Bücherregal lädt …
Die verheimlichte Tochter
384 Seiten

Ella ist erfolgreiche Kunsthändlerin, träumt jedoch davon, ihre eigene Kunst zu erschaffen. Die Gelegenheit bekommt sie, als ihr von einer Anwaltskanzlei eine kleine Schachtel überreicht wird, in der sich ein Notenblatt und ein Foto von einer Mutter und Tochter befinden, das auf einer griechischen Insel geschossen wurde. Mithilfe des Pianisten Gabriel, in den sie früher verliebt war – und insgeheim immer noch ist –, untersucht sie ihre Familiengeschichte, die sie nicht nur nach Griechenland, sondern in die Zukunft ihrer Träume führt ...

Zunächst möchte ich einen kleinen Fehler in der Kurzbeschreibung ansprechen, der mich beim Lesen der eigentlichen Geschichte ganz schön verwirrte: Und zwar, dass Gabriel dort irrtümlicherweise "Mathew" genannt wird. Deshalb dachte ich für eine ganze Weile, dass neben Gabriel noch ein anderer Pianist namens Mathew auftauchen würde, doch ist das nie passiert, weil hier schlicht ein falscher Name genannt wurde. Diejenigen, die die "Mathew"-Version haben, sollten vorab über diesen Fehler Bescheid wissen, um Verwirrung zu vermeiden.

Zum Glück ist die eigentliche Geschichte genau wie die vorigen Teile wunderschön zu lesen. Stellenweise war ich sogar zu Tränen gerührt, weil die neuen Twists, die Soraya Lane in ihre Handlung einbaute, mich so bewegten. Das ist übrigens ein großer positiver Punkt: Auch, wenn alle Geschichten ähnlich beginnen, gibt es in jedem Töchter-Roman neue Entwicklungen, die ihn von den anderen Romanen abheben. Besonders hier gefiel mir der Twist sehr gut und hat für ein emotionales, zufriedenstellendes Ende gesorgt.

Zudem ist die Romanze in beiden Zeitlinien sehr süß umgesetzt. Sowohl Ella und Gabriel als auch Alexandra und Bernard geben ein wunderbares Pärchen ab, was besonders bei Alexandra und Bernard beeindruckend ist, weil ihre Screentime im Vergleich zu Ella und Gabriel deutlich kleiner war. Nichtsdestotrotz spürte man ihre Liebe zueinander deutlich und ich war sehr froh, das Ende ihrer Geschichte zu erfahren.

Was mögliche Kritik angeht, habe ich diesmal ein Weilchen gebraucht, um mich in die Handlung einzufinden; Ella kommt erst nach circa einem Drittel der Handlung überhaupt nach Griechenland, während Alexandra es früh verlässt, um erst gezwungenermaßen und dann freiwillig in London zu leben. Deshalb gab es speziell in der ersten Hälfte nicht genug Griechenland für mich, dafür aber zum Glück umso mehr in der zweiten Hälfte.

Eine weitere Beobachtung meinerseits, die ich nicht unbedingt als Kritik, sondern als persönliche Meinung zählen würde: Die gegenwärtige Handlung fand ich um einiges interessanter als die vergangene. Mit Alexandras Handlungsstrang bin ich erst recht spät warm geworden, während ich keine Probleme hatte, mich in Ellas Erkundungen zu verlieren. Anderen Leser:innen mag es jedoch anders gehen, weshalb ich diesen Punkt wie gesagt nicht als Kritik betrachte.

Zum dritten Mal ist es Soraya Lane gelungen, eine entspannte, emotionale Wohlfühlgeschichte zu schreiben, die ich sehr genossen habe!

Die Schattenschwester
608 Seiten

Star hat immer im Schatten ihrer Schwester CeCe gelebt, doch nach dem Tod ihres Vaters ist die Zeit für sie gekommen, sich selbst zu finden. Einem Hinweis ihres Vaters folgend, besucht sie eine Londoner Buchhandlung, wo sie auf den exzentrischen Orlando und seinen distanzierten Bruder Maus trifft. Es ist offensichtlich, dass ihre Familiengeschichten irgendwie zusammenhängen, doch wie genau, ist nicht ganz klar. Bis sie die Tagebücher von Flora MacNichol finden, die während ihres Lebens viele Entscheidungen traf, deren Konsequenzen bis in die Gegenwart reichen …

Der erste Band war gut, der zweite Band noch besser und der dritte mein bisheriges Highlight: „Die Schattenschwester“ hat die besten Aspekte der vorigen Bände in sich vereint und gleichzeitig die wenigen Kritikpunkte, die diese hatten, vermieden. Das fängt mit Star an, mit der ich mich wunderbar identifizieren konnte. Alle Schwestern waren bisher großartig und ich konnte mich leicht in sie hineinversetzen, doch Star war als die Schwester, die sich selbst und ihr Selbstbewusstsein erst finden musste, besonders liebevoll.

Und nicht nur sie war es, die mich begeisterte: Auch die Brüder Orlando und Maus waren absolut großartig und ich habe es sehr genossen, Orlandos exzentrischen Charakter und Maus’ Charakterentwicklung zu verfolgen. (Natürlich war auch Rory, ihr kleiner Neffe, super süß.) Hier mochte ich es auch, dass meine Erwartungen bezüglich der Charaktere positiv untergraben wurden, was zusätzlich zu ihrem realistischen Bild beitrug.

