Bücherregal lädt …
Die dunklen Fälle des Harry Dresden - Silberlinge
512 Seiten

Harry Dresden hat es nie leicht, aber dieses Mal fühlt selbst er sich überfordert. Ortega, ein mächtiger Vampir des Roten Hofs, fordert ihn zum Duell auf, das den Krieg zwischen Magiern und Vampiren entscheiden könnte. Für Harry, dessen Geliebte Susan Rodriguez kurz davor ist, ein voller Vampir zu werden, bedeutet das im Grunde, sich zwischen seinem Tod und einem brutalen Krieg zu entscheiden. Und als wäre das noch nicht genug, bekommt er den Auftrag, das gestohlene Turiner Grabtuch zurückzuholen, dessen erster Dieb von den Denariern umgebracht wurde, die es auch auf Harry abgesehen haben …

Spannend geht es für Harry Dresden weiter, wobei wir Leserinnen und Leser über den ganzen Roman hinweg ganz schön auf Trab gehalten werden. Die vielen Probleme, denen Harry sich stellen muss, haben dafür gesorgt, dass der Roman stets spannend bleibt. Hier haben wir auch mehr von Susan zu sehen bekommen, die in diesem Roman ihre Stärken zeigt und insgesamt mein Lieblingscharakter war (auch wenn ich Michael, der hier wieder aufgetreten ist, sowie die neuen Charaktere Shiro und Sanya ebenfalls mochte). Ich hätte mir nur gewünscht, dass die Probleme noch enger miteinander verbunden worden wären, denn mit Ausnahme von Susan, die in beiden Handlungssträngen mitspielt, gibt es keinen stärkeren Zusammenhang zwischen ihnen. Dabei hätte es sich durchaus angeboten, die Antagonisten Nikodemus und Ortega zusammenarbeiten zu lassen, um eine noch größere Bedrohung für Harry herzustellen. Trotzdem haben mir die individuellen Probleme sehr gut gefallen.

Harry selbst bleibt ein recht sympathischer Charakter, auch wenn mir persönlich ein wenig Charakterentwicklung gefehlt hat. Charaktertiefe selbst hat Harry durchaus, aber es fühlt sich an, als hätte er sich seit dem ersten Band kaum verändert.

Zuletzt möchte ich den religiösen Aspekt der Handlung ansprechen, dessen Umsetzung mir überrascht gut gefallen hat. Sobald ich las, dass es um ein christliches Relikt und auf Judas’ Verrat basierende Monster geht, war ich erst mal zögerlich, doch finde ich, dass sich diese Aspekte nicht nur gut in die Handlung und die Welt einfügten, sondern auch angenehm tolerant behandelt wurden; Religion wurde weder verteufelt noch als absolute Rettung dargestellt, sondern schlicht als Entscheidung, die weder gut noch schlecht ist.

Insgesamt also wieder ein spannender Harry-Dresden-Band und ich freue mich schon auf den nächsten!

One Dark Window – Die Schatten zwischen uns
490 Seiten

Mit neun Jahren hat Elspeth die Nachtmahr-Karte, eine der zwölf Vorsehungskarten, berührt und dadurch den Nachtmahr in ihren Geist gelassen. Elf Jahre später wird Ravyn Yew, Hauptmann der Streiter, auf sie aufmerksam, weil die Magie des Nachtmahrs es ihr ermöglicht, die anderen Vorsehungskarten zu sehen. Ravyn und seine Gruppe möchten alle zwölf Karten versammeln, um den Fluch der Infektion, unter dem auch Elspeth leidet, zu brechen. Nur noch drei Karten fehlen ihnen, doch aufgrund der Tatsache, dass es unterschiedlich viele Exemplare der Karten gibt – zwölf Exemplare der ersten Karte, elf der zweiten, zehn der dritten, bis zum einzigen Exemplar der zwölften Karte, die vor langen Zeit verloren ging –, gestaltet sich die Suche trotz Elspeths Fähigkeit schwierig. Zudem muss sie verbergen, dass der Nachtmahr in ihr wohnt, was noch schwieriger als die Suche nach den Karten ist, weil er mit jedem Mal, mit dem sie ihn um Hilfe bittet, mächtiger wird …

Dieser düstere und atmosphärische Fantasyroman entführt uns leicht in die Welt von Blunder und seiner faszinierenden Magie, die für mich mit einigem Abstand das Beste am Roman war. Speziell die Magie der Karten war fantastisch ausgebaut, wobei jede der zwölf Karten ausführlich beleuchtet wird und fast jede Karte ihren Moment bekommt. Das ganze Worldbuilding um die Karten war schlicht großartig und ich bin froh, dass es die Aufmerksamkeit bekam, die es verdiente.

Extra erwähnen muss ich natürlich den Nachtmahr, der ein überraschend cooler Charakter war und für einige unerwartete Twists sorgte. Das waren zwei weitere Stärken des Romans: Der sarkastische, mysteriöse Nachtmahr, der ein wunderbar grauer Charakter war und die vielen Twists in der Handlung, die mir zusätzlich Spaß bereiteten. Das schließt auch das Ende mit ein, das ich definitiv nicht kommen gesehen habe, aber gerade deshalb sehr gut fand.

