Theorie, die ich mir im Lauf des Thrillers bildete, weil sie auf genau die richtige Art und Weise angedeutet wurde – nur, um komplett überrascht zu werden, als die Wahrheit herauskam. Ich liebe es einfach, wie es der Autorin immer wieder gelingt, einen Plot zu schmieden, der zunächst offensichtlich scheint, aber dann mit einer großen Überraschung das, was davor kam, in einem anderen Licht darstellt.

Der Schreibstil liest sich flott und flüssig, die Hauptcharaktere sind sehr sympathisch. Tatsächlich gehörten die persönlichen Probleme, mit denen Millie und ihre Familie sich konfrontiert sahen, zu meinen persönlichen Highlights, weil ich mich so aufrichtig um alle Familienmitglieder sorgte. Dadurch, dass auch die Spannung stets erhalten blieb, brauchte ich nur etwas mehr als einen Tag, um die Geschichte in mich aufzusaugen.

Wer die anderen Millie-Thriller gelesen hat und/oder allgemein einen spannenden Thriller mit vielen falschen Fährten lesen möchte, darf hier beherzt zugreifen!

Wer, wenn nicht wir
400 Seiten

Schon seit längerer Zeit ist Lena nicht mehr glücklich in ihrer Beziehung. Seit sieben Jahren ist sie mit Leo, dem wohl besten Partner, den man sich wünschen kann, zusammen – und trotzdem fühlt sie sich, als würde sie in einer Sackgasse stecken, aus der es kein Entkommen gibt. Bis Kate, ihre beste Freundin, unerwartet zurückkehrt. Damals, vor fünf Jahren, hat sie das Dorf verlassen und ist inzwischen ein berühmtes Model geworden. Lena, die Fotografin ist, soll für Kates nächstes Shooting die Fotos schießen. Das weckt in beiden alte Gefühle, die sie für lange Zeit verschlossen hielten – vor allem Lena, die mit Kate das Leben entdeckt, das sie schon immer führen wollte. Doch was wird dann aus Leo, der sie aufrichtig liebt?

Alicia Zett gehört zu meinen absoluten Lieblingsautorinnen und dieser Roman zeigt hervorragend, warum: Auf sensible Weise, mit der ich mich wunderbar identifizieren konnte, erzählt sie eine Coming-Out-Geschichte, die all die Gefühle, die damit verbunden sind, perfekt einfängt. Das ganz Besondere dabei ist, dass sie dabei nicht nur klischeehafte Handlungsstränge und Charaktere vermeidet, sondern alle drei Hauptcharaktere unglaublich sympathisch beschreibt. Hier gibt es keine Bösewichte und keine verteufelten Partner, sondern valide Zweifel und zerbrechliche Hoffnungen. Das war so erfrischend und wunderschön zu lesen, weil speziell im Fall einer unglücklichen Anfangsbeziehung die Erklärung fast immer Missbrauch ist. Dass das hier nicht so war, sondern Leo im Gegenteil ein unglaublich liebevoller Charakter, war wundervoll. Ich hoffe, dass er auch im zweiten Band sympathisch bleibt!

Lena und Kate sind die eigentlichen Hauptcharaktere. Ihre Freundschaft und Slow-Burn-Romanze war natürlich das eigentliche Highlight des Romans. Vor allem Lenas Gefühle gingen mir sehr nah, weil sie die Unsicherheiten und Zweifel eines Coming Outs so perfekt einfingen. Lena und Kate verbringen viel Zeit miteinander, schießen Fotos, teilen Berührungen und eine neue Art der Freiheit, die für Lena genau das ist, was sie braucht. Sehr gut war hier, dass der romantische Aspekt sich noch zurückhielt – ich war unglaublich stolz auf Lena, als sie am Ende eine Entscheidung traf, die ihr eigenes Wohlergehen in den Vordergrund rückte, statt andere glücklich zu machen.

Sehr einnehmend fand ich die Szenen in der Vergangenheit. Bereits in der Gegenwart gab es ein paar Hinweise auf das, was passiert ist, ohne dass wir die genauen Details erfahren. Das war bereits ein hervorragender Aufhänger, der in den Rückblicken eine teils vorhersehbare, teils überraschende und insgesamt sehr zufriedenstellende Antwort erhalten hat.

Was Alicia Zett ebenfalls sehr gut gelungen ist, ist es, Lena ihre wahren Wünsche klar zu machen. Als sie zuerst feststellte, wie glücklich der Road Trip sie macht, fürchtete ich zunächst, dass das allein am Reiz des Neuen liegen könnte und nicht daran, dass sie ihren Traumberuf gefunden hat; aber so, wie Alicia Zett den Road Trip beschrieb, wurde recht bald klar, dass das hier tatsächlich Lenas Traum ist, ihr Weg in die Zukunft. Ich hoffe, dass sie ihn im zweiten Band endgültig finden wird.

Neben all dem Lob habe ich zwei kleine Kritiken: Zunächst einmal fand ich die Nebencharaktere sehr blass. Selma und Kates Mutter stachen ein wenig hervor, aber nicht unbedingt stark; denn so sehr ich die drei Hauptcharaktere auch liebte, hätte ich gerne mehr von den Nebencharakteren gesehen.

