- Bury Our Bones
- in the Midnight Soil
- V. E. Schwab
- Tor
- Fantasy
- Urban Fantasy
- Vampire
- LGBTQ+
- Romanze
- Liebe
- Geschichte
- Toxische Beziehung
- Leben
- Tod
- Zeit
- Schöner Schreibstil
Als Frau Anfang des sechzehnten Jahrhunderts weiß María, dass sie nur ein Schicksal erwartet: Die Heirat mit einem Mann, den sie nicht liebt und der sich ebenfalls nicht um sie kümmert. Erst, als sie eine geheimnisvolle, alterslose Witwe trifft, bietet sich ihr eine Lösung – wenn auch keine, die sie erwartet hat. Als Vampirin neugeboren, benennt María sich in Sabine um und entdeckt die Genüsse ihrer neuen Freiheit. Boston, fast fünfhundert Jahre später: Nach einer leidenschaftlichen Nacht mit einem mysteriösen Mädchen namens Lottie fühlt Alice sich merkwürdig. Sie erträgt das Sonnenlicht kaum und dürstet nach Blut. Entschlossen, herauszufinden, was genau passiert ist – und warum – beschließt sie, Lottie zu finden …
Nachdem V. E. Schwab mir mit „Das unsichtbare Leben der Addie LaRue“ eines meiner Lieblingsbücher meines Lebens beschert hat, war ich neugierig, ihren neuesten Einzelband zu lesen. Ich bin kein allzu großer Vampirfan, doch zum Glück zeigte Schwab schnell, dass sie sich an einer erfrischenden Mischung aus klassischen Vampirmythen (Holzpfähle, Hauseinladungen) und eigenen Ideen (Herzschlag während des Trinkens, Friedhöfe als Schwäche) bedient. Zudem liegt der Fokus nicht nur auf dem Vampirdasein – auch, wenn er natürlich eine große Rolle spielt –, sondern auch auf den Jahren, Jahrzehnten und Jahrhunderten, die Sabine und Lottie erleben. Tatsächlich nimmt die Vergangenheit der beiden einen Großteil des Romans ein, aber genau das hat mir besonders gut gefallen – ihre Entwicklung zu erleben und die Veränderung der Zeit.
Entgegen den Erwartungen, die die Kurzbeschreibung schürt, erleben wir nicht alle drei Frauen auf einmal, sondern folgen in der ersten Hälfte Sabine und in der zweiten Lottie, wobei Alice während des ganzen Romans eine Rolle spielt (allerdings in der ersten Hälfte mehr Fokus bekommt). Doch sind alle drei Frauen komplexe Charaktere und ich war überrascht davon, wie sehr ich mit ihnen mitfieberte, obwohl oder gerade weil ich ihre Taten nicht immer billigte. Speziell Sabine, in die ich am meisten investiert war, stellte ihre Taten selten infrage, und Lottie und Alice, die es öfter taten, hatten dafür andere Schwächen, die sie positiv hervorhoben.
Allerdings hätte ich mir mehr von Alices Vergangenheit gewünscht. Wir erleben zwar mehrere Rückblicke, in denen Alices Charakter und die komplizierte Beziehung zu ihrer älteren Schwester thematisiert wird, doch Sabines und Lotties Vergangenheit wird sehr viel ausführlicher beschrieben und es gibt auch keinen unerwarteten Twist, der Alices Leben von den anderen abgehoben hätte.
Obwohl es in dem Roman um Vampire geht, fand ich die wenigen Menschencharaktere besonders faszinierend – Alessandro und Giada haben mir trotz ihrer imitierten Screentime das Herz gestohlen und ich hätte nichts dagegen gehabt, noch mehr von ihnen zu lesen.
Ab und an ist das Tempo der Geschichte etwas langsam, aber der wunderschöne Schreibstil mit den kreativ eingesetzten Stilmitteln hat es trotzdem leicht gemacht, sich in ihr zu verlieren. Dafür ging mir das Ende zu schnell und war insgesamt unbefriedigend – ich kann noch nicht einmal genau sagen warum, aber ich hatte mir mehr davon erhofft.
Insgesamt handelt es sich trotzdem um einen sehr empfehlenswerten Roman, der sicher nicht nur Vampirfans begeistert wird!
- Frieren
- Mei Hachimoku
- Kanehito Yamada
- Tsukasa Abe
- Altraverse
- Manga
- Light Novel
- Kurzgeschichten
- Prequel
- Magier
- Krieger
- Dämonen
Kurz, bevor die eigentliche Handlung losgeht, leben Fern, Stark, Lawine, Kanne, Aura und Frieren ein beschauliches Leben. Fern kümmert sich um den kranken Heiter, Stark findet in einem von einem Drachen bedrohten Dorf einen Platz, Lawine und Kanne bereiten sich auf eine Prüfung vor, Aura nimmt zum ersten Mal Kontakt mit einem Menschenjungen auf und Frieren erinnert sich an die Zeit mit ihrer Meisterin Flamme. Doch auch in diesen Zwischenstationen des Lebens lernen sie eine wertvolle Lektion, die ihnen helfen wird, ihre Zukunft zu meistern.
Das Grundkonzept der Geschichte hat mir sehr gefallen, weil ich sehr interessiert daran bin, wie Hauptcharaktere ihr Leben vor der eigentlichen Handlung bestritten, doch die Lektüre selbst war nicht ganz so berauschend. Jedes Kapitel hatte zwar etwas, das mir sehr gefiel, weil es mir die Charaktere näher brachte, aber mein Gesamteindruck war, dass es sich um einen schlicht geschriebenen Light Novel handelt, den man zwar gelesen haben kann, aber nicht gelesen haben muss.
Die größte Stärke waren für mich die Dynamik der Charaktere mit anderen (Fern und Heiter, Stark und die Dorfbewohner, Lawine und Kanne, Aura und Will, Frieren und Flamme), doch selbst diese Stärke ist auf die Länge der Kurzgeschichte beschränkt, in denen es um die Charaktere geht. Insofern hätte ich es besser gefunden, sich lieber auf einen Charakter zu konzentrieren und einen vollen Light Novel über sein oder ihr „Leben davor“ zu schreiben, wobei sich vor allem Frieren selbst dafür anbietet, die lange genug gelebt hat, um jedes mögliche Abenteuer zu erzählen. Die fünf Kurzgeschichten ließen einfach nicht genug Raum, als dass sich die Charaktere selbst hätten entfalten können.
Wer ein wirklich großer Fan des „Frieren“-Mangas bzw. -Animes ist, könnte hier trotzdem eine interessante Lektüre finden, aber ich selbst hätte mir lieber den Fokus auf einen Charakter gewünscht.
