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Einträge mit dem Tag lgbtq.
I Was Born for This
 448 Seiten

Zusammen mit seinen besten Freunden Rowan und Lister bildet Jimmy die Band The Ark, die sich europaweit größter Beliebtheit erfreut. Auch Angel ist ein riesiger Fan und lebt im Grunde nur für die Band. Sie ahnt nicht, wie sich die Jungs – speziell Jimmy, der an einer Angststörung leidet – dabei fühlen, berühmte Stars zu sein, die von Fans überrannt werden und nicht mehr selbst über ihr Leben entscheiden dürfen. Als Angel sich zum ersten Mal mit ihrer Online-Freundin Juliet trifft und unabsichtlich in Ereignisse rund um Rowans fester Freundin Bliss verwickelt wird, trifft sie zum ersten Mal auf Jimmy – der gerade eine Panikattacke hat …

„I Was Born for This“ ist neben „Loveless“ recht schnell mein Lieblingstitel von Alice Oseman geworden, weil sie uns hier eine wundervolle Mischung aus sympathischen Charakteren, einer emotionalen Handlung und vielen wichtigen Botschaften bietet. Ich konnte mich sowohl in Angel als auch in Jimmy hervorragend hineinversetzen, weil ihre persönlichen Gedanken und Gefühle so gut beschrieben waren, dass ich genau verstand, wie und warum sie so empfanden, wie sie es taten. Das erwähne ich deshalb, weil ich einige ihrer Probleme sehr nachvollziehbar fand, mit einigen anderen aber nicht viel anfangen konnte (ganz speziell mit Angels Fan-Sein), Alice Oseman sie mir alle aber so nahe gebracht hat, dass die Gefühle der Charaktere regelrecht auf mich übersprangen. Selten konnte ich so gut mit den Charakteren mitfühlen wie hier!

Sehr schön fand ich auch die Themen, die die Autorin angesprochen hat: Fan-Sein (und wie sehr einzelne Individuen die ganze Gemeinschaft vergiften können), psychische Gesundheit (und wie wichtig es ist, etwas zu haben, woran man glauben kann), Liebe (sowohl romantische als auch platonische) und natürlich das Leben selbst – und wie wichtig es ist, es auf eine Art zu leben, die einen glücklich macht, ohne sich auf ungesunde Weise an etwas zu klammern. All diese Themen sind mir sehr nahe gegangen und wurden auf wunderbare Weise umgesetzt: Nämlich so, dass die verschiedenen Sichtweisen alle zur Sprache kamen. Ohne mahnenden Zeigefinger zeigt Alice Oseman, was am Ende wirklich zählt.

Deshalb besteht meine einzige Kritik nur aus der irreführenden Kurzbeschreibung des Buches. Tatsächlich stößt Angel recht spät in der Handlung auf Jimmy, sogar so spät, dass ich es in meiner eigenen Kurzbeschreibung fast nicht erwähnt hätte. Ihre Freundschaft zu Juliet und die Feindseligkeit, der sich Bliss aussetzen muss, sind ebenfalls wichtige Themen, zusammen mit Jimmys Erlebnissen während seines stressigen Alltags und seine Freundschaft zu Rowan und Lister. Der Roman enthält einfach so viel, dass die offizielle Kurzbeschreibung ihm gar nicht gerecht werden kann.

Insgesamt haben wir hier wieder einen sehr emotionalen, sehr tiefgreifenden Alice-Oseman-Roman, der sich getrost zu meinen Highlights zählen darf!

One Last Stop
 464 Seiten

August zieht zu ihrem Studium nach New York und ist deshalb froh, dass sie eine recht günstige Mietwohnung findet, mit deren Wohnenden sie sich schnell gut versteht. In der Subway fährt sie täglich mit der Linie Q, um zur Uni zu kommen – und begegnet dort zum ersten Mal der charmanten Jane. In Zukunft fährt August immer mit derselben Linie zur selben Zeit, um Jane zu begegnen. Doch nach einigen Tagen beginnt sie sich zu wundern: Jane trägt täglich die gleichen Klamotten, steigt nie aus der Subway aus und scheint sich mit modernen Dingen nicht auszukennen. Um herauszufinden, was es mit Jane auf sich hat, wird August ihre Ermittlungsfähigkeiten bis zur Grenze ausschöpfen müssen …

Dieser Roman ist humorvoll, romantisch, dramatisch und so ziemlich alles dazwischen. Die Beziehung zwischen August und Jane hat mir mindestens so gut gefallen wie die Beziehung der beiden mit den vielen sympathischen Nebencharakteren: Niko, Myla, Wes, Isaiah … sie alle sind mir so ans Herz gewachsen, dass ich sehr dankbar dafür war, dass sie alle gleichwertig von der Handlung behandelt wurden.

Was für mich besonders interessant war, waren die Untersuchungen, die August bezüglich Jane angestellt hat. Am Anfang fast jeden Kapitels gibt es einen Bericht oder eine Internetanfrage, die sich um Jane dreht, während August gleichzeitig daran arbeitet, Janes verlorene Erinnerung zurückzuholen. Dieser Teil der Handlung hat mir besonders gut gefallen! Aber ich mochte auch die ganzen Szenen, in denen das Band zwischen den Charakteren gefestigt wurde, ohne dass sie dadurch etwas Neues über Janes Situation erfuhren.

Ich glaube, die einzige Kritik, die ich habe, ist, dass die Handlung manchmal etwas langsam vorangekommen ist. Obwohl mir das Lesen durchaus Spaß gemacht hat, gab es ab und an ein paar Stellen, bei denen es mir schwerer als sonst fiel, weiterzumachen, weil dort nicht allzu viel passiert ist. Für mich eine durchaus ernsthafte Kritik, trotz der positiven Dinge; es ist leicht, das Buch wegzulegen, ohne den Drang zu verspüren, es sofort wieder in die Hand zu nehmen. Nichtsdestotrotz finde ich es sehr empfehlenswert, weil die Charaktere unabhängig von der Handlung stets großartig waren.

Insgesamt also nicht mein Lieblingsroman von Casey McQuiston, aber dennoch ein sehr guter!

I Kissed Shara Wheeler
 400 Seiten

Am Tag des Abschlussballs verschwindet Shara Wheeler, das beliebteste Mädchen der ganzen Schule. Zuvor jedoch küsst sie drei Personen, unter denen sich auch ihre akademische Konkurrentin Chloe Green befindet. Zusammen mit Smith und Rory, die ebenfalls einen Kuss von Shara erhalten haben, folgt sie der Spur rosafarbener Briefe, die Shara für sie drei hinterlassen hat. Daraufhin beginnt eine Schnitzeljagd, in der die drei sich nicht nur ihren eigenen Gefühlen gegenüber bestimmten Personen stellen müssen, sondern auch herausfinden, wer Shara Wheeler außerhalb der perfekten Maske wirklich ist ...

