Bücherregal lädt …
Nachtengel - Gemini
752 Seiten

Kylar Stern ist endlich auf dem Schiff, in dem sich eines der beiden Kinder, die er retten soll, befindet. Doch es zu retten ist selbst mit seinem Ka’kari leichter gesagt als getan, denn die Entführer verfügen über Kräfte und Möglichkeiten, die selbst die Kylars übersteigen. Zudem hat er nur begrenzt Zeit, seine Mission zu erfüllen, weil sich in wenigen Tagen die volle Kraft des Kindes manifestieren wird – was unzählige Menschen das Leben kosten würde …

Was ich vorweg sagen muss: Ja, das Buch ist definitiv zu lang. Obwohl es mir letztendlich immer noch Spaß machte, die zweite Hälfte von Kylars Abenteuer zu verfolgen, hatte es definitiv Längen, die nicht hätten sein müssen. Zwar ist natürlich noch nicht klar, welche Ereignisse sich letztendlich als wichtig erweisen werden, aber nichtsdestotrotz gab es so einige Szenen, die trotz der konstanten Gefahr, in der Kylar schwebt, sich recht langsam lasen. Man braucht also Durchhaltevermögen für diese Fantasy-Geschichte – aber wenn man durchhält, wird man glücklicherweise enorm dafür belohnt.

Denn das Finale plus das Ende mit den vielen Twists war absolut episch. Schon davor gab es natürlich packende Szenen und schockierende Twists (darunter ein spezieller, der mich ganz schön starren ließ), aber das, was gegen Ende passiert, war so gewaltig, grausam und genial, dass ich meinen Augen nicht trauen wollte. Speziell, als das, was ich bereits als gigantisch empfand, noch durch zusätzliche Twists auf den Kopf gestellt wurde. Wie gesagt: Der Weg zum Ende ist manchmal steinig, aber das Ziel ist es allemal wert.

Zum Glück gibt es aber auch auf dem Weg dahin so einige nennenswerte Szenen. Wie auch im ersten Band waren die Diskussionen zwischen Kylar und seinem Ka’kari grandios und ich hätte gerne noch mehr von ihnen gesehen; aber auch die Art und Weise, wie Kylar sich beständig in Schwierigkeiten bringt, war sehr amüsant, speziell, weil Brent Weeks kreative Wege findet, ihn da rauszuholen. Das Beste dabei ist, dass diese Wege realistisch bleiben und gleichzeitig zeigen, wie viel schief gehen kann – und dass es leider auch Dinge gibt, denen man nicht auf kreative Weise entkommen kann.

Letztendlich hat mir die Lektüre also sehr gut gefallen, doch möchte ich betonen, dass sie ausschließlich für diejenigen Leserinnen und Leser geeignet ist, die bereits an die Länge klassischer Fantasy-Romane gewöhnt sind.

Nachtengel - Nemesis
736 Seiten

Kylar Stern gehört dank der Macht des schwarzen Ka’kari zu den besten Assassinen der Welt. Doch hat er sich geschworen, nie wieder ein unschuldiges Leben zu nehmen, was seine Missionen ganz schön erschwert. Als die Kinder seines besten Freundes entführt werden, liegt es an Kylar, zusammen mit der fähigen Phaena nach einem magischen Kompass zu suchen, um sie wiederzufinden. Dabei muss er an die Grenzen seiner dunklen Kräfte gehen, während er sich den Herausforderungen seiner Mission stellt …

Dieser Fantasyroman war im englischen Original so massiv, dass er im Deutschen in zwei Teile geteilt wurde – was meiner Meinung nach eine gute Entscheidung war. Zwar sorgt das dafür, dass das Ende des Romans etwas plötzlich ist, aber eben auch für eine angenehme Länge im Allgemeinen sorgt. Besonders beeindruckend ist hier, dass der Roman immer noch recht lang ist, es für den Großteil allerdings keine Längen gibt, sondern man im Gegenteil sehr lange sehr gut unterhalten wird.

Der Hauptgrund dafür ist definitiv Kylar selbst. Er ist ein unglaublich unterhaltsamer Erzähler, einerseits durch seinen humorvollen Schreibstil und andererseits durch die großartige Zankerei mit seinem Ka’kari. Es hat mir schlicht Spaß gemacht, seine Gedanken und Handlungen zu verfolgen, was definitiv das Highlight des Romans war.

Kylars Beziehungen zu anderen Charakteren sind nicht ganz so faszinierend, aber immer noch sehr gut zu lesen. Nur von den Charakteren selbst hätte ich mir ein bisschen mehr erhofft; man bekommt zwar genug von ihnen mit, um sie zu mögen, aber nicht genug, um sie tatsächlich als dreidimensionale Charaktere wahrzunehmen. Wobei es zugegeben schwierig ist, gegen Kylar anzutreten!

