Nachdem Linda ihre siebzehnjährige Tochter Sonja bei einem Unfall verliert, geht das Leben für sie bergab. Sie war vielleicht nicht die beste Mutter, hat ihre Tochter jedoch über alles geliebt und kommt mit deren Verlust nicht klar. Immer tiefer droht sie, abzustürzen, und doch gibt sie nie auf. Es sind die kleinen und die großen Dinge, die sie am Leben halten: Ihre Hündin, ihr Garten, die Menschen um sie herum. Und nach und nach findet Linda ins Leben zurück, auch wenn der Weg bis dahin lang ist …
Dieser Roman ist definitiv keine leichte Lektüre. Tatsächlich ist er sogar sehr deprimierend, weil sowohl Lindas Trauer als auch ihre Vergangenheit ausführlich thematisiert wird und man sehr gut mit ihr mitfühlen kann. Mir ist es wirklich sehr nahe gegangen, ihre Reise zu verfolgen, weshalb ich den Roman wirklich nur denjenigen empfehlen würde, die bereit dafür sind, seine Themen hautnah zu erleben.
Neben Lindas Trauer hat mich speziell ein ganz besonderes Charakterpaar fasziniert: Lindas Freundin Natascha und deren Tochter Nine, die komplett auf ihre Mutter angewiesen ist und niemals ein eigenes Leben führen können wird. Zu sehen, wie viel Natascha für ihre Tochter opfert, hat mich ebenso sehr berührt wie Lindas Geschichte. Als ich mich selbst gefragt habe, welche Art von Tochter ich persönlich lieber hätte – eine tote oder eine von mir abhängige –, konnte ich diese Frage tatsächlich nicht beantworten. Insgesamt mochte ich den Vergleich zwischen diesen beiden Leben sehr.
Aufgrund des Themas ist es wohl nicht überraschend, dass das Pacing der Geschichte sehr langsam und sie allgemein schwer zu lesen ist. Einerseits ist es sehr beeindruckend, wie viele Emotionen Daniela Krien in unter dreihundert Seiten gepackt hat, andererseits könnte das Tempo selbst für diejenigen, die wissen, worauf sie sich einlassen, etwas zu langsam sein.
Zudem geht die Autorin auch auf gesellschaftskritische Themen an, was mir zugegeben nicht immer gefallen hat, aber auch keinen großen Teil der Geschichte einnahm.
Nun, wem würde ich diesen Roman empfehlen? Es ist wirklich schwer zu sagen. Denjenigen, die über Trauer und das Leben danach lesen wollen. Denjenigen, die selbst keine schweren Verluste hinter sich haben, weil die Lektüre ansonsten zu emotional sein könnte. Und denjenigen, die beim Lesen von der Handlung bewegt werden wollen. Doch letztendlich muss jede Person selbst wissen, ob sie sich für diese Geschichte bereit fühlt.
Vor dreiundzwanzig Jahren ist Hannahs Mutter Jen ermordet worden, ohne dass der Täter je gefasst wurde. Ihr Vater wurde zwar verdächtigt, aus Mangel an Beweisen jedoch nie verurteilt; Hannah selbst glaubt an seine Unschuld. Bis ihr inzwischen dementer Vater sie mit ihrer Mutter verwechselt und sie immer wieder um Verzeihung bittet. Hat er sie etwa doch getötet? Während Hannahs Bruder Reece an dieser Theorie festhält, entscheidet Hannah sich, weitere Untersuchungen anzustellen ...
Ich wünschte, ich hätte diesen Thriller mehr gemocht, als ich es letztendlich getan habe. Die Handlung war sehr solide, die Mysterien sehr gut aufgebaut und die Enthüllung am Ende sowohl überraschend als auch nachvollziehbar. Doch trotz dieser guten Elemente konnte ich den Thriller nicht genießen – und der Grund dafür ist Hannah selbst.
Über den ganzen Roman hinweg verurteilt sie andere Personen, egal ob sie sie kennt oder nicht, aufgrund oberflächlicher Tatsachen. Sie ist so negativ eingestellt, sowohl sich selbst als auch anderen gegenüber, dass es mir schlicht keinen Spaß gemacht hat, aus ihrer Sichtweise zu lesen.