Dieses humorvolle Jugendbuch schafft es, sowohl eine romantische Komödie als auch ein Mystery-Roman zu sein. Das Geheimnis um Shara Wheeler hat mich mindestens genau gefesselt wie die wachsenden Beziehung zwischen bestimmten Charakteren. Die Schnitzeljagd zu verfolgen – inklusive all der Schritte, die dafür nötig sind –, hat unglaublich viel Spaß gemacht, sodass ich immer gleich dem nächsten Schritt entgegenfieberte. Interessanterweise besteht der Roman allerdings nicht nur aus der Schnitzeljagd, sondern auch aus dem, was nach deren Ende passiert.

Die Charaktere beschäftigen sich zudem mit Identitätsfragen aller Art, in die ich mich überraschend gut hineinversetzen konnte. Dadurch, dass sie auf eine streng religiöse Schule gehen, führen besonders die queeren Charaktere kein leichtes Leben, schaffen es aber, sich gegenseitig zu unterstützen und sich gegen die queerfeindlichen Regeln zu wehren.

Von allen Figuren war Shara Wheeler natürlich die Interessanteste, weil sie trotz der Tatsache, dass sie erst spät physisch auftaucht, einen bleibenden Eindruck hinterlässt. Kein Wunder, dass so viele fasziniert von ihr waren – mir ging es genauso!

Insgesamt also ein herrliches Lesevergnügen für alle, die eine gelungene, queere romantische Komödie lesen wollen!

Girls like girls – Sag mir nicht, wie ich mich fühle
 320 Seiten

Nach dem Tod ihrer Mutter zieht die siebzehnjährige Coley nach Oregon, zu ihrem Vater Curtis. Dort begegnet sie einer Freund*innengruppe, zu der auch Sonya gehört: Ein Mädchen, von dem Coley sofort eingenommen ist und dem sie bald näher kommt. Doch Sonya zögert, zu ihren Gefühlen zu stehen, was zwischen den beiden für Zwiespalt sorgt. Wie können sie jemals zueinander finden, wenn sie sich nur gegenseitig zu verletzen scheinen?

Diese Geschichte basiert auf dem wirklich süßen Musikvideo „Girls Like Girls“ und baut die dort gezeigten Szenen weiter aus. Wir lernen Coley und Sonya kennen, die beide fehlerbehaftete Charaktere sind und eine recht schwierige Beziehung miteinander führen. Es ist klar, dass sie sich lieben, aber es ist auch klar, dass die äußerlichen Umstände möglicherweise zu schwierig sind, als dass sie tatsächlich zusammen kommen könnten. Aus diesem Grund fiel es mir schwer, aufrichtig mit ihnen mitzufiebern, weil ich das Gefühl hatte, dass speziell Sonya noch nicht bereit für ein Coming Out ist. Deshalb hätte ich mir gerne gewünscht, die Handlung noch mehr aus ihrer Perspektive zu lesen, weil wir zwar durch ihr Online-Tagebuch mitbekommen, wie sie sich fühlt, ich aber gerne noch mehr von ihren Gefühlen mitbekommen hätte.

Sehr faszinierend war ich von Coleys Beziehung zu ihrem Vater. Sie ist am Anfang sehr problematisch, aber im Lauf des Romans erwärmen sie sich füreinander, was sehr schön zu lesen war. Tatsächlich habe ich mit dieser Vater/Tochter-Beziehung fast schon mehr mitgefiebert als mit Coleys und Sonyas romantischer!

Was die restlichen Nebencharaktere angeht, waren diese recht eindimensional, haben ihren Zweck in der Handlung jedoch erfüllt. Ihre Handlungen waren oft mehr als kritisch, aber passend für die Charaktere an sich.

Insgesamt also eine Geschichte, die mich teilweise sehr runtergezogen hat, aber letztendlich trotzdem ein gutes Leseerlebnis war.

The 99 Boyfriends of Micah Summers – Ein Märchen in Chicago
 368 Seiten

Auf seinem Instagram-Account zeichnet Micah Summers seine imaginären Boyfriends, die auf kurzweiligen Begegnungen mit anziehenden Jungs basieren. Neunundneunzig Boyfriends hat er schon gezeichnet und jetzt warten seine Fans ungeduldig darauf, dass er seinen hundertsten findet. Tatsächlich begegnet Micah kurz darauf einem Jungen in der Bahn, mit dem er sich sofort versteht – und durch einen unglücklichen Moment sofort wieder verliert. Zusammen mit seinen Freund*innen Hannah und Elliot macht er sich auf die Suche nach ihm, entschlossen, seinen Märchenprinzen zu finden. Doch nicht immer ist die Person, von man träumt, auch die Person, die einen am Ende glücklich machen wird …

„The 99 Boyfriends of Micah Summers“ hat einen irreführenden Titel, weil es überhaupt nicht um Micahs imaginäre Boyfriends geht, sondern sowohl um den hundertsten als auch um den richtigen. Relativ schnell ist klar, dass der Junge aus der Bahn zwar sympathisch ist, aber ein anderer Junge der Richtige für Micah sein wird – wobei es mir trotzdem Spaß machte, zu verfolgen, wie genau die beiden zueinander finden werden. Denn sobald Micah seinen hundertsten Boyfriend findet und mit ihm zusammenkommt, sind die beiden so glücklich miteinander, dass ich mich ernsthaft gefragt habe, wie genau Micah mit dem Richtigen zusammenkommen wird. Zu meiner Freude geschah das auf eine sehr schöne und märchenhafte Weise!

„Märchenhaft“ ist ohnehin das perfekte Wort, um dieses Jugendbuch zu beschreiben. Adam Sass benutzt und spielt mit den klassischen Märchenmotiven auf eine Art und Weise, die sehr herzerwärmend ist und mir mehr als einmal ein Lächeln entlockt hat. Deshalb ist dieser Roman gerade für die, die einen schönen, lockeren Roman mit Happy End lesen wollen, perfekt geeignet. Ich habe ihn auf jeden Fall genossen, auch wenn ich zwei kleinere Kritiken habe:

Erstens wäre da natürlich der Titel, der mich hat glauben lassen, dass die neunundneunzig halb-fiktiven Jungen das Zentrum des Romans sein würden, was nun mal nicht der Fall ist. Hier hätte man einen passenderen Titel finden können, der die Geschichte besser repräsentiert. Und zweitens wünschte ich, wir hätten noch mehr von Micahs Geschichte nach dem Happy End gesehen, damit wir auch tatsächlich sehen, dass es nicht nur ein kurz-, sondern ein langfristiges ist. Zwar hat er eine wirklich wunderbare Chemie mit seinem wahren Boyfriend, aber da er diese auch mit seinem hundertsten hatte, hätte ich mir hier am Ende gerne einen größeren Zeitsprung gewünscht.

