Aria ist eine Dreamslinger, die jahrelang gelernt hat, ihre gefährlichen Kräfte zu mäßigen, zu zügeln und zu bändigen. Vor zehn Jahren haben die Dreamslinger nämlich eine Masseneruption ihrer Kräfte ausgelöst, die zahlreiche Menschen, inklusive Arias Mutter, das Leben gekostet hat. Ihr Vater möchte dafür sorgen, dass Dreamslinger in der Gesellschaft akzeptiert werden, doch als während einer wichtigen Ansprache der Royale Bund auftaucht, der für die Masseneruption damals verantwortlich war, fürchten alle, dass sie wieder eine Masseneruption planen. Aria bietet an, als Spionin bei den Auswahlprüfungen der Dreamslinger teilzunehmen, um die nötigen Beweise dafür zu finden. Doch niemals hätte sie sich träumen lassen, dass sie sich nach und nach immer mehr mit ihnen identifiziert …
Ich bin ein wenig hin- und hergerissen, was dieses Kinderbuch angeht – und ich denke, das liegt teils daran, dass ich es gerne als Jugendbuch gelesen hätte. Es hat so viele gute Ideen, Szenen und Potential, dass ich mir wünschte, noch mehr Zeit mit den Charaktere verbringen zu können, um die guten Aspekte noch mehr zu genießen und die nicht ganz so guten durch mehr Tiefe auszumerzen.
Denn was die Handlung an sich angeht, hat sie mir recht gut gefallen – obwohl es natürlich von Anfang an offensichtlich ist, dass Aria sich irgendwann auf die Seite des Royalen Bundes stellen wird, war ich sehr investiert darin, ihr bei dieser Reise zuzuschauen: Wie sie zunächst gar keine Verbindungen eingehen wollte, dann aber ihre guten Freunde Tui und Lion fand, schließlich ihre Traumgefährtin Rio und die Erkenntnis, wie das schlichte Informieren über eine andere Gruppe ihre Vorurteile bezüglich dieser Gruppe komplett ausmerzte. Das war eine sehr schöne Botschaft, doch wird sie ein wenig dadurch vermindert, dass der Royale Bund selbst leider nicht so offen wie Aria ist.
Das ist teilweise ein Kritikpunkt von mir und teilweise ein Lob: Denn mir hat es überhaupt nicht gefallen, dass der Royale Bund jedes Kind, das bei einer Prüfung scheiterte – unabhängig von wichtigen Faktoren – sofort zurück in sein Heimatland schickte, selbst, wenn dieses Land Dreamslinger einsperrt und zutiefst verachtet. Für mich hatte das einen sehr unangenehmen Geschmack nach „Ausländer raus“, das zudem für den Großteil der Handlung nicht wirklich infrage gestellt wird – tatsächlich habe ich mich sogar gewundert, warum Aria sich immer mehr mit dem Royalen Bund identifiziert, der so intolerant gegenüber allen ist, die auch nur einen einzigen Fehler im falschen Moment machen. Doch hier kommt auch das Lob: Gegen Ende realisieren Aria und die anderen schließlich, wie unglaublich ungerecht der Royale Bund vorgeht, sehen aber ein, dass sie noch nichts tun können, um etwas daran zu ändern, allerdings für eine bessere Zukunft kämpfen wollen. Für ein Kinderbuch war das eine überraschend realistische Botschaft, die für mich als Erwachsene zwar ein wenig pessimistisch wirkte (denn realistisch gesehen müsste diese Zukunft locker zehn Jahre entfernt liegen, was kein besonders großer Trost für die Ausgestoßenen ist), Kindern aber trotzdem gut beibringt, dass man Ungerechtigkeiten nicht einfach als gegeben hinnehmen sollte, selbst, wenn man noch nichts an ihnen ändern kann.