- Wandering Wild
- Lynette Noni
- Black Stone
- Jugendbuch
- Young Adult
- Abenteuer
- Survival
- Spannung
- Drama
- Romanze
- Liebe
- Freundschaft
- Wildnis
- Australien
- Highlight
Nach einem Skandal ist das Image des jungen Schauspielers Zander Rune ruiniert und er braucht dringend etwas, das die Meinung der Fans wieder ändert, damit er seine angestrebte Traumrolle behalten kann. Die Lösung seines Teams: Ein viertägiger Survival-Trip mit einem Fan in der australischen Wildnis, der die Öffentlichkeit davon überzeugen soll, dass er nicht der Bad Boy ist, für den ihn alle halten. Durch eine unglückliche Verkettung von Umständen ist es ausgerechnet Charlie Hart, die zusammen mit Zander diesen Trip machen soll. Charlie, die Zander nach dem Skandal verabscheut und für die Kameras jetzt gute Miene zum bösen Spiel macht. Doch als sich ihr Survival-Führer nach der Hälfte des Trips verletzt und die beiden gezwungen sind, alleine die Wildnis und ihre Gefahren zu überstehen, um rechtzeitig Hilfe zu holen, merkt Charlie, dass tatsächlich mehr hinter Zander steckt, als sie vermutete …
Nach der fantastischen Prison-Healer-Trilogie habe ich mich sehr darauf gefreut, wieder einen neuen Roman aus Lynette Nonis Feder zu lesen – und kann zufriedenstellend berichten, dass auch ihr Young-Adult-Einzelband hervorragend gelungen ist!
Zunächst einmal ist er unglaublich spannend geschrieben. Selbst der „offizielle“ Survival-Trip, der fast genauso viel Raum einnahm wie der, den nur Charlie und Zander miteinander verbringen, hatte so einige packende und emotionale Momente, die mir sehr gefallen haben. Besonders spannend wird es natürlich, sobald die beiden auf sich allein gestellt sind, wobei ich es beeindruckend fand, wie viel Inhalt Lynette Noni in verhältnismäßig wenige Seiten gepackt hat. So sind die beiden nur etwa hundert Seiten mit ihrem Survival-Führer und hundert Seiten ganz allein in der Wildnis, wodurch der gesamte Roman zu eine richtigen Achterbahnfahrt wurde, die sowohl den Gefahren als auch den Gefühlen der Charaktere genug Zeit gibt, um sich zu entfalten.
Was die Gefahren angeht, gibt es alles, was man sich nur wünschen kann: Ein Fallschirmsprung und ein Sprung an einem Wasserfall, ein Canyon mit engen Gängen, eine überflutete Höhle, eine halb kaputte Brücke … teils natürlich klassische Gefahren, aber so gut umgesetzt, dass sie in der Kombination sehr viel Spaß machten. Doch nicht nur sie waren es, die mich während des Lesens antrieben, sondern vor allem Charlie und Zander selbst.
Sie haben nicht nur eine gute Chemie, sondern sind vor allem großartige Charaktere. Beide tragen ihr eigenes emotionales Gepäck und die Art und Weise, wie Lynette Noni ihre Vergangenheiten andeute, war schlicht großartig. Ich war sofort in die beiden investiert, wollte unbedingt wissen, was genau geschehen ist und war froh, dass die Antwort darauf überraschender und teils auch schockierender war, als ich es ahnte. Für mich ist das wohl die größte Stärke der Autorin: Mit kleinen Info-Häppchen Geschmack auf immer mehr zu machen.
Obwohl die Liebesgeschichte sich nur innerhalb weniger Tage abspielt, schafft es Lynette Noni durch die vielen persönlichen Gespräche und die vielen Gefahren mühelos, eine Romanze zu schaffen, die sich trotzdem natürlich anfühlt. Hier auch ein großes Lob für die Botschaft, dass man seine Träume nicht für die Liebe aufgeben soll, was etwas ist, das ich tatsächlich nicht so oft lese, wie ich es mir wünschen würde.
Ebenfalls beeindruckend fand ich die Nebencharaktere. Eigentlich hat nur der Survival-Führer Rykon Hawke genug Screentime (und war im Übrigen auch ein wunderbarer Charakter), doch trotzdem wuchsen mir Ember (Charlies beste Freundin) und Maddox und Summer (Zanders beste Freunde) unglaublich ans Herz. Aufgrund der Handlung kommen sie nur am Anfang und Ende vor, hinterließen aber einen dermaßen starken Eindruck, dass ich sie trotzdem lieb gewann. Das liegt auch sicher daran, dass sie während Charlies und Zanders Gesprächen eine wichtige Rolle spielen.
Insgesamt also ein abenteuerlicher, dramatischer und romantischer Jugendroman, der zu meinen persönlichen Highlights gehört!
- Das Patriarchat
- der Dinge
- Rebekka Endler
- Dumont
- Sachbuch
- Männer
- Frauen
- Non-Binäre Personen
- Behinderungen
- Alltag
- Benachteiligungen
Das Patriarchat ist selbst dort, wo man – und frau – es nicht erwartet, und in der Regel immer dort, wo es nichts zu suchen hat, nämlich in den Leben von Frauen, nicht-binären Personen und allen anderen, die nicht dem „Standard“ entsprechen, der von weißen cis-Männern festgelegt wurde. Selbst im 21. Jahrhundert ist das Patriarchat so stark, dass es in der Regel akzeptiert wird, ohne es zu hinterfragen. Selbst, wenn frau es hinterfragt, hat sie nicht immer die Möglichkeit, etwas dagegen zu tun, weil alles, was nicht dem Kapitalismus dient, es umso schwerer hat, sich durchzusetzen.
Dabei gibt es so viele Situationen, in denen Frauen und andere Geschlechter benachteiligt werden: In der Sprache (wo sie bei generischem Maskulinum nachweislich nicht mitgedacht werden), im öffentlichen Raum (der z.B. viel mehr Toiletten für cis Männer als für cis Frauen enthält), in der Technik (wo Geräte „für Frauen“ vermarktet und gestaltet werden), auf der Arbeit (wo sämtliche Gegenstände an Männergrößen angelehnt sind), in der Kleidungswahl (dito) und natürlich in der Gesundheit (die kaum Frauen untersucht). Es gibt noch so viel mehr Beispiele, derer wir Leser:innen uns manchmal bewusst sind und manchmal nicht, wobei gerade die Beispiele, der ich mir vor dem Lesen nicht bewusst war, besonders schockierend waren. Es war wirklich traurig, sich bewusst zu werden, WIE viele Benachteiligungen existieren und sogar normalisiert wurden.
