Bücherregal lädt …
Das Jahr voller Bücher und Wunder
496 Seiten

Seit ihr Ehemann Joe gestorben ist, hat Tilly die Leidenschaft fürs Lesen verloren. Als sie am Anfang des Jahres einen Anruf vom Buchhändler Alfie bekommt, ist sie deshalb umso überraschter, als er ihr offenbart, dass Joe ihr ein Jahr voller Bücher vorbereitet hat – für jeden Monat eines. Zunächst möchte Tilly am liebsten nichts damit zu tun haben, zu sehr schmerzt der Verlust noch, doch als sie schließlich Joes erstes Buch liest, entdeckt sie tatsächlich die Liebe fürs Lesen wieder. Monat für Monat besucht sie Alfie, holt sich ihr Buch und kehrt immer mehr ins Leben zurück. Und vielleicht kann sie auch die Liebe wieder für sich entdecken …

Ich habe bereits eine ausführliche Leseprobe des Buchs gelesen, das die ersten sechs Monate enthielt und bin froh, dass auch das gesamte Buch eine wirklich schöne Lektüre war. Es ist wirklich unglaublich leicht, in die Geschichte einzutauchen, in Tillys Selbstfindung und in ihre wachsende Romanze mit Alfie. Natürlich machte es auch viel Spaß, die Diskussionen über Bücher zu verfolgen, aber tatsächlich liegt der Fokus nicht auf den Büchern selbst, sondern auf deren Wirkung. Die Bücher, die Tilly während des Jahres liest, werden in der Regel nicht ausführlich behandelt, sondern die Dinge, zu denen sie Tilly inspirierten, speziell Reisen in verschiedene Länder und das Ausprobieren neuer Hobbys.

Das fand ich besonders erfrischend: Zwar nimmt die Romanze mit Alfie selbstverständlich einen wichtigen Teil der Handlung ein, aber beide haben auch ihren individuellen Handlungsstrang. Ich liebte es, die süßen Momente zwischen den beiden zu lesen, aber auch die Art und Weise, wie sie mit ihren persönlichen Problemen umgingen. Gerade bei Tilly spielen auch die Beziehungen zu ihrer Schwester, besten Freundin und Schwiegermutter eine wichtige Rolle, wobei ich sehr froh war, dass es bei allen eine zufriedenstellende Aussprache gab.

Ich glaube, das einzige, was ich zunächst überraschend fand, ist die Tatsache, dass Joe Tilly vergleichsweise viele Sachbücher schenkt. Einerseits fand ich es gut, dass sehr viele verschiedene Genres zur Sprache kamen, von Kinderbüchern bis zu Reiseführern, aber andererseits habe ich etwas mehr Romane vermisst – zumal es zwischen den Monaten immer eine Empfehlungsliste von Alfies Buchhandlung mit verschiedenen Romanen gibt. Letztendlich mochte ich es allerdings, dass Tilly so auf verschiedene Weisen geholfen wurde.

Insgesamt also ein richtig schönes Wohlfühlbuch, das einfach gut tut – über das ganze Jahr hinweg!

Die Mondschwester
714 Seiten

Tiggy hat kein großes Interesse daran, ihre Familiengeschichte aufzudecken, sondern möchte lieber im Kinnaird-Anwesen arbeiten, um dort bedrohten Tierarten zu helfen. Doch dann kommt sie mit Chilly in Kontakt, einem alten gitano, der in ihr die Enkelin der berühmten Flamenco-Tänzerin Lucía Albaycín erkennt. Sie eroberte damals Spanien, Argentinien und noch mehr Länder mit ihrem Tanz, und obwohl Tiggy selbst fast keine Gemeinsamkeiten mit ihr hat, hilft ihr Lucías Geschichte, ihre eigene zu finden …

Auch der fünfte Band der Sieben-Schwestern-Reihe ist angenehm geschrieben und erzählt zwei packende Geschichten in einer. Tiggy ist die „esoterische“ der Schwestern und das schlägt sich definitiv in der Handlung nieder – denn obwohl ärztliche Heilmittel zum Glück positiv dargestellt werden, gibt es einen starken Fokus auf alternative Heilmittel und vor allem auf Wahrsagerei, die im Buch stets wahr wird. Mir persönlich war der übernatürliche Aspekt ein wenig zu viel, weil er sich zwar trotzdem flüssig in die Handlung einfügte, jedoch nicht zu dem realistischen Setting passte, in dem die Geschichte spielt.

Tiggy war eine sehr sympathische Protagonistin, doch die wahre Stärke des Romans war Lucía, deren Leben wir ausführlich erleben. Sie war mit Abstand mein Lieblingscharakter, weil sie so vielschichtig und komplex geschrieben war: Sie war stur, entschlossen, leidenschaftlich, wusste sich durchzusetzen, kämpfte für ein eigenes Leben für sich und half ihrer Familie so gut sie konnte – doch sie war auch egoistisch, achtete nicht immer auf ihre Liebsten und ließ sie teilweise sogar im Stich, war niemals zufrieden mit ihrem Erfolg und hatte auch keinen Problem damit, in unangemessenen Lebenssituationen zu rauchen und zu trinken. Mit anderen Worten: Lucía war mindestens so leuchtend und brennend, wie sie tatsächlich dargestellt wird, was einfach großartig zu lesen war. Mir kam sie tatsächlich wie eine reale Person vor, mit Stärken und Schwächen und einer Lebensgeschichte, die mindestens so einnehmend wie ihr Charakter war.