Davon abgesehen jedoch haben wir hier eine wirklich süße, romantische Liebesgeschichte, die das Herz höher schlagen lässt!

Hani & Ishu: Fake-Dating leicht gemacht
 366 Seiten

Als Hani ihren beiden besten Freundinnen gesteht, dass sie bisexuell ist, wollen diese ihr nicht glauben, weshalb sie kurzerhand behauptet, in einer Beziehung mit Ishu zu sein - einem ehrgeizigen Mädchen, das so ganz anders als Hani ist. Ishu stimmt zu, ihre Fake-Freundin zu spielen, wenn Hani ihr im Gegenteil hilft, Schulsprecherin zu werden. Doch schon bald bemerken die beiden, dass ihre Gefühle füreinander echter sind, als sie je geglaubt hätten ...

Dieser schöne Jugendroman schafft es nicht nur, eine süße Liebesgeschichte zu erzählen, sondern auch, einige wichtigen Themen wie Rassismus und Homofeindlichkeit anzusprechen. Sowohl Hani als auch Ishu sind bengalisch, weshalb sie sogar im engsten Familien- und Freundeskreis mit Vorurteilen und gewissen Erwartungen konfrontiert werden. Mir hat es sehr gefallen, wie Adiba Jaigirdar diese Themen angesprochen hat, weil sie diesem schönen Jugendbuch viel Tiefe verliehen haben. Natürlich lernt man gerade als weiße/r Leser/in viel über die bengalische Kultur, was zusätzlich hervorgehoben hat, wie groß das Unwissen und Unverständnis wirklich ist.

Was mich am Ende deshalb ein wenig überrascht hat, war die wahre, aber auch traurige Tatsache, dass die weißen Charaktere für ihr Verhalten zwar zurechtgewiesen werden, aber letztendlich keine größeren Konsequenzen daraus gezogen haben. Sie blieben weiterhin rassistisch und/oder homofeindlich, ohne dass ihnen das mehr als eine Rüge beschert hätte. Und obwohl ich durchaus wünschte, hier mehr Konsequenzen für sie gelesen zu haben, ist es wohl leider realistischer, dass Menschen, deren Glauben an etwas so tief verankert ist, sich nicht einfach so ändern.

Neben diesen ernsten Themen gibt es aber natürlich auch die Liebesgeschichte, die einen schönen Kontrast zu ihnen bildet. Hani und Ishu hatten eine wunderbare Chemie miteinander, sodass ihre Gefühle und ihre Beziehung sich im Lauf des Romans sehr natürlich entwickelten.

Insgesamt für alle Fans von LGBTQ+-Romanen, die nicht nur eine queere Liebesgeschichte, sondern eine mit Tiefe lesen wollen!

& She Gets the Girl
 384 Seiten

Alex' Freundin hat mit ihr Schluss gemacht, weil diese meint, Alex wären die Gefühle anderer Menschen egal. Um ihr das Gegenteil zu beweisen, beschließt Alex, der schüchternen Molly zu helfen, mit ihrer Traumfrau zusammenzukommen. Aufgrund ihrer unterschiedlichen Persönlichkeiten scheint das zunächst nur Chaos heraufzubeschwören, doch bald schon müssen sich die beiden fragen, mit wem sie wirklich zusammen sein wollen …

Diese süße Liebesgeschichte ist teilweise von der eigenen Liebesgeschichte der beiden Autorinnen inspiriert, aber natürlich ein wenig dramatischer. Die beiden Hauptcharaktere sind sehr unterschiedlich, ergänzen sich dadurch aber auch ganz großartig, sodass ihre Freundschaft und Liebe trotz ihrer gegensätzlichen Persönlichkeiten realistisch wirkte. Realistisch allerdings auch in dem Sinne, dass sie recht lange braucht, um in Fahrt zu kommen. In der ersten Hälfte des Romans wirkt ihre Beziehung rein freundschaftlich und nimmt erst danach romantische Züge an; wer also eine Mischung aus „slow burn“ und „friends to lovers“ lesen will, ist hier genau richtig, doch wer eine schnellere Entwicklung bevorzugt, wird sich am „slow burn“-Aspekt wohl stören. Sogar für mich, die gerne sich langsam entwickelnde Beziehungen liest, verlief Alex' und Mollys fast ein wenig zu langsam! Gefallen hat sie mir aber trotzdem, weil die beiden Charaktere eine wirklich großartige Chemie miteinander haben.

Die Beziehungen der beiden mit ihren Müttern fand ich ebenfalls faszinierend beschrieben, weil Molly sich sehr gut mit ihrer versteht, während Alex' Mutter ihr das Leben schwer macht. Andere Nebencharaktere bekommen dafür nicht besonders viel Charakterisierung; Cora, Mollys Schwarm, war ganz nett und Jim, der Besitzer des Foodtrucks, in dem Alex zu arbeiten beginnt, ebenfalls. Aber der Fokus des Romans sind definitiv Alex und Molly, weshalb die anderen Charaktere nicht besonders viel Tiefe bekommen.

Mich persönlich hat es nicht gestört, recht eindimensionale Nebencharaktere und eine sich sehr langsam entwickelnde Liebesbeziehung zu haben, doch wollte ich diese Punkte für diejenigen ansprechen, denen diese Aspekte wichtig sind. Mit diesem Roman wird dementsprechend auch nicht jede*r seinen Spaß haben, aber ich persönlich mochte ihn ganz gern!

SOL. Das Spiel der Zehn
 448 Seiten

Alle zehn Jahre finden die Sonnenspiele statt, in denen zehn ausgewählte Halbgötter und -göttinnen in fünf Prüfungen gegeneinander antreten. Der Gewinner wird zur sonnentragenden Person gekürt, während dem Verlierer die größte Ehre zuteil wird: Diese Person wird nämlich Sol geopfert, um für weitere zehn Jahre den Frieden auf der Welt zu wahren. Die diesjährigen Spiele sind jedoch anders als die vorherigen, den unter den Teilnehmenden befindet sich Teo, der zu den Jades gehört, die im Gegensatz zu den Golds, zu denen u. a. seine beste Freundin Niya zählt, nicht für den Wettkampf ausgebildet werden. Auch Xio, ein andere Jade und damit Außenseiter, ist einer der Teilnehmenden, mit dem sich Teo und Niya verbünden. Und dann ist da noch Aurelio, mit dem Teo früher eine tiefe Freundschaft verband, die trotz des Wettbewerbs noch nicht ganz erloschen zu sein scheint … doch wie soll Teo erfolgreich alle Prüfungen bestehen, wenn das gleichzeitig bedeutet, dass er seine Freunde im Stich lassen muss?

