Bücherregal lädt …
Palace of Ink & Illusions, Band 1 - Der Kuss der Muse
445 Seiten

Eigentlich meldet sich Liv nur deshalb bei einem berühmten Autorenwettbewerb an, um Werbung für ihren Webtoon zu machen. Was sie dagegen nicht erwartet hat, ist, dass der Wettbewerb von tatsächlichen Musen geleitet wird, die ihr und den anderen Teilnehmern verschiedene Prüfungen stellen – und dabei nur ein Verbot haben: Romantische Liebe. Das ist nicht nur für Livs neue Freunde Shelly und Sawyer problematisch, die seit Jahren ein Paar sind, sondern auch für Liv selbst – denn sie hat schnell eine besondere Verbindung zum Teilnehmer Flame aufgebaut, die immer stärker wird …

Etwas, das Sabine Schoder einfach gut kann, ist es, eine sehr unterhaltsame Geschichte zu schreiben und dabei eine süße Liebesgeschichte zu schreiben. Obwohl die Handlung natürlich schon zahlreiche Male von anderen Autorinnen und Autoren umgesetzt wurde, hat Sabine Schoder etwas an sich, das ihre Geschichte trotzdem besonders macht – wahrscheinlich die perfekte Mischung aus Romanze, Humor, Spannung, Magie, Drama und noch einigem mehr. Tatsächlich kenne ich nicht viele Autor:innen, deren Geschichten mir so viel Spaß machen!

Ein gehöriger Anteil bildet der Humor, der genau meinem Geschmack entspricht und Liv zu einer sehr sympathischen Protagonistin gemacht hat. Sie war schlagfertig, freundlich, allgemein witzig und ist mir schnell ans Herz gewachsen. Wie jeder der Teilnehmer bekommt sie am Anfang ein sprechendes Buch, das ihr dabei helfen soll, die Prüfungen zu bestehen – und in ihrem Fall ist das ein Erotikmanga, der für noch mehr witzige Szenen gesorgt hat. Ich hätte nicht gedacht, dass mir dieser Charakter so gut gefällt, aber er war einfach herrlich!

Mein Lieblingscharakter war er aber nicht, denn diese Ehre gebührt gleich drei Charakteren: Flame, in den ich mich zusammen mit Liv verliebte, sowie die beiden Teilnehmer Shelly und Sawyer. Zunächst einmal war die Chemie zwischen Liv und Flame großartig; nicht nur ist ihre Dynamik sehr spaßig zu lesen, sie verbringen auch viele wichtige und ernste Momente miteinander, die sie einander näherbringen. Es war der perfekte Mix, der ihre schnelle Romanze überraschend realistisch gemacht hat – ein wenig wie eine Disney-Romanze, die trotz ihrer kurzen Zeitspanne genau die richtige Chemie zwischen den Charakteren vermittelt, um an ihre Liebe zu glauben. Auch Sabine Schoder ist das gelungen, mit nur einem zugegeben wichtigen Kritikpunkt: Ich fand, dass ihre Romanze zu weit ging. Denn tatsächlich gibt es auch ein paar spicy Szenen, die mir sehr unnötig und unrealistisch vorkamen, weil sie die ursprünglich süße, unschuldige Romanze zu einer kurzen Affäre machten. Hier wünschte ich, die beiden hätten sich schon länger gekannt, bevor sie so schnell zum nächsten Schritt springen.

Neben den beiden gibt es aber noch ein Beta-Paar, nämlich Shelly und Sawyer, in die ich unglaublich investiert war. Ihre Liebesbeziehung war ungewöhnlich dramatisch und gerade deshalb umso spannender zu lesen, weil so viel für sie auf dem Spiel stand. Ihre Gefühle füreinander kommen fantastisch rüber und ich hätte gerne sogar noch mehr von ihnen gelesen, aber so oder so gehörten sie mühelos zu meinen Lieblingscharakteren.

Die anderen Charaktere spielen zwar auch wichtige Rollen (vor allem die Muse der Liebe, Erato), aber diese vier stachen am meisten heraus. Übrigens gibt es entgegen der Andeutung in der Kurzbeschreibung kein Liebesdreieck im Buch, was mich sehr erleichterte, weil das das einzige war, das mich bei Sabine Schoders vorheriger Reihe störte. Tatsächlich shippt Erato Liv und Flame sogar, und kann als Muse der Liebe ohnehin keine genuine Liebesbeziehung mit einem von ihnen eingehen, weshalb ich hoffe, dass auch der zweite Band sich auf das Hauptpaar konzentrieren wird.

Wie zu erwarten, reagieren die Charaktere zwar zunächst schockiert auf die Existenz der Musen, nehmen sie aber sehr schnell an. Da ich nicht erwartet habe, dass die Charaktere tatsächlich realistisch auf die Existenz von Magie reagieren, machte mir das nichts aus, aber es könnte für andere Leser:innen störend sein.

Ein richtiges Highlight waren die Prüfungen, die überraschend kreativ waren und sehr gut umgesetzt wurden, mit einer guten Mischung aus der nötigen Spannung und auch ein wenig Liebe und Humor. Die Twists, die mit den Prüfungen zusammenhängen, sieht man wahrscheinlich kommen, aber die Twists, die die Charaktere betreffen, haben mich dafür umso mehr überrascht. So war Flames Vergangenheit um einiges dramatischer, als ich es erwartet habe, und die der anderen Charaktere auch. Gute Arbeit hier!

Was mir ebenfalls sehr gut gefallen hat, waren die Themen, die Sabine Schoder ansprach. Von Sexismus bis zu den Quellen von Inspiration spricht sie so einige Dinge an, die man in unserer Welt hinterfragen sollte, sowie andere, die gut zeigen, wie leicht und gleichzeitig schwer es sein kann, eine Geschichte zu schreiben. Dadurch, dass ihr Schreibstil so locker ist, liest sich ihre gesellschaftliche Kritik allerdings nicht fingerzeigend, sondern schlicht wie ein Teil der Geschichte.

Das Ende war nicht so gemein, wie ich es erwartet habe, aber ich freue mich trotzdem sehr auf den zweiten Band, der hoffentlich mit dem ersten mithalten kann!

How To Find A Fallen Star
359 Seiten

Arlyn ist im Gefängnis und versucht verzweifelt, von dort zu entkommen, doch das ist sehr viel leichter gesagt als getan. Special Agent Marlon möchte ihr nicht glauben, dass sein Boss Moore hinter allem stecken soll, doch nachdem Arlyn von einem scheinbaren Gefängniswärter angegriffen wird, sind die beiden gezwungen, zusammenzuarbeiten, um Moores Plan aufzudecken – doch ihre Gefühle füreinander machen das schwierig …

Der erste Teil „How To Catch A Magical Light“ hat mir sehr gut gefallen, weil er schlicht spaßig zu lesen war, doch der zweite Teil war für mich insgesamt schwächer. Er hatte zwar durchaus Dinge, die mir sehr gut gefallen haben, ließ mich letztendlich aber nicht so zufriedenstellend zurück, wie ich es gerne gehabt hätte.

Aber zunächst einmal die positiven Aspekte: Ich mochte die Charaktere sehr (sowohl Arlyn und Marlon als auch Bo, Rose und die Bibliothek Libby), gerade Arlyn fand ich sehr sympathisch. Das liegt vor allem daran, dass sie tatsächlich Fehler macht, viele ihrer Pläne schief gehen und sie auch erwischt wird. Zugegeben: Teils hat das ihrer Kompetenz geschadet, sie dafür aber sehr liebenswert gemacht. Es war leicht, sich in sie hineinzuversetzen und mit der Handlung mitzufiebern, weil man nie sichergehen konnte, dass sie sich in die Richtung entwickelt, die angedeutet wird. Das hat das Lesen spannend gemacht und ich mochte es, dass die Autorin nicht davor zurückschreckte, ihre Charaktere ab und an scheitern zu lassen.

Doch wie angedeutet, haben die vielen Fehler die Charaktere nicht so kompetent aussehen lassen, wie sie sein sollen, was speziell bei Arlyn dann doch ein Problem wurde. Ja, ich mochte es, dass sie Fehler machte, aber letztendlich erinnere ich mich nur an diese Fehler und nicht an die Dinge, die ihr erfolgreich gelangen. Da sie eine berühmt-berüchtigte Diebin sein soll, hätte ich ihr durchaus mehr Erfolge gewünscht.

Zudem war ihre Liebesgeschichte mit Marlon in diesem Band leider nicht allzu einnehmend. Die beiden haben durchaus eine gewisse Chemie miteinander, aber dafür fehlendes Vertrauen. Das hat es schwer gemacht, investiert in ihre Romanze zu sein, weil ich einfach nicht das Gefühl hatte, dass sie realistisch gesehen zusammenbleiben würden. Hier finde ich, dass die beiden ein stärkeres Vertrauen zueinander hätten aufbauen sollen, um ihre Romanze zu festigen.

Zuletzt war das Ende für mich zu plötzlich und wurde zu schnell abgewickelt. Gerade, weil die Handlung allgemein so spannend war, war es überraschend, wie abrupt das Ende war. Hier hätte ich mir definitiv mehr gewünscht, weil ich dann doch recht enttäuscht vom Finale war.

Insgesamt also eine Fantasyromanze, die durchaus ihre Stärken hatte, aber mich nicht hundertprozentig überzeugen konnte.

Very Dangerous Things - Mord nach Plan
464 Seiten

Jährlich findet auf der J. Everett High ein Krimispiel statt, das die Schülerinnen und Schüler für ein Preisgeld lösen können. Dieses Mal jedoch ist die Leiche echt: Xavier Torres, das für das Spiel auserwählte Opfer, wird von seiner Exfreundin Sierra tot aufgefunden. Sofort gilt sie als Hauptverdächtige und jeder sieht den Fall als so gut wie gelöst an. Auch Dulce liegt nicht viel daran, zu ermitteln, weil Sierra sie einst in einer wichtigen Angelegenheit verraten hat. Dulces beste Freundin Emi überredet sie, sich des Falles trotzdem anzunehmen, doch das macht es nicht leichter, den Täter zu finden. Ist es der Neue Zane, der ständig mit Dulce flirtet? Ist es die unschuldig wirkende Rose, mit der Emi gerade viel Zeit verbringt? Ist es Enzo, Xaviers Bruder, der ihn nicht ausstehen konnte? Oder doch Sierra, die sie alle anlügt? Dulce macht sich daran, den Fall zu lösen …

Diesem Jugendthriller gelingen einige Dinge ganz hervorragend – und einige leider nicht. Der Kriminalfall selbst ist großartig, weil absolut alle auf ihre Art verdächtig erschienen, valide Motive für den Mord haben und verdächtiges Verhalten an den Tag legen. Aus diesem Grund war ich auch für einige Zeit unsicher, wer letztendlich der Täter oder die Täterin sein wird, obwohl ich durchaus Vermutungen hatte. Nur leider war der Täter leider sehr, sehr offensichtlich – sogar so sehr, dass ich wirklich hoffe, dass die Geschichte einen anderen Weg einschlagen wird. Leider wurde ich diesbezüglich enttäuscht, was dem ganzen Fall einen unangenehmen Nachgeschmack gegeben hat. Vielleicht bin ich inzwischen einfach zu genre-savvy, aber dieser Aspekt des Falls hat mich persönlich sehr enttäuscht.

Auch, was die Charaktere angeht, brauchte ich eine ganze Weile, um mich für sie aufzuwärmen. Am Anfang waren mir fast alle unsympathisch, weil ihr Verhalten gegenüber Dulce bestenfalls herablassend und schlimmstenfalls antagonistisch war. Das schließt auch Charaktere ein, die sympathisch wirken sollen, wie Emi und Zane. Allein dadurch, dass so viele Charaktere verletzende Geheimnisse vor Dulce hatten, brillierten sie nicht gerade durch ihre Freundlichkeit. Im Lauf der Handlung wurde das allerdings besser, Dulce und Zane entwickelten eine sehr süße Romanze, Emi zeigte ihre Qualitäten als beste Freundin und auch andere zunächst unsympathische Charaktere – wie Sierra und Enzo – bekamen Momente, in denen sie ihre Vielschichtigkeit präsentieren konnten. Mit anderen Worten: Die Charaktere waren zunächst ein Kritikpunkt, entwickelten sich dann aber zu einem positiven Aspekt der Handlung.

Jemand, der zum Glück stets sympathisch war, war Dulce selbst. Sie macht zwar auch Fehler, ist ausgesprochen stur und ein wenig zu entschlossen, gewisse Charaktere (nicht) zu beschuldigen, aber nicht nur wird ihr Verhalten sehr gut erklärt, sie entwickelt sich während der Handlung auch und sieht ein, dass sie sich nicht immer richtig verhalten hat. Zudem schafft die Geschichte es großartig, ihre Beobachtungs- und Kombinationsgabe tatsächlich zu zeigen, während sie gleichzeitig realistische Fehler macht und den Fall nicht komplett im Alleingang löst. Das alles hat sie nur noch sympathischer gemacht und sie war neben Zane mein Lieblingscharakter.

Alle Charaktere haben natürlich ein Geheimnis, von dem sie auf keinen Fall wollen, dass es herauskommt – aber wie schon beim Haupttäter selbst fand ich es stellenweise erschreckend einfach, den Großteil ihrer Geheimnisse (und damit einen Teil der Twists) zu erraten. Natürlich nicht alle, aber doch einen erwähnenswerten Teil. Es kommen teils recht vorhersehbare Handlungsstränge vor, die diejenigen, die bereits viele Krimis bzw. Thriller gelesen haben (vor allem im Jugendbereich) relativ leicht kommen sehen können. Zum Glück gibt es auch welche, die überraschender sind, aber eben nicht nur.

Letztendlich war ich hin- und hergerissen, weil der Kriminalfall an sich sehr gut gemacht ist, seine Verdächtigen fantastisch vorstellte, aber auch Handlungselemente hatte, die man sehr leicht vorhersehen kann – andere Leser:innen vielleicht sogar noch besser als ich. Gleichzeitig war der Roman aber mitnichten schlecht, weil die vielen Geheimnisse mich gut durch die Handlung trieben und ich selbst die vorhersehbaren gut eingebracht fand. Von daher würde ich diesen Jugendthriller vor allem denjenigen empfehlen, die noch nicht so viele gelesen haben.

& Magisterium - Das 5. Jahr
256 Seiten

Nach den turbulenten Ereignissen des letzten Jahres kehrt Callum endlich wieder ans Magisterium zurück, um dort das letzte Jahr abzuschließen. Er und Aaron müssen sich immer noch an ihre neue Situation gewöhnen, ohne, dass irgendjemand – einschließlich Tamara – davon erfahren darf. Als Alex als Verschlungener aus dem Chaos zurückkehrt, müssen sie zudem überlegen, wie sie ihn besiegen sollen. Aaron schlägt vor, dass Callum auf seine Erinnerungen als Constantine zugreift, doch Callum hat Angst, dass er dadurch sich selbst verliert …

Mit dem fünften Jahr findet die „Magisterium“-Reihe ihren zufriedenstellenden Abschluss, der zudem noch ein paar letzte Überraschungen zu bieten hat. Das Buch selbst ist in zwei Teile geteilt: In der ersten Hälfte müssen Callum und Aaron zunächst mit ihrer neuen Situation zurechtkommen und nach einem Weg suchen, Alex zu besiegen; und in der zweiten Hälfte suchen sie nach vier Verschlungenen der vier Elemente, um ebendies zu tun. Beide Teile haben mir sehr gut gefallen, wenn auch aus sehr unterschiedlichen Gründen.

Denn die erste Hälfte brilliert vor allem durch ihren Humor, der durch Callums und Aarons prekäre Lage entsteht und mir mehr als einmal ein breites Grinsen entlockt hat. Es war so erfrischend, die beiden wieder miteinander interagieren zu sehen, zumal ihre Chemie miteinander wie immer sehr gut ist. Apropos Chemie: Auch die Romanze zwischen Callum und Tamara, die in diesem Teil der Handlung eine wichtige Rolle spielt, war gut umgesetzt und passte sehr viel besser zur Handlung als noch im letzten Teil.

Der zweite Teil der Geschichte war dramatischer und abenteuerlicher, weil die Charaktere sich auf eine kleine Reise begeben, was dann zu einem Ende führt, das sehr genial umgesetzt worden ist und hervorragend zeigte, wie pfiffig Callum sein kann. Ich war wirklich sehr zufrieden mit seinem geschmiedeten Plan und der Art und Weise, wie er umgesetzt wurde. Ein wirkliches grandioses Finale und Ende!

Insgesamt also eine sehr gute Serie für ältere Kinder und Jugendliche (da sie stellenweise recht grausam sein kann, würde ich sie jüngeren Kindern nicht empfehlen), die es schafft, in vergleichsweise wenige Seiten ein wunderbares Abenteuer zu packen!

& Magisterium - Das 4. Jahr
256 Seiten

Seit sechs Monaten ist Callum bereits im Gefängnis und erwartet sein Schicksal. Von seinen Freunden und seiner Familie hat er nichts mehr gehört und bekommt die fürchterlichen Ereignisse des letzten Bandes nicht mehr aus dem Kopf. Bis er unerwartet von Tamara und Jasper befreit wird, die ihn ausgerechnet bei Anastasia unterbringen – Constantines Mutter. Diese sorgt dafür, dass die beiden zu Master Joseph gelangen, der Callum eine ganz besondere Aufgabe gibt: Er soll versuchen, Aaron wiederzubeleben …

Spannend geht es mit dem vierten Band des Magisteriums weiter, wobei das Magisterium selbst zugegeben keine Rolle mehr spielt. Das ist zugegeben nur ein kleiner Kritikpunkt, aber trotzdem ein wichtiger: Denn während zwar schon die letzten zwei Bände zum Teil viele Szenen außerhalb des Magisteriums hatten, war der Fokus dieses Mal so weit davon entfernt, dass „Das 4. Jahr“ sich als Untertitel schlicht falsch anfühlte. Denn es geht nicht um das vierte Jahr, sondern um Callums Gefangenschaft bei Master Joseph. Ein kleines Detail, aber ein wichtiges, das mich störte.

Gerade die Spannung war diesmal erstklassig, denn die Ereignisse überschlagen sich regelrecht, sodass ich konstant am Ball gehalten wurde. Es gab so viele Momente, die mich schockierten und meine Sorgen befeuerten, dass ich mehrmals einen Ausruf ausstieß, weil ich so mit den Charakteren mitfieberte. Alles scheint immer mehr auszuufern, mit neuen Twists und schweren Entscheidungen, was die Spannung immer mehr erhöhte. Wirklich ein großes Lob an Holly Black und Cassandra Clare dafür, dass sie die Ereignisse genau auf die richtige Weise eskalieren ließen!

Am Anfang hat mir zugegeben ein wenig mehr Reue und Trauer von Callums und Tamaras Seite gefehlt. Gerade, weil es hier noch langsamer vor sich ging, wäre es die perfekte Gelegenheit gewesen, ihre Gefühle und Gedanken zu Aarons Tod auszuführen, sowie ihren Widerwillen, Zeit mit dessen Mörder zu verbringen, aber zu meiner Überraschung geschah das nicht. Stattdessen bekamen wir ein wenig Liebesdrama – und obwohl mir das überraschend gut gefiel, war es letztendlich nicht notwendig und hätte zugunsten tieferer Gefühle bezüglich der vergangenen Ereignisse ausgetauscht werden können.

Die Charaktere an sich waren aber immer noch nachvollziehbar und gerade Callums Zerrissenheit bezüglich seiner Aufgabe und deren Konsequenzen hat mir sehr gut gefallen. Auch Tamaras Sichtweise fand ich verständlich und sie bekommt in diesem Band ein wenig mehr Zeit, ihre Stärken zu demonstrieren, wenn auch vor allem in der ersten Hälfte. Nur die Antagonisten blieben wie immer recht eindimensional, aber das hat mich nicht gestört, weil es gut zur Geschichte passte.

Das Ende bot eine angenehme Überraschung, die mir ausgesprochen gut gefiel – und deren Nachwirkungen ich gleich jetzt im fünften Band weiterlesen werde!

Das Schiff der verlorenen Kinder
544 Seiten

Nach einem heftigen Streit mit seinen Eltern sperrt Leo sich zusammen mit seinem kleinen Bruder Felix in seinem Zimmer ein, entschlossen, es nie wieder zu verlassen. Doch bald schon spürt er, dass etwas nicht stimmt. Irgendwie sind die beiden Brüder auf einem gigantischen Schiff auf der Rückseite der Wirklichkeit gelandet, doch sie sind nicht allein: Tausende von anderen Kinderzimmern befinden sich hier, und mit ihnen: die Monster. Die beiden helfen einem Mädchen namens Chrissy, ihr Monster zu besiegen, und treffen kurz darauf auf ein anderes Mädchen namens Asra, das seit Monaten auf dem Schiff lebt. Sie schließen sich zusammen, um einen Weg nach Hause zu finden, doch bei den zahlreichen Monstern gestaltet sich das so gut wie unmöglich. Zudem sind mehrere andere Kinder Gefangene der Monster und werden von ihnen gequält. Leo, Felix, Asra und Chrissy sind entschlossen, ihnen zu helfen, doch sie haben nur begrenzte Zeit dafür, bevor eine Gruppe von Kindern sterben soll …

Dieser Fantasyroman hat sowohl Horror- als auch Mysteryelemente, denn gerade die Monster, die die Kinder plagen, waren wirklich furchterregend beschrieben und richtiges Albtraummaterial. Dabei war die Geschichte noch nicht einmal konstant spannend – dadurch, dass die Kinder auch viele Ruhepausen und Beobachtungsphasen haben, passiert nicht immer etwas, aber es war trotzdem interessant zu lesen, weil ich wissen wollte, wie die Kinder das jeweils nächste Problem angehen. Denn natürlich entwickelt sich nicht immer alles, wie die Kinder es sich erhoffen, und dadurch, dass es so viele Hindernisse zu bewältigen gibt, bleibt es trotz Ruhephasen fesselnd. Es hätte vielleicht trotzdem ein wenig weniger davon geben können, aber insgesamt ist die Balance ganz gut. Allerdings wünschte ich, das Ziel der Kinder hätte nicht so häufig gewechselt und ein Teil der Probleme wäre nicht von Leo ausgelöst worden.

Denn es gibt ein paar Szenen, in denen er etwas offensichtlich Unkluges tut, was natürlich für unnötige Schwierigkeiten sorgt, die wiederum gelöst werden – aber eben auch komplett vermeidbar gewesen wären, hätte Leo nicht so überstürzt gehandelt bzw. sich an den Plan gehalten. Am Anfang fand ich sein Verhalten durchaus verständlich, aber spätestens gegen Ende wünschte ich mir, er hätte aus seinen Fehlern gelernt. Auch Felix macht ein paar Fehler, aber bei ihm waren sie sehr viel entschuldbarer, weil er erstens jünger ist und zweitens mit seiner Kreativität und Inspiration wichtige Gegenstände für die Kinder erschafft, die ihnen bei ihrer Monsterjagd helfen.

Das war im Übrigen eine große Stärke des Romans: Ich liebte die Szenen, in denen Felix sich etwas ausdachte, was daraufhin wahr wurde. Er war unglaublich kreativ, hat zu jedem Gegenstand eine eigene Geschichte erschaffen und hatte wie alle Kreativen auch Phasen, in denen ihm nichts einfiel, bis die Inspiration ihn unerwartet überkam. Von den Hauptcharakteren war er mühelos mein Lieblingscharakter – was zugegeben nicht allzu viel aussagt, denn leider blieben alle anderen recht blass.

Ich glaube, das lag auch daran, dass die Perspektive sehr oft wechselt, nicht nur von Kapitel zu Kapitel, sondern öfters auch mitten in der Szene. Ich brauchte eine lange Zeit, um mich an diesen Schreibstil zu gewöhnen, weil er am Anfang so verwirrend zu lesen war; und es auch schwer machte, mit den einzelnen Kindern mitzufühlen. Die vier Hauptcharaktere hat es hier noch am besten erwischt, aber alle anderen Kinder – und das sind viele – waren mir leider herzlich egal. Ich habe mit der Quest mitgefiebert, weil ich Leo, Felix, Asra und Chrissy mochte, aber nicht, weil ich mich um die Kinder kümmerte, die sie retten wollten. Die einzige Ausnahme davon war eine sehr packende Bowling-Szene, die wirklich hervorragend geschrieben war, aber davon abgesehen konnte ich nicht mit den gefangenen Kindern mitfühlen.

