Bücherregal lädt …
Forever, Interrupted
352 Seiten

Neun Tage ist Elsie mit Ben verheiratet, als er plötzlich bei einem Unfall stirbt. Sie kannten sich erst ein halbes Jahr, doch die Liebe, die sie füreinander empfanden, hat es ihnen leicht gemacht, den Schritt der Heirat schnell zu wagen. Doch nun ist Elsie allein. Susan, Bens Mutter, wusste bis dahin nicht einmal, dass sie existiert und weigert sich zunächst, irgendetwas mit ihr zu tun zu haben. Während Elsie in ihrer Trauer versinkt und an die kurze, aber wertvolle Zeit mit Ben denkt, beginnt jedoch eine Freundschaft zwischen ihr und ihrer Schwiegermutter, die ihnen beiden dabei hilft, mit ihrem Verlust umzugehen …

Als Fan von Taylor Jenkins Reids Romanen war es für mich eine Selbstverständlichkeit, auch die Neuauflage von „Forever, Interrupted“ zu lesen. Wie erwartet handelt es sich um einen leicht zu lesenden Roman, der berührend und emotional ist, doch unerwarteterweise nicht viel Neues erzählt.

Aber fangen wir am Anfang an: Bens Tod am Anfang war tatsächlich sehr plötzlich, sodass ich Elsies Trauer erst dann richtig nachvollziehen konnte, als wir ihn in den Vergangenheitskapiteln näher kennengelernt haben. Diese haben mir überraschend gut gefallen: Die Art und Weise, wie Elsies und Bens Beziehung beschrieben wurde, hatte einerseits etwas von einer Disney-Romanze, kam andererseits aber trotzdem überraschend glaubwürdig rüber, sodass ich problemlos glauben konnte, dass Bens Verlust Elsie so hart trifft, wie er es tut. Hier ist es Taylor Jenkins Reid wirklich hervorragend gelungen, ihre Romanze so besonders zu beschrieben, wie sie von den beiden wahrgenommen wird.

Auch Elsies Freundschaft mit Susan, die sich erst später in der Handlung entwickelt, fand ich gut umgesetzt. Zusammen helfen sie sich mit ihrer Trauer, was schön beschrieben war. Hier in der Gegenwart gab es auch zwei angenehme Überraschungen, was die Handlungsrichtung betrifft – denn statt sich auf die Klischees dieses Genres einzulassen, hat Taylor Jenkins Reid sie bewusst vermieden und die Geschichte dadurch bereichert.

Trotzdem haben mir die Vergangenheitskapitel mehr gefallen, weil ich trotz der guten Umsetzung von Elsies Trauer nicht das Gefühl hatte, dass mir hier etwas Neues erzählt wird – tatsächlich lief die Trauer ungefähr so ab, wie ich es erwartet hatte, ohne große Überraschungen oder Twists. Da war die Liebesgeschichte zwischen Elsie und Ben besonderer für mich, weil sie technisch gesehen zwar einfach eine Liebesgeschichte ist, praktisch es aber erfolgreich schaffte, mich mit dem Paar mitfiebern zu lassen.

Obwohl der Roman traurige Themen aufgreift, ist er nicht per se traurig, sondern eher hoffnungsvoll und schön. Trotzdem sollte man wissen, worauf man sich einlässt, bevor man zu lesen anfängt – hier erwartet einen eine gute Geschichte, aber auch eine, die man so ähnlich schon mal gelesen haben könnte. Deshalb ist sie vor allem für Fans der Handlungsidee zu empfehlen, die gerne über den Umgang mit Trauer lesen, aber weniger für alle anderen. Mir selbst hat die Geschichte gut gefallen, doch Taylor Jenkins Reids andere Romane gefielen mir noch mehr.

Das Verhalten ziemlich normaler Menschen
352 Seiten

Seit Ashers Mutter vor einem Jahr bei einem Autounfall gestorben ist, versinkt er immer tiefer in seiner Traurigkeit. In seinen Therapiesitzungen, die er abwechselnd in zwei verschiedenen Gruppen verbringt, lernt er andere Menschen kennen, die ebenfalls alle einen schweren Verlust erlitten haben: Sloane, die ihren Vater vermisst; Will, der seinen kleinen Bruder verloren hat; und der achtzigjährige Henry, der immer noch mit seiner toten Frau Evelyn redet. Zusammen gehen sie auf einen Roadtrip, dessen wahres Ziel nur Asher selbst kennt: Er möchte den Mörder seiner Mutter finden – und ihn umbringen …

Ich hatte ein paar Schwierigkeiten, in dieses Buch reinzukommen, weil der Schreibstil am Anfang sehr gewöhnungsbedürftig war. Asher bildet immer sehr lange Sätze, deren Anfang man gegen Ende bereits vergessen hat. Das hat mich durchaus gestört, aber zum Glück wird der Stil im Verlauf des Romans sehr viel besser und angenehmer zu lesen. Am Anfang muss man sich also durchbeißen, aber danach lohnt es sich sehr!