Doch der wohl wichtigste Charakter der Geschichte ist Flora, deren Vergangenheit wir ausführlich kennenlernen. Sie trifft viele wichtige Entscheidungen, die ihr Leben und das anderer formen, statt wie vorige Protagonistinnen eine Geisel der Entscheidungen anderer zu sein. Zwar gibt es natürlich Ereignisse, die sie nicht kontrollieren kann, aber insgesamt lässt Flora Dinge geschehen, anstatt sie nur geschehen zu lassen. Sie hat tatsächlichen Einfluss auf ihr Leben und ihre Entscheidungen treffen auf realistische Konsequenzen und Reaktionen. Ich hoffe, auch in den anderen Bänden so großartige, starke Frauenfiguren zu sehen!

Zum Schluss ist das Mysterium um Stars Vergangenheit sehr gelungen und hatte mehrere Twists, die ich nicht kommen gesehen habe. Sowohl ihre als auch Floras Geschichte hat mich stets angetrieben, sodass ich stets gewillt war, zu erfahren, was als nächstes passiert (bzw. passierte).

Wenn ich eine Kritik nennen müsste, würde ich Floras Entscheidung bezüglich ihrer Schwester und dem Mann, den sie beide lieben, hervorheben; es war für mich von Anfang an klar, dass das zu nichts Gutem führen würde. Die Reaktion darauf ist glücklicherweise realistisch, doch trotzdem hätte das ganze Drama relativ leicht vermieden werden können. Aber wenn ich ganz ehrlich sein soll, ist das wirklich nur eine kleine Kritik, die mich letztendlich nicht allzu sehr störte, sondern schlicht etwas war, das mir aufgefallen ist.

Insgesamt habe ich diesen Sieben-Schwestern-Band sehr genossen und freue mich, die Reise bald mit dem vierten Band fortzusetzen!

Six times we almost kissed (und was beim siebten Mal passiert ist)
464 Seiten

Penny und Tate haben ein angespannten Verhältnis zueinander. Ihre Mütter sind beste Freundinnen, doch sie selbst können ihre Beziehung nicht so recht definieren. Mehrmals waren sie kurz davor, ihre Gefühle mit einem Kuss zu besiegeln, doch immer kam etwas dazwischen. Doch nun möchte Pennys Mutter einen Teil ihrer Leber an Tates kranke Mutter spenden, was die beiden unerwartet wieder näher bringt – und sie an all die Male erinnert, bei denen sie sich fast geküsst hätten …

Diese süße Liebesgeschichte erzählt die sich langsam entwickelnde Romanze zwischen Penny und Tate in einem Format, das speziell bei Fanfiktions beliebt ist: Zuerst werden die Male erzählt, bei denen Penny und Tate beinahe zusammengekommen wären, und dann das eine Mal, als es geschah. Doch statt sich allein auf die Male zu konzentrieren, erzählt Tess Sharpe eine ganze zusammenhängende Geschichte, unterbrochen von Rückblicken, die sich nicht nur den Beinahe-Küssen, sondern auch anderen wichtigen Momenten widmet. Das hat mir ausgesprochen gut gefallen, weil es sowohl der Handlung als auch den beiden Hauptcharakteren einiges an Tiefe verliehen hat!

Apropos Hauptcharaktere: Sowohl Penny als auch Tate waren mir sehr sympathisch, wobei ich vor allem mit Pennys Geschichte sehr mitfieberte. Sowohl ihre Hintergrundgeschichte als auch ihre Gegenwart sind so dramatisch, dass ich automatisch investierter in ihre Handlung war. Zwar hatte Tate dafür ihre kranke Mutter, aber letztendlich ging es meiner Meinung nach stärker um Penny. Dafür fand ich die Beziehung zwischen den beiden Mädchen sehr gut ausbalanciert und süß aufgemacht.

Das, was mir im Nachhinein merkwürdig vorkam, war die sehr angespannte Beziehung zwischen den beiden am Anfang. Sobald man erfährt, was die beiden miteinander durchgemacht haben, wundert man sich aufrichtig, warum die beiden in der Gegenwart nicht enge Freundinnen sind. Zumindest hätte ich das definitiv erwartet, wenn wir die Rückblicke zuerst gelesen hätten. Die Rückblicke selbst waren wie gesagt großartig, doch hätten sie imho dazu führen müssen, dass Penny und Tate genauso eng befreundet sind wie ihre Mütter.

Es gab zudem einen vermeidbaren Second-Act-Breakup, der überraschend leicht aufgelöst wurde, weshalb ich mir an dieser Stelle mehr Kommunikation zwischen den beiden Mädchen gewünscht hätte.

Doch trotz dieser Kritikpunkte hat mir das Lesen sehr viel Spaß gemacht, mich richtig in die Geschichte hineingezogen und mich auch ein paar Mal zu Tränen gerührt. Von daher kann ich sie problemlos allen Slow-Burn-Fans empfehlen!

Code Name Verity
464 Seiten

Verity, eine Geheimagentin, wird von den Gestapo gefangen genommen. Sie und ihre beste Freundin Maddie, eine Pilotin, haben im zweiten Weltkrieg so einiges erlebt und jetzt wird Verity damit gedroht, sie zu foltern, wenn sie ihre beste Freundin nicht verrät. Also schreibt Verity ihre gemeinsame Geschichte auf – wohl wissend, dass sie Maddie wohl nie wiedersehen wird …

Die erste Hälfte dieser Geschichte fand ich absolut großartig – wir lesen Veritys Bericht, den sie für die Gestapo schreibt und der teils ihre entwürdigenden Erlebnisse in der Gegenwart und teils ihre Freundschaft mit Maddie in der Vergangenheit berichtet. Das war nicht nur sehr abwechslungsreich zu lesen, sondern ermöglichte es, dank Veritys lebendigem Schreibstil mit den Ereignissen mitzufiebern. Ich war richtig gefangen in der Geschichte und wollte unbedingt wissen, was genau passiert ist bzw. was genau passieren wird.