Das Finale und Ende waren fantastisch, sehr spannend und zufriedenstellend, lassen jedoch eine wichtige Frage offen: Die reale Welt. Während des ganzen Romans wird sie zwar ab und an erwähnt, spielt aber letztendlich keine Rolle für die Handlung selbst – und erstaunlicherweise auch nicht für die Kinder. Es gibt kein einziges, das zurück nach Hause möchte, kein einziges, das sich nach seinen Freundinnen und Freunden sehnt, und wir erfahren leider auch nicht, was genau in der realen Welt vor sich ging. Teils war das durchaus realistisch (schließlich gelangen die Kinder gerade deshalb auf das Schiff, weil sie sich von zu Hause wegwünschen), aber trotzdem wunderte es mich, dass nicht ein einziges Kind die Sehnsucht danach verspürte. Ein Epilog zu den Ereignissen der realen Welt hätte mir ebenfalls gefallen.

Insgesamt ist dieser Roman vor allem ein guter Fantasyhorror, mit einer großartigen Atmosphäre, einer mysteriösen Welt und einer spannenden Handlung – nur die Charaktere lassen ein wenig zu wünschen übrig.

His Face Is The Sun
608 Seiten

Im Reich Khetara werden die Spannungen immer größer. Der alte Pharao siecht an einer Krankheit dahin, und seine siebzehnjährigen Drillinge haben ebenfalls ihre eigenen Probleme; wie Sita, die von einer Romanze mit einer Leibwache träumt, obwohl sie weiß, dass das unmöglich ist. Außerhalb des Palastes sind die Probleme schon größer: Die junge Neff träumt regelmäßig von einer Vision, was schließlich dazu führt, dass sie bei zu einer Priesterin ausgebildet wird und dabei Kenna, den jüngsten Drilling, kennenlernt. Rai, die regelmäßig an Straßenkämpfen teilnimmt, bekommt dagegen eines Tages den Ansporn, sich einer Rebellengruppe anzuschließen, die sich gegen den Pharao stellt. Und Karim, ein Grabräuber, lässt bei einem Einsatz etwas Finsteres frei, was ihn zur Flucht antreibt – auf der Suche nach denjenigen, die ihm sagen können, wie man es aufhalten kann …

Obwohl das Buch „His Face Is The Sun“ heißt, ist derjenige, nach dem das Buch benannt ist – der älteste Drilling Meri – nur eine wichtige Nebenfigur, die in Sitas Sichtweise ab und an vorkommt. Das hat mich sehr überrascht, denn der Prolog, der die Kinder sehr deutlich nach den drei Teilen der Trilogie benennt, suggeriert, dass es in jedem Teil hauptsächlich um den jeweiligen Drilling gehen wird – aber dem ist nicht der Fall. Zwar bringt Meri die Handlung voran und ist für sie unverzichtbar, aber wir lernen ihn kaum kennen, was ich sehr schade fand. Durch Sitas Augen wirkte er recht eindimensional und ich hätte es sehr viel besser gefunden, hätte er entweder eine eigene Sichtweise oder eine enge Verbindung zu den vier Protagonisten gehabt, um seine Tiefe zu zeigen. So, wie es jetzt ist, wundere ich mich eher, warum das Buch nach ihm benannt wurde!

Die eigentlichen Protagonisten und ihre Handlungsstränge sind dafür einnehmend. Am Anfang mochte ich Sita nicht, weil sie sich nur um Liebe und unwichtige Probleme scherte, die im Gegensatz zu den Problemen der anderen nichtig schienen; aber ihre Charakterentwicklung hat mir am besten gefallen und am Ende wurde sie sogar zu meinem Liebling. Die Art und Weise, wie sie zu ihren Fehlern steht und daraus lernt, war sehr zufriedenstellend zu lesen.

Rai ist allein dadurch sympathisch, dass sie sich für andere einsetzt, nicht nur mit Worten, sondern auch mit Taten, selbst wenn diese zu ihrem eigenen Nachteil sind. Neff war allgemein freundlich und unschuldig und ihre Freundschaft zu Kenna mochte ich von allen Charakterbeziehungen am meisten; Karim währenddessen war als Charakter zwar in Ordnung, aber sein Handlungsstrang war für längere Zeit eher ziellos, was die anderen Protagonistinnen interessanter für mich gemacht hat.

Allerdings fand ich es sehr schade, dass es kaum Verbindungen zwischen den Handlungssträngen gab; ab und zu tauchen die Charaktere zwar bei anderen Sichtcharakteren auf, verschwinden in der Regel dann aber auch wieder, sodass der Fokus sehr stark auf den einzelnen Protagonisten liegt. Dadurch entwickelte sich die Handlung in der ersten Hälfte recht langsam, weil zunächst vier Ausgangssituationen ausführlich beschrieben wurden, bevor die Charaktere ihre eigentliche Handlung starten. Gerade, weil die Kapitel recht lang sind und es so dauern kann, bis man andere Charaktere wiedersieht, hätte es der Handlung sehr geholfen, wären die einzelnen Stränge enger miteinander verwoben gewesen. Aus diesem Grund gefiel mir die zweite Hälfte der Handlung mehr; nicht nur haben wir hier sogar ein paar Verbindungen, sondern vor allem die nötige Spannung, die in der ersten Hälfte ein wenig gefehlt hat.

Wichtig finde ich es zu erwähnen, dass in dem Buch recht viel Tod und Grausamkeit vorkommt. Offiziell wird es ab vierzehn Jahren empfohlen, doch ich persönlich würde das Alter aufgrund gewisser grausamer Szenen eher auf ab sechzehn setzen; ich war auf jeden Fall stellenweise recht schockiert von gewissen Handlungsentwicklungen!

Trotz erwähnter Schwächen hat mir das Buch gut gefallen und es eignet sich vor allem für diejenigen, die gerne verschiedene Sichtweisen und Handlungssträngen in ihren Fantasyromanen lesen. Zudem spielen Romanzen letztendlich nur eine sehr kleine Rolle, weshalb es sich auch für diejenigen eignen, die tatsächlich Fantasy lesen wollen und keine Fantasyromanze. Das Worldbuilding war auf jeden Fall gut umgesetzt und ich bin gespannt, wie es im zweiten Teil weitergeht!

House of Bane and Blood
528 Seiten

In der Nacht, bevor Camilla Marchese den Heiratsvertrag mit dem Erben Felix Firenze unterzeichnen muss, stiehlt sie sich in eine Bar und trifft dort auf den sympathischen Nico, dem sie einen Teil ihrer Sorgen anvertraut, im Glauben, sie werde ihn nie wiedersehen. Doch zu ihrer Überraschung stellt er sich einen Tag später als Nicolai Attano heraus, mit dem ihre Familie verfeindet ist – und der doppelt so viel Geld wie Felix Firenze bietet, um Camilla an seiner Stelle zu heiraten. Millas Brüder lassen sich auf diesen Handel ein, geben ihr aber sechs Wochen, um doch noch einen Weg zu finden, ihr Erbe – die Eisenbahngesellschaft ihres Vaters – zu behalten. Durch Nico wird sie allerdings in einen Kriminalfall verwickelt, denn jemand, der sich „der Sammler“ nennt, tötet seit einiger Zeit die Magieträger der Stadt, ohne dass es ein konkretes Muster für die Tötungen gäbe. Und aus irgendeinem Grund scheint der Sammler es auch auf Milla abgesehen zu haben, obwohl sie nachweislich kein Relikt hat …

Diese Romantasy hatte ein paar bekannte und ein paar erfrischende Tropen, die für ein angenehmes Leseerlebnis sorgten. Sie war vielleicht kein Highlight, hatte dafür aber Dinge, die sie besser umsetzte als so einige andere Fantasyromanzen.

