Erst vor wenigen Tagen habe ich das englische Original verschlungen, konnte aber nicht widerstehen, auch die deutsche Übersetzung zu lesen. Vermutlich hätte ich mehr Zeit vergehen lassen sollen, bevor ich mich so schnell wieder der Geschichte widmete, aber so oder so hatte ich wieder viel Spaß damit.
Mit der Übersetzung bin ich sehr zufrieden – im englischen Original gab es durchaus ein paar Stellen, bei denen ich mich wunderte, wie sie wohl im Deutschen übersetzt würden, und ich fand, dass die Formulierungen den Charakteren gut angepasst wurden. Natürlich mochte ich es auch, die Geschichte und einzelne Szenen jetzt ein wenig besser zu verstehen, weil ich tatsächlich ein paar kleinere Szenen im Original entweder überlas oder nicht vollkommen verstand. Hier half es wohl auch, dass ich mir diesmal ein wenig mehr Zeit beim Lesen ließ.
Aber am wichtigsten ist wohl, dass meine Meinung zu den Charakteren sich ein wenig veränderte: Diesmal kam mir die Chemie zwischen Jory, Ky und Asher sogar noch besser und gleichwertiger vor als zuvor, während ich dafür fand, dass die Nebencharaktere nicht genug Zeit bekamen, um zu scheinen. Dadurch, dass der Fokus sehr auf den drei Hauptcharakteren liegt (und sie auf diese Weise zu absolut großartigen Charakteren macht, sowie ihre Beziehung zum besten Aspekt der Geschichte), bekommen andere Charaktere nicht ganz so viele Gelegenheiten, ihre Stärken zu zeigen. Dadurch, dass es so leicht war, mit Jory, Ky und Asher mitzufiebern, machte mir das nicht allzu viel aus, ich empfand es aber als erwähnenswerten Aspekt.
Wer eine sehr einnehmende Romantasy mit Fokus auf den Charakteren lesen will, ist hier goldrichtig!
- Das erstaunliche
- Leben des A.J. Fikry
- Gabrielle Zevin
- eichborn
- Belletristik
- Buchhandlung
- Familie
- Romanze
- Bücherliebe
- Tod
- Krankheit
- Leben
- Humor
A.J. Fikry ist Buchhändler, dessen Leben nach dem Tod seiner Frau ordentlich umgekrempelt wird: Die neue Vertreterin Amelia Loman bringt wieder Freude in sein Leben, ihm wird eine wertvolle Poe-Ausgabe gestohlen und in seiner Buchhandlung findet sich auf einmal ein zweijähriges Mädchen, das dort ausgesetzt wurde. Nach einigem Überlegen adoptiert A.J. die kleine Maya, kommt Amelia langsam näher und findet endlich ein Leben, das ihn glücklich macht – trotz aller Höhen und Tiefen …
Am Anfang hat der Roman den Eindruck erweckt, ein schöner Roman zum Wohlfühlen zu sein, mit ein bisschen Humor, einer wunderbaren Vater/Tochter-Beziehung und einer netten Romanze. Umso überraschter war ich, dass ich am Ende fast zu Tränen gerührt war! Einerseits hätte ich mir gerne ein anderes Ende gewünscht, andererseits fand ich es perfekt so, wie es war. Jedoch bestätigt es auch, dass der Roman definitiv nicht (nur) zum Wohlfühlen ist, sondern eher allgemein für alle, die eine sowohl schöne als auch herzzerreißende Lektüre suchen.
Die einzelnen Aspekte waren sehr schön umgesetzt. Ich mochte vor allem die Vater/Tochter-Beziehung zwischen A.J. und Maya, die einfach wunderbar war, aber auch die Art und Weise, wie die Handlung sich entwickelt – wie wir die Ereignisse in der Buchhandlung über mehrere Jahre hinweg erleben, Mayas Großwerden und A.J.s und Amelias Romanze, A.J.s Freundschaft mit dem Polizisten Lambiase und eben auch das sehr emotionale Ende. Gerade bei diesem kann ich mir vorstellen, dass es nicht jedem gefällt, weil es dann doch einen starken Kontrast zum Rest des sonst leichten Buches bildet.
Insgesamt also ein schöner Roman mit einem sympathischen Protagonisten und einer guten Geschichte – zum Lachen, zum Weinen und für alles dazwischen!
Wala Kitu ist Mathematiker und Experte für Nichts. Das weckt das Interesse des Milliardärs John Sill, der ein James-Bond-Schurke werden und Fort Knox bestehlen möchte, weil dort Nichts versteckt sein soll. Daraufhin wird Wala Kitu in einen Komplott hineingezogen, der absolut wahnsinnig und komisch ist – aber auch sehr, sehr gefährlich …
Nachdem ich „James“ von Percival Everett gelesen habe und beeindruckt davon war, war ich interessiert daran, wie „Dr. No“ im Vergleich sein würde – und es ist definitiv sehr, sehr anders. Nicht zwingend schlecht anders, aber doch so schräg, dass es wahrscheinlich nicht jedem gefallen wird. Das liegt daran, dass es sich um eine Satire handelt – zugleich sehr komisch und sehr ernst, mit einer wirren Handlung, aber dafür mit guter Gesellschaftskritik und ein paar wirklich witzigen Szenen.
Humor ist natürlich sehr subjektiv; mir gefiel er größtenteils, aber auch ich fand Dinge, die mir dann doch zu oft genutzt wurden, um komisch zu sein. Darunter fallen speziell die Traumgespräche zwischen Wala Kitu und seinem Hund Trigo, sowie der übermäßige Gebrauch von „Nichts“-Wortwitzen. Der Rest des Humors gefiel mir besser, auch wenn Satire allgemein nicht mein Genre ist (und es auch Szenen gab, die mich irritieren).
