Bücherregal lädt …
Maybe In Another Life
400 Seiten

Hannah weiß nicht so recht, wohin mit ihrem Leben, als sie in einer Bar ihrer ersten Liebe Ethan wieder begegnet. Als sie sich entscheiden muss, ob sie die Nacht mit ihm verbringen oder lieber mit ihrer besten Freundin Gabby früher nach Hause will, fällt die Entscheidung nicht leicht – ist es besser, ihrer Vergangenheit noch eine Chance zu geben oder lieber in die Zukunft zu blicken? Und so tut sie schlicht ergreifend beides: In einem Universum entscheidet sie sich dafür, Ethan noch eine Chance zu geben, wobei sie sich allerdings Problemen stellen müssen, mit denen sie nicht gerechnet haben und die ihre Liebe ernsthaft auf die Probe stellen; und in einem anderen Universum verbringt sie lieber Zeit mit ihrer besten Freundin, erleidet jedoch einen schlimmen Unfall, der sie für längere Zeit ins Krankenhaus befördert. Dort lernt sie ihren Nachtpfleger Henry näher kennen, doch natürlich darf dieser keine persönliche Beziehung zu ihr haben …

Taylor Jenkins Reid, die einen Roman schreibt, der zwei alternative Lebenslinien auf einmal erzählt? Definitiv ein Roman, der sofort mein Interesse geweckt hat, weil ich beides sehr liebe! Doch muss ich zugeben, dass das Konzept nicht ganz zufriedenstellend umgesetzt wurde. Das liegt vor allem daran, dass eine Zeitlinie mir SEHR viel besser vorkam als die andere, bis zu dem Punkt, an dem sich die andere fast schon falsch angefühlt hat. Es war meiner Meinung nach sehr offensichtlich, mit wem Hannah „eigentlich“ zusammenkommen soll, weil ihre Liebesgeschichte mit Ethan so süß und gleichzeitig so realistisch war, dass ich gar nicht anders konnte, als mit ihnen mitzufiebern.

Natürlich hat die Zeitlinie mit Henry auch seine Vorteile – so war ich am Anfang besonders investiert in Hannahs Unfall und den Konsequenzen, die sich daraus ergaben, weil ich so mit ihr mitgelitten habe. Henry selbst ist zudem sehr sympathisch, wenn ich auch die Liebesbeziehung zwischen ihm und Hannah nicht so emotional ergreifend fand wie die Beziehung zwischen Hannah und Ethan. Aber die größte Schwäche der Henry-Storyline ist es, dass es sich so anfühlt, als würde für den Großteil der Handlung nichts passieren, während gleichzeitig die Ethan-Story konstant gutes Drama liefert. Das hat die beiden Handlungsstränge disproportional gemacht, weshalb ich wünschte, der Henry-Teil hätte noch mehr geboten, um die beiden Liebesgeschichten äquivalent(er) zu gestalten.

Was dafür in beiden Geschichten fantastisch umgesetzt wurde, war Hannahs Freundschaft mit Gabby. Sie war für mich sogar das Beste am Roman, weil die beiden Freundinnen sich gut genug kennen, um ehrlich zueinander zu sein, sich aber auch zu unterstützen, wenn es der anderen nicht gut geht. Das war so herzerwärmend zu lesen und hat beide Geschichten ordentlich bereichert.

Auch gefällt mir, wie die Nebenplots in beiden Handlungssträngen entwickelt wurden. Gerade, weil man die Geschichten parallel liest, bekommt man ein besonders interessantes Leseerlebnis, wenn man die Entwicklungen beider Geschichten miteinander vergleicht. Besonders das Ende möchte ich positiv hervorheben, weil es trotz der Tatsache, dass es sich um zwei unterschiedliche Geschichten handelt, für alle Charaktere ein zufriedenstellendes Ende gefunden hat.

Insgesamt ist das Buch trotzdem eine Empfehlung wert, wenn man bereit dazu ist, die disproportionale Gewichtung beider Handlungsstränge zu akzeptieren!

SIEBEN STUNDEN. Wen würdest du retten?
416 Seiten

Vor zehn Jahren gehörte Cassidy zu den Überlebenden eines schrecklichen Unfalls. Als im Jahr nach dem Unfall eine Überlebende Selbstmord beging, beschlossen die übrigen, sich von nun an jedes Jahr in einem abgelegenen Strandhaus zu treffen. Doch nun, im zehnten Jahr, ist wieder einer von ihnen gestorben und die anderen vermuten, dass einer aus der Gruppe jemandem verraten hat, was damals wirklich geschah. Während ein Sturm aufzieht und die Spannungen in der Gruppe immer deutlicher werden, müssen die restlichen Überlebenden herausfinden, wer von ihnen der Verräter ist …

Ich finde es überraschend schwierig, diesen Thriller zu bewerten, denn obwohl er sehr vorhersehbar, teils langsam erzählt ist und zu viele Charaktere hat, hat er mir überraschend viel Spaß gemacht.