In diesen Fantasyroman muss man sich definitiv reinlesen. Ich war am Anfang ganz schön überfordert von den vielen Charakteren, die vorgestellt werden, zumal der Anfang an sich relativ lang gezogen war. Erst, nachdem die Prüfungen losgehen (nach etwa einem Viertel des Buches) nimmt die Handlung Fahrt auf und ließ mich mit den Charakteren mitfiebern. Die Prüfungen selbst waren hervorragend umgesetzt und ich mochte Teos Beziehungen zu Aurelio, Niya und Xio ebenfalls sehr. (Vor allem Teos langsam aufblühende Romanze mit Aurelio war absolut fantastisch umgesetzt und zusammen mit den Prüfungen eins meiner persönlichen Highlights.)

Auch die Diversität war sehr willkommen; zwar musste ich mich zugegeben erst daran gewöhnen, dass einer der Wettbewerbsteilnehmer das sier/siem-Pronomen benutzt, aber letztendlich war es kein Problem, das (leider noch seltene) Pronomen im Text zu lesen.

Zuletzt gehörte auch das Ende zu meinen Highlights, weil es meine Erwartungen zugleich erfüllt und gebrochen hat. Da ist man schon gespannt auf den zweiten Teil!

Leider bestand der Fantasyroman allerdings nicht nur aus gut umgesetzten Ideen. Wie gesagt ist der Anfang mit der Namen-Lawine absolut überfordernd und ich habe mich sehr schwer damit getan, diesen Anfang zu überwinden. Menschen, die lieber möchten, dass es schnell losgeht, werden hier wahrscheinlich einen guten Grund finden, das Buch frühzeitig abzubrechen. Der Schreibstil an sich war stellenweise sehr merkwürdig, weil scheinbar ohne Grund englische Wörter eingebaut werden, wo es eine deutsche Entsprechung ebenso getan hätte. Das hat mich zwar nicht allzu sehr gestört, aber irritierend fand ich es trotzdem.

Zudem hat das Ranking-System Fragen in mir aufgeworfen. Nach jeder Prüfung werden die Teilnehmenden beurteilt, vom ersten bis zum letzten Platz. Im Buch selbst gibt es an diesen Stellen sogar extra eine Spalte an der Seite, die die Symbole der jeweiligen Götterfamilie zeigt und damit die Reihenfolge der Teilnehmenden. Aber am Ende blieb der Eindruck zurück, dass die ersten vier Prüfungen im Grunde irrelevant sind, weil nur die letztplatzierte Person der fünften Prüfung als Opfer ausgewählt wird, unabhängig davon, wie sie sich zuvor anstellte. Da es zwischen den Prüfungen möglich ist, sowohl hoch aufzusteigen als auch tief zu fallen, hätte ich es logischer gefunden, wenn der Durchschnitt aller Prüfungsergebnisse relevant gewesen wäre; das hätte nicht nur den ersten vier Prüfungen Bedeutung verliehen, sondern hätte dafür gesorgt, dass sowohl Gewinner als auch Verlierer gerecht ausgewählt werden. (Ohne zu viel zu verraten: Ich habe es tatsächlich ausgerechnet und sowohl Gewinner als auch Verlierer wären anders, als sie es im Buch sind, wenn man statt dem Ergebnis der letzten Prüfung den Durchschnitt aller Prüflinge bewertet hätte.)

Deshalb komme ich letztendlich zu dem Schluss, dass dieser Roman sowohl einige willkommene Stärken als auch einige störende Schwächen hat – und deshalb wohl nicht jedem gefallen wird. Ich fand ihn gut genug, um auch den zweiten Teil lesen zu wollen, kann aber nicht von der Hand weisen, dass es bestimmt nicht jedem so ergehen wird. Trotzdem hoffe ich, dass der Roman ein paar begeisterte Leser*innen findet!

Royal Blue
 464 Seiten

Alex ist der Sohn der ersten Präsidentin der USA, Prinz Henry der Thronfolger Englands. Als sie bei einer Hochzeit in eine körperliche Auseinandersetzung geraten, die die britisch-amerikanischen Beziehungen gefährdet, werden sie gezwungen, so zu tun, als seien sie beste Freunde. Überraschenderweise verstehen sie sich jedoch besser als erwartet und werden sogar ein Paar. Doch um einem Skandal vorzubeugen, darf niemand davon erfahren ...

Dieser Roman hat mir genau das geboten, was ich erwartet habe: Eine lockere, leicht zu lesende Liebesgeschichte, die für ein paar angenehme Lesestunden gesorgt hat. Sie ist jetzt nicht besonders tiefgründig oder komplex, hat mir aber sehr viel Spaß gemacht und mich sogar dazu animiert, mir auch die anderen Werke Casey McQuistons beizeiten zu Gemüte zu führen.

Schön fand ich es auch, dass die Romanze zwar definitiv im Fokus stand, aber auch andere Beziehungen – speziell Alex' Familienverhältnisse – eine nennenswerte Rolle spielen. Seine Mutter Ellen und seine Leibwächterin Zahra gehörten letztendlich zu meinen Lieblingscharakteren, weil sie Alex einerseits unterstützt haben, sich andererseits aber auch nicht zu schade waren, zu sagen, wann er sich daneben benimmt.

Die Romanze fand ich wohl am faszinierendsten. Denn obwohl sie auf schnelle Weise zustande kommt und der körperliche Aspekt eine sehr wichtige Rolle spielt, habe ich trotzdem verstanden, warum Alex und Henry sich so sehr lieben, was bei anderen schnellen Romanzen in anderen Büchern in der Regel nicht der Fall war.

Von daher ist das Buch eine Empfehlung für alle, die mal wieder eine lockere, queere Liebesgeschichte lesen wollen!