Was ich dafür nicht gut fand, war die sehr wirre Handlung. Ich bin mir nicht sicher, worum es letztendlich ging – alles war so konfus, so chaotisch, dass es mir schwer fiel, überhaupt einen Sinn darin zu finden. Vielleicht war das auch der Sinn – dass es keinen gibt –, aber mir hat es nicht gefallen, weil dadurch der Fokus des Buches der satirische Humor wurde und sonst nichts. (Wortspiel nicht beabsichtigt.)
Insgesamt also ein schräges Leseerlebnis, das Satire-Fans vermutlich noch mehr wertschätzen werden.
Schon mehrere Male ist Reina an der Jägerprüfung des Abschlussjahrgangs gescheitert. An Intelligenz mangelt es ihr nicht, sehr wohl aber an körperlicher Stärke, die sie immer wieder davon abhält, die Bestien zu besiegen und sich zu beweisen. Noch schlimmer wird es, als sie während der Bestienjagd Gefangene von dem Celesten Gavin und seinen Freunden wird. Von diesem Zeitpunkt an verändert sich ihr ganzes Leben – und gibt ihr vielleicht endlich die Möglichkeit, allen anderen zu zeigen, was in ihr steckt …
Es schmerzt mich, dieses Buch kritisieren zu müssen, denn es hatte eine der besten Stärken, die ich jemals gelesen habe: Reina ist eine der besten Protagonistinnen, die mir je untergekommen sind. Sie ist entschlossen, aufopferungsvoll und loyal, klug, mutig und ungeschickt, macht Fehler und steht zu ihnen, gibt niemals auf, stellt Fragen und akzeptiert früher oder später die Antworten (auch wenn sie natürlich von ihrer Erziehung geprägt ist) und ist allgemein unglaublich sympathisch. All diese Qualitäten werden tatsächlich gezeigt und es fiel mir deshalb leicht, mich in sie hineinzuversetzen, mit ihr mitzufühlen und mit ihr mitzufiebern. Sie war – und blieb – über den ganzen Roman hinweg eine phänomenale Protagonistin mit gut balancierten Stärken und Schwächen. Bereits am Anfang mochte ich sie aufgrund ihrer Qualitäten und sie wuchs mir im Lauf des Romans nur noch mehr ans Herz. Ernsthaft: Reina war mit Abstand das beste am ganzen Roman und der Hauptgrund, warum ich es trotz seiner Schwächen zu Ende gelesen habe.
Diese Schwächen sind nämlich leider sehr groß; der Schreibstil las sich recht sperrig, die Handlung war sehr langatmig und die Romanze nicht besonders einnehmend. Ich mochte Gavin nicht besonders, weil er seine Fähigkeiten auf eine Art nutzte, die mir nicht gefiel und ich (bis auf sein Aussehen) nicht verstand, was Reina an ihm fand. Neben ihrer Romanze hatte die Handlung leider nicht viel zu bieten; sie bestand größtenteils aus mehr oder weniger ziellosen Reisen, die auf Zufällen und Annahmen basierten, die nicht weiter hinterfragt werden, nicht einmal von der sonst so aufgeweckten Reina. Und ich weiß nicht, was genau mich am Schreibstil störte, aber er ließ mich das Buch verhältnismäßig langsam lesen. Wahrscheinlich entsprach er einfach nicht meinem Geschmack.
Zugegeben war nicht alles an der Handlung ausbaufähig: Ich mochte die große Wahrheit, mit der Reina konfrontiert wurde, das Volk der Celeste sowie das sehr gemeine, überwältigende Ende. Allerdings sind diese Aspekte selbst mit Reina als eine meiner absoluten Lieblingsprotagonistinnen nicht gut genug, um die Schwächen auszugleichen; ich kann den Roman nicht komplett empfehlen, aber auch nicht komplett davon abraten. Von daher finde ich, dass jeder und jede selbst entscheiden sollte, wie wichtig die erwähnten Aspekte für das eigene Lesevergnügen sind!
- Warrior
- Princess
- Assassin
- Brigid Kemmerer
- HarperCollins
- Fantasy
- Romantasy
- Romanze
- Liebe
- Spice
- Poly
- MMF
- Spannung
- Charaktere
- Trauma
- Magie
- Highlight
Prinzessin Marjoriana, genannt Jory, fürchtet sich davor, eine arrangierte Ehe mit dem gefürchteten König Maddox „Ky“ Kyronan einzugehen und würde am liebsten mit ihrem Kindheitsfreund Asher weglaufen. Doch weiß sie, dass ihr Land ohne die Hilfe des Königs überrannt werden würde, weshalb sie bereit ist, ihr Schicksal zu akzeptieren – und tatsächlich positiv überrascht über Kys Freundlichkeit ist. Doch dann kommt Asher zu ihr. Als Mitglied der Jägergilde und Assassine hat er zwei neue Aufträge bekommen: Sie und den König zu töten. Jory, die nicht zulassen will, dass Ky stirbt, überredet ihn dazu, zusammen mit ihm zu fliehen – doch letztendlich läuft nichts so, wie es sich Ky, Jory und Asher vorgestellt haben. Vor allem nicht, was ihre eigenen Gefühle füreinander angeht …
Als sehr großer Fan von Brigid Kemmerers Fantasyromanen habe ich mich schon sehr auf „Warrior Princess Assassin“ gefreut und bin sogar noch begeisterter, als ich es erwartet habe! Dies ist eine Rezension zur englischen Originalausgabe, aber ich werde das Buch noch mal auf Deutsch lesen, weil es mir so großen Spaß gemacht hat!
Wobei „Spaß“ fast schon untertrieben ist, so süchtig war ich nach der Handlung und den Charakteren. Normalerweise mache ich zwischen meinen Lesestunden regelmäßig Pause, aber diesmal war ich so eingenommen von der Geschichte, dass ich mich gar nicht davon losreißen konnte.