Neben Lucía bekommen wir auch viel von ihrer Mutter María und ein bisschen etwas von ihrer Tochter Isadora mit, wobei María sich in die Reihe sympathischer Charaktere einreihte und Isadora zu denen, von denen ich gerne noch mehr gelesen hätte. Denn obwohl sie Tiggys Mutter ist, wird ihre Lebensgeschichte größtenteils zusammengefasst, anstatt sie aktiv zu erzählen. Das fand ich schade, weil sie es aufgrund ihrer engen Verbindung zu Tiggy verdient hätte, wenigstens ein Kapitel über ihr Erwachsenenleben zu bekommen. Selbst María bekam mehr Screentime als sie, obwohl sie nicht so relevant für die Geschichte war. Trotzdem waren die Vergangenheitskapitel so einnehmend geschrieben, dass sie die Gegenwartskapitel komplett in den Schatten stellten.

Was mir an denen zunächst nicht gefiel, lässt sich mit einem Charakter zusammenfassen: Zed. Er wird glücklicherweise so grässlich dargestellt, wie er tatsächlich ist, aber die Szenen mit ihm waren mir trotzdem so unangenehm, dass ich Tiggys Geschichte erst dann neugierig weiter las, sobald er keine Rolle mehr in ihr spielte. Ein großes Lob an Lucinda Riley dafür, sein problematisches Verhalten als solches angesprochen zu haben, aber der Preis dafür war eine erste Hälfte, in der ich Tiggys Kapitel am liebsten gar nicht lesen wollte, weil Zed mich so aufregte! Ich schätze, dass das letztendlich ein Kompliment ist, weil er genauso rüberkommen sollte.

Doch neben Zed gibt es noch Cal und Charlie, die zwar um einiges besser waren als er, mir aber nie ganz sympathisch wurden. So machte Cal speziell in der ersten Hälfte viele abfällige Bemerkungen über Tiggy, die ihn für mich unsympathisch machten, obwohl er in der zweiten Hälfte etwas besser wurde; und Charlie, der mit Abstand der beste der drei war, zeigte immer noch ein beschützendes und kontrollierendes Verhalten gegenüber Tiggy, das aufgrund des Kontexts zwar teils verständlich war, mir aber immer noch zu viel war. Tatsächlich hätte ich mir gewünscht, dass Tiggy gar keine Romanze eingeht und stattdessen ihrem Traum folgt, statt am Ende festzustellen, dass er in Wirklichkeit daraus besteht, bei ihrem Love Interest und den Tieren des Anwesens zu bleiben.

Wie man feststellen kann, habe ich also durchaus ein paar wichtige Kritikpunkte an den Roman – doch ich würde lügen, wenn ich behaupten würde, dass er meine Freunde am Lesen vermindert hat. Ja, die Zed-Szenen waren tatsächlich unangenehm zu lesen, aber weil der ganze Rest (speziell die Vergangenheitskapitel) so grandios geschrieben waren, hatte ich immer noch meinen Spaß mit dem Roman – und hoffe, dass auch der sechste mir eine packende Geschichte bieten wird!

Das Jahr voller Bücher und Wunder (Ausführliche Leseprobe)
224 Seiten

Es ist Monate her, seit Tillys Ehemann Joe gestorben ist. Aus diesem Grund trifft es sie umso unerwarteter, als der Buchhändler Alfie sie an ihrem Geburtstag anruft und ihr verkündet, dass Joe ihr für jeden Monat ein Buch hinterlassen hat, das ihr helfen soll, ihre Trauer zu überwinden. Zunächst will Tilly sich nicht darauf einlassen, zu sehr schmerzt immer noch Joes Verlust. Doch schließlich siegt ihre Neugier und Monat für Monat besucht sie die Buchhandlung, um Joes nächstes Buch abzuholen. Dabei lernt sie nicht nur Alfie besser kennen, sondern findet endlich ein neues Leben für sich …

Ich lese XXL-Leseproben eher ungern, weil ich es bevorzuge, lieber das vollständige Buch in der Hand zu halten, doch hier habe ich mich ausnahmsweise dafür entschieden, weil der Aufbau der Geschichte es leicht macht, erst mal die ersten sechs Monate zu lesen, bevor die gesamte Geschichte herauskommt. Und insgesamt bin ich nach dieser ausführlichen Leseprobe sehr gewillt, das vollständige Buch zu lesen!

Der Schreibstil ist angenehm und macht es leicht, sowohl mit Tilly als auch mit Alfie mitzufühlen. Sowohl die Trauer, die sie empfinden, als auch die Hoffnung, die sie schöpfen, war wunderschön beschrieben, wobei ich nur ihre beginnenden romantischen Gefühle füreinander unrealistisch fand – denn dadurch, dass sie sich zunächst nur einmal im Monat sehen und erst später ein wenig mehr Zeit miteinander verbringen, kam es mir seltsam vor, dass sie sich trotzdem zueinander hingezogen fühlten. Hier hoffe ich, dass die zweite Hälfte der Handlung diesen Aspekt weiter vertieft und es ihnen erlaubt, noch mehr private Momente auszutauschen, damit ihre Romanze dadurch natürlicher wird.

Bisher war ich besonders in Tillys Selbstfindung investiert, weil ich es mochte, wie sie begann, eigene Entscheidungen für ihr Leben zu treffen und sogar kleine Abenteuer zu erleben. Sie befindet sich durchaus in einer privilegierten Situation, weil es nicht jeder Person in ihrer Situation möglich wäre, die Dinge zu tun, die sie tut, weshalb das Buch in diesem Aspekt eher einer Wunscherfüllung gleicht und nicht der Realität – aber gerade deshalb war es so schön zu lesen. Ich bin zuversichtlich, dass der vollständige Roman den Eindruck eines Wohlfühlbuchs verstärken wird.