Aber eine allzu große Kritik war das für mich letztendlich nicht, weil mir Kylar selbst so gut gefiel. Dafür habe ich eine andere Kritik: Das Finale dieses Bandes, das meiner Meinung nach ganz schön in die Länge gezogen wurde. Selbst, wenn man es als Höhepunkt statt als Finale sieht, finde ich, dass man es hätte kürzen sollen, weil ca. 150 Seiten, die sich Kylars Flucht widmen, dann doch etwas zu viel sind.

Insgesamt hat mir der Roman aber immer noch sehr viel Spaß gemacht, weshalb ich mich schon freue, bald die zweite Hälfte zu lesen!

Disney – Dangerous Secrets 5: Mulan und DAS GEGENGIFT
384 Seiten

Als Mulans Schwester Xiu von einer Spinne gebissen wird, ist schnell klar, dass sie sterben wird, wenn sie nicht rechtzeitig ein Gegengift bekommt. Zusammen mit einem Kaninchen macht Mulan sich auf die Suche nach dem Heilmittel – doch müssen sie auf dem Weg nicht nur zahlreiche Abenteuer bestehen, sondern werden auch von einer weißen Füchsin verfolgt, die es auf sie abgesehen hat …

Diese Geschichte folgt dem Realfilm, von dem ich nur zahlreiche negative Kritiken gesehen habe, weshalb es durchaus sein könnte, dass ich so einige Referenzen an den Film verpasst habe. Glücklicherweise habe ich die Geschichte auch so verstanden und war überrascht darüber, wie sehr sie mir letztendlich gefallen hat.

Mulans Quest folgt dem klassischen Schema, dass sie und das Kaninchen auf ihrem Weg mehreren Hindernissen gegenüberstehen (die in der Regel eine Anlehnung an die chinesische Mythologie sind, was ich sehr cool fand), neuen Figuren begegnen und den Menschen helfen, wo sie können. Es ist keine besonders revolutionäre Handlung, wird aber durch die Geschichten der Vergangenheit, die von verschiedenen Charakteren erzählt werden, besonders gemacht. Diese Geschichten liefern mehr Hintergrundinformationen und waren mein persönliches Highlight des Buches; es war sehr faszinierend, wie hier unterschiedliche Mythen eingebracht und teils miteinander verbunden wurden.

Ironischerweise bleiben die Charaktere trotzdem recht blass, sodass die Geschichte hauptsächlich von Mulans Abenteuern getragen wird. Vor allem Fans von Abenteuerromanen für diese Altersgruppe werden hier sicher Gefallen an den vielen Herausforderungen finden. Hofft man dagegen auf ein Charakterdrama, ist man hier weniger gut bedient; denn es ist eindeutig die Inkorporation chinesischer Mythen, die den Roman so besonders macht. Ich fand ihn auf jeden Fall ganz gut!

ELFENERBE - Der gestohlene Thron
432 Seiten

Offiziell ist Wren die Königin des Hofs der Zähne, wurde aber verbannt und schlägt sich mehr schlecht als recht in der Menschenwelt durch. Bis sie die Gelegenheit bekommt, ihren rechtmäßigen Platz einzunehmen – und vor allem Rache an ihrer Mutter Nore zu üben. Zusammen mit Oak, dem Erben von Elfenheim, macht sie sich auf eine Reise, um Melliths Herz zu finden, mit dem sie beide endlich das bekommen könnten, was sie schon immer wollten. Doch ihr Bündnis ist fragil, denn beide verbergen ihre wahre Absichten voreinander …

Vielleicht liegt es daran, dass ich die Elfen-Trilogie von Holly Black nicht gelesen habe, aber ich habe mich ein wenig schwer getan, Zugang zu diesem Buch zu finden. Ich mochte die Interaktionen zwischen Wren und Oak, die beschriebenen Wesen und Zauber und vor allem das echt coole Finale, aber die Handlung ging eher schleppend voran und war bis auf einige denkwürdige Szenen zwar durchaus interessant, aber auch irgendwie … langsam? Vielleicht liegt es auch am Schreibstil, ich habe keine Ahnung. Aber so fasziniert ich von den Charakteren auch war, die Handlung konnte mich erst am Schluss so richtig packen; davor war es nur stellenweise spannend.

