- Murdle
- School of Mystery
- G. T. Karber
- Souvenir Press
- Rätselbuch
- Logikrätsel
- Buchstabenrätsel
- Bilderrätsel
- Drama
- Humor
- Deduktion
- Zuordnung
- Hinweise
- Kriminalfälle
- Twists
- Beziehungen
- Lügen
- Geheimnisse
- Prequel
- Highlight
Als Erstsemester fängt Logico frisch am Deduction College an, doch bereits in seinem ersten Jahr ereignen sich mehrere Mordfälle, die es zu lösen gilt. Wer steckt dahinter und warum? Und was hat es mit dem mysteriösen Jungen auf sich, der regelmäßig auftaucht? In jedem Jahr gibt es neue Mysterien zu lösen, die Logico klar machen, dass er niemandem trauen kann – vor allem nicht den Menschen, denen er vertraut …
Ich hatte um ehrlich zu sein nicht erwartet, dass „Murdle – The School of Mystery“ mehr als ein nettes Prequel sein würde, doch zu meiner Überraschung war dieses Rätselbuch nicht nur absolut grandios, sondern wurde sogar zu meinem bisher liebsten Murdle-Teil!
Das liegt hauptsächlich daran, dass sowohl der Rätsel-Faktor als auch die Story wunderbar umgesetzt war. Die Deduktionsgitter ist von der Schwierigkeit diesmal passender gestaltet: Jahr 1 und Jahr 2 haben jeweils drei Verdächtige (mit vier im letzten Fall), Jahr 3 hat vier Verdächtige, Jahr 4 hat drei Verdächtige (mit vier im letzten Fall), unter denen man zusätzlich den Lügner bestimmen muss und in der Zeit nach dem College gibt es vier Verdächtige, von denen einer ein Lügner ist. In vorigen Murdles fiel mir die Suche nach dem Lügner definitiv am schwersten, weshalb ich es passend fand, dass diese Art des Rätsels diesmal ans Ende gesetzt wurde.
Doch das ist noch nicht alles: Zusätzlich gibt es eine Karte des Colleges, eine Karte der Tunnel darunter, Muster in einem Glasfenster, Sternbilder am Himmel, verschiedene Arten, mysteriöse Zeichen zu entschlüsseln und noch einiges mehr. Diese Varietät an Rätseln hat mir sehr viel Spaß gemacht, wobei meine Lieblingsrätsel das Ersetzen von Symbolen durch Buchstaben und das Finden von Bildern im Glasfenster/am Himmel waren. Selbst etwas zu machen, statt z. B. etwas abzulesen, hat hier den Reiz ausgemacht.
Dann ist da noch die packende Handlung, deren einzelne Handlungsstränge mich gleichermaßen fesselten: Die ersten Morde am Deduction College; die Einladung von Dame Obsidian; das Schachbox-Turnier; das Enttarnen der geheimen Gesellschaft; und Logicos persönliches Ansinnen am Ende. Hier hat G. T. Karber mehrere Methoden verwendet, um die Handlung spannend zu gestalten: Die Fälle der einzelnen Handlungsstränge durch Hinweise miteinander verbunden; Fälle eingebaut, die verlangten, zu früheren Fällen zurückzugehen; mehrere Plot-Twists, darunter mindestens einen, der absolut genial war; und, am allerwichtigsten: eine wichtige Charakterentwicklung für Logico und ein stärkerer Fokus auf seine Beziehung zu Irratino. Die letzten beiden Punkte waren es, die den ersten Murdle-Band so besonders gemacht haben und die in den zwei Bänden danach schwächer thematisiert wurden; aus diesem Grund war ich sehr glücklich darüber, hier im Prequel wieder mehr Szenen zwischen den beiden zu lesen.
Aus all diesen Gründen ist dieser Murdle-Band mein liebster geworden und ich kann ihn allen empfehlen, die nicht nur wunderbare Rätsel lösen, sondern gleichzeitig einer spannenden Handlung folgen wollen!
- Point of no Return
- Leandra Seyfried
- reverie
- Young Adult
- Romanze
- Liebe
- Mystery
- Spannung
- Amnesie
- Geheimnisse
- Untersuchungen
- Trauma
Als Quinn im Krankenhaus aufwacht, hat sie die letzten sieben Monate vergessen. Jemand hat sie angefahren und dadurch eine anterograde Amnesie ausgelöst. Umso schockierter ist sie, als sie erfährt, dass ihre beste Freundin Emilia verschwunden ist und sie währenddessen bereits Untersuchungen mit Nate, Emilias Exfreund, anstellte. Natürlich ist Quinn trotz ihres Gedächtnisverlusts entschlossen, die Untersuchungen wieder aufzunehmen, auch wenn sie Nate nicht ganz traut – und weiß, dass derjenige, der für ihren Unfall verantwortlich war, entschlossen ist, sie zu beseitigen …
Dieser Roman hat eine gute Romanze und eine hervorragende Mystery-Handlung, auch wenn es durchaus ein paar Dinge gab, die ich verbesserungswürdig fand. So gibt es in der Romanze zwischen Quinn und Nate ein paar süße Momente, die mir sehr gefallen haben, aber auch ein paar, denen ich kritischer gegenüber stand. So hat Nate bei mir beizeiten den Eindruck erweckt, als würde er ein Nein nicht akzeptieren, weil er bei einigen vergleichsweise kleinen Szenen, in denen er Quinn zu etwas überredete, seine Sturheit spielen ließ und Quinn es jedes Mal akzeptierte. Dazu gab es die klassischen Sprüche wie „ohne dich kann ich mir ein Leben nicht vorstellen“ und ewige Liebesschwüre nach wenigen Tagen des Kennenlernens. Zwar habe ich nicht den Eindruck bekommen, dass Quinns und Nates Beziehung schädlich ist, kann mir aber auch nicht vorstellen, dass sie tatsächlich ewig zusammenbleiben.
