Whisperwicks – Die Suche nach den Flüsterflammen
480 Seiten

Benjamiah ist ein vernünftiger Junge, der gerne Sachbücher liest und nicht an Magie glaubt. Bis er eine Seelenpuppe zugeschickt bekommt, die sich in verschiedene Tiere verwandeln kann und ihn nach Winkelwald führt, einer labyrinthischen Stadt ohne Entkommen. Dort findet er bei Hansel und dessen Tochter Elizabella Zuflucht. Elizabella sucht nach ihrem entführten Zwillingsbruder Edwid, der in vier Flüsterflammen eine geheime Nachricht an sie hinterlassen hat. Jedoch sind diese Flüsterflammen an den gefährlichsten Orten in Winkelwald versteckt, sodass Benjamiah und Elizabella nur zusammen eine Chance haben, sie zu finden – während sie gleichzeitig über die ganze Stadt hinweg gejagt werden …

Dieser Fantasyroman ist zwar offiziell für Kinder, glücklicherweise aber für alle Alltagsgruppen geeignet. Als Erwachsene hat mich vor allem seine Kreativität beeindruckt – denn an sich ist das Abenteuer, das er erzählt, recht klassisch, mit einer Quest und Schwierigkeiten, die es zu überwinden gilt, doch die Welt, die Jordan Lees erschafft, strotzt nur so vor den Möglichkeiten, die nur das Fantasy-Genre bietet. Gerade die Art und Weise, wie Gegenstände aus unserer Welt, wie Münzen oder Spielkarten, in Winkelwald ganz anders genutzt werden, war unglaublich inspirierend und sehr gut umgesetzt.

Auch die Atmosphäre Winkelwalds hat der Autor großartig eingefangen: Sie ist mysteriös und fantastisch und pompös, was durch die Bilder der Illustratorin Vivienne To nur noch verstärkt wird. Obwohl wir uns technisch gesehen in einer (gewaltigen) Stadt befinden, hatte ich das Gefühl, eine ganze Welt kennenzulernen, weil die Orte, die Benjamiah und Elizabella besuchen, sehr viel Variation und Abenteuer bringen.

Apropos: Während ich Benjamiah sehr sympathisch fand, mochte ich Elizabella aufgrund ihrer konstanten Unfreundlichkeit nicht. Gegen Ende ändert sich ihr Verhalten zwar, doch für mich war das Verschwinden ihres Bruders kein Anlass, so grob mit Benjamiah umzugehen. Hier wünschte ich, wir hätten ihren weichen Kern sowohl früher als auch öfter gesehen, denn zumindest für mich kam ihre Verhaltensänderung ein wenig zu spät.

Natürlich gibt es in diesem Roman auch ein paar Twists, wobei ich mit manchen rechnete und mit manchen nicht, und mir manche gefielen und manche nicht. So fand ich den Antagonisten sehr einseitig und langweilig, doch die Twists, die sich um die Hauptcharaktere selbst drehten, waren dafür umso unerwarteter und haben der Geschichte eine emotionale Tiefe verliehen, die das ganze Leseerlebnis bereichert hat.

Zusammengefasst eignet sich dieses Fantasyabenteuer perfekt für Fans von „Land of Stories“ und ähnlichen Geschichten, bei dem auch Erwachsene beherzt zugreifen dürfen!