Bücherregal lädt …
An Ember in the Ashes
592 Seiten

Nachdem ihre Großeltern getötet werden und ihr Bruder Darin gefangen genommen wird, ist Laia verzweifelt. Sie sucht die Rebellen des Widerstands auf, in der Hoffnung, dort Hilfe zu bekommen. Allerdings verlangen diese im Gegenzug, dass sie die Kommandantin der Blackcliff-Militärakademie als deren Sklavenmädchen ausspioniert, die bekannt dafür ist, besonders grausam und gnadenlos zu sein. Zeitgleich plant Elias, Sohn der Kommandantin, zu desertieren, weil er die unbarmherzigen Lehren der Akademie nicht mehr aushält, auch, wenn das bedeutet, dass er seine beste Freundin Helena zurücklassen muss. Doch wird er überredet, noch zu bleiben, woraufhin er sich unerwarteterweise als ein Prüfling für den Posten des Imperators wiederfindet. Elias, der am liebsten nie wieder töten will, wird jetzt mit Prüfungen konfrontiert, die genau das verlangen …

Nachdem mir „Heir“ von Sabaa Tahir so gut gefallen hatte, wollte ich unbedingt auch ihre vorherige Reihe lesen und startete natürlich mit der Neuauflage von „An Ember in the Ashes“, das die Autorin bereits vor zehn Jahren schrieb. Und, ja, ich muss zugeben, dass man den Unterschied zum aktuelleren „Heir“ merkt, weil hier viele Aspekte unfertiger wirken.

Es fängt, für Jugendfantasy fast schon klassisch, mit einem Familienmitglied an, das Laia retten will, ohne dass wir als Leser*innen ihren Bruder gut genug kennenlernen, um uns ebenfalls um ihn zu sorgen. Dafür sorgte ich mich aber durchaus um Laia selbst, weil die Grausamkeiten, die sie erdulden muss, präzise und einschneidend beschrieben sind. Zwar achtet die Autorin darauf, eine gewisse Grenze nicht zu überschreiten, doch gibt es dafür andere grausame Szenen (sowohl in Laias als auch in Elias’ Geschichte), aufgrund denen ich das Buch eher für Sechzehnjährige als für Vierzehnjährige empfehlen würde. Dafür haben sie geholfen, mit beiden Protagonisten mitzufiebern, weil ich gespannt war, wie sie gewisse Herausforderungen meistern würden.

Bei Laia ist es die Kommandantin, die die größte Gefahr bildet und tatsächlich sehr gut zeigt, warum das so ist. Bei Elias sind es währenddessen die Prüfungen, die er ablegen muss und die ihn vor allem auf emotionale Weise belasten. Doch es waren nicht zwingend die Konflikte selbst, die mich so fesselten, sondern Elias’ und Laias Reaktion auf sie: Dadurch, dass beide friedliebende Charaktere sind, die in eine schreckliche Situation geworfen wurden, ist es leicht, sich tatsächlich darum zu sorgen, wie sie ihr entkommen wollen; das fand ich sehr erfrischend, weil es in aktuellerer Fantasy überraschend viele Protagonisten gibt, denen das Töten nichts ausmacht. Dass das bei Laia und Elias anders war, hat mir sehr gefallen.

Doch während die einzelnen Handlungsstränge sehr gut umgesetzt waren, schwächelt es an der Verbindung zwischen ihnen. Elias und Laia haben durchaus ein paar süße und emotionale Szenen miteinander, verbringen gefühlt aber mehr Zeit mit ihren anderen potentiellen Love Interests: In Elias’ Fall seine beste Freundin Helena und in Laias Fall der Widerständler Kinan. Zudem fand ich die Chemie mit ihren alternativen Love Interests besser als die, die sie zueinander hatten, weshalb ich nicht allzu investiert in ihre Romanze war. Es wäre möglich, dass sich das im zweiten Teil noch ändert, doch zumindest hier im ersten habe ich sie nicht als absolutes Traumpaar wahrgenommen.

Wo wir dabei sind, möchte ich Elias’ beste Freundin Helena unbedingt hervorheben. Sie war mit Abstand mein Lieblingscharakter, weil sie es schaffte, zugleich effizient und direkt, dabei aber nicht unnötig grausam zu sein. Ihre Beziehung zu Elias’ war ebenfalls faszinierend und kompliziert, doch vor allem war es Helenas vielschichtiger Charakter, der sie positiv hervorhob: So will sie dem Imperium treu sein und die Prüfungen so gut wie möglich meistern, ist aber immer noch Elias’ beste Freundin und hat trotz ihrer Ruppigkeit einen weichen Kern. Insgesamt war sie als Charakter komplexer als Elias und Laia und dadurch auch mein Lieblingscharakter.

Von den anderen Charakteren stachen nur das Küchenmädchen Izzi und die Köchin hervor, doch der Rest war nicht besonders einprägsam. Im Fall der Antagonisten durchaus schon, aber dafür wurden diese meiner Meinung nach zu einseitig dargestellt, ohne jegliche Nuance. Den Verräter konnte ich mühelos erraten und hätte mir deshalb gewünscht, hier mehr Tiefe zu sehen.

Insgesamt also ein solides Fantasybuch, aber mit Luft nach oben – die, wie ich hoffe, in den späteren Teilen genutzt werden wird!

Das große Heft
163 Seiten

Diese Geschichte handelt von zwei Zwillingsbrüdern, die zu ihrer Großmutter auf dem Land gebracht werden, um dort fernab des Krieges in Sicherheit zu sein. Um sich gegen den Schmerz des Lebens abzuhärten, beschließen sie, Übungen durchzuführen, um sich an ihn zu gewöhnen. Und werden sehr bald hervorragende Schauspieler ...

Ich habe dieses Buch eher als Experiment gelesen, einfach, weil es so ganz anders als meine üblichen Bücher ist. Die Autorin schafft es trotz ihrer einfachen, beschreibenden Sprache, Gefühle zu vermitteln und so einige Szenen zu schaffen, die einem im Gedächtnis bleiben.

Jedoch muss ich sagen, dass mir das Buch persönlich dann doch zu krass war. Es ist nicht immer klar, wann etwas historisch akkurat beschrieben ist und wann der Schockfaktor die Handlung bestimmt, aber so oder so war ich ganz schön abgeschreckt von den nüchternen Beschreibungen, die es schwer machen, Mitgefühl mit den Charakteren zu empfinden.

Definitiv keine Lektüre, die ich einfach so weiterempfehlen würde, sosehr der Schreibstil seinen Zweck auch erfüllt. Wer entsetzt werden will, ist hier richtig, doch alle anderen werden diesen Roman eher nicht genießen.