Doch dann kam die zweite Hälfte, die aus Maddies Sicht erzählt wird und einen eher nüchternen Schreibstil benutzt. Zwar gab es hier durchaus auch ein paar Sätze und Szenen, die sehr positiv hervorgestochen sind (vor allem die „Küss mich, Hardy!“-Szene), aber insgesamt fand ich die Ereignisse hier nicht halb so interessant wie die, die Verity beschrieb. Das liegt vor allem am Schreibstil, der es nicht ganz so leicht gemacht hat, sich in ihm zu verlieren, auch wenn es natürlich Sinn macht, dass Verity und Maddie andere Stile haben. Trotzdem hätte ich mir für Maddies eher langatmige Hälfte der Geschichte gerne mehr Lebendigkeit gewünscht, die in Veritys Hälfte so deutlich hervorgestochen ist.

Was trotzdem sehr gut beschrieben wurde, war die Freundschaft der beiden jungen Frauen. Sie war glaubwürdig, herzzerreißend und einfach wunderschön. Ich finde, dass wir mehr Romane dieser Art brauchen: Welche, die eine Freundschaft in den Vordergrund setzen und keine Romanze. Trotz der Tatsache, dass ich die zweite Hälfte der Geschichte nicht so packend erzählt fand wie die erste, habe ich die Freundschaft zwischen Verity und Maddie mit jeder Zeile gespürt.

Von daher fällt es mir schwer, eine volle Empfehlung auszusprechen, aber auch, sie vollkommen sein zu lassen. Ich würde nicht empfehlen, nur Veritys Teil zu lesen, weil Maddies Teil die wichtigste Szene für die beiden und allgemein wichtige Kontextinformationen enthält; insofern ist es wohl am besten, wenn Leserinnen und Leser selbst entscheiden, ob sie dem vollen Roman eine Chance geben wollen oder nicht. Und obwohl es sicher nicht jedem so gehen wird, bin ich letztendlich froh, dass ich es getan habe.

Tödlicher Podcast
508 Seiten

Nina ist ein großer Fan der Podcasterin Malu, die in ihrem Podcast „Verbrechen Berlin“ die ganze Stadt in Atem hält. Umso erfreuter ist sie, als Malu eine Reinigungskraft sucht und tatsächlich Nina einstellt. Doch als sie Malu tatsächlich kennenlernt, ist diese merkwürdig distanziert und überhaupt nicht so, wie Nina sie sich vorgestellt hat. Schon bald vermutet sie, dass Malu etwas zu verbergen hat. Gleichzeitig folgen wir der Geschichte von Jenni, die von zu Hause flieht und in einem Mädchen, das sich Strippe nennt, eine beste Freundin findet. Zusammen fliehen sie nach Spanien, wo Jenni sich in den Musiker Rico verliebt, was ihre Freundschaft mit Strippe allerdings auf eine schwere Probe stellt …

Dieser Thriller hatte eine paar sehr gute Aspekte, aber auch ein paar Schwächen, weshalb ich gerne beides ansprechen möchte. Am meisten hat mir die Art und Weise gefallen, wie Ninas, Malus und Jennis Geschichten miteinander verwoben waren, weil ich hier so einige Theorien hatte, die sich allesamt als nicht so verzwickt wie die Wahrheit erwiesen. Hier gab es ein paar wirklich coole Twists, die mir sehr gefallen haben!

Die Charaktere waren ebenfalls gut dargestellt und ich habe speziell die Hauptcharaktere sehr gemocht. Und auch, was die Antagonisten angeht, mochte ich es, dass sie dreidimensional waren. Ich habe ihre Aktionen mitnichten befürwortet, aber die Art und Weise, wie sie geschrieben waren, machte sie trotzdem zu (fehlerbehafteten) Menschen.

Damit kommen wir zur Kritik, die hauptsächlich darin besteht, dass dieser Thriller eher einem Roman als, nun ja, einem Thriller ähnelt. Speziell Jennis Parts, die mir an sich gefallen haben, ähneln eher einem Drama, das die Handlung sehr verlangsamte. Zwar ähneln Ninas Parts dafür umso mehr einem klassischen Thriller, aber insgesamt betrachtet ist das Pacing der Geschichte sehr langsam. Obwohl ich durchaus wissen wollte, wie die verschiedenen Handlungsstränge zusammenhängen und der Schreibstil sehr angenehm zu lesen war, verlief mir die Geschichte trotzdem zu langsam und hatte nicht genug Thrillerelemente, um mich stets am Ball zu halten.

Doch ich hatte trotzdem nie das Bedürfnis, die Geschichte abzubrechen, weil sie als Roman immer noch interessant genug war, um sie zu Ende zu lesen. Es gab einen speziellen Charaktertod, von dem ich mir gerne gewünscht hätte, er hätte nicht stattgefunden, aber der Rest der Geschichte verlief sehr zufriedenstellend und wie gesagt mochte ich speziell die Twists, die mich auf positive Weise überraschten.

Trotzdem würde ich diesen Thriller nur denjenigen empfehlen, die nichts gegen langsames Pacing haben. Mir hat er zwar recht gut gefallen, aber nicht aufgrund des Thriller-Aspekts, sondern aufgrund der Dramen, die er erzählt.

Die Sturmschwester
576 Seiten

Nach dem Tod ihres Vaters hat Ally, seine zweitälteste Tochter, ein besonders schlechtes Gewissen, weil sie währenddessen eine glückliche Zeit mit ihrem Seelenverwandten Theo verbrachte. Deshalb fühlt sie zunächst auch nicht den Drang, mehr über ihre Vergangenheit herauszufinden, sondern will lieber in die Zukunft blicken. Bis ein tragisches Ereignis sie dazu motiviert, den Hinweisen ihres Vaters zu folgen und in Norwegen nach ihrer leiblichen Familie zu suchen. Sie hat die Vermutung, dass sie mit den Halvorsens, einer Familie von Musikern mit einem beeindruckenden Stammbaum, verwandt sein könnte. Doch wer waren die Halvorsens eigentlich? Ally taucht in deren Familiengeschichte ein und entdeckt dabei ihre eigene ...

Auch im zweiten Band entführt Lucinda Riley uns in ein anderes Land und in eine fiktive Geschichte, die mit realen Ereignissen verknüpft ist. Der zweite Band hat mir dabei noch besser gefallen als der erste, wobei ich speziell mit Allys Geschichte und der von Jens "Pip" Halverson mitgefiebert habe. Beide erleben schöne, tragische und trotzdem hoffnungsvolle Romanzen, die mir sehr ans Herz gingen.

Dafür habe ich nicht ganz so stark mit der Geschichte von Anna Halvorsen mitgefühlt, weil sie im Grunde von einer Frau handelt, deren Leben gut verläuft, solange es von Männern gesteuert wird, bis sie im Bezug auf einen Mann eine eigene Entscheidung trifft, die ihr Leben stark verschlechtert, bis sie wiederum von einem Mann gerettet wird. Obwohl ihre Geschichte letztendlich ein imho zufriedenstellendes Ende findet, hätte ich mir gerne gewünscht, dass sie sich selbst aus ihrer Situation hätte befreien können.

Doch da ich ihre Geschichte immer noch gut erzählt fand und Allys und Pips Geschichte umso schöner und emotionaler war, hat mir der Roman trotzdem sehr gefallen – und ich freue mich darauf, die Schwestern-Reihe langsam, aber sicher fortzusetzen!

Der Zopf
288 Seiten

Smita, Giulia und Sarah leben drei sehr unterschiedliche Leben. In Indien gilt Smita als Unberührbare als Abschaum der Gesellschaft, weshalb sie umso entschlossener ist, ihrer Tochter eine bessere Zukunft zu ermöglichen. In Sizilien arbeit Giulia in einer Fabrik, die Perücken herstellt, bis ein Unfall ihres Vaters ihr bewusst macht, dass die Fabrik kurz vor dem Ruin steht. Und in Kanada hat Sarah einen sehr erfolgreichen Job als Anwältin, bis eine Diagnose ihr Leben komplett auf den Kopf stellt. Die drei Frauen wissen nichts voneinander, doch dennoch sind ihre Schicksale eng miteinander verbunden ...

"Der Zopf" gehört zu den Büchern, von denen ich sehr viel gehört, aber nie selbst gelesen habe – bis jetzt. Denn nach dieser wundervollen Lektüre ist mir jetzt endlich klar, warum dieses Buch so beliebt ist: Weil es schafft, trotz der recht schweren Thematiken eine absolut wunderschöne Geschichte zu erzählen. Ich bin regelrecht in Smitas, Giulias und Sarahs Leben versunken, so eindringlich beschreibt Laetitia Colombani ihr Schicksal.

Am meisten habe ich mit Smita mitgefiebert, weil ihre Lebenssituation besonders furchtbar war, sie aber nie aufgegeben hat. Aber auch Sarah, deren Geschichte zeigte, wie leicht man aufgrund einer Krankheit ausgeschlossen werden kann, war absolut herzzerreißend und hat am Ende doch Hoffnung geweckt. Nur bei Giulia habe ich mich manchmal schwer getan, mit ihr mitzuleiden, weil ihre Zeit des Leids vergleichsweise kurz und größtenteils durch eine schöne Romanze gedämpft ist.

Die Geschichte insgesamt jedoch war nach wie vor wunderschön zu lesen und ich kann sie allen empfehlen, die einen kurzen, mitreißenden Roman suchen!

Was das Meer verspricht
280 Seiten

Vida lebt schon ihr ganzes Leben lang auf einer kleinen Insel, wo jeder jeden kennt und es keine großen Überraschungen gibt. Ihr eigener Lebensweg scheint vorgezeichnet zu sein, denn sie soll ihren Kindheitsfreund Jannis heiraten. Doch dann kommt Marie auf die Insel – Marie mit ihrem langen silbernen Haar und dem selbst gemachten Meerjungfrauenschwanz, mit dem sie durchs eiskalte Meer schwimmt. Die beiden jungen Frauen lernen sich kennen und lieben und alles scheint gut zu sein. Bis Vidas Bruder Zander, der die Insel vor Jahren verließ, wieder zurückkommt – und sich in Marie verliebt ...

Dieser Roman entwickelte sich eindeutig anders, als ich es erwartet habe. Etwa zwei Drittel bestehen aus einer ruhigen Atmosphäre und einer schönen Liebesgeschichte, bis Zanders Eintreffen nach und nach alles durcheinanderwirbelt und die Geschichte zu einem sehr unerwarteten, dramatischen Ende findet. Und um ehrlich zu sein, bin ich mir nicht sicher, ob es mir gefällt.

Ich habe den ruhigen Stil und die kurzen Kapitel nämlich sehr genossen, weil sie Maries und Vidas Liebesgeschichte so wunderbar eingefangen haben. Deshalb fühlte es sich für mich so an, als hätte Zander letztendlich alles ruiniert – und das, obwohl die eigentlich verhängnisvollen Taten von Vida ausgingen. Nichtsdestotrotz fühlte sich die Geschichte ab Zanders Ankunft weniger wie eine gemütliche Liebesgeschichte und mehr nach (unnötigem) Drama an. Hier hätte ich mir gewünscht, dass die Geschichte einen anderen Weg gegangen wäre, um Vida und Marie vielleicht kein glückliches, aber wenigstens ein zufriedenstellendes Ende zu bescheren.

Als Lektüre für Zwischendurch ist dieser Roman immer noch gut geeignet, weil er sich so schnell lesen lässt – doch sollte man bedenken, dass das Ende nicht das ist, was man erwartet.

Frankenstein oder Der moderne Prometheus (illustriert)
262 Seiten

Frankenstein ist ein absoluter Klassiker, doch gehört er wohl zu den Romanen, von denen die meisten gehört, aber noch nie selbst gelesen haben. Weil ich interessiert daran war, worum es denn jetzt eigentlich in Frankenstein geht. Zu meiner Freude handelt es sich tatsächlich um einen fesselnden Roman, der die Geschichte Frankensteins und seiner erschaffenen Kreatur auf zugleich packende und tragische Weise erzählt.

Am Anfang wird Viktor Frankenstein zunächst am Nordpol von einem gewissen Robert Walton aufgelesen, wo er auf der Suche nach seiner Kreatur ist. Walton will wissen, was genau passiert ist und Frankenstein erzählt ihm seine Geschichte: Wie er recht früh ein Interesse für die Wissenschaft entwickelte, die er an der Universität in Ingolstadt weiter vertiefte und schließlich beschloss, Leben zu erschaffen, woraus seine altbekannte Kreatur entstand. Entsetzt darüber, was er tat, rannte er davon, was der Kreatur Zeit gab, zu fliehen. Erst Jahre später, nachdem ein Familienmitglied Frankensteins ermordet wurde, sehen sie sich wieder und Frankensteins Kreatur erzählt ihm, wie es ihm erging …

Die Geschichte war um einiges tragischer, als ich es vermutete; das betrifft nicht nur den Tod einiger meiner liebsten Charaktere, sondern auch das Leben Frankensteins und seiner Kreatur. Beide Charaktere haben Schreckliches, mir aber auch leid getan. Und das fand ich wohl am faszinierendsten: Dass keiner von beiden von Grund auf „böse“ ist, sondern nachvollziehbare Gründe für sein Handeln hat, so grausam dieses auch sein mag. Zwar war ich am Ende eher auf Frankensteins Seite, aber wie gesagt fand ich beide Seiten gleichermaßen faszinierend – und tatsächlich war es die Erzählung der Kreatur, die ich am interessantesten fand!

Vom Schreibstil her ist der Roman überraschend gut zu lesen; man merkt zwar, dass er „altertümlicher“ ist, aber er war trotzdem angenehm genug. Ich mochte auch die Extras, die in der Coppenrath-Ausgabe enthalten sind und dem Roman einen ganz eigenen Charme verleihen.

Insgesamt also ein Klassiker, der sich zu lesen lohnt!

Check & Mate – Zug um Zug zur Liebe
416 Seiten

Mallory Greenleaf hat mit Schach abgeschlossen. Seit vier Jahren hat die Achtzehnjährige nicht mehr gespielt. Doch dann überredet ihre beste Freundin Easton sie, bei einem Schachwettbewerb einzuspringen – und gleich in ihrem ersten Spiel schlägt Mallory den amtierenden Weltmeister Nolan Sawyer. Voller Panik flüchtet sie, doch so leicht kann Mallory ihrer einstigen Schachliebe nicht entkommen: Ihr wird ein Stipendium angeboten, infolgedessen sie als Schachspielerin an mehreren Wettbewerben teilnehmen soll. Sie nimmt das Angebot an, um für ihre Mutter und ihre zwei Schwestern sorgen zu können. Es dauert nicht lange, bis sie wieder auf Nolan Sawyer trifft – doch weigert sie sich strikt, wieder mit ihm zu spielen …

Ein wenig war ich schon nervös, bevor ich diesen Liebesroman begonnen habe. Ali Hazelwood hat zwar einen wunderbaren, humorvollen Schreibstil, der sich leicht lesen lässt, aber nicht jedes ihrer bisherigen vier Bücher habe ich uneingeschränkt geliebt. Dazu kommt, dass mir das Schachthema besonders am Herzen liegt und ich dementsprechend nervös war, wie die Autorin es umsetzen würde. Nun, ich kann mit Freude berichten, dass mir dieser Roman ausgesprochen gut gefallen hat – sogar so sehr, dass ich die kleinen Fehler, die er hat, durchaus verzeihen kann. ;-)

Es fängt natürlich mit dem Schreibstil an. Ali Hazelwood beherrscht es wirklich meisterhaft, mit ihrem lockeren Stil für ein angenehmes Leseerlebnis zu sorgen. Speziell hier war ich auch so gefesselt von der Handlung und den Charakteren im Allgemeinen, dass ich nur etwas mehr als einen Tag brauchte, um das Buch geradezu in mich einzusaugen – so sehr gefiel es mir!

