Bei ihrer ersten Begegnung wissen weder Alizeh noch Kamran, dass Alizeh eine Dschinn und Kamran der Kronprinz ist. Sie treffen sich, als ein Junge Alizeh angreift und sie es mühelos schafft, ihn zu überwältigen und ihm danach gut zuzureden. Kamran beobachtet das und ist sofort fasziniert von Alizehs ungewöhnlichen Handlungen. Doch nachdem er dem Jungen das Leben rettet, woraufhin er vom Volk gefeiert wird, erfährt er von seinem Großvater, dass eine Prophezeiung Alizeh als Bedrohung für den König ansieht …
Dieser Fantasyroman bietet zwei großartige Hauptfiguren, eine interessante Welt und eine passable Handlung, schafft es aber nicht ganz, seine Elemente zu einem einwandfreien Roman zu verweben.
Das liegt zum einen daran, dass die beiden Hauptcharaktere nur wenige Szenen miteinander haben. Es dauert etwa hundertfünfzig Seiten, bis sie überhaupt zum ersten Mal miteinander reden, doch selbst danach sind sie nur so selten zusammen, dass ihre Romanze sehr unrealistisch auf mich wirkte. Obwohl ich sie selbst als Charaktere durchaus mochte, haben mir Szenen mit beiden zusammen sehr stark gefehlt, weil sie es schwer machten, sich um die individuellen Handlungsstränge zu sorgen.
Dabei sind die individuellen Handlungsstränge durchaus gut, wobei es hier zugegeben einen weiteren Punkt gibt, der zumindest andere Leserinnen und Leser stören könnte: Das langsame Pacing. Nach dem relativ zügigen Anfang geht es bis auf einzelne Ausnahmen recht langsam weiter, was zusammen mit dem Schreibstil, der sich nicht immer einfach lesen lässt, zu einem eher ruhigen Leseerlebnis führte. Mir machte das nicht allzu viel aus, weil ich so fasziniert von der Welt und den Geschehnissen an sich war, aber im Nachhinein ist die Geschichte dann doch etwas zu langsam verlaufen.
Vom Prinzip her finde ich die Geschichte durchaus gut, weil sie eine interessante Welt mit zwei sehr guten Hauptcharakteren zu bieten hat, doch der Mangel an Interaktionen zwischen den beiden verbunden mit dem im Nachhinein zu langsamen Pacing macht es mir schwer, diesen Fantasyroman vollauf weiterzuempfehlen; ich selbst habe zum Beispiel nicht den Drang, den zweiten und dritten Band zu lesen – während ich gleichzeitig hoffe, dass andere Leserinnen und Leser das anders empfinden werden. Meinem Geschmack entsprach er letztendlich nicht genug, aber gerade deshalb hoffe ich, dass andere ihn umso mehr mögen werden!
- Der Zopf
- Laetitia Colombani
- Fischer
- Belletristik
- Lebensgeschichten
- Starke Frauen
- Drama
- Diskriminierung
- Hoffnung
- Highlight
Smita, Giulia und Sarah leben drei sehr unterschiedliche Leben. In Indien gilt Smita als Unberührbare als Abschaum der Gesellschaft, weshalb sie umso entschlossener ist, ihrer Tochter eine bessere Zukunft zu ermöglichen. In Sizilien arbeit Giulia in einer Fabrik, die Perücken herstellt, bis ein Unfall ihres Vaters ihr bewusst macht, dass die Fabrik kurz vor dem Ruin steht. Und in Kanada hat Sarah einen sehr erfolgreichen Job als Anwältin, bis eine Diagnose ihr Leben komplett auf den Kopf stellt. Die drei Frauen wissen nichts voneinander, doch dennoch sind ihre Schicksale eng miteinander verbunden ...