Dabei waren sie als Charaktere allgemein, unabhängig von ihrer Romanze, durchaus einnehmend. Vor allem Quinn mochte ich sehr, und die Art und Weise, wie ihr Trauma in der Geschichte umgesetzt wurde. Gewitter und Blitze wurden so zu einem Bild mit tieferer Bedeutung, weil sie zunächst Quinns Trauma und dann ihre Stärke repräsentierten. Das war eine wundervolle Art, ihrer Geschichte ein Symbol zu verleihen, das sie in der Zukunft begleiten wird. Wobei ich zugegeben Quinns finaler Lektion nichts abgewinnen konnte – sie kommt nämlich zu dem Schluss, dass sie jeden Tag leben sollte, als wäre es ihr letzter, was realistisch gesehen keine besonders rosige Zukunft garantieren dürfte. Natürlich ist mir bewusst, wie das Statement eigentlich gemeint ist, aber eine Formulierung, wie Chancen nicht verstreichen zu lassen, wäre dabei immer noch passender gewesen.
Eine sehr große Stärke des Romans war der Fall um Emilia, das Rätsel um ihr Verschwinden und die Person, die Quinn nachstellt. Dieser ganze Handlungsaspekt war unglaublich spannend zu lesen und hat mich ordentlich rätseln lassen, wer dahinter stecken könnte. Der Twist am Ende war im Nachhinein durchaus vorherzusehen, doch seine Umsetzung dafür großartig. Dass auch andere Nebencharaktere wie Emilias Geschwister Geheimnisse haben, hat die Spannung zusätzlich erhöht, wobei es aber tatsächlich Nates beste Freunde waren, die ich am liebsten mochte.
Letztendlich ein Roman, der mich zwar nicht mit seiner Romanze, aber dafür mit seiner restlichen Handlung überzeugen konnte!
Emilie gehört zu den Außenseitern der Schule, doch zusammen mit den Brüdern Alban und Linus kommt sie ganz gut zurecht. Bis sie eines Nachts einen furchtbaren Traum hat, woraufhin sie einen Jungen mit blaugrünen Augen und einem Prisma-Anhänger zeichnet. Zu ihrer Überraschung taucht dieser Junge, Noah, am nächsten Tag als neuer Schüler auf, zusammen mit seiner Zwillingsschwester Pi. Der neue Lehrer Janus motiviert sie, zusammen mit der Musterschülerin Adriana den Astrophysiker Karl aufzusuchen. Das tun die sechs dann auch – doch das, was in Karls Haus geschieht, sorgt dafür, dass ihr Leben sich für immer verändert …
Dieser Jugendroman schafft es hervorragend, ein Mysterium zu erzählen, das mich selbst nach der Lektüre beschäftigt hält. Auch, wenn ich finde, dass einige Punkte, die die Charaktere noch nicht schlussfolgerten, relativ klar sind (denn mal ehrlich, ein Lehrer namens Janus kann nichts Gutes bedeuten), gab es viele weitere Fragen, die ich und die Charaktere bisher noch nicht beantworten konnten. Insofern bin ich jetzt schon gespannt, welche Antworten der zweite Teil bieten wird!
Bis das eigentliche Mysterium startet, dauert es eine Weile, denn der Anfang fokussiert sich erst mal auf die Vorstellung der Charaktere. Alban war definitiv mein Liebling, während Adriana mir im Verlauf des Romans ans Herz wuchs und Noah für meinen Geschmack mehr Charakterentwicklung gebraucht hätte. Die anderen (Emilie, Linus und Pi) waren sympathisch, hinterließen aber keinen so starken Eindruck wie die anderen drei.
Die Richtung, in die sich die Handlung entwickelt und wie die Charaktere damit umgehen, hat mir sehr gefallen, nur an zwei Stellen war ich irritiert: Einmal, als Emilie sich dafür entschied, eine ihrer Theorien auf eine ganz bestimmte Weise zu testen, anstatt erst mal eine harmlosere Variante auszuprobieren (was sie erst danach tat), und ein andermal, als eins der größeren Geheimnisse durch ein recht lächerliches Video aufgelöst wird, was es schwer machte, die Szene ernst zu nehmen. Die anderen Szenen, die sich mit den Konsequenzen des Besuchs in Karls Haus beschäftigen, gefielen mir dafür sehr gut.
Zusammengefasst ist dieser Jugendroman wunderbar für diejenigen geeignet, die nichts gegen einen langsamen Anfang haben und Mystery lieben!
- Starling House
- Alix E. Harrow
- Goldmann
- Fantasy
- Mystery
- Horror
- Grusel
- Familie
- Dämonen
- Atmosphäre
- Schreibstil
- Charaktere
Opal schafft es gerade so, sich und ihren Bruder Jasper mit Diebstählen und ihrer Arbeit über Wasser zu halten, doch das ändert sich, als sie sich eines Tages nach Starling House verirrt. Ihre erste Begegnung mit dem letzten Erben des Hauses, Arthur, verläuft bestenfalls kritisch, doch als sie ein paar Tage danach zurückkehrt, bietet er ihr überraschend einen Job als Haushaltshilfe an. Opal nimmt an, weil die Bezahlung genug ist, um ihrem Bruder ein angenehmes Leben zu ermöglichen. Doch die Gravelys, die die Stadt kontrollieren, haben es auf Starling House abgesehen und erpressen Opal, ihnen Informationen über das Haus zu geben. Hin- und hergerissen zwischen ihrem Verlangen, ihren Bruder zu schützen und Arthur nicht zu verraten, ahnt Opal, dass sie bald eine schwere Entscheidung treffen muss …
Dieser atmosphärische Roman beeindruckt vor allem durch seinen bildlichen, wunderschönen Schreibstil und seine Charaktere, ist dafür aber nicht zwingend spannend, sondern eher mysteriös.