Selbst diejenigen, die zu den benachteiligten Gruppen gehören, werden wohl Dinge entdecken, über die sie zuvor nicht nachdachten, während cis Männer wahrscheinlich noch viel, viel mehr lesen werden, das sie überrascht. Leider bin ich mir nicht sicher, inwiefern sie überhaupt zur Leser:innenschaft gehören, doch sie sollten es auf jeden Fall! Aber auch diejenigen, die meinen, bereits zu wissen, auf welche Weisen Frauen es schwerer haben als Männer, werden hier wohl die Augen geöffnet bekommen, weil es einfach so viele kleine, aber wichtige Dinge gibt, die nur auf Männer ausgelegt sind.
Eine gute Empfehlung für alle Leser:innen!
Jedes Jahr freut sich Malin darauf, ihre Sommerferien in Camp Rainbow zu verbringen. Dort sieht sie ihre besten Freund*innen Flo und Basti wieder und fühlt sich allgemein akzeptiert. Das einzige, was sie stört, ist, dass sie mit ihren siebzehn Jahren immer noch ungeküsst ist. Also erstellt sie kurzerhand eine Kussliste mit geeigneten Personen: Vielleicht Flynn, dey ebenfalls noch ungeküsst ist? Juan, der Interesse an ihr zu haben scheint? Oder Nora, das hübscheste Mädchen des Camps? Malin ist unsicher, zumal sie ihre Freunde ebenfalls nicht im Stich lassen möchte. Doch das gestaltet sich als schwerer als gedacht, vor allem, als Malin Nora langsam näher kommt …
Dieser wunderbare Jugendroman hat zwar ein bisschen Drama, ist aber allgemein sehr gemütlich geschrieben und eine angenehme Leselektüre. Nicht nur Malins und Noras Romanze war sehr süß umgesetzt, sondern auch Malins Freundschaft mit Flo, Basti und Flynn, wobei es hier ein paar schöne Überraschungen gab, die meine Erwartungen hervorragend untergruben. Alicia Zett hat hier (wie immer eigentlich!) ein paar sehr schöne Botschaften eingebaut, die mein jugendliches Ich sehr gerne gelesen hätte.
Von den Charakteren fand ich überraschenderweise Malin am unsympathischsten, denn dadurch, dass sie teils ihre Freunde oft im Stich lässt und ganz schöne Kommunikationsprobleme hat, war sie zwar eine glaubwürdige Jugendliche, aber nicht unbedingt eine, in die ich mich gerne hineinversetzt habe. Hier hätte ich mir gewünscht, dass sie zumindest früher realisiert hätte, wie problematisch ihr Verhalten teilweise war – was sie letztendlich natürlich tut, für meinen Geschmack aber etwas zu spät. Da war ich den Nebencharakteren sehr dankbar, dass sie sie auf ihr Verhalten hingewiesen haben, was mir zeigte, dass auch Alicia Zett sich dessen bewusst war und wollte, dass Malin sich dementsprechend weiterentwickelt.
Malins Zwist mit ihrer Zwillingsschwester Lila wird hier nur am Anfang gezeigt, weshalb ich mich freue, im zweiten Band mehr zu den beiden Schwestern zu lesen, weil ich bereits hier sehr eingenommen von ihrer komplexen Beziehung war.
Auch hoffe ich, dass Malin dann ihre Liebe zum Sternenhimmel mehr zeigen kann. Speziell am Anfang erfahren wir viel darüber, wie sehr sie ihn liebt, aber in der Handlung selbst bekommt sie nur einmal Gelegenheit, ihn sich anzuschauen. Hier hoffe ich auf mehr Sternenszenen (und -wissen!) im zweiten Band, zumal ja auch die Untertitel sich auf den Himmel beziehen.
Insgesamt also eine schöne Lektüre für alle, die gerne Romanzen und Freundschaftsgeschichten lesen!
- Harry Dresden
- Silberlinge
- Jim Butcher
- Blanvalet
- Fantasy
- Spannung
- Mord
- Krimi
- Religion
- Suche
- Romanze
- Vampire
- Dämonen
Harry Dresden hat es nie leicht, aber dieses Mal fühlt selbst er sich überfordert. Ortega, ein mächtiger Vampir des Roten Hofs, fordert ihn zum Duell auf, das den Krieg zwischen Magiern und Vampiren entscheiden könnte. Für Harry, dessen Geliebte Susan Rodriguez kurz davor ist, ein voller Vampir zu werden, bedeutet das im Grunde, sich zwischen seinem Tod und einem brutalen Krieg zu entscheiden. Und als wäre das noch nicht genug, bekommt er den Auftrag, das gestohlene Turiner Grabtuch zurückzuholen, dessen erster Dieb von den Denariern umgebracht wurde, die es auch auf Harry abgesehen haben …
Spannend geht es für Harry Dresden weiter, wobei wir Leserinnen und Leser über den ganzen Roman hinweg ganz schön auf Trab gehalten werden. Die vielen Probleme, denen Harry sich stellen muss, haben dafür gesorgt, dass der Roman stets spannend bleibt. Hier haben wir auch mehr von Susan zu sehen bekommen, die in diesem Roman ihre Stärken zeigt und insgesamt mein Lieblingscharakter war (auch wenn ich Michael, der hier wieder aufgetreten ist, sowie die neuen Charaktere Shiro und Sanya ebenfalls mochte). Ich hätte mir nur gewünscht, dass die Probleme noch enger miteinander verbunden worden wären, denn mit Ausnahme von Susan, die in beiden Handlungssträngen mitspielt, gibt es keinen stärkeren Zusammenhang zwischen ihnen. Dabei hätte es sich durchaus angeboten, die Antagonisten Nikodemus und Ortega zusammenarbeiten zu lassen, um eine noch größere Bedrohung für Harry herzustellen. Trotzdem haben mir die individuellen Probleme sehr gut gefallen.
Harry selbst bleibt ein recht sympathischer Charakter, auch wenn mir persönlich ein wenig Charakterentwicklung gefehlt hat. Charaktertiefe selbst hat Harry durchaus, aber es fühlt sich an, als hätte er sich seit dem ersten Band kaum verändert.
Zuletzt möchte ich den religiösen Aspekt der Handlung ansprechen, dessen Umsetzung mir überrascht gut gefallen hat. Sobald ich las, dass es um ein christliches Relikt und auf Judas’ Verrat basierende Monster geht, war ich erst mal zögerlich, doch finde ich, dass sich diese Aspekte nicht nur gut in die Handlung und die Welt einfügten, sondern auch angenehm tolerant behandelt wurden; Religion wurde weder verteufelt noch als absolute Rettung dargestellt, sondern schlicht als Entscheidung, die weder gut noch schlecht ist.
Insgesamt also wieder ein spannender Harry-Dresden-Band und ich freue mich schon auf den nächsten!
