- Das Geheimnis des
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Als Kind bekommt Cleo von ihrem Vater, einem Archäologen, einen Armreif mit einem blauen Skarabäus geschenkt, der schon bald zu ihrem liebsten Besitz wird – denn von ihrem Vater hört sie daraufhin jahrelang nichts und fürchtet, er könne umgekommen sein. Als junge Erwachsene reist sie zusammen mit den Tredennick-Geschwistern Miranda und Angwin sowie ihrem Zweck-Ehemann Victor nach Ägypten, um endlich eine Antwort auf ihre offenen Fragen zu bekommen – und das Geheimnis ihres Armreifs aufzuklären, das der Schlüssel für das Grab Tutanchamuns sein könnte …
Dieser Roman fängt die Atmosphäre Ägyptens wirklich fantastisch ein. Auch, wenn die Charaktere nur einen (zugegeben beträchtlichen) Teil der Handlung in Luxor sind und einen deutlich kleineren Teil draußen in der Wüste, hat die Autorin das Flair Ägyptens wirklich wunderbar vermittelt und das Land vor meinem geistigen Auge heraufbeschworen.
Dazu kommt, dass im Zentrum der Geschichte viele großartige Charaktere sind. Nicht nur ist Cleo eine hervorragende Protagonistin, sondern wird von fehlerbehafteten und vielleicht gerade deshalb einnehmenden Charakteren begleitet: Miranda, ihre beste Freundin, die allerdings nicht immer gut mit Cleo umgeht; Angwin, Mirandas Bruder, der Cleo früher nicht mochte und sie jetzt lieb gewinnt; Victor, ihrem Zweck-Ehemann, der ihr auf diese Weise half, nach Ägypten zu kommen; und Jason, dem Fremdenführer, der ein außerordentlich barsches Verhalten zeigt, aber ein gutes Herz hat. Das Verhalten dieser Charaktere war manchmal wirklich problematisch und dennoch konnte ich mich nicht dazu durchringen, sie deshalb weniger zu mögen, weil es sie nur realer erscheinen ließ. Ein großes Lob an die Autorin für diese tiefgründigen Charaktere!
Was die Romanze angeht, hat mich Rebecca Michéle gleich mehrmals überrascht. Immer, wenn ich glaubte, zu wissen, in welche Richtung sich die Handlung diesbezüglich entwickelt, kam ein neuer Twist, der meine Erwartungen perfekt untergrub. Das hat mir wirklich sehr gefallen, weil die Autorin geschickt mit den Erwartungen der Leserinnen und Leser spielt, um am Schluss aber immer noch ein zufriedenstellendes Ende zu finden.
Was das eigentliche Ende angeht, hielt dieses so einige schockierende Twists bereit, die mich kalt erwischt haben. Zwar wünschte ich, dass der Epilog ein wenig mehr ausgebaut worden (bzw. ein größerer Teil der Handlung geworden) wäre, aber das spannende Finale war dafür umso besser. Allgemein gibt es in diesem Roman viele angenehme Überraschungen, sodass selbst diejenigen, die viel in diese Richtung gelesen haben, Dinge finden werden, die sie nicht kommen sahen.
Neben all dem Lob habe ich jedoch auch eine Kritik, nämlich dass die Handlung sich während des ersten Ägypten-Aufenthalts bis zum Anfang des zweiten ganz schön in die Länge zog. Speziell die Zeit in Cornwall fühlte sich sehr lang an, obwohl sie nicht einmal so viele Seiten einnahm; aber auch davor fand ich, dass der erste Aufenthalt ein wenig ZU lang war. Vielleicht auch, weil Cleo so oft geraten wurde, aufgrund verschiedener Ereignisse nach Cornwall zurückzukehren, was letztendlich zwar geschah, aber eventuell früher hätte passieren sollen, um sowohl dem ersten als auch dem zweiten Aufenthalt genug Zeit zum Atmen zu geben. So nahm der erste Besuch sehr viel Zeit in Anspruch, während der zweite deutlich kürzer war.
