Eigentlich soll Mische für den Mord an ihrem Wandler, einem Vampirprinzen, zur Rechenschaft gezogen werden, doch im letzten Moment wird sie von Asar gerettet, der ihre magischen Kräfte für seine eigenen Zwecke braucht: Nämlich, Alarus, den Gott des Todes, wiederzubeleben. Dafür müssen Mische und Asar durch die Unterwelt reisen und in jeder Ebene einen Gegenstand finden, der die Wiederbelebung ermöglicht. Doch Atroxus, der Gott der Sonne, den Mische als Menschen verehrt hat, gibt ihr seinen ganz eigenen Auftrag, den Mische unbedingt erfüllen will, um sich ihm würdig zu erweisen – selbst, wenn das bedeutet, dass sie sich gegen Asar stellen muss …
Mische war in der Oraya/Raihn-Dilogie mein Lieblingscharakter, weshalb ich mich freute, sie als nächsten Hauptcharakter zu sehen. Und obwohl ich finde, dass sich Mische nicht immer wie die Mische aus den vorigen zwei Bänden anfühlte, mochte ich sie trotzdem sehr und hatte Spaß daran, ihr Abenteuer zu verfolgen.
Der Aufbau der Geschichte ist dabei in die verschiedenen Gegenstände und Ebenen aufgeteilt, die Mische und Asar suchen und besuchen. Das fand ich sehr spannend, weil sie natürlich in verschiedene Schwierigkeiten geraten und sich zudem ihren persönlichen Traumata stellen müssen. Zwar gingen im Unterwelt auch manchmal Dinge vor, die ich mir nicht ganz erklären konnte, aber ich mochte die Atmosphäre sehr und natürlich auch die Action-Szenen. Wahrscheinlich könnte man die Herausforderungen etwas kürzen, aber zu langgezogen war die Geschichte zum Glück nicht.
Das liegt größtenteils an Mische und Asar, die definitiv die Stärke des Romans waren. Am Anfang fühlte ich zunächst gar keine Chemie zwischen ihnen, fand sogar, dass sie überhaupt nicht zueinander passen. Aber je mehr Zeit sie miteinander verbrachten, je tiefer sie in die Unterwelt tauchten und je mehr sie über den jeweils anderen herausfinden, desto glaubwürdiger und realistischer wurde ihre Freundschaft und schließlich Romanze. Das hat mich richtig beeindruckt, weil der langsame Aufbau ihrer Beziehung auf diese Weise sehr zufriedenstellend zu lesen war.
Auch Atroxus’ Beziehung zu Mische spielt eine große Rolle, wobei ich finde, dass Carissa Broadbent sie insgesamt sehr gut als toxische Beziehung darstellt. Mische selbst romantisiert sie zunächst, bis sie schließlich realisiert, wie ungesund sie wirklich war. Das fand ich gut umgesetzt!
Andere Charaktere sind eher unwichtiger und ich fand persönlich schade, dass wir nichts von Oraya und Raihn zu lesen bekamen. Mische denkt zwar oft an sie, aber sie tauchen nie auf, was ich dann doch traurig fand. Hier hoffe ich, dass sie vielleicht im zweiten Band vorkommen werden. Doch trotzdem ist dieser Band für jeden, der schon die ersten zwei Bände gemocht hat, sehr empfehlenswert!
Nachdem Marlow die Schuld für den Anschlag auf Aurelius auf sich genommen hat, damit Adrius frei davon ist, muss sie sich nicht nur mit einer kommenden Gerichtsverhandlung auseinandersetzen, sondern auch mit Adrius‘ Fluch, den sie nach wie vor brechen will, ihrem Vater Vale, den sie dafür einspannen muss, und ihrem Freund Swift, der spurlos verschwunden ist. Am gefährlichsten ist dabei definitiv Vale, der seine ganz eigenen Pläne für Caraza hat …
Zufriedenstellend wird die Garden-of-the-Cursed-Dilogie mit „Masquerade of the Heart“ abgeschlossen, wobei ich persönlich ja hoffe, dass Katy Rose Pool noch mal in diese faszinierende Welt zurückkehren wird. Denn obwohl wir dieses Mal nicht mehr SO viel von der Magie mitbekamen wie im ersten Band, war Caraza an sich immer noch so großartig aufgebaut, dass ich gerne noch mehr davon lesen würde.
Aber um zur eigentlichen Geschichte zurückzukommen: Sie hob sich für allem durch hervorragendes Pacing und eine angenehme Balance ab: Marlow wird mit verschiedenen Schwierigkeiten konfrontiert, die sie auf kleinere und größere Quests schicken, die sie wiederum mit verschiedenen Charakteren zusammenbringen. Ich fand es so großartig, wie dadurch sowohl ihre Romanze mit Adrius, ihre Freundschaft mit Swift und speziell ihre komplizierte Beziehung zu ihrem Vater Vale stets eine Rolle spielt. Ich war sowohl von der Handlung als auch von den Charakterinteraktionen angetrieben, weil die Balance zwischen beiden so gut umgesetzt war.
Die Romanze mit Adrius ist süß und die Nebenhandlung mit Swift und Silvan ebenso, doch für mich war die wahre Stärke Marlows Beziehung zu ihrem Vater. Vale ist ein überraschend komplexer Charakter, dessen Pläne ich zwar nicht befürwortete, aber tatsächlich verstand. Er war nicht einfach nur ein böser Antagonist, sondern jemand, dessen Motivation man nachvollziehen kann, selbst, wenn seine Mittel zu drastisch sind. Die Tatsache, dass er seine uneheliche Tochter Marlow tatsächlich liebt, hat ihm eine überraschende Tiefe gegeben, die ich sehr willkommen geheißen habe.
Die anderen Nebencharaktere kommen nicht ganz so stark hervor, aber stark genug, um einen Eindruck zu hinterlassen. Das einzige, was ich schade fand, war, dass manche Nebenstränge (wie Gemmas Gefühle für Amara) hier im zweiten Band zwar erwähnt, aber nicht abgeschlossen werden, sodass ich am Ende das Gefühl hatte, es würde etwas fehlen. Nicht allzu viel – die Haupthandlungen bekommen immer noch ein zufriedenstellendes Ende –, aber genug, um es hier zu erwähnen.
Während das Ende der eigentlichen Handlung sehr gut war und mir ein Lächeln aufs Gesicht zauberte, bin ich dem Finale gegenüber zwiegespaltener. Dort ist Marlow nämlich gezwungen, auf die Methoden des Antagonisten zuzugreifen – was ich einerseits gut fand, weil es zeigte, dass nicht alles Schwarz und Weiß ist, andererseits scharf an protagonisten-zentrierter Moral vorbeischlitterte, weil etwas Problematisches als gut angesehen wird, weil es die Protagonistin tut. Zugegeben war die Situation sehr verheerend, doch ich wünschte, es wäre stärker darauf eingegangen worden, dass Marlow im Grunde gegen ihre moralischen Grundsätze verstieß – denn wie an Vale demonstriert wurde, heiligt der Zweck nicht die Mittel, weshalb ich finde, dass auch Marlows Mittel hätten kritisiert werden sollen.
Das ist aber auch meine einzige größere Kritik an diesen packenden Fantasyroman, denn sonst hat er mir wirklich wunderbar gefallen und ich hoffe, dass Katy Rose Pool noch weitere Geschichten schreiben wird – ob in Caraza oder woanders!