Bücherregal lädt …
A Torch Against the Night
592 Seiten

Elias und Laia sind Blackcliff entkommen und wollen jetzt Laias Bruder Darin aus dem Gefängnis Kauf befreien. Doch dann wird Elias von der Kommandantin vergiftet und plötzlich haben sie nur noch wenige Wochen Zeit, bis Elias‘ Zeit abläuft. Schweren Herzens entscheidet Elias sich dafür, sich von Laia zu trennen und alleine zum Gefängnis aufzubrechen. Verfolgt wird er von seiner ehemals besten Freundin Helena, die als Blutgreif den Befehl bekommen hat, ihn umzubringen …

Den ersten Teil fand ich durchaus ganz gut, auch wenn man ihm anmerkte, dass es sich dabei um ein älteres Romantasy-Werk handelte. Doch hier beim zweiten Teil bin ich mir unsicher, ob ich den dritten und vierten überhaupt lesen will, weil er zwar durchaus gute Aspekte hatte, aber leider auch so einige Dinge, die mir nicht gefallen haben oder die ich zumindest verbesserungswürdig fand.

So fand ich zum Beispiel, dass die Chemie zwischen Elias und Laia in diesem Teil besser war, weil sie gerade während der ersten Hälfte einige süße Szenen miteinander hatten, doch es hat nicht ganz ausgereicht, um ihre Gefühle füreinander komplett nachzuvollziehen. Teils liegt das auch daran, dass Laias Beziehung zu Kinan ebenfalls Aufmerksamkeit geschenkt wird, was ihre Romanze zu Elias abschwächt, auch, wenn sie letztendlich nirgendwohin führt. Dafür gab es diesbezüglich eine Stelle, die mir wirklich nicht gefallen hat und die vor allem im Nachhinein als sehr, sehr fragwürdig anmutet.

Doch jeder Handlungsstrang hatte dafür auch etwas, das mir sehr gut gefiel: Helenas gesamte Handlung und die Zweifel bezüglich ihrer Mission; Elias‘ Freundschaft mit dem Sklavenjungen Tas in der zweiten Hälfte der Handlung; und die Umsetzung von Laias Fähigkeiten, die an sich nichts Besonderes sind, aber dafür so geschrieben wurden, dass ich sehr investiert in sie war. Leider ist das Pacing der Geschichte recht langsam, sodass es eine Weile dauert, bis man zur „eigentlichen“ Handlung kommt, aber diese Kleinigkeiten sorgten trotzdem dafür, dass ich wissen wollte, was als nächstes passiert.

Das ist auch insofern wichtig, weil es leider auch etwas Großes gab, das mein Lesevergnügen erheblich minderte: Die Grausamkeit der Geschichte und damit verbunden so einige Tode. Was die grafische Beschreibung der Grausamkeit angeht, bleibt sie zwar auf Jugendbuch-Niveau, kommt dafür aber so häufig vor, dass ich teils den Spaß am Lesen verlor, weil die Grausamkeit nur um der Grausamkeit willen zu existieren schien und nicht immer, weil es für die Handlung und Charakterentwicklung Sinn machte. Nicht falsch verstehen: Natürlich gab es auch so einige Szenen, die von der Darstellung der Grausamkeit profitierten. Obwohl nur wenige Nebencharaktere in Erinnerung bleiben, war die Grausamkeit ein effektives Mittel, um sie trotzdem hervorzuheben. Aber die pure Menge war mir dann doch zu viel und ich wünschte, es hätte mehr Szenen gegeben, die zumindest ein bisschen Hoffnung schenken – was ich gerade bei einem Jugendbuch durchaus wichtig finde.

Insgesamt betrachtet hat mir der zweite Teil leider nicht so gut gefallen, wie ich es mir gewünscht hätte, doch hoffe ich trotzdem, dass er andere Leser:innen mehr begeistert.

Four Ruined Realms
464 Seiten

Nachdem ein Verrat unter der Gruppe sie erschüttert hat, müssen Euyn, Mikail, Aeri, Royo und Sora trotzdem zusammenarbeiten, um der Königin von Khitan den Goldring des Drachenherrschers zu stehlen. In Wirklichkeit haben sie vor, sie gegen den König von Yusan aufzubringen, doch aufgrund eines kürzlichen Attentats darf sich ihr niemand nähern. Also müssen sie zuerst herausfinden, unter welchen Umständen man sich ihr doch nähern darf und dann, wie sie diese erfüllen sollen. Doch dafür müssen sie zusammenarbeiten – was so gut wie unmöglich ist, weil sie alle immer noch ihre Geheimnisse haben und sich nicht vertrauen können …

Den ersten Band der Trilogie fand ich sehr spaßig zu lesen und der unterhaltsame Faktor setzt sich auch hier im zweiten Band fort. Die größte Stärke sind dabei definitiv die Charaktere und ihre Dynamiken: Sie fühlen sich alle wie fehlerbehaftete Menschen an, denen man ein gutes Ende wünscht. Mein Lieblingscharakter war dabei Sora – nicht nur war sie die wohl sympathischste von allen, sondern zeigte immer noch ihren moralischen Zwiespalt und machte sogar eine kleine Charakterentwicklung durch. Das ist sogar noch beeindruckender, wenn man bedenkt, dass sie nicht durch eine starke Charakterdynamik profitieren konnte, da ihr Liebster Tiyung den Band über eingekerkert ist und deshalb leider nicht viel zu tun hat.