Was die anderen Charaktere angeht, gewann ich den Prinzen Elm überraschend lieb. Am Anfang schenkte ich ihm keine besondere Aufmerksamkeit, aber im Lauf des Romans wurde er zu einem Charakter, den ich sehr mochte. Auch Elspeth und Ravyn, die beiden Hauptcharaktere, fand ich wunderbar, wobei ich ihre Romanze zugegeben „nur“ in Ordnung fand – sie war ganz süß, aber nicht mein Highlight.

Neben all dem Lob habe ich jedoch eine Kritik: Nämlich, dass die Geschichte sich sehr langsam voranbewegt. Das Pacing war selbst mir, die gemächliches Pacing mag, eindeutig ZU langsam. Es gab sogar Stellen, bei denen ich darum kämpfte, weiterzulesen, weil ich mich fragte, wann es wieder spannender wird. Aus diesem Grund würde ich den Roman nur Fans empfehlen, die sich gerne von der Welt verzaubern lassen, während Fans, die eine spannende Lektüre bevorzugen, hier wahrscheinlich enttäuscht werden.

Insgesamt betrachtet hat mir die Lektüre jedoch sehr gefallen und ich plane, auch den zweiten Teil zu lesen!

Der dunkle Kuss der Sterne
528 Seiten

Als Canda am Tag vor ihrer Hochzeit erwacht, erkennt sie sich selbst nicht mehr wieder: Ihr einzigartiger Glanz, ihre Schönheit, ist verschwunden – und mit ihr Tian, ihr Verlobter. Während die Herrscher Ghans daran glauben, dass Tian sie verlassen hat, glaubt Canda fest an eine Entführung. Zusammen mit Amad, Sklave und Jäger der obersten Herrscherin, soll sie Tian finden – und, sofern er schuldig ist, töten. Und zum ersten Mal lernt Canda die Welt außerhalb ihrer glänzenden Stadt kennen und zweifelt an dem, was sie bisher zu wissen glaubte …

Vor zehn Jahren kam „Der dunkle Kuss der Sterne“ erstmalig raus und obwohl ich die Geschichte zwischen 2014 und 2024 mehr als einmal gelesen habe, ist es die exklusive Drachenmond-Schmuckausgabe, die mich nach längerer Zeit in die Welt zurückführte. Obwohl ich zugegeben muss, dass Nostalgie meine Meinung sicher stark beeinflusst, ist die Geschichte immer noch so schön wie in meiner Erinnerung.

Nicht nur ist der Schreibstil flüssig und wunderschön, auch die Charaktere und die Welt können immer noch überzeugen: Candas Charakterentwicklung ist so zufriedenstellend und ihre Romanze mit Amad sehr gut umgesetzt. Beide Charaktere sind nicht nur für sich überzeugend, sondern auch in ihren Interaktionen miteinander.

Von den anderen Charakteren sticht vor allem Juniper hervor, aber ich war positiv überrascht darüber, wie wenige Sätze Nina Blazon brauchte, um selbst unwichtige Charaktere auf eine Weise zu beschreiben, die sie real machte. Das gilt auch für die Welt an sich: Wir lernen einen vergleichsweise kleinen Teil von ihr kennen, aber die Details, mit der Nina Blazon sie füllt, machten sie mindestens so lebendig wie die Hauptcharaktere. Das war in meinem Re-Read das, was mir wohl am stärksten aufgefallen ist: Wie groß und gewaltig sich die Welt anfühlt, in der die Geschichte spielt.

Wegen den Charakteren und der Welt machte es mir nichts aus, dass der Anfang der Geschichte recht langsam ist, zumal ich langsame Anfänge ohnehin mag, aber zugegeben ist es etwas, das andere Leser:innen kritischer aufnehmen könnten. Es dauert eine Weile, bis die Reise startet und noch länger, bis der große Twist sie in eine andere Richtung führt. Natürlich passieren währenddessen viele relevante Dinge, aber ja, der Anfang bleibt trotzdem relativ langsam.

Damit wären wir beim letzten Punkt, den ich unbedingt erwähnen möchte: Den großartigen Twist, der alles, was davor geschah, in eine andere Perspektive rückt. In einem Re-Read ist es sehr viel leichter, das Foreshadowing zu bemerken, aber dennoch bleibt es ein Twist, der die gesamte Handlung noch viel besser macht, als sie ohnehin schon ist. Nicht nur macht es Spaß, die vielen frühen Hinweise zu entdecken, sondern auch, sich nach und nach an die kleineren Twists und Details zu erinnern, die ich fast vergessen hatte.

Insgesamt also ein großartiger Fantasyroman für alle, die Quests und Romanzen lieben!

Starling House
480 Seiten

Opal schafft es gerade so, sich und ihren Bruder Jasper mit Diebstählen und ihrer Arbeit über Wasser zu halten, doch das ändert sich, als sie sich eines Tages nach Starling House verirrt. Ihre erste Begegnung mit dem letzten Erben des Hauses, Arthur, verläuft bestenfalls kritisch, doch als sie ein paar Tage danach zurückkehrt, bietet er ihr überraschend einen Job als Haushaltshilfe an. Opal nimmt an, weil die Bezahlung genug ist, um ihrem Bruder ein angenehmes Leben zu ermöglichen. Doch die Gravelys, die die Stadt kontrollieren, haben es auf Starling House abgesehen und erpressen Opal, ihnen Informationen über das Haus zu geben. