- Der Laden in
- der Mondlichtgasse
- Hiyoko Kurisu
- Droemer Knaur
- Belletristik
- Wohlfühlbuch
- Japan
- Fuchsgeist
- Kurzgeschichten
- Süßigkeiten
- Selbstfindung
- Selbstliebe
- Kommunikation
- Freundschaft
- Kleines Highlight
Kana fühlt sich von ihrem Freund vernachlässigt, der seine Zeit mit Lernen verbringt. Kogumas pummeliger Körper macht ihm auf der Arbeit zu schaffen. Yui zögert, ihren besten Freundinnen zu sagen, dass ihr Verhalten sie stört. Risa hat Angst, dass ihre Pechsträhne ein kommendes Trompetenvorspiel ruinieren könnte. Chika ist sich der Liebe ihres Mannes nicht mehr sicher, nachdem dieser weniger Zeit mit ihr und ihrem gemeinsamen Baby verbringt. Und Kogetsu, ein Fuchsgeist, sehnt sich danach, die Gefühle all dieser Menschen zu verstehen. Er gibt ihnen eine Süßigkeit mit, die ihnen helfen soll – und ihm selbst zeigt, was es bedeutet, ein Mensch zu sein …
Ich liebe das Handlungsprinzip, bei dem ein Charakter mehreren anderen Charakteren hilft, während er selbst nach etwas sucht – und dieser Roman setzt dieses Prinzip absolut großartig um. Lustigerweise dachte ich bei so einigen Geschichten, dass sie der perfekte Einstieg für eine Horrorerzählung wären (zum Beispiel als Kogetsu Kana unheilverkündend davor warnt, nie mehr als ein Stück Konpeito am Tag zu essen), doch glücklicherweise handelt es sich um das Gegenteil: Jede der Menschengeschichten ist perfekt zum Wohlfühlen gedacht, hat mir ein Lächeln aufs Gesicht gezaubert und ein angenehmes Lesegefühl beschert. Nur die letzte Geschichte, die sich mit Kogetsu befasst, war ein wenig ernster und schaffte es nicht ganz, mir Kogetsu nahe zu bringen, aber dafür mochte ich seinen Freund Akifumi umso mehr.
Das Beste an den fünf Menschengeschichten waren die wunderbaren Lösungen für ihre Probleme. Bei jeder Geschichte gibt es eine kleine Überraschung, die den Kontext der Geschichte ein wenig ändert und für eine absolut wunderschöne Botschaft sorgt. Ich war jedes Mal wieder positiv davon überrascht, in welche Richtung sich die Geschichten entwickelten, denn selbst, wenn man ahnt, dass eine Wendung kommt, war diese nicht zwingend vorhersehbar. Hier ein wirklich großes Lob an die Autorin, die in wenigen Seiten Geschichten erschuf, die mindestens so schmackhaft waren wie die Süßigkeiten, die Kogetsu anbietet!
Meine liebsten Geschichten gehörten Kana, Koguma und Risa, weil die dortigen Twists ihre Geschichten perfekt abgerundet haben und für das breiteste Lächeln auf meinem Gesicht sorgten. Ich kann wirklich nicht genug betonen, wie gut es tat, diese Kurzgeschichten zu lesen – selbst die letzte mit Kogetsu, die mir ein bisschen weniger gefiel, brillierte durch die gezeigte Freundschaft, die mindestens so herzerwärmend war wie die Lösungen, die die anderen für sich fanden.
Ich schätze, meine einzige Kritik besteht daraus, dass die Geschichten nicht stärker zusammenhingen. Es wird zwar regelmäßig eine Süßigkeit erwähnt, die ein voriger Charakter wählte, und Kogetsu kommt natürlich ebenfalls in jeder einzelnen Geschichte vor, aber mir hätte es sogar noch besser gefallen, wenn die Charaktere untereinander zumindest grob miteinander bekannt gewesen wären. Es ist natürlich nicht schlimm, dass alle Geschichten für sich standen, aber ich finde, eine leicht engere Verbindung hätte für weitere großartige Wendungen gesorgt.
Insgesamt also der perfekte Roman, wenn man sich gut fühlen will!
Erst vor wenigen Tagen habe ich das englische Original verschlungen, konnte aber nicht widerstehen, auch die deutsche Übersetzung zu lesen. Vermutlich hätte ich mehr Zeit vergehen lassen sollen, bevor ich mich so schnell wieder der Geschichte widmete, aber so oder so hatte ich wieder viel Spaß damit.
Mit der Übersetzung bin ich sehr zufrieden – im englischen Original gab es durchaus ein paar Stellen, bei denen ich mich wunderte, wie sie wohl im Deutschen übersetzt würden, und ich fand, dass die Formulierungen den Charakteren gut angepasst wurden. Natürlich mochte ich es auch, die Geschichte und einzelne Szenen jetzt ein wenig besser zu verstehen, weil ich tatsächlich ein paar kleinere Szenen im Original entweder überlas oder nicht vollkommen verstand. Hier half es wohl auch, dass ich mir diesmal ein wenig mehr Zeit beim Lesen ließ.
Aber am wichtigsten ist wohl, dass meine Meinung zu den Charakteren sich ein wenig veränderte: Diesmal kam mir die Chemie zwischen Jory, Ky und Asher sogar noch besser und gleichwertiger vor als zuvor, während ich dafür fand, dass die Nebencharaktere nicht genug Zeit bekamen, um zu scheinen. Dadurch, dass der Fokus sehr auf den drei Hauptcharakteren liegt (und sie auf diese Weise zu absolut großartigen Charakteren macht, sowie ihre Beziehung zum besten Aspekt der Geschichte), bekommen andere Charaktere nicht ganz so viele Gelegenheiten, ihre Stärken zu zeigen. Dadurch, dass es so leicht war, mit Jory, Ky und Asher mitzufiebern, machte mir das nicht allzu viel aus, ich empfand es aber als erwähnenswerten Aspekt.
Wer eine sehr einnehmende Romantasy mit Fokus auf den Charakteren lesen will, ist hier goldrichtig!
- Das erstaunliche
- Leben des A.J. Fikry
- Gabrielle Zevin
- eichborn
- Belletristik
- Buchhandlung
- Familie
- Romanze
- Bücherliebe
- Tod
- Krankheit
- Leben
- Humor
A.J. Fikry ist Buchhändler, dessen Leben nach dem Tod seiner Frau ordentlich umgekrempelt wird: Die neue Vertreterin Amelia Loman bringt wieder Freude in sein Leben, ihm wird eine wertvolle Poe-Ausgabe gestohlen und in seiner Buchhandlung findet sich auf einmal ein zweijähriges Mädchen, das dort ausgesetzt wurde. Nach einigem Überlegen adoptiert A.J. die kleine Maya, kommt Amelia langsam näher und findet endlich ein Leben, das ihn glücklich macht – trotz aller Höhen und Tiefen …
Am Anfang hat der Roman den Eindruck erweckt, ein schöner Roman zum Wohlfühlen zu sein, mit ein bisschen Humor, einer wunderbaren Vater/Tochter-Beziehung und einer netten Romanze. Umso überraschter war ich, dass ich am Ende fast zu Tränen gerührt war! Einerseits hätte ich mir gerne ein anderes Ende gewünscht, andererseits fand ich es perfekt so, wie es war. Jedoch bestätigt es auch, dass der Roman definitiv nicht (nur) zum Wohlfühlen ist, sondern eher allgemein für alle, die eine sowohl schöne als auch herzzerreißende Lektüre suchen.
Die einzelnen Aspekte waren sehr schön umgesetzt. Ich mochte vor allem die Vater/Tochter-Beziehung zwischen A.J. und Maya, die einfach wunderbar war, aber auch die Art und Weise, wie die Handlung sich entwickelt – wie wir die Ereignisse in der Buchhandlung über mehrere Jahre hinweg erleben, Mayas Großwerden und A.J.s und Amelias Romanze, A.J.s Freundschaft mit dem Polizisten Lambiase und eben auch das sehr emotionale Ende. Gerade bei diesem kann ich mir vorstellen, dass es nicht jedem gefällt, weil es dann doch einen starken Kontrast zum Rest des sonst leichten Buches bildet.
Insgesamt also ein schöner Roman mit einem sympathischen Protagonisten und einer guten Geschichte – zum Lachen, zum Weinen und für alles dazwischen!
- Warrior
- Princess
- Assassin
- Brigid Kemmerer
- HarperCollins
- Fantasy
- Romantasy
- Romanze
- Liebe
- Spice
- Poly
- MMF
- Spannung
- Charaktere
- Trauma
- Magie
- Highlight
Prinzessin Marjoriana, genannt Jory, fürchtet sich davor, eine arrangierte Ehe mit dem gefürchteten König Maddox „Ky“ Kyronan einzugehen und würde am liebsten mit ihrem Kindheitsfreund Asher weglaufen. Doch weiß sie, dass ihr Land ohne die Hilfe des Königs überrannt werden würde, weshalb sie bereit ist, ihr Schicksal zu akzeptieren – und tatsächlich positiv überrascht über Kys Freundlichkeit ist. Doch dann kommt Asher zu ihr. Als Mitglied der Jägergilde und Assassine hat er zwei neue Aufträge bekommen: Sie und den König zu töten. Jory, die nicht zulassen will, dass Ky stirbt, überredet ihn dazu, zusammen mit ihm zu fliehen – doch letztendlich läuft nichts so, wie es sich Ky, Jory und Asher vorgestellt haben. Vor allem nicht, was ihre eigenen Gefühle füreinander angeht …
Als sehr großer Fan von Brigid Kemmerers Fantasyromanen habe ich mich schon sehr auf „Warrior Princess Assassin“ gefreut und bin sogar noch begeisterter, als ich es erwartet habe! Dies ist eine Rezension zur englischen Originalausgabe, aber ich werde das Buch noch mal auf Deutsch lesen, weil es mir so großen Spaß gemacht hat!
Wobei „Spaß“ fast schon untertrieben ist, so süchtig war ich nach der Handlung und den Charakteren. Normalerweise mache ich zwischen meinen Lesestunden regelmäßig Pause, aber diesmal war ich so eingenommen von der Geschichte, dass ich mich gar nicht davon losreißen konnte.
Das liegt vor allem an den drei Hauptcharakteren und deren Chemie miteinander. Jory, Ky und Asher waren allesamt großartige Figuren, die nicht nur ihre Stärken und Schwächen hervorragend zeigten, sondern auch die Trauma, die sie zu bewältigen haben. Sehr erfrischend war es dabei, dass die Beziehungen zwischen allen dreien möglichst gleichwertig behandelt wurden – gerade bei Ky war ich mir unsicher, ob er als Neuankömmling nicht im Nachteil sein würde, aber tatsächlich war es am Ende sogar er, der am meisten Screentime mit Jory und Asher bekam, während Jory und Asher selbst eine Weile brauchten, bevor sie ihre gemeinsame Vergangenheit schultern konnten. Hier hoffe ich, dass sie im zweiten Band noch offener miteinander umgehen können.
Besonders erstaunlich war, dass Jory und Asher Ky nur wenige Tage kennen und die beiden Männer sich am Anfang nicht ausstehen konnten, ihre gemeinsame Beziehung aber so fesselnd beschrieben wurde, dass sie trotzdem realistisch wirkte. Hier ein großes Lob an Brigid Kemmerer dafür, wie sie ihre Charaktere und deren Beziehungen zueinander schreibt!
Die Handlung selbst lebt vor allem von den Charakteren, ist aber auch an sich stets spannend, weil immer etwas passiert und sie sich teils in Richtungen entwickelt, die ich nicht erwartet habe. Wobei ich es zumindest einfach fand, den Verräter zu erraten, weil es eine übersichtliche Anzahl wichtiger Nebencharaktere gibt. Insofern gibt es hier keine großen Twists. Letztendlich hat das der Handlung jedoch nicht geschadet – gerade, weil es nur wenige Nebencharaktere gibt, schaffte es Brigid Kemmerer, auch ihnen ein wenig Charaktertiefe zu geben.
Was ihr natürlich auch immer gelingt, ist es, die Motivationen sämtlicher Charaktere so vielschichtig und verständlich zu gestalten, dass es sehr schwer ist, sich auf eine Seite zu stellen. Das gilt nicht nur für Jory, Ky und Asher, sondern sogar für Statisten, die berechtigte Kritiken an der Herrschaft beider Länder haben, bei denen die Charaktere selbst feststellen, dass die Dinge nicht so einfach sind, wie sie es sich wünschen würden.
Insgesamt also eine geradezu süchtig machende Lektüre, die nur schwer aus der Hand zu legen ist!
- Immortal Consequence
- I. V. Marie
- cbj
- Jugendbuch
- Jenseits
- Dark Academia
- Magie
- Fantasy
- Charaktere
- Spannung
- Wettkampf
- Aufgaben
- Romanze
- Liebe
- Freundschaft
- LGBTQ+
- Highlight
Bereits Ende letzten Jahres durfte ich das Leseexemplar zu „Immortal Consequences“ lesen, doch jetzt nach Erscheinen entschloss ich mich, meine Erinnerung noch mal aufzufrischen – diesmal quasi parallel auf Englisch und auf Deutsch.
