- Wenn du es heimlich
- machen willst
- musst du die
- Schafe töten
- Anna Maschik
- Luchterhand
- Belletristik
- Familiengeschichte
- Momentaufnahmen
- Magischer Realismus
- Schreibstil
Die Urgroßmutter Henrike, die Schafe aufschneidet und ihren Mann während des Geburtstags des Kaisers kennenlernt. Die Großmutter Hilde, die den Krieg mit erhobenen Armen begrüßt, dann aber nie wieder etwas über ihn erzählt. Die Mutter Miriam, die sich der Studentenrevolution anschließt und in späteren Jahren in Depressionen versinkt. Und Alma, die die Familiengeschichte aufdröseln will, vom Großonkel Benedikt, der die ersten fünfzehn Jahre schläft, über ihren Onkel David, der komplett aus Holz besteht, und den Menschen, die sie über die Jahre und Jahrzehnte begleiten …
Ich habe das Buch bereits vorab lesen dürfen (hier meine erste Rezension), wollte es jedoch unbedingt noch einmal lesen, um die Szenen, Stilmittel und die Magie, die in ihnen liegt, noch mehr wertschätzen zu können. Ich bin immer noch beeindruckt von Anna Maschiks Schreibstil und der Art und Weise, wie sie mit wenigen Worten ganze Bilder und Geschichten erschuf, wie sie sogar ohne Worte einen bleibenden Eindruck hinterließ. Ich liebe es, wie diese Familiengeschichte in Momentaufnahmen erzählt wurde, die sich mir schon seit Monaten ins Gedächtnis brannten und mit der Erfrischung der Lektüre sogar noch mehr.
Dieses Mal habe ich mir auch einen kleinen Stammbaum erstellt, um den Überblick über die Familienmitglieder zu behalten, was tatsächlich sehr geholfen hat. Henrike, Hilde, Miriam und Alma sind die Protagonistinnen, doch auch die Männer der Familie bekommen denkwürdige Rollen, wobei mir sowohl Benedikt als auch David sehr gefielen.
Noch mehr als beim ersten Mal empfand ich die Szenen, die als magischer Realismus interpretiert werden können, als Szenen, die man realistisch interpretieren soll – nur, auf welche Weise, bleibt den jeweiligen Leser:innen überlassen. Es machte mir sehr großen Spaß, mir zu überlegen, wofür gewisse Bilder wohl stehen.
Neben den Szenen, die eine wichtige Wiederholung der Familiengeschichte zeigten, mochte ich besonders diejenigen, die nicht aus klassischem Erzähltext, sondern aus Auflistungen bestanden, weil es so eindrucksvoll war, wie so wenige Worte einen so starken Effekt haben konnten.
Insgesamt also ein wunderbarer literarischer Roman, der durch seinen metaphorischen Schreibstil überzeugt!
Lajos von Lázár wird als blasses Kind mit blonden Haaren und wasserblauen Augen geboren. Sein Vater Sándor ahnt nur unbewusst, dass dieses Kind nicht sein Sohn ist, während seine Mutter Mária in Depressionen versinkt. Lajos‘ Schwester Ilona erlebt ein Trauma im Wald, Onkel Imre gilt als geisteskrank und später hat auch Lajos‘ Sohn Pista Probleme damit, sich in die Gesellschaft einzugliedern. Die Familie, die einst als adlig galt, verliert im Lauf der Jahrzehnte an Glanz – denn während den Geschehnissen des zwanzigsten Jahrhunderts suchen sie vor allem eins: Freiheit …
Ich hatte mich durchaus auf diesen literarischen Roman gefreut und am Anfang war er auch äußerst vielversprechend, doch zu meinem Bedauern blieb es nicht dabei.
Das erste Drittel war wirklich gut: Ich mochte den wunderschönen Schreibstil, der eine faszinierende Atmosphäre schuf und den Glanz der Lázárs fantastisch einfing; die teils sehr langen Sätze verwirrten mich zunächst, doch gewöhnte ich mich bald an sie und nahm sie als Teil des Stils an. Hier hat Nelio Biedermann die Gefühle der Familienmitglieder mühelos eingefangen, ich fieberte überraschend stark mit ihnen mit und wollte wissen, wie es mit der Familie weitergeht.
Doch ab dem Tod des Vaters, der auch das Ende des Familienglanzes einleitet, fiel die Geschichte für mich stark ab. Obwohl natürlich gerade in der Nazizeit einige Dinge passieren, fühlte es sich größtenteils so an, als würde die Geschichte vor sich hinplätschern; sie las sich sehr langwierig und nur Pistas kurze Romanze mit Matilda konnte mich einnehmen. Zudem wurde ab diesem Zeitpunkt noch deutlicher, wie viele Sexszenen es gibt.
Sie tauchen bereits im ersten Drittel auf und obwohl sie meistens recht kurz sind, hat mich ihre pure Anzahl überrascht. Im ersten Drittel störten sie mich noch nicht, weil es genug andere Szenen gab, die mich packten, doch danach fand ich sie nur noch unnötig. Ich glaube, ich habe noch nie einen Roman mit so vielen Sexszenen gelesen (die auch Vergewaltigung mit einschließen), was mir persönlich nicht gefallen hat. So kurz sie größtenteils auch waren – sie haben mich viel zu oft von der eigentlichen Handlung abgelenkt.
Natürlich muss ich erwähnen, dass ich nicht unbedingt die Zielgruppe des Romans bin und er dafür umso mehr etwas für andere Leser:innen sein könnte, aber mich selbst hat er nur im ersten Drittel begeistert – und danach leider enttäuscht.
- Das erstaunliche
- Leben des A.J. Fikry
- Gabrielle Zevin
- eichborn
- Belletristik
- Buchhandlung
- Familie
- Romanze
- Bücherliebe
- Tod
- Krankheit
- Leben
- Humor
A.J. Fikry ist Buchhändler, dessen Leben nach dem Tod seiner Frau ordentlich umgekrempelt wird: Die neue Vertreterin Amelia Loman bringt wieder Freude in sein Leben, ihm wird eine wertvolle Poe-Ausgabe gestohlen und in seiner Buchhandlung findet sich auf einmal ein zweijähriges Mädchen, das dort ausgesetzt wurde. Nach einigem Überlegen adoptiert A.J. die kleine Maya, kommt Amelia langsam näher und findet endlich ein Leben, das ihn glücklich macht – trotz aller Höhen und Tiefen …
Am Anfang hat der Roman den Eindruck erweckt, ein schöner Roman zum Wohlfühlen zu sein, mit ein bisschen Humor, einer wunderbaren Vater/Tochter-Beziehung und einer netten Romanze. Umso überraschter war ich, dass ich am Ende fast zu Tränen gerührt war! Einerseits hätte ich mir gerne ein anderes Ende gewünscht, andererseits fand ich es perfekt so, wie es war. Jedoch bestätigt es auch, dass der Roman definitiv nicht (nur) zum Wohlfühlen ist, sondern eher allgemein für alle, die eine sowohl schöne als auch herzzerreißende Lektüre suchen.
Die einzelnen Aspekte waren sehr schön umgesetzt. Ich mochte vor allem die Vater/Tochter-Beziehung zwischen A.J. und Maya, die einfach wunderbar war, aber auch die Art und Weise, wie die Handlung sich entwickelt – wie wir die Ereignisse in der Buchhandlung über mehrere Jahre hinweg erleben, Mayas Großwerden und A.J.s und Amelias Romanze, A.J.s Freundschaft mit dem Polizisten Lambiase und eben auch das sehr emotionale Ende. Gerade bei diesem kann ich mir vorstellen, dass es nicht jedem gefällt, weil es dann doch einen starken Kontrast zum Rest des sonst leichten Buches bildet.
Insgesamt also ein schöner Roman mit einem sympathischen Protagonisten und einer guten Geschichte – zum Lachen, zum Weinen und für alles dazwischen!
- Das Jahr voller
- Bücher und Wunder
- Libby Page
- Goldmann
- Belletristik
- Wohlfühlbuch
- Bücher
- Romanze
- Selbstfindung
- Tod
- Trauer
- Heilung
- Liebe
- Freundschaft
- Familie
- Kleines Highlight
Seit ihr Ehemann Joe gestorben ist, hat Tilly die Leidenschaft fürs Lesen verloren. Als sie am Anfang des Jahres einen Anruf vom Buchhändler Alfie bekommt, ist sie deshalb umso überraschter, als er ihr offenbart, dass Joe ihr ein Jahr voller Bücher vorbereitet hat – für jeden Monat eines. Zunächst möchte Tilly am liebsten nichts damit zu tun haben, zu sehr schmerzt der Verlust noch, doch als sie schließlich Joes erstes Buch liest, entdeckt sie tatsächlich die Liebe fürs Lesen wieder. Monat für Monat besucht sie Alfie, holt sich ihr Buch und kehrt immer mehr ins Leben zurück. Und vielleicht kann sie auch die Liebe wieder für sich entdecken …
Ich habe bereits eine ausführliche Leseprobe des Buchs gelesen, das die ersten sechs Monate enthielt und bin froh, dass auch das gesamte Buch eine wirklich schöne Lektüre war. Es ist wirklich unglaublich leicht, in die Geschichte einzutauchen, in Tillys Selbstfindung und in ihre wachsende Romanze mit Alfie. Natürlich machte es auch viel Spaß, die Diskussionen über Bücher zu verfolgen, aber tatsächlich liegt der Fokus nicht auf den Büchern selbst, sondern auf deren Wirkung. Die Bücher, die Tilly während des Jahres liest, werden in der Regel nicht ausführlich behandelt, sondern die Dinge, zu denen sie Tilly inspirierten, speziell Reisen in verschiedene Länder und das Ausprobieren neuer Hobbys.
Das fand ich besonders erfrischend: Zwar nimmt die Romanze mit Alfie selbstverständlich einen wichtigen Teil der Handlung ein, aber beide haben auch ihren individuellen Handlungsstrang. Ich liebte es, die süßen Momente zwischen den beiden zu lesen, aber auch die Art und Weise, wie sie mit ihren persönlichen Problemen umgingen. Gerade bei Tilly spielen auch die Beziehungen zu ihrer Schwester, besten Freundin und Schwiegermutter eine wichtige Rolle, wobei ich sehr froh war, dass es bei allen eine zufriedenstellende Aussprache gab.
Ich glaube, das einzige, was ich zunächst überraschend fand, ist die Tatsache, dass Joe Tilly vergleichsweise viele Sachbücher schenkt. Einerseits fand ich es gut, dass sehr viele verschiedene Genres zur Sprache kamen, von Kinderbüchern bis zu Reiseführern, aber andererseits habe ich etwas mehr Romane vermisst – zumal es zwischen den Monaten immer eine Empfehlungsliste von Alfies Buchhandlung mit verschiedenen Romanen gibt. Letztendlich mochte ich es allerdings, dass Tilly so auf verschiedene Weisen geholfen wurde.
Insgesamt also ein richtig schönes Wohlfühlbuch, das einfach gut tut – über das ganze Jahr hinweg!
- Morgen kommt
- ein neuer Himmel
- Lori Nelson Spielman
- Fischer
- Belletristik
- Lebensziele
- Romanzen
- Liebesdreieck
- Selbstfindung
- Familie
Nach dem Tod ihrer Mutter rechnet Brett am wenigsten damit, dass sie ihr Erbe erst bekommt, wenn sie zehn Lebensziele, die sie als Jugendliche aufschrieb, erfüllt – darunter sind Dinge wie „sich in den Richtigen verlieben“, „ein Kind bekommen“ und „ein Pferd kaufen“: Ziele, die für die vierunddreißigjährige Brett bereits unerreichbar erscheinen oder schlicht lächerlich sind. Und das Schlimmste dabei: Sie hat nur ein Jahr Zeit, diese Ziele zu erfüllen, wenn sie das letzte Erbe ihrer Mutter erhalten will …
Das Prinzip der Handlung fand ich sehr interessant und die Umsetzung war bei manchen der Ziele ebenfalls sehr gut umgesetzt, doch letztendlich ist es die Romanze, die es mir schwer machte, den Roman zu genießen. Ich mag es schlichtweg nicht, wenn der oder die Protagonistin zwischen mehreren Kandidaten hin- und hergerissen ist und deshalb unnötiges Liebesdrama entsteht, das mich zudem an der Richtigkeit ihrer Endwahl zweifeln lässt. Damit zusammenhängend mag ich es nicht, wenn mich ein Roman bezüglich des richtigen Love Interests zunächst in die Irre führt, indem es mich für den ersten Kandidaten mitfiebern lässt, nur, um dann doch einen anderen als den richtigen zu offenbaren. (Ich habe danach das Filmende recherchiert, was mir um einiges besser gefällt.)
Alles, was nichts mit den Romanzen zu tun hatte, war dafür fantastisch umgesetzt, speziell Bretts Beziehung zu ihrem Vater und die Art und Weise, wie ihr Wunsch nach einem Kind umgesetzt wurde. Hier war ich sehr investiert in die Handlung und mochte es, dass die Dinge nie leicht waren, sich aber letztendlich zum Guten entwickeln.