Die Charaktere waren mir allesamt sympathisch und die Art und Weise, wie realistisch und gleichzeitig wie liebevoll Ali Hazelwood die Beziehungen zwischen ihnen beschrieben hat, war einfach wunderbar. Es hilft hier auch sehr, dass wir insgesamt einen relativ kleinen Cast an wichtigen Charakteren haben – nur etwa ein Dutzend. Das hat es nicht nur leicht gemacht, sich die Charaktere zu merken, sondern auch, mit ihnen mitzufiebern.

Und dann gibt es natürlich noch die Romanze zwischen Mallory und Nolan, die einfach fantastisch beschrieben war. Sie entwickelt sich recht langsam und gerade am Anfang liegt der Fokus eher auf ihren anderen Beziehungen (und auf Schach, natürlich), was in diesem Fall jedoch ein Pluspunkt ist: Denn die allgemeine Handlung ist mindestens genauso interessant wie die Romanze, die unglaublich süß beschrieben ist. Man fiebert richtig mit den beiden mit, weil sie so eine wunderbare Chemie miteinander haben und tatsächlich eine gesunde Beziehung führen. (Natürlich mit ein bisschen Drama, aber zum Glück nichts, was skeptisch anzusehen wäre.) Gleichzeitig ist auch alles, was nicht mit den beiden zu tun hat, interessant zu lesen, wobei ich Mallorys Beziehung zu ihren beiden Schwestern hervorheben möchte. Die war einfach großartig umgesetzt, weil sie sowohl realistisch als auch herzerwärmend war!

Was die Schachspiele angeht, sind sie zugegeben nicht allzu ausführlich beschrieben – man bekommt zwar einen guten Eindruck davon, wie herausfordernd und spannend die jeweiligen Spiele sind, aber insgesamt erhält man eher einen groben Überblick. Was in diesem Fall durchaus gut ist, sodass auch Leserinnen und Leser, die nicht so viel mit Schach anfangen können, problemlos in die Geschichte einfinden.

Nur eine einzige Kritik habe ich: Dass das Spiel, auf das wir alle gewartet haben, gar nicht richtig beschrieben wurde! Das fand ich sehr schade, weil der ganze Roman im Grunde darauf hingezielt hat, uns aber keine tatsächliche Beschreibung des Spiels lieferte. Das Ende war zwar trotzdem zufriedenstellend, aber das Weglassen des Hauptspiels war für mich so, als würde man am Ende eines Spiels den Endbosskampf überspringen!

Nichtsdestotrotz handelt es sich bei diesem Roman möglicherweise sogar um meinen Liebling aus Ali Hazelwoods Feder – mir hat das Lesen von Anfang bis Ende Spaß gemacht und ich kann ihn jedem Leser und jeder Leserin empfehlen, die einfach mal wieder eine schöne, angenehm zu lesende Liebesgeschichte brauchen!

Klytämnestra
560 Seiten

Klytämnestra wächst als spartanische Prinzessin frei und ungebunden auf, bis sie gezwungen wird, König Agamemnon von Mykene zu heiraten. Entschlossen, sich nicht von ihm unterwerfen zu lassen, beginnt ein Spiel um Macht – und um die vielen Opfer, die sie bringen muss …

Ich habe schon zwei oder drei Romane gelesen, in denen die griechische Sagengestalt Klytämnestra eine tragende Rolle spielte, doch das hier ist der erste Roman, der sich ausschließlich ihr widmet. Zu meiner Freude ist Costanza Casati eine großartige Darstellung Klytämnestras gelungen: Man spürt während des Lesens regelrecht, wie ihre Verluste ihre Seele erhärten und sie Entscheidungen trifft, die man mitnichten bewilligt, aber dennoch versteht. Sie kann eine kaltherzige, grausame Königin sein – und noch so viel mehr.

Mir war Klytämnestra trotz mancher kontroverser Taten sehr sympathisch, weil die Autorin es leicht machte, sich in sie hineinzuversetzen. Hier hilft es auch, dass über zwei Drittel der Handlung vor der Opferung ihrer Tochter spielten, sodass man Klytämnestra als Charakter sehr gut kennenlernt und mit ihr mitfiebert. Für die einen oder anderen Leserinnen und Leser könnte das zwar ein zu langsames Tempo sein, doch aufgrund des angenehmen Schreibstils habe ich mich nie daran gestört.

Ironischerweise habe ich mir dafür gewünscht, noch ein bisschen mehr über Klytämnestras Geschwister zu erfahren, zu denen unter anderem die schöne Helena gehört. Zunächst bekommt man durchaus genug von ihnen mit, aber ab Iphigenies Opferung geraten sie in den Hintergrund, was ich ein wenig schade fand. Für mich ist das deshalb ironisch, weil ich mir bei anderen Romanen gerne wünschte, sie hätten nur von Klytämnestra gehandelt, jetzt aber bei einem Roman, der sich bis auf wenige Szenen ausschließlich auf ihre Sichtweise konzentriert, gerne noch mehr von anderen Charakteren mitbekommen hätte. Aber um ehrlich zu sein, ist das keine starke Kritik – ich mochte es viel zu sehr, an Klytämnestras Seite ihr Leiden und ihre Rache zu verfolgen, sodass ich die mangelnde Relevanz anderer Charaktere durchaus verschmerzen kann.

Insgesamt handelt es sich bei diesem Roman fraglos um die beste Darstellung von Klytämnestra und ist deshalb zu einem meiner liebsten auf griechischen Mythen basierte Romane überhaupt geworden!