Das liegt vor allem an den drei Hauptcharakteren und deren Chemie miteinander. Jory, Ky und Asher waren allesamt großartige Figuren, die nicht nur ihre Stärken und Schwächen hervorragend zeigten, sondern auch die Trauma, die sie zu bewältigen haben. Sehr erfrischend war es dabei, dass die Beziehungen zwischen allen dreien möglichst gleichwertig behandelt wurden – gerade bei Ky war ich mir unsicher, ob er als Neuankömmling nicht im Nachteil sein würde, aber tatsächlich war es am Ende sogar er, der am meisten Screentime mit Jory und Asher bekam, während Jory und Asher selbst eine Weile brauchten, bevor sie ihre gemeinsame Vergangenheit schultern konnten. Hier hoffe ich, dass sie im zweiten Band noch offener miteinander umgehen können.
Besonders erstaunlich war, dass Jory und Asher Ky nur wenige Tage kennen und die beiden Männer sich am Anfang nicht ausstehen konnten, ihre gemeinsame Beziehung aber so fesselnd beschrieben wurde, dass sie trotzdem realistisch wirkte. Hier ein großes Lob an Brigid Kemmerer dafür, wie sie ihre Charaktere und deren Beziehungen zueinander schreibt!
Die Handlung selbst lebt vor allem von den Charakteren, ist aber auch an sich stets spannend, weil immer etwas passiert und sie sich teils in Richtungen entwickelt, die ich nicht erwartet habe. Wobei ich es zumindest einfach fand, den Verräter zu erraten, weil es eine übersichtliche Anzahl wichtiger Nebencharaktere gibt. Insofern gibt es hier keine großen Twists. Letztendlich hat das der Handlung jedoch nicht geschadet – gerade, weil es nur wenige Nebencharaktere gibt, schaffte es Brigid Kemmerer, auch ihnen ein wenig Charaktertiefe zu geben.
Was ihr natürlich auch immer gelingt, ist es, die Motivationen sämtlicher Charaktere so vielschichtig und verständlich zu gestalten, dass es sehr schwer ist, sich auf eine Seite zu stellen. Das gilt nicht nur für Jory, Ky und Asher, sondern sogar für Statisten, die berechtigte Kritiken an der Herrschaft beider Länder haben, bei denen die Charaktere selbst feststellen, dass die Dinge nicht so einfach sind, wie sie es sich wünschen würden.
Insgesamt also eine geradezu süchtig machende Lektüre, die nur schwer aus der Hand zu legen ist!
- Krawall
- im Klassenzimmer
- Anja Janotta
- Gulliver
- Kinderbuch
- Humor
- Wettbewerb
- Streiche
- Sommer
- Freundschaft
- Das blaue Auge
Nach einem verlorenen Fußballturnier ist Fritzi aus der 5d sauer auf Nils aus der 5a, dem sie die Schuld dafür gibt. Die Schülerzeitung „Das blaue Auge“ gibt ihr die perfekte Gelegenheit, es ihm heimzuzahlen: Sie verkündet eine Belohnung für die Klasse, die es bis zum Ende des Schuljahrs schafft, die Hammer-Aktion des Jahres durchzuführen – einen Streich, der so gut ist, dass er die Schule ordentlich aufrüttelt. Und sowohl Fritzi als auch Nils sind entschlossen, diesen Preis einzuheimsen …
Ich hatte mal wieder Lust auf ein Kinderbuch und dieses hier ist eine wahrlich amüsante Lektüre. Ich war positiv überrascht, wie viel Anja Janotta in wenigen Seiten erzählt hat; denn obwohl die Lektüre kurz ist, fühlt sie sich (auf gute Weise) länger an, als sie es eigentlich ist. Mir macht es sehr viel Spaß, sowohl Fritzi als auch Nils bei ihren Plänen zuzuschauen und ich musste mehrmals schmunzeln, wenn sie wieder einen neuen Streich ausheckten. Die beiden waren mir ausgesprochen sympathisch; zwar mochte ich auch ein paar der anderen Charaktere (zum Beispiel die Hausmeisterinnen Maren und Miriam sowie Nils‘ Freund Titus), doch bei Fritzi und Nils wusste ich es sehr zu schätzen, dass keiner von ihnen bevorzugt wurde und beide ihre sympathischen Seiten zeigen durften.
Ungewöhnlich fasziniert war ich von der Schülerzeitung, dem „blauen Auge“, deren Posts sich sehr gut lasen und mich gleichzeitig fragen ließen, wer wohl dahinter steckt. Ich habe durchaus ein paar Theorien, aber so oder so haben die Posts die Handlung bereichert.
Die Streiche waren natürlich ein Highlight, wobei ich vor allem die Kreativität der Kinder zu schätzen wusste. Mein Liebling war wohl der Streich mit den Klamotten an der Decke, aber auch die anderen waren lustig zu lesen, ohne je so extrem zu werden, dass es problematisch werde.
Insgesamt also ein humorvolles Kinderbuch – nicht nur für Kinder!
- In uns der Ozean
- Theresia Graw
- Ullstein
- Belletristik
- Natur
- Naturschutz
- Rachel Carson
- Biologie
- Wasser
- Vögel
- Pestizid
- Biografischer Roman
- Leben
- Schicksalsschläge
- Highlight
Rachel Carson ist leidenschaftliche Biologin, die den Menschen zeigen will, wie wertvoll und wunderschön das Meer im Speziellen und die Natur im Allgemeinen ist. Als Frau im zwanzigsten Jahrhundert fällt es ihr nicht leicht, sich gegen die Männer in der Domäne durchzusetzen, doch sie kämpft unermüdlich für ihre Leidenschaft. Als ein Pestizid namens DDT auf den Markt kommt, das als Wundermittel gegen Insekten angepriesen wird, wird Rachel hellhörig – denn sie fürchtet, dass DDT der Natur langfristig schadet und damit nicht nur den Tieren, sondern auch den Menschen …
Dieser Roman basiert auf dem wahren Leben von Rachel Carson, die sich im zwanzigsten Jahrhundert für den Naturschutz einsetzte und damit die ganze Welt nachhaltig geprägt hat. Die Art und Weise, wie Theresia Graw ihren Charakter und ihr Leben beschrieben hat, war schlicht meisterhaft. Wie wohl jede Person erlebte Rachel in ihrem Leben viele Höhen und Tiefen, doch glücklicherweise fokussiert sich Theresia Graw nicht nur auf die Tiefen, sondern schafft es, eine wunderbare Balance aufrechtzuerhalten, die sowohl die guten als auch die schlechten Zeiten angemessen beschreibt. Die Tiefen werden nicht unnötig dramatisiert und die Höhen haben mehrmals ein Lächeln auf mein Gesicht gezaubert. Tatsächlich fühlte ich mich während des Lesens schlicht wohl; es ist eine sehr angenehme Lektüre über das Leben einer tatsächlich existierenden Frau, die gleichzeitig sehr inspirierend ist.
Apropos: Ich mochte die Darstellung von Rachel Carson sehr. Ihre Begeisterung, ihr Staunen, ihre Entschlossenheit, ihr Kampfgeist – es war sehr leicht, mit ihr mitzufiebern und das Ende war, obwohl es eigentlich „nur“ eine Debatte war, so spannend, dass ich mich gar nicht davon losreißen konnte. Ich mochte Rachel wirklich sehr und war froh, das Theresia Graw sie so sympathisch, entschlossen und leidenschaftlich dargestellt hat. Von den Nebencharakteren haben sich vor allem ihre Liebsten Mary und Dorothy hervorgehoben, aber ich mochte auch die Rollen, die ihr Freund Dan und ihr Neffe/Ziehsohn Roger in der Handlung einnahmen.
Der Schreibstil war wunderschön zu lesen und hat Rachels Liebe für das Meer und die Natur hervorragend auf uns Leser:innen übertragen. Tatsächlich bin ich nach dieser Lektüre als jemand, der sich sonst nicht groß mit diesem Thema beschäftigt hat, sehr interessiert daran, Rachel Carsons Sachbücher (speziell „Der stumme Frühling“) zu lesen! Das ist mitnichten etwas, das jedem Autor und jeder Autorin gelingt, deshalb hier noch mal ein großes Lob an Theresia Graw, das Interesse an der Natur, das Rachel damals in der Bevölkerung weckte, so erfolgreich in ihrem Roman gesät zu haben!
Nach der Lektüre habe ich selbst noch mal zu Rachel Carson recherchiert (ebenfalls etwas, zu dem mich nicht jeder Roman inspiriert) und war fasziniert davon, wie viel sie wirklich für den Umweltschutz beitrug. Die Tatsache, dass ich in diesem Roman zum ersten Mal von ihrer Existenz erfuhr, finde ich schockierend – denn sie gehört definitiv zu den Personen, die zum Allgemeinwissen gehören sollten.
Selbst, wenn man kein großes Interesse an der Biologie oder Natur hat, kann ich diesen Roman aus vollem Herzen empfehlen. Er ist nicht nur eine wunderschöne Lektüre, sondern auch ein sehr packender und lehrreicher Roman!
Schon zweimal ist Nick in die Fänge von Erebos geraten, doch ein drittes Mal verlangt das Spiel seine Aufmerksamkeit. Dieses Mal soll er eine Truppe zusammenstellen, ohne genau zu wissen, wofür. Das Spiel fordert ihn stattdessen dazu auf, nach Zeichen Ausschau zu halten, weil es buchstäblich um Leben und Tod geht. Nick vermutet bald, dass es um die verschwundene Schülerin Riley Bloom geht, doch was genau hinter Erebos‘ Andeutungen steckt, bleibt ihm ein Rätsel – das er so schnell wie möglich lösen muss, wenn er eine Katastrophe verhindern will …
Die ersten beiden Erebos-Teile haben mir gut gefallen und auch der dritte war sehr spannend zu lesen. Das liegt vor allem an der Art und Weise, wie Ursula Poznanski ihr Mysterium aufgebaut hat: Ich habe hier sehr mitgefiebert und mir ganz schön den Kopf darüber zerbrochen, was wohl hinter den Rätseln steckt. Das Beste daran war wohl, dass sie im Nachhinein so logisch waren, dass ich mich gewundert habe, wieso ich sie nicht vorher gelöst habe – meine eigene Theorie erwies sich zwar als falsch, aber Ursula Poznanski gibt uns Leser:innen genug Anhaltspunkte, um zumindest theoretisch auf die Lösung zu kommen. Das mochte ich am liebsten: Mit den Aufgaben, Rätseln und dem Spielgeschehen mitzufiebern, während ich mir selbst überlegte, was wohl dahinter steckt.
Nick hat mir als Hauptcharakter wieder sehr gut gefallen und auch seinen besten Freund Victor mochte ich gerne; leider lernen wir die anderen Charaktere dafür fast nicht kennen. Die Stellen, an denen die anderen Mitglieder von Nicks Gruppe rekrutiert werden, waren beispielsweise sehr gut und spannend geschrieben, aber die Mitglieder selbst bekommen nur sehr wenig Screentime und sind allein aufgrund ihrer Anzahl nicht besonders leicht zu merken. Am stärksten haben sich Emoomo und Hashtag hervorgehoben, aber auch das nur auf eingeschränkte Weise. Hier wünschte ich, wir hätten mehr charakterfokussierte Szenen gehabt, von denen es eher wenige gibt. Gerade bei Derek hätte sich das sehr angeboten.