Dabei gibt es wie gesagt durchaus einige sehr erinnerungswürdige Szenen, aber irgendetwas an dem Buch hat es mir sehr schwer gemacht, mich völlig darin fallen zu lassen. Ich habe es hauptsächlich zu Ende gelesen, weil es mich interessiert hat, wie Wrens und Oaks Geschichte sich weiterentwickelt … aber letztendlich werde ich den zweiten Teil vermutlich nicht lesen, weil ich schon beim ersten ständig das Gefühl hatte, dass man einige langatmige Stellen überwinden muss, um zu den wirklich guten zu kommen.

Ich wollte diesen Roman wirklich mögen, und tue es teilweise auch; aber so, wie es aussieht, scheint er dann doch hauptsächlich für die Fans der Elfen-Trilogie geschrieben worden zu sein, die ihn hoffentlich mehr wertschätzen können als ich. Holly Black ist und bleibt eine begnadete Autorin, aber hier konnte sie mich nicht so ganz abholen.

Die Rabenprinzessin
336 Seiten

Cordelia und ihre Drillingsgeschwister Gideon und Rosalind leben seit jeher zusammen mit ihrem älteren Bruder Connall und ihrer gemeinsamen Mutter allein in einem Turm, abgeschnitten von der Welt. Cordelia, die die Fähigkeit beherrscht, sich in verschiedene Tiere zu verwandeln, schmerzt das am meisten, weil sie sich nach der Freiheit der Natur sehnt. Aber dann kommen Herzöge zum Turm und verlangen den wahren Erben der Rabenkrone, woraufhin ihre Mutter die Drillingsgeschwister darum bittet, zu fliehen. Und bald findet Cordelia heraus, welche Geheimnisse ihre Mutter vor ihnen allen hatte …

Insgesamt ist das ein recht solides Kinderbuch, das den Lesern ein kurzweiliges Abenteuer bietet – und zugegeben nicht viel mehr. Die Charaktere sind relativ eindimensional, es gibt einen starken Kontrast zwischen Gut und Böse und das Ende wäre, realistisch gesehen, der Beginn von mehr Chaos anstatt der Neubeginn, den es darstellen soll. Tatsächlich ist die Botschaft am Ende nicht unbedingt das, was ich in einem Kinderbuch erwartet hätte, denn sie besteht im Grunde aus „gib deine Träume und Sehnsüchte auf, um stattdessen deine Pflichten zu erfüllen“. Nicht unbedingt eine schlechte Botschaft per se, da man im realen Leben die eigenen Bedürfnisse tatsächlich manchmal zurückstellen muss, aber dennoch war ich überrascht, dass das Ende darauf hinauslief.

Etwas, das gut umgesetzt war, war die Magie und die Bande zwischen den Geschwistern. Man hat richtig gemerkt, wie sehr sie sich lieben, auch wenn sie sich nicht immer einig sind. Und die Art und Weise, wie Cordelias Fähigkeit in die Handlung eingebaut wurde, war ebenfalls sehr schön. Von daher denke ich durchaus, dass das Buch für die Altersgruppe, für die es geschrieben ist, tatsächlich eine tolle Lektüre sein könnte – aber alle darüber hinaus werden wohl aufgrund der Schwächen nicht allzu beeindruckt von ihr sein.

Schattenthron 1: Erbin der Dunkelheit
360 Seiten

Kaaya und Arian schlagen sich seit drei Jahren gemeinsam durch, nachdem Kaaya ihr Gedächtnis verloren hat und mit Arian Freundschaft schloss. Inzwischen sind die beiden ineinander verliebt, doch bevor sie sich gegenseitig ihre Gefühle gestehen können, wird Arians Seele von einem Seelenmagier geraubt. Um ihn zu retten, sucht Kaaya die Hilfe von Arians Bruder Aron und dessen Geliebter, die Elfe Luana, auf. Zusammen müssen sie einen Weg finden, Arians Seele zu retten, ohne selbst das zu verlieren, was ihnen am wichtigsten ist ...

Die Handlung des Romans kommt nicht nur unglaublich schnell in die Gänge, sondern geht auch stets schnell weiter. Selten hat man Zeit zum Durchatmen, weil die Charaktere von einer potentiellen Gefahr zur nächsten springen. Das war für mich zunächst sehr ungewöhnlich, weil ich gewöhnt bin, die Charaktere erst mal für eine Weile kennenzulernen, doch eignet sich die Erzählgeschwindigkeit des Romans gerade deshalb für diejenigen, denen eine dichte Handlung wichtig ist.

Die Charaktere bleiben hier im ersten Band der Dilogie relativ blass, zeigen aber bereits Anzeichen von Tiefe, die im zweiten Band hoffentlich stärker herauskommen wird. Dafür sind ihre Beziehungen untereinander gut beschrieben; das liegt vor allem daran, dass wir die Geschichte aus unterschiedlichen Sichtweisen lesen, was uns einen guten Überblick über die Beziehungsgeflechte verschafft.