& Spiegelstadt. Tränen aus Gold und Silber
 352 Seiten

Max' Großmutter ist vor kurzem verstorben, weshalb seine beste Freundin Robin ihn auf andere Gedanken bringen will und ihn auf eine Party im Stil der 20er Jahre mitschleift. Dort trifft er auf Lenyo, von dem Max sich sofort angezogen fühlt. Doch als die Party unerwartet von einem unangenehmen Typen unterbrochen wird, rennt Lenyo zusammen mit den beiden anderen davon – und bringt sie in die Spiegelstadt, einem Berlin der 20er Jahre. Sie ist die Heimat mehrerer Feenwesen und wird von Tamyra, einem Mitglied der Herrscherfamilie, terrorisiert. Max muss bald feststellen, dass er enger mit den Ereignissen zusammenhängt als angenommen, als er ein Bild der Herrscherfamilie sieht und darauf in der totgeglaubten Thronfolgerin, Tamyras Schwester, seine Großmutter erkennt …

Am Anfang war ich erst mal noch zögerlich, weil alles sehr schnell hintereinander passiert und ich kaum mit den Geschehnissen hinterher kam. Doch nach und nach lebte ich mich in den Roman ein und genoss es, aus verschiedenen Perspektiven die Handlung zu verfolgen. Gerade die Sichtweisen der Antagonisten fand ich besonders interessant, aber auch Max und Lenyo, die die beiden Hauptperspektiven einnehmen, waren angenehm zu lesen. Ihre Chemie hat mich dabei positiv überrascht; ich fand nämlich, dass sie sich ein wenig zu schnell ineinander verliebten, aber nichtsdestotrotz war ihre Romanze echt süß beschrieben.

Die anderen Charaktere (vor allem Robin, Janus und Kalinda) fand ich ebenfalls sehr cool, doch das, was den Roman meiner Meinung nach richtig episch gemacht hat, waren die vielen Twists, die er enthielt. Es gab keinen einzigen, den ich vorhergesehen habe, aber jeder war im Nachhinein verständlich. Speziell die Twists, die sehr nah am Ende enthüllt werden – als sich die Ereignisse ohnehin überschlagen und klar wird, dass kein Charakter sicher vor dem Tod ist – waren sehr schockierend und das Ende lässt mich mit dem Wunsch nach einem zweiten Teil zurück.

Insgesamt also ein packender Fantasyroman, der für meinen Geschmack zwar einen etwas zu schnellen Anfang und eine etwas zu schnelle Romanze hat, aber dafür eine spannende Geschichte mit unterhaltsamen Charakteren erzählt!

In Deeper Waters
 366 Seiten

Aufgrund seiner verbotenen Magie hat der sechzehnjährige Prinz Tal seine Zeit bisher innerhalb der Schlossmauer verbracht, doch jetzt soll er seine Coming-of-Age-Reise starten. Sehr bald trifft er dort auf einen mysteriösen Fremden namens Athlen, mit dem er sich auf merkwürdige Weise verbunden fühlt. Doch nicht nur verschwindet Athlen regelmäßig, nur, um bald darauf wieder aufzutauchen, auch Tal selbst gerät ihn Gefahr, als er Opfer einer Entführung wird …

Dieser Roman hat eine recht solide Handlung und ein paar sympathische Nebencharaktere (vor allem Tals Familie), aber irgendetwas scheint ihm trotzdem zu fehlen. Ich wollte die Geschichte wirklich genießen, aber etwas – vielleicht der Schreibstil, vielleicht die Hauptcharaktere – hat mich davon abgehalten. Dabei fand ich Tal und Athlen eigentlich ganz in Ordnung, auch wenn ich zugegeben ihre Anziehung zueinander nicht richtig verstanden habe.

Aber vielleicht bestand das Problem schlicht darin, dass alles „in Ordnung“ war. Nichts hat wirklich positiv oder negativ herausgestochen, wodurch der Roman für mich leider schwer zu lesen war; ich habe ihn zwar zu Ende gelesen, aber eher aus Prinzip als aus dem Drang, das Ende zu kennen. Bei so vielen guten Ansätzen, die der Roman hatte, hätte ich mich wirklich gefreut, ihn mehr zu genießen, aber das ist leider nicht geschehen.

Vielleicht entspricht er einfach nicht meinem Geschmack, sodass jemand Anderes mehr Freude an ihm haben wird, aber trotzdem muss ich leider schlussfolgern, dass mir der Roman trotz der guten Dinge, die er enthielt, nicht allzu sehr gefallen hat. Umso mehr hoffe ich, dass vielleicht andere Leser*innen ein schönes Erlebnis mit ihm haben werden.

Wie Wellen im Sturm
 448 Seiten

Louise schreibt für ihr Leben gerne Fantasy-Geschichten, hätte aber niemals damit gerechnet, dass ihr ein Stipendium für das Internat Schloss Mare angeboten wird. Dort findet sie recht bald neue Freunde, nur mit ihrer Mitbewohnerin Mika tut sie sich am Anfang schwer. Sie ist Kapitänin des Fußballteams, in dem Lou als neue Torwärterin fungiert. Während Lou weiter an ihrer Fantasy-Geschichte schreibt, lernt sie ihre Freunde immer mehr kennen und entwickelt schon bald mehr als nur freundschaftliche Gefühle für Mika …

Diese süße Liebesgeschichte ist so herzerwärmend und packend erzählt, dass ich aus der Begeisterung gar nicht mehr herausgekommen bin. Lou und Mika haben unglaublich viel Chemie miteinander und es macht Spaß, ihnen dabei zuzuschauen, wie sie sich durch Gespräche und Gesten immer näher kommen. Ich habe richtig mit ihnen mitgefiebert und mich mit ihnen gefreut, froh darüber, wie natürlich ihre Beziehung sich im Verlauf der Handlung entwickelt hat.

Doch nicht nur die Liebesgeschichte ist hier großartig umgesetzt, sondern auch alle Themen, die darum herum besprochen wurden. Besonders packend fand ich zum Beispiel die Geschichte, die Louise schreibt, in der sich die Drachenreiterin Kimari und die Prinzessin Liana ineinander verlieben. Ich war sehr froh, dass wir genug von dieser Geschichte in einer Geschichte mitbekommen haben, um auch da mitfiebern zu können. Aber auch die in-universe realen Geschichten waren packend geschrieben: Vor allem freue ich mich, Tonis und Lukas' Romanze, die hier angerissen wurde, in „Wie Melodien in Wind“ zu lesen – und allgemein mehr von Charakteren wie Tari, Caro, Sam und vielleicht sogar Leonie!

Insgesamt hat mich dieser Roman einfach nur begeistert und ich freue mich jetzt schon darauf, die Charaktere im zweiten und dritten Band wiederzusehen!

Imogen, Obviously
 432 Seiten

Imogen Scott sieht sich selbst als Straight Ally, die sich stark für die LGBTQ+-Community einsetzt. Doch als sie ihre Freundin Lili für ein paar Tage auf dem College besucht, gesteht diese ihr, dass sie in einem Moment der Panik ihren Freund*innen erzählt hätte, sie wären mal ein Paar gewesen, sodass diese Imogen für bi halten. Imogen hat kein Problem, mitzuspielen, um ihrer Freundin die Scham der Lüge zu ersparen. Doch dann trifft sie auf Tessa, eine von Lilis Freundinnen. Und fragt sich zum ersten Mal, ob sie wirklich so hetero ist, wie sie immer annahm ...