Eigentlich soll Mische für den Mord an ihrem Wandler, einem Vampirprinzen, zur Rechenschaft gezogen werden, doch im letzten Moment wird sie von Asar gerettet, der ihre magischen Kräfte für seine eigenen Zwecke braucht: Nämlich, Alarus, den Gott des Todes, wiederzubeleben. Dafür müssen Mische und Asar durch die Unterwelt reisen und in jeder Ebene einen Gegenstand finden, der die Wiederbelebung ermöglicht. Doch Atroxus, der Gott der Sonne, den Mische als Menschen verehrt hat, gibt ihr seinen ganz eigenen Auftrag, den Mische unbedingt erfüllen will, um sich ihm würdig zu erweisen – selbst, wenn das bedeutet, dass sie sich gegen Asar stellen muss …
Mische war in der Oraya/Raihn-Dilogie mein Lieblingscharakter, weshalb ich mich freute, sie als nächsten Hauptcharakter zu sehen. Und obwohl ich finde, dass sich Mische nicht immer wie die Mische aus den vorigen zwei Bänden anfühlte, mochte ich sie trotzdem sehr und hatte Spaß daran, ihr Abenteuer zu verfolgen.
Der Aufbau der Geschichte ist dabei in die verschiedenen Gegenstände und Ebenen aufgeteilt, die Mische und Asar suchen und besuchen. Das fand ich sehr spannend, weil sie natürlich in verschiedene Schwierigkeiten geraten und sich zudem ihren persönlichen Traumata stellen müssen. Zwar gingen im Unterwelt auch manchmal Dinge vor, die ich mir nicht ganz erklären konnte, aber ich mochte die Atmosphäre sehr und natürlich auch die Action-Szenen. Wahrscheinlich könnte man die Herausforderungen etwas kürzen, aber zu langgezogen war die Geschichte zum Glück nicht.
Das liegt größtenteils an Mische und Asar, die definitiv die Stärke des Romans waren. Am Anfang fühlte ich zunächst gar keine Chemie zwischen ihnen, fand sogar, dass sie überhaupt nicht zueinander passen. Aber je mehr Zeit sie miteinander verbrachten, je tiefer sie in die Unterwelt tauchten und je mehr sie über den jeweils anderen herausfinden, desto glaubwürdiger und realistischer wurde ihre Freundschaft und schließlich Romanze. Das hat mich richtig beeindruckt, weil der langsame Aufbau ihrer Beziehung auf diese Weise sehr zufriedenstellend zu lesen war.
Auch Atroxus’ Beziehung zu Mische spielt eine große Rolle, wobei ich finde, dass Carissa Broadbent sie insgesamt sehr gut als toxische Beziehung darstellt. Mische selbst romantisiert sie zunächst, bis sie schließlich realisiert, wie ungesund sie wirklich war. Das fand ich gut umgesetzt!
Andere Charaktere sind eher unwichtiger und ich fand persönlich schade, dass wir nichts von Oraya und Raihn zu lesen bekamen. Mische denkt zwar oft an sie, aber sie tauchen nie auf, was ich dann doch traurig fand. Hier hoffe ich, dass sie vielleicht im zweiten Band vorkommen werden. Doch trotzdem ist dieser Band für jeden, der schon die ersten zwei Bände gemocht hat, sehr empfehlenswert!
- One Dark Window
- Rachel Gillig
- LYX
- Fantasy
- Worldbuilding
- Magie
- Karten
- Atmosphäre
- Albtraum
- Dämon
- Romanze
- Langsames Pacing
Mit neun Jahren hat Elspeth die Nachtmahr-Karte, eine der zwölf Vorsehungskarten, berührt und dadurch den Nachtmahr in ihren Geist gelassen. Elf Jahre später wird Ravyn Yew, Hauptmann der Streiter, auf sie aufmerksam, weil die Magie des Nachtmahrs es ihr ermöglicht, die anderen Vorsehungskarten zu sehen. Ravyn und seine Gruppe möchten alle zwölf Karten versammeln, um den Fluch der Infektion, unter dem auch Elspeth leidet, zu brechen. Nur noch drei Karten fehlen ihnen, doch aufgrund der Tatsache, dass es unterschiedlich viele Exemplare der Karten gibt – zwölf Exemplare der ersten Karte, elf der zweiten, zehn der dritten, bis zum einzigen Exemplar der zwölften Karte, die vor langen Zeit verloren ging –, gestaltet sich die Suche trotz Elspeths Fähigkeit schwierig. Zudem muss sie verbergen, dass der Nachtmahr in ihr wohnt, was noch schwieriger als die Suche nach den Karten ist, weil er mit jedem Mal, mit dem sie ihn um Hilfe bittet, mächtiger wird …
Dieser düstere und atmosphärische Fantasyroman entführt uns leicht in die Welt von Blunder und seiner faszinierenden Magie, die für mich mit einigem Abstand das Beste am Roman war. Speziell die Magie der Karten war fantastisch ausgebaut, wobei jede der zwölf Karten ausführlich beleuchtet wird und fast jede Karte ihren Moment bekommt. Das ganze Worldbuilding um die Karten war schlicht großartig und ich bin froh, dass es die Aufmerksamkeit bekam, die es verdiente.
Extra erwähnen muss ich natürlich den Nachtmahr, der ein überraschend cooler Charakter war und für einige unerwartete Twists sorgte. Das waren zwei weitere Stärken des Romans: Der sarkastische, mysteriöse Nachtmahr, der ein wunderbar grauer Charakter war und die vielen Twists in der Handlung, die mir zusätzlich Spaß bereiteten. Das schließt auch das Ende mit ein, das ich definitiv nicht kommen gesehen habe, aber gerade deshalb sehr gut fand.
Was die anderen Charaktere angeht, gewann ich den Prinzen Elm überraschend lieb. Am Anfang schenkte ich ihm keine besondere Aufmerksamkeit, aber im Lauf des Romans wurde er zu einem Charakter, den ich sehr mochte. Auch Elspeth und Ravyn, die beiden Hauptcharaktere, fand ich wunderbar, wobei ich ihre Romanze zugegeben „nur“ in Ordnung fand – sie war ganz süß, aber nicht mein Highlight.
Neben all dem Lob habe ich jedoch eine Kritik: Nämlich, dass die Geschichte sich sehr langsam voranbewegt. Das Pacing war selbst mir, die gemächliches Pacing mag, eindeutig ZU langsam. Es gab sogar Stellen, bei denen ich darum kämpfte, weiterzulesen, weil ich mich fragte, wann es wieder spannender wird. Aus diesem Grund würde ich den Roman nur Fans empfehlen, die sich gerne von der Welt verzaubern lassen, während Fans, die eine spannende Lektüre bevorzugen, hier wahrscheinlich enttäuscht werden.