Wobei ich diesbezüglich ja sagen muss, dass es sehr leicht zu glauben ist, dass Bretts Mutter das Leben ihrer Tochter ruinieren wollte. Realistisch betrachtet ist es so gut wie unmöglich, die Ziele, die sie von Brett verlangt, innerhalb eines Jahres zu erfüllen – oder es auf eine Art und Weise zu tun, die Brett unglücklicher zurücklässt. Ohne sehr viel Glück und Zufall, das Bretts Mutter unmöglich hätte vorhersehen können, wäre es Brett niemals gelungen, alle Ziele zu erfüllen. Aus diesem Grund mochte ich ihre Mutter nicht besonders, weil ihre aktiven Handlungen Bretts Leben verschlechterten und die Verbesserungen nichts mit ihrer Mutter zu tun hatten. Doch ja, ich war sehr investiert in das Leben, aus dem Brett entkam und dem, was sie für sich aufbaute – so sehr, dass es mein Hauptgrund war, das Buch zu Ende zu lesen.
Zusammengefasst also ein Buch, bei dem ich die Romanzen zwar nicht mochte, aber dafür alles andere.
- Wellness
- Nathan Hill
- Piper
- Belletristik
- Liebe
- Ehe
- Placebo-Effekt
- Familie
- Familiengeschichte
- Vergangenheit
- Erziehung
- Leben
- Verschwörungen
- Denkfehler
- Psychologie
- Kunst
- Highlight
Am Anfang beobachten Jack und Elizabeth sich nur durch ihr jeweiliges Fenster, ohne Kontakt aufzunehmen. Es scheint, als würden sie sich stets verpassen, sogar gar nicht füreinander geeignet zu sein – Jack ist ein mittelloser Fotograf, Elizabeth eine aus einem reichen Haus stammende Psychologiestudentin. Doch trotzdem werden sie ein Paar, heiraten, bekommen einen Sohn – und stellen irgendwann fest, dass ihre Ehe feststeckt. Sie wissen nicht, warum, oder wie sie ihre Ehe retten könnten. Denn zunächst müssen sie ihre eigenen Probleme bewältigen, die gewaltiger und tiefer sind, als ihr Partner je ahnen könnte …
Die Kurzbeschreibung beschreibt leider nicht mal ansatzweise, worum es in diesem Roman geht, denn er beleuchtet so viele Themen, dass es schwer ist, ihn akkurat zusammenzufassen. Natürlich sind Liebe und Ehe wichtige Themen, aber daneben spielen noch Familiengeschichten, Trauma, der Placebo-Effekt, Lebensverbesserungen und Perfektionismus, der Horror der Kindererziehung, Kunst, Verschwörungstheorien, Denkfehler, nicht-monogame Liebesbeziehungen, Selbstbetrug und noch so viel mehr eine Rolle. Ich war aufrichtig beeindruckt davon, wie viel Nathan Hill in diesen Roman gepackt hat – und noch dazu auf eine Weise, die alle Themen hervorragend miteinander verbindet, sodass sie niemals wie zu viel wirken, sondern wie eine natürliche Erweiterung der bisherigen Themen.
Aber nicht nur das: Das Foreshadowing bezüglich Elizabeths und Jacks Vergangenheiten war meisterhaft umgesetzt. Während des ganzen Romans werden mehrmals schlichte Fakten erwähnt, die ich als Leserin als gegeben annahm, ohne sie weiter zu hinterfragen; ich sah in ihnen schlicht zusätzliche Informationen zu den Hauptcharakteren und in der Regel nicht mehr. Aber dann hat Nathan Hill diese Fakten in einen anderen Kontext gesetzt, sehr viel weiter vertieft und Verbindungen zu anderen, scheinbar nicht zusammenhängenden Informationen geschaffen. Und obwohl er es schaffte, das während des ganzen Romans zu tun und mich immer wieder zu überraschen, rechnete ich trotzdem nie damit, wenn es wieder geschah. Die gesamte Geschichte von Jack und Elizabeth zu erleben, war eine Erfahrung, die mich nachhaltig beeindruckte!
Das machte es leicht, mit beiden Charakteren gleichwertig mitzufiebern, während sie ihre Probleme in verschiedenen Lebensphasen konfrontieren. Ich hatte zunächst befürchtet, dass ich mich nur für einen der beiden interessieren würde, aber letztendlich konnte ich mich mühelos in beide Charaktere hineinversetzen. Wirklich ein großes Lob an Nathan Hill dafür, wie er die Geschichte der beiden beschrieb!
Sogar einige Nebencharaktere bekommen überraschend Tiefe, doch der Fokus liegt definitiv auf Jack und Elizabeth selbst. Das ist vermutlich meine einzige Kritik: Es gibt Handlungsstränge bezüglich der Nebencharaktere, die nicht komplett aufgelöst werden (bzw. bei denen ich mir mehr gewünscht hätte) und auch kurzzeitige Obsessionen, die Elizabeth und Jack haben, die letztendlich keine Rolle für die eigentliche Handlung spielen. Im Vergleich zu der fantastisch konstruierten Handlung ist das aber eine vergleichsweise kleine Kritik, denn ich hatte selten einen Roman, von dem ich so beeindruckt war wie von diesem. Eine Rundum-Empfehlung für alle, die großartig konstruierte Geschichten lieben!
- Tinte Staub und
- Schatten
- Alina Metz
- ueberreuter
- Kinderbuch
- Fantasy
- Abenteuer
- Bücherlabyrinth
- Quest
- Rätsel
- Spannung
- Gefahren
- Romanze
- Liebe
- Freundschaft
- Familie
- LGBTQ+
Minna ist am Boden zerstört, nachdem ihre Mutter sie verraten hat. Zusammen mit Gulliver, Jasper und Parzival muss sie nun einen Weg finden, ihre Mutter aufzuhalten, bevor diese ihre Pläne umsetzen kann. Im Herz des Bücherlabyrinths liegt die Antwort, da ist Minna sich sicher – doch dazu müssen sie Tinte und Schatten aufsuchen, die beiden anderen Patrone des Labyrinths. Eine Aufgabe, die inmitten all der Fallen, die in ihm lauern, alles andere als leicht ist …
Der zweite Band der „Tinte, Staub und Schatten“-Dilogie lässt zwar noch Raum für mehr offen, gibt der Geschichte allerdings immer noch einen guten Abschluss. Besonders positiv stach die Spannung hervor – denn es gibt in diesem Band so viele Rätsel, Gefahren, dramatische Szenen und spannende Situationen, dass ich von Anfang bis Ende mitgefiebert habe. Gerade dadurch, dass die Lösungen nicht immer einfach waren und Opfer von den Charakteren erforderten, machte es umso spannender, ihre Abenteuer zu verfolgen. Hier ein großes Lob an die Autorin, dass sie die Charaktere mit tatsächlich schwierigen und emotional aufgeladenen Situationen konfrontierte!