Opal, Arthur und Jasper sind die wichtigsten Charaktere und alle waren vielschichtig und einnehmend. Auch einige der Nebencharaktere bekamen überraschende Momente, die mir sehr gefielen, wenn sie auch bei weitem nicht so wichtig sind wie die Hauptcharaktere und die zentrale Antagonistin. Das machte mir jedoch nichts aus, weil mir die zentralen Figuren so sehr gefielen und wir einen tiefen Einblick in ihre Gedanken und Gefühle bekamen.
Dazu hat der Schreibstil stark beigetragen. Alix E. Harrow benutzt Formulierungen und Sätze, die ein starkes Bild hinterlassen und die ich so noch nie gelesen habe. Es ist ein wundervoller, beeindruckender Schreibstil, der zudem die mysteriöse Atmosphäre des Romans betont und einfach schön zu lesen ist. Tatsächlich tue ich mich schwer, zu entscheiden, ob ich den Schreibstil oder die Hauptcharaktere besser fand, weil beide Aspekte so eng miteinander verwoben sind.
Doch etwas gab es, das mir beizeiten fehlte: (Konstante) Spannung. Das Mysteriöse und Unheimliche wird hervorragend durch den Schreibstil eingefangen, doch die Handlung war eher ruhig und drängte mich nicht immer zum Weiterlesen. Dadurch, dass das Buch genug andere positive Aspekte hatte, tat ich es natürlich, aber trotzdem hat mir ein bisschen mehr Spannung gefehlt. Das Seltsame hierbei ist, dass es durchaus spannende Situationen gibt, sie sich aber nicht immer spannend anfühlten. Die übernatürlichen Gefahren waren für mich zu vage, um mich vor ihnen zu fürchten, weshalb mich die realen Gefahren, die durch die Erpressung der Gravelys entstanden, mehr überzeugten.
Aus diesem Grund würde ich den Roman Leserinnen und Lesern, die einen bildlichen Schreibstil, einnehmende Hauptcharaktere und eine atmosphärische Lektüre suchen, empfehlen – doch nicht unbedingt denjenigen, die gerne von Spannung getriebene Geschichten bevorzugen. Mir persönlich hat der Roman gut gefallen, doch ist er definitiv etwas für Fans ruhigerer, mysteriöser Geschichten!
- Such Charming Liars
- Karen M. McManus
- cbj
- Jugendthriller
- Spannung
- Mord
- Diebstahl
- Mystery
- Twists
- Geheimnisse
- Romanze
- LGBTQ+
Nachdem sie jahrelang als Juwelendiebin arbeitete, will Kats Mutter Jamie ein normales Leben führen. Doch einen letzten Coup muss sie davor noch durchziehen: Einer Erbin der Familie Sutherland eine Rubinkette stehlen. Als Jamie unerwartet krank wird, beschließt Kat, an ihrer Stelle die Kette zu stehlen. Allerdings läuft so einiges gehörig schief, angefangen damit, dass sich auf dem Anwesen Liam befindet, Kats Ex-Stiefbruder, dessen Vater die zu bestehlende Erbin heiraten will. Als dann noch ein Mord geschieht, werden Kats Pläne gehörig durcheinander gewirbelt, denn sie hat einen groben Blick auf den Mörder erhaschen können – der nun hinter ihr her ist. Zusammen mit Liam und Augustus, einem Sohn der Sutherlands, versucht sie, den Mörder zu finden – ohne dabei ihre Geheimnisse zu offenbaren …
In „Such Charming Liars“ hat Karen M. McManus ihren wohl bisher komplexesten Plot geschrieben, der mich mehr als einmal in die Irre geführt hat! Es gibt viele falsche Fährten, unerwartete Twists und überraschende Zusammenhänge, die für ein spannendes Leseerlebnis gesorgt haben. Meine Kurzbeschreibung wird den Ereignissen mitnichten gerecht, weil so viel passiert und so viel davon wichtig ist. Aber das sehe ich eindeutig als positiven Punkt, weil die verschachtelte Handlung einen ordentlich auf Trab hält und die Mysterien viele Fragen aufwerfen, die mich zusätzlich antrieben. Ich habe lange gerätselt, wie die verschiedenen Puzzlestücke der Handlung zusammenhängen und war sehr zufrieden mit der Auflösung. Wer hier also eine dichten und auf positive Weise verworrenen Plot sucht, ist bestens bedient!
Aber auch die Charaktere können sich sehen lassen. Ich mochte Kat, die speziell am Anfang viele Fehler macht, aber deren Instinkt sie mehr als einmal rettet; ihr Ex-Stiefbruder Liam war im Konstrast zu ihr um einiges naiver, entwickelt sich in der Handlung jedoch weiter. Und Augustus, in den Liam sich im Lauf der Handlung verliebt, war mir ebenfalls außerordentlich sympathisch und ich hätte gerne noch mehr von der Beziehung zu seinem alkoholsüchtigen Vater gesehen. Auch andere Charaktere wie Kats Mutter Jamie und Liams Vater Luke spielen eine wichtige Rolle und hier hat es mir sehr gefallen, wie Karen M. McManus deren jeweilige Beziehung zu Kat bzw. Liam umgesetzt hat, weil es auch hier ein paar Überraschungen gibt. Insgesamt hätte ich von anderen Charakteren gerne noch mehr gesehen, aber das Haupttrio hat mir sehr gut gefallen.