Obwohl es so viele Rätsel, Aufgaben und Ereignisse im Spiel gibt, empfand ich das Pacing als sehr angenehm, weil mich dieser Mix aus verschiedenen Mysterien mühelos durch die Geschichte trieb. Nur den Anfang und das Ende fand ich etwas zu schnell; Nick wirkt nicht allzu schockiert, als Erebos wieder auf einem Computer auftaucht und schafft es ein wenig zu mühelos, das packende Finale aufzulösen. Zwar mochte ich es, wie am Ende die verschiedenen Hinweise zusammengeführt wurden, aber nachdem ich mit größter Spannung das Finale verfolgt habe, kam mir die Auflösung zu schnell.
Insgesamt immer noch ein spannendes Erebos-Abenteuer, das mir sehr gefallen hat – allerdings hoffe ich trotzdem, dass Nicks Geschichte damit vorbei ist, weil sie meiner Meinung nach genug ausgereizt wurde. Ja, mir machte es großen Spaß, wieder über ihn zu lesen – aber gerade deshalb hoffe ich, dass Ursula Poznanski aufhört, wenn es am schönsten ist. Der arme Nick hat jetzt wirklich genug durchgemacht!
- Gwin und das Herz
- des Drachen
- Verena Maier
- Loewe
- Kinderbuch
- Fantasy
- Cozy Fantasy
- Abenteuer
- Drachen
- Feuer
- Magie
- Reise
- Quest
- Atmosphäre
- Zauberladen
- Ghibi
Gwin hat die Nase voll davon, dass jeder sie zu Hause kontrollieren will und sie nichts selbst entscheiden darf. Kurzerhand reißt sie aus und landet dank einer unhöflichen sprechenden Katze in Madame Manous geheimen Zauberladen. Hier bekommt sie eine Anstellung und serviert magischen Wesen ihr Essen. Bis sie im Keller auf eine Bilderrolle mit einem gezeichneten Drachen trifft. Obwohl ihr Flammenfreund Ignatius sie warnt, befreit sie den Drachen, der sich als Jun vorstellt und unbedingt das zurückbekommen möchte, was ihm gestohlen wurde: Sein Herz …
Dieses schöne Kinderbuch hat mich (auf positive Weise) sehr an Ghibli-Filme erinnert, speziell an „Chihiros Reise ins Zauberland“ und „Das Wandelnde Schloss“. Ich kann mir gut vorstellen, dass diese auch als Inspiration gedient haben, allerdings meine ich das sehr positiv – ich liebte die Atmosphäre, die Welt und die Handlungsstränge, die Verena Maier in ihrem Roman zum Leben erweckt hat! Die Geschichte war die perfekte Mischung aus Cozy Fantasy und Spannung, weil wir gleichzeitig in der Welt versinken und wissen wollen, wohin es die Charaktere als nächstes verschlägt.
Mein Liebling war definitiv Ignatius, der mit seinem Humor die Handlung aufgelockert hat und dessen Gezanke mit Jun außerordentlich amüsant zu lesen war. Für manche Leser:innen lässt sich eventuell schon vorher ahnen, wohin sich die Handlung entwickeln wird, aber tatsächlich machte gerade das Foreshadowing sie umso spannender zu lesen.
Die Art, wie Gwin ihre eigene Welt erschuf und auf verschiedene Wesen traf, hat mir gut gefallen, doch muss ich zugegeben, dass ich den Anfang zu langsam fand – erst nach hundert Seiten fängt die „eigentliche“ Handlung an und davor serviert Gwin im Zauberladen die Gäste. Hier finde ich, dass die Handlung an dieser Stelle hätte gekürzt werden können, um andere Aspekte dafür ausführlicher zu beschreiben.
Das Finale bzw. Ende war dafür umso großartiger – spannend, ungewöhnlich dramatisch, sehr zufriedenstellend und mit der Aussicht auf mehr Abenteuer im Zauberladen. Ich persönlich freue mich sehr darauf und kann dieses Kinderbuch sowohl allen Ghibli-Fans als auch allen Fans von Cozy Fantasy sehr empfehlen!
- Immortal Consequence
- I. V. Marie
- cbj
- Jugendbuch
- Jenseits
- Dark Academia
- Magie
- Fantasy
- Charaktere
- Spannung
- Wettkampf
- Aufgaben
- Romanze
- Liebe
- Freundschaft
- LGBTQ+
- Highlight
Bereits Ende letzten Jahres durfte ich das Leseexemplar zu „Immortal Consequences“ lesen, doch jetzt nach Erscheinen entschloss ich mich, meine Erinnerung noch mal aufzufrischen – diesmal quasi parallel auf Englisch und auf Deutsch.
Erst einmal muss ich die Übersetzerin Doris Attwood loben – sie hat einen wirklich großartigen Job geleistet, I. V. Maries Geschichte ins Deutsche zu übertragen. Natürlich habe ich das englische Original ebenfalls genossen und finde durchaus, dass es dort Formulierungen gibt, die sich nicht perfekt in Deutsche übertragen lassen, aber insgesamt war ich sehr beeindruckt davon, wie natürlich sich die deutsche Übersetzung las.
Was die Geschichte selbst angeht, kann man meine Gedanken dazu in meiner vorherigen Rezension nachlesen, denn insgesamt haben sie sich nicht allzu sehr verändert. Ich bin immer noch begeistert von der Geschichte, den Charakteren und den Romanzen, den Trials und den Dialogen – sie waren alle nicht nur unterhaltsam geschrieben, sondern auch so, dass es sehr leicht war, in sie investiert zu werden. I. V. Marie benutzt gekonnt bekannte Klischees, um eine Geschichte zu erschaffen, die sich trotzdem frisch anfühlt.
Was Kritik angeht, finde ich, dass speziell das Worldbuilding und die Antagonisten im zweiten Band weiter ausgebaut werden sollten, weil beide verhältnismäßig schlicht gestaltet sind. Zugegeben liegt der Fokus auch nicht auf ihnen, aber trotzdem wünsche ich mir, dass beide im zweiten Band etwas vertieft werden.