Apropos Emotionen: Auch die Charakterbeziehungen spielen in diesem Band eine wichtige Rolle, wobei sie teilweise sehr gut und teilweise ausbaufähig beschrieben waren. Besonders möchte ich die romantischen und elterlichen Beziehungen hervorheben, denen besonders viel Zeit gewidmet wird. Eine, die ich zu meiner eigenen Überraschung verbesserungswürdig fand, war die zwischen Jasper und Parzival – zumindest von Jaspers Seite aus. Denn während bei Parzival kein Missverständnis darüber besteht, wie er für Jasper empfindet, verstand ich Jaspers konstante Antipathie ihm gegenüber nicht unbedingt als Zeichen großer Gefühle – im Gegenteil war ich davon ausgegangen, dass er keine hatte und wollte, dass Parzival das akzeptiert.
Natürlich GAB es Stellen, in denen angedeutet wurde, dass er Parzival nicht ganz so sehr hasst, doch waren diese Szenen sowohl von ihrer Anzahl als auch von ihrer Länge her so stark limitiert, dass ich mir gerne mehr gewünscht hätte, die Jaspers wachsende Gefühle zeigen. So ungefähr wie bei Minna und Gulliver, die weniger Szenen miteinander hatten, sich aber gegenseitig mit Blicken, Worten und Gesten mühelos demonstrierten, dass sie ineinander verliebt sind. Bei ihnen war es sehr viel glaubhafter und verständlicher, dass sie ein Paar wurden, weil die Andeutungen offensichtlich genug waren, während es bei Jasper und Parzival etwas zu plötzlich geschah. (Wie gesagt besteht über Parzivals Gefühle kein Zweifel, aber bei Jasper wäre ich allein aufgrund seines Verhaltens niemals darauf gekommen.)
Insgesamt waren die Beziehungen an sich – und vor allem die Freundschaft der vier Hauptcharaktere – jedoch großartig und herzerwärmend. Die vielen Gefahren haben hier sehr dabei geholfen, (noch) tiefere Beziehungen zu bauen und gleichzeitig die Qualitäten der Charaktere zu zeigen, die alle Szenen haben, in denen sie mit ihren Stärken und Schwächen konfrontiert werden. Auch das Worldbuilding wird hier großartig gezeigt, weil die Wesen, auf die die Charaktere im Labyrinth treffen, auch tatsächlich gut zu der Welt des Labyrinths (und seiner Hintergrundgeschichte) passen.
Die Elternfiguren (Minnas Vater und Gullivers Vater) fand ich ganz schön diabolisch, bis zu dem Punkt, an denen ich ihnen nicht für ihre Taten verzeihen konnte und fast gewünscht hätte, Minna und Gulliver hätten es auch nicht getan. Natürlich habe ich verstanden, warum sie es letztendlich doch taten und sie sehr dafür respektiert, aber ich hätte diese Stärke vermutlich nicht gehabt.
Insgesamt ein guter Abschluss der Dilogie, doch tatsächlich hätte ich nichts dagegen, noch mehr von den Charakteren zu lesen, weil sie mir alle so gefallen haben!
- Jahr um Jahr
- um Jahr um Jahr
- Michael Thompson
- Piper
- Belletristik
- Magischer Realismus
- Reset
- Vergessen werden
- Erinnerung
- Freundschaft
- Romaze
- Familie
- Leben
- Spuren hinterlassen
Eigentlich war Tommy von seinen Eltern nicht geplant – und vom Universum anscheinend auch nicht, denn an seinem ersten Geburtstag haben sie komplett vergessen, wer er ist. Er wird in ein Kinderheim gegeben, und dort wiederholt sich dieses merkwürdige Ereignis an jedem seiner Geburtstage: Jeder, der ihn gekannt hat, vergisst mit einem Mal, wer er ist, und alles, was direkt mit ihm verbunden ist, verschwindet ebenfalls. So muss Tommy jedes Jahr wieder von vorne anfangen und sehnt sich mehr und mehr danach, den Menschen in Erinnerung zu bleiben. Vor allem, als er sich als Jugendlicher in ein Mädchen namens Carey verliebt – und als Erwachsener entschlossen ist, sie wieder zu finden …
Magischer Realismus entwickelt sich immer mehr zu meinem Lieblingsgenre, denn die Ideen, die er umsetzt, sind so schlicht, wie sie faszinierend sind. Das trifft auch auf diesen Roman zu, der seine Grundidee gut umsetzt und sich allgemein unterhaltsam liest.
Besonders haben mir die ersten achtzehn Jahre von Tommy gefallen, die er größtenteils im Kinderheim verbringt und dabei herausfindet, wie der Reset genau funktioniert. Aber auch sein Erwachsenenleben, in dem er sich immer wieder neu in das Leben der Menschen schreibt, die ihn vergessen haben, war einnehmend, auch wenn es dort insgesamt weniger Schwierigkeiten gab. Denn obwohl der Reset weiterhin stattfindet, fällt es Tommy um einiges leichter, den Zustand wiederherzustellen, den es davor gab – wodurch der Reset selbst einen Teil seiner Spannung verlor.
Das ist jedoch nicht unbedingt etwas Schlechtes, denn es hat mir sehr gefallen, Tommys freundschaftliche Beziehung zu Josh, seine familiäre Beziehung zu Miss Michelle und seine romantische Beziehung zu Carey über die Jahre zu verfolgen. Gerade Miss Michelle, die Betreuerin des Kinderheims, war wunderbar, weil sie Tommy jedes Jahr wieder akzeptiert und geliebt hat. Gerne hätte ich noch mehr von ihr gelesen!
Die Romanze mit Carey beginnt überraschend spät und erfolgt überraschend schnell, doch dafür entwickelt sie sich sehr gut weiter und wird bald zu einer Beziehung, mit der ich sehr mitgefiebert habe. Zu meiner Freude kamen auch andere Charaktere wiederholt vor, zu verschiedenen Zeiten in Tommys Leben, was ihre Entwicklung gut zeigte – gerade deshalb auch, weil sie sich nie an Tommy erinnerten. Gerade am Anfang bekommen wir sogar ihre Sichtweisen mit, die die Geschichte zusätzlich bereicherten.
Natürlich sieht man so einige Handlungspunkte kommen, aber das hat meiner Lesefreude keinen Abbruch getan. Zumal war das Ende anders, als ich es erwartete, aber auf sehr gute Weise – die Art und Weise, wie die Geschichte abgeschlossen wird, war erstaunlich zufriedenstellend und gleichzeitig nicht unbedingt etwas, das man erwartet.
Insgesamt also ein angenehmer Roman mit einem gut umgesetzten Idee, der mich sehr gut unterhalten hat!