Von den Nebencharakteren kommt leider niemand stark hervor, nur zu Joe erfahren wir durch Tillys Erinnerungen und die geschenkten Bücher mehr. Apropos: Natürlich werden hier viele Bücher erwähnt, von denen mir leider nur wenige bekannt vorkamen, doch gerade deshalb war es inspirierend, über sie zu lesen. Tatsächlich bin ich bei ein, zwei erwähnten Büchern gewillt, sie selbst zu lesen, weil sie sich so interessant anhörten! Doch insgesamt gibt es ein wenig ZU viele Lesetipps, die nicht immer relevant für die Handlung sind.

Ansonsten gibt es natürlich einige Handlungsstränge, die eingeführt wurden und von denen ich gespannt bin, wie sie sich im vollständigen Roman auflösen. Diesen werden ich auf jeden Fall lesen und freue mich schon darauf, das Ende von Tillys und Alfies Geschichte zu erfahren!

Die Komplizin – Ihr Mann ist ein Serienkiller. Was ist sie – Täterin oder Opfer?
480 Seiten

Carrie Miller ist die Frau von Serienkiller Daniel Miller, der sich „der Sandmann“ nennt und überall im Land gesucht wird. Die Öffentlichkeit ist davon überzeugt, dass sie zumindest in einem Teil der Morde involviert war und verlangt, dass sie dafür vor Gericht kommt. Ihr Verteidiger ist Eddie Flynn, der zwar an ihre Unschuld glaubt, aber auch überzeugt davon ist, dass Carrie ihm nicht alles gesagt hat. Als Carrie spurlos verschwindet, ist Eddie gezwungen, allein im Gericht für einen Freispruch zu kämpfen, während er sich fragen muss, ob sie ein Opfer des Sandmanns oder seine Komplizin ist …

„Die Komplizin“ ist bereits der siebte Eddie-Flynn-Thriller, der sich ganz gut separat von den anderen lesen lest und wie schon die Vorgänger eine spannende Lektüre bietet. Sehr gut haben mir hierbei die Überraschungen gefallen, weil ich natürlich meine Erwartungen hatte, sie aber auf sehr positive Weise untergraben wurden.

In diesem Band glänzen auch die Charaktere sehr, wobei Bloch und Gabriel Lake besonders hervorstechen. Bloch zeigt in diesem Band sowohl ihre Stärke als auch ihre Gefühle, während Gabriel ein wunderbar grauer Charakter war.

Eddie Flynn schafft es wieder, im Gericht zu überzeugen, aber tatsächlich haben mir die Szenen außerhalb des Gerichts am meisten gefallen, weil hier die Spannung besonders hoch war. Dazu trägt bei, dass eine Person, die Eddie am Herzen liegt, vom Sandmann entführt wird und ich regelrecht an den Seiten klebte, weil ich so große Angst um sie hatte.

Insgesamt ein spannender Thriller, der den anderen Eddie-Flynn-Romanen in nichts nachsteht!

Gott hat auch mal 'nen schlechten Tag
496 Seiten

In einem Helikopterabsturz, den Moderator Jacob Chrissen fast unbeschadet überlebt, kommen seine Frau und sein Sohn ums Leben. Zutiefst verzweifelt sieht er schließlich keine andere Möglichkeit, als seinem Leben ein Ende zu setzen – doch wird er gestoppt von der achtjährigen Lupi, die ihm ein Angebot macht: Zehn Tage, in denen sie ihn davon überzeugen will, das das Leben lebenswert ist. Denn ihr eigenes Leben sieht ebenfalls nicht allzu rosig aus – sie wird in der Schule schikaniert und hat Angst, dass sie aufgrund ihrer langfingrigen Mutter zu einer Pflegefamilie kommt. Deshalb braucht sie unbedingt ein Wunder – und wer wäre dafür besser geeignet als jemand, der einen Helikopterabsturz überlebt hat?

Dieser Roman ist schön, traurig, lustig und emotional – und natürlich auch recht vorhersehbar. Bereits bei der Kurzbeschreibung kann man gut vorhersehen, wie der Roman verlaufen und schließlich enden wird, aber das hat meiner Lesefreude keinen Abbruch getan. Es hat sehr viel Spaß gemacht, Jacob und Lupi bei ihren Szenen zuzusehen – Szenen, die aufgrund Jacobs Verlust zuerst sehr depressiv waren, bevor sie dank Lupi positiver wurden. Die beiden waren einfach großartig und ich mochte es, dass gleichwertig auf ihre Probleme eingegangen wurde.

Wobei ihre Beziehung zugegeben nicht immer ideal war: Es gab wunderbare Szenen, in denen Jacob sich für Lupi einsetzte und Zeit mit ihr verbrachte, aber leider auch welche, in denen er ihr schlicht Dinge kaufte, die sie wollte. Letzteres hat mir nicht besonders gut gefallen, weil es implizierte, dass man mit Geld Zuneigung kaufen kann. Eine ähnliche Kleinigkeit, die mich gestört hat, war, wie ein Charakter behauptete, man könne bei einem verschwundenen Kind erst nach vierundzwanzig Stunden eine Vermisstenanzeige aufgeben – was selbst bei Erwachsenen nicht stimmt, aber bei Kindern so offensichtlich falsch ist, dass ich mich wunderte, warum man diesen scheinbaren Fakt einbaute.

Sehr gut fand ich, dass Lupi und ihre Mutter Becky für Jacob nicht als Ersatz für seine verlorene Familie fungierten, sondern eher als zweite Chance, seine Fehler wiedergutzumachen. Nach all den traurigen Momenten, die er hatte, war es so wunderbar, ihn wieder für etwas brennen zu sehen.