Zweitens gab es ein wenig zu viele Sichtweisen-Wechsel. Größtenteils kam ich mit ihnen überraschend gut zurecht und kam nur sehr selten durcheinander, aber manchmal geschah es eben doch, weil die einzelnen Szenen so kurz sind. Längere Szenen wären hier willkommen gewesen, damit sie ein wenig mehr Zeit zum Atmen bekommen.

Im Vergleich zu den positiven Punkten sind diese beiden Kritiken allerdings leicht zu verkraften. Ich habe die Geschichte, die Charaktere, die Romanze und die erfrischenden Handlungsstränge sehr geliebt und freue mich sehr auf den zweiten Teil!

Past, Present, Future
368 Seiten

Wie geht es nach dem Happy End weiter? Diese Frage müssen sich Rowan und Neil stellen, als sie auf verschiedene Colleges gehen. Denn trotz ihrer Liebe, die sie füreinander empfinden, fürchten sie, die Entfernung könne sie auseinanderreißen. Davon abgesehen haben sie auch mit persönlichen Problemen zu kämpfen: Rowan schafft es nicht mehr, etwas zu schreiben, was ihr gefällt und Neil ist nicht sicher, ob er wirklich den richtigen Studiengang gewählt hat. Zudem haben sie auch mit Problemen mit Freunden und Familie zu kämpfen, was es noch schwieriger macht, ihre Beziehung aufrechtzuerhalten. Wie können sie es schaffen, ihre Liebe füreinander trotz der Entfernung zu erhalten?

Ich war gespannt, wie Rowans und Neils Beziehung im zweiten Band weitergehen würde, weil es meiner Meinung nach schwierig ist, die Zeit nach dem glücklichen Ende ansprechend darzustellen. Zu meiner Erleichterung ist es Rachel Lynn Solomon sehr gut gelungen, sowohl ihre Beziehung als auch ihre persönlichen Probleme wunderbar darzustellen. Ob es nun die Romanze ist oder die Selbstzweifel der Charaktere: Ich konnte mich in beides gut hineinversetzen, vor allem in Rowans Schreibblockade, die mir sogar aus meiner eigenen geholfen hat. Es war so faszinierend, zu lesen, wie Probleme und Schwierigkeiten angesprochen werden, die man ansonsten selten in Jugendbüchern sieht. Gefesselt war ich auch von Neils Familienproblemen und von den zerbrechlichen Freundschaften, die Rowan und Neil bilden.

Sehr erfrischend war es, dass die Kommunikation zwischen den beiden sehr gut war. Obwohl es natürlich eine Stelle gibt, in der ein Kommunikationsproblem aufkommt, vermeiden sie klischeehafte Missverständnisse. Das war sehr erfrischend zu lesen, vor allem, weil die Autorin andere Klischees ebenfalls vermeidet. So war ich an einer Stelle besorgt, dass eventuelle neue Liebesdramen eingeführt werden könnten, aber das geschah glücklicherweise nicht. Ein großes Lob hier, dass die Nebencharaktere hier keine unnötigen Dramen für unsere Hauptcharaktere einbauten.

Apropos: Bei den Nebencharakteren stachen vor allem Skyler in Neils Handlung und Miranda in Rowans Handlung hervor. Ich liebte es, wie unterstützend die beiden für Neil und Rowan waren und betonten, wie wichtig es ist, jemanden zu haben, mit dem man sich über seine Probleme unterhalten kann.

Neben dem Lob gibt es allerdings auch eine Kritik: Das Pacing der Geschichte. Sie ist wirklich sehr langsam, es gibt längere Phasen ohne allzu spannende Momente und größtenteils lebt sie von den Charakteren und nicht von der Handlung. So inspirierend sie für mich letztendlich auch war, hätte ich mir gewünscht, dass sie ein wenig zügiger vorangekommen wäre. Eine gute Methode wäre meiner Meinung nach gewesen, den Aspekt der Schnitzeljagd aus dem ersten Teil weiter auszubauen. Es gibt tatsächlich eine Schnitzeljagd, aber diese dauert nur ein Kapitel und ist nicht allzu wichtig. Hier hätte ich es faszinierend gefunden, die Schnitzeljagd über den Großteil der Handlung auszubauen und damit gleichzeitig zu zeigen, wie viel sich seit dem ersten Teil verändert hat.

Zusammengefasst eine emotionale Geschichte, die viele nicht oft besprochene Themen in den Fokus rückte und sehr inspirierend zu lesen war. Wer speziell von Charakteren angetriebene Handlung liest, kann dieses Buch auch ohne die Lektüre des ersten Teils problemlos lesen!