Was Kritikpunkte angeht, finde ich zugegeben, dass die Handlung eine Weile braucht, um in Fahrt zu kommen. Bis zum Mord vergehen circa hundertfünfzig Seiten, was mich persönlich zwar nicht störte, für andere Leser:innen aber eventuell zu lang sein könnte. Das hat zwar seinen Grund (am Anfang werden viele Details eingeführt, die sich später als relevant weisen und deren Bedeutung man logischerweise noch nicht vorhersehen kann), aber ich wollte es trotzdem erwähnt haben, weil ich wegen der Kurzbeschreibung davon ausging, der Mord würde früher passieren.
Insgesamt also wieder ein sehr guter McManus-Thriller, der speziell durch seine komplexe Handlung und seine drei Hauptcharaktere beeindruckt!
- Handbuch für den
- vorsichtigen
- Reisenden
- durch das Ödland
- Sarah Brooks
- C. Bertelsmann
- Belletristik
- Russland
- Eisenbahn
- Fantasy
- Mystery
- Horror
- Wesen
- Geheimnisse
Kurz vor der Jahrhundertwende im Jahr 1899 ist der Transsibirieren-Express sowohl ein Wunder als auch eine Gefahr. Obwohl bei der letzten Überfahrt etwas schief gelaufen zu sein scheint, wollen Menschen auch weiterhin diese besondere Fahrt durch das Ödland erleben. Darunter Maria Petrowna, die mit falschem Namen in den Zug steigt und eine Lüge aufzudecken versucht; Zhang Weiwei, die vor sechzehn Jahren im Zug geboren wurde und seine Mysterien ergründen will; und Henry Grey, ein in Ungnade gefallener Naturforscher, der im Ödland seine ganz eigenen Pläne umzusetzen gedenkt. Doch als im Zug und im Ödland immer merkwürdigere Dinge passieren, müssen die drei ihre eigentlichen Pläne beiseite schieben, wenn sie die Fahrt überleben wollen ...
Dieser Roman ist mysteriös, fantasievoll, gruselig und atmosphörisch, überzeugt dafür aber in anderen Kategorien nicht ganz so sehr. Die bildgewaltige Sprache hat ein paar einzigartige Szenen erschaffen, die mir sicher noch lange in Erinnerung bleiben werden, aber die Handlung an sich wurde mir letztendlich nicht ganz klar.
Das heißt nicht, dass die gesamte Handlung verwirrend für mich war, aber ganz folgen konnte ich ihr auch nicht immer. Zudem scheint es durchaus absichtlich zu sein, dass man nicht immer weiß, was gerade vor sich geht, was es noch schwerer macht, die Handlung zu beurteilen. Am Ende musste ich mich fragen, was ich eigentlich gerade gelesen habe - so wundervoll und entsetzlich und unbeschreiblich waren die Ereignisse, die Sarah Brooks schildert.
Insofern würde ich sagen, dass speziell das Worldbuilding fantastisch gelungen ist und für viele unvergessliche Szenen gesorgt hat. Doch jemand, der lieber eine kohärente Handlung und einen Fokus auf Charakterbeziehungen möchte, wird sich schwer tun, sie hier zu finden. Sie existieren zwar durchaus (speziell die Freundschaft zwischen Weiwei und Elena fand ich sehr gut beschrieben), aber letztendlich lebt der Roman eher von seinen ungewöhnlichen Erlebnissen. Leserinnen und Leser, die ein etwas anderes Leseerlebnis haben wollen, können hier also definitiv damit rechnen – doch Fans "klassischer" Handlungsstränge werden wohl eher verwirrt sein.
Empfehlen würde ich den Roman letztendlich trotzdem, aber mit der Einschränkung, dass er sicher nicht für jeden etwas sein wird!
- This Book Kills
- Ravena Guron
- Carlsen
- Jugendthriller
- Spannung
- Internat
- Geheimnisse
- Ermittlung
- Falsche Fährten
- Kleine Twists
- Mystery
Als Stipendiatin eines Elite-Internats hat Jess es nicht leicht. Ihr Talent ist Kreatives Schreiben und ihre neueste Geschichte handelt von einem Mord, bei dem das Opfer mit einem Pokal im Wald erschlagen wurde und der Mörder mit Zweigen das Wort „Hilfe“ auf den Boden schrieb. Kurz darauf wird Hugh Henry Van Boren, eines der reichsten Kinder der Schule, auf genau diese Art und Weise getötet – und Jess bekommt eine anonyme Nachricht, in der der Mörder ihr für die Inspiration dankt und meint, es ohne ihre Hilfe niemals geschafft zu haben. Entschlossen, herauszufinden, wer dahintersteckt, startet Jess ihre eigenen Ermittlungen – im vollen Bewusstsein, dass sie sich dadurch in Gefahr begibt …
Dieser Jugendthriller schafft es wirklich hervorragend, sein Mysterium aufzubauen. Es gibt so viele offene Fragen, falsche Fährten und mögliche Mörder, dass ich über den ganzen Roman hinweg investiert darin war, die Antworten auf die Fragen zu finden und selbst Vermutungen anzustellen. Hier hilft es auch, dass so ziemlich jede Theorie, die ich während des Lesens hatte, in der Handlung selbst erwähnt wurde, sodass es schwer war, zu entscheiden, welche sich letztendlich als richtig herausstellen würde.
Doch hier muss ich zugegeben, dass ich die Identität des Mörders etwas zu offensichtlich fand – im Sinne von „es ist immer die Person, von der man es am wenigsten erwartet“. Ich selbst hatte zwar bis zur Enthüllung ganz andere Theorien, aber nur, weil mir die Wahrheit viel zu offensichtlich erschien. Das ist für mich also eine Kritik, weil ich mir mehr überraschende Plot-Twists erhoffte.