Das Ende war ein wenig plötzlich, vor allem wenn man das langsame Pacing der Geschichte bedenkt, aber letztendlich werden alle Handlungsstränge abgeschlossen und bilden insgesamt eine schöne, emotionale Geschichte!

Die Perlenschwester
608 Seiten

Wie ihre Schwestern hat CeCe von Pa Salt einen Hinweis auf ihre Herkunft erhalten. Nachdem sie sich in Thailand eine Auszeit nimmt, macht sie sich auf nach Australien, um dort auf den Spuren von Kitty Mercer ihre eigenen Wurzeln zu finden. Dort lernt sie nicht nur die Geschichte Kittys, die ein ganzes Imperium um den Perlenhandel aufbaute, sondern auch sich selbst besser kennen …

In den vorigen drei Bänden machte CeCe keinen allzu sympathischen Eindruck auf mich, weshalb ich positiv überrascht war, wie wundervoll Lucinda Riley es gelungen ist, sie hier zu einem Charakter zu machen, mit dem man mitfiebert und in den man sich gut hineinversetzen kann. Dadurch, dass sie nach ihrer eigenen Identität sucht und an ihrem eigenen Können zweifelt, war es leicht, ihre Unsicherheiten auf die eigenen zu übertragen. Tatsächlich glaube ich, dass sich wahrscheinlich mehr Menschen in CeCe wiederfinden werden als in den vorigen drei Schwestern!

Aber fast noch wichtiger als CeCe ist Kitty Mercer, deren Leben wir ausführlich verfolgen. Hier gab es viele Plot Twists, die sehr unerwartet waren und das Lesen noch spannender machten. Kitty selbst ist ein unglaublich sympathischer Charakter und sowohl ihre Romanze mit Drummond als auch ihre Freundschaft mit Camira fand ich sehr einnehmend. Obwohl ein Teil von mir gerne noch mehr zu ihren Nachfahren erfahren hätte, war ich froh, dass der starke Fokus auf Kitty ihren Charakter so positiv hervorhob. Nur eins hat mich überrascht: Dass der Perlenhandel, den Kitty übernimmt, letztendlich fast keine Rolle spielte. Denn gerade, als Kitty die Zügel in die Hand nimmt, gibt es einen Zeitsprung und die goldenen Jahre ihres Unternehmens werden einfach übersprungen. Zugegeben passieren sehr viel spannendere Sachen danach und vor allem davor, aber dennoch hätte es mich interessiert, mehr vom Höhepunkt des Perlenhandels zu sehen. Ist zugegeben keine allzu große Kritik, weil mir der Rest so gefallen hat, aber dennoch erwähnenswert.

In CeCes Handlung gibt es in ihrer Zeit in Thailand einen unerwarteten Plot Twist, aber obwohl mir dieser sehr gefallen hat, kam mir Handlung, die mit ihm zusammenhängt, letztendlich nicht relevant vor. Theoretisch hätte man wahrscheinlich die ganze Handlung in Thailand weglassen und direkt zu Australien springen können, weil der Teil um Ace, den CeCe in Thailand kennenlernt, letztendlich wie eine Nebenhandlung wirkte, die seltsam abgeschnitten vom Rest der Handlung war. Der Australien-Teil hat mir da sehr viel besser gefallen, weil er sich nicht nur auf CeCes Ursprünge, sondern auch auf ihren Charakter selbst konzentrierte.

Zusammengefasst gab es also ein paar Dinge, die meiner Meinung nach hätten besser umgesetzt werden können, aber letztendlich war ich sehr begeistert von dem angenehmen Schreibstil, CeCes und Kittys Reise, der Art und Weise, wie sie miteinander verbunden wurden, der spannenden Handlung mit den vielen Twists und der Atmosphäre in Australien. Sehr empfehlenswert für alle, die Familiengeschichten und Geschichten über das Finden der eigenen Identität mögen!

Starling House
480 Seiten

Opal schafft es gerade so, sich und ihren Bruder Jasper mit Diebstählen und ihrer Arbeit über Wasser zu halten, doch das ändert sich, als sie sich eines Tages nach Starling House verirrt. Ihre erste Begegnung mit dem letzten Erben des Hauses, Arthur, verläuft bestenfalls kritisch, doch als sie ein paar Tage danach zurückkehrt, bietet er ihr überraschend einen Job als Haushaltshilfe an. Opal nimmt an, weil die Bezahlung genug ist, um ihrem Bruder ein angenehmes Leben zu ermöglichen. Doch die Gravelys, die die Stadt kontrollieren, haben es auf Starling House abgesehen und erpressen Opal, ihnen Informationen über das Haus zu geben. Hin- und hergerissen zwischen ihrem Verlangen, ihren Bruder zu schützen und Arthur nicht zu verraten, ahnt Opal, dass sie bald eine schwere Entscheidung treffen muss …

Dieser atmosphärische Roman beeindruckt vor allem durch seinen bildlichen, wunderschönen Schreibstil und seine Charaktere, ist dafür aber nicht zwingend spannend, sondern eher mysteriös.

Opal, Arthur und Jasper sind die wichtigsten Charaktere und alle waren vielschichtig und einnehmend. Auch einige der Nebencharaktere bekamen überraschende Momente, die mir sehr gefielen, wenn sie auch bei weitem nicht so wichtig sind wie die Hauptcharaktere und die zentrale Antagonistin. Das machte mir jedoch nichts aus, weil mir die zentralen Figuren so sehr gefielen und wir einen tiefen Einblick in ihre Gedanken und Gefühle bekamen.