Erst einmal muss ich die Übersetzerin Doris Attwood loben – sie hat einen wirklich großartigen Job geleistet, I. V. Maries Geschichte ins Deutsche zu übertragen. Natürlich habe ich das englische Original ebenfalls genossen und finde durchaus, dass es dort Formulierungen gibt, die sich nicht perfekt in Deutsche übertragen lassen, aber insgesamt war ich sehr beeindruckt davon, wie natürlich sich die deutsche Übersetzung las.
Was die Geschichte selbst angeht, kann man meine Gedanken dazu in meiner vorherigen Rezension nachlesen, denn insgesamt haben sie sich nicht allzu sehr verändert. Ich bin immer noch begeistert von der Geschichte, den Charakteren und den Romanzen, den Trials und den Dialogen – sie waren alle nicht nur unterhaltsam geschrieben, sondern auch so, dass es sehr leicht war, in sie investiert zu werden. I. V. Marie benutzt gekonnt bekannte Klischees, um eine Geschichte zu erschaffen, die sich trotzdem frisch anfühlt.
Was Kritik angeht, finde ich, dass speziell das Worldbuilding und die Antagonisten im zweiten Band weiter ausgebaut werden sollten, weil beide verhältnismäßig schlicht gestaltet sind. Zugegeben liegt der Fokus auch nicht auf ihnen, aber trotzdem wünsche ich mir, dass beide im zweiten Band etwas vertieft werden.
Ansonsten ist die Geschichte sowohl in Englisch als auch in Deutsch nach wie vor ein Highlight für mich!
- Immortal Consequence
- I. V. Marie
- Delacorte Press
- Jugendbuch
- Jenseits
- Dark Academia
- Magie
- Fantasy
- Charaktere
- Spannung
- Wettkampf
- Aufgaben
- Romanze
- Liebe
- Freundschaft
- LGBTQ+
- Highlight
Bereits Ende letzten Jahres durfte ich das Leseexemplar zu „Immortal Consequences“ lesen, doch jetzt nach Erscheinen entschloss ich mich, meine Erinnerung noch mal aufzufrischen – diesmal quasi parallel auf Englisch und auf Deutsch.
Erst einmal muss ich die Übersetzerin Doris Attwood loben – sie hat einen wirklich großartigen Job geleistet, I. V. Maries Geschichte ins Deutsche zu übertragen. Natürlich habe ich das englische Original ebenfalls genossen und finde durchaus, dass es dort Formulierungen gibt, die sich nicht perfekt in Deutsche übertragen lassen, aber insgesamt war ich sehr beeindruckt davon, wie natürlich sich die deutsche Übersetzung las.
Was die Geschichte selbst angeht, kann man meine Gedanken dazu in meiner vorherigen Rezension nachlesen, denn insgesamt haben sie sich nicht allzu sehr verändert. Ich bin immer noch begeistert von der Geschichte, den Charakteren und den Romanzen, den Trials und den Dialogen – sie waren alle nicht nur unterhaltsam geschrieben, sondern auch so, dass es sehr leicht war, in sie investiert zu werden. I. V. Marie benutzt gekonnt bekannte Klischees, um eine Geschichte zu erschaffen, die sich trotzdem frisch anfühlt.
Was Kritik angeht, finde ich, dass speziell das Worldbuilding und die Antagonisten im zweiten Band weiter ausgebaut werden sollten, weil beide verhältnismäßig schlicht gestaltet sind. Zugegeben liegt der Fokus auch nicht auf ihnen, aber trotzdem wünsche ich mir, dass beide im zweiten Band etwas vertieft werden.
Ansonsten ist die Geschichte sowohl in Englisch als auch in Deutsch nach wie vor ein Highlight für mich!
- Du musst meine Hand
- fester halten
- Nr. 104
- Susanne Abel
- dtv
- Belletristik
- Historischer Roman
- 50er/60er Jahre
- Kinderheim
- Folter
- Medikamente
- Liebe
- Leben
- Tod
- Trauma
- Traumabewältigung
- Highlight
Hardy und Margret sind inzwischen Urgroßeltern, doch nie haben sie mit ihrer Familie über ihre gemeinsame Vergangenheit gesprochen. Im Jahr 1945 wurde der damals dreijährige Hardy gefunden und in ein Kinderheim gebracht, wo er aufgrund der Tatsache, dass er scheinbar nicht sprechen konnte, als schwachsinnig abgestempelt wurde. Dort hat er Margret kennenlernt, die ihm durch diese schwere Zeit geholfen hat. Doch dann verlieren sie sich aus den Augen und erleben beide ihre eigenen Traumas, die auch in nachfolgenden Generationen noch widerhallen werden …
Nach „Stay away from Gretchen“ ist es Susanne Abel tatsächlich wieder gelungen, eine emotionale und ergreifende Geschichte zu schreiben, die mich genauso sehr berührte. Die Art und Weise, wie sie Hardys und Margrets Leben und vor allem ihre Traumas (sowohl in der Vergangenheit als auch in der Gegenwart) erzählt, war absolut meisterhaft und hat mich richtig mit beiden mitfühlen lassen. Die Tatsache, dass beide Schicksale auf wahren Ereignissen basieren, machte sie noch trauriger, wobei ich jedoch froh bin, dass sie thematisiert wurden. Es fällt mir schwer, mit Worten zu beschreiben, wie viel Eindruck sie auf mich machten, bis zu dem Punkt, an dem ich die Charaktere als reale Menschen empfand – und auf gewisse Weise sind sie es wohl auch. Hier ein sehr großes Lob an Susanne Abel an ihre Erzählkunst!
Gut fand ich es auch, dass beide ungefähr gleichwertig behandelt wurden. Hardy hat durch die Art und Weise, wie sich die Handlung entwickelt, einen leicht stärkeren Fokus, aber das bedeutet keineswegs, dass Margret ignoriert wird; im Gegenteil erleben wir viele Seiten ausschließlich aus ihrer Sicht, die ihr Trauma berührend behandeln, aber auch die Wichtigkeit, die sie für Hardy und den Rest der Familie hatte. Ich glaube, meine einzige Kritik ist, dass ihre Geschichte keinen so perfekten Abschluss bekommt wie Hardys; am Ende von Hardys Geschichte lösen sich viele offene Fäden auf, während Margret dieses Privileg leider nicht bekommt. Auf gewisse Weise mochte ich diese Tragik durchaus, doch ein Teil von mir wünschte sich, dass wir auch zu ihr einen geschlossenen Abschluss bekommen hätten.