Trotz dieser Kritik hat mir der Roman jedoch sehr gut gefallen und ich liebte es, hier so viele erfrischende Twists zu lesen. Insofern werden hier nicht nur Ägypten-Fans auf ihre Kosten kommen, sondern auch alle, die gerne von der Handlungsentwicklung überrascht werden!
Inez Olivera lebt in Argentinien, wünschte sich aber immer, zusammen mit ihren Eltern Ägypten zu erforschen. Diese waren jedoch stets dagegen. Als sie einen Brief von ihrem Onkel Ricardo bekommt, der sie darüber informiert, dass ihre Eltern gestorben sind, ist sie schockiert. Ganz alleine reist sie zusammen mit einem magischen Ring, den ihr Vater ihr zuvor schickte, nach Ägypten, um herauszufinden, was genau mit ihren Eltern passiert ist. Empfangen wird sie von Ricardos Assistenten Whit, der sie im Namen ihres Onkels kurzerhand wieder nach Argentinien zurückschicken will, doch so leicht lässt Inez sich nicht vertreiben. Beharrlich versucht sie, ihren Onkel zu überreden, sie in seine Archäologen-Gruppe aufzunehmen – und als das nicht klappt, schleicht sie sich kurzerhand auf das Schiff …
Dieser Roman hat nicht nur einen wunderschönen Schreibstil, sondern fängt auch auf atmosphärische Weise Ägyptens Magie ein. Wobei die „Magie“ nicht nur metaphorisch, sondern auch buchstäblich gemeint ist: Zwar spielt sie eine so kleine Rolle, dass auch Nicht-Fantasy-Fans bedenkenlos zugreifen können, kommt aber trotzdem vor. Der größte Fokus ist aber immer noch das Mysterium um Inez’ Eltern, ihre Romanze mit Whit und die historischen Bezüge des Romans.
Was mir an der Romanze sehr gut gefallen hat, war die Tatsache, dass sie weder zu selten noch zu häufig vorkommt. Zuerst habe ich die Faszination, die Inez und Whit füreinander hegen, nicht ganz verstanden, aber schnell zeigten die beiden ihre Chemie und ihre süße, sich langsam entwickelnde Romanze. Die Balance zwischen der Handlung und der Romanze war sehr angenehm und eignet sich deshalb besonders für Leser*innen, die nicht nur eine Liebesgeschichte lesen wollen, sondern noch viel mehr.
Hier ist es jedoch wichtig zu erwähnen, dass die Handlung vor allem von ihren Mysterien, den offenen Fragen und den Hauptcharakteren lebt, denn das Pacing der Geschichte ist recht langsam. Es gibt zwar spannende Stellen, aber die Geschichte selbst geht eher gemächlich voran. Für manche Leserinnen und Leser vielleicht ZU gemächlich, zumal die Twists in der Handlung nicht allzu überraschend sind. (Auch, wenn das Ende dafür umso epischer war.)
Von den Charakteren selbst sind Inez und Whit natürlich die Highlights; Inez ist ein hervorragend sturer Charakter und ich liebte es, wie entschlossen sie ihre Pläne umsetzte. Whit war ebenfalls großartig und die kurzen Einblicke, die wir in seinen Charakter bekamen, haben Lust auf mehr gemacht.
Von den Nebencharakteren stachen nur Ricardo, Isadora und Elvira hervor. Obwohl die zwei letzteren nur eine sehr beschränkte Screentime haben, schafften sie es in dieser Zeit, zu meinen Lieblingen zu werden. Speziell ihre freundschaftliche bzw. familiäre Bindung zu Inez war sehr schön zu lesen.
Insgesamt also ein fantastischer Roman für Fans von Mystery/Fantasy, historischen Romanen, Romanzen und natürlich Ägypten!