Dazu hat der Schreibstil stark beigetragen. Alix E. Harrow benutzt Formulierungen und Sätze, die ein starkes Bild hinterlassen und die ich so noch nie gelesen habe. Es ist ein wundervoller, beeindruckender Schreibstil, der zudem die mysteriöse Atmosphäre des Romans betont und einfach schön zu lesen ist. Tatsächlich tue ich mich schwer, zu entscheiden, ob ich den Schreibstil oder die Hauptcharaktere besser fand, weil beide Aspekte so eng miteinander verwoben sind.

Doch etwas gab es, das mir beizeiten fehlte: (Konstante) Spannung. Das Mysteriöse und Unheimliche wird hervorragend durch den Schreibstil eingefangen, doch die Handlung war eher ruhig und drängte mich nicht immer zum Weiterlesen. Dadurch, dass das Buch genug andere positive Aspekte hatte, tat ich es natürlich, aber trotzdem hat mir ein bisschen mehr Spannung gefehlt. Das Seltsame hierbei ist, dass es durchaus spannende Situationen gibt, sie sich aber nicht immer spannend anfühlten. Die übernatürlichen Gefahren waren für mich zu vage, um mich vor ihnen zu fürchten, weshalb mich die realen Gefahren, die durch die Erpressung der Gravelys entstanden, mehr überzeugten.

Aus diesem Grund würde ich den Roman Leserinnen und Lesern, die einen bildlichen Schreibstil, einnehmende Hauptcharaktere und eine atmosphärische Lektüre suchen, empfehlen – doch nicht unbedingt denjenigen, die gerne von Spannung getriebene Geschichten bevorzugen. Mir persönlich hat der Roman gut gefallen, doch ist er definitiv etwas für Fans ruhigerer, mysteriöser Geschichten!

Die Schattenschwester
608 Seiten

Star hat immer im Schatten ihrer Schwester CeCe gelebt, doch nach dem Tod ihres Vaters ist die Zeit für sie gekommen, sich selbst zu finden. Einem Hinweis ihres Vaters folgend, besucht sie eine Londoner Buchhandlung, wo sie auf den exzentrischen Orlando und seinen distanzierten Bruder Maus trifft. Es ist offensichtlich, dass ihre Familiengeschichten irgendwie zusammenhängen, doch wie genau, ist nicht ganz klar. Bis sie die Tagebücher von Flora MacNichol finden, die während ihres Lebens viele Entscheidungen traf, deren Konsequenzen bis in die Gegenwart reichen …

Der erste Band war gut, der zweite Band noch besser und der dritte mein bisheriges Highlight: „Die Schattenschwester“ hat die besten Aspekte der vorigen Bände in sich vereint und gleichzeitig die wenigen Kritikpunkte, die diese hatten, vermieden. Das fängt mit Star an, mit der ich mich wunderbar identifizieren konnte. Alle Schwestern waren bisher großartig und ich konnte mich leicht in sie hineinversetzen, doch Star war als die Schwester, die sich selbst und ihr Selbstbewusstsein erst finden musste, besonders liebevoll.

Und nicht nur sie war es, die mich begeisterte: Auch die Brüder Orlando und Maus waren absolut großartig und ich habe es sehr genossen, Orlandos exzentrischen Charakter und Maus’ Charakterentwicklung zu verfolgen. (Natürlich war auch Rory, ihr kleiner Neffe, super süß.) Hier mochte ich es auch, dass meine Erwartungen bezüglich der Charaktere positiv untergraben wurden, was zusätzlich zu ihrem realistischen Bild beitrug.

Doch der wohl wichtigste Charakter der Geschichte ist Flora, deren Vergangenheit wir ausführlich kennenlernen. Sie trifft viele wichtige Entscheidungen, die ihr Leben und das anderer formen, statt wie vorige Protagonistinnen eine Geisel der Entscheidungen anderer zu sein. Zwar gibt es natürlich Ereignisse, die sie nicht kontrollieren kann, aber insgesamt lässt Flora Dinge geschehen, anstatt sie nur geschehen zu lassen. Sie hat tatsächlichen Einfluss auf ihr Leben und ihre Entscheidungen treffen auf realistische Konsequenzen und Reaktionen. Ich hoffe, auch in den anderen Bänden so großartige, starke Frauenfiguren zu sehen!

Zum Schluss ist das Mysterium um Stars Vergangenheit sehr gelungen und hatte mehrere Twists, die ich nicht kommen gesehen habe. Sowohl ihre als auch Floras Geschichte hat mich stets angetrieben, sodass ich stets gewillt war, zu erfahren, was als nächstes passiert (bzw. passierte).

Wenn ich eine Kritik nennen müsste, würde ich Floras Entscheidung bezüglich ihrer Schwester und dem Mann, den sie beide lieben, hervorheben; es war für mich von Anfang an klar, dass das zu nichts Gutem führen würde. Die Reaktion darauf ist glücklicherweise realistisch, doch trotzdem hätte das ganze Drama relativ leicht vermieden werden können. Aber wenn ich ganz ehrlich sein soll, ist das wirklich nur eine kleine Kritik, die mich letztendlich nicht allzu sehr störte, sondern schlicht etwas war, das mir aufgefallen ist.

Insgesamt habe ich diesen Sieben-Schwestern-Band sehr genossen und freue mich, die Reise bald mit dem vierten Band fortzusetzen!

Survivor
448 Seiten

Hannah, Meg und Carter leben in einer Zombie-Apokalypse, in der Whistler noch das geringste Problem sind, als sie sich alle in einer gefährlichen Situation wiederfinden. Hannah ist nach einem Busunglück mit den anderen Überlebenden in den Trümmern gefangen. Meg wacht in einer Gondel mit ein paar Fremden auf, mit einer Leiche an Bord. Und Carter lebt mit anderen Überlebenden im Retreat, bis der Strom zusammenbricht und die Gruppe zu einer Bedrohung für sich selbst wird. In jeder Gruppe befindet sich ein Mörder, doch wie soll man ihn finden, während man gleichzeitig ums Überleben kämpft?