Das heißt nicht, dass es keine gibt – tatsächlich gibt es dank der falschen Fährten so einige Überraschungen –, aber gerade deshalb war ich ein wenig enttäuscht davon, ausgerechnet bei der Identität des Mörders keine solche Überraschung bekommen zu haben.
Weil sich der Thriller immer noch sehr gut liest und mich hervorragend unterhalten hat, würde ich ihn trotzdem weiterempfehlen, aber mit der Anmerkung, dass fleißige Leser:innen von Thrillern ihn wahrscheinlich leichter durchschauen werden.
Olivia war achtzehn Jahre alt, als sie zusammen mit ihren drei Freundinnen einen Autounfall hatte, nach dem ihre Freundinnen spurlos verschwunden sind. Auch zwanzig Jahre später verfolgt das Trauma des Unfalls sie immer noch. Die einzige Hoffnung, aufzuklären, was damals passiert ist, ist die Journalistin Jenna, die einen Podcast über die damaligen Ereignisse machen will. Olivia will zunächst nicht mit ihr reden, während Jenna entschlossen ist, aufzuklären, was damals passierte. Doch dann wird die erste mit dem Fall verbundene Person ermordet und Jenna bekommt Drohnachrichten, die sie davor warnen, mit ihrer Recherche weiterzumachen …
Mit „Girls Night“ hat Claire Douglas einen Thriller geschrieben, dessen Mysterien mich unglaublich eingenommen haben. Schon die Ausgangssituation hat mich sehr gefesselt, doch je weiter die Handlung voranschritt und je mehr Puzzleteile enthüllt wurden, desto mehr hat die Geschichte mich weiter gepackt. Ich wollte unbedingt wissen, wie die verschiedenen Teile der Handlung zusammengehören und was wirklich hinter dem Verschwinden der Mädchen steckt. Hier hat Claire Douglas hervorragende Arbeit geleistet, indem sie ein Mysterium erschuf, das einen von Anfang an fesselt und mit jeder Enthüllung noch interessanter wird!
Hier war der Wechsel zwischen Jennas und Olivias Sicht eine effektive Methode, um noch mehr Spannung zu erzeugen, weil man in beide Geschichten leicht hineingezogen wird. Ich mochte es, neben dem eigentlichen Fall auch Persönliches über sie zu erfahren, weil das beide Protagonistinnen menschlicher machte, aber ich mochte es auch, wie ihre individuellen Erlebnisse (und ihr individuelles Wissen) meinen Blick auf den Fall veränderten.
Nur vom Finale hätte ich mir ein wenig mehr erhofft, weil ich die Wahrheiten hinter den Mysterien zwar zufriedenstellend fand, sie aber auf spannendere Weise hätten enthüllt werden können. Trotzdem hat es mir unglaublich viel Spaß gemacht, die Geheimnisse des Falls zu verfolgen und ihn zusammen mit Jenna und Olivia zu lösen!
Seit vier Jahren ist Anna Ogilvy nicht aufgewacht. Nicht, seitdem sie schlafend neben den Leichen ihrer beiden besten Freunde gefunden wurde, mit blutverschmierter Kleidung, einem Messer in der Hand und einem abgeschickten Geständnis. Seitdem ist ihr Fall als „Anna O.“ bekannt. Dr. Benedict Prince, Experte für Schlafmedizin, soll sie mit seiner neu entwickelnden Methode zum Aufwachen bringen, damit sie ihre gerechte Strafe erhalten kann, bevor sie freigesprochen wird. Doch kann sie überhaupt für eine Straftat belangt werden, die sie im Schlaf beging? Oder war sie in Wirklichkeit wach, als sie ihre Freunde ermordete? Eine Person, die im Internet Posts über Anna O. schreibt, kennt die Antwort auf diese Frage – denn sie besitzt Annas Tagebuch …
Aufgrund der kurzen Kapitel, die regelmäßig durch Annas Tagebucheinträge ergänzt werden, liest sich dieser Thriller sehr gut weg. Er schafft es sehr gut, dem Mysterium um Anna O. Leben einzuhauchen, weil die Frage ihrer Schuld so ungewiss ist. Während des gesamten Romans fragte ich mich, ob sie am Ende die Mörderin oder das Opfer sein würde, weil es tatsächlich nicht klar war, welchen Weg der Autor einschlagen würde. Das hat mir sehr gut gefallen, zumal er reale Fälle von verbrecherischen Schlafwandlern einbaut, die zusätzlich zum Nachdenken anregen. Wenn jemand wirklich hin- und hergerissen sein will, was die Rolle der Hauptfigur angeht, wird er oder sie hier einen Roman finden, der einen vielschichtigen Fall anbietet.
Allerdings gibt es auch Twists, die ich dafür sehr vorhersehbar oder nicht allzu besonders fand. Relativ am Anfang fiel mir ein Charakter ins Auge, den ich sofort verdächtig fand, wobei ich den Grund dafür natürlich nicht offenbaren werde. Es kam mir so schmerzhaft offensichtlich vor, dass ich aufrichtig hoffte, mich zu irren – doch leider lag ich richtig. Vielleicht habe ich auch einfach zu viele Thriller gelesen, aber mein erster Gedanke war, dass der Twist für mich viel zu offensichtlich war.
Tatsächlich hat der Thriller noch einen anderen Twist, den ich dafür umso überraschender fand. Aber diese letzte Offenbarung wird über hundert Seiten in die Länge gezogen, bis sie uns endlich verraten wird – was für mich definitiv zu lange war. Hier hätte man locker ein paar Dutzend Seiten weglassen können, ohne wertvolle Story-Elemente zu verlieren. Vom Prinzip her war es zwar cool, erst im letzten Kapitel alle Puzzleteile zu erhalten, aber ich wünschte, der Weg bis dahin wäre nicht so lang gewesen.