Wie K. J. Reilly die Charaktere und ihre Trauer beschrieben hat, hat mir sehr gefallen. Speziell Ashers Verhalten ist stellenweise sehr problematisch, aber trotzdem versteht man ihn und wünscht sich, dass er einen Weg durch seine Trauer findet. Auch die anderen Charaktere und deren Gefühle wurden sehr gut beschrieben, ohne dass deren Trauer mich runter gezogen hat; ich fühlte mit ihnen mit, ohne dabei selbst so stark beeinflusst zu werden, dass es mir das Lesevergnügen geraubt hätte. Hier gibt es eine wirklich wunderbare Balance, die ich so nur selten in Romanen mit ähnlichen Themen erlebte!

(Extra-Erwähnung verdient übrigens Ashers Therapeutin, die er Peter Pan nennt. Sie hatte im Vergleich zu den anderen Charakteren zwar weniger Screentime, aber mindestens genauso viel Wirkung.)

Das Ende ist natürlich recht vorhersehbar, hat aber nichts daran geändert, dass die Reise selbst schön war. Insofern ist mein einziger Kritikpunkt, dass es bis zu dieser Reise etwas zu lange dauert – über ein Drittel der Handlung vergeht, ehe der Roadtrip startet. Zwar sind die Themen, die davor diskutiert wurden, ebenso wichtig, aber trotzdem wünschte ich mir, dass der Roadtrip früher angefangen hätte.

Abschließend also ein schöner Roman, der wichtige Themen auf eine Art und Weise erzählt, die einem Hoffnung gibt!

Der Mauersegler
240 Seiten

Prometheus ist auf der Flucht – vor der Polizei, vor seiner Familie, aber vor allem vor sich selbst. Seit dem Tod seines besten Freundes Jakob wird er von massiven Schuldgefühlen geplagt und möchte am liebsten selbst sterben. Bis er auf Helle und Aslaug trifft. Sie leben nahezu abgeschottet vom Rest der Welt, zusammen mit ihren Pferden, und nehmen Prometheus bei sich auf. Doch so sehr Prometheus auch vergessen will, was passiert ist, wird er sich seiner Verantwortung nicht ewig entziehen können …

Nachdem mir der „Marianengraben“ so gefallen hatte, war es nur eine Frage der Zeit, bis ich „Der Mauersegler“ lesen würde. Und obwohl ich sagen kann, dass ich den „Marianengraben“ ein wenig mehr mochte, war ich dennoch berührt von der Geschichte, die Jasmin Schreiber hier in „Der Mauersegler“ erzählte!

Sowohl die Freundschaft zwischen Prometheus und Jakob als auch seine Zeit bei Helle und Aslaug bekommen genügend Momente, die deutlich machen, wie sehr Prometheus gehofft, gelitten und geträumt hat. Die Übergänge zwischen Vergangenheit und Gegenwart waren sehr gelungen, wobei ich vor allem mit der Vergangenheit mitgefiebert habe, weil es so war, als würde man einem Zug beim Entgleisen zusehen – obwohl von Anfang an klar ist, was passieren wird (bzw. passiert ist), hatte ich trotzdem unglaubliche Angst, dabei zuzusehen.

Besonders gut war Prometheus' Gefühlswelt umgesetzt, wobei ich Jasmin Schreiber ein großes Lob dafür aussprechen muss, dass sie ihrem Protagonisten tatsächlich eine direkte Schuld an Jakobs Tod gegeben hat. In vielen anderen Geschichten, in denen sich die Protagonisten schuldig für den Tod einer geliebten Person fühlen, sind sie in der Regel nur indirekt Schuld daran (und manchmal überhaupt nicht), doch hier ist Jasmin Schreiber das Risiko eingegangen, Prometheus zwar gute Absichten, aber definitiv die Schuld an Jakobs Tod zu geben. Das fand ich um einiges effektiver als die populäre Alternative der Protagonisten, die sich zwar schuldig fühlen, es in Wirklichkeit aber nicht sind.

Die einzige Kritik, die ich habe, ist, dass die Gegenwart mit Helle und Aslaug zwar einige wertvolle Momente hatte, aber manchmal langsam zu lesen war. Deshalb gebe ich insgesamt dem „Marianengraben“ den Vorzug, bin aber trotzdem sehr begeistert davon, wie Jasmin Schreiber hier die Themen Tod und Schuld umgesetzt hat!

