- Erinnerungsfotograf
- Sanaka Hiiragi
- Hoffmann und Campe
- Belletristik
- Fotografie
- Tod
- Abschied
- Leben
- Erinnerungen
Zwischen dem Reich der Lebenden und der Toten befindet sich das Fotostudio von Hirasaki. Hier können die Verstorbenen ihren persönlichen Lebensfilm zusammenstellen und sogar ein verblasstes Bild neu aufnehmen. Die ehemalige Kindergärtnerin Hatsue, der Yakuza Waniguchi und das Mädchen Mitsuru finden sich hier ein – und haben nicht nur das Bedürfnis, ein Bild von einem vergangenen Tag zu schießen, sondern Hirasaki an ihrer Lebensgeschichte teilhaben zu lassen …
Dieser schmale Roman ist eine schöne Lektüre für Zwischendurch, dessen drei Lebensgeschichten gleichermaßen fesselnd erzählt waren. Tatsächlich fällt es mir schwer, hier einen Liebling auszuwählen; ich habe sehr mit Hatsue und ihrem Wunsch, einen schönen Kindergarten zu schaffen, mitgefiebert, war aber auch gefesselt von dem Charakter Nezumi, der das Zentrum von Waniguchis Geschichte bildet und wusste es zu schätzen, auf welche Weise Mitsurus Geschichte die Hirasakis vervollständigt hat. Insofern sind alle drei Lebensgeschichten ein Genuss für sich!
Natürlich regen sie auch sehr zum Nachdenken über das eigene Leben an und die Fotos, die es enthalten würde. Diese drei komplett unterschiedlichen Charaktere haben alle kontrastreiche Geschichten, die an das Schöne, Traurige und Seltsame im eigenen Leben erinnern – und wie wertvoll es letztendlich ist.
Insofern ist es nur die Kürze des Buchs, die man kritisieren könnte. Sanaka Hiiragi hat es meiner Meinung nach wunderbar geschafft, für Hatsues und Waniguchis Lebensgeschichte eine angenehme Länge zu finden, doch Mitsurus Geschichte kommt ein wenig zu kurz und Hirasakis wird gar nicht vollständig aufgelöst. Das fand ich ein wenig schade, obwohl mir der Roman im Allgemeinen durchaus gefallen hat.
Insgesamt also eine schöne Lektüre für diejenigen, die einen kurzen Leseschmaus genießen!
Prometheus ist auf der Flucht – vor der Polizei, vor seiner Familie, aber vor allem vor sich selbst. Seit dem Tod seines besten Freundes Jakob wird er von massiven Schuldgefühlen geplagt und möchte am liebsten selbst sterben. Bis er auf Helle und Aslaug trifft. Sie leben nahezu abgeschottet vom Rest der Welt, zusammen mit ihren Pferden, und nehmen Prometheus bei sich auf. Doch so sehr Prometheus auch vergessen will, was passiert ist, wird er sich seiner Verantwortung nicht ewig entziehen können …
Nachdem mir der „Marianengraben“ so gefallen hatte, war es nur eine Frage der Zeit, bis ich „Der Mauersegler“ lesen würde. Und obwohl ich sagen kann, dass ich den „Marianengraben“ ein wenig mehr mochte, war ich dennoch berührt von der Geschichte, die Jasmin Schreiber hier in „Der Mauersegler“ erzählte!
Sowohl die Freundschaft zwischen Prometheus und Jakob als auch seine Zeit bei Helle und Aslaug bekommen genügend Momente, die deutlich machen, wie sehr Prometheus gehofft, gelitten und geträumt hat. Die Übergänge zwischen Vergangenheit und Gegenwart waren sehr gelungen, wobei ich vor allem mit der Vergangenheit mitgefiebert habe, weil es so war, als würde man einem Zug beim Entgleisen zusehen – obwohl von Anfang an klar ist, was passieren wird (bzw. passiert ist), hatte ich trotzdem unglaubliche Angst, dabei zuzusehen.