Das kleine Café der zweiten Chancen
240 Seiten

Nach einem Unfall kann Hima Misaki nicht mehr professionell Klavier mehr spielen, aber darüber ist sie eigentlich ganz froh. Doch hat sie Angst, als Neue in der Mittelschule gemobbt zu werden. Auf dem Schulweg begegnet sie einer Frau mittleren Alters namens Sugiura, die sie dazu inspiriert, in die Schule zu gehen und bei Gelegenheit das Café Tacet zu besuchen. Dort gibt es einen ganz speziellen Service: Für 4 Minuten und 33 Sekunden kann die Besitzerin einen ganz besonderen Kaffee machen, der es erlaubt, während dieser Zeitspanne zu einem speziellen Moment der Vergangenheit zu reisen, um eine tief bereute Entscheidung rückgängig zu machen. Als Sugiura und ihr Haus über Nacht spurlos verschwindet, ohne dass sich jemand an sie erinnern kann, sucht Misaki das Café auf – und erlebt, wie verschiedene Menschen dort versuchen, ihr Leben zum Positiven zu verändern. Allerdings können diejenigen, die sich an die alte Realität erinnern, nicht selbst zurück in ihr Leben reisen, um etwas zu ändern. Für Misaki heißt das, dass sie mit ihren Fehlern und Verlusten leben muss – außer, sie ist bereit, den Preis dafür zu zahlen …

Dieses Buch war um einiges dramatischer, als ich es erwartet habe! Natürlich deutet die Kurzbeschreibung bereits auf dramatische Vergangenheiten hin, doch aus irgendeinem Grund hatte ich nicht damit gerechnet, wie dramatisch es tatsächlich werden würde – und dass auch die Gegenwart so einiges an Tragödien bereithält. Deshalb fällt es mir tatsächlich schwer, dieses Buch für diejenigen zu empfehlen, die eine Wohlfühlgeschichte haben wollen – denn obwohl es einige wirklich süße zweite Chancen und glückliche Zukunftsversionen gibt, wird speziell im letzten Kapitel betont, dass man manchmal ein großes Opfer dafür bringen muss.

Doch wenn man weiß, worauf man sich einlässt, bekommt man eine großartige, teils herzzerbrechende, aber letztendlich wunderschöne Geschichte über zweite Chancen und einmalige Gelegenheiten, über Freundschaft, Liebe und Familie. Die Geschichten der einzelnen Personen, die das Café besuchen, war sehr berührend, vor allem, als sie die Gelegenheit bekamen, ihren vergangenen Fehler wiedergutzumachen. Was mir hier positiv aufgefallen ist, ist, dass eine Zeitreise als etwas Gutes dargestellt wird. Diese Menschen müssen nichts opfern, sondern dürfen ein glücklicheres Leben führen, was einfach schön zu lesen war. Speziell, wenn man bedenkt, wie tragisch deren Vergangenheit zum Teil ist, war es umso zufriedenstellender, dass sie eine gute Zukunft haben durften.

Wie gesagt war es hauptsächlich das letzte Kapitel, das mich ein wenig schockierte, obwohl es gleichzeitig wunderschön war. Das Ende ist positiv, hinterlässt aber auch einige offene Fragen, die nicht beantwortet werden. Ich glaube, das war auch das Einzige, was mich ein wenig störte: Dass das Ende ein wenig ZU offen war und ich gerne erfahren hätte, was danach passiert. Zwar bleibt das Gefühl, dass am Ende alles gut wird, aber es ist eben nur ein Gefühl. Hier hätte mir ein Ende gefallen, das denen der vorigen Kapitel ähnlich ist, anstatt in einer Art Cliffhanger zu enden.

Etwas, das ich dafür positiv erwähnen will, ist der Fokus auf Misakis Leben. Die Menschen des Cafés spielen zwar auch eine wichtige Rolle, aber die eigentliche Handlung besteht aus Misakis Erlebnissen. In vielen anderen Geschichten, die die Schicksale mehrerer Charaktere zeigen, gibt es keinen richtigen Hauptcharakter, aber diese Geschichte hat gezeigt, wie effektiv es sein kann, eine zentrale Figur einzubauen, die mit ihren eigenen Problemen zu kämpfen hat.

Zusammengefasst ist das eine wunderschöne, emotionale Geschichte, die mir sehr gefallen hat, bei der man aber auch beachten muss, dass sie nicht immer etwas zum Wohlfühlen ist!

Murdle: The School of Mystery
240 Seiten

Als Erstsemester fängt Logico frisch am Deduction College an, doch bereits in seinem ersten Jahr ereignen sich mehrere Mordfälle, die es zu lösen gilt. Wer steckt dahinter und warum? Und was hat es mit dem mysteriösen Jungen auf sich, der regelmäßig auftaucht? In jedem Jahr gibt es neue Mysterien zu lösen, die Logico klar machen, dass er niemandem trauen kann – vor allem nicht den Menschen, denen er vertraut …

Ich hatte um ehrlich zu sein nicht erwartet, dass „Murdle – The School of Mystery“ mehr als ein nettes Prequel sein würde, doch zu meiner Überraschung war dieses Rätselbuch nicht nur absolut grandios, sondern wurde sogar zu meinem bisher liebsten Murdle-Teil!

Das liegt hauptsächlich daran, dass sowohl der Rätsel-Faktor als auch die Story wunderbar umgesetzt war. Die Deduktionsgitter ist von der Schwierigkeit diesmal passender gestaltet: Jahr 1 und Jahr 2 haben jeweils drei Verdächtige (mit vier im letzten Fall), Jahr 3 hat vier Verdächtige, Jahr 4 hat drei Verdächtige (mit vier im letzten Fall), unter denen man zusätzlich den Lügner bestimmen muss und in der Zeit nach dem College gibt es vier Verdächtige, von denen einer ein Lügner ist. In vorigen Murdles fiel mir die Suche nach dem Lügner definitiv am schwersten, weshalb ich es passend fand, dass diese Art des Rätsels diesmal ans Ende gesetzt wurde.