So ist Camilla eine hervorragende Protagonistin: Sie kann sich gut durchsetzen, setzt sich für die Menschen ein, die sie liebt, weiß aber auch, wenn sie nichts ausrichten kann. Obwohl sie durchaus zugibt, dass Nico gut aussieht und dass das ein Grund war, ihn ihrem ursprünglichen Verlobten vorzuziehen, akzeptiert sie nicht einfach sein teils inakzeptables Verhalten, sondern stellt sich gegen ihn und macht ihre eigenen Ansichten klar. Gleichzeitig entwickelt sie sich auch während des Romans und sieht ihre eigenen Fehler ein. Das war so schön und so erfrischend zu lesen, zumal sie trotz ihres toughen Verhaltens nie unsympathisch war.

Nico war da schon schwieriger. Er hatte definitiv unsympathische Szenen, auch gegenüber Camilla, der er gegenüber teils sehr besitzergreifend war. Gleichzeitig hatte er aber auch humorvolle und knisternde Szenen mit ihr, die Dialoge zwischen ihnen waren grandios, und sie haben fantastisch gezeigt, dass man „was sich liebt, das neckt sich“ gut umsetzen kann. Ihre Romanze würde ich zwar nicht mit „Liebe“ beschreiben, aber sie war unglaublich faszinierend und ich konnte komplett verstehen, warum sie voneinander angezogen waren. Ihre Chemie ist gut auf mich übergesprungen, auch wenn ich mir wünschte, Nico hätte mehr Szenen gehabt, die ihn sympathischer darstellen.

Insgesamt waren die beiden wohl die größte Stärke des Romans; andere Charaktere kommen nicht annähernd so stark hervor, auch wenn manche von ihnen (wie Gideon, Giles und Esme) durchaus sympathisch sind. Hier finde ich, dass es sehr geholfen hätte, wären sie enger mit der Suche nach dem Sammler verwoben gewesen, zum Beispiel, indem sie Opfer von ihm geworden wären. Denn Camilla und Nico scheinen keinen persönlichen Grund zu haben, um ihn zu finden, was ich schade fand, gerade weil die Gelegenheit dafür da war. Die Handlung selbst spielt zwar immer noch mit hohen Einsätzen, weil Camilla und Nico selbst in Gefahr geraten, aber ich wünschte trotzdem, die Nebencharaktere hätten eine wichtigere Rolle gespielt.

Zusammengefasst hatte die Handlung also ihre Schwächen, aber ich mochte die beiden Hauptcharaktere und ihre komplexe Beziehung sehr!

Die Gesellschaft für magische Objekte
480 Seiten

Magda Sparks ist Mitglied der Gesellschaft für magische Objekte, die sich der Aufgabe verschrieben hat, ebenjene magischen Objekte aufzuspüren und sicher zu verwahren. Nach mehreren Jahren, in denen kein Objekt gefunden wurde, bekommt die Gesellschaft eine Nachricht von James Wei aus Hongkong, der vermutet, eines zu besitzen. Magda baut schnell eine Verbindung zum sympathischen James auf, bekommt jedoch nicht die Zeit, es zu genießen, weil ein Auftragsmörder ihr auf den Fersen ist. Knapp schafft sie es, zu entkommen und muss sich bald fragen, ob alles, was sie über die Gesellschaft wusste, eine Lüge war, denn der Vorsitzende Frank Simpson verbirgt mehr Geheimnisse, als sie ahnte. Gleichzeitig ist der Auftragsmörder Owen Maddox immer noch hinter ihr her, und er ist noch nicht einmal die größte Gefahr, vor der sie sich in Acht nehmen muss …

„Das Buch der tausend Türen“ ist eines meiner persönlichen Lieblingsbücher und auch, wenn „Die Gesellschaft für magische Objekte“ schlichter gestaltet ist, bietet es immer noch ein spannendes Leseerlebnis, das mich sehr gut unterhalten hat.

„Spannend“ ist wirklich ein gutes Stichwort: Über den ganzen Roman hinweg erleben wir eine große Verfolgungsjagd, bei der wir auch die Gegenseite und allgemein verschiedene Sichtweisen erleben, was das Lesen noch spannender gemacht hat. Der Cast ist sehr klein, wodurch es leicht war, den Überblick über die Charaktere zu behalten und mit ihnen mitzufiebern. Wobei ich faszinierenderweise die Antagonisten am interessantesten fand.

Owen ist eher der „klassische“ Antagonist, bedrohlich mit seiner Waffe und seinem Auftreten, ohne sich um die Menschen, die er tötet, zu scheren. Tiefgründige Antagonisten haben natürlich ihre Vorteile, aber schlichte wie Owen machen einfach Spaß und ich mochte die konstante Gefahr, die von ihm ausging. Doch der zweite Antagonist war ungemein faszinierender. Es ist schwer, hier nicht zu viel zu verraten, aber gerade aufgrund seiner Naivität war er umso furchterregender und ich hatte buchstäblich Gänsehaut, während ich seine Szenen las, weil er so unberechenbar war. Es ist recht leicht, zu erraten, warum er so ist, wie er ist, aber das hat seiner ganz eigenen Bedrohlichkeit keinen Abbruch getan. Gleichzeitig hat er eine unerwartete Tiefe, die mich positiv überraschte. Gareth Brown schafft es wirklich wunderbar, fantastische Antagonisten zu erschaffen!

Im Gegensatz dazu stechen die Protagonisten nicht ganz so hervor, waren aber immer noch sympathisch. Frank hatte wohl am meisten Tiefe, während James mit Abstand der sympathischste war, Will der nachvollziehbarste und Henry die unterhaltsamste. Magda selbst war mir zuweilen etwas zu hilflos, aber ich mochte es, wie ihre Leidenschaft als Autorin dadurch gezeigt wurde, dass verschiedene Momente im Roman sie zu möglichen Buchszenen inspirierten. Ihre Romanze mit James ist ebenfalls sehr süß gemacht.

Was mich im Nachhinein sehr überraschte, war, wie die magischen Objekte in der Handlung eingewoben waren. Natürlich spielen sie eine wichtige Rolle und kommen konstant zum Einsatz, aber es gibt vergleichsweise wenige von ihnen; im „Buch der tausend Türen“ gab es sehr viele magische Bücher, die ihre kreativen Anwendungsweisen gut zeigten, während hier in der „Gesellschaft für magische Objekte“ der Fokus auf wenige Objekte gelegt wird, die dafür umso öfter benutzt werden. Das ist weder eine Kritik noch ein Lob, sondern schlicht eine Beobachtung; beide Anwendungen (viel Fokus auf wenige Objekte und wenig Fokus auf viele Objekte) haben ihre Vor- und Nachteile, und beides kam hier im Roman zur Geltung.

Viele der Twists sind nicht allzu überraschend, aber dadurch, dass die Handlung selbst so spannend ist, machte mir das nichts aus. Dieser Roman ist schlicht ergreifend eine fesselnde Lektüre, die sich schnell liest und uns Leser:innen ordentlich auf Trab hält!

Dreamslinger – Der Ruf des Drachen
352 Seiten

Aria ist eine Dreamslinger, die jahrelang gelernt hat, ihre gefährlichen Kräfte zu mäßigen, zu zügeln und zu bändigen. Vor zehn Jahren haben die Dreamslinger nämlich eine Masseneruption ihrer Kräfte ausgelöst, die zahlreiche Menschen, inklusive Arias Mutter, das Leben gekostet hat. Ihr Vater möchte dafür sorgen, dass Dreamslinger in der Gesellschaft akzeptiert werden, doch als während einer wichtigen Ansprache der Royale Bund auftaucht, der für die Masseneruption damals verantwortlich war, fürchten alle, dass sie wieder eine Masseneruption planen. Aria bietet an, als Spionin bei den Auswahlprüfungen der Dreamslinger teilzunehmen, um die nötigen Beweise dafür zu finden. Doch niemals hätte sie sich träumen lassen, dass sie sich nach und nach immer mehr mit ihnen identifiziert …

Ich bin ein wenig hin- und hergerissen, was dieses Kinderbuch angeht – und ich denke, das liegt teils daran, dass ich es gerne als Jugendbuch gelesen hätte. Es hat so viele gute Ideen, Szenen und Potential, dass ich mir wünschte, noch mehr Zeit mit den Charaktere verbringen zu können, um die guten Aspekte noch mehr zu genießen und die nicht ganz so guten durch mehr Tiefe auszumerzen.