Besonders gut war Prometheus' Gefühlswelt umgesetzt, wobei ich Jasmin Schreiber ein großes Lob dafür aussprechen muss, dass sie ihrem Protagonisten tatsächlich eine direkte Schuld an Jakobs Tod gegeben hat. In vielen anderen Geschichten, in denen sich die Protagonisten schuldig für den Tod einer geliebten Person fühlen, sind sie in der Regel nur indirekt Schuld daran (und manchmal überhaupt nicht), doch hier ist Jasmin Schreiber das Risiko eingegangen, Prometheus zwar gute Absichten, aber definitiv die Schuld an Jakobs Tod zu geben. Das fand ich um einiges effektiver als die populäre Alternative der Protagonisten, die sich zwar schuldig fühlen, es in Wirklichkeit aber nicht sind.
Die einzige Kritik, die ich habe, ist, dass die Gegenwart mit Helle und Aslaug zwar einige wertvolle Momente hatte, aber manchmal langsam zu lesen war. Deshalb gebe ich insgesamt dem „Marianengraben“ den Vorzug, bin aber trotzdem sehr begeistert davon, wie Jasmin Schreiber hier die Themen Tod und Schuld umgesetzt hat!
- Die Sekunde zwischen
- dir und mir
- Emma Steele
- Droemer Knaur
- Belletristik
- Liebe
- Zeitsprünge
- Erinnerungen
- Geheimnisse
- Nahtoderfahrung
Nach acht Monaten der Trennung ist Robbie überglücklich, seine große Liebe Jenn wieder zurück zu haben. Sie fahren zusammen im Auto, bereit, noch mal neu anzufangen. Doch dann dreht Jenn sich zu ihm um und sagt: „Ich muss dir etwas sagen.“ Doch bevor sie sich erklären kann, kollidiert ein Lkw mit ihrem Auto – und Robbie wird unerwarteterweise in Jenns Erinnerungen geworfen. Hier hat er die Möglichkeit, herauszufinden, was Jenn ihm sagen wollte – und wie er sie retten kann. Doch zum ersten Mal kann er auch ihre Beziehung mit ihren Augen sehen, was ihm umso deutlicher macht, dass er sich ändern muss, wenn sie erhalten bleiben soll …
Dieser Roman war eine positive Überraschung für mich, weil die Handlung mich zwar sehr angesprochen hat, ich aber unsicher war, wie wohl die Umsetzung sein würde. Tatsächlich musste ich mich in die ersten fünfzig, sechzig Seiten erst einmal einlesen, weil das Springen zwischen den Erinnerungen zunächst ein wenig verwirrend war. Doch zum Glück gewöhnte ich mich schnell daran, sodass es mir danach umso leichter fiel, mich in Robbies und Jenns Geschichte fallen zu lassen. Besonders faszinierend fand ich, wie Robbie dabei stets versucht, Jenns Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, in der Hoffnung, sie so zum Aufwachen zu animieren; diese Schwebe zwischen Wirklichkeit und Fiktion hat mir sehr gefallen!
Die verschiedenen Erinnerungen waren allesamt interessant zu lesen, weil sie einen hervorragenden Überblick über die beiden Hauptcharaktere und deren Beziehung geben. Am interessantesten ist es natürlich, bezüglich Jenns Geheimnisses mitzufiebern, wobei ich hier sehr froh war, dass es tatsächlich ein überraschendes Geheimnis war, mit dem ich nicht gerechnet habe – und ich habe mit so einigem gerechnet!
Das Ende war dafür umso leichter zu erraten, aber mein persönliches Lesevergnügen wurde dadurch nicht beeinträchtigt. Ich liebe solche Geschichten einfach, in dem Erinnerungen im Zentrum stehen, weil sie zeigen, dass der Weg genauso wichtig ist wie das Ziel. In diesem Fall hat mir auf jeden Fall beides gefallen!