Insgesamt betrachtet hat mir die Lektüre jedoch sehr gefallen und ich plane, auch den zweiten Teil zu lesen!
- One Perfect Couple
- Ruth Ware
- dtv
- Thriller
- Spannung
- Einsame Insel
- Überleben
- Streitereien
- Zusammenhalt
- Reality-TV
Die Virologin Lyla ist nicht gerade begeistert, als ihr Freund Nico ihr vorschlägt, bei der neuen Reality-TV-Show „One Perfect Couple“ mitzumachen, wo sie gegen vier andere Paare antreten sollen. Ihm zuliebe lässt sie sich jedoch darauf ein, in der Erwartung, gleich bei der ersten Challenge herauszufliegen. Zu ihrer Überraschung ist es jedoch Nico, der gleich am ersten Tag gehen muss. In derselben Nacht gibt es einen furchtbaren Sturm, der Lyla und die restlichen Paare vom Rest der Welt abschneidet. Die Gruppe wartet angespannt, doch das Schiff der Crew kehrt nicht zurück und schließlich müssen sie ihre neue Realität akzeptieren: Sie sind auf der Insel gestrandet und müssen einen Weg finden, so lange wie möglich zu überleben. Doch die unterschiedlichen Persönlichkeiten der Gruppe prallen bald aufeinander, als die Nahrung immer weniger wird – und dann gibt es den ersten Mord …
Ich liebe ja Plots, wo Charaktere auf einer einsamen Insel landen und Ruth Ware hat ihn sehr spannend umgesetzt! Die Art und Weise, wie die Charaktere zunächst strategisch ihre Rationen aufteilen wollen und dann aufgrund der sich bildenden Diktatur immer verzweifelter werden, war einfach sehr packend beschrieben und ich habe sehr mit ihnen mitgefiebert. Hier hilft es auch, dass es von Anfang an einen übersichtlichen Cast von Charakteren gibt, der im Lauf der Zeit immer kleiner wird – so bleibt jedem genug Zeit, einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen, auch wenn sich im Lauf der Zeit natürlich ein Fokus auf die Überlebenden bildet. Ich persönlich mochte Angel am meisten, weil sie so kampfstark war und die Gruppe am meisten motiviert hat.
Doch auch Lyla ist eine gute Protagonistin, wobei mein Lieblingsaspekt ihr Beruf als Virologin war – denn das wird nicht einfach nur behauptet, sondern während der Handlung auch tatsächlich gezeigt. Lylas Wissen und ihre Einstellung als Wissenschaftlerin spielen regelmäßig eine Rolle, was sehr erfrischend war und der Einsame-Insel-Handlung seinen eigenen Anstrich gegeben hat.
In der Handlung gibt es ein paar kleinere Twists, die den Gesamtkontext auf zufriedenstellende Weise verändern, doch dafür keine größeren – sehr bald steht fest, dass Conor der Antagonist und es die Aufgabe der anderen Charaktere ist, ihn aufzuhalten. Conor selbst war hier sehr gut umgesetzt: Zunächst wirkt er sympathisch, übernimmt dann die Aufteilung der Rationen und wird dann immer extremer. Ich glaube, das einzige, was ich nicht verstanden habe, war, warum die Charaktere nicht schon sehr viel früher gegen ihn vorgegangen sind – denn trotz seiner körperlichen Stärke ist er immer noch eine Person und hätte in einem unbedachten Moment sicher überwältigt werden können. Ich mochte es zwar, dass die Charaktere erst mal über andere Lösungen diskutierten, ehe sie zur extremsten übergingen, aber trotzdem hätte mir hier ein größerer Twist sehr gefallen.
Zuletzt eine sehr kleinliche Anmerkung, die nichts mit der Geschichte selbst zu tun hat: „One Perfect Couple“ ist kein passender Titel für das Buch, weil es viel mehr um das Überleben und den weiblichen Zusammenhalt geht als um die gleichnamige Reality-TV-Show. Das nur als Erwähnung für diejenigen, die nicht mit falschen Erwartungen einen Thriller lesen wollen, der vor allem durch sein spannendes Einsame-Insel-Konzept überzeugt!
- Hotel Ambrosia
- Katie Kento
- one
- Jugendbuch
- Krimi
- Thriller
- Spannung
- Horror
- Untersuchungen
- Verschwinden
- Hotel
- Mordfälle
- Geheimnisse
- Twists
- True Crime
- Mystery
- Spannung
Robyn ist leidenschaftlicher True-Crime-Fan und entschlossen, das Geheimnis des Hotel Ambrosia, dem sie gegenüber wohnt, zu lüften. Mehrere Gerüchte ranken sich um das Hotel, von der Einmauerung der Söhne des Erbauers vor einem Jahrhundert bis zu einer versuchten Tötung einer Studentin vor wenigen Jahren. Begeistert nimmt sie deshalb das Angebot der Podcasterin Ivy, mehr Nachforschungen zum Hotel anzustellen, an. Da gibt es nur ein Problem: Robyn wurde mit ME/CFS diagnostiziert und kann deshalb ihre Wohnung nicht verlassen. Nur von ihrem Zimmer aus kann sie die meisten Stockwerke des Hotels beobachten. Zu ihrem Schrecken sieht sie kurz darauf, wie eine Online-Freundin von ihr vor dem Hotel auftaucht und in einem der Zimmer von einer Person betäubt und weggerissen wird. Mithilfe von A.J., der nach einem geplatzten Einbruch unfreiwillig in Robyns Ermittlungen hineingezogen wird, macht sie sich daran, das Geheimnis von Hotel Ambrosia zu lüften – und ihre Freundin zu finden, bevor es zu spät ist …
Dieses Jugendbuch hat mich sehr überrascht, denn es entwickelte sich in eine vollkommen andere Richtung, als ich zunächst annahm! In den ersten paar Kapiteln ist es dank gewisser Hinweise leicht, eine erste Theorie aufzustellen, in die ich mich schnell so verrannt habe, dass ich sämtliche anderen Hinweise übersah. Umso überraschter war ich, als die wahren Zusammenhänge gelüftet, verdreht und dann endgültig bestätigt wurden, denn trotz leichter Vermutungen hatte ich nicht damit gerechnet! Hier ein großes Lob an die Autorin für die falschen Fährten, die sie erfolgreich setzte, und die Art und Weise, wie das, was die Wahrheit ist, stetig neue Form annahm. Die ganzen Twists waren wirklich grandios eingebaut!