Sowohl das Setting als auch die Erzählweise haben diesen Thriller sehr besonders gemacht – ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal einen Roman gelesen habe, der in einer Zombie-Apokalypse spielt, sodass es sehr erfrischend war, nicht nur einen, sondern gleich drei Thriller-Geschichten zu lesen. Das war ebenfalls etwas, was den Roman besonders machte, weil die drei Thriller-Geschichten zwar auf geniale Weise miteinander zusammenhängen, aber für den Großteil der Handlung voneinander unabhängig sind.

Doch es gab trotzdem ein paar sehr wichtige Aspekte, die mich gestört haben und es letztendlich schwer machen, eine umfassende Empfehlung auszusprechen. Zum einen gibt es definitiv zu viele Charaktere, als dass man den Überblick über sie behalten könnte. So konnte ich nicht so sehr mit ihnen mitfiebern, wie ich es gerne gewollt hätte. Selbst, nachdem die ersten Personen sterben und der Cast kleiner wird, gab es in jeder Geschichte meistens nur einen Charakter, dessen Wohlergehen mir am Herzen lag.

Das hing auch damit zusammen, dass so ziemlich alle Charaktere äußerst unsympathisch sind, mit nicht mal einer Handvoll Ausnahmen, was es zusätzlich erschwerte, sich um sie zu sorgen. An sich ist es vollkommen in Ordnung, wenn Charaktere und speziell Sichtcharaktere moralisch grau sind, aber zusammen mit der großen Menge an Figuren habe ich exakt zwei Lieblingscharaktere für mich gefunden: Lucas, der in Hannahs Story auftaucht, und Meg, die meine liebste Protagonistin war. Alle anderen waren mir – leider – mehr oder weniger egal, weil sie nicht genug Fokus und sympathische Charakterzüge bekamen, als dass ich mit ihnen mitgefiebert hätte. (Traurig fand ich auch, dass das negative Bild, das manche Protagonisten über dicke Charaktere hatten, in der Handlung nur bestätigt wurde, anstatt ihnen das Gegenteil zu beweisen.)

Zum anderen entsprach das Ende nicht unbedingt meinem Geschmack. Einerseits machte es durchaus Sinn, wenn man den Twist der Handlung bedenkt und die Tatsache, dass es in den beschriebenen Situationen nur selbstverständlich ist, dass Menschen umkommen. Doch andererseits verliere ich schlicht das Interesse, wenn Menschen wie die Fliegen sterben, bis man am Ende ein ganzes Massaker hat.

Von daher hatte dieser Thriller eine sehr kreative Ausgangssituation, drei packende Settings und eine hervorragende Art und Weise, alle drei Geschichten miteinander zu verbinden – doch die Charaktere waren dafür die große Schwäche des Thrillers, weshalb ich ihn nur den Leserinnen und Lesern empfehlen würde, denen es nichts ausmacht, einen besonders hohen Body Count zu haben.

Seven Days
592 Seiten

Eddies Flynn neuester Fall bringt ihn nach Alabama, wo der afroamerikanische Junge Andy Dubois beschuldigt wird, das weiße Mädchen Skylar Edwards umgebracht zu haben. Der zuständige Staatsanwalt Randal Korn ist berühmt-berüchtigt dafür, Angeklagte in die Todeszelle zu bringen und hat das auch mit Andy vor. Um gegen ihn vorzugehen, muss Eddie alle Register ziehen. Doch wie soll er eine Verteidigung für Andy aufbauen, wenn alle Zeugen, die ihn unterstützen könnten, vorher erpresst oder ausgeschaltet wurden?

Ich bin ein großer Fan der Eddie-Flynn-Reihe und auch "Seven Days" zeigt das Talent Steve Cavanaghs, einen packenden Thriller zu schreiben, der einen in Atem hält. Dieses Mal bekommen wir neben Eddies auch viele andere Sichtweisen zu sehen, die nicht nur die Zusammenhänge zwischen den verschiedenen Ereignissen und Charakteren gut zeigen, sondern uns Leserinnen und Lesern teuflisch gut vermitteln, wie gewaltig die Aufgabe ist, die sich Eddie dieses Mal aufgehalst hat. Mehr als einmal hatte ich Panik, weil ich mich fragte, wie zur Hölle Eddie sich aus gewissen Situationen manövrieren soll – da hat Steve Cavanagh wirklich hervorragende Arbeit geleistet!

Besonders gut gefielen mir die Verbindungen der verschiedenen Handlungsstränge, die am Ende unter anderem in einer epischen Gerichtsverhandlung wipfeln, die es in sich hat. Die Gerichtsszenen gefielen mir ohnehin immer am meisten, weshalb ich froh war, auch hier ein grandioses Finale zu erleben.

In der eigentlich Handlung gab es durchaus Szenen, die zuerst als Längen anmuteten, weil ihre Relevanz zunächst nicht klar war. Aber spätestens am Ende klären sich die letzten Fragen, sodass letztendlich ein spannendes Leseerlebnis entstand, das mich sehr mitgerissen hat.

Wer schon vorige Eddie-Flynn-Romane gelesen hat, wird mit "Seven Days" einen weiteren Thriller erleben, der einen begeistert!