Auch die anderen Charaktere sind nicht besonders sympathisch sind und es gab nur zwei, die ich mochte (Reece, Hannahs Bruder, und Chris, der zuständige Polizeibeamte). Natürlich sind unsympathische Charaktere an sich nichts Schlechtes, aber es ist auch wichtig, ihre guten Seiten zu zeigen – und das ist imho nur bei Reece und Chris geschehen, während die anderen Charaktere recht flach blieben.
Erwähnen möchte ich auch, dass die Geschichte nicht zwingend von der Spannung, sondern eher vom Mystery-Anteil lebt. Der Reiz des Thrillers besteht darin, weitere Geheimnisse der Vergangenheit aufzudecken und eigene Vermutungen anzustellen, die Spannung selbst steht dabei an zweiter Stelle – was ich allerdings durchaus erfrischend fand.
Insgesamt würde ich also sagen, dass ich diesen Thriller ganz gut fand, die Protagonistin es mir jedoch leider unmöglich gemacht hat, ihn bedingungslos zu mögen.
Als Angela in ihrem Antiquitätenladen einen niemals angekommenen Brief findet, in dem eine Mutter ihrer Tochter gesteht, sie adoptiert zu haben, will sie unbedingt dafür sorgen, dass der Brief bei der richtigen Empfängerin landet. Auf ihrer Suche stößt sie unter anderem auf Dr. Evelyn Taylor, die ab den 70er Jahren Teil des illegalen Abtreibungsnetzwerks "Jane" war. Teil davon war auch Nancy, die sich ebenfalls dafür einsetzt, schwangeren Frauen die Wahl zu geben. Die Geschichten der drei Frauen sind ineinander verwoben und nur zusammen können sie die Geheimnisse der Vergangenheit lüften ...
Puh, was für ein Buch. Es war emotional, wunderschön, herzzerreißend und hat an einigen Stellen durchaus für Bauchschmerzen gesorgt. Die ernsten Themen der Abtreibung und Adoption wurden von Heather Marshall mit sehr viel Feinfühligkeit beschrieben, aber natürlich war es trotzdem schwer zu lesen, wie furchtbar die Verhältnisse von (ungewollt) schwangeren Frauen in der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts waren.
Doch ist dies nicht nur ein Roman über Abtreibung, sondern ein Roman über Mutterschaft. Alle drei Frauen befanden sich in einer Situation, in der sie gewollt schwanger waren und zwei von ihnen in einer, in der es ungewollt passierte. So werden sowohl Mütter als auch Frauen, die keine werden wollen, angemessen gewürdigt.
Das Ende fand ich besonders wunderschön, doch muss man natürlich betonen, dass man bis dahin so einige schwere Kost verdauen muss. Dieser Roman ist definitiv keine lockere Urlaubslektüre, sondern regt zum Nachdenken und Mitfühlen an. Deshalb ist er sicher nicht für jede/n Leser/in geeignet – aber definitiv für diejenigen, die sich ernsthaft mit dem Thema beschäftigen wollen.
Faye hat nur zwei physische Erinnerungen an ihre verstorbene Mutter: Einen alten Karton, und ein Bild davon, wie sie als Kind hineinstieg. Als sie den Karton eines Tages auf ihrem Dachboden entdeckt, steigt sie spontan hinein – und fällt hindurch in die Vergangenheit, als sie selbst sechs Jahre alt und ihre Mutter noch am Leben war. Plötzlich bietet sich ihr nicht nur die Möglichkeit, ihre Mutter als Mensch kennenzulernen, sondern auch, herauszufinden, wie sie damals ums Leben kam …
Helen Fisher hat einen sehr flüssigen, hübschen Stil, der es leicht macht, die Geschichte in kurzer Zeit zu lesen. Die Beziehung zwischen Faye und ihrer Mutter ist dabei natürlich ein besonderes Highlight; ihre Interaktionen sind sehr intensiv beschrieben und haben ein melancholisches Gefühl in mir geweckt, weil die Autorin es wunderbar schafft, Fayes Gefühle den Lesern nahe zu bringen. Aus diesem Grund gehörten die Kapitel, die während der Vergangenheit spielten, zu meinen liebsten.
Aber auch die Gegenwart wartet mit sympathischen Figuren auf, speziell Fayes Ehemann Eddie und ihr bester Freund Louis. Beide sind mir im Lauf der Geschichte sehr ans Herz gewachsen. Zwar gibt es noch andere Charaktere, die durch ihre Liebenswürdigkeit hervorgestochen sind, aber Eddie und Louis waren durch ihre Screentime noch mal etwas Besonderes.
Die Regeln der Zeitreise folgen hierbei interessanterweise der „Stable Time Loop“, also der Annahme, das man nichts ändern kann, sondern alles, was man in der Vergangenheit tut, längst geschehen ist. Das Ende des Romans hat die Geschichte in diesem Sinne perfekt abgeschlossen, aber dafür ihre Botschaft (Loslassen und die Vergangenheit akzeptieren) nicht so gut umgesetzt, wie ich es gehofft hatte. Ich kann hier nicht mehr verraten, ohne zu spoilern, aber ein melancholischeres Ende hätte mir persönlich besser gefallen.
Zuletzt ist es erwähnenswert, dass es auch viele Diskussionen über Gott und seine Existenz gibt, weil Eddie, Fayes Ehemann, angehender Pfarrer ist, sie selbst aber nicht an Gott glaubt. Ich bin mir nicht ganz sicher, wie Atheisten diese Diskussionen bewerten würden; mich persönlich haben sie nicht gestört, doch kann ich nicht beurteilen, ob das anderen Lesern genauso ginge.
Letztendlich hat mir die Geschichte trotz ein, zwei kleinerer Schwächen sehr gut gefallen; wer Zeitreisen und vor allem eine gute Mutter-Tochter-Beziehung mag, findet hier eine wunderschön geschriebene Geschichte, die davon abgesehen noch ein wenig mehr zu bieten hat. :)
Antonia scheitert wieder und wieder daran, zusammen mit ihrem Partner Jakob ein Kind zu bekommen. Eines Tages wacht sie in einem Parallelleben auf, in dem sie mit ihrer ersten Liebe Adam verheiratet ist und ein kleines Baby namens Hanna hat. Beide Leben werden uns vor Augen geführt – und beide Leben zeigen, dass es im Leben nebenan weder besser noch schlechter ist als in dem Leben, das wir leben.
Diese Geschichte ist ruhig erzählt und ich brauchte zunächst ein paar Kapitel, bis ich begriff, das die Links- bzw. Rechtsplatzierung der Kapitelzahl anzeigt, welches Leben gerade beschrieben wird (links: Adam, rechts: Jakob). Zwar begriff ich durchaus, welches Leben ich gerade lese, aber dadurch, dass die Kapitelanzahl nicht parallel verläuft, geriet ich am Anfang durcheinander, als auf ein rechtsbündiges Kapitel 3 ein linksbündiges Kapitel 5 folgte. Selbst den zusätzlichen Unterschied zwischen den Leben, bei dem Antonia in Adams Kapitel mit ihrem vollen Namen genannt wird, während sie in Jakobs Leben schlicht Toni gerufen wird, begriff ich erst nach der verwirrenden Anfangsphase.
Dadurch, dass nicht viel passiert, lebt die Geschichte vor allem von Antonias Konflikten und Zweifeln bezüglich des Baby-Habens und Baby-Wollens. Diese waren sehr gut beschrieben, sodass ich mich leicht in Antonia hineinversetzen konnte, obwohl ich selbst mit diesen Problemen nichts anfangen kann. Ob das auch anderen so geht, kann ich schwer beurteilen, aber ich selbst war beeindruckt davon, wie nah wie Antonias Innenleben erleben.
Die größte Stärke des Romans ist es jedoch, dass beide Leben gleichwertig beschrieben werden, keines wird als besser oder schlechter dargestellt. Während Toni sich nach einem Baby sehnt und sich vorstellt, wie vollständig ihr Leben danach wäre, hat Antonia sowohl mit Hanna als auch mit dem Muttersein an sich Schwierigkeiten, weil es so viele neue Probleme gibt, die es zu bewältigen gilt. Zwar wünschte ich, dass auch die Vorzüge von beiden Leben stärker herausgearbeitet worden wären, aber zumindest habe ich am Ende keines der Leben als bevorzugt empfunden.
Das Ende kommt ein wenig abrupt und ich wünschte, es wäre noch weiter ausgebaut worden, weil es so wirkte, als hätte Anne Sauer mittendrin zu schreiben aufgehört. Die letzte Szene mochte ich sehr und sie impliziert, dass das Leben so oder so schlicht weitergeht, aber mir hätte ein runder Abschluss noch besser gefallen.
Insgesamt eine Lektüre, die zum Nachdenken anregt und klar macht, dass das Leben nie perfekt ist.