Dieses schöne Jugendbuch zeigt auf wundervolle Weise, wie vielfältig der Weg der Selbstfindung sein kann. Ich konnte mich sehr leicht in Imogen und ihre Zweifel und Fragen hineinversetzen - insbesondere, was ihre Unsicherheiten angeht. Becky Albertalli räumt hier mit den Vorurteilen und Klischees gegenüber Bisexuellen auf und stellt klar, wie groß das Spektrum und wie unterschiedlich die persönlichen Wege sein können. Das war einfach wundervoll zu lesen, weil es selbst unter der queeren Community Menschen gibt, die unbewusst oder absichtlich inkorrekte Annahmen über Bisexuelle machen. Insofern in absolutes Muss für alle, die nicht wollen, dass ihnen dasselbe passiert!

Die Geschichte selbst (speziell natürlich die aufblühende Romanze zwischen Imogen und Tessa) war sehr süß erzählt, wobei es mir positiv aufgefallen ist, dass nicht nur diese beiden, sondern auch der Rest des Casts einen bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen haben; alle Charaktere waren so unverwechselbar, dass man aus fast jedem eine eigene Hauptfigur hätte machen können!

Insgesamt also ein wundervoller Roman, der viele wichtige Themen anspricht und dabei eine Geschichte erzählt, bei der einem das Herz aufgeht!

Die sieben Männer der Evelyn Hugo
 480 Seiten

Monique Grant ist sehr überrascht, als die berühmte Schauspielerin Evelyn Hugo speziell nach ihr verlangt, um ein Exklusivinterview zu führen. Noch überraschter ist sie, als Evelyn ihr offenbart, dass Monique gar kein Interview, sondern ihre Biographie schreiben soll. Monique möchte natürlich wissen, warum ausgerechnet sie dafür ausgewählt wurde, weil sie keinerlei Verbindung zu Evelyn hat – und so beginnt Evelyn, von ihrem Leben zu erzählen: Von ihrer Schauspielkarriere, ihren sieben Ehemännern – und ihrer großen Liebe …

Dieser fesselnde Roman erzählt die Geschichte einer fiktiven Schauspielerin, die auf realen Schauspielerinnen basiert und vielleicht deshalb so realistisch wirkt, als wäre sie eine wahre Person. Ich habe die Erzählung ihres Lebens so neugierig verfolgt, dass ich mich gar nicht davon losreißen wollte. Wobei es interessanterweise nicht die sieben Männer sind, die ich am interessantesten fand (eigentlich ist nur einer von ihnen überhaupt der Rede wert), sondern die Geschichte ihrer wahren Liebe, die der eigentliche Fokus des Romans ist. (Wobei ich auch die Erwähnungen all der Filme und Szenen mochte, in denen Evelyn mitgespielt hat. Die kurzen Beschreibungen der Szenen und Handlungen haben mein Interesse so sehr geweckt, dass ich diese nicht existierenden Filme gerne angeschaut hätte!)

Natürlich sind die sieben Ehemänner nicht komplett unwichtig, sondern zeigen verschiedene Arten und Weisen, wie eine Beziehung und Ehe (nicht) laufen kann. Das war durchaus faszinierend – zu sehen, wie und warum Evelyn ihr Leben und ihre Ehen so gestaltet, wie sie sich der Außenwelt präsentieren –, aber letztendlich waren sie für mich fast schon das Uninteressanteste in Evelyns Leben. Trotzdem würde ich nicht behaupten, dass der Titel des Romans fehlgeleitet ist, weil er im Anbetracht der Tatsache, wie die Geschichte sich entwickelt, auf ironische Weise passt.

Die Gegenwartsszenen zwischen Monique und Evelyn sind die Rahmengeschichte für die eigentliche Handlung – Evelyns Leben –, wobei ich es schön fand, wie sie mit den erzählten Ereignissen verwoben wurden. Die Art und Weise, wie ihre Geschichten zusammenhängen, war ebenfalls gut gemacht und beantwortete auf zufriedenstellende Weise, warum Evelyn ausgerechnet Monique als ihre Biographin wollte.

Insgesamt war das also ein Roman, der mich sehr gefangen genommen hat und ein persönliches Highlight für mich geworden ist!

My Policeman
 352 Seiten

Marion ist schon als Teenager unsterblich in Tom verliebt und träumt von einer Zukunft mit ihm. Als Erwachsene scheint ihre Beziehung endlich Früchte zu tragen und Tom macht Marion sogar einen Heiratsantrag. Was Marion nicht weiß: Durch die Ehe will Tom sich vor der Gesellschaft schützen. Denn er ist in Wirklichkeit in Patrick, den Kurator des Museums, verliebt – doch in einer Zeit, in der Homosexualität mit einer Gefängnisstrafe gleichzusetzen ist, ist es den beiden unmöglich, als offenes Paar miteinander zu leben …

Dieser Roman wird aus Marions und Patricks Sicht erzählt, die sich beide in Tom verlieben und beide aus unterschiedlichen Gründen mit ihrer Beziehung zu kämpfen haben. Beide Sichtweisen waren sehr flüssig zu lesen und haben sich gut ergänzt; zudem habe ich mich in beide Charaktere gut hineinversetzen können. Das liegt nicht nur daran, dass Bethan Roberts ihre Motivationen, Wünsche und Sehnsüchte nachvollziehbar beschrieben hat, sondern auch daran, dass die Sichtweisen der damaligen Zeit realistisch dargestellt wurden. Es war furchtbar, zu sehen, wie queere Menschen (in diesem Fall: homosexuelle Männer) damals behandelt wurden, aber gerade deshalb war es umso wichtiger, es zu zeigen.

Dadurch, dass wir Marions und Patricks, aber nicht Toms Sichtweise lesen, kommt letzterer leider nicht allzu gut weg. Wir können uns seine Motivationen bestenfalls denken, sodass seine Taten den Eindruck erwecken, er würde sich weder um Marion, noch um Patrick sonderlich kümmern. Deshalb wirkte sein Charakter am Ende recht eindimensional, sodass ich Marion und Patrick als Charaktere um einiges mehr mochte.

Was mir überraschend gut gefiel, war das Ende. Es hinterlässt kein besonders zufriedenstellendes Gefühl – doch weil genau das seine Absicht war, mochte ich es für die Gefühle, die es in mir ausgelöst hat. Dem Roman selbst bin ich ein wenig zwiespältiger gegenüber eingestellt (vor allem, weil er durchaus Längen hat), aber letztendlich bin ich Bethan Roberts dankbar, uns heutigen Leser*innen aufgezeigt zu haben, wie sehr sich unsere Gesellschaft im Lauf der Jahrzehnte verändert hat.