Jedoch gibt es auch ein paar Dinge, die ich nicht so gut gelungen fand. Erstens wird die schnell erzählte Handlung oft dadurch möglich gemacht, dass im entscheidenden Moment hilfreiche Charaktere und/oder magische Kräfte auftauchen, was für mich jedes Mal wie ein Deus ex Machina wirkte.

Zweitens treffen die Charaktere erst nach über zweihundert Seiten auf den Kronprinz Ilias und dessen besten Freund Kian. Der erste Teil der Handlung war eine klassische abenteuerliche Quest, erst im zweiten Teil beginnt die in der Kurzbeschreibung angepriesene Romanze - und dadurch, dass Kaaya und Ilias auf diese Weise relativ wenig Zeit miteinander verbringen und beide ihr Herz bereits verschenkt haben, habe ich sie trotz ihrer schicksalhaften Verbindung nie als potentielles Liebespaar wahrgenommen. Obwohl Arian relativ wenig Screentime erhält, war seine Chemie mit Kaaya imho nicht nur besser, sondern wirkte auch freiwilliger als die unerwartete Verbindung zu Ilias.

Aus diesem Grund bin ich zwiegespalten, was den Roman betrifft; wer ein flott erzähltes Abenteuer lesen will, ist hier an der richtigen Adresse, doch wer gehofft hat, eine schöne Liebesgeschichte zu lesen, wird, selbst wenn er Ilias und Kaaya shippt, eher enttäuscht werden. Trotzdem plane ich, den zweiten Band zu lesen, weil der erste durchaus gute Ansätze hatte und ich nach dem Cliffhanger-Ende auf jeden Fall wissen will, wie es weitergeht!

The Age of Darkness – Das Ende der Welt
560 Seiten

"The Age of Darkness - Das Ende der Welt" ist der dritte und letzte Band der Age-of-Darkness-Trilogie, den ich bereits auf Englisch las, aber natürlich wissen wollte, wie gut er übersetzt worden ist.

Was die Handlung und die Charaktere angeht, war beides sogar noch besser, als ich es in Erinnerung hatte! Die Tatsache, dass ich bereits wusste, was passieren und wie es enden würde, hat meine Freude am Lesen keinesfalls geschmälert, weil es einfach Spaß machte, die Charaktere ein weiteres Mal auf ihrer Mission, die Welt zu retten, zu verfolgen. Die Charakter-Interaktionen, die uns in den vorigen zwei Bänden größtenteils verwehrt blieben, bilden zusammen mit Antons und Judes Beziehung das Highlight.

Was die Übersetzung angeht, bestand schnell ein Anlass zur Sorge: Im Gegenteil zu Band 1 und 2 wurde der dritte Band nicht von Anja Galić übersetzt, sondern von Heide Horn und Christa Prummer-Lehmair. Diesen Wechsel hat man ziemlich deutlich gemerkt, weil vor allem in Dialogen, aber auch im Text plötzlich umgangssprachliche Formulierungen verwendet wurden, die Anja Galić bewusst mied und durch archaischere Ausdrücke ersetzte. Deshalb mochte ich ihre Übersetzung der ersten zwei Bände auch so sehr - die Charaktere drückten sich nie modern aus, sondern für ihre Zeitperiode angemessen.

Im dritten Band ist dem nicht mehr der Fall. Das war vor allem am Anfang recht abschreckend und ich stolperte immer wieder über Sätze, die sich nicht richtig anhörten. Im Lauf des Buches wurde das zum Glück besser, aber ein paar besonders grenzwertige Ausdrücke sind mir dennoch negativ aufgefallen: "Peanuts", "Inselhopping", "Torschlusspanik", "Insider-Informationen" oder auch Sätze wie "allmählich machte es Klick bei ihr", die meinen Lesefluss sehr störten, weil es solche modernen Wörter in den ersten zwei Bänden schlichtweg nicht gab und die Übersetzung selbst davon abgesehen mir stellenweise zu umgangssprachlich war.

Letzten Endes handelt es sich um verhältnismäßig wenige Stellen, aber gerade deshalb fielen sie mir umso mehr auf. Tatsächlich würde ich mir am liebsten eine zweite Übersetzung von Anja Galić wünschen, obwohl ein Großteil des Buches immer noch neutral übersetzt worden ist. Wem es missfällt, in seinen Fantasybüchern moderne Ausdrücke zu lesen, sei hier gewarnt, da diese das eigentlich wunderbare Finale der Trilogie ein wenig schmälern.