Die Dreamslinger, deren Fähigkeiten und die Traumgefährten werden nicht allzu sehr vertieft, waren aber interessante Konzepte. Viel mehr als das Worldbuilding hat mich ohnehin die Handlung überzeugt – denn sie hatte viele gute, dramatische, spannende, herzerwärmende, lustige und allgemein großartige Szenen. Ob es nun um die Freundschaft der Charaktere geht oder über die Dinge, die sie herausfinden: Ich fand die Balance zwischen den verschiedenen Handlungselementen (Freundschaften, Ausbildung, Spionage etc.) sehr gelungen, vor allem die Twists, die die Geschichte noch mal ordentlich aufgewertet haben. Ein, zwei kann man gerade als erwachsener Leser vielleicht vorhersehen, aber davon abgesehen gibt es immer noch andere Twists, die mich sehr überraschten und den Kontext früherer Szenen auf grandiose Weise veränderten. Das Ende war unglaublich spannend und ein kleines Highlight für mich.
Was jedoch die Charaktere angeht, gab es meiner Meinung nach leider viel zu viele. Nur das Haupttrio, das aus Aria, Tui und Lion besteht, stach positiv heraus (wobei ich vor allem Lion mochte, weil sein geheimnisvolles Verhalten für großartige Theorien sorgte und zufriedenstellend aufgeklärt wurde), aber so ziemlich der gesamte Rest – mit nur sehr wenigen Ausnahmen – leidet sehr stark darunter, ein Teil einer großen Masse zu sein, deren Individuen man sich nicht notwendigerweise merkt. Ich habe es sehr begrüßt, dass Kinder verschiedener Nationalitäten vorkamen, aber dadurch, dass buchstäblich alle stets namentlich erwähnt werden, fühlte ich mich schnell überfordert und machte mir deshalb nicht die Mühe, mir mehr als zwei, drei zu merken. Hier war die Freundschaft zwischen Aria, Tui und Lion definitiv der stärkste Punkt, und ein weiteres kleines Highlight aufgrund der wunderbaren Umsetzung, während der Rest der Charaktere fast gar keinen Eindruck bei mir hinterließ.
Insgesamt also ein Kinderbuch, das eine spannende Handlung und gute Twists bietet, aber aufgrund seiner Charakteranzahl und möglicher Lesart der Botschaft auch verwirrend anmutet. Ich bin mir nicht sicher, ob ich den zweiten Teil lesen werde, doch falls ich es tue, hoffe ich, dass speziell der Kampf gegen die kleingeistigen Ansichten des Royalen Bundes eine größere Rolle in der Handlung spielen wird.
Aria ist eine Dreamslinger, die jahrelang gelernt hat, ihre gefährlichen Kräfte zu mäßigen, zu zügeln und zu bändigen. Vor zehn Jahren haben die Dreamslinger nämlich eine Masseneruption ihrer Kräfte ausgelöst, die zahlreiche Menschen, inklusive Arias Mutter, das Leben gekostet hat. Ihr Vater möchte dafür sorgen, dass Dreamslinger in der Gesellschaft akzeptiert werden, doch als während einer wichtigen Ansprache der Royale Bund auftaucht, der für die Masseneruption damals verantwortlich war, fürchten alle, dass sie wieder eine Masseneruption planen. Aria bietet an, als Spionin bei den Auswahlprüfungen der Dreamslinger teilzunehmen, um die nötigen Beweise dafür zu finden. Doch niemals hätte sie sich träumen lassen, dass sie sich nach und nach immer mehr mit ihnen identifiziert …
Ich bin ein wenig hin- und hergerissen, was dieses Kinderbuch angeht – und ich denke, das liegt teils daran, dass ich es gerne als Jugendbuch gelesen hätte. Es hat so viele gute Ideen, Szenen und Potential, dass ich mir wünschte, noch mehr Zeit mit den Charaktere verbringen zu können, um die guten Aspekte noch mehr zu genießen und die nicht ganz so guten durch mehr Tiefe auszumerzen.
Denn was die Handlung an sich angeht, hat sie mir recht gut gefallen – obwohl es natürlich von Anfang an offensichtlich ist, dass Aria sich irgendwann auf die Seite des Royalen Bundes stellen wird, war ich sehr investiert darin, ihr bei dieser Reise zuzuschauen: Wie sie zunächst gar keine Verbindungen eingehen wollte, dann aber ihre guten Freunde Tui und Lion fand, schließlich ihre Traumgefährtin Rio und die Erkenntnis, wie das schlichte Informieren über eine andere Gruppe ihre Vorurteile bezüglich dieser Gruppe komplett ausmerzte. Das war eine sehr schöne Botschaft, doch wird sie ein wenig dadurch vermindert, dass der Royale Bund selbst leider nicht so offen wie Aria ist.