Insgesamt also ein Thriller, der ein wunderbares Mysterium in seinem Zentrum hat, dessen Twists mich aber nicht vollständig überzeugen konnten.
- Die Nacht
- der Königinnen
- Christian Handel
- ueberreuter
- Fantasy
- Freundschaft
- Mystery
- Spannung
- Starke Frauen
- Liebe
- Tod
Als Gideon, der Schlangenkönig, dreizehn heiratsfähige Mädchen in sein Schloss einlädt, ist fast keine von ihnen gewillt, tatsächlich seine Frau zu werden – am allerwenigsten Alix, die die Einladung nur notgedrungen angenommen hat. Viel eher ist sie an Lord Tyras interessiert, weshalb es ihr umso unangenehmer ist, dass der Schlangenkönig ihr besonders viel Aufmerksamkeit schenkt. Und schnell wird ihr klar: Gideon liebt es, mit den Mädchen zu spielen – und sie können ihn nur besiegen, wenn sie zusammenarbeiten …
In diesen Roman musste ich mich zugegeben einlesen, weil die ersten fünfzig Seiten, bevor Alix an den Hof des Schlangenkönigs kommt, eher langsam ablaufen – doch danach erwartete mich zum einen eine sehr gute Mystery und zum anderen eine sehr schöne Freundschaftsgeschichte (gemischt mit ein bisschen Liebe). Christian Handel hat mich speziell in der ersten Hälfte ordentlich an der Nase herumgeführt, was für ein paar wunderbare Twists sorgte. Und auch die zweite Hälfte war packend beschrieben, als es schließlich wortwörtlich um Leben und Tod ging.
Besondere Erwähnung verdienen die Charaktere. Alix war eine wunderbare Protagonistin, Gideon ein faszinierender Antagonist und speziell die Mädchen, mit denen Alix sich im Verlauf des Romans anfreundet, sympathische Nebencharaktere. Natürlich lernen wir nicht alle zwölf anderen Mädchen gleichwertig kennen, doch war ich positiv überrascht darüber, wie gut speziell Alix’ Freundinnengruppe charakterisiert war! (Meine persönlichen Lieblinge waren Irke, Ekka und Hester.)
Auch Tyras, Alix’ Love Interest, war mir sehr sympathisch, wobei ich zugegeben gerne noch mehr Szenen mit ihm gewollt hätte; speziell in der zweiten Hälfte der Handlung haben Gideon und Tyras nur begrenzt Screentime, was ich ein wenig schade fand, weil sie mich als Charaktere so fesselten. Damit zusammenhängend hätte ich mir gerne einen längeren Epilog gewünscht, weil hier viele Dinge zusammengefasst werden, die meiner Meinung nach ausführlichere Szenen verdient hätten.
Zuletzt eine Kritik: Nach den ersten paar Toten schaltete sich bei mir ein Schutzmechanismus ein, durch den ich mich um das Schicksal der restlichen Charaktere nicht ganz so sehr sorgte, wie ich es gerne gewollt hätte. Ich hatte solche Angst, alle meine Lieblingscharaktere zu verlieren, das ich die Tode, die tatsächlich passierten, nahezu taub entgegennahm. Ironischerweise finde ich letztendlich, dass am Ende zu viele unwichtige Nebencharaktere starben und nicht genug meiner Lieblingscharaktere; einerseits freut mich das natürlich, da ich pure Massaker nicht mag, aber andererseits waren mir viele der Toten dadurch relativ gleichgültig.
Letztendlich ein spannender Roman für alle, die über Fantasy, Freundschaften und starke Frauenfiguren lesen wollen – und sich nicht daran stören, dass manche dabei umkommen werden!
Vor dreiundzwanzig Jahren ist Hannahs Mutter Jen ermordet worden, ohne dass der Täter je gefasst wurde. Ihr Vater wurde zwar verdächtigt, aus Mangel an Beweisen jedoch nie verurteilt; Hannah selbst glaubt an seine Unschuld. Bis ihr inzwischen dementer Vater sie mit ihrer Mutter verwechselt und sie immer wieder um Verzeihung bittet. Hat er sie etwa doch getötet? Während Hannahs Bruder Reece an dieser Theorie festhält, entscheidet Hannah sich, weitere Untersuchungen anzustellen ...
Ich wünschte, ich hätte diesen Thriller mehr gemocht, als ich es letztendlich getan habe. Die Handlung war sehr solide, die Mysterien sehr gut aufgebaut und die Enthüllung am Ende sowohl überraschend als auch nachvollziehbar. Doch trotz dieser guten Elemente konnte ich den Thriller nicht genießen – und der Grund dafür ist Hannah selbst.
Über den ganzen Roman hinweg verurteilt sie andere Personen, egal ob sie sie kennt oder nicht, aufgrund oberflächlicher Tatsachen. Sie ist so negativ eingestellt, sowohl sich selbst als auch anderen gegenüber, dass es mir schlicht keinen Spaß gemacht hat, aus ihrer Sichtweise zu lesen.
Auch die anderen Charaktere sind nicht besonders sympathisch sind und es gab nur zwei, die ich mochte (Reece, Hannahs Bruder, und Chris, der zuständige Polizeibeamte). Natürlich sind unsympathische Charaktere an sich nichts Schlechtes, aber es ist auch wichtig, ihre guten Seiten zu zeigen – und das ist imho nur bei Reece und Chris geschehen, während die anderen Charaktere recht flach blieben.
Erwähnen möchte ich auch, dass die Geschichte nicht zwingend von der Spannung, sondern eher vom Mystery-Anteil lebt. Der Reiz des Thrillers besteht darin, weitere Geheimnisse der Vergangenheit aufzudecken und eigene Vermutungen anzustellen, die Spannung selbst steht dabei an zweiter Stelle – was ich allerdings durchaus erfrischend fand.