Doch das ist noch nicht alles: Zusätzlich gibt es eine Karte des Colleges, eine Karte der Tunnel darunter, Muster in einem Glasfenster, Sternbilder am Himmel, verschiedene Arten, mysteriöse Zeichen zu entschlüsseln und noch einiges mehr. Diese Varietät an Rätseln hat mir sehr viel Spaß gemacht, wobei meine Lieblingsrätsel das Ersetzen von Symbolen durch Buchstaben und das Finden von Bildern im Glasfenster/am Himmel waren. Selbst etwas zu machen, statt z. B. etwas abzulesen, hat hier den Reiz ausgemacht.

Dann ist da noch die packende Handlung, deren einzelne Handlungsstränge mich gleichermaßen fesselten: Die ersten Morde am Deduction College; die Einladung von Dame Obsidian; das Schachbox-Turnier; das Enttarnen der geheimen Gesellschaft; und Logicos persönliches Ansinnen am Ende. Hier hat G. T. Karber mehrere Methoden verwendet, um die Handlung spannend zu gestalten: Die Fälle der einzelnen Handlungsstränge durch Hinweise miteinander verbunden; Fälle eingebaut, die verlangten, zu früheren Fällen zurückzugehen; mehrere Plot-Twists, darunter mindestens einen, der absolut genial war; und, am allerwichtigsten: eine wichtige Charakterentwicklung für Logico und ein stärkerer Fokus auf seine Beziehung zu Irratino. Die letzten beiden Punkte waren es, die den ersten Murdle-Band so besonders gemacht haben und die in den zwei Bänden danach schwächer thematisiert wurden; aus diesem Grund war ich sehr glücklich darüber, hier im Prequel wieder mehr Szenen zwischen den beiden zu lesen.

Aus all diesen Gründen ist dieser Murdle-Band mein liebster geworden und ich kann ihn allen empfehlen, die nicht nur wunderbare Rätsel lösen, sondern gleichzeitig einer spannenden Handlung folgen wollen!

Point of no Return
448 Seiten

Als Quinn im Krankenhaus aufwacht, hat sie die letzten sieben Monate vergessen. Jemand hat sie angefahren und dadurch eine anterograde Amnesie ausgelöst. Umso schockierter ist sie, als sie erfährt, dass ihre beste Freundin Emilia verschwunden ist und sie währenddessen bereits Untersuchungen mit Nate, Emilias Exfreund, anstellte. Natürlich ist Quinn trotz ihres Gedächtnisverlusts entschlossen, die Untersuchungen wieder aufzunehmen, auch wenn sie Nate nicht ganz traut – und weiß, dass derjenige, der für ihren Unfall verantwortlich war, entschlossen ist, sie zu beseitigen …

Dieser Roman hat eine gute Romanze und eine hervorragende Mystery-Handlung, auch wenn es durchaus ein paar Dinge gab, die ich verbesserungswürdig fand. So gibt es in der Romanze zwischen Quinn und Nate ein paar süße Momente, die mir sehr gefallen haben, aber auch ein paar, denen ich kritischer gegenüber stand. So hat Nate bei mir beizeiten den Eindruck erweckt, als würde er ein Nein nicht akzeptieren, weil er bei einigen vergleichsweise kleinen Szenen, in denen er Quinn zu etwas überredete, seine Sturheit spielen ließ und Quinn es jedes Mal akzeptierte. Dazu gab es die klassischen Sprüche wie „ohne dich kann ich mir ein Leben nicht vorstellen“ und ewige Liebesschwüre nach wenigen Tagen des Kennenlernens. Zwar habe ich nicht den Eindruck bekommen, dass Quinns und Nates Beziehung schädlich ist, kann mir aber auch nicht vorstellen, dass sie tatsächlich ewig zusammenbleiben.

Dabei waren sie als Charaktere allgemein, unabhängig von ihrer Romanze, durchaus einnehmend. Vor allem Quinn mochte ich sehr, und die Art und Weise, wie ihr Trauma in der Geschichte umgesetzt wurde. Gewitter und Blitze wurden so zu einem Bild mit tieferer Bedeutung, weil sie zunächst Quinns Trauma und dann ihre Stärke repräsentierten. Das war eine wundervolle Art, ihrer Geschichte ein Symbol zu verleihen, das sie in der Zukunft begleiten wird. Wobei ich zugegeben Quinns finaler Lektion nichts abgewinnen konnte – sie kommt nämlich zu dem Schluss, dass sie jeden Tag leben sollte, als wäre es ihr letzter, was realistisch gesehen keine besonders rosige Zukunft garantieren dürfte. Natürlich ist mir bewusst, wie das Statement eigentlich gemeint ist, aber eine Formulierung, wie Chancen nicht verstreichen zu lassen, wäre dabei immer noch passender gewesen.

Eine sehr große Stärke des Romans war der Fall um Emilia, das Rätsel um ihr Verschwinden und die Person, die Quinn nachstellt. Dieser ganze Handlungsaspekt war unglaublich spannend zu lesen und hat mich ordentlich rätseln lassen, wer dahinter stecken könnte. Der Twist am Ende war im Nachhinein durchaus vorherzusehen, doch seine Umsetzung dafür großartig. Dass auch andere Nebencharaktere wie Emilias Geschwister Geheimnisse haben, hat die Spannung zusätzlich erhöht, wobei es aber tatsächlich Nates beste Freunde waren, die ich am liebsten mochte.