Was mir dafür wieder fantastisch gefiel, war die Art und Weise, wie ihre Urenkelin Emily in die Geschichte eingebracht wurde. Wir erleben ihre Entwicklung über mehrere Jahre hinweg, von einem Kind zu einer Jugendlichen, erleben ihre Gefühle und Gedanken hautnah, sodass sie sich trotz ihrer geringeren Screentime zu einem Charakter entwickelte, mit dem ich sehr mitfühlte. Gerade, dass ihre Probleme mit Margret und Hardys kontrastiert wurden und ich trotzdem mit ihr mitfieberte, zeigt fantastisch, wie viel Sorgfalt Susanne Abel in ihre Hauptcharaktere gelegt hat.
Ihre Mutter Julia und ihre Großmutter Sabine bekommen zumindest in diesem Band keine eigene Geschichte, aber das war meiner Meinung nach die richtige Entscheidung, weil so der Fokus nicht unnötig von Hardy und Margret genommen wurde und ihre Geschichte in der Vergangenheit an einem zufriedenstellenden Punkt endete. Trotzdem hoffe ich natürlich, dass im möglichen zweiten Band auch Julia und Sabine ihre Geschichte erzählen dürfen.
Insgesamt also ein absolut gelungener historischer Roman, der einen starken Eindruck hinterlässt und die Geschichte der damaligen Kinder emotional erzählt!
- Morgen kommt
- ein neuer Himmel
- Lori Nelson Spielman
- Fischer
- Belletristik
- Lebensziele
- Romanzen
- Liebesdreieck
- Selbstfindung
- Familie
Nach dem Tod ihrer Mutter rechnet Brett am wenigsten damit, dass sie ihr Erbe erst bekommt, wenn sie zehn Lebensziele, die sie als Jugendliche aufschrieb, erfüllt – darunter sind Dinge wie „sich in den Richtigen verlieben“, „ein Kind bekommen“ und „ein Pferd kaufen“: Ziele, die für die vierunddreißigjährige Brett bereits unerreichbar erscheinen oder schlicht lächerlich sind. Und das Schlimmste dabei: Sie hat nur ein Jahr Zeit, diese Ziele zu erfüllen, wenn sie das letzte Erbe ihrer Mutter erhalten will …
Das Prinzip der Handlung fand ich sehr interessant und die Umsetzung war bei manchen der Ziele ebenfalls sehr gut umgesetzt, doch letztendlich ist es die Romanze, die es mir schwer machte, den Roman zu genießen. Ich mag es schlichtweg nicht, wenn der oder die Protagonistin zwischen mehreren Kandidaten hin- und hergerissen ist und deshalb unnötiges Liebesdrama entsteht, das mich zudem an der Richtigkeit ihrer Endwahl zweifeln lässt. Damit zusammenhängend mag ich es nicht, wenn mich ein Roman bezüglich des richtigen Love Interests zunächst in die Irre führt, indem es mich für den ersten Kandidaten mitfiebern lässt, nur, um dann doch einen anderen als den richtigen zu offenbaren. (Ich habe danach das Filmende recherchiert, was mir um einiges besser gefällt.)
Alles, was nichts mit den Romanzen zu tun hatte, war dafür fantastisch umgesetzt, speziell Bretts Beziehung zu ihrem Vater und die Art und Weise, wie ihr Wunsch nach einem Kind umgesetzt wurde. Hier war ich sehr investiert in die Handlung und mochte es, dass die Dinge nie leicht waren, sich aber letztendlich zum Guten entwickeln.
Wobei ich diesbezüglich ja sagen muss, dass es sehr leicht zu glauben ist, dass Bretts Mutter das Leben ihrer Tochter ruinieren wollte. Realistisch betrachtet ist es so gut wie unmöglich, die Ziele, die sie von Brett verlangt, innerhalb eines Jahres zu erfüllen – oder es auf eine Art und Weise zu tun, die Brett unglücklicher zurücklässt. Ohne sehr viel Glück und Zufall, das Bretts Mutter unmöglich hätte vorhersehen können, wäre es Brett niemals gelungen, alle Ziele zu erfüllen. Aus diesem Grund mochte ich ihre Mutter nicht besonders, weil ihre aktiven Handlungen Bretts Leben verschlechterten und die Verbesserungen nichts mit ihrer Mutter zu tun hatten. Doch ja, ich war sehr investiert in das Leben, aus dem Brett entkam und dem, was sie für sich aufbaute – so sehr, dass es mein Hauptgrund war, das Buch zu Ende zu lesen.
Zusammengefasst also ein Buch, bei dem ich die Romanzen zwar nicht mochte, aber dafür alles andere.
- Wellness
- Nathan Hill
- Piper
- Belletristik
- Liebe
- Ehe
- Placebo-Effekt
- Familie
- Familiengeschichte
- Vergangenheit
- Erziehung
- Leben
- Verschwörungen
- Denkfehler
- Psychologie
- Kunst
- Highlight
Am Anfang beobachten Jack und Elizabeth sich nur durch ihr jeweiliges Fenster, ohne Kontakt aufzunehmen. Es scheint, als würden sie sich stets verpassen, sogar gar nicht füreinander geeignet zu sein – Jack ist ein mittelloser Fotograf, Elizabeth eine aus einem reichen Haus stammende Psychologiestudentin. Doch trotzdem werden sie ein Paar, heiraten, bekommen einen Sohn – und stellen irgendwann fest, dass ihre Ehe feststeckt. Sie wissen nicht, warum, oder wie sie ihre Ehe retten könnten. Denn zunächst müssen sie ihre eigenen Probleme bewältigen, die gewaltiger und tiefer sind, als ihr Partner je ahnen könnte …
Die Kurzbeschreibung beschreibt leider nicht mal ansatzweise, worum es in diesem Roman geht, denn er beleuchtet so viele Themen, dass es schwer ist, ihn akkurat zusammenzufassen. Natürlich sind Liebe und Ehe wichtige Themen, aber daneben spielen noch Familiengeschichten, Trauma, der Placebo-Effekt, Lebensverbesserungen und Perfektionismus, der Horror der Kindererziehung, Kunst, Verschwörungstheorien, Denkfehler, nicht-monogame Liebesbeziehungen, Selbstbetrug und noch so viel mehr eine Rolle. Ich war aufrichtig beeindruckt davon, wie viel Nathan Hill in diesen Roman gepackt hat – und noch dazu auf eine Weise, die alle Themen hervorragend miteinander verbindet, sodass sie niemals wie zu viel wirken, sondern wie eine natürliche Erweiterung der bisherigen Themen.