We Will Give You Hell
 464 Seiten

Hellea, genannt Hell, wollte eigentlich nur gemütlich Urlaub in Schweden machen. Zusammen mit ihren Freunden geht sie wandern, wird währenddessen jedoch immer wieder von Hitzeanfällen und Wutausbrüchen heimgesucht. Eine alte Frau namens Astryd sagt ihr, wo sie Hilfe finden kann – inmitten der Wälder, wo sie und andere Frauen die ihr eigene Magie trainieren. Als Hell auf diesen Ort trifft, ist sie sofort fasziniert – nicht nur von dem Leben, das diese Frauen führen, sondern auch von der jungen Majvie, mit der sie sich sofort verbunden fühlt …

Bei diesem Roman war ich mir zunächst lange nicht sicher, was ich von ihm halten sollte, weil er mir zuerst zu einseitig erzählt schien und sich die Handlung manchmal ein wenig gezogen hat. Zudem fand ich es sehr irritierend, wie Hell auf diesen magischen, fast sektengleichen Ort in der Mitte der Wälder trifft und einfach beschließt, ihre Freunde zurückzulassen und dort zu bleiben – ohne sich zu wundern, wie merkwürdig das Leben der Frauen eigentlich ist. Stattdessen akzeptiert sie ihre neue Realität so schnell, dass ich richtig aus der Geschichte gezogen wurde, weil ich ihr Verhalten so unrealistisch fand. (Die Zeit, die sie bis dahin mit ihren Freunden verbringt, fand ich insgesamt tatsächlich interessanter.)

Doch habe ich trotzdem weitergelesen und wurde für meine Mühen belohnt: Zunächst liest sich die Beziehung zwischen Hell und Majvie sehr süß. Aber noch besser war die Art und Weise, die Lina Frisch mit den ernsten Themen umgegangen ist, die ihr Roman enthält: Die Gewalt gegen Frauen, die Gefühle, für die diese verurteilt werden und die Frage, inwiefern eine von Frauen dominierte Gesellschaft besser oder schlechter wäre – wobei es die Twists sind, die die Geschichte so besonders machen. Ich hatte wirklich Angst, dass wir eine einseitige Sichtweise von Männern und Frauen bekommen, aber zum Glück sorgte Lina Frisch dafür, dass alle Themen gleichwertig und sensibel behandelt wurden.

Insofern ist das ein Roman, den man zu Ende lesen muss, um ihn wirklich wertschätzen zu können – was bei der recht langsamen Mitte leider nicht einfach ist, sich letztendlich aber lohnt. Man braucht nur ein wenig Durchhaltevermögen!

Spring Storm 2: Dornen der Hoffnung
 368 Seiten

Cora und King haben die Ereignisse des ersten Bandes knapp überlebt, doch ihre Welt ist in größerer Gefahr als je zuvor. Jax und Béla, zwei Männer, zu denen die beiden ursprünglich aufsahen, wollen alle drei existierenden Quellfragmente sammeln, was die Welt ins Chaos stürzen würde. Es liegt an Cora, King und ihren Freund*innen, die Quellfragmente zuerst in ihre Gewalt zu bekommen – doch ihre Gegenspieler scheinen ihnen immer einen Schritt voraus zu sein ...

Spannend und sehr zufriedenstellend schließt Marie Graßhoff das Abenteuer um Cora und King ab. Ich war sehr begeistert davon, wie undurchschaubar sie die Konfrontationen mit den Gegenspielern geschrieben hat, weil die Charaktere auch tatsächlich verlieren können, sodass man sich mit Spannung fragt, wie der nächste Kampf wohl ausgeht.

Cora und King bleiben weiterhin sympathische und dreidimensionale Charaktere, wobei in diesem Band auch Grant und Himari glänzen dürfen, die beide auf positive Weise zeigen, wie viel Tiefe in ihnen steckt. Tatsächlich hätte ich mir gerne noch mehr Interaktionen mit den Nebencharakteren gewünscht, weil gegen Ende viel Fokus auf Cora und King gelegt wird, sodass sich die Abenteuer ihrer Freund*innen oft offscreen abspielen, was ich ein wenig schade fand.

Am allerschönsten ist übrigens der bildgewaltige Schreibstil, mit dem Marie Graßhoff ihre Welt mühelos lebendig werden lässt. Es fiel mir sehr leicht, mir all die wunderschönen, ungewöhnlichen und gefährlichen Landschaften und Lebewesen vorzustellen, sodass das Buch quasi wie ein Film in meinem Kopf ablief. Einen kleinen Bonus gibt es auch dafür, dass am Anfang ein "Was bisher geschah" zu finden ist, das ich sehr praktisch fand und das imho ruhig öfter in Romanen vorkommen darf ;)

Insgesamt also ein erfolgreicher Abschluss der Dilogie, die ich gerade Fans von Worldbuilding und schöner Sprache empfehlen kann!

Forever Material
 501 Seiten

Luc und Oliver sind seit zwei Jahren glücklich zusammen, doch keiner von beiden hat eine Heirat je in Erwägung gezogen. Doch weil nach und nach ihre Freunde (und Feinde) den Bund der Ehe eingehen, wird Luc immer mehr unter Druck gesetzt – bis er Oliver spontan einen Heiratsantrag macht. Doch wie sich herausstellt, braucht es mehr als vier Hochzeiten und einen Todesfall, bis beide realisieren, was sie wirklich wollen …

Nachdem „Boyfriend Material“ mir bereits sehr gut gefallen hatte, wollte ich natürlich wissen, wie Lucs und Olivers Geschichte ausgeht – und blieb letztendlich mit einem zufriedenstellenden Gefühl zurück. Das Ende hat sehr zu den beiden gepasst, auch wenn sie selbst es vielleicht nicht tun. Das ist nämlich ein Thema, das während allen Hochzeiten immer wieder aufflammt: Dass Luc und Oliver eigentlich inkompatibel sind, weil sie so unterschiedliche Ansichten haben, aber dennoch (oder gerade deshalb?) perfekt zusammenpassen. Ich muss allerdings zugeben, dass mir ihre Streitereien irgendwann zu viel wurden – denn obwohl es natürlich auch Szenen gibt, in denen sie ihre Liebe füreinander zeigen, gingen diese zwischen ihren vielen Streits fast unter. Hier hätte ich mir einen stärkeren Fokus auf den glücklichen Teil ihrer Beziehung gewünscht.