Die Grundidee fand ich sehr interessant und die Art und Weise, wie wir einerseits die Gegenwart erleben und andererseits die rückwärts erzählte Vergangenheit, bei dem jeder Charakter ein Kapitel bekommt, war gut umgesetzt. Während ich am Anfang sehr große Schwierigkeiten hatte, die verschiedenen Charaktere voneinander zu unterscheiden, wurde das im Lauf der Zeit besser, weil sie schließlich alle ein Kapitel nur für sich bekamen. Trotzdem finde ich, dass man die Anzahl der Überlebenden ein wenig hätte kürzen können, um ihnen dafür mehr Charaktertiefe zu geben.

Diese Tiefe hat auch bei der Handlung gefehlt. Ich weiß nicht, ob es daran liegt, dass ich bereits so viele Thriller gelesen habe, aber ich konnte jeden Twist akkurat vorhersehen, bis zu dem Punkt, an dem es sich anfühlte, als hätte ich den Roman bereits gelesen. Doch seltsamerweise hat das meinem Lesevergnügen keinen Abbruch getan, ich fand den Thriller immer noch gut zu lesen und unterhaltsam. Ein wenig erinnerte er mich an das Gefühl, tatsächlich ein bereits bekanntes Buch nochmals zu lesen: Selbst, wenn man weiß, was passiert, fühlt es sich gut an, in familiäre Geschichten einzutauchen.

Das Pacing der Geschichte ist recht langsam und es gibt eine Phase, in der nicht viel passiert. Doch durch die Mysterien, den Aufbau der Atmosphäre und den angenehmen Schreibstil war ich trotzdem investiert in die Handlung. Wie gesagt, der Thriller war unterhaltsam zu lesen, trotz oder vielleicht gerade wegen der bekannten Handlung. Trotzdem würde ich ihn eher denjenigen empfehlen, die noch nicht so viele Thriller gelesen haben, weil alle anderen seine Vorhersehbarkeit als zu störend empfinden könnten.

Lieblingskind
464 Seiten

Als Teenager ist Joes kleine Schwester Annie verschwunden - doch es war ihr Wiederauftauchen 48 Stunden später, das ihn für immer beeinflussen hat. Damals benahm sie sich ganz anders als früher und kam schließlich in einem Unfall ums Leben. Jahrzehnte später bekommt Joe jedoch eine E-Mail, die verkündet, der Absender wüsste, was damals wirklich mit seiner Schwester passiert ist - woraufhin er als Lehrer nach Arnhill zurückkehrt, um die Wahrheit herauszufinden ...

Nachdem mir "Schneewittchen schläft" sehr gut gefiel, habe ich beschlossen, auch die anderen beiden Thriller von C. J. Tudor zu lesen, angefangen mit dem, den sie davor schrieb: "Lieblingskind". Wie schon der Nachfolger ist er unglaublich spannend geschrieben - so spannend, dass ich ihn innerhalb eines Tages durchlas! Tudor versteht es, Geheimnisse an genau den richtigen Stellen zu lüften und Kapitel stets so enden zu lassen, dass man sofort weiterlesen möchte.

Die Auflösung im Allgemeinen hat mir auch sehr gefallen, aber insgesamt blieben einige wichtige offene Fragen übrig, die leider nicht aufgeklärt wurden. Die wichtigste hierbei ist mit Abstand diejenige, warum Annie sich nach ihrer Rückkehr so merkwürdig/gruselig verhielt, denn Trauma ist definitiv keine Antwort auf ihre Taten. Ein paar Ungereimtheiten wegen ihrer Verletzungen existieren dabei auch. Annie selbst spielt im Roman interessanterweise nicht die Hauptrolle, sondern eher Joes ehemalige Freundschaft zu seinem alten Schulfreund Stephen Hurst, die durch ein traumatisches Erlebnis in ihrer Jugend für immer zerstört wurde. Natürlich ist Annie darin beteiligt, aber da man sie nur in Flashbacks kennenlernt, würde ich sie nicht als hauptsächliches Mysterium klassifizieren.

Andere Mysterien werden zufriedenstellend zu einem Abschluss gebracht, weshalb es mich sehr verwunderte, dass das Hauptmysterium keine Antwort erhielt. Das ändert nichts daran, dass der Thriller außergewöhnlich spannend war, aber wer gerne Antworten auf alle offenen Fragen möchte, wird diese leider nicht erhalten.

Nichtsdestotrotz freue ich mich schon auf den "Kreidemann" und bin zuversichtlich, dass auch dieser Thriller sich durch seine Spannung positiv hervorheben wird!