See You Yesterday
427 Seiten

Barrett Bloom hat einen furchtbaren ersten Collegetag: Ihre Erzfeindin wird in dasselbe Zimmer wie sie eingeteilt, ein unhöflicher Student namens Miles blamiert sie in der Physikvorlesung, sie vermasselt ein Vorstellungsgespräch bei ihrer gewünschten Studentenzeitung und setzt auch noch versehentlich das Verbindungshaus in Brand. Komplett erschöpft schläft sie im Gemeinschaftsraum ein … und wacht am selben Tag wieder auf. Es ist Mittwoch, der 21. September, zum zweiten Mal. Was Barrett zunächst für eine sehr lebendige Halluzination hält, entpuppt sich bald als die unmögliche Wirklichkeit: Sie steckt in einer Zeitschleife fest. Und sie ist nicht die einzige – auch Miles, der Physikstudent, ist darin gefangen, und das sogar schon zwei Monate länger als sie. Zusammen versuchen sie alles Mögliche, um der Zeitschleife zu entfliehen – und kommen sich dabei langsam näher …

Ich liebe sowohl Zeitschleifen als auch Slow-Burn-Romanzen, weshalb ich besonders erfreut war, hier eine fantastische Umsetzung von beidem zu sehen! So schafft es die Zeitschleife, sowohl Neues als auch Altes hervorragend miteinander zu verbinden, sodass man einerseits ein Gefühl dafür bekommt, welche Konstanten es in ihr gibt und sich andererseits über die Entwicklungen der einzelnen Zeitschleifen freut. Rachel Lynn Solomon hat das Gleichgewicht zwischen beidem wirklich wunderbar hinbekommen!

Und dann gibt es da natürlich noch die Romanze zwischen Barrett und Miles, die sich im Verlauf des Romans entwickelt. Das geschieht auf so natürliche und schöne Weise, dass es mir sehr leicht gefallen ist, mit den beiden und ihrer wachsenden Beziehung mitzufiebern; hier hat es natürlich auch geholfen, dass sowohl Barrett als auch Miles sympathische, dreidimensionale Charaktere sind, bei denen die Chemie trotz Anfangsschwierigkeiten einfach stimmt. :)

Andere Charaktere (wie Barretts neue Mitbewohnerin Lucie oder ihre Mutter Mollie) kommen ebenfalls zum Zug, auch wenn der Fokus definitiv auf den beiden Hauptcharakteren liegt. Insofern hätten ein paar der Nebencharaktere eventuell noch mehr Relevanz bekommen können, aber insgesamt hat es mich nicht gestört, dass sie eine eher unwichtigere Rolle in der Handlung hatten.

Von daher ist dieser Roman eine gelungene Zeitschleifen-Romanze, die ich problemlos allen Zeitschleifen-Fans ans Herz legen kann!

Die Fremde in meinem Haus
384 Seiten

Vor fünfzehn Jahren hat Susie ihre Tochter Sky zur Adoption freigegeben und es seitdem bitter bereut. Umso erfreuter ist sie, als sie eine E-Mail von Anna Mulcahy erhält, die ihr offenbart, ihre leibliche Tochter zu sein. Zusammen mit ihrem Mann Gabe schafft sie es schließlich, Sky aus den Fängen ihrer Familie zu befreien. Bald darauf jedoch nimmt Skys Verhalten destruktive Züge an und droht, Susies und Gabes Leben für immer zu zerstören ...

Dieser Roman ist zwar als "Thriller" gekennzeichnet, doch finde ich, dass diese Bezeichnung nicht unbedingt zu ihm passt. Zwar hat er durchaus thrillerhafte Elemente, ist letztendlich aber ein emotionaler, dramatischer Roman über die psychische Probleme eines Mädchens, die dazu beitragen, dass es alles Gute in seinem Leben zerstören will. Zwar habe ich Skys Verhalten mitnichten immer verstanden und fand es letztendlich unentschuldbar, aber JP Delaney gelang es trotzdem ganz gut, sie nicht als Monster, sondern als Mensch, der Hilfe verdient, darzustellen.

Dementsprechend gibt es in diesem Roman auch einige emotionale Szenen, die manchmal verstörend, manchmal traurig und manchmal sogar zum Haare ausraufen sind. Susie und Gabe geben ihr Bestes, um sich um Sky zu kümmern, merken bald aber, dass ihre vorigen Eltern einen guten Grund hatten, sie so bereitwillig aufzugeben; gleichzeitig haben sie mit Problemen aus ihrer Vergangenheit zu kämpfen, die sie immer noch nicht losgelassen haben. Diese Reise zu verfolgen, war manchmal durchaus frustrierend, weil Sky es ihnen sehr schwer gemacht hat. Obwohl man ihre Beweggründe kennt, ist es schwer, über ihr Verhalten hinwegzusehen.

Insgesamt würde ich sagen, dass es sich bei diesem Buch um einen spannenden Roman und nicht um einen spannenden Thriller handelt, der am besten bei den Leser*innen aufgehoben ist, die bereit sind, sich den sehr ernsten Themen zu stellen. Alle anderen sollten lieber auf Alternativen zurückgreifen, weil das Leseerlebnis mich persönlich eher mitgenommen als angetrieben hat. Dennoch: Für diejenigen, die wissen, was sie erwartet, ist dieser Roman bestens geeignet!