Das ist teilweise ein Kritikpunkt von mir und teilweise ein Lob: Denn mir hat es überhaupt nicht gefallen, dass der Royale Bund jedes Kind, das bei einer Prüfung scheiterte – unabhängig von wichtigen Faktoren – sofort zurück in sein Heimatland schickte, selbst, wenn dieses Land Dreamslinger einsperrt und zutiefst verachtet. Für mich hatte das einen sehr unangenehmen Geschmack nach „Ausländer raus“, das zudem für den Großteil der Handlung nicht wirklich infrage gestellt wird – tatsächlich habe ich mich sogar gewundert, warum Aria sich immer mehr mit dem Royalen Bund identifiziert, der so intolerant gegenüber allen ist, die auch nur einen einzigen Fehler im falschen Moment machen. Doch hier kommt auch das Lob: Gegen Ende realisieren Aria und die anderen schließlich, wie unglaublich ungerecht der Royale Bund vorgeht, sehen aber ein, dass sie noch nichts tun können, um etwas daran zu ändern, allerdings für eine bessere Zukunft kämpfen wollen. Für ein Kinderbuch war das eine überraschend realistische Botschaft, die für mich als Erwachsene zwar ein wenig pessimistisch wirkte (denn realistisch gesehen müsste diese Zukunft locker zehn Jahre entfernt liegen, was kein besonders großer Trost für die Ausgestoßenen ist), Kindern aber trotzdem gut beibringt, dass man Ungerechtigkeiten nicht einfach als gegeben hinnehmen sollte, selbst, wenn man noch nichts an ihnen ändern kann.
Die Dreamslinger, deren Fähigkeiten und die Traumgefährten werden nicht allzu sehr vertieft, waren aber interessante Konzepte. Viel mehr als das Worldbuilding hat mich ohnehin die Handlung überzeugt – denn sie hatte viele gute, dramatische, spannende, herzerwärmende, lustige und allgemein großartige Szenen. Ob es nun um die Freundschaft der Charaktere geht oder über die Dinge, die sie herausfinden: Ich fand die Balance zwischen den verschiedenen Handlungselementen (Freundschaften, Ausbildung, Spionage etc.) sehr gelungen, vor allem die Twists, die die Geschichte noch mal ordentlich aufgewertet haben. Ein, zwei kann man gerade als erwachsener Leser vielleicht vorhersehen, aber davon abgesehen gibt es immer noch andere Twists, die mich sehr überraschten und den Kontext früherer Szenen auf grandiose Weise veränderten. Das Ende war unglaublich spannend und ein kleines Highlight für mich.
Was jedoch die Charaktere angeht, gab es meiner Meinung nach leider viel zu viele. Nur das Haupttrio, das aus Aria, Tui und Lion besteht, stach positiv heraus (wobei ich vor allem Lion mochte, weil sein geheimnisvolles Verhalten für großartige Theorien sorgte und zufriedenstellend aufgeklärt wurde), aber so ziemlich der gesamte Rest – mit nur sehr wenigen Ausnahmen – leidet sehr stark darunter, ein Teil einer großen Masse zu sein, deren Individuen man sich nicht notwendigerweise merkt. Ich habe es sehr begrüßt, dass Kinder verschiedener Nationalitäten vorkamen, aber dadurch, dass buchstäblich alle stets namentlich erwähnt werden, fühlte ich mich schnell überfordert und machte mir deshalb nicht die Mühe, mir mehr als zwei, drei zu merken. Hier war die Freundschaft zwischen Aria, Tui und Lion definitiv der stärkste Punkt, und ein weiteres kleines Highlight aufgrund der wunderbaren Umsetzung, während der Rest der Charaktere fast gar keinen Eindruck bei mir hinterließ.
Insgesamt also ein Kinderbuch, das eine spannende Handlung und gute Twists bietet, aber aufgrund seiner Charakteranzahl und möglicher Lesart der Botschaft auch verwirrend anmutet. Ich bin mir nicht sicher, ob ich den zweiten Teil lesen werde, doch falls ich es tue, hoffe ich, dass speziell der Kampf gegen die kleingeistigen Ansichten des Royalen Bundes eine größere Rolle in der Handlung spielen wird.