Bücherregal lädt …
Einträge mit dem Tag mutter.

Vor dreiundzwanzig Jahren ist Hannahs Mutter Jen ermordet worden, ohne dass der Täter je gefasst wurde. Ihr Vater wurde zwar verdächtigt, aus Mangel an Beweisen jedoch nie verurteilt; Hannah selbst glaubt an seine Unschuld. Bis ihr inzwischen dementer Vater sie mit ihrer Mutter verwechselt und sie immer wieder um Verzeihung bittet. Hat er sie etwa doch getötet? Während Hannahs Bruder Reece an dieser Theorie festhält, entscheidet Hannah sich, weitere Untersuchungen anzustellen ...

Ich wünschte, ich hätte diesen Thriller mehr gemocht, als ich es letztendlich getan habe. Die Handlung war sehr solide, die Mysterien sehr gut aufgebaut und die Enthüllung am Ende sowohl überraschend als auch nachvollziehbar. Doch trotz dieser guten Elemente konnte ich den Thriller nicht genießen – und der Grund dafür ist Hannah selbst.

Über den ganzen Roman hinweg verurteilt sie andere Personen, egal ob sie sie kennt oder nicht, aufgrund oberflächlicher Tatsachen. Sie ist so negativ eingestellt, sowohl sich selbst als auch anderen gegenüber, dass es mir schlicht keinen Spaß gemacht hat, aus ihrer Sichtweise zu lesen.

Auch die anderen Charaktere sind nicht besonders sympathisch sind und es gab nur zwei, die ich mochte (Reece, Hannahs Bruder, und Chris, der zuständige Polizeibeamte). Natürlich sind unsympathische Charaktere an sich nichts Schlechtes, aber es ist auch wichtig, ihre guten Seiten zu zeigen – und das ist imho nur bei Reece und Chris geschehen, während die anderen Charaktere recht flach blieben.

Erwähnen möchte ich auch, dass die Geschichte nicht zwingend von der Spannung, sondern eher vom Mystery-Anteil lebt. Der Reiz des Thrillers besteht darin, weitere Geheimnisse der Vergangenheit aufzudecken und eigene Vermutungen anzustellen, die Spannung selbst steht dabei an zweiter Stelle – was ich allerdings durchaus erfrischend fand.

Insgesamt würde ich also sagen, dass ich diesen Thriller ganz gut fand, die Protagonistin es mir jedoch leider unmöglich gemacht hat, ihn bedingungslos zu mögen.

Als Angela in ihrem Antiquitätenladen einen niemals angekommenen Brief findet, in dem eine Mutter ihrer Tochter gesteht, sie adoptiert zu haben, will sie unbedingt dafür sorgen, dass der Brief bei der richtigen Empfängerin landet. Auf ihrer Suche stößt sie unter anderem auf Dr. Evelyn Taylor, die ab den 70er Jahren Teil des illegalen Abtreibungsnetzwerks "Jane" war. Teil davon war auch Nancy, die sich ebenfalls dafür einsetzt, schwangeren Frauen die Wahl zu geben. Die Geschichten der drei Frauen sind ineinander verwoben und nur zusammen können sie die Geheimnisse der Vergangenheit lüften ...

Puh, was für ein Buch. Es war emotional, wunderschön, herzzerreißend und hat an einigen Stellen durchaus für Bauchschmerzen gesorgt. Die ernsten Themen der Abtreibung und Adoption wurden von Heather Marshall mit sehr viel Feinfühligkeit beschrieben, aber natürlich war es trotzdem schwer zu lesen, wie furchtbar die Verhältnisse von (ungewollt) schwangeren Frauen in der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts waren.

Doch ist dies nicht nur ein Roman über Abtreibung, sondern ein Roman über Mutterschaft. Alle drei Frauen befanden sich in einer Situation, in der sie gewollt schwanger waren und zwei von ihnen in einer, in der es ungewollt passierte. So werden sowohl Mütter als auch Frauen, die keine werden wollen, angemessen gewürdigt.

Das Ende fand ich besonders wunderschön, doch muss man natürlich betonen, dass man bis dahin so einige schwere Kost verdauen muss. Dieser Roman ist definitiv keine lockere Urlaubslektüre, sondern regt zum Nachdenken und Mitfühlen an. Deshalb ist er sicher nicht für jede/n Leser/in geeignet – aber definitiv für diejenigen, die sich ernsthaft mit dem Thema beschäftigen wollen.

↑ 2023
2022 ↓

Faye hat nur zwei physische Erinnerungen an ihre verstorbene Mutter: Einen alten Karton, und ein Bild davon, wie sie als Kind hineinstieg. Als sie den Karton eines Tages auf ihrem Dachboden entdeckt, steigt sie spontan hinein – und fällt hindurch in die Vergangenheit, als sie selbst sechs Jahre alt und ihre Mutter noch am Leben war. Plötzlich bietet sich ihr nicht nur die Möglichkeit, ihre Mutter als Mensch kennenzulernen, sondern auch, herauszufinden, wie sie damals ums Leben kam …

Helen Fisher hat einen sehr flüssigen, hübschen Stil, der es leicht macht, die Geschichte in kurzer Zeit zu lesen. Die Beziehung zwischen Faye und ihrer Mutter ist dabei natürlich ein besonderes Highlight; ihre Interaktionen sind sehr intensiv beschrieben und haben ein melancholisches Gefühl in mir geweckt, weil die Autorin es wunderbar schafft, Fayes Gefühle den Lesern nahe zu bringen. Aus diesem Grund gehörten die Kapitel, die während der Vergangenheit spielten, zu meinen liebsten.

Aber auch die Gegenwart wartet mit sympathischen Figuren auf, speziell Fayes Ehemann Eddie und ihr bester Freund Louis. Beide sind mir im Lauf der Geschichte sehr ans Herz gewachsen. Zwar gibt es noch andere Charaktere, die durch ihre Liebenswürdigkeit hervorgestochen sind, aber Eddie und Louis waren durch ihre Screentime noch mal etwas Besonderes.

Die Regeln der Zeitreise folgen hierbei interessanterweise der „Stable Time Loop“, also der Annahme, das man nichts ändern kann, sondern alles, was man in der Vergangenheit tut, längst geschehen ist. Das Ende des Romans hat die Geschichte in diesem Sinne perfekt abgeschlossen, aber dafür ihre Botschaft (Loslassen und die Vergangenheit akzeptieren) nicht so gut umgesetzt, wie ich es gehofft hatte. Ich kann hier nicht mehr verraten, ohne zu spoilern, aber ein melancholischeres Ende hätte mir persönlich besser gefallen.

Zuletzt ist es erwähnenswert, dass es auch viele Diskussionen über Gott und seine Existenz gibt, weil Eddie, Fayes Ehemann, angehender Pfarrer ist, sie selbst aber nicht an Gott glaubt. Ich bin mir nicht ganz sicher, wie Atheisten diese Diskussionen bewerten würden; mich persönlich haben sie nicht gestört, doch kann ich nicht beurteilen, ob das anderen Lesern genauso ginge.

Letztendlich hat mir die Geschichte trotz ein, zwei kleinerer Schwächen sehr gut gefallen; wer Zeitreisen und vor allem eine gute Mutter-Tochter-Beziehung mag, findet hier eine wunderschön geschriebene Geschichte, die davon abgesehen noch ein wenig mehr zu bieten hat. :)