Denn was die Handlung an sich angeht, hat sie mir recht gut gefallen – obwohl es natürlich von Anfang an offensichtlich ist, dass Aria sich irgendwann auf die Seite des Royalen Bundes stellen wird, war ich sehr investiert darin, ihr bei dieser Reise zuzuschauen: Wie sie zunächst gar keine Verbindungen eingehen wollte, dann aber ihre guten Freunde Tui und Lion fand, schließlich ihre Traumgefährtin Rio und die Erkenntnis, wie das schlichte Informieren über eine andere Gruppe ihre Vorurteile bezüglich dieser Gruppe komplett ausmerzte. Das war eine sehr schöne Botschaft, doch wird sie ein wenig dadurch vermindert, dass der Royale Bund selbst leider nicht so offen wie Aria ist.

Das ist teilweise ein Kritikpunkt von mir und teilweise ein Lob: Denn mir hat es überhaupt nicht gefallen, dass der Royale Bund jedes Kind, das bei einer Prüfung scheiterte – unabhängig von wichtigen Faktoren – sofort zurück in sein Heimatland schickte, selbst, wenn dieses Land Dreamslinger einsperrt und zutiefst verachtet. Für mich hatte das einen sehr unangenehmen Geschmack nach „Ausländer raus“, das zudem für den Großteil der Handlung nicht wirklich infrage gestellt wird – tatsächlich habe ich mich sogar gewundert, warum Aria sich immer mehr mit dem Royalen Bund identifiziert, der so intolerant gegenüber allen ist, die auch nur einen einzigen Fehler im falschen Moment machen. Doch hier kommt auch das Lob: Gegen Ende realisieren Aria und die anderen schließlich, wie unglaublich ungerecht der Royale Bund vorgeht, sehen aber ein, dass sie noch nichts tun können, um etwas daran zu ändern, allerdings für eine bessere Zukunft kämpfen wollen. Für ein Kinderbuch war das eine überraschend realistische Botschaft, die für mich als Erwachsene zwar ein wenig pessimistisch wirkte (denn realistisch gesehen müsste diese Zukunft locker zehn Jahre entfernt liegen, was kein besonders großer Trost für die Ausgestoßenen ist), Kindern aber trotzdem gut beibringt, dass man Ungerechtigkeiten nicht einfach als gegeben hinnehmen sollte, selbst, wenn man noch nichts an ihnen ändern kann.

Die Dreamslinger, deren Fähigkeiten und die Traumgefährten werden nicht allzu sehr vertieft, waren aber interessante Konzepte. Viel mehr als das Worldbuilding hat mich ohnehin die Handlung überzeugt – denn sie hatte viele gute, dramatische, spannende, herzerwärmende, lustige und allgemein großartige Szenen. Ob es nun um die Freundschaft der Charaktere geht oder über die Dinge, die sie herausfinden: Ich fand die Balance zwischen den verschiedenen Handlungselementen (Freundschaften, Ausbildung, Spionage etc.) sehr gelungen, vor allem die Twists, die die Geschichte noch mal ordentlich aufgewertet haben. Ein, zwei kann man gerade als erwachsener Leser vielleicht vorhersehen, aber davon abgesehen gibt es immer noch andere Twists, die mich sehr überraschten und den Kontext früherer Szenen auf grandiose Weise veränderten. Das Ende war unglaublich spannend und ein kleines Highlight für mich.

Was jedoch die Charaktere angeht, gab es meiner Meinung nach leider viel zu viele. Nur das Haupttrio, das aus Aria, Tui und Lion besteht, stach positiv heraus (wobei ich vor allem Lion mochte, weil sein geheimnisvolles Verhalten für großartige Theorien sorgte und zufriedenstellend aufgeklärt wurde), aber so ziemlich der gesamte Rest – mit nur sehr wenigen Ausnahmen – leidet sehr stark darunter, ein Teil einer großen Masse zu sein, deren Individuen man sich nicht notwendigerweise merkt. Ich habe es sehr begrüßt, dass Kinder verschiedener Nationalitäten vorkamen, aber dadurch, dass buchstäblich alle stets namentlich erwähnt werden, fühlte ich mich schnell überfordert und machte mir deshalb nicht die Mühe, mir mehr als zwei, drei zu merken. Hier war die Freundschaft zwischen Aria, Tui und Lion definitiv der stärkste Punkt, und ein weiteres kleines Highlight aufgrund der wunderbaren Umsetzung, während der Rest der Charaktere fast gar keinen Eindruck bei mir hinterließ.

Insgesamt also ein Kinderbuch, das eine spannende Handlung und gute Twists bietet, aber aufgrund seiner Charakteranzahl und möglicher Lesart der Botschaft auch verwirrend anmutet. Ich bin mir nicht sicher, ob ich den zweiten Teil lesen werde, doch falls ich es tue, hoffe ich, dass speziell der Kampf gegen die kleingeistigen Ansichten des Royalen Bundes eine größere Rolle in der Handlung spielen wird.

The Secret of Secrets
800 Seiten

Robert Langdon begleitet seine Partnerin und Wissenschaftlerin Katherine Solomon nach Prag, wo sie einen Vortrag über ihr baldig erscheinendes Buch über das menschliche Bewusstsein hält. Dieses Buch, kündigt sie an, wird Erkenntnisse enthalten, die unser bisheriges Wissen komplett auf den Kopf stellen. Selbst Skeptiker wie die Professorin Brigita Gessner sind gespannt darauf, worum es sich dabei handelt. Als Katherine kurz darauf zu Gessners Labor geht, verschwinden beide spurlos – und das Manuskript mit ihr, das zudem von sämtlichen Servern gelöscht wird. Irgendjemand hat in Katherines Buch etwas entdeckt, das sie zur Zielscheibe macht – und Robert muss nicht nur herausfinden, was das ist, sondern auch, wo Katherine sich befindet …

Dieses Buch ist mein erster Dan Brown, aber wahrscheinlich nicht mein letzter, denn er hat mich wirklich wunderbar unterhalten! Es gibt nur wenige Autor:innen, die es über achthundert Seiten hinweg schaffen, mein Interesse konstant zu halten, doch zu meiner Verblüffung ist es Dan Brown gelungen. Nicht nur ist die Spannung stets hoch, teils auch durch die Sichtwechsel, auch die Menge an Informationen, die er uns Leser:innen liefert, fand ich ungemein faszinierend.

Mir ist bewusst, dass Dan Brown in seinen vorherigen Werken Informationen als Tatsachen darstellte, die schlicht ergreifend nicht stimmen, selbst wenn sie teilweise auf der Realität beruhen. Auch hier hat er sicher Wahrheiten eingebaut, die er ein wenig verbogen hat. Mir als Laie ist zumindest eine Falschinformation aufgefallen: Roberts Behauptung, ein mittelalterliches Buch könne nicht innerhalb von vierzig Jahren von einer Person geschrieben worden sein, weil die Lebenserwartung damals dreißig Jahre betrug. Das ist ein weit verbreiteter Irrtum, den ich nicht erwartet hatte, aus dem Mund eines fiktionalen Professors zu lesen, doch muss ich zugegeben, dass alle anderen Informationen dafür sehr glaubwürdig klangen – und es vermutlich zumindest teilweise auch sind.

So oder so muss ich Dan Brown dafür loben, mit den wissenschaftlichen Aspekten in seinem Buch so umgegangen zu sein, dass sie überzeugend wirken. Selbst die Sci-Fi-Elemente, die gegen Ende auftauchen, wirken nicht an den Haaren herbeigezogen, sondern überraschend realistisch. Und ich glaube, das hat mir auch so gut gefallen: Die Fülle an Informationen, die ich in mich einsaugte, weil sie unabhängig von ihrem Wahrheitsgehalt in unserer Welt immer noch interessant im Kontext von Robert Langdons Universum waren. Zusammengefasst fand ich, dass die Handlung eine sehr gelungene Mischung aus Spannung und Information war, und sehr gut ausbalanciert, sodass ich von beiden immer mehr haben wollte und auch bekam.

Es hat mir auch sehr gefallen, neben Roberts Sichtweise auch die anderer Charaktere mitzubekommen (der Golem, der Lektor Faukman, die Assistentin Sascha, die US-Botschafterin Nagel, und noch einige mehr), weil sie der Geschichte nicht nur eine zusätzliche Spannungsebene gaben, sondern auch für zufriedenstellende Verbindungen zwischen den Handlungssträngen und Charakteren sorgten. Gut hierbei ist, dass all diese Charaktere nicht auf einmal eingeführt werden, sondern nach und nach, sodass ich nie mit ihnen durcheinanderkam und schnell in die jeweilige Sichtweise fand.