- Atmosphere
- Taylor Jenkins Reid
- Belletristik
- Ullstein
- Weltraum
- Astronauten
- Raumfahrt
- Leben
- Liebe
- Familie
- Romanze
- Emotional
- Drama
- LGBTQ+
Schon seit Kind hat Joan Goodwin den Traum, Astronautin zu werden, doch in den Achtzigern ist das nicht leicht, selbst nachdem die NASA offiziell Frauen einstellt. Trotzdem findet sie schnell Freude an der Arbeit und in den Kolleg:innen, die sie dabei unterstützen. Währenddessen kümmert sie sich liebevoll um ihre Nichte Frances, ist allerdings auch wütend auf ihre Schwester, weil diese sich nicht um ihre Tochter kümmert. Doch erst, als Joan die Raumfahrtingenieurin Vanessa Ford näher kennenlernt, beginnt Joan infrage zu stellen, wo wirklich ihr Platz im Universum ist …
„Atmosphere“ ist Taylor Jenkins Reids neuester Roman, und zumindest am Anfang derjenige, bei dem es mir am schwersten fiel, in ihn hineinzufinden. Teils liegt das sicherlich an meinem mangelnden Interesse an der Raumfahrt; zwar gelang es Reid und anderen Autor:innen, Romane zu schreiben, deren Themen mich nicht sonderlich interessierten und deren Geschichte mich trotzdem packte, aber in diesem Roman steckt so viel sichtbare Recherche, dass es zunächst schwierig war, neben all den Fachbegriffen einen Weg in die Geschichte zu finden. Ich bewundere Reid sehr für die Arbeit, die sie in diesen Roman gesteckt haben muss, muss aber zugeben, dass sie nicht immer interessant beschrieben war. Tatsächlich fürchte ich, dass nur Raumfahrt-Fans der Geschichte etwas abgewinnen könnten, obwohl sie noch so viel mehr enthält.
Denn nach und nach fand ich schließlich meinen Weg in die Geschichte, was vor allem zwei Charakteren zu verdanken ist: Frances, Joans Nichte, und Vanessa, ihrer Partnerin. Am Anfang war ich aufgrund der vielen Charaktere erst einmal überfordert, doch schnell kristallisierte sich heraus, dass diese beiden Personen die wichtigsten in Joans Leben sind – und das spürt man auch. Sowohl ihre familiäre Beziehung zu Frances als auch ihre romantische zu Vanessa war so liebevoll, so dramatisch und allgemein so gut geschrieben, dass sie mich am Ende wortwörtlich in Tränen ausbrechen ließen. Zwar hat Joan auch Freundschaften mit den anderen Charakteren ihrer Truppe (die zudem durch die Art und Weise, wie die Geschichte erzählt ist, ein besonders dramatisches Gewicht bekommen), doch Frances und Vanessa haben diesen Roman am meisten bereichert.
Am spannendsten und intensivsten waren für mich die 1984-Szenen, bei denen ich richtig mitfieberte und die die Geschichte durch das Vorwissen, das wir in ihnen gewinnen, noch verbesserten. Ich war am Ende so in Tränen aufgelöst, dass es einen starken Kontrast zum Beginn des Romans bildete, in den ich nur holprig reinfand. Doch ohne die vergangenen Szenen hätten diejenigen, die mich zum Weinen brachten, keinen so starken Effekt gehabt, weshalb ich auch für diese dankbar war.
Dieser Roman thematisiert die Liebe, das Leben und die Tapferkeit, es nach bestem Gutdünken zu leben, doch wenn es um seine Bewertung geht, tue ich mich schwer. Denn gesamt betrachtet haben mir andere Romane von Reid besser gefallen, weil ich leichter in sie hineinfand und mich mehr in die Protagonistinnen und Geschichte hineinversetzen konnte; doch andererseits hat mich kein Roman von ihr so stark emotional beeinflusst wie dieser. Deshalb würde ich ihm immer noch eine Empfehlung aussprechen – nur mit der Anmerkung, dass der Anfang zwar sehr beschwerlich ist, sich das Ende aber umso mehr lohnt!
- Die verschwundene
- Tochter
- Soraya Lane
- Droemer Knaur
- Belletristik
- Romanze
- Liebe
- Familiengeschichte
- Kleidung
- Mode
- Paris
- Frankreich
- Sommerroman
Die Zeitschrift, bei der Blake arbeitet, sucht dringend nach einer Geschichte, die die Leserinnen über mehrere Wochen antreibt. Blake, die vor einer Weile eine mysteriöse Schachtel, die für ihre verstorbene Großmutter gedacht war, bekommen hat, schlägt vor, ihre eigene Familiengeschichte und die Suche nach ihrer Urgroßmutter zu einem Thema zu machen. Eine Aufgabe, die sich zunächst als schwierig gestaltet, weil es keine Hinweise zu geben scheint – bis Blake auf den charmanten Kurator Henri Toussaint verwiesen wird, der ihr bei ihrer Suche weiterhilft. Sie finden heraus, dass ihre Urgroßmutter Evelina Lavigne war, die in den Dreißigern erfolgreich Kleider entwarf – doch aus irgendeinem Grund damit aufhörte, sodass sie nie die Bekanntheit erreichte, die sie anstrebte …
Auch der fünfte Band der „Töchter“-Reihe ist ein locker zu lesender Sommerroman, der zwei Romanzen in einer bietet und uns Leser:innen dabei Paris näher bringt. Wie schon die Romanzen aus vorherigen Bänden ähnelt dabei die Romanze zwischen Blake und Henri eher einer Disney-Romanze, die realistisch gesehen vermutlich nicht halten würde, im Roman aber so süß geschrieben worden ist, dass es als Leser:in trotzdem leicht ist, an sie zu glauben.
Bei Evelina waren ihre Romanzen schon realistischer, weil sie mehr Konflikte boten und, damit zusammenhängend, tragischer waren. Doch das wahre Highlight war Evelina selbst: Ich liebte es, wie sie stets für ihr eigenes Leben kämpfte und die dafür notwendigen Schritte selbständig einleitete. Sie ließ sich nicht von den Männern in ihrem Leben kontrollieren, sondern fand stets Wege zu einer Lösung, selbst, wenn es nicht immer leicht war, sie zu treffen. Sie war schlicht eine großartige Protagonistin, mit der ich leicht mitfiebern konnte. Das einzige, was ich schade fand, war, dass wir nicht SO viel von ihren Kleidern mitbekommen – es wird zwar beschrieben, wie sie sie herstellt und was sie für einen Eindruck machen, aber eine tatsächliche Beschreibung der Kleider bleibt in der Regel aus.
Schön war ebenfalls, dass das Drama in der Geschichte (das natürlich hauptsächlich in der Vergangenheit stattfand) realistisch war – nicht zu überzogen, nicht zu harmlos, sondern genau richtig. Der Rest der Handlung (hauptsächlich die Gegenwart) ist sehr schön, fast schon unrealistisch schön, aber gerade deshalb perfekt für eine lockere Sommerlektüre geeignet. Was mir übrigens sehr gefallen hat, ist, dass Blaze nicht sämtliche Geheimnisse Evelinas herausfindet, sondern dass es Informationen gibt, die nur wir Leser:innen haben. Das war nicht nur ebenfalls realistisch, sondern gab der Geschichte einen zusätzlichen Reiz, weil nur wir die ganze Wahrheit kennen.