Letztendlich ein Roman, der mich zwar nicht mit seiner Romanze, aber dafür mit seiner restlichen Handlung überzeugen konnte!

& Magisterium - Das 1. Jahr
332 Seiten

Callum, genannt Call, hat seit seiner Kindheit gelernt, Magie zu hassen und zu fürchten. Deshalb möchte er die Prüfungen, um am Magisterium aufgenommen zu werden, absichtlich vermasseln – was ihm auf ungewöhnliche Weise gelingt, aber auch die Aufmerksamkeit von Master Rufus, einem der Lehrer, weckt. Kurzerhand entschließt er sich, Call als Schüler anzunehmen, zusammen mit den zwei besten Prüflingen, Aaron und Tamara. Call hat so seine Probleme, in den Schulalltag zu finden, nicht nur aufgrund seines lahmen Beins, sondern vor allem aufgrund seines losen Mundwerks. Doch nach und nach beginnt er daran zu zweifeln, ob die Dinge, die er sein Leben lang glaubte, tatsächlich wahr sind …

Man merkt schnell, dass dieses Kinderbuch von zwei renommierten Autorinnen geschrieben wurde, denn es packt einen von Anfang an und zieht einen mühelos durch die Handlung. Bereits die Ausgangssituation, in der Call versucht, bei den Eingangsprüfungen zu scheitern, war ein hervorragendes Konzept, das im eigentlichen Schuljahr durch mehrere andere bereichert wird. Selbst die für Call, Aaron und Tamara frustrierende Aufgabe, einen Sandhaufen in Hell und Dunkel einzuteilen, las sich spannend, weil hier die Charaktere selbst scheinen durften. Und natürlich gibt es später noch mehr spannende Aufgaben, wo es mir vor allem gefiel, dass die Charaktere nicht immer alles richtig machten – das war nicht nur realistisch, sondern hat auch gut ihren Umgang mit Versagen und Verbessern gezeigt.

Callum, Aaron und Tamara machen bereits im ersten Band einen guten Eindruck, sowohl als einzelne Charaktere als auch als Freunde. Von ihnen war Aaron mein persönlicher Liebling, aber Call und Tamara zeigten ebenfalls, dass sie fehlerbehaftete und trotzdem sympathische Charaktere sind. Interessanterweise entwickelte sich Aarons und Tamaras Freundschaft zu Call ungefähr so wie meine eigene Meinung zu ihm – am Anfang wusste ich nicht so recht, was ich von ihm halten sollte und verstand sogar, dass viele ihn nicht mochten, doch je mehr Zeit verging, desto sympathischer wurde er mir. Zwar macht Call immer noch viele vermeidbare Fehler, doch hoffe ich, dass er im nächsten Band aus ihnen lernen wird. So oder so war die Freundschaft der drei schön langsam und realistisch beschrieben und damit eins meiner Highlights.

Von den Nebencharakteren möchte ich gerne Jasper hervorheben, weil er mich positiv überrascht hat. Als Schulfiesling ist er nicht sonderlich sympathisch, doch ein paar seiner Taten machen klar, dass mehr hinter seinem Charakter steckt als zunächst angenommen. Insofern hoffe ich, dass er im nächsten Band mehr von sich und seiner Entwicklung zeigen wird.

Das Buch enthält natürlich ein paar Twists, von denen ich einen dadurch, dass er stark geforeshadowt wurde, bereits früh ahnte, aber dafür zwei weitere großartige Twists nicht vorhergesehen habe. Tatsächlich kann ich mich nicht entscheiden, welcher mir mehr gefällt, weil beide sehr überraschend kamen, im Nachhinein aber durchaus Sinn ergaben.

Ich glaube, meine einzige richtige Kritik – neben Calls zu risikofreudigem Verhalten – ist, dass das Magiesystem bisher noch nicht kreativ genutzt wurde. Aus den Elementen lassen sich nämlich durchaus einige Dinge anstellen, doch hier bleibt ihre Nutzung eher oberflächlich. Es bleibt abzuwarten, ob spätere Bände mehr auf die unendlichen Möglichkeiten der Magie eingehen.

Insgesamt war dieses Buch absolut großartig – und das nicht nur für Kinder, sondern auch für Jugendliche und Erwachsene, die gerne Fantasyromane an einer Schule lesen. Mir hat die Lektüre auf jeden Fall großen Spaß gemacht und ich freue mich schon sehr auf die nächsten Bände!

How To Catch A Magical Light
368 Seiten

Arlyn ist ein Irrlicht, was sie zu einer hervorragenden Diebin macht, weil sie sich so unsichtbar machen kann. Doch als bei einem Einbruch ein Drachenwandler die Kontrolle über seine Magie verliert, kann sie nur knapp Agent Marlon Heaton entkommen, der seit Jahren hinter ihr her ist. Noch dazu bekommt sie gleich darauf einen Drohbrief von jemanden, der ihre wahre Identität herausgefunden hat und verlangt, dass sie die Lichtchronik stiehlt, wenn sie nicht will, dass ihre Identität veröffentlicht wird. Zu diesem Zweck muss sie mit Agent Heaton zusammenarbeiten, der den Drachenfall untersucht und auf keinen Fall herausfinden darf, was ihr wahres Ziel ist …