Insgesamt würde ich also sagen, dass ich diesen Thriller ganz gut fand, die Protagonistin es mir jedoch leider unmöglich gemacht hat, ihn bedingungslos zu mögen.
- Geheime Gesellschaft
- Sarah Penner
- HarperCollins
- Belletristik
- Spiritualismus
- Geister
- Betrug
- Spannung
- Krimi
- Mystery
- Geheimnisse
- LGBTQ+
Ende des 19. Jahrhunderts boomt der Spiritualismus in London. Lenna selbst gehört zu den Skeptikerinnen, doch als ihre Schwester Evie ermordet wird, wendet sie sich in ihrer Verzweiflung an das Medium Vaudeline D’Allaire in Paris, in der Hoffnung, den Mord aufzuklären. Doch als die beiden Frauen erfahren, dass am selben Tag von Evies Mord auch der Gründer der London Séance Society, Mr. Volckman, ermordet wurde, vermuten sie, dass ein- und dieselbe Person hinter den Morden stecken könnte. Sie reisen nach London, um Nachforschungen anzustellen. Dort erfahren sie nicht nur die dunklen Geheimnisse der Society, sondern auch, inwiefern Evie mit ihnen in Verbindung stand …
Eins muss vorweg gesagt werden: Ja, dieser Roman ist übernatürlich. Diejenigen, die gegenüber dem Spiritualismus skeptisch eingestellt sind, werden ihm deshalb vermutlich nichts abgewinnen können. Ich selbst lese solche Romane als Fantasy und stelle mir vor, dass die Geschichte in einer alternativen Welt spielt, in der diese übernatürlichen Praktiken tatsächlich möglich sind. Diejenigen, die selbst spirituell sind, an Spiritualismus glauben und/oder eine offene Sichtweise diesbezüglich haben, werden hier begeisterter sein.
Denn die Geschichte selbst und speziell der kriminelle Aspekt sind sehr gut und sehr spannend erzählt. Ich habe es geliebt, zusammen mit Lenna die Geheimnisse der Society zu ergründen und gleichzeitig zu erfahren, wie Evie in der Vergangenheit mit ihnen in Kontakt kam. Zu erfahren, wie alles zusammenhängt, war so zufriedenstellend; sobald man alle Informationen hat, passen alle Puzzleteile wundervoll zusammen, was genau das ist, was ich mir von einem kriminalistischen Roman erhoffe.
Erwähnen möchte ich auch die Romanze zwischen Lenna und Vaudeline, die ich sehr süß fand und die sich gut in die Handlung eingefügt hat.
Es gab nur zwei Aspekte, die ich kritisieren möchte: Einmal eine Kleinigkeit, nämlich die Tatsache, dass Flashbacks nicht stärker als solche gekennzeichnet wurden. Es kann manchmal verwirrend sein, wenn jedes Kapitel mit einem Datum eingeleitet wird, die Haupthandlung des Kapitels aber an einem anderen Datum spielt. Diese Passagen hätte ich deshalb ebenfalls mit einem Datum versehen.
Die größere Kritik ist eine Entscheidung, die Lenna am Ende bezüglich des Drahtziehers trifft. Diese Entscheidung fand ich nicht nur außergewöhnlich grausam, sondern auch gefährlich, weil es zumindest theoretisch möglich wäre, dass der Drahtzieher einen Weg findet, sich an ihr zu rächen. Das passiert natürlich nicht, aber ich fand es trotzdem sehr leichtsinnig von ihr.
Zusammengefasst haben wir hier einen spannenden Roman, dem es gelingt, seine Mysterien auf zufriedenstellende Weise aufzuklären – der dafür allerdings nur Leserinnen und Lesern zu empfehlen ist, die dem Spiritualismus gegenüber offen eingestellt sind. Ich selbst habe ihn durchaus gemocht, mir aber trotzdem gewünscht, eine realitätsnähere Geschichte zu erleben. Doch für Fans von allem, was übernatürlich ist, ist dieser Roman dafür das Richtige!
An einem heißen Sommertag ereignet sich bei der Familie Aosawa eine Tragödie: Während eines großen Festes sterben siebzehn Menschen an einem tödlichen Gift. Die einzige Überlebende ist die blinde Tochter des Hauses, Hisako Aosawa. Um herauszufinden, was wirklich passiert ist, braucht es mehr als eine Sichtweise, um die Wahrheit zu enthüllen ...
Dieser Roman ist sehr ungewöhnlich geschrieben, weil jedes Kapitel aus der Perspektive einer anderen Person erzählt ist, die auf die eine oder andere Weise mit dem Fall zu tun hatte. Das Prinzip selbst fand ich sehr faszinierend, weil so unterschiedliche Facetten der Wahrheit enthüllt werden, aber leicht zu lesen war der Roman dadurch nicht. Denn in der Regel erzählen alle Charaktere aus der Ich-Perspektive, ohne, dass sie ihren Namen verraten, sodass man oft ein Weilchen braucht, bis man sich in das jeweilige Kapitel eingelesen hat.
Die Struktur tut dem Mysterium des Geschehens jedoch keinen Abbruch: Ich war sehr interessiert daran, zu erfahren, wie alle Puzzlestücke zusammenhängen und war am Ende durchaus zufrieden mit der Aufklärung (wobei diese zugegeben eine kurze Google-Suche benötigte, um zu bestätigen, dass ich die Ereignisse richtig interpretiert habe).
Insofern ist dieser Krimi nichts für diejenigen, die einfach mal einen für zwischendurch lesen wollen, sondern am ehesten für Leser*innen, die qualitative Krimis bevorzugen, bei denen sie die Puzzleteile teils selbst zusammensetzen müssen. Mir war der Krimi für meinen Geschmack ein wenig zu wirr erzählt, aber gefallen hat er mir trotzdem!