Ich glaube, die einzige Kritik, die ich habe, ist, dass die Nebencharaktere zwar wichtig genug sind, um in Erinnerung zu bleiben, ich aber gerne noch mehr von ihnen gelesen hätte; es ist schwer zu beschreiben, weil sie wie gesagt oft und regelmäßig genug auftauchen, ich aber trotzdem das Gefühl hatte, sie nicht so ausführlich kennengelernt zu haben, wie es möglich gewesen wäre. Allerdings ist das im Anbetracht all dessen, was mir sehr gut gefallen hat, wirklich eine kleinliche Kritik ;)
Sehr empfehlenswert für alle, die solche Geschichten genauso sehr lieben wie ich!
- Stay away
- from Gretchen
- Unmögliche Liebe
- Susanne Abel
- dtv
- Belletristik
- Nachkriegszeit
- Demenz
- Erinnerungen
- Rassismus
- Verbotene Liebe
- Highlight
Tom Monderath ist erfolgreicher Fernsehmoderator, doch sein privates Leben wird auf den Kopf gestellt, als bei seiner Mutter Greta Demenz diagnostiziert wird. Die erschreckende Diagnose führt allerdings auch zu etwas Positivem: Zum ersten Mal erzählt Greta von ihrer Kindheit und Jugend, die sie bisher unter Verschluss gehalten hat. Doch was Tom selbst herausfinden muss, ist die Geschichte ihrer unmöglichen Liebe – und die Geschichte eines kleinen, dunkelhäutigen Mädchens …
Dieser Roman gehört zu denen, die eigentlich nicht zu meinen Interessengebieten gehören, aufgrund ihrer Beliebtheit jedoch meine Neugier so sehr entfachten, dass ich sie trotzdem lesen wollte. Und im Fall von „Stay away from Gretchen“ bin ich sehr froh, diese Entscheidung getroffen zu haben!
Diese Geschichte ist unglaublich emotional, weil sie das Leben Gretas so realistisch erzählt. Von ihrer Überzeugung als Kind, dass Hitler eine bewundernswerte Person ist, zu ihrem harten Leben in der Nachkriegszeit bis zu ihrer Demenz im Alter erleben wir sie in allen Lebenslagen, was es leicht gemacht hat, mit ihr mitzufühlen und mitzufiebern. Toms Mühen, die Vergangenheit seiner Mutter zu recherchieren, fand ich zwar auch spannend, aber es waren stets die Kapitel, die wir aus Sicht der jungen Greta lasen, die mich wirklich gepackt haben.
Neben der fantastischen Geschichte ist es auch der Schreibstil, der es unglaublich leicht macht, sich in den Roman fallen zu lassen. Er ist unglaublich flüssig zu lesen, sodass die vergleichsweise langen Kapitel wie im Flug vorbeiziehen. Das ist bei über fünfhundert Seiten wahrhaft eine Meisterleistung!
Bonuspunkte gibt es auch dafür, dass die Geschichte auf realen Ereignissen basiert. Ich liebe es, wenn Ereignisse, die nicht allgemein bekannt sind, in Büchern thematisiert werden; so traurig die Vergangenheit auch ist, es ist wichtig, dass man sie nicht vergisst.
Insgesamt ein rundum empfehlenswerter Roman!
Aaron ist sechzehn Jahre alt und relativ glücklich - er hat eine liebevolle Mutter, seine Freundin Genevieve und seinen neuen Kumpel Thomas. Zwar sind auch einige schlimme Sachen in seinem Leben passiert, aber nichts, was rechtfertigen würde, seine Erinnerungen vom Leteo-Institut löschen zu lassen. Bis er Gefühle für Thomas entwickelt, dieser sie jedoch nicht erwidert. Aaron fällt in ein Loch und beschließt, den Eingriff machen zu lassen - ohne zu ahnen, dass es Sachen gibt, die man nicht vergessen kann ...