Aber nicht nur das: Das Foreshadowing bezüglich Elizabeths und Jacks Vergangenheiten war meisterhaft umgesetzt. Während des ganzen Romans werden mehrmals schlichte Fakten erwähnt, die ich als Leserin als gegeben annahm, ohne sie weiter zu hinterfragen; ich sah in ihnen schlicht zusätzliche Informationen zu den Hauptcharakteren und in der Regel nicht mehr. Aber dann hat Nathan Hill diese Fakten in einen anderen Kontext gesetzt, sehr viel weiter vertieft und Verbindungen zu anderen, scheinbar nicht zusammenhängenden Informationen geschaffen. Und obwohl er es schaffte, das während des ganzen Romans zu tun und mich immer wieder zu überraschen, rechnete ich trotzdem nie damit, wenn es wieder geschah. Die gesamte Geschichte von Jack und Elizabeth zu erleben, war eine Erfahrung, die mich nachhaltig beeindruckte!
Das machte es leicht, mit beiden Charakteren gleichwertig mitzufiebern, während sie ihre Probleme in verschiedenen Lebensphasen konfrontieren. Ich hatte zunächst befürchtet, dass ich mich nur für einen der beiden interessieren würde, aber letztendlich konnte ich mich mühelos in beide Charaktere hineinversetzen. Wirklich ein großes Lob an Nathan Hill dafür, wie er die Geschichte der beiden beschrieb!
Sogar einige Nebencharaktere bekommen überraschend Tiefe, doch der Fokus liegt definitiv auf Jack und Elizabeth selbst. Das ist vermutlich meine einzige Kritik: Es gibt Handlungsstränge bezüglich der Nebencharaktere, die nicht komplett aufgelöst werden (bzw. bei denen ich mir mehr gewünscht hätte) und auch kurzzeitige Obsessionen, die Elizabeth und Jack haben, die letztendlich keine Rolle für die eigentliche Handlung spielen. Im Vergleich zu der fantastisch konstruierten Handlung ist das aber eine vergleichsweise kleine Kritik, denn ich hatte selten einen Roman, von dem ich so beeindruckt war wie von diesem. Eine Rundum-Empfehlung für alle, die großartig konstruierte Geschichten lieben!
- Tinte Staub und
- Schatten
- Alina Metz
- ueberreuter
- Kinderbuch
- Fantasy
- Abenteuer
- Bücherlabyrinth
- Quest
- Rätsel
- Spannung
- Gefahren
- Romanze
- Liebe
- Freundschaft
- Familie
- LGBTQ+
Minna ist am Boden zerstört, nachdem ihre Mutter sie verraten hat. Zusammen mit Gulliver, Jasper und Parzival muss sie nun einen Weg finden, ihre Mutter aufzuhalten, bevor diese ihre Pläne umsetzen kann. Im Herz des Bücherlabyrinths liegt die Antwort, da ist Minna sich sicher – doch dazu müssen sie Tinte und Schatten aufsuchen, die beiden anderen Patrone des Labyrinths. Eine Aufgabe, die inmitten all der Fallen, die in ihm lauern, alles andere als leicht ist …
Der zweite Band der „Tinte, Staub und Schatten“-Dilogie lässt zwar noch Raum für mehr offen, gibt der Geschichte allerdings immer noch einen guten Abschluss. Besonders positiv stach die Spannung hervor – denn es gibt in diesem Band so viele Rätsel, Gefahren, dramatische Szenen und spannende Situationen, dass ich von Anfang bis Ende mitgefiebert habe. Gerade dadurch, dass die Lösungen nicht immer einfach waren und Opfer von den Charakteren erforderten, machte es umso spannender, ihre Abenteuer zu verfolgen. Hier ein großes Lob an die Autorin, dass sie die Charaktere mit tatsächlich schwierigen und emotional aufgeladenen Situationen konfrontierte!
Apropos Emotionen: Auch die Charakterbeziehungen spielen in diesem Band eine wichtige Rolle, wobei sie teilweise sehr gut und teilweise ausbaufähig beschrieben waren. Besonders möchte ich die romantischen und elterlichen Beziehungen hervorheben, denen besonders viel Zeit gewidmet wird. Eine, die ich zu meiner eigenen Überraschung verbesserungswürdig fand, war die zwischen Jasper und Parzival – zumindest von Jaspers Seite aus. Denn während bei Parzival kein Missverständnis darüber besteht, wie er für Jasper empfindet, verstand ich Jaspers konstante Antipathie ihm gegenüber nicht unbedingt als Zeichen großer Gefühle – im Gegenteil war ich davon ausgegangen, dass er keine hatte und wollte, dass Parzival das akzeptiert.
Natürlich GAB es Stellen, in denen angedeutet wurde, dass er Parzival nicht ganz so sehr hasst, doch waren diese Szenen sowohl von ihrer Anzahl als auch von ihrer Länge her so stark limitiert, dass ich mir gerne mehr gewünscht hätte, die Jaspers wachsende Gefühle zeigen. So ungefähr wie bei Minna und Gulliver, die weniger Szenen miteinander hatten, sich aber gegenseitig mit Blicken, Worten und Gesten mühelos demonstrierten, dass sie ineinander verliebt sind. Bei ihnen war es sehr viel glaubhafter und verständlicher, dass sie ein Paar wurden, weil die Andeutungen offensichtlich genug waren, während es bei Jasper und Parzival etwas zu plötzlich geschah. (Wie gesagt besteht über Parzivals Gefühle kein Zweifel, aber bei Jasper wäre ich allein aufgrund seines Verhaltens niemals darauf gekommen.)
Insgesamt waren die Beziehungen an sich – und vor allem die Freundschaft der vier Hauptcharaktere – jedoch großartig und herzerwärmend. Die vielen Gefahren haben hier sehr dabei geholfen, (noch) tiefere Beziehungen zu bauen und gleichzeitig die Qualitäten der Charaktere zu zeigen, die alle Szenen haben, in denen sie mit ihren Stärken und Schwächen konfrontiert werden. Auch das Worldbuilding wird hier großartig gezeigt, weil die Wesen, auf die die Charaktere im Labyrinth treffen, auch tatsächlich gut zu der Welt des Labyrinths (und seiner Hintergrundgeschichte) passen.
Die Elternfiguren (Minnas Vater und Gullivers Vater) fand ich ganz schön diabolisch, bis zu dem Punkt, an denen ich ihnen nicht für ihre Taten verzeihen konnte und fast gewünscht hätte, Minna und Gulliver hätten es auch nicht getan. Natürlich habe ich verstanden, warum sie es letztendlich doch taten und sie sehr dafür respektiert, aber ich hätte diese Stärke vermutlich nicht gehabt.
Insgesamt ein guter Abschluss der Dilogie, doch tatsächlich hätte ich nichts dagegen, noch mehr von den Charakteren zu lesen, weil sie mir alle so gefallen haben!