Seit dem Tod ihrer Mutter fällt es der Müllerstochter Farah schwer, das Leben für ihren Vater und ihren Bruder Thomas angenehm zu gestalten. Zu hoch sind die Steuern und zu niedrig ihr Einkommen. Alle hoffen, dass die Königin bald durch ihren Stiefsohn Magnus ersetzt wird, der das Reich gerecht führen würde. Der einzige Trost, der Farah bleibt, sind die Besuche am Grab ihrer Mutter, das im verbotenen Firnwald liegt. Dort findet Farah jedes Mal eine Goldmünze, die sie im Geheimen aufbewahrt. Doch als sie in einer Notsituation ein paar Münzen ausgibt und mit ihrem Bruder das Geheimnis ihres Ursprungs teilt, vergeht ihr Zauber und Farah muss der Königin gegenüber Rechenschaft leisten. Um nicht der Hexerei angeklagt zu werden, behauptet Farah kurzerhand, sie hätte die Gabe, Stroh zu Gold zu spinnen – woraufhin die Königin von ihr verlangt, diese Fähigkeit auch zu beweisen ...
Diese Neuerzählung von "Rumpelstilzchen" ist so ziemlich alles, was ich mir davon erhofft habe, und noch mehr. Nicht nur adaptiert der Roman das Märchen auf eine absolut wundervolle Weise, sondern gibt den Charakteren ausreichend Zeit, sich zu entfalten. So erleben wir die Romanze zwischen Farah und Magnus in angemessener Länge, die es uns erlaubt, uns selbst in die Charaktere zu verlieben. Nebencharaktere wie Farahs Bruder Thomas und Magnus' bester Freund Adil tragen ebenfalls zur Lesefreude bei. Und gegen Ende reisen wir sogar in ein düsteres, faszinierendes Feenreich, dessen kreative Gestalten mich sehr begeistert haben. Das Highlight ist aber wohl die Adaption der Rumpelstilzchen-Figur selbst, weil er ganz, ganz anders war, als ich es erwartet habe, aber gerade deshalb umso besser.
Der Schreibstil ist sehr schön und bildhaft zu lesen und sorgt für eine mysteriöse Atmosphäre. Das Pacing ist gut ausbalanciert. So ist buchstäblich die einzige Kritik, die ich habe, dass die Nebencharaktere oft nicht ganz so viel Fokus bekamen, wie sie meiner Meinung nach verdient hätten. Thomas und Adil sind hierfür ein gutes Beispiel, weil sie zwar genug Screentime bekommen, dass man sie lieb gewinnt, es aber auch lange Passagen gibt, in denen sie gar nicht auftauchen. Hier hätte es mir besser gefallen, wären sie – und andere Nebencharaktere – regelmäßiger vorgekommen.
Doch im Vergleich zu all den positiven Aspekten ist das ein vergleichsweise kleines Manko. Mir hat es so viel Spaß gemacht, mich in diese Märchenadaption fallen zu lassen, dass ich hoffe, in Zukunft noch mehr aus der Feder von Christian Handel zu lesen!
Millie ist inzwischen glücklich verheiratet und hat zwei Kinder. Zusammen mit ihrer Familie zieht sie in ihr absolutes Traumhaus, froh, ein neues Leben anfangen zu können. Doch so friedlich, wie es den Anschein hatte, ist die Gegend nicht. Ihre Nachbarin macht sich an Millies Ehemann Enzo ran, ihr Sohn Nico zieht sich von ihr zurück und ihre Tochter Ada scheint ebenfalls nicht glücklich zu sein. Was haben die Nachbarn zu verbergen? Warum gibt es in ihrem Haus ein geheimes Zimmer? Was will die Haushaltshilfe, die bei Millie aufräumt? Diese und viel mehr Fragen muss Millie beantworten – vor allem, als dann noch eine Leiche gefunden wird …
Mit „Sie wird dich finden“ findet die Geschichte um Millie einen zufriedenstellenden und sehr spannenden Abschluss. Und obwohl es kleine Referenzen an die vorigen Bücher gibt, lässt sich auch dieser Band unabhängig von den anderen lesen (wobei es aber natürlich nicht schadet, sie chronologisch anzugehen).
Was Freida McFadden einfach großartig hinbekommt, ist es, uns Leser:innen in die Irre zu führen. Die falschen Fährten, die sie einbaut, sind gerade subtil genug, um auf sie hereinzufallen, was mir hier mehr als einmal passierte. Ich war absolut überzeugt von einer bestimmten Theorie, die ich mir im Lauf des Thrillers bildete, weil sie auf genau die richtige Art und Weise angedeutet wurde – nur, um komplett überrascht zu werden, als die Wahrheit herauskam. Ich liebe es einfach, wie es der Autorin immer wieder gelingt, einen Plot zu schmieden, der zunächst offensichtlich scheint, aber dann mit einer großen Überraschung das, was davor kam, in einem anderen Licht darstellt.
Der Schreibstil liest sich flott und flüssig, die Hauptcharaktere sind sehr sympathisch. Tatsächlich gehörten die persönlichen Probleme, mit denen Millie und ihre Familie sich konfrontiert sahen, zu meinen persönlichen Highlights, weil ich mich so aufrichtig um alle Familienmitglieder sorgte. Dadurch, dass auch die Spannung stets erhalten blieb, brauchte ich nur etwas mehr als einen Tag, um die Geschichte in mich aufzusaugen.
Wer die anderen Millie-Thriller gelesen hat und/oder allgemein einen spannenden Thriller mit vielen falschen Fährten lesen möchte, darf hier beherzt zugreifen!