Die Sturmschwester
576 Seiten

Nach dem Tod ihres Vaters hat Ally, seine zweitälteste Tochter, ein besonders schlechtes Gewissen, weil sie währenddessen eine glückliche Zeit mit ihrem Seelenverwandten Theo verbrachte. Deshalb fühlt sie zunächst auch nicht den Drang, mehr über ihre Vergangenheit herauszufinden, sondern will lieber in die Zukunft blicken. Bis ein tragisches Ereignis sie dazu motiviert, den Hinweisen ihres Vaters zu folgen und in Norwegen nach ihrer leiblichen Familie zu suchen. Sie hat die Vermutung, dass sie mit den Halvorsens, einer Familie von Musikern mit einem beeindruckenden Stammbaum, verwandt sein könnte. Doch wer waren die Halvorsens eigentlich? Ally taucht in deren Familiengeschichte ein und entdeckt dabei ihre eigene ...

Auch im zweiten Band entführt Lucinda Riley uns in ein anderes Land und in eine fiktive Geschichte, die mit realen Ereignissen verknüpft ist. Der zweite Band hat mir dabei noch besser gefallen als der erste, wobei ich speziell mit Allys Geschichte und der von Jens "Pip" Halverson mitgefiebert habe. Beide erleben schöne, tragische und trotzdem hoffnungsvolle Romanzen, die mir sehr ans Herz gingen.

Dafür habe ich nicht ganz so stark mit der Geschichte von Anna Halvorsen mitgefühlt, weil sie im Grunde von einer Frau handelt, deren Leben gut verläuft, solange es von Männern gesteuert wird, bis sie im Bezug auf einen Mann eine eigene Entscheidung trifft, die ihr Leben stark verschlechtert, bis sie wiederum von einem Mann gerettet wird. Obwohl ihre Geschichte letztendlich ein imho zufriedenstellendes Ende findet, hätte ich mir gerne gewünscht, dass sie sich selbst aus ihrer Situation hätte befreien können.

Doch da ich ihre Geschichte immer noch gut erzählt fand und Allys und Pips Geschichte umso schöner und emotionaler war, hat mir der Roman trotzdem sehr gefallen – und ich freue mich darauf, die Schwestern-Reihe langsam, aber sicher fortzusetzen!

Das Waldhaus
416 Seiten

Vor dreiundzwanzig Jahren ist Hannahs Mutter Jen ermordet worden, ohne dass der Täter je gefasst wurde. Ihr Vater wurde zwar verdächtigt, aus Mangel an Beweisen jedoch nie verurteilt; Hannah selbst glaubt an seine Unschuld. Bis ihr inzwischen dementer Vater sie mit ihrer Mutter verwechselt und sie immer wieder um Verzeihung bittet. Hat er sie etwa doch getötet? Während Hannahs Bruder Reece an dieser Theorie festhält, entscheidet Hannah sich, weitere Untersuchungen anzustellen ...

Ich wünschte, ich hätte diesen Thriller mehr gemocht, als ich es letztendlich getan habe. Die Handlung war sehr solide, die Mysterien sehr gut aufgebaut und die Enthüllung am Ende sowohl überraschend als auch nachvollziehbar. Doch trotz dieser guten Elemente konnte ich den Thriller nicht genießen – und der Grund dafür ist Hannah selbst.

Über den ganzen Roman hinweg verurteilt sie andere Personen, egal ob sie sie kennt oder nicht, aufgrund oberflächlicher Tatsachen. Sie ist so negativ eingestellt, sowohl sich selbst als auch anderen gegenüber, dass es mir schlicht keinen Spaß gemacht hat, aus ihrer Sichtweise zu lesen.

Auch die anderen Charaktere sind nicht besonders sympathisch sind und es gab nur zwei, die ich mochte (Reece, Hannahs Bruder, und Chris, der zuständige Polizeibeamte). Natürlich sind unsympathische Charaktere an sich nichts Schlechtes, aber es ist auch wichtig, ihre guten Seiten zu zeigen – und das ist imho nur bei Reece und Chris geschehen, während die anderen Charaktere recht flach blieben.

Erwähnen möchte ich auch, dass die Geschichte nicht zwingend von der Spannung, sondern eher vom Mystery-Anteil lebt. Der Reiz des Thrillers besteht darin, weitere Geheimnisse der Vergangenheit aufzudecken und eigene Vermutungen anzustellen, die Spannung selbst steht dabei an zweiter Stelle – was ich allerdings durchaus erfrischend fand.

Insgesamt würde ich also sagen, dass ich diesen Thriller ganz gut fand, die Protagonistin es mir jedoch leider unmöglich gemacht hat, ihn bedingungslos zu mögen.

Klytämnestra
560 Seiten

Klytämnestra wächst als spartanische Prinzessin frei und ungebunden auf, bis sie gezwungen wird, König Agamemnon von Mykene zu heiraten. Entschlossen, sich nicht von ihm unterwerfen zu lassen, beginnt ein Spiel um Macht – und um die vielen Opfer, die sie bringen muss …

Ich habe schon zwei oder drei Romane gelesen, in denen die griechische Sagengestalt Klytämnestra eine tragende Rolle spielte, doch das hier ist der erste Roman, der sich ausschließlich ihr widmet. Zu meiner Freude ist Costanza Casati eine großartige Darstellung Klytämnestras gelungen: Man spürt während des Lesens regelrecht, wie ihre Verluste ihre Seele erhärten und sie Entscheidungen trifft, die man mitnichten bewilligt, aber dennoch versteht. Sie kann eine kaltherzige, grausame Königin sein – und noch so viel mehr.

Mir war Klytämnestra trotz mancher kontroverser Taten sehr sympathisch, weil die Autorin es leicht machte, sich in sie hineinzuversetzen. Hier hilft es auch, dass über zwei Drittel der Handlung vor der Opferung ihrer Tochter spielten, sodass man Klytämnestra als Charakter sehr gut kennenlernt und mit ihr mitfiebert. Für die einen oder anderen Leserinnen und Leser könnte das zwar ein zu langsames Tempo sein, doch aufgrund des angenehmen Schreibstils habe ich mich nie daran gestört.