- Addie LaRue
- V. E. Schwab
- Titan Books
- Fantasy
- Magischer Realismus
- Vergessen
- Erinnern
- Leben
- Geschichten
- Liebe
- Tod
- Pakt mit dem Teufel
- Herzensbuch
Addie LaRue wünscht sich nichts mehr, als frei zu sein. Doch als sie am Tag ihrer Hochzeit wegrennt und einen Handel mit dem Teufel eingeht, gewährt dieser ihr eine Freiheit, die sie niemals wollte: Jede Person, die ihr begegnet, vergisst sie wieder, sobald sie sie aus den Augen verliert, und Addie selbst ist es nicht mehr möglich, Spuren zu hinterlassen. Bis sie, dreihundert Jahre nach ihrem Fluch, auf den Buchhändler Henry trifft – den einzigen Menschen, der sich an sie erinnert …
Vor wenigen Monaten habe ich Addie LaRue bereits auf Deutsch gelesen, konnte aber nicht widerstehen, bereits jetzt in das englische Original zu tauchen, so fasziniert war ich von der Geschichte. Tatsächlich ist der Rhythmus der Sätze im Englischen sogar noch deutlicher zu spüren, hat mich aber auch die deutsche Übersetzung mehr wertschätzen lassen. V. E. Schwabs Schreibstil ist einfach wunderschön und es ist bestimmt nicht leicht, ihre Melodie in andere Sprachen zu übertragen.
Da ich dieses Mal das Vorwissen zu dem, was passieren wird, hatte, war es viel leichter, all das Foreshadowing zu entdecken, das mir bisher entgangen war. Ich war sehr überrascht, als ich feststellte, wie viel davon es tatsächlich gibt! Henrys Geschichte hat dadurch einen zusätzlichen Anreiz bekommen, weil sie so erfolgreich angedeutet wird, diese Andeutungen aber erst später an Bedeutung gewinnen.
Was Addies Geschichte angeht, war ich nach wie vor gefesselt von ihren Frankreich-Kapiteln, in denen sie noch dabei ist, die Grenzen ihres Fluchs zu erkunden und auf erinnerungswürdige Charaktere wie Remy trifft. Allgemein ist es beeindruckend, wie Charaktere mit wenig Screentime (darunter auch Estele) durch Addies Erzählungen über sie lebendig gemacht werden!
Beim Wiederlesen war es auch leichter, die Schwächen des Romans etwas deutlicher zu sehen (speziell das Potential einen unendlichen Lebens, das nicht voll genutzt wurde), aber letztendlich haben diese Schwächen mich die vielen Stärken des Romans noch deutlicher sehen lassen. Ich liebe einfach Addies und Henrys Geschichte und werde sie hoffentlich noch viele Male lesen!
- Wedding People
- Alison Espach
- Lübbe
- Belletristik
- Romanze
- Liebe
- Sommerroman
- Hochzeit
- Scheidung
- Leben
- Humor
- Selbstfindung
Eigentlich hatte Phoebe vor, sich im Hotel Cornwall Inn umzubringen, doch hat sie nicht damit gerechnet, dass zugleich Hochzeitsvorbereitungen dort stattfinden und die Braut, Lila, gar nicht davon angetan ist, durch Phoebes Pläne ihre kommende Hochzeit ruiniert zu bekommen. Tatsächlich überlegt Phoebe es sich anders und als wolle ihr das Schicksal mitteilen, dass sie damit die richtige Entscheidung getroffen hat, begegnet sie kurz danach einem charmanten Mann, zu dem sie sich sofort hingezogen fühlt. Das Problem dabei: Es handelt sich um Gary, Lilas Bräutigam …
Dieser humorvolle Sommerroman bietet uns Leser:innen genau das, was man erwartet: Eine unterhaltsame Lektüre für zwischendurch, nicht mehr und nicht weniger. Obwohl der Anfang des Romans eine ernsthafte Lebenssituation behandelt, ist er insgesamt sehr locker zu lesen und hat so einige witzige Szenen und Dialoge, die mich zum Schmunzeln gebracht haben.
Die Spannung war dafür nicht immer gegeben und es gab durchaus Szenen, in denen ich mich ein wenig langweilte. Während Phoebes Vergangenheit mich am Anfang noch interessierte, weil ich erfahren wollte, warum sie sich umbringen wollte, waren die Vergangenheitsschnipsel, die wir danach bekamen, nicht allzu interessant. Auch in der Gegenwart gab es manchmal Abschweifungen von der eigentlichen Handlung, auf die ich hätte verzichten können, vor allem, weil sehr bald klar ist, worauf die Geschichte hinausläuft.
Was dafür wirklich gut gelungen war, war die Romanze. Die Chemie zwischen Phoebe und Gary ist großartig und man spürt geradezu die Funken zwischen ihnen; ihre Szenen waren mühelos mein Highlight, weil sie immer wieder zeigten, wie gut sie zueinander passen. Hier war es auch gut, dass recht schnell klar wird, dass Lila Gary nicht wirklich heiraten will, sodass unnötiges Drama vermieden wird.
Lila selbst war ein überraschender Charakter. Aufgrund der Kurzbeschreibung erwartete ich, dass wir ihre Freundschaft mit Phoebe erleben werden, aber tatsächlich verbringt Phoebe mehr zufriedenstellende Zeit mit Gary und dessen Tochter Juice, während ihre Zeit mit Lila in der Regel durch Streitereien gekennzeichnet ist. Tatsächlich würde ich sie letztendlich gar nicht als Freundinnen bezeichnen, weil Lila keine ernsthaften Bemühungen machte, eine für Phoebe zu werden; lieber sucht sie nach Kleinigkeiten, anhand derer sie sich aufregen konnte. Aus diesem Grund war Lila auch nicht unbedingt mein Lieblingscharakter, aber immer noch eine faszinierende Person.
Die anderen Charaktere kommen nicht allzu stark hervor und fühlen sich größtenteils wie Schablonen an. Dafür konnte ich sie mir ganz gut merken – es handelt sich um einen überschaubaren Cast. Trotzdem sind die meisten letztendlich nur Mittel zum Zweck, sodass ich mich vor allem um Phoebe, Lila, Gary und Juice scherte.
Obwohl es wie gesagt bald deutlich wird, worauf die Geschichte hinausläuft, fand ich das Ende überraschend gut gelungen und sehr zufriedenstellend. Es war eine perfekte Mischung aus meinen Erwartungen und meinen Hoffnungen.
Letztendlich bin ich vermutlich nicht die Zielgruppe des Romans, der sich eher an verheiratete und geschiedene Frauen richtet, deren Probleme hier stark in den Fokus gerückt werden. Doch hat er mir immer noch viel Spaß gemacht und ich hoffe, dass es anderen genauso geht!