"Der Zopf" gehört zu den Büchern, von denen ich sehr viel gehört, aber nie selbst gelesen habe – bis jetzt. Denn nach dieser wundervollen Lektüre ist mir jetzt endlich klar, warum dieses Buch so beliebt ist: Weil es schafft, trotz der recht schweren Thematiken eine absolut wunderschöne Geschichte zu erzählen. Ich bin regelrecht in Smitas, Giulias und Sarahs Leben versunken, so eindringlich beschreibt Laetitia Colombani ihr Schicksal.
Am meisten habe ich mit Smita mitgefiebert, weil ihre Lebenssituation besonders furchtbar war, sie aber nie aufgegeben hat. Aber auch Sarah, deren Geschichte zeigte, wie leicht man aufgrund einer Krankheit ausgeschlossen werden kann, war absolut herzzerreißend und hat am Ende doch Hoffnung geweckt. Nur bei Giulia habe ich mich manchmal schwer getan, mit ihr mitzuleiden, weil ihre Zeit des Leids vergleichsweise kurz und größtenteils durch eine schöne Romanze gedämpft ist.
Die Geschichte insgesamt jedoch war nach wie vor wunderschön zu lesen und ich kann sie allen empfehlen, die einen kurzen, mitreißenden Roman suchen!
Mileva Marić, Clara Immerwahr, Eleanor Marx, Elisabeth Hauptmann, Rosalind Franklin, Lise Meitner, Jocelyn Bell Burnell, Noor Inayat Khan und noch viele mehr: Frauen, die Geschichte schrieben, deren Leistungen allerdings Männern zugeschrieben wurden. Männer, an deren Namen man sich bis heute erinnert, während die Frauen in Vergessenheit gerieten.
Doch das ist noch nicht einmal das Schlimmste: Das Schlimmste ist, dass die Vorurteile und Abhängigkeiten, mit denen sich die damaligen Frauen auseinandersetzten, bis heute Bestand haben. Und nicht nur sie: Auch queere Personen, BIPOCs, religiöse Minderheiten und im Grunde jede Person, die kein heterosexueller, weißer cis Mann ist, kämpft bis heute darum, gesehen, akzeptiert und gewürdigt zu werden. Denn so sehr sich die Situation verbessert hat, ist gleichzeitig vieles erschreckend gleich geblieben. Immer noch werden Menschen, die nicht dem perfekten Bild der westlichen Gesellschaft entsprechen, benachteiligt, diskriminiert und bedroht.
Die Art und Weise, wie Leonie Schöler das Leben der vergessenen Frauen beschrieb, war fesselnd und frustrierend zugleich, weil die vielen Fakten nur allzu sehr betonten, wie furchtbar das Leben der Frauen früher war – und stellenweise heute noch ist. So sehr sie auch darum kämpften, Anerkennung für ihre Taten zu bekommen, scheiterten sie in der Regel und bekamen sie nur lange nach ihrem Tod, standen aber selbst dann im Schatten der bekannteren Männer, mit denen sie forschten. Ob es nun Einsteins erste Frau, Marx’ Tochter oder Brechts Mitarbeiterin ist: Im Gegensatz zu den Männern sind ihre Namen so gut wie unbekannt und auch ich muss zugeben, dass ich vor der Lektüre dieses Sachbuchs noch nie von ihnen gehört hatte. Umso wichtiger ist es, sich dieser Frauen zu vergegenwärtigen, damit sie nie wieder vergessen werden.
Durch den lockeren Schreibstil war es leicht, Leonie Schölers Ausführungen zu folgen, sodass selbst Menschen, die normalerweise keine Sachbücher lesen, hier gut zurechtkommen werden. Selbstverständlich ist dieses Sachbuch nicht nur für Frauen geeignet – tatsächlich finde ich, dass Männer vermutlich noch mehr von der Lektüre profitieren können. Denn obwohl die Ungerechtigkeit, die zwischen Männern und Frauen (und anderen Gruppen) besteht, durchaus bekannt ist, realisiert man sie selten so stark wie hier. Deshalb würde ich dieses Sachbuch allen Personengruppen empfehlen, die etwas verändern wollen!