Ansonsten ist die Geschichte sowohl in Englisch als auch in Deutsch nach wie vor ein Highlight für mich!
- Immortal Consequence
- I. V. Marie
- Delacorte Press
- Jugendbuch
- Jenseits
- Dark Academia
- Magie
- Fantasy
- Charaktere
- Spannung
- Wettkampf
- Aufgaben
- Romanze
- Liebe
- Freundschaft
- LGBTQ+
- Highlight
Bereits Ende letzten Jahres durfte ich das Leseexemplar zu „Immortal Consequences“ lesen, doch jetzt nach Erscheinen entschloss ich mich, meine Erinnerung noch mal aufzufrischen – diesmal quasi parallel auf Englisch und auf Deutsch.
Erst einmal muss ich die Übersetzerin Doris Attwood loben – sie hat einen wirklich großartigen Job geleistet, I. V. Maries Geschichte ins Deutsche zu übertragen. Natürlich habe ich das englische Original ebenfalls genossen und finde durchaus, dass es dort Formulierungen gibt, die sich nicht perfekt in Deutsche übertragen lassen, aber insgesamt war ich sehr beeindruckt davon, wie natürlich sich die deutsche Übersetzung las.
Was die Geschichte selbst angeht, kann man meine Gedanken dazu in meiner vorherigen Rezension nachlesen, denn insgesamt haben sie sich nicht allzu sehr verändert. Ich bin immer noch begeistert von der Geschichte, den Charakteren und den Romanzen, den Trials und den Dialogen – sie waren alle nicht nur unterhaltsam geschrieben, sondern auch so, dass es sehr leicht war, in sie investiert zu werden. I. V. Marie benutzt gekonnt bekannte Klischees, um eine Geschichte zu erschaffen, die sich trotzdem frisch anfühlt.
Was Kritik angeht, finde ich, dass speziell das Worldbuilding und die Antagonisten im zweiten Band weiter ausgebaut werden sollten, weil beide verhältnismäßig schlicht gestaltet sind. Zugegeben liegt der Fokus auch nicht auf ihnen, aber trotzdem wünsche ich mir, dass beide im zweiten Band etwas vertieft werden.
Ansonsten ist die Geschichte sowohl in Englisch als auch in Deutsch nach wie vor ein Highlight für mich!
Eigentlich soll Markus Westermann in Amerika nur ein Softwaresystem lokalisieren. Doch er hat Größeres vor: Mithilfe des Erbes seines Vaters und den Ideen und dem Vermögen anderer Leute will er ein Unternehmen gründen, das ihn reich und berühmt macht. Doch erst, als er auf Karl Walter Block trifft, der mit seiner geheimnisvollen Block-Methode dort Öl findet, wo niemand es vermutet, weiß Markus, dass er an den Richtigen geraten ist. Erfolgreich gründen sie ein Unternehmen, doch bald kommen Markus Zweifel: Was genau ist die Block-Methode? Und was passiert, wenn das Öl doch versiegt?
Ich persönlich mag Andreas Eschbachs Wirtschaftsthriller gerne, weil sie einem so gut vor Augen führen, wie die Welt mit bzw. ohne bestimmte Selbstverständlichkeiten aussehen könnte. Wobei ich ohne das Lesen der Kurzbeschreibung zunächst nicht vermutet hätte, dass es um Öl geht; Dorotheas Storyline deutet bereits anfangs an, dass teure Heizkosten später eine Rolle spielen werden, doch bei Markus lesen wir zunächst nur von seiner Zeit als Softwareübersetzer, bevor Block nach circa 150 Seiten auf den Plan tritt.
Danach steht erst einmal die Block-Methode und dessen Mysterium im Fokus, bevor nach weiteren fast 300 Seiten die Ölknappheit schließlich in den Fokus rückt und für eine neue Weltordnung sorgt. Die Tatsache, dass es bis zur „eigentlichen“ Handlung so lange dauert, hat mich dabei nur gestört, weil die Kurzbeschreibung mich annehmen ließ, es wäre der eigentliche Fokus des Romans statt der zweiten Hälfte desselben. Natürlich nimmt die Welt ohne Öl immer noch einen beträchtlichen Spielraum ein, doch wünschte ich, sie wäre noch ausführlicher behandelt worden, indem speziell der erste Teil der Handlung, der sich um die Softwareübersetzung dreht, stark gekürzt oder sogar weggelassen worden wäre.
Doch gibt es auch Dinge in der ersten Hälfte der Handlung, die mir gut gefielen, speziell die Art und Weise, wie die Gegenwart und Vergangenheit miteinander kontrastiert wurden, bis der Zusammenhang zwischen ihnen enthüllt wurde, und wie Markus‘ Romanze mit Amy-Lee umgesetzt war. Ein paar andere Handlungsstränge und Szenen führen dafür zwar nirgendwohin, bieten dafür aber interessante Informationen über den Rest der Welt und der Vergangenheit einiger Charaktere.
Für Laien wie mich hat Andreas Eschbach die Wichtigkeit von Öl wunderbar beschrieben, wobei ich natürlich nicht weiß, wie akkurat seine Informationen tatsächlich sind – aber sie sind auf jeden Fall beeindruckend genug, um die Handlung realistisch erscheinen zu lassen (vermutlich sogar erschreckend realistisch). Obwohl der Anfang also recht langsam war, hat mir die Umsetzung gut gefallen und ich freue mich in baldiger Zukunft auf weitere Andreas-Eschbach-Romane!