Die anderen glänzen dafür mehr mit der Dynamik, die sie mit ihren Geliebten haben, wobei hier Aeri und Royo die stärksten Anwärter sind. Ihrer Beziehung wird in diesem Band viel Raum gewidmet und es war leicht, in sie investiert zu werden. Dafür hätte ich mir gerne mehr zu Euyn und Mikail gewünscht, die zwar immer noch eine interessante Dynamik haben, aber deren Beziehung dafür in den Hintergrund rückt. Vor allem bei Euyn hätte es sicher ein paar Sympathiepunkte eingebracht, denn er war mir von allen am unsympathischsten und wäre ohne Mikail als notwendigen Gegenpol wohl unerträglich gewesen.

Interessanterweise ist es auch in diesem Band so, dass die Charaktere nicht unbedingt eine eigene Stimme haben, ich aber trotzdem nie durcheinander geriet, was den derzeitigen Charakter anging. Ich glaube, das lag größtenteils daran, dass die Dinge, über die die jeweiligen Charaktere nachdenken, sehr auf sie zugeschnitten sind; aber Tatsache ist, dass ich mich trotz der kurzen Kapitel und der verwobenen Handlung sehr gut zurechtfand. Nur den Schreibstil an sich fand ich verbesserungswürdig, weil er viele kurze Sätze enthält, die sich teils abgehackt lasen, wodurch er nicht immer erfolgreich damit war, die Emotionen der Charaktere an uns Leser:innen zu bringen. (Das gilt besonders für Charaktertode, die mich leider nicht allzu viel fühlen ließen.)

Was die Handlung betrifft, dauert es zwar ein bisschen, bevor die eigentliche Handlung losgeht und sich schließlich verzweigt, doch Mai Corland macht das wett, indem sie die Charaktere konstant in spannende Situationen bringt. Die Menge an Nahtoderfahrungen war mir persönlich zwar zu hoch, doch ich habe trotzdem mitgefiebert, weil die Charaktere in der Regel aus eigener Kraft gefährlichen Situationen entkommen und nur selten durch einen Deus ex Machina. Hier hat es Spaß gemacht, dabei zuzuschauen, wie sie wohl ein bestimmtes Problem bewältigen – und von denen gibt es in diesem Band so einige!

Insgesamt hat mir der erste Band ein wenig besser gefallen, aber ich freue mich dennoch sehr auf den dritten, abschließenden Band der Reihe – und darauf, wohin er die Charaktere führen wird …

Das Buch der tausend Türen
528 Seiten

Cassie arbeitet in einer New Yorker Buchhandlung, die regelmäßig von dem alten Mr. Webber besucht wird. Als dieser eines Tages stirbt, vererbt er ihr „Das Buch der tausend Türen“, womit Cassie zunächst nichts anfangen kann. Bis sie zusammen mit ihrer besten Freundin Izzy herausfindet, dass sie mithilfe des Buches zu jedem Ort reisen kann, den sie möchte – alles, was sie braucht, ist eine Tür. Doch andere Bücherjäger haben es auf das Buch abgesehen und bald erfährt Cassie von dem Bibliothekar Drummond auch, warum: Mit dem Buch kann man nicht nur durch den Raum, sondern auch durch die Zeit reisen …

Dieses Buch gehört zu den bisher schönsten, die ich gelesen habe und es fällt mir schwer, meine Gefühle dafür in Worte zu fassen. Ich habe gelächelt und geweint, mitgefiebert und mitgelitten und musste am Ende erst einmal rekapitulieren, was ich da gerade gelesen habe. Cassies Reisen und Abenteuer, ihre Familie und Freunde, ihre Erlebnisse allgemein – sie allein fesselten mich unglaublich, zumal der Roman nicht scheut, die besten und schlimmsten Momente ihres Lebens miteinander zu verbinden. Aber auch die anderen Menschen, die Cassie auf ihrer Reise trifft – von Mr. Webber zu Izzy, Drummond und ein paar anderen – begeisterten mich sehr, weil der Fokus auf wenige Charaktere es leicht gemacht hat, ihre Sichtweisen genauso packend zu verfolgen wie Cassies.