Doch eine wichtige Kritik habe ich trotzdem: Allzu viel Neues bietet der Roman nicht. Wenn man die anderen schon gelesen hat, bekommt man hier nicht SO viel, was den Roman (stark) von den anderen hervorhebt. Dadurch, dass das Grundkonzept immer ähnlich ist, gibt es natürlich nur so viel, das man ändern kann (und zugegeben gefiel mir die Idee, Blake zu einer Journalistin zu machen, die ihre Geschichte live berichtet), aber allein, dass wir z.B. nie eine lebende Großmutter hatten, die tatsächlich aktiv an der Suche mitwirkt, oder einen Großvater, der dasselbe tut, wären Ideen, die ich gerne in diesen Romanen lesen würde. Doch natürlich erfüllt der Roman letztendlich immer noch seinen Zweck: Er ist ein schöner, erholsamer Sommerroman, bei dem man sich schlicht gut fühlt!
- Die Mondschwester
- Sieben Schwestern
- Lucinda Riley
- Goldmann
- Belletristik
- Flamenco
- Spanien
- Argentinien
- Tiere
- Tierschutz
- Esoterik
- Wahrsagen
- Familie
- Romanze
- Liebe
- Tanz
Tiggy hat kein großes Interesse daran, ihre Familiengeschichte aufzudecken, sondern möchte lieber im Kinnaird-Anwesen arbeiten, um dort bedrohten Tierarten zu helfen. Doch dann kommt sie mit Chilly in Kontakt, einem alten gitano, der in ihr die Enkelin der berühmten Flamenco-Tänzerin Lucía Albaycín erkennt. Sie eroberte damals Spanien, Argentinien und noch mehr Länder mit ihrem Tanz, und obwohl Tiggy selbst fast keine Gemeinsamkeiten mit ihr hat, hilft ihr Lucías Geschichte, ihre eigene zu finden …
Auch der fünfte Band der Sieben-Schwestern-Reihe ist angenehm geschrieben und erzählt zwei packende Geschichten in einer. Tiggy ist die „esoterische“ der Schwestern und das schlägt sich definitiv in der Handlung nieder – denn obwohl ärztliche Heilmittel zum Glück positiv dargestellt werden, gibt es einen starken Fokus auf alternative Heilmittel und vor allem auf Wahrsagerei, die im Buch stets wahr wird. Mir persönlich war der übernatürliche Aspekt ein wenig zu viel, weil er sich zwar trotzdem flüssig in die Handlung einfügte, jedoch nicht zu dem realistischen Setting passte, in dem die Geschichte spielt.
Tiggy war eine sehr sympathische Protagonistin, doch die wahre Stärke des Romans war Lucía, deren Leben wir ausführlich erleben. Sie war mit Abstand mein Lieblingscharakter, weil sie so vielschichtig und komplex geschrieben war: Sie war stur, entschlossen, leidenschaftlich, wusste sich durchzusetzen, kämpfte für ein eigenes Leben für sich und half ihrer Familie so gut sie konnte – doch sie war auch egoistisch, achtete nicht immer auf ihre Liebsten und ließ sie teilweise sogar im Stich, war niemals zufrieden mit ihrem Erfolg und hatte auch keinen Problem damit, in unangemessenen Lebenssituationen zu rauchen und zu trinken. Mit anderen Worten: Lucía war mindestens so leuchtend und brennend, wie sie tatsächlich dargestellt wird, was einfach großartig zu lesen war. Mir kam sie tatsächlich wie eine reale Person vor, mit Stärken und Schwächen und einer Lebensgeschichte, die mindestens so einnehmend wie ihr Charakter war.
Neben Lucía bekommen wir auch viel von ihrer Mutter María und ein bisschen etwas von ihrer Tochter Isadora mit, wobei María sich in die Reihe sympathischer Charaktere einreihte und Isadora zu denen, von denen ich gerne noch mehr gelesen hätte. Denn obwohl sie Tiggys Mutter ist, wird ihre Lebensgeschichte größtenteils zusammengefasst, anstatt sie aktiv zu erzählen. Das fand ich schade, weil sie es aufgrund ihrer engen Verbindung zu Tiggy verdient hätte, wenigstens ein Kapitel über ihr Erwachsenenleben zu bekommen. Selbst María bekam mehr Screentime als sie, obwohl sie nicht so relevant für die Geschichte war. Trotzdem waren die Vergangenheitskapitel so einnehmend geschrieben, dass sie die Gegenwartskapitel komplett in den Schatten stellten.
Was mir an denen zunächst nicht gefiel, lässt sich mit einem Charakter zusammenfassen: Zed. Er wird glücklicherweise so grässlich dargestellt, wie er tatsächlich ist, aber die Szenen mit ihm waren mir trotzdem so unangenehm, dass ich Tiggys Geschichte erst dann neugierig weiter las, sobald er keine Rolle mehr in ihr spielte. Ein großes Lob an Lucinda Riley dafür, sein problematisches Verhalten als solches angesprochen zu haben, aber der Preis dafür war eine erste Hälfte, in der ich Tiggys Kapitel am liebsten gar nicht lesen wollte, weil Zed mich so aufregte! Ich schätze, dass das letztendlich ein Kompliment ist, weil er genauso rüberkommen sollte.
Doch neben Zed gibt es noch Cal und Charlie, die zwar um einiges besser waren als er, mir aber nie ganz sympathisch wurden. So machte Cal speziell in der ersten Hälfte viele abfällige Bemerkungen über Tiggy, die ihn für mich unsympathisch machten, obwohl er in der zweiten Hälfte etwas besser wurde; und Charlie, der mit Abstand der beste der drei war, zeigte immer noch ein beschützendes und kontrollierendes Verhalten gegenüber Tiggy, das aufgrund des Kontexts zwar teils verständlich war, mir aber immer noch zu viel war. Tatsächlich hätte ich mir gewünscht, dass Tiggy gar keine Romanze eingeht und stattdessen ihrem Traum folgt, statt am Ende festzustellen, dass er in Wirklichkeit daraus besteht, bei ihrem Love Interest und den Tieren des Anwesens zu bleiben.
Wie man feststellen kann, habe ich also durchaus ein paar wichtige Kritikpunkte an den Roman – doch ich würde lügen, wenn ich behaupten würde, dass er meine Freunde am Lesen vermindert hat. Ja, die Zed-Szenen waren tatsächlich unangenehm zu lesen, aber weil der ganze Rest (speziell die Vergangenheitskapitel) so grandios geschrieben waren, hatte ich immer noch meinen Spaß mit dem Roman – und hoffe, dass auch der sechste mir eine packende Geschichte bieten wird!