- Du musst meine Hand
- fester halten
- Nr. 104
- Susanne Abel
- dtv
- Belletristik
- Historischer Roman
- 50er/60er Jahre
- Kinderheim
- Folter
- Medikamente
- Liebe
- Leben
- Tod
- Trauma
- Traumabewältigung
- Highlight
Hardy und Margret sind inzwischen Urgroßeltern, doch nie haben sie mit ihrer Familie über ihre gemeinsame Vergangenheit gesprochen. Im Jahr 1945 wurde der damals dreijährige Hardy gefunden und in ein Kinderheim gebracht, wo er aufgrund der Tatsache, dass er scheinbar nicht sprechen konnte, als schwachsinnig abgestempelt wurde. Dort hat er Margret kennenlernt, die ihm durch diese schwere Zeit geholfen hat. Doch dann verlieren sie sich aus den Augen und erleben beide ihre eigenen Traumas, die auch in nachfolgenden Generationen noch widerhallen werden …
Nach „Stay away from Gretchen“ ist es Susanne Abel tatsächlich wieder gelungen, eine emotionale und ergreifende Geschichte zu schreiben, die mich genauso sehr berührte. Die Art und Weise, wie sie Hardys und Margrets Leben und vor allem ihre Traumas (sowohl in der Vergangenheit als auch in der Gegenwart) erzählt, war absolut meisterhaft und hat mich richtig mit beiden mitfühlen lassen. Die Tatsache, dass beide Schicksale auf wahren Ereignissen basieren, machte sie noch trauriger, wobei ich jedoch froh bin, dass sie thematisiert wurden. Es fällt mir schwer, mit Worten zu beschreiben, wie viel Eindruck sie auf mich machten, bis zu dem Punkt, an dem ich die Charaktere als reale Menschen empfand – und auf gewisse Weise sind sie es wohl auch. Hier ein sehr großes Lob an Susanne Abel an ihre Erzählkunst!
Gut fand ich es auch, dass beide ungefähr gleichwertig behandelt wurden. Hardy hat durch die Art und Weise, wie sich die Handlung entwickelt, einen leicht stärkeren Fokus, aber das bedeutet keineswegs, dass Margret ignoriert wird; im Gegenteil erleben wir viele Seiten ausschließlich aus ihrer Sicht, die ihr Trauma berührend behandeln, aber auch die Wichtigkeit, die sie für Hardy und den Rest der Familie hatte. Ich glaube, meine einzige Kritik ist, dass ihre Geschichte keinen so perfekten Abschluss bekommt wie Hardys; am Ende von Hardys Geschichte lösen sich viele offene Fäden auf, während Margret dieses Privileg leider nicht bekommt. Auf gewisse Weise mochte ich diese Tragik durchaus, doch ein Teil von mir wünschte sich, dass wir auch zu ihr einen geschlossenen Abschluss bekommen hätten.
Was mir dafür wieder fantastisch gefiel, war die Art und Weise, wie ihre Urenkelin Emily in die Geschichte eingebracht wurde. Wir erleben ihre Entwicklung über mehrere Jahre hinweg, von einem Kind zu einer Jugendlichen, erleben ihre Gefühle und Gedanken hautnah, sodass sie sich trotz ihrer geringeren Screentime zu einem Charakter entwickelte, mit dem ich sehr mitfühlte. Gerade, dass ihre Probleme mit Margret und Hardys kontrastiert wurden und ich trotzdem mit ihr mitfieberte, zeigt fantastisch, wie viel Sorgfalt Susanne Abel in ihre Hauptcharaktere gelegt hat.
Ihre Mutter Julia und ihre Großmutter Sabine bekommen zumindest in diesem Band keine eigene Geschichte, aber das war meiner Meinung nach die richtige Entscheidung, weil so der Fokus nicht unnötig von Hardy und Margret genommen wurde und ihre Geschichte in der Vergangenheit an einem zufriedenstellenden Punkt endete. Trotzdem hoffe ich natürlich, dass im möglichen zweiten Band auch Julia und Sabine ihre Geschichte erzählen dürfen.
Insgesamt also ein absolut gelungener historischer Roman, der einen starken Eindruck hinterlässt und die Geschichte der damaligen Kinder emotional erzählt!
Seit dem letzten Schuljahr gilt die sechzehnjährige Addie als gebrandmarkt. Entweder will niemand etwas mit ihr zu tun haben oder sie wird gemobbt. Nur ihr Englischlehrer Nate Bennett behandelt sie freundlich, während seine Frau, Addies Mathelehrerin Eve Bennett, umso strenger ist. Eve derweil macht sich Sorgen, dass Addie Nate in einen Skandal verwickeln könnte – doch wer letztendlich wem gefährlich wird, ist nicht so klar, wie es zunächst aussieht …
Ich liebe Freida McFaddens Thriller, weil sie so locker zu lesen, spannend und voller Twists sind, aber selbst sie schafft es nicht, ein Thema wie sexuelle Beziehungen zwischen Erwachsenen und Jugendlichen (und damit deren Missbrauch) auf eine Art und Weise zu schreiben, die zugleich respektvoll und angenehm zu lesen ist. Ich wünschte, das Thema wäre am liebsten ganz weggelassen worden, denn es gibt nun einmal Dinge, die sich meiner Meinung nach nicht für einen locker zu lesenden Thriller eignen. Es war schlicht unangenehm, dabei zuzusehen, wie Addie von Nate ausgenutzt wird – und obwohl ich froh war, dass sie in dieser Beziehung als Opfer dargestellt wurde, ruiniert der Twist die Botschaft des Thrillers ganz schön. Dabei war der Twist selbst fantastisch und hat viele Szenen in ein anderes Licht gerückt, aber im Zusammenhang mit dem unangenehmen Thema hat es für mich nicht ganz funktioniert.
So ziemlich alles, was nichts mit der Lehrer/Schüler-Beziehung zu tun hatte, war gut und ich mochte speziell, wie das Mobbing, das Addie erfährt sowie ihre Gefühle diesbezüglich beschrieben wurden. Dieser Teil der Handlung war überraschend realistisch und führte sehr gut aus, warum so viele Jugendliche zögern, sich Erwachsenen anzuvertrauen. Ich habe sehr mit ihr mitgefühlt und konnte sie zumindest in diesem Aspekt vollkommen verstehen.