Gegen Ende bekommen wir einen unerwarteten Twist, der die Ereignisse des Romans in ein komplett anderes Licht rückt und der mir sehr gefallen hat. Zwar fand ich das Ende selbst, das sich nach dem explosiven Finale abspielte, ein wenig ZU langgezogen (tatsächlich die wohl einzige Stelle, die ich als langsam empfand), aber dafür sorgte es für zufriedenstellende Antworten, die mir ebenfalls willkommen waren.

Wer einen spannenden, unterhaltsamen Thriller lesen möchte, wird diesen hier bekommen, nur bei den Informationen sollte man am besten eine gesunde Skepsis behalten und sich daran erinnern, dass diese wahrscheinlich nur für die Geschichte gelten. Doch so oder so war ich positiv beeindruckt von diesem Roman, der mich mühelos am Ball gehalten hat!

& I Killed the King
400 Seiten

Nach zehn Jahren des Krieges wollen die Königreiche Avendell und Istellia einen Friedensvertrag unterzeichnen, der ihre adeligen Jugendlichen miteinander verheiratet. Prinz Kellam ist darüber nicht begeistert, weil er insgeheim in den Leibwächter seines Vaters, Oak, verliebt ist, doch ist er trotzdem bereit, Prinzessin Melarie für das Wohl seines Volkes zu heiraten. Der König ruft sie zusammen mit dem Heiler Ellion und der Bestienbändigerin Clove in der Nacht vor der Unterzeichnung zu sich. Die Attentäterin Vesryn wartet währenddessen versteckt in einem Schrank. Doch bevor der König ihnen verraten kann, warum er sie gerufen hat, wird es dunkel und er wird getötet – von einem der sechs Anwesenden. Als ein Sturm sie alle im Schloss einsperrt und nach und nach noch mehr Leichen auftauchen, wissen die sechs, dass sie sich zusammentun müssen, um herauszufinden, wer von ihnen den König getötet hat …

Ich hatte mich sehr auf dieses Buch gefreut, weil die Autorinnen bereits vorher ankündigten, dass tatsächlich einer der sechs Hauptcharaktere der Täter ist und ich gespannt war, wie sie diese Handlung wohl umsetzen würden. Letztendlich war ich halb zufrieden und hätte mir halb mehr erhofft, auch wenn die Handlung insgesamt sehr spannend war.

Zunächst einmal war es ein wenig schwer, in das Buch reinzukommen, weil der Schreibstil irgendwie gewöhnungsbedürftig war und nur sehr wenige Charaktere mein Interesse weckten. Im Lauf der Handlung wurde das jedoch besser, weil es viele unerwartete Entwicklungen gab, die mich auf Trab hielten und einige Charaktere immer interessanter wurden.

Meine Lieblinge von Anfang an waren Ellion (in den es sehr leicht ist, sich hineinzuversetzen) und Vesryn (die allgemein großartig war und eine faszinierende Beziehung zu Ellion hatte), während Kellam mir im Lauf der Handlung immer mehr ans Herz wuchs. Oak war in Ordnung, während Melarie und Clove sich leider eher wie Extras anfühlten – ich hatte das Gefühl, dass die Geschichte auch gut ohne sie ausgekommen wäre. Ihre angedeutete Freundschaft war ein halbwegs interessanter Aspekt, doch insgesamt hätte man ihre Rollen wahrscheinlich gut miteinander verbinden und teils anderen Charakteren geben können.

Auch bei der Handlung habe ich einen Kritikpunkt: Ich fand es unglaublich einfach, den Mörder des Königs zu schlussfolgern. Fast ganz am Anfang hatte ich bereits eine Theorie, die sich immer mehr verfestigte und sich tatsächlich als richtig erwies. Doch auch, wenn das enttäuschend war, gibt es dafür viele andere unerwartete Entwicklungen, die ich nicht kommen sah und die mich ganz schön starren ließen – so nimmt die Suche nach dem Königsmörder nur etwas mehr als die Hälfte der Handlung ein, während die andere Hälfte sich auf eine ganz andere Handlung fokussiert, die mich mit ihren Plot Twists sehr beeindrucken konnte.

Zwar kommt das mit seiner eigenen Kritik (letztendlich spielt es keine Rolle, dass einer der Charaktere den König getötet hat, und der zweite Handlungsstrang hätte sicher davon profitiert, ebenfalls einen der Hauptcharaktere als Täter zu haben), aber die Handlung allgemein war so spannend, dass mir das letztendlich nicht viel ausmachte. Nicht nur ist die Mischung aus Whodunnit und Fantasy gut gelungen, auch die Entwicklungen der Handlung danach waren insgesamt großartig, weil immer etwas passiert und ich wissen wollte, was dahintersteckt. Im Grunde wurde das Buch während des Lesens immer besser und immer spannender, was zwar für einen holprigen Anfang sorgt, aber für einen guten Gesamteindruck. Vor allem gefiel mir das gemeine Ende, das einen zweiten Teil andeutet, der die Charaktere mit anderen Problemen konfrontiert – und obwohl ich durchaus einige Kritikpunkte hatte, würde ich mich über eine Fortsetzung sehr freuen.

Zusammengefasst ist das Buch vor allem für diejenigen Fans zu empfehlen, die es lieben, wenn die Handlung sie stets auf Trab hält!

Die dunklen Fälle des Harry Dresden - Schuldig
704 Seiten

Harry Dresden hat mal wieder viel zu tun. Schwarze Magie geht in Chicago um: Aus irgendeinem Grund mischen sich die gewaltbereiten Sidhe nicht in den Krieg der Vampire ein, Thomas scheint ein Geheimnis vor ihm zu haben, während er selbst vor ihm die Existenz Lasciels geheim hält, und schlussendlich hat sich auch Michaels und Charitys Tochter Molly in Schwierigkeiten begeben, denn ein Freund von ihr war auf einer Horror-Convention, deren filmische Monster real geworden sind. Besonders letzteres ist besorgniserregend, denn in Kürze steht ein Filmmarathon an, der zahlreiche Todesopfer fordern würde …

In jedem Harry-Dresden-Band geht viel vor sich, und in diesem sogar noch mehr als sonst, was ihn sehr spannend gemacht hat. Obwohl er so dick ist, fühlte ich mich nie gelangweilt, weil ständig etwas vor sich ging und die Charaktere zusätzlich dazu beigetragen haben, dass ich mich stets unterhalten fühlte. Ich glaube, der einzige Teil der Handlung, den ich als schwächer wahrnahm, war der Besuch in den Feenlanden, weil er sich für mich recht verwirrend las, aber selbst, wenn man das bedenkt, haben wir immer noch Hunderte von Seiten, die mir sehr gefielen.

Harry war in diesem Band sogar noch großartiger als sonst. Nicht nur hat mir sein Humor sehr gefallen, der mich mehrmals zum Lachen gebracht hat, sondern auch sein Heroismus, der sich in diesem Band sehr gut zeigte. Es war eine gute Mischung aus einem realistischen, fehlerbehafteten Helden und einem, der das Herz am rechten Fleck hat und seine Liebsten beschützen möchte. Seit dem ersten Band hat er sich sehr positiv entwickelt und ich hoffe, dass sich das in den späteren Bänden fortsetzt.

Von den anderen Charakteren heben sich vor allem Molly und Charity ab, die in diesem Band viel Aufmerksamkeit bekommen und sowohl ihren komplexen Charakter als auch ihre komplexe Beziehung zu Harry zeigten. Vor allem Molly gefiel mir sehr (auch wenn ich ihren Crush auf Harry sehr unnötig fand, zumal sie minderjährig ist) und ich freue mich darauf, auch ihre Entwicklung in den späteren Bänden zu verfolgen. Auch von Charity wünsche ich mir mehr, weil es so zufriedenstellend war, wie ihr anfänglicher Hass auf ihn langsam zu Akzeptanz wurde.