Die verlorene Tochter
384 Seiten

Lily ist Kellermeisterin und liebt es, an der Weinlese aktiv beteiligt zu sein. Zu diesem Zweck besucht sie auch die Familie Rossi in Italien, die das berühmteste Weingut besitzen. Doch auch ein anderer Grund führt sie her: Für ihre verstorbene Großmutter wurde ein unerwartetes Erbstück entdeckt, eine Schachtel, in der sich nur ein Opernprogramm und ein Rezept befinden. Fest entschlossen, herauszufinden, was es damit auf sich hat, folgt Lily den Spuren der Vergangenheit – und bis zur Liebesgeschichte zwischen der Balletttänzerin Estée und dem Bäckersohn Felix …

Diese Geschichte erinnert vom Grundprinzip stark an die Sieben-Schwestern-Reihe von Lucinda Riley, weil es auch hier um verlorene Frauen geht, die die Geschichte ihrer Vorfahren aufdecken wollen. Und obwohl ich „Die verlorene Tochter“ nicht ganz so stark wie „Die sieben Schwestern“ fand, finde ich immer noch, dass sich der Roman hervorragend für Riley-Fans eignet.

Zunächst haben wir natürlich die Gegenwartsgeschichte, die neben der Weinlese und der Suche nach Antworten auch eine Liebesgeschichte enthält – doch ist es die Geschichte von Estée und Felix, die mich am meisten gefesselt hat. Dabei war ich am Anfang erst mal skeptisch, weil die beiden sich buchstäblich bei ihrer ersten Begegnung als Jugendliche küssen, was mir definitiv zu schnell ging. Doch dann nimmt ihre Beziehung ein angenehmeres Tempo an und hat mich richtig mit den beiden mitfiebern lassen. Soraya Lane hat hier zwar nicht das Rad neu erfunden, aber dennoch eine zugleich herzerwärmende und herzzerbrechende Liebesgeschichte geschrieben, die mir sehr gefallen hat.

Im Vergleich fand ich die Gegenwartskapitel nicht ganz so dramatisch, weil die Liebesgeschichte hier zwar auch süß, aber nichts allzu Besonderes ist. Ein wenig gefehlt hat mir auch der Fokus auf die FAMILIENgeschichte. Zwar kommt Estées und Felix’ Familie in einer wichtigen Rolle vor, doch hat man die Verbindung der verschiedenen Familienmitglieder nicht richtig gespürt – was wohl vor allem daran liegt, dass das verbindende Familienmitglied, Lilys Großmutter, schon vor Beginn der Handlung verstorben ist und die ganzen Enthüllungen sich stark um sie drehen. Hier hätte es mir gefallen, wäre die Großmutter noch am Leben gewesen, um ebenfalls die Wahrheit hinter ihrer Herkunft erfahren zu können.

Soraya Lane ist nicht die neue Lucinda Riley, schreibt aber dennoch lesenswerte Geschichten, die für mich zwar nicht ganz ohne Schwächen, aber trotzdem schön zu lesen sind!

Die sieben Schwestern
576 Seiten

Maia ist die älteste von sechs adoptierten Schwestern und auch die erste, die vom Tod ihres Vaters Pa Salt erfährt. Dieser hat ihr und den anderen Schwestern nicht nur einen Abschiedsbrief, sondern auch eine Armillarsphäre mit den Koordinaten ihrer Geburtsorte hinterlassen. Maia zögert zunächst, ihr trautes Heim zu verlassen, doch schließlich macht sie sich doch auf die Reise nach Rio de Janeiro auf, wo sie in die Geschichte ihrer Urgroßmutter Izabela hineingezogen wird – und deren tragischer Liebesgeschichte …

Die Reihe um die sieben Schwestern gehört zu denjenigen, von denen ich so viel Positives gehört habe, dass ich schließlich selbst neugierig wurde und beschloss, den ersten Band der Schwestern zu lesen. Und nach der Lektüre muss ich sagen, dass es kein Wunder ist, dass sich diese Reihe so viel Beliebtheit erfreut! Die Geschichte von Maia ist hierbei noch nicht einmal der Fokus (obwohl auch in ihrem Leben dramatische Dinge passiert sind), sondern vielmehr ihre Vorfahrin Izabela, die sich zwischen Pflicht und Liebe nicht entscheiden will und versucht, beides gleichermaßen unter einen Hut zu bringen. Dabei lernen wir auch einige historische Ereignisse kennen (speziell den Bau der Christusstatue in Rio), sodass wir neben der schönen Geschichte sogar noch in die Vergangenheit von Ländern blicken können, die nicht oft in Romanen thematisiert werden.

Der Schreibstil las sich sehr angenehm, sodass ich selbst die ein, zwei etwas langatmigeren Stellen des Romans gut überwand und mich vom gesamten Rest einnehmen ließ. Das Einzige, was mich ein wenig verwunderte, war, dass Maias Geschichte so sehr im Hintergrund stand, dass sie im Grunde nicht wichtig war; selbst ihre leibliche Mutter und Großmutter spielen fast keine Rolle, weil der Roman sich so stark auf ihre Urgroßmutter Izabela konzentriert. Hier habe ich mich durchaus gefragt, wie relevant diese Geschichte überhaupt für Maia sein könnte, da die Ereignisse zwar durchaus für ihre Gegenwart relevant sind, aber jetzt auch nicht so stark, dass ich verstehen würde, warum ihr Vater ausgerechnet wollte, dass sie die Geschichte ihrer Urgroßmutter aufdeckt.

Nichtsdestotrotz habe ich die Lektüre trotz dieser kleinen Logikfrage sehr genossen und bin durchaus gewillt, mir nach und nach auch die anderen Schwestern-Bände zu Gemüte zu führen; wann genau das der Fall sein wird, kann ich zwar noch nicht sagen, aber ein Interesse dafür habe ich nach der Lektüre dieses schönen Romans durchaus!