- Bury Our Bones
- in the Midnight Soil
- V. E. Schwab
- Tor
- Fantasy
- Urban Fantasy
- Vampire
- LGBTQ+
- Romanze
- Liebe
- Geschichte
- Toxische Beziehung
- Leben
- Tod
- Zeit
- Schöner Schreibstil
Als Frau Anfang des sechzehnten Jahrhunderts weiß María, dass sie nur ein Schicksal erwartet: Die Heirat mit einem Mann, den sie nicht liebt und der sich ebenfalls nicht um sie kümmert. Erst, als sie eine geheimnisvolle, alterslose Witwe trifft, bietet sich ihr eine Lösung – wenn auch keine, die sie erwartet hat. Als Vampirin neugeboren, benennt María sich in Sabine um und entdeckt die Genüsse ihrer neuen Freiheit. Boston, fast fünfhundert Jahre später: Nach einer leidenschaftlichen Nacht mit einem mysteriösen Mädchen namens Lottie fühlt Alice sich merkwürdig. Sie erträgt das Sonnenlicht kaum und dürstet nach Blut. Entschlossen, herauszufinden, was genau passiert ist – und warum – beschließt sie, Lottie zu finden …
Nachdem V. E. Schwab mir mit „Das unsichtbare Leben der Addie LaRue“ eines meiner Lieblingsbücher meines Lebens beschert hat, war ich neugierig, ihren neuesten Einzelband zu lesen. Ich bin kein allzu großer Vampirfan, doch zum Glück zeigte Schwab schnell, dass sie sich an einer erfrischenden Mischung aus klassischen Vampirmythen (Holzpfähle, Hauseinladungen) und eigenen Ideen (Herzschlag während des Trinkens, Friedhöfe als Schwäche) bedient. Zudem liegt der Fokus nicht nur auf dem Vampirdasein – auch, wenn er natürlich eine große Rolle spielt –, sondern auch auf den Jahren, Jahrzehnten und Jahrhunderten, die Sabine und Lottie erleben. Tatsächlich nimmt die Vergangenheit der beiden einen Großteil des Romans ein, aber genau das hat mir besonders gut gefallen – ihre Entwicklung zu erleben und die Veränderung der Zeit.
Entgegen den Erwartungen, die die Kurzbeschreibung schürt, erleben wir nicht alle drei Frauen auf einmal, sondern folgen in der ersten Hälfte Sabine und in der zweiten Lottie, wobei Alice während des ganzen Romans eine Rolle spielt (allerdings in der ersten Hälfte mehr Fokus bekommt). Doch sind alle drei Frauen komplexe Charaktere und ich war überrascht davon, wie sehr ich mit ihnen mitfieberte, obwohl oder gerade weil ich ihre Taten nicht immer billigte. Speziell Sabine, in die ich am meisten investiert war, stellte ihre Taten selten infrage, und Lottie und Alice, die es öfter taten, hatten dafür andere Schwächen, die sie positiv hervorhoben.
Allerdings hätte ich mir mehr von Alices Vergangenheit gewünscht. Wir erleben zwar mehrere Rückblicke, in denen Alices Charakter und die komplizierte Beziehung zu ihrer älteren Schwester thematisiert wird, doch Sabines und Lotties Vergangenheit wird sehr viel ausführlicher beschrieben und es gibt auch keinen unerwarteten Twist, der Alices Leben von den anderen abgehoben hätte.
Obwohl es in dem Roman um Vampire geht, fand ich die wenigen Menschencharaktere besonders faszinierend – Alessandro und Giada haben mir trotz ihrer imitierten Screentime das Herz gestohlen und ich hätte nichts dagegen gehabt, noch mehr von ihnen zu lesen.
Ab und an ist das Tempo der Geschichte etwas langsam, aber der wunderschöne Schreibstil mit den kreativ eingesetzten Stilmitteln hat es trotzdem leicht gemacht, sich in ihr zu verlieren. Dafür ging mir das Ende zu schnell und war insgesamt unbefriedigend – ich kann noch nicht einmal genau sagen warum, aber ich hatte mir mehr davon erhofft.
Insgesamt handelt es sich trotzdem um einen sehr empfehlenswerten Roman, der sicher nicht nur Vampirfans begeistert wird!
- Atmosphere
- Taylor Jenkins Reid
- Belletristik
- Ullstein
- Weltraum
- Astronauten
- Raumfahrt
- Leben
- Liebe
- Familie
- Romanze
- Emotional
- Drama
- LGBTQ+
Schon seit Kind hat Joan Goodwin den Traum, Astronautin zu werden, doch in den Achtzigern ist das nicht leicht, selbst nachdem die NASA offiziell Frauen einstellt. Trotzdem findet sie schnell Freude an der Arbeit und in den Kolleg:innen, die sie dabei unterstützen. Währenddessen kümmert sie sich liebevoll um ihre Nichte Frances, ist allerdings auch wütend auf ihre Schwester, weil diese sich nicht um ihre Tochter kümmert. Doch erst, als Joan die Raumfahrtingenieurin Vanessa Ford näher kennenlernt, beginnt Joan infrage zu stellen, wo wirklich ihr Platz im Universum ist …
„Atmosphere“ ist Taylor Jenkins Reids neuester Roman, und zumindest am Anfang derjenige, bei dem es mir am schwersten fiel, in ihn hineinzufinden. Teils liegt das sicherlich an meinem mangelnden Interesse an der Raumfahrt; zwar gelang es Reid und anderen Autor:innen, Romane zu schreiben, deren Themen mich nicht sonderlich interessierten und deren Geschichte mich trotzdem packte, aber in diesem Roman steckt so viel sichtbare Recherche, dass es zunächst schwierig war, neben all den Fachbegriffen einen Weg in die Geschichte zu finden. Ich bewundere Reid sehr für die Arbeit, die sie in diesen Roman gesteckt haben muss, muss aber zugeben, dass sie nicht immer interessant beschrieben war. Tatsächlich fürchte ich, dass nur Raumfahrt-Fans der Geschichte etwas abgewinnen könnten, obwohl sie noch so viel mehr enthält.
Denn nach und nach fand ich schließlich meinen Weg in die Geschichte, was vor allem zwei Charakteren zu verdanken ist: Frances, Joans Nichte, und Vanessa, ihrer Partnerin. Am Anfang war ich aufgrund der vielen Charaktere erst einmal überfordert, doch schnell kristallisierte sich heraus, dass diese beiden Personen die wichtigsten in Joans Leben sind – und das spürt man auch. Sowohl ihre familiäre Beziehung zu Frances als auch ihre romantische zu Vanessa war so liebevoll, so dramatisch und allgemein so gut geschrieben, dass sie mich am Ende wortwörtlich in Tränen ausbrechen ließen. Zwar hat Joan auch Freundschaften mit den anderen Charakteren ihrer Truppe (die zudem durch die Art und Weise, wie die Geschichte erzählt ist, ein besonders dramatisches Gewicht bekommen), doch Frances und Vanessa haben diesen Roman am meisten bereichert.