Andere Charaktere spielen eine kleinere Rolle und nur Lasciel ist mir nachhaltig in Erinnerung geblieben; bei anderen Charakteren kam ich manchmal sogar durcheinander, weil ich mich nicht mehr an sie erinnerte. Das war letztendlich zwar nicht so schlimm, weil es ohnehin mehr um die wichtigeren Charaktere ging, aber die pure Charakteranzahl ist trotzdem ein wenig überfordernd.

Insgesamt also ein guter, sehr spannender Band, der besonders erfolgreich darin ist, die Leser:innen auf Trab zu halten!

Warrior Princess Assassin
400 Seiten

Prinzessin Marjoriana, genannt Jory, fürchtet sich davor, eine arrangierte Ehe mit dem gefürchteten König Maddox „Ky“ Kyronan einzugehen und würde am liebsten mit ihrem Kindheitsfreund Asher weglaufen. Doch weiß sie, dass ihr Land ohne die Hilfe des Königs überrannt werden würde, weshalb sie bereit ist, ihr Schicksal zu akzeptieren – und tatsächlich positiv überrascht über Kys Freundlichkeit ist. Doch dann kommt Asher zu ihr. Als Mitglied der Jägergilde und Assassine hat er zwei neue Aufträge bekommen: Sie und den König zu töten. Jory, die nicht zulassen will, dass Ky stirbt, überredet ihn dazu, zusammen mit ihm zu fliehen – doch letztendlich läuft nichts so, wie es sich Ky, Jory und Asher vorgestellt haben. Vor allem nicht, was ihre eigenen Gefühle füreinander angeht …

Als sehr großer Fan von Brigid Kemmerers Fantasyromanen habe ich mich schon sehr auf „Warrior Princess Assassin“ gefreut und bin sogar noch begeisterter, als ich es erwartet habe! Dies ist eine Rezension zur englischen Originalausgabe, aber ich werde das Buch noch mal auf Deutsch lesen, weil es mir so großen Spaß gemacht hat!

Wobei „Spaß“ fast schon untertrieben ist, so süchtig war ich nach der Handlung und den Charakteren. Normalerweise mache ich zwischen meinen Lesestunden regelmäßig Pause, aber diesmal war ich so eingenommen von der Geschichte, dass ich mich gar nicht davon losreißen konnte.

Das liegt vor allem an den drei Hauptcharakteren und deren Chemie miteinander. Jory, Ky und Asher waren allesamt großartige Figuren, die nicht nur ihre Stärken und Schwächen hervorragend zeigten, sondern auch die Trauma, die sie zu bewältigen haben. Sehr erfrischend war es dabei, dass die Beziehungen zwischen allen dreien möglichst gleichwertig behandelt wurden – gerade bei Ky war ich mir unsicher, ob er als Neuankömmling nicht im Nachteil sein würde, aber tatsächlich war es am Ende sogar er, der am meisten Screentime mit Jory und Asher bekam, während Jory und Asher selbst eine Weile brauchten, bevor sie ihre gemeinsame Vergangenheit schultern konnten. Hier hoffe ich, dass sie im zweiten Band noch offener miteinander umgehen können.

Besonders erstaunlich war, dass Jory und Asher Ky nur wenige Tage kennen und die beiden Männer sich am Anfang nicht ausstehen konnten, ihre gemeinsame Beziehung aber so fesselnd beschrieben wurde, dass sie trotzdem realistisch wirkte. Hier ein großes Lob an Brigid Kemmerer dafür, wie sie ihre Charaktere und deren Beziehungen zueinander schreibt!

Die Handlung selbst lebt vor allem von den Charakteren, ist aber auch an sich stets spannend, weil immer etwas passiert und sie sich teils in Richtungen entwickelt, die ich nicht erwartet habe. Wobei ich es zumindest einfach fand, den Verräter zu erraten, weil es eine übersichtliche Anzahl wichtiger Nebencharaktere gibt. Insofern gibt es hier keine großen Twists. Letztendlich hat das der Handlung jedoch nicht geschadet – gerade, weil es nur wenige Nebencharaktere gibt, schaffte es Brigid Kemmerer, auch ihnen ein wenig Charaktertiefe zu geben.

Was ihr natürlich auch immer gelingt, ist es, die Motivationen sämtlicher Charaktere so vielschichtig und verständlich zu gestalten, dass es sehr schwer ist, sich auf eine Seite zu stellen. Das gilt nicht nur für Jory, Ky und Asher, sondern sogar für Statisten, die berechtigte Kritiken an der Herrschaft beider Länder haben, bei denen die Charaktere selbst feststellen, dass die Dinge nicht so einfach sind, wie sie es sich wünschen würden.

Insgesamt also eine geradezu süchtig machende Lektüre, die nur schwer aus der Hand zu legen ist!

Erebos 3
448 Seiten

Schon zweimal ist Nick in die Fänge von Erebos geraten, doch ein drittes Mal verlangt das Spiel seine Aufmerksamkeit. Dieses Mal soll er eine Truppe zusammenstellen, ohne genau zu wissen, wofür. Das Spiel fordert ihn stattdessen dazu auf, nach Zeichen Ausschau zu halten, weil es buchstäblich um Leben und Tod geht. Nick vermutet bald, dass es um die verschwundene Schülerin Riley Bloom geht, doch was genau hinter Erebos‘ Andeutungen steckt, bleibt ihm ein Rätsel – das er so schnell wie möglich lösen muss, wenn er eine Katastrophe verhindern will …

Die ersten beiden Erebos-Teile haben mir gut gefallen und auch der dritte war sehr spannend zu lesen. Das liegt vor allem an der Art und Weise, wie Ursula Poznanski ihr Mysterium aufgebaut hat: Ich habe hier sehr mitgefiebert und mir ganz schön den Kopf darüber zerbrochen, was wohl hinter den Rätseln steckt. Das Beste daran war wohl, dass sie im Nachhinein so logisch waren, dass ich mich gewundert habe, wieso ich sie nicht vorher gelöst habe – meine eigene Theorie erwies sich zwar als falsch, aber Ursula Poznanski gibt uns Leser:innen genug Anhaltspunkte, um zumindest theoretisch auf die Lösung zu kommen. Das mochte ich am liebsten: Mit den Aufgaben, Rätseln und dem Spielgeschehen mitzufiebern, während ich mir selbst überlegte, was wohl dahinter steckt.

Nick hat mir als Hauptcharakter wieder sehr gut gefallen und auch seinen besten Freund Victor mochte ich gerne; leider lernen wir die anderen Charaktere dafür fast nicht kennen. Die Stellen, an denen die anderen Mitglieder von Nicks Gruppe rekrutiert werden, waren beispielsweise sehr gut und spannend geschrieben, aber die Mitglieder selbst bekommen nur sehr wenig Screentime und sind allein aufgrund ihrer Anzahl nicht besonders leicht zu merken. Am stärksten haben sich Emoomo und Hashtag hervorgehoben, aber auch das nur auf eingeschränkte Weise. Hier wünschte ich, wir hätten mehr charakterfokussierte Szenen gehabt, von denen es eher wenige gibt. Gerade bei Derek hätte sich das sehr angeboten.

Obwohl es so viele Rätsel, Aufgaben und Ereignisse im Spiel gibt, empfand ich das Pacing als sehr angenehm, weil mich dieser Mix aus verschiedenen Mysterien mühelos durch die Geschichte trieb. Nur den Anfang und das Ende fand ich etwas zu schnell; Nick wirkt nicht allzu schockiert, als Erebos wieder auf einem Computer auftaucht und schafft es ein wenig zu mühelos, das packende Finale aufzulösen. Zwar mochte ich es, wie am Ende die verschiedenen Hinweise zusammengeführt wurden, aber nachdem ich mit größter Spannung das Finale verfolgt habe, kam mir die Auflösung zu schnell.

Insgesamt immer noch ein spannendes Erebos-Abenteuer, das mir sehr gefallen hat – allerdings hoffe ich trotzdem, dass Nicks Geschichte damit vorbei ist, weil sie meiner Meinung nach genug ausgereizt wurde. Ja, mir machte es großen Spaß, wieder über ihn zu lesen – aber gerade deshalb hoffe ich, dass Ursula Poznanski aufhört, wenn es am schönsten ist. Der arme Nick hat jetzt wirklich genug durchgemacht!