Zu dem großartigen Mystery-Element, das mich den ganzen Roman über antrieb, kam noch ein unerwartetes Horrorelement dazu, das mich sehr beeindruckt hat, weil die Beschreibungen und die Implikationen dazu wirklich furchterregend waren. Dazu kommt noch die Darstellung von Robyns Symptomen, die hervorragend illustrierten, wie sehr sie unter ihrer Krankheit leidet – aber auch, wie viel sie schaffen kann, obwohl sie so sehr darunter leidet. A.J. ist ihr zwar eine notwendige Hilfe in ihrem Fall, um das Geschehen aktiv beeinflussen zu können, aber sie beide haben gleichermaßen viel Entscheidungsgewalt, was die nächsten Schritte angeht. Das hat mir sehr gefallen: Dass Robyn nicht komplett hilflos war, sondern A.J. anleitete, aber auch, dass A.J. ab und an eigene Entscheidungen traf, um den Fall voranzubringen.
Ihre Chemie war übrigens großartig, speziell, weil sie sich nicht auf die Romanze zwischen ihnen fokussiert hat, sondern auf die Freundschaft. Die Dialoge, die sie miteinander austauschten, waren humorvoll und zeigten schnell ihre unterhaltsame Dynamik, sodass im Grunde alle Szenen, in denen die beiden miteinander agierten, zu meinen Lieblingen gehörten. Egal, ob man ihre Beziehung als Freundschaft oder Romanze sieht – so oder so war sie einfach großartig zu lesen.
Neben dem Lob habe ich aber durchaus ein wenig Kritik. So fand ich den Teil der Handlung, als Robyn und A.J. verschiedene Verdächtige beobachten, ein wenig ZU langatmig; irgendwann war mir schon am Anfang ihrer Personen-Untersuchung klar, dass sich der bzw. die Verdächtige als unschuldig erweisen würde. Zwar habe ich immer noch mitgefiebert, weil ich wissen wollte, wie die Puzzleteile sich zusammensetzen, aber etwas zu lang war mir die Untersuchung trotzdem.
Zudem war ich ein wenig enttäuscht davon, dass wir am Ende gar nicht zu allen Dingen, die im Ambrosia passierten, eine Antwort erhielten. Es gibt bei den Fällen nämlich einen, der relativ großen Fokus bekommt, aber nie aufgeklärt wird, obwohl alle anderen Fälle eine Auflösung bekommen. Diese kleine Lücke ist zugegeben leicht zu verschmerzen, weil alles andere an seinen Platz fällt, aber erwähnen wollte ich es trotzdem.
Zusammengefasst ein sehr spannender Roman mit einigen unerwarteten, schockierenden Entwicklungen, einer großartigen Duo-Dynamik und etwas zu vielen Verdächtigen, was ihn insgesamt betrachtet zu einer fesselnden Lektüre machte!
- Moralische Ambition
- Rutger Bregman
- Rowohlt
- Sachbuch
- Abolitionismus
- Widerstand
- Rechte
- Menschen
- Moral
- Inspiration
- Spenden
- Aktionen
- Führungspersonen
In der Geschichte der Menschheit gab es mehrere Personen, die sich von den anderen abhoben: Die für ihre Ziele kämpften, die damals utopisch und unmöglich erschienen, teils sogar verboten waren. Menschen, die ihre moralische Ambition dafür nutzten, sich für die Gruppen einzusetzen, die niemand anderen hatten, der für sie kämpfte. Sklaven, Frauen, queere Personen, Tiere: Erst nach und nach bekamen sie Rechte, weil es wenige Menschen gab, die fest daran glaubten, dass sie sie verdienen. So viele Ideen, so viele Maßnahmen, die nicht existieren würden, hätte es niemanden gegeben, der tatsächlich etwas getan hätte, um sie umzusetzen.
Über diese Menschen spricht Rutger Bregman und stellt fest: Wir alle könnten so wie sie sein, wenn wir einfach handeln, statt über das Handeln zu reden. Doch er spricht auch darüber, warum es so viele Menschen gibt, die es eben nicht tun, und warum. Welche Ausreden wir finden, um nichts an unserem Status Quo ändern zu müssen und wie überraschend leicht es sein kann, doch Unterstützer zu finden, wenn man etwas bewegen will. Wie Rutger Bregman selbst beschreibt, ist die Lektüre von „Moralische Ambition“ nicht immer angenehm, weil sie einen mit dem eigenen Nichtstun konfrontiert – und dass man selbst dann, wenn man aktiv etwas tut, nie genug tun kann. Anfangen ist dabei der schwierigste Teil, der erfordert, dass man dazu inspiriert wird. Und obwohl Rutger Bregman mich tatsächlich dazu inspirierte, mich über die verschiedenen Organisationen und Menschen zu informieren und nach Spendemöglichkeiten zu suchen, hat die Lektüre nichts daran geändert, dass ich nicht mein komplettes Leben dafür umkrempeln will.
Denn ein Thema, das Rutger Bregman nicht anspricht, sind die persönlichen Leidenschaften der Menschen, die ihre Talente „verschwenden“. So erwähnt er z.B. früh einen Abonnementdienst für elektrische Zahnbürstenköpfe, der alle zwei Monate automatisch eine neue schickt und wundert sich, warum die Erfinder ihre Engagement nicht für wichtigere Themen einsetzen. Meine persönliche Antwort darauf ist: Es ist nichts verwerflich daran, seinen eigenen Träumen nachzugehen. Genauso, wie es Menschen gibt, die ambitioniert sind, ihren größten Traum, das Leben vieler Menschen zu verbessern, zu erfüllen, gibt es Menschen, die ihren größten Traum, etwas Kleineres zu erreichen, erfüllen wollen. Auch, wenn die eine Menschengruppe sehr viel Wichtigeres erreicht als die andere, tun beide etwas, wofür sie brennen – und das möchte ich nicht verurteilen. Ich selbst bin mit Leidenschaft Buchhändlerin und würde diesen Beruf nicht aufgeben wollen, um dafür eine Kämpferin verschiedener Rechte zu werden.
Aber ja: Wir sollten trotzdem mehr tun. Rutger Bregman hat mir gezeigt, dass gerade der Akt des Spendens wirklich nicht schwierig ist und ebenfalls Menschenleben verändern kann. Es hat mich überraschend fasziniert, über all diese Personen zu lesen, die es gegen alle Wahrscheinlichkeit schafften, eine weltweite Bewegung in Gang zu setzen, einfach, indem sie damit anfingen. Mein Respekt für diese Menschen ist nach der Lektüre dieses Sachbuchs noch mehr gestiegen, speziell die Art und Weise, wie sie andere Menschen mit ihrem Glauben ansteckten. Gleichzeitig möchte ich offen zugeben, dass die Lektüre mich zwar zum Nachdenken und sogar teilweise zum Handeln (sprich: Spenden) angeregt hat, aber nicht dazu, selbst jemand zu werden, der andere dazu inspiriert.