Am spannendsten und intensivsten waren für mich die 1984-Szenen, bei denen ich richtig mitfieberte und die die Geschichte durch das Vorwissen, das wir in ihnen gewinnen, noch verbesserten. Ich war am Ende so in Tränen aufgelöst, dass es einen starken Kontrast zum Beginn des Romans bildete, in den ich nur holprig reinfand. Doch ohne die vergangenen Szenen hätten diejenigen, die mich zum Weinen brachten, keinen so starken Effekt gehabt, weshalb ich auch für diese dankbar war.
Dieser Roman thematisiert die Liebe, das Leben und die Tapferkeit, es nach bestem Gutdünken zu leben, doch wenn es um seine Bewertung geht, tue ich mich schwer. Denn gesamt betrachtet haben mir andere Romane von Reid besser gefallen, weil ich leichter in sie hineinfand und mich mehr in die Protagonistinnen und Geschichte hineinversetzen konnte; doch andererseits hat mich kein Roman von ihr so stark emotional beeinflusst wie dieser. Deshalb würde ich ihm immer noch eine Empfehlung aussprechen – nur mit der Anmerkung, dass der Anfang zwar sehr beschwerlich ist, sich das Ende aber umso mehr lohnt!
Tisaanah hat es endlich geschafft: Nach acht Jahren als Sklavin hat sie tausend Goldmünzen verdient, um sich ihre Freiheit zu erkaufen. Allerdings läuft das Gespräch mit ihrem Meister anders als erwartet, und sie muss ihre Heimat Threll überstürzt verlassen. Entschlossen, zurückzukehren und ihre Freunde zu befreien, sucht sie die zwei Orden der Insel Ara auf, um dort Magie zu lernen. Ihr Lehrer wird der distanzierte Max, der sich zunächst weigert, ihr etwas beizubringen – bis sie sich nach und nach näher kennenlernen …
Ich habe bereits die „Crowns of Nyaxia“-Bücher der Autorin gelesen und freute mich deshalb auf den Start einer neuen Reihe – und glücklicherweise zurecht! Tisaanah und Max hatten beide eine einnehmende Hintergrundgeschichte, sympathische Persönlichkeiten und vor allem eine fantastisch ausgebaute Romanze. Die Art und Weise, wie sie sich kennenlernten, sich langsam füreinander erwärmten, eine Freundschaft erschufen und schließlich romantische Gefühle füreinander entwickelten, war sehr realistisch aufgebaut. Es war eine langsame, sich natürlich entwickelnde Beziehung, die den Großteil der Geschichte einnahm und mich sehr fesselte. Hier ein großes Lob an die Autorin, sowohl den Charaktere als auch deren Romanze genug Zeit geschenkt zu haben, um wahrhaftig zu erblühen.
Eine weitere hervorragende Entwicklung, die mich überraschend packte, war Tisaanahs Erlernen von Aranisch. Am Anfang beherrscht sie hauptsächlich ihre Muttersprache Thereni und spricht Aranisch nur rudimentär, doch im Verlauf der ersten Hälfte wird ihre Kenntnis der Sprache immer besser. Carrisa Broadbent baut sehr viele realistische Situationen ein, die ich bisher so gut wie nie in Fantasyromanen las: Tisaanah, die am Anfang falsche Grammatik einsetzt, Wörter weglässt und Synonyme für Wörter finden muss, die sie nicht kennt, auch ein wenig später über manche Wörter stolpert, aber immer mehr und mehr lernt, bis sie schließlich flüssig in Aranisch ist. Ich glaube, dass ich noch nie eine Fantasygeschichte gelesen habe, die das Erlernen einer anderen Sprache so glaubwürdig darstellt wie diese. Es ist ein verhältnismäßig kleiner Punkt, doch seine Umsetzung hat mich sehr beeindruckt.
Apropos: Etwas, was ich ebenfalls so gut wie nie lese, ist eine ausführliche Verhandlung zwischen den Protagonisten und Antagonisten. Normalerweise glauben die Protagonistinnen viel zu oft dem Wort der Antagonistinnen, helfen ihnen und stellen dann schockiert fest, dass sie angelogen wurden – doch Tisaanah lässt das nicht zu. In meiner absoluten Lieblingsszene verhandelt sie die Bedingungen für ihre Zusammenarbeit ausführlich, merzt potentielle Schlupflöcher aus, lässt einen bindenden Vertrag aufsetzen, verlangt dabei zunächst die Hilfe der Antagonisten, bevor sie ihre eigene anbietet und war dabei die ganze Zeit so souverän, entschlossen und insgesamt episch, dass ich regelrecht gejubelt habe. Endlich mal eine Protagonistin, die sich nicht leichtfertig auf etwas einlässt, sondern genau weiß, was sie will und wie sie es bekommt, ohne sich hereinlegen zu lassen!
Doch neben all dem starken Lob habe ich durchaus ein wenig Kritik. Die wohl größte betrifft die Handlung; in der ersten Hälfte passiert nicht allzu viel, weil der Fokus auf Tisaanahs und Max‘ wachsender Beziehung liegt, sodass die Geschichte erst ab der zweiten Hälfte in Schwung kommt. Dadurch, dass ich so investiert in ihre Beziehung war, machte mir das nicht allzu viel aus, doch es fiel mir trotzdem auf, weshalb ich es für diejenigen erwähnen wollte, die eher eine spannende Handlung als spannende Charakterbeziehungen bevorzugen.
Andere Charaktere kommen leider nicht ganz so stark hervor; der interessanteste Charakter war mit Abstand Nura, weil sie die einzige war, die sich nicht deutlich auf die eine oder andere Seite stellte, sondern zwischen ihnen stand, was sie zu einer komplexen, fesselnden Figur machte. Hier wünschte ich, anderen Charakteren wäre eine ähnliche Aufmerksamkeit geschenkt worden; speziell hätte ich mir gewünscht, dass Tisaanahs bester Freund Serel, der hauptsächlich am Anfang eine Rolle spielt, viel, viel mehr Screentime bekommen hätte, weil er so viel Potential hatte, das nicht genutzt wurde. Es war schwierig, mit Tisaanahs Verlangen, ihm zu helfen, mitzufiebern, weil wir selbst ihn nur in den ersten paar Kapiteln kennenlernten. Da fand ich Max‘ besten Freund Sammerin schon besser umgesetzt; er kam regelmäßig vor und zeigte zugegeben nicht viel Charaktertiefe, aber dafür eine umso sympathischere Seite.
Insgesamt also keine perfekte, aber immer noch gut zu lesende Geschichte mit fantastischen Hauptcharakteren, die mich schon neugierig auf den nächsten Band macht!