Marianengraben
256 Seiten

Seit Paulas kleiner Bruder Tim verstorben ist, ist sie in eine tiefe Depression versunken. Als sie sich eines Tages dazu überwindet, sein Grab zu besuchen, wird ihr Leben allerdings ordentlich auf den Kopf gestellt - denn auf dem Friedhof trifft sie auf Helmut, einen älteren Herrn, der die Asche seiner Frau in ihr Heimatdorf bringen will. Durch einige Umstände kommt es dazu, dass Paula ihn dabei begleitet - und so nicht nur Helmuts Geschichte kennenlernt, sondern auch einen Weg findet, mit ihrer eigenen Trauer umzugehen ...

Diese Geschichte ist unglaublich berührend, unglaublich witzig und unglaublich lehrreich - alles gleichzeitig. Der Erzählstil war schlicht und unglaublich packend, weil die Art und Weise, wie Petra aus der Ich-Perspektive von ihrer Trauer und ihren Erinnerungen an Tim erzählt, mir sehr nahe gegangen ist. Ihre Dynamik mit Helmut hat mir ebenfalls sehr gefallen, weil sie sowohl humorvoll als auch herzerwärmend war; ich liebe es einfach, wie die beiden miteinander agierten und sich letztendlich gegenseitig halfen :)

Auch kann ich mir gut vorstellen, dass der Roman bei eigener Trauerbewältigung sehr hilft; als jemand, der sie noch nicht braucht, habe ich die Lektüre trotzdem als wertvoll empfunden. Sie bringt einen zum Weinen und zum Lachen, zum Nachdenken und zum Dankbarsein. Es war einfach unglaublich, wie gut dieser Roman es geschafft hat, nicht nur eine fesselnde Geschichte mit einem flüssigen Schreibstil zu erzählen, sondern gleichzeitig so viel Tiefe in seine Sätze bauen konnte.

Ein absolutes Highlight!

Morgen und die Ewigkeit danach
320 Seiten

Nach dem Tod ihres kleinen Bruders landet Nathalie in der Psychiatrie, unfähig, auch nur ein Wort zu sagen. Bis sie auf Lucas trifft. Er ist der einzige, der sie zu verstehen scheint, der einzige, der ihr Leid nachempfinden kann. Nach und nach kommen die beiden sich näher. Doch leicht ist es nicht, ihre persönlichen Dämonen hinter sich zu lassen ...

"Morgen und die Ewigkeit danach" ist Manuela Inusas erster Jugendroman und scheut nicht davor zurück, sehr ernste Themen zu behandeln: Selbstmord, Selbstmordgedanken und psychische Störungen aller Art. Dadurch las sich der Roman trotz der positiven Botschaft, am Leben zu bleiben, sehr schwermütig, was vor allem daran liegt, dass Manuela Inusa ihre Hauptfigur Nathalie sowohl Fortschritte als auch Rückfälle erleiden lässt. Diese realistische Darstellung machte ihre Gefühle sehr glaubwürdig, das Buch selbst aber stellenweise schwer zu lesen, weil nach jedem Lichtblick wieder Dunkelheit zu kommen scheint. Aus diesem Grund würde ich sensiblen Personen davon abraten, es zu lesen - denn so hoffnungsvoll das Ende auch war, ist der Weg bis dahin lang und voller schwer zu schluckender Szenen.

Nathalies Beziehung mit Lucas war sehr süß dargestellt, aber von Lucas selbst hätte ich mir gerne noch mehr Charakter erhofft. Man erfährt zwar, welches Trauma sich in seiner Vergangenheit ereignet hat, aber irgendwie war mir das zu ... wenig? Ich hätte auf jeden Fall gerne mehr aus seiner Vergangenheit erfahren.

Dasselbe gilt für die Nebenfiguren, die größtenteils durch ihr Trauma charakterisiert sind und nicht über die ein, zwei Eigenschaften hinauswachsen, die Nathalie an ihnen feststellt. Hier hätte es sehr gut getan, abgesehen von der Romanze zu Lucas noch eine Freundschaft zu einem der anderen Patienten zu verfolgen.

Wer sich also gerne mit der Hauptfigur identifiziert, nichts gegen schwere Themen hat und gleichzeitig eine süße Liebesgeschichte lesen möchte, ist hier an der richtigen Adresse. Fans von tiefgründigen Nebenfiguren und sich schnell entwickelnden Plots sollten dagegen lieber woanders zugreifen. Mir persönlich hat die Geschichte durchaus ganz gut gefallen, aber über "ganz gut" geht es leider nicht hinaus. Letztendlich bin ich allerdings dankbar, dass Manuela Inusa über ein so wichtiges Thema geschrieben hat.