Dieser Urban-Fantasy-Roman ist sehr spaßig zu lesen und bietet eine teils humorvolle, teils spannende und teils romantische Handlung. Arlyn und Heaton waren beide großartige Protagonisten, deren Slow-Burn-Romanze schön zu lesen war. Andere Charaktere waren mir zwar auch sympathisch (z.B. Bo und Ryo), aber Arlyn und Heaton waren definitiv die Highlights. Dadurch, dass Arlyn ihr Geheimnis vor Heaton bewahren muss und die beiden in mehrere spannende Situationen geraten, hat mich ihre Geschichte sehr mitgerissen. Das wird noch dadurch verstärkt, dass viele Dinge, die sie planen, schief gehen und sie stets nach anderen Strategien suchen müssen. Nie ist die Lösung einfach oder offensichtlich, stets müssen die beiden ihre Kreativität spielen lassen.

Während der Handlung gibt es viele falsche Fährten und obwohl ich den wahren Handlanger relativ früh als solchen durchschaut habe, gab es andere Fragen, auf die die Antwort nicht so offensichtlich war. Doch das Ende war mir zu plötzlich; die bisher gefährlichste Situation wird sehr schnell abgewickelt, was im Kontrast zu den anderen gefährlichen Situationen besonders auffallend war.

Dennoch hat mir diese Urban Romantasy sehr gut gefallen und ist für alle geeignet, die eine locker geschriebene und gleichzeitig spannende Geschichte lesen wollen. Schon jetzt freue ich mich auf den zweiten Teil, nachdem der erste in einem Cliffhanger endete!

Das Fest
144 Seiten

Seinen fünfzigsten Geburtstag möchte Jakob am liebsten an sich vorbeiziehen lassen. Er bittet seine Freundin Ellen, keine Party vorzubereiten, weil ihn das nur an sein Alter erinnern würde. Also schenkt Ellen ihm eine Badehose, damit er mal wieder schwimmen gehen kann. Zu seiner Überraschung begegnet er im Freibad seiner großen Liebe, die er seit über zwanzig Jahren nicht gesehen hat. Sie sprechen sich aus und auf dem Weg zum Taxi begegnet Jakob einem weiteren bekannten Gesicht: Seinem ehemals besten Freund, dessen Filmerfolg er versehentlich stahl. Auch sie sprechen sich aus, und so geht es immer weiter. Mit jeder Person aus der Vergangenheit findet Jakob einen Weg in die Zukunft, bis er bei der Person ankommt, die es überhaupt möglich machte …

Dieser Roman ist ein kurzweiliges Vergnügen, der vor allem durch Jakobs Hintergrundgeschichte brilliert. Mit jeder Person ein wenig mehr aus seinem Leben zu erfahren, fand ich sehr faszinierend, weil auch die Geschichte der Person dabei beleuchtet wird und dadurch ein komplettes Bild entsteht. Das hat mir sehr gefallen, weil ich es allgemein mag, wenn verschiedene Puzzleteile ihren Platz finden.

Hier sollte man jedoch bedenken, dass es fast ausschließlich um Jakobs Leben und das Wiedersehen mit Menschen aus seiner Vergangenheit geht und die Handlung deshalb recht ruhig ist. Durch die Kürze des Buchs war das leicht zu akzeptieren, ist aber trotzdem erwähnenswert; die Geschichte ist kurzweilig, unterhaltsam und hat trotzdem mehrere bedeutsame Themen, bleibt aber den ganzen Roman hinweg eine unaufgeregte Geschichte. Wer also genau so etwas braucht, ist hier bestens bedient, nur die Actionsfans werden hier logischerweise nicht viel Spannendes finden. Für einen ruhigen Abend ist die Geschichte dafür perfekt!

Die Not-To-Do-Liste
348 Seiten

Wichtiger, als nach Erfolgsfaktoren zu suchen, ist es, die Verhaltensweisen zu vermeiden, die Erfolg verhindern. Welche das sind, stellt Rolf Dobelli in seiner „Not-To-Do-Liste“ vor. Darunter sind nicht nur ein paar offensichtliche Ratschläge (freundlich und zuverlässig sein), sondern auch so einige, die nicht ganz so leicht zu verdauen sind, weil es leicht ist, hier die schlechte Angewohnheit auszuüben (in den Tag hinein- und in der Vergangenheit leben). Gerade deshalb ist die Lektüre so wichtig: Obwohl man natürlich nie all seine (Denk-)Fehler beseitigen können wird, ist es wichtig, sich ihrer bewusst zu sein.

Am Anfang fiel es mir schwer, in das Sachbuch reinzufinden, weil viele Kapitel am Anfang von so übertriebenen Beispielen begleitet wurden, dass ihre Botschaften viel zu offensichtlich und teils sogar unnötig schienen. Der Text danach, der ausführt, warum man dem Negativbeispiel nicht folgen sollte, war zwar umso bereichernder, aber dennoch dauerte es mehrere Kapitel, bis schließlich die Verhaltensweisen folgten, mit denen ich mich besser identifizieren konnte. Diese nahmen letztendlich einen Großteil des Buchs ein, wodurch die Lektüre sich von einer scheinbar nicht für mich relevanten zu einer sehr bedeutsamen entwickelte. Von daher empfehle ich allen, die bei den ersten Kapiteln noch zögerlich sind, weiterzulesen, weil danach umso mehr wichtige Kapitel folgen.