Die Struktur des Romans folgt beinahe wortwörtlich den oben erwähnten „vier Hochzeiten und ein Todesfall“. Lucs beste Freundin Bridget, sein Exfreund Miles, sein Mitarbeiter Alex und er selbst müssen sich mit den Schwierigkeiten von Hochzeitsvorbereitungen herumschlagen, während Oliver mit einem unerwarteten Todesfall in seiner Familie zu kämpfen hat. Am besten gefielen mir das Bridget-, das Alex- und das Todesfall-Kapitel; Bridgets, weil hier die Freundschaft zu Luc hervorgehoben wird, Alex', weil es zu einem kleinen Abenteuer führte und der Todesfall, weil Oliver dadurch eine wichtige Charakterentwicklung durchmacht. (Das Miles- und das Luc-Kapitel waren nicht schlecht, aber die anderen Kapitel fand ich ein wenig besser.)

Was in allen Kapiteln zum Glück gut gelungen ist, ist der Humor – Alexis Hall hat ohnehin einen lockeren, flüssigen Schreibstil, doch durch seinen Humor wertete er die (im Grunde altbekannte) Geschichte um einiges auf. Es machte dadurch umso mehr Spaß, Lucs und Olivers Geschichte zu folgen und nebenbei ein paar andere Hochzeiten zu erleben (wobei die Nebencharaktere zugegeben relativ blass bleiben).

Insgesamt also eine schöne Liebesgeschichte, die ihre Haupt- und Nebencharaktere zwar unter gehörigen Stress setzt, sich aber perfekt dafür eignet, den Stress der realen Welt für eine Weile hinter sich zu lassen!

A Night of Promises and Blood
 368 Seiten

Die Schwestern Winnie und Sasha sind eigentlich ganz zufrieden mit ihren Leben. Winnie arbeitet in einem Café und in ihrer Freizeit an einer Kunst-App, während Sasha Kunstgeschichte studiert. Bis eine neue Nachbarin ihr Leben ganz schön durcheinander bringt: Jo, die eine mysteriöse Aura ausstrahlt und sofort ein unangenehmes Gefühl in Winnie auslöst, obwohl Sasha selbst sich schnell mit ihr anfreundet. Erst, als Winnie Jo besser kennenlernt, beginnt, ihre Beziehung aufzublühen. Bis Winnie herausfindet, dass Jo eine Vampirin ist …

Diese Vampirromanze ist genau das, was ich von ihr erwartet habe: Eine süße, flüssig zu lesende Liebesgeschichte, die an sich nichts Besonderes ist, mir aber sehr viel Freude beim Lesen bereitet hat. Es war sehr leicht, mit Winnie und Jo mitzufiebern, weil man sich problemlos in beide hineinversetzen konnte. Lustigerweise ist mein Lieblingscharakter letztendlich Sasha geworden – sie war schlicht ein großartiger Charakter und ich hoffe, im zweiten Teil noch mehr von ihr zu lesen!

Die restlichen Charaktere waren, um ehrlich zu sein, nicht besonders erinnerungswürdig, aber dafür hatte die Handlung am Ende einen coolen Twist, der mich erst recht gespannt auf den zweiten Teil macht. Wobei die Handlung auch eine Schwäche hatte: Unnötige Geheimnisse! Es gibt durchaus Situationen, in denen ich Missverständnisse und Geheimnisse in Geschichten toleriere, aber hier fand ich sowohl das Geheimnis, dass Winnie vor Sasha hatte, als auch das Geheimnis, das Jo vor Winnie hatte, nicht nachvollziehbar. Im Sinne von: Ich habe nicht verstanden, warum sie es bis zum ungünstigsten Moment geheim gehalten haben. Hier hätte ich mir eine bessere Erklärung für Winnies und Jos Handlungen gewünscht.

Trotzdem erfüllte der Roman letztendlich sein Versprechen, indem er mir ein paar schöne Lesestunden bereitete. Wer einfach mal wieder eine schöne, süße Vampirromanze lesen will, wird sie hier finden!

& If This Gets Out
 457 Seiten

Zach und Ruben sind Teil der Boyband Saturday, zu der auch Angel und Jon gehören. Alle vier stehen unter enormen Druck, weil sie einem bestimmten Bild entsprechen müssen, das nicht ihrem wahren Ich entspricht. Ruben fühlt sich eingesperrt, weil er seinen Fans gegenüber so tun muss, als ob er hetero wäre, während er sich langsam in Zach verliebt. Zach möchte es am liebsten allen recht machen und ist von seinen eigenen Gefühlen zunächst verwirrt, weil er sich bisher immer für hetero hielt. Angel hat ein Drogenproblem, das immer mehr auszuarten droht. Und Jon ist als Sohn des Chefs am meisten dazu gezwungen, dem Management zu gehorchen.

Hauptcharaktere sind hier natürlich Zach und Ruben, deren Liebesgeschichte sehr süß erzählt ist. Ihre Charaktere selbst hätten meiner Meinung nach ein wenig stärker ausgebaut sein können (weil ich bis zum Ende Details aus ihren Leben verwechselt habe), aber ihre Beziehung war dafür hervorragend umgesetzt, mit genug süßen Momenten, ein paar Hürden und einem Happy End. Sogar die unvermeidlichen Missverständnisse waren natürlich eingebaut, was imho eine beeindruckende Leistung ist!

Doch nicht nur die Liebesgeschichte hat mich gefesselt, sondern auch Angels Geschichte. Während Jon relativ blass bleibt, ist Angel das mit Abstand hervorstechendste Mitglied der Boyband; seine Probleme nehmen neben der Liebesgeschichte wohl am meisten Raum ein, was imho eine gute Entscheidung war, weil sie mich genauso packte wie Zachs und Rubens sich entwickelnde Beziehung.

Was ebenfalls sehr gut herauskommt, ist der unglaubliche Druck, dem Künstler*innen aller Art sich stellen müssen. Es war ganz schön erschreckend, zu sehen, wie sehr das Leben der Jungs von ihrem Management kontrolliert wird, vor allem, wenn man bedenkt, dass genau diese Szenen auf wahren Ereignissen basieren. Zwar sind bestimmt nicht alle Unternehmen, die Künstler*innen rekrutieren, so entsetzlich wie Saturdays Management, aber der Roman hat einen guten Eindruck davon vermittelt, wie extrem die Bedingungen in solchen Unternehmen sein können.

Trotz der manchmal ernsten Themen, die angesprochen werden, hat das Buch mich mit einem Lächeln zurückgelassen, genau, wie ich es von einem Feel-Good-Roman erwartet hätte. Wer also eine süße Liebesgeschichte mit ein wenig Anspruch lesen möchte, ist hier gut bedient!