Ironischerweise habe ich mir dafür gewünscht, noch ein bisschen mehr über Klytämnestras Geschwister zu erfahren, zu denen unter anderem die schöne Helena gehört. Zunächst bekommt man durchaus genug von ihnen mit, aber ab Iphigenies Opferung geraten sie in den Hintergrund, was ich ein wenig schade fand. Für mich ist das deshalb ironisch, weil ich mir bei anderen Romanen gerne wünschte, sie hätten nur von Klytämnestra gehandelt, jetzt aber bei einem Roman, der sich bis auf wenige Szenen ausschließlich auf ihre Sichtweise konzentriert, gerne noch mehr von anderen Charakteren mitbekommen hätte. Aber um ehrlich zu sein, ist das keine starke Kritik – ich mochte es viel zu sehr, an Klytämnestras Seite ihr Leiden und ihre Rache zu verfolgen, sodass ich die mangelnde Relevanz anderer Charaktere durchaus verschmerzen kann.

Insgesamt handelt es sich bei diesem Roman fraglos um die beste Darstellung von Klytämnestra und ist deshalb zu einem meiner liebsten auf griechischen Mythen basierte Romane überhaupt geworden!

& Die großen Unbekannten der Mathematik
400 Seiten

Wenn es um die Geschichte der Mathematik geht, gibt es so einige bekannte Namen, die einem spontan einfallen – Pythagoras, Kepler, Newton, Turing –, doch ist die Liste der Mathematiker:innen so viel größer und weit gefasster, als es den Anschein hat.

In ihrem Sachbuch erzählen Kate Kitagawa und Timothy Revell von den unbekannten Größen der Mathematik: Von Frauen, die lange keine Anerkennung für ihre Forschungen bekamen und von Ländern, die schon viel früher als die europäischen bedeutende mathematische Entdeckungen machten.

Auch die mathematischen Formeln kommen hierbei nicht zu kurz, wobei diese zugegeben für Laien-Interessierte wie mich nicht besonders verständlich waren. Aus diesem Grund gibt es leider auch so einige spätere Kapitel, die sich schwer lasen, weil mir schlicht das mathematische Verständnis für sie fehlte. Die früheren Kapitel waren hier sehr viel zugänglicher.

Aus diesem Grund würde ich diesen Sachbuch aufrichtig interessierten Mathematiker:innen empfehlen, doch nicht unbedingt denjenigen, die wie ich eher ein grobes Interesse an der Mathematik haben. Die Recherche-Arbeit der beiden Autor:innen ist jedoch so oder so wertzuschätzen!

Die sieben Schwestern
576 Seiten

Maia ist die älteste von sechs adoptierten Schwestern und auch die erste, die vom Tod ihres Vaters Pa Salt erfährt. Dieser hat ihr und den anderen Schwestern nicht nur einen Abschiedsbrief, sondern auch eine Armillarsphäre mit den Koordinaten ihrer Geburtsorte hinterlassen. Maia zögert zunächst, ihr trautes Heim zu verlassen, doch schließlich macht sie sich doch auf die Reise nach Rio de Janeiro auf, wo sie in die Geschichte ihrer Urgroßmutter Izabela hineingezogen wird – und deren tragischer Liebesgeschichte …

Die Reihe um die sieben Schwestern gehört zu denjenigen, von denen ich so viel Positives gehört habe, dass ich schließlich selbst neugierig wurde und beschloss, den ersten Band der Schwestern zu lesen. Und nach der Lektüre muss ich sagen, dass es kein Wunder ist, dass sich diese Reihe so viel Beliebtheit erfreut! Die Geschichte von Maia ist hierbei noch nicht einmal der Fokus (obwohl auch in ihrem Leben dramatische Dinge passiert sind), sondern vielmehr ihre Vorfahrin Izabela, die sich zwischen Pflicht und Liebe nicht entscheiden will und versucht, beides gleichermaßen unter einen Hut zu bringen. Dabei lernen wir auch einige historische Ereignisse kennen (speziell den Bau der Christusstatue in Rio), sodass wir neben der schönen Geschichte sogar noch in die Vergangenheit von Ländern blicken können, die nicht oft in Romanen thematisiert werden.

Der Schreibstil las sich sehr angenehm, sodass ich selbst die ein, zwei etwas langatmigeren Stellen des Romans gut überwand und mich vom gesamten Rest einnehmen ließ. Das Einzige, was mich ein wenig verwunderte, war, dass Maias Geschichte so sehr im Hintergrund stand, dass sie im Grunde nicht wichtig war; selbst ihre leibliche Mutter und Großmutter spielen fast keine Rolle, weil der Roman sich so stark auf ihre Urgroßmutter Izabela konzentriert. Hier habe ich mich durchaus gefragt, wie relevant diese Geschichte überhaupt für Maia sein könnte, da die Ereignisse zwar durchaus für ihre Gegenwart relevant sind, aber jetzt auch nicht so stark, dass ich verstehen würde, warum ihr Vater ausgerechnet wollte, dass sie die Geschichte ihrer Urgroßmutter aufdeckt.

Nichtsdestotrotz habe ich die Lektüre trotz dieser kleinen Logikfrage sehr genossen und bin durchaus gewillt, mir nach und nach auch die anderen Schwestern-Bände zu Gemüte zu führen; wann genau das der Fall sein wird, kann ich zwar noch nicht sagen, aber ein Interesse dafür habe ich nach der Lektüre dieses schönen Romans durchaus!