Besondere Erwähnung verdient dabei die Antagonistin des Buches, die „die Frau“ genannt wird und sämtliche magische Bücher für sich haben will. Sie war eine der gefährlichsten und angsteinflößenden Antagonisten überhaupt und vor der finalen Konfrontation mit ihr habe ich mindestens genauso gezittert wie die Charaktere. Hier hilft es, dass wir auch die Sichtweise der Frau und ihre schrecklichen Taten zur Genüge erleben, sodass ich am Ende ernsthaft besorgt darum war, welche Opfer ihr Untergang wohl verlangen wird.

Doch so gut mir die Charaktere gefallen haben, sind nicht sie das Highlight des Romans, sondern die beschriebenen Zeitreisen. Bereits früh wird etabliert, dass geschehene Erlebnisse sich nicht mehr ändern lassen, doch das heißt mitnichten, dass man nicht mit ihnen mitfiebert. Zudem baut Gareth Brown hier so einige Twists ein, die das gesamte Erlebnis aus einer komplett anderen Perspektive zeigen und die offenen Fäden auf wunderschöne und brillante Weise miteinander verbinden. Ich war sehr beeindruckt davon, wie mühelos es ihm gelang, die verschiedenen Zeitlinien so zu verknüpfen, dass am Ende ein harmonisches Bild entstand.

Ebenfalls positiv zu erwähnen ist das Pacing der Geschichte. Gareth Brown hat ein gutes Gespür dafür, langsame und schnelle Szenen miteinander zu verweben; ich genoss die vergänglichen Augenblicke und spannenden Szenen gleichermaßen und war stets angetrieben, weiterzulesen. Dieser Roman enthält einige der schönsten und schrecklichsten Momente, die ich je las und ich bin sicher, dass mir viele davon lange in Erinnerung bleiben werden.

Wenn ich überhaupt etwas kritisieren müsste, wäre es eventuell die schwache Charakterisierung von Drummonds Freundesgruppe, die vor Jahren ums Leben kam und deren Dynamik wir in ein paar Kapiteln erleben. Allerdings hinterlassen sie keinen so starken Eindruck wie die Hauptcharaktere, weshalb ich ihren Tod zwar schrecklich fand, aber nicht so emotional wie viele Gefahren, denen die Hauptcharaktere sich stellen mussten.

Selbstverständlich ist diese Kritik im Vergleich zum Rest des Buches kaum der Rede wert, denn all das, Gareth Brown mich fühlen ließ, gehört mit Abstand zu den besten Leseerlebnissen, die ich je hatte. Eine ganz klare Empfehlung für alle, die Bücher, Zeitreisen und emotional-spannende Geschichten lieben!

Sense of Winter
208 Seiten

Charlotte und Desmond wollen Henrika Hyde endlich schnappen, weshalb sie sich bei einer Weihnachtsfeier in der Burg Tannenbaum einschleichen, wo Henrika fast jährlich teilnehmen soll. Bei der Feier wird auch der Nussknacker-Rubin präsentiert, dessen Wert ebenfalls für viele Teilnehmer interessant ist. Und plötzlich wird die Gesellschaft angegriffen, sodass sowohl Charlotte als auch Desmond ihren Plan über den Haufen werfen und um ihr Leben kämpfen müssen …

Der zweite Band der „Section 47“-Reihe ist recht kurz, doch dafür umso spannender gestaltet. Das Pacing ist hervorragend und die Geschichte schafft es problemlos, einen von Anfang bis Ende am Ball zu halten. Charlotte und Desmond befinden sich fast konstant in Gefahr und man fiebert richtig mit ihnen mit, während sie versuchen, zu kämpfen, sich zu verstecken und im Allgemeinen am Leben zu bleiben. Das war wirklich großartig umgesetzt!

Aus diesem Grund finde ich auch nicht, dass die Kürze des Romans eine Kritik ist, weil sie meiner Meinung nach genau richtig war, um ein spannendes Leseerlebnis zu garantieren. Aufgrund der Kürze können Charaktere und Szenen zwar nicht unbedingt Tiefe entfalten, aber wie gesagt fand ich das nicht schlimm, weil es mir Spaß machte, stattdessen die packende Handlung zu verfolgen. Nur bezüglich der Gesamthandlung finde ich, dass der Roman ein wenig mehr Inhalt hätte haben können, weil im Grunde nur das Ende relevant für Charlottes und Desmonds Suche nach Henrika Hyde war. Aus diesem Grund ähnelte der Roman mehr einer (sehr guten) Bonusgeschichte und war nicht unbedingt eine Fortsetzung der Geschehnisse aus dem ersten Teil.

Nichtsdestotrotz – ich freue mich auf den dritten Teil und hoffe, nicht allzu lange auf ihn warten zu müssen ;)