"More Happy Than Not" war Adam Silveras erstes Buch und erscheint erstmals in deutscher Übersetzung mit einem Zusatzkapitel, das er ein paar Jahre später schrieb. Nachdem mir von seinen anderen Büchern nur "Am Ende sterben wir sowieso" außerordentlich gut gefiel, während ich die anderen eher okay fand, war ich froh, mit "More Happy Than Not" wieder einen Adam-Silvera-Roman gelesen zu haben, der mich sehr begeistert hat.
Die erste Hälfte der Handlung war dabei sogar "nur" gut, doch sobald der geniale Twist enthüllt wird, wird sie in ein ganz neues Licht gerückt, bei dem ich dem Autor wirklich Lob dafür aussprechen muss, wie gut er die Hinweise vorher eingestreut hat. Nach der Enthüllung des Twists wird die Handlung sogar noch besser, vor allem, als sie gegen Ende in eine ganz andere Richtung geht, als ich es erwartet habe - im sehr, sehr positiven Sinne. Das "offizielle" Ende hat mein Herz zerbrochen, das Zusatz-Ende hat es wieder geheilt.
Insgesamt also ein sehr empfehlenswertes Buch, das zeigt, wie wertvoll unsere Erinnerungen sind - und das mir auch in sehr positiver Erinnerung bleiben wird!
Cato ist zwölf Jahre alt und lebt bei ihrem Vater, weil ihre Mutter bei ihrer Geburt gestorben ist. Gerne hätte sie sie kennengelernt, glaubt aber nicht, dass das möglich ist. Bis sie auf dem Klavier ihres Vaters eine Visitenkarte entdeckt, die Frau Kanos Kino bewirbt: "Filme, die nirgends laufen, aber die du schon immer sehen wolltest". Voller Neugier besucht sie das alte, verlassene Kino und trifft dort auf die mysteriöse Frau Kano, die Filme der ganz besonderen Art zeigt: Nämlich Zeitreisen zu einem bestimmten Moment, der auf einem Foto festgehalten ist. Cato soll die Zeitreisenden auf ihrem Sprung in die Vergangenheit begleiten – doch bietet sich hier vielleicht endlich die Möglichkeit, ihre Mutter zu treffen?
Dieses Kinderbuch erzählt eine wahrlich wunderschöne Geschichte von verpassten Momenten und zweiten Chancen, die mir sehr nahe gegangen ist. Als Erwachsene ist es relativ einfach, die Twists in der Handlung zu erahnen, aber das ändert nichts an der wundervollen Erzählweise. Es war einfach so schön, zu sehen, wie alles zusammenhängt und am Ende alle Charaktere das finden, was sie längst verloren glaubten.
Besondere Erwähnung verdient Catos Vater und die Nachbarin Cornelia. Andere Romane hätten sicherlich auch Catos Beziehung zu ihrem Vater gekittet, aber wenige hätten sich wohl die Mühe gemacht, die nervige Nachbarin Cornelia zu einer dreidimensionalen Figur mit ihren eigenen Problemen zu machen. Deshalb bin ich sehr froh, dass dieses Buch es tat; es war nicht nur sehr erfrischend, sondern betonte, dass auch Personen, die man (zunächst) nicht mag, eine schwere Geschichte mit sich herumtragen können.
Die Geschichte an sich ist relativ ruhig erzählt, oder man könnte sagen: melancholisch. Mir persönlich hat es gefallen, aber für Action-Fans ist dieses Buch logischerweise nichts. Dafür lässt es sich meiner Meinung nach sowohl von Kindern als auch von Erwachsenen gut lesen; und für mich waren, sind und bleiben das immer noch die besten Kinderbücher!
Insgesamt ein sehr schönes Leseerlebnis, das einen auch über das eigene Leben reflektieren lässt.