Wissen, das in anderen Dobelli-Sachbüchern bereits erwähnt wurde, wird natürlich wiederverwendet, zusammen mit noch nicht durchgearbeiteten Punkten. Hier bin ich zwiespältig eingestellt; einerseits erfährt man, wenn man die anderen Bücher schon kennt, nicht SO viel Neues, aber andererseits ist das Neue, das man erfährt, dafür umso inspirierender. Selbst, wenn man wie ich nicht weiß, ob man allen Ratschlägen folgen können wird, war es sehr erfrischend, sich ihrer zu vergegenwärtigen.

Aus diesem Grund ist das Buch letztendlich eine Empfehlung für alle, die ein besseres Leben führen möchten – nicht dadurch, das Richtige zu tun, sondern dadurch, das Falsche zu vermeiden.

NSA - Nationales Sicherheits-Amt
796 Seiten

In einem Nazi-Deutschland, das früh Mittel zur Überwachung entwickelt hat, inklusive Komputer und ausschließlich bargeldlose Zahlung, ist Helene eine Programmiererin im Nationalen Sicherheits-Amt. Hier entwickelt sie neue Programme, um das Sammeln und Interpretieren von Daten zu erleichtern. Doch sie hat ein Geheimnis: Sie ist in den Deserteur Arthur verliebt, dessen Aufenthaltsort mithilfe ihrer Programme ans Licht kommen könnte. Notgedrungen tut sie alles, um ihn zu beschützen und die Daten zu manipulieren. Zugleich folgen wir Eugen Lettke, der sich auf die Suche nach mehreren Frauen macht und dabei Helenes Hilfe in Anspruch nimmt, weil seine Taten genauso wenig ans Licht gelangen dürfen wie ihre …

Dieser Roman hat es in sich, denn das deprimierende Horrorszenario, das er darstellt, ist erschreckend realistisch. Es macht einem auf unangenehme Weise bewusst, wie leicht es ist, anhand nur weniger Daten alles über eine Person herauszufinden – und wie unmöglich es in der Nazizeit gewesen wäre, sich unter diesen Umständen gegen den Staat aufzulehnen. Die Art und Weise, wie die verschiedenen Methoden zur Überwachung dargestellt wurden, hat mir sehr gut gefallen, weil hier wirklich an alle möglichen Verbindungen gedacht wird.

Der Roman besteht aus zwei Handlungssträngen, die sich schließlich treffen: Zum einen ist da Helenes Leben zusammen mit den vielen Veränderungen und Herausforderungen, denen sie sich stellen muss: Der Verlust einer jüdischen Freundin und eines Familienmitglieds, das Erlernen des Programmierens und ihre Nutzung in der NSA, die Beziehung zu ihrer großen Liebe Arthur und ihre Bemühungen, seine Existenz zu verschleiern, die notgedrungene Zusammenarbeit mit Lettke und das Offenbaren feindlicher Pläne, gefolgt von noch mehr Problemen, die sie niederzuringen drohen. In diesen Handlungsstrang war ich sehr investiert, weil es leicht war, sich in Helene hineinzuversetzen und zu verfolgen, wie sie versucht, die verschiedenen Probleme in ihrem Leben zu lösen. Die Tatsache, dass es hier auch eine große Varietät an Problemen gab, hat die Handlung stets frisch gehalten und ihre Kapitel und Szenen flogen geradezu an mir vorbei. Nur das Ende entsprach nicht meinem Geschmack, weil ich es vergleichsweise unrealistisch fand und deshalb ein realistischeres Ende bevorzugt hätte.

Zum anderen haben wir Lettke, der nach einem Abend als Jugendlicher, in dem er gedemütigt wird, es sich zum Lebensziel macht, die Mädchen von damals zu finden und sich an ihnen zu rächen, sprich: Sie zu vergewaltigen. Tatsächlich besteht fast drei Viertel seines Handlungsstrangs daraus, dass er nach Frauen sucht, die er vergewaltigen kann, unabhängig von ihrer Beziehung zu ihm, sondern einfach, weil es ihn erregt. Und ich muss sagen, dass mir seine Kapitel und Szenen überhaupt nicht gefallen haben und ich es tatsächlich besser gefunden hätte, sie komplett wegzulassen; aber nicht unbedingt deshalb, weil Lettke aufgrund seiner Taten so abstoßend und ekelerregend war, sondern vor allem, weil seine Taten erst nach drei Viertel der Handlung überhaupt plotrelevant waren. Alles, was in dieser Zeitspanne passierte, las sich wie unnötiger, sich immer wiederholender Filler, der um der Grausamkeit wegen grausam und sonst nicht von Belang war. Ja, auch hier lernen wir Möglichkeiten der Überwachung kennen, aber da diese eher das Framing für Lettkes Handlungen sind und nicht im Fokus stehen, hätte ich sie lieber in Helenes Geschichte gelesen. Zudem wäre das Pacing der Geschichte und der ganze Kontext hinter Lettkes Charakter meiner Meinung nach besser gewesen, wenn wir für den Großteil der Handlung nicht gewusst hätten, was er tut. Eine Ausnahme bildet das letzte Viertel, das Lettke endlich etwas Anderes zu tun gibt und sich sehr spannend las, mit dem Bonus eines passenden, aber nicht vorhersehbaren Schlusses.