- The Beasts We Bury
- D. L. Taylor
- Karibu
- Fantasy
- Jugendbuch
- Tiere
- Magie
- Romanze
- Freundschaft
- Familie
- Grausamkeit
- Intrigen
- Tod
Mancella ist die zukünftige Thronfolgerin ihres Reiches, doch ihr Leben könnte nicht qualvoller für sie sein. Denn ihre Magie ermöglicht ihr, die Seelen von Tieren heraufzubeschwören, die für sie kämpfen – aber nur, wenn sie sie davor mit bloßen Händen tötet. Etwas, das Mancella nicht will, aber wozu ihr Vater sie zwingt. Erst, als sie auf den Dieb Silver trifft, bekommt sie Hoffnung auf ihre Freiheit und Frieden für ihr Reich. Doch Silver hat seine eigenen Aufträge bekommen, die verlangen, Mancella auszunutzen – und sie letztendlich zu verraten …
Dieser Fantasyroman hatte ein faszinierendes Konzept, das zudem sehr gut umgesetzt war, doch natürlich ist es auch ein sehr grausames, das nicht für alle Leser:innen geeignet ist. Es gibt zwar glücklicherweise nur wenige Stellen, in denen der Tod eines Tieres beschrieben wird und tatsächlich auch vergleichsweise wenige, in denen die Tiere für Mancella kämpfen, aber existieren tun sie durchaus, was zumindest an ein, zwei Stellen hart zu lesen war.
Doch mochte ich es, wie Mancella mit ihrer Kraft umgegangen ist. Sie ist strikt gegen die Pläne ihres Vaters und gegen das Töten von Tieren, liebt ihre Tiere tatsächlich sehr und möchte nicht, dass sie und ihre Fähigkeit ausgenutzt werden. Obwohl viele sie als ein Monster sehen, erleben wir Leser:innen, wie sie sich wirklich fühlt und wie sehr sie gegen ihren grausamen Vater rebellieren möchte. Dieser war natürlich ein sehr unsympathischer Charakter – tatsächlich habe ich mir an mehreren Stellen seinen Tod gewünscht, weil seine Grenzen einfach alles überschreiten, wozu jemand bereit sein sollte.
Silver ist ebenfalls ein sympathischer Protagonist, dessen Zwiespalt gut herüberkommt, doch hätte ich mir gewünscht, dass seine Geschichte nicht verlangen würde, dass er seine Aufträge aus einem Grund erledigt, den er nicht einmal kennt, und darauf vertrauen muss, dass sein Auftraggeber ihm die Wahrheit sagt. Hier wäre eine bessere Kommunikation mit seinen Freunden und Mancella wünschenswert gewesen, weil ich das Gefühl hatte, dass Silvers Zwiespalt sich so sehr viel leichter aufgelöst hätte. Zudem hätte das seine Verbindung zu Mancella verstärkt; denn diese war zwar stark genug, um eine Freundschaft glaubhaft zu machen, aber nicht stark genug für die Romanze, die sie sein soll.
Vom Rest der Charaktere bekommen wir genug mit, um uns an sie zu erinnern, aber leider nicht genug, um uns um sie zu sorgen. So spielen Mancellas Familie und Silvers Freunde ebenfalls eine Rolle in der Handlung, aber weil wir ihre Charaktere nie richtig kennenlernen, fiel es mir schwer, mich tatsächlich um sie zu kümmern. Tatsächlich interessierten mich viel mehr die Fähigkeiten der Charaktere als die Charaktere selbst, weil diese – vor allem im magischen Bereich – so kreativ waren, dass ich gerne mehr von ihnen gelesen hätte.
Insgesamt muss ich zugeben, dass der Roman zwar nichts Besonderes bietet, aber immer noch eine gute Geschichte mit sympathischen Hauptcharakteren erzählt, die andere Leser:innen umso mehr ansprechen könnte!
- After I Do
- Taylor Jenkins Reid
- Ullstein
- Belletristik
- Romanze
- Liebe
- Trennung
- Beziehungspause
- Familie
- E-Mails
- Gefühle
Schon seit über zehn Jahren sind Lauren und Ryan zusammen. Als sie sich damals auf dem College kennenlernten, lernten sie sich schnell kennen und lieben, heirateten und waren für eine ganze Weile glücklich. Doch schon seit einiger Zeit häufen sich ihre Streitereien und schließlich realisieren beide, dass sie nicht mehr glücklich miteinander sind. Daraufhin schmieden sie einen Plan: Für ein Jahr machen sie eine Trennung auf Probe, nehmen keinen Kontakt zueinander auf und erlauben es sich, mit anderen zu schlafen. Was zunächst schwer und ungewohnt ist, wird im Lauf der Zeit immer leichter – und Lauren muss sich fragen: Was will sie wirklich vom Leben?
Dieser Roman war eine positive Überraschung, denn auch, wenn man merkt, dass er zu den älteren Romanen Taylor Jenkins Reids gehört, hat er mir überraschend gut gefallen. Das liegt vor allem daran, wie gut Lauren und Ryans Beziehung sowie Laurens Gefühle nach der Trennung beschrieben wurden. Ich war bereits sehr investiert darin, wie der Beginn und der langsame Zerfall ihrer Beziehung beschrieben wurde – und sogar noch investierter, als sie sich voneinander trennten und Lauren sich damit auseinandersetzen musste, wie sehr sie Ryan vermisst und wie frei sie sich gleichzeitig fühlt. Diesen Zwiespalt hat Taylor Jenkins Reid so gut beschrieben, dass ich mich problemlos in Lauren hineinversetzen konnte, obwohl ich ihre Erlebnisse selbst nie durchmachte.
Problematisch fand ich dafür, dass sie Ryans E-Mail-Entwürfe liest, die er an sie geschrieben hat. Einerseits war es für die Handlung elementar, dass Lauren diese E-Mails zu lesen bekommt, andererseits wünschte ich mir, die Autorin hätte einen anderen Weg gefunden, das zu tun, ohne jemandes Privatsphäre zu verletzen. Indem die E-Mails einfach abgeschickt worden wären, finde ich, dass sich so eine bessere Lösung für alle Beteiligten gefunden hätte.
Das Ende war trotzdem sehr zufriedenstellend und auf positive Weise offen. Ich fand die Botschaft, dass man manchmal einfach eine Pause (und gute Kommunikation!) in einer Beziehung braucht, sehr gut, auch wenn sicher nicht alle Leser:innen zustimmen würden, während dieser Pause mit anderen Menschen zu schlafen. So, wie es umgesetzt war, gefiel, es mir sehr gut, könnte aber durchaus die einen oder anderen Leser:innen abschrecken.
Zuletzt möchte ich noch schnell die Nebengeschichten erwähnen, weil Laurens Familienmitglieder ebenfalls in einem Punkt in ihrem Leben sind, an dem große Dinge bevorstehen. Obwohl der Fokus des Romans definitiv auf Lauren und Ryan liegt, fand ich es großartig, regelmäßig von ihren Familienmitgliedern und deren Problemen zu erfahren, weil das gerade in der Beziehungspause Lauren auf andere Gedanken brachte und interessante Nebenhandlungen erzählte.