Empfehlen würde ich die Lektüre aber trotzdem, denn egal, welche Meinung selbst man zu moralischer Ambition hat: Sie ist trotzdem inspirierend, nur der Grad der Inspiration wird sich von Person zu Person wahrscheinlich stark unterscheiden.
Lilly kann nicht fassen, als sie erfährt, dass Ray – der Junge, in den sie sich auf der Titanic verliebt hat – in Wirklichkeit ebenfalls ein Zeitreisender ist: Damien Belmont, der den Auftrag hatte, ihr Zeitreise-Zahnrad zu stehlen. Lilly fühlt sich betrogen, doch bevor sie Zeit hat, über Damiens Verrat hinwegzukommen, gibt sein Vater ihnen beiden einen Auftrag: Sie sollen in die Regency-Zeit reisen, um dort das letzte Zahnrad zu stehlen. Dabei stehen ihnen nicht nur ihre Gefühle im Weg, sondern auch die Tatsache, dass es nirgendwo auffindbar zu sein scheint …
Im letzten Teil der Dilogie haben Lilly und Damien noch so einige Probleme zu bewältigen, bevor ihre Geschichte schließlich ein Ende findet. Insgesamt hat es mir sehr gefallen, ihre gemeinsame Reise zu verfolgen, die Entwicklung ihrer Romanze zu sehen und dabei die historischen Charaktere zu beobachten. Zwar gab es dabei auch zwei, drei Dinge, die ich verbesserungswürdig fand, aber insgesamt hat mir die Geschichte sehr gefallen.
Es fängt damit an, dass sowohl Lilly als auch Damien großartige Charaktere sind. Mir fiel es tatsächlich schwer, zu entscheiden, wen ich lieber mochte, weil ich Lillys zwiegespaltene Gefühle sehr gut verstanden und gleichzeitig Damien angefeuert habe. Zwar fand ich, dass sich ihre Romanze am Anfang zu langsam und gegen Ende zu schnell entwickelt hat, aber die Tatsache, dass die beiden selbst so sympathisch sind, hat das wieder wettgemacht.
Die Zeit, die die beiden bei Jane Austen verbracht haben, war mir tatsächlich ZU langsam, während ich gerne noch mehr von der Zeitreise, die danach stattfindet, gesehen hätte, weil sie so unglaublich spannend war. Dafür mochte ich es sehr, dass während der Jane-Austen-Zeit nicht nur verschiedene historische Charaktere vorgestellt, sondern jegliche Klischees gleichzeitig vermieden wurden. Hier müssen Lilly und Damien nämlich ein Geschwisterpaar spielen, weshalb ich fürchtete, dass es mindestens ein vermeidbares Missverständnis geben würde, aber zu meiner Freude geschah nichts dergleichen. Das war sehr erfrischend, weil wir ein paar süße Szenen zwischen den beiden erleben durften, ohne dass peinliche „Erwischt!“-Szenen darauf folgten.
Die Nebencharaktere kommen leider ein wenig zu kurz, sodass ein Twist nicht so gut funktionierte, wie ich es mir gerne gewünscht hätte. Damiens Vater hinterließ dafür einen bleibenden Eindruck, weil er ein so guter Antagonist war; tatsächlich mochte ich ihn seiner Rolle so sehr, dass ich nichts dagegen gehabt hätte, noch mehr von ihm zu sehen.
Insgesamt also ein guter Abschluss für Lillys und Damiens Geschichte, der zwar durchaus ein paar Schwächen hat, aber mich letztendlich sehr zufriedenstellte!
- Starling House
- Alix E. Harrow
- Goldmann
- Fantasy
- Mystery
- Horror
- Grusel
- Familie
- Dämonen
- Atmosphäre
- Schreibstil
- Charaktere
Opal schafft es gerade so, sich und ihren Bruder Jasper mit Diebstählen und ihrer Arbeit über Wasser zu halten, doch das ändert sich, als sie sich eines Tages nach Starling House verirrt. Ihre erste Begegnung mit dem letzten Erben des Hauses, Arthur, verläuft bestenfalls kritisch, doch als sie ein paar Tage danach zurückkehrt, bietet er ihr überraschend einen Job als Haushaltshilfe an. Opal nimmt an, weil die Bezahlung genug ist, um ihrem Bruder ein angenehmes Leben zu ermöglichen. Doch die Gravelys, die die Stadt kontrollieren, haben es auf Starling House abgesehen und erpressen Opal, ihnen Informationen über das Haus zu geben. Hin- und hergerissen zwischen ihrem Verlangen, ihren Bruder zu schützen und Arthur nicht zu verraten, ahnt Opal, dass sie bald eine schwere Entscheidung treffen muss …
Dieser atmosphärische Roman beeindruckt vor allem durch seinen bildlichen, wunderschönen Schreibstil und seine Charaktere, ist dafür aber nicht zwingend spannend, sondern eher mysteriös.
Opal, Arthur und Jasper sind die wichtigsten Charaktere und alle waren vielschichtig und einnehmend. Auch einige der Nebencharaktere bekamen überraschende Momente, die mir sehr gefielen, wenn sie auch bei weitem nicht so wichtig sind wie die Hauptcharaktere und die zentrale Antagonistin. Das machte mir jedoch nichts aus, weil mir die zentralen Figuren so sehr gefielen und wir einen tiefen Einblick in ihre Gedanken und Gefühle bekamen.
Dazu hat der Schreibstil stark beigetragen. Alix E. Harrow benutzt Formulierungen und Sätze, die ein starkes Bild hinterlassen und die ich so noch nie gelesen habe. Es ist ein wundervoller, beeindruckender Schreibstil, der zudem die mysteriöse Atmosphäre des Romans betont und einfach schön zu lesen ist. Tatsächlich tue ich mich schwer, zu entscheiden, ob ich den Schreibstil oder die Hauptcharaktere besser fand, weil beide Aspekte so eng miteinander verwoben sind.
Doch etwas gab es, das mir beizeiten fehlte: (Konstante) Spannung. Das Mysteriöse und Unheimliche wird hervorragend durch den Schreibstil eingefangen, doch die Handlung war eher ruhig und drängte mich nicht immer zum Weiterlesen. Dadurch, dass das Buch genug andere positive Aspekte hatte, tat ich es natürlich, aber trotzdem hat mir ein bisschen mehr Spannung gefehlt. Das Seltsame hierbei ist, dass es durchaus spannende Situationen gibt, sie sich aber nicht immer spannend anfühlten. Die übernatürlichen Gefahren waren für mich zu vage, um mich vor ihnen zu fürchten, weshalb mich die realen Gefahren, die durch die Erpressung der Gravelys entstanden, mehr überzeugten.