Zusammengefasst liebte ich Helenes Geschichte also sehr, während mir Lettkes Geschichte überhaupt nicht zusagte. Glücklicherweise steht Helene eher im Fokus, sodass ich den Roman insgesamt betrachtet (und vor allem auf die Schrecken der Überwachung bezogen) sehr empfehlenswert fand. Wobei ich trotzdem eine Kritik habe beziehungsweise etwas, das mir fehlte: Programmierfehler. Computer (oder, in diesem Fall, Komputer) mögen nicht so fehleranfällig wie Menschen sein, aber Fehler machen sie trotzdem. Die Tatsache, dass alle Maßnahmen, die der Staat in die Wege leitete, reibungslos funktionierten und es niemals irgendwelche Programmierfehler gab, kam mir unrealistisch vor. Es ist durchaus realistisch, dass die vorgestellten Komputer so gut funktionieren, dass sie eine nahezu perfekte Überwachung ermöglichen, aber dass niemals auch nur ein unvorhergesehener Fehler unterläuft, kam mir wie fehlendes Plotpotenzial vor. Hier hätte ich es interessanter gefunden, diese einzubauen, um die Handlung noch realistischer und gleichzeitig spannender zu gestalten.

Trotz der erwähnten Kritik hat mir dieser Roman sehr gut gefallen. Tatsächlich ist der einzige Grund, aus dem mir die kritischen Punkte so deutlich ins Auge fielen, die Tatsache, dass Helenes Handlungsstrang so positiv hervorgestochen ist. Das ist sogar noch zu schwach ausgedrückt – er ist wirklich positiv hervorgestochen, hat mich durch den ganzen Roman getragen und stets Lust auf mehr gemacht. Aus diesem Grund ist der Roman für alle Fans spekulativer Geschichte, die realistisch geschrieben ist, eine klare Empfehlung – selbst, wenn man wie ich Lettkes Handlungsstrang nicht viel abgewinnen kann.

Die Analphabetin, die rechnen konnte
448 Seiten

Nombeko wächst im Südafrika der 60er Jahre auf, was nicht gerade eine gute Ausgangsbedingung für ein gesundes und glückliches Leben ist. Zudem ist sie gezwungen, nach einem Autounfall, bei dem sie selbst überfahren wird, danach für den Autofahrer zu arbeiten: Engelbrecht van der Westhuizen, der als Ingenieur mit Atomwaffen zu tun hat. Nombeko, die ein wahres Rechengenie ist, versucht, ihn so lange wie möglich hinzuhalten, was auch ganz gut funktioniert … bis sie und eine Atombombe, die nicht hätte existieren sollen, in Schweden landen, wo Nombeko nach einem Weg sucht, den König auf sie aufmerksam zu machen – was sich natürlich als nicht ganz so leicht erweist …

Dieser humorvolle Roman schafft es nicht nur, ausgesprochen unterhaltsam zu sein, sondern gleichzeitig auf wichtige Themen einzugehen. Dazu nutzt er einen fantastischen schwarzen Humor, den man natürlich mögen muss, den aber zumindest ich sehr genossen habe. Es hat einfach Spaß gemacht, den Roman zu lesen, eben weil er nicht nur lustig war, sondern auf elegante Weise Kritik an Politik und Gesellschaft übte. Elegant deshalb, weil der Roman nicht mit erhobenen Zeigefinger seine Themen anspricht, sondern mit seinem Humor.

Nombeko ist dabei eine äußerst sympathische Protagonistin, die übrigens gegensätzlich zum Titel keine Analphabetin ist (aber tatsächlich fantastisch rechnen kann). Am meisten hat mich hier überrascht, dass ihre außergewöhnlichen Rechenkünste noch nicht einmal so oft zum Einsatz kommen, sondern nur wenige Male innerhalb der Geschichte relevant sind. Sehr viel wichtiger ist Nombekos allgemeine Intelligenz und ihre Entschlossenheit, etwas gegen die Atombombe zu tun. Ich habe sehr mit ihr mitgefühlt, vor allem, als immer mehr und mehr Hindernisse ihren Weg zum Ziel erschwert haben. Es war auf genau die richtige Weise frustrierend, weil man unbedingt will, dass Nombeko ihr Ziel erreicht und zusammen mit ihr darauf fiebert, dass nichts schief geht.

Faszinierend waren zudem die vielen Nebengeschichten, die in die Hauptgeschichte eingewoben waren. Viele Nebencharaktere, die eigentlich nicht für die Handlung relevant sind, bekommen ihre eigene Geschichte, was ich sehr einnehmend fand. Die eigentliche Handlung war mir nämlich manchmal zu ausschweifend, aber ausgerechnet die Hintergrundgeschichten mochte ich dafür sehr. Obwohl die wichtigeren Charaktere eher eindimensional sind, war es faszinierend, ihrer Hintergrundgeschichte zu lauschen. Besonders möchte ich Holger 2 betonen, Nombekos Love Interest, der, wie man seinem Namen schon entnehmen kann, eine sehr ungewöhnliche Geschichte hat.

Zusammengefasst ein sehr unterhaltsamer Roman, der mich mit seinem einzigartigen Humor und seinen Themen sehr begeistern konnte!