Letztendlich würde ich diesen Thriller allerdings nur denjenigen empfehlen, die nichts dagegen haben, dass er sich auf eine sexuelle Lehrer/Schüler-Beziehung fokussiert. Diejenigen, die sich wie ich an solchen Themen in Thrillern (oder überhaupt) stören, werden es allerdings schwerer finden, sich in den Thriller fallen zu lassen.
Alice Law hat versehentlich ihren Mentor Jacob Grimes getötet, weshalb sie beschließt, in die Hölle zu reisen, um ihn wieder von dort zurückzuholen. Peter Murdoch, ebenfalls Studierender unter Grimes, folgt ihr. Zusammen müssen sie die acht Kreise der Hölle nach ihrem Professor durchsuchen, gewappnet mit ihrem Wissen und – wie sie zunächst annehmen – ihrer Magie. Doch schnell stellt sich heraus, dass Magie in der Hölle nicht funktioniert und es sehr viel mehr Gefahren in der Hölle gibt, als sie bisher vermuteten. Während sie schwierige Entscheidungen treffen und allgemein miteinander auskommen müssen, denken beide jedoch an ihre wahren Beweggründe, in die Hölle zu reisen …
Ich habe bereits „Babel“ und „Yellowface“ von Kuang gelesen und freute mich, einen neuen Roman zu bekommen, der näher an „Babel“ ist. Und was für ein Roman das war! Zwar gibt es durchaus ein paar Schwächen, aber insgesamt finde ich, dass die Stärken überwiegen.
So sind Alice und Peter unglaublich faszinierende, komplexe Charaktere und ihre Dynamik sehr einnehmend, und noch faszinierender ist ihre jeweilige Vergangenheit: Ihre komplizierte Beziehung zu Professor Grimes sowie ihre persönlichen Probleme nehmen einen wichtigen Teil der Handlung ein, den ich sehr bald sogar noch mehr mochte als die Haupthandlung selbst! Die beiden war schlicht ergreifend großartig, und bei beiden konnte ich verstehen, warum sie so abhängig von Professor Grimes wurden.
Neben diesen drei zentralen Charakteren gibt es nur wenige andere, die sich hervorheben (ich mochte Elspeth und Gradus gern), aber darum geht es auch gar nicht. Denn neben den Charakteren ist ein anderer wichtiger Aspekt die Welt selbst: Die Welt der Hölle, und die außerhalb. Das Worldbuilding basiert auf tatsächlich existierenden Berichten über die Hölle, und die Magie auf bekannten Paradoxen. Kuangs fundiertes Sachwissen macht diesen Roman fast schon zu wissenschaftlicher Fantasy, denn auch, wenn man selbst keinen Universitätsabschluss braucht, um die Geschichte zu verstehen, gibt es durchaus Szenen, in denen die Unterhaltungen zwischen Alice und Peter ein wenig zu komplex sind, um sie zu verstehen – was wohl auch Absicht ist, denn ihre Intelligenz wird dadurch hervorragend demonstriert.
Die Art und Weise, wie in dieser Welt Magie ausgeübt wird, mochte ich sehr. Das Magiesystem aus Kreide, Pentagrammen und Paradoxen war wunderbar umgesetzt, und speziell Letzteres hat mir ausgesprochen gut gefallen. So ziemlich jedes bekannte Paradox wird entweder erwähnt oder angewendet und es hat Spaß gemacht, als jemand, der Paradoxe liebt, diese in einem Fantasyroman so aktiv zu erleben.
Was jedoch die Handlung angeht, war ich hin- und hergerissen. Man kann sie im Grunde in zwei ungleiche Teile aufteilen, von dem mir vor allem der erste gefiel, aber auch der zweite ein paar unvergessliche Szenen bot. Doch fand ich, dass die Kreise der Hölle teilweise besser hätten beschrieben hätten können. Die ersten beiden Kreise (Stolz und Wollust) sowie der Achte Hof werden ausführlich beschrieben und als Leserin habe ich gut verstanden, was genau die Seelen hier tun müssen, um wiedergeboren zu werden. Tatsächlich hatte ich mir hier selbst überlegt, wie ich wohl bei diesen Höfen vorgegangen wäre! Doch bei den anderen Höfen hatte ich das Gefühl, fast gar keinen Eindruck von ihnen zu bekommen. Natürlich gibt es dort etwas zu entdecken, aber ich habe nicht verstanden, was die Seelen hier eigentlich tun sollen.
Der letzte Teil der Handlung war ein Mix aus guten und nicht ganz so guten Szenen. Ich mochte den Achten Hof, liebte das großartige Finale, die Verwendung der Paradoxe und das SEHR zufriedenstellende Ende, doch es gab auch Szenen, die sich recht schleppend lasen, weil der Handlung hier teils an einer Richtung fehlte und es auch eine ungewöhnlich grausame Szene gab, die eingebettet in die Handlung zwar Sinn ergab, mich aber ganz schön aus ihr riss. Dieser letzte Teil hatte also sowohl sehr große Stärken als auch erwähnenswerte Schwächen, wobei letztendlich die Stärken überwiegen (das Finale und Ende waren schlicht phänomenal).
Die Handlung selbst hätte man definitiv ein wenig kürzen können; ich mochte die Twists, aber dadurch, dass der Roman sehr von seinen Hauptcharakteren lebt, überzeugt die Handlung nicht unbedingt durch ihre Spannung, sondern durch ihre Charaktere und das Worldbuilding. Letztendlich jedoch fand ich die Fehler verzeihlich, weil der Roman so viele andere Stärken hatte, und hoffe, dass er auch anderen gefallen wird!