Aus diesem Grund würde ich den Roman Leserinnen und Lesern, die einen bildlichen Schreibstil, einnehmende Hauptcharaktere und eine atmosphärische Lektüre suchen, empfehlen – doch nicht unbedingt denjenigen, die gerne von Spannung getriebene Geschichten bevorzugen. Mir persönlich hat der Roman gut gefallen, doch ist er definitiv etwas für Fans ruhigerer, mysteriöser Geschichten!
Kylar Stern ist endlich auf dem Schiff, in dem sich eines der beiden Kinder, die er retten soll, befindet. Doch es zu retten ist selbst mit seinem Ka’kari leichter gesagt als getan, denn die Entführer verfügen über Kräfte und Möglichkeiten, die selbst die Kylars übersteigen. Zudem hat er nur begrenzt Zeit, seine Mission zu erfüllen, weil sich in wenigen Tagen die volle Kraft des Kindes manifestieren wird – was unzählige Menschen das Leben kosten würde …
Was ich vorweg sagen muss: Ja, das Buch ist definitiv zu lang. Obwohl es mir letztendlich immer noch Spaß machte, die zweite Hälfte von Kylars Abenteuer zu verfolgen, hatte es definitiv Längen, die nicht hätten sein müssen. Zwar ist natürlich noch nicht klar, welche Ereignisse sich letztendlich als wichtig erweisen werden, aber nichtsdestotrotz gab es so einige Szenen, die trotz der konstanten Gefahr, in der Kylar schwebt, sich recht langsam lasen. Man braucht also Durchhaltevermögen für diese Fantasy-Geschichte – aber wenn man durchhält, wird man glücklicherweise enorm dafür belohnt.
Denn das Finale plus das Ende mit den vielen Twists war absolut episch. Schon davor gab es natürlich packende Szenen und schockierende Twists (darunter ein spezieller, der mich ganz schön starren ließ), aber das, was gegen Ende passiert, war so gewaltig, grausam und genial, dass ich meinen Augen nicht trauen wollte. Speziell, als das, was ich bereits als gigantisch empfand, noch durch zusätzliche Twists auf den Kopf gestellt wurde. Wie gesagt: Der Weg zum Ende ist manchmal steinig, aber das Ziel ist es allemal wert.
Zum Glück gibt es aber auch auf dem Weg dahin so einige nennenswerte Szenen. Wie auch im ersten Band waren die Diskussionen zwischen Kylar und seinem Ka’kari grandios und ich hätte gerne noch mehr von ihnen gesehen; aber auch die Art und Weise, wie Kylar sich beständig in Schwierigkeiten bringt, war sehr amüsant, speziell, weil Brent Weeks kreative Wege findet, ihn da rauszuholen. Das Beste dabei ist, dass diese Wege realistisch bleiben und gleichzeitig zeigen, wie viel schief gehen kann – und dass es leider auch Dinge gibt, denen man nicht auf kreative Weise entkommen kann.
Letztendlich hat mir die Lektüre also sehr gut gefallen, doch möchte ich betonen, dass sie ausschließlich für diejenigen Leserinnen und Leser geeignet ist, die bereits an die Länge klassischer Fantasy-Romane gewöhnt sind.
Ren und ihre Familie führen kleine Kunststücke auf, um sich ihr Geld zu verdienen. Dabei muss Ren ihre Lichtmagie verbergen, wenn sie nicht das Ziel von Kopfgeldjägern werden will. Doch als ihre Familie von einem Dämon angegriffen und ihr Onkel Samchon schwer verwundet wird, bricht ihre Magie aus ihr heraus – und weckt damit die Aufmerksamkeit der Menschen der Unterwelt, die entschlossen sind, sie zu finden. Darunter ist auch der Söldner Sunho, der im Gegenzug Informationen zu seinem verschwundenen Bruder bekommen will. Während Ren nach einem Heilmittel für ihren Onkel sucht, trifft sie auf Sunho – der nicht weiß, wer sie wirklich ist …
Das letzte Buch von Axie Oh („Das Mädchen, das in den Wellen verschwand“) hat mir sehr gut gefallen, doch muss ich zugeben, dass ich „Das Mädchen aus der Schwebenden Welt“ im Vergleich dazu „nur“ gut fand.
Der Anfang ist recht klassisch: Die Handlung wird in Bewegung gesetzt, weil Ren jemanden retten will, den wir als Leser:innen nur kurz kennenlernen. Ich bin mir immer noch nicht ganz sicher, warum so viele Geschichten diesen oder einen ähnlichen Anfang haben, weil es schwierig ist, mit dem Schicksal eines Charakters mitzufiebern, der kein wichtiger Teil der Handlung ist. Indem Samchon Ren einfach begleitet hätte und dabei immer kränker geworden wäre, wäre ich sehr viel investierter in Rens Reise gewesen. Dasselbe gilt für Sunhos Bruder – dadurch, dass wir ihn nicht kennenlernen, war ich nicht allzu interessiert an Sunhos Suche, sondern eher an seiner persönlichen Vergangenheit.
Dafür waren Ren, Sunho und ihre Romanze überraschend gut umgesetzt. Von Anfang an ist klar, dass beide ihre Geheimnisse haben, die sie vor jedem anderen verstecken, weshalb ich neugierig darauf war, wie sie sich entwickeln würden. Hier gibt es auch ein paar interessante Twists, die ich nicht kommen gesehen habe und die mir deshalb sehr gefallen haben. Bei ihrer Romanze gab es weniger Drama, als ich erwartet habe, aber dafür mochte ich die Akzeptanz, die sie füreinander hatten. Nur eine Kritik habe ich bezüglich den beiden: Ich fand es unrealistisch, dass Sunho niemals misstrauisch gegenüber Ren war, obwohl sie am Anfang stets eine Maske trug. Wenn ich ein Söldner wäre und nach einem Mädchen in Rens Alter suchen würde, würde ich bei einem maskierten Mädchen sofort vermuten, dass sie die Gesuchte sein könnte – doch Sunho hat das nie getan, was ich dann doch merkwürdig fand.
Neben den beiden lernt man nur wenige Charakter näher kennen und die Handlung entwickelt sich leider auch in eine Richtung, die mir nicht immer gefiel. Die Art und Weise, wie die koreanische Sage umgesetzt wurde, war sehr gut, aber die Herkunft der Dämonen hat mich ein wenig enttäuscht; hier hätte ich mehr erwartet, zum Beispiel eine Verbindung zu der Sage.
Insgesamt also eine recht gute Fantasyromanze – keine herausragende, aber auch keine schlechte.