Insgesamt natürlich kein weltveränderndes Buch, aber es war erfrischend, eine Liebesgeschichte nach dem Happy End zu lesen, die sowohl gut als auch realistisch umgesetzt wurde!
- Eine falsche Lüge
- Sophie Stava
- Fischer
- Thriller
- Spannung
- Lügen
- Geheimnisse
- Familie
- Freundschaft
- Identitätsdiebstahl
- Besessenheit
- Twists
- Familie
- Familie
Sloane Caraway ist eine notorische Lügnerin. Sie kann einfach nicht anders, weil sie es liebt, sich selbst interessanter zu gestalten. Als sie im Park den gut aussehenden Jay mit seiner Tochter Harper sieht, die gerade einen Bienenstich bekommen hat, rutscht es ihr deshalb wie von selbst von den Lippen, dass sie Caitlin heißt und Krankenschwester ist. Beim nächsten Mal ist auch Jays Frau Violet dabei, die sich überschwänglich bei Sloane bedankt und sie zum Dinner einlädt. Eins kommt zum anderen und schon bald wird Sloane das Kindermädchen von Harper. Jay sieht sie leider nicht allzu oft, versteht sich aber umso besser mit Violet. Doch ahnt sie nicht, welche Pläne Violet für sie hat …
Dieser Thriller ist perfekt für Freida-McFadden-Fans geeignet, ist locker und spannend geschrieben und enthält Twists, mit denen ich nicht gerechnet habe (speziell, was das Ende angeht). Dadurch, dass die Thematik Lügen sind, war ich natürlich von Anfang an auf alle Aussagen sensibilisiert, was es umso spannender machte, sich zu überlegen, welche von ihnen stimmen und welche nicht.
Zu meiner Überraschung lag der Fokus nicht auf Sloane und Jay, sondern auf der Freundschaft zwischen Sloane und Violet. Diese fand ich überrascht gut umgesetzt, vor allem wenn man bedenkt, dass sie beide natürlich ihre eigenen Gründe haben, sie am Laufen zu halten. Die Art und Weise, wie die Sichtwechsel ihre Handlungen in einem anderen Licht darstellten, war hervorragend und sorgte für ein Ende, das ich nicht kommen sah.
Am meisten trieb mich die Frage nach Violets Plan an, der erst gegen Ende gelüftet wird. Zugegeben ist er meine einzige Kritik, denn das Konstrukt, auf dem er – und damit die ganze Geschichte – steht, war äußerst wackelig. Ich hatte das Gefühl, dass nur ein einziger Fehler und eine etwas genauere Untersuchung genug gewesen wären, um den Plan komplett in sich zusammenstürzen zu lassen. Als jemand, der gut konstruierte Geschichten mag, bei denen alles an seinen Platz fällt, hatte mir Violets Plan zu viele Löcher und Unsicherheiten. Speziell eine gewisse Lüge, um die Violet Sloane später in der Handlung bittet und die zentral für ihren Plan ist, hätte durch eine einfache Ablehnung von Sloanes Seite aus dafür gesorgt, dass ihr gesamter Plan in sich zusammenfällt.
Meiner Lesefreude hat das zum Glück keinen Abbruch getan, weil es sehr viel Spaß machte, die Gedanken der beiden zu verfolgen. Diejenigen, die „Wenn sie wüsste“ mochten und nach etwas Ähnlichem suchen, werden hier einen packenden Thriller finden – der zwar nicht perfekt konstruiert ist, aber dafür umso spaßiger zu lesen!
Sieben Jahre ist es schon her, seit Jiwons Mutter gestorben ist, doch noch immer quält sie sich mit ihrem Tod, überzeugt davon, dass sie ihn hätte verhindern können. Als sie während eines Regenschauers in einer Buchhandlung Zuflucht sucht, bekommt sie genau diese Gelegenheit: Denn hier, in der Buchhandlung der Erinnerungen, kann Jiwon drei Mal in der Zeit zurückreisen, um versuchen, etwas zu ändern. Jedoch hat sie nur jeweils drei Stunden Zeit und gelingt es ihr nicht, eine Veränderung herbeizuführen, verliert sie dafür ihre eigene Lebenszeit …
Dieser Roman ist unglaublich angenehm zu lesen, der Schreibstil der Autorin sehr flüssig und sehr schön. Dadurch, dass auch die Kapitel eine gute Länge haben, war ich im Nu mit der Lektüre durch – vielleicht sogar zu schnell, denn im Nachhinein wünschte ich mir, ich hätte mir mehr Zeit gelassen, um diese Geschichte zu genießen!
Die drei Zeitreisen, die Jiwon unternimmt, haben mir natürlich am meisten gefallen. Speziell die ersten zwei verraten ihr viel über ihre Mutter und auch über sich selbst, und rücken die Ereignisse, die schließlich zum Tod der Mutter führten, in ein leicht anderes Licht. Hier muss ich erwähnen, dass das Buch definitiv auch traurige Aspekte thematisiert – denn dadurch, dass die Mutter an Krebs erkrankt und einen jahrelangen Todeskampf mit ihm ausfechtet, gibt es ein paar Szenen und Sätze, die verständlicherweise bedrückend sind. Meiner Meinung nach hat die Autorin es wunderbar geschafft, nicht zu deprimierend zu werden, aber natürlich kommen diese Themen trotzdem vor.
Natürlich ist das Ende vorhersehbar (tatsächlich habe ich mich gewundert, warum Jiwon überhaupt eine dritte Reise antrat, weil bereits nach der zweiten alles klar war), aber darum nicht weniger schön. Interessanterweise meint die Autorin in ihrem Nachwort, dass das Buch nicht dazu dient, Heilung und Trost zu spenden, weil sie sich für diese Aufgabe noch nicht reif fühlt, aber genau das hat sie durch ihre Lektüre getan. Ich habe es sehr genossen, dieses Buch zu lesen und fühlte mich am Ende hoffnungsfroh.
Das einzige, von dem ich mir ein bisschen mehr erhoffte, waren die offenen Fragen. Mal davon abgesehen, dass mir am Ende beispielsweise nicht klar war, wie genau Jiwon ihrem scheinbaren Schicksal entkommen ist, hätte ich gerne noch mehr Informationen zur Buchhandlung selbst und zur Managerin gehabt. Es gibt zwar ein bisschen Worldbuilding, was die verschiedenen Arten der Erinnerungen anbelangt, aber ich vermisste eine Hintergrundgeschichte zur Managerin und Beispiele anderer Vergangenheiten, die erfolgreich geändert wurden (oder auch nicht). Das habe ich als verpasste Gelegenheit empfunden, weil der Buchhandlung der Erinnerungen dadurch noch mehr Tiefe hätte gegeben werden können.
Bis auf dieses Manko haben wir aber immer noch eine wunderschöne, überraschend wohltuende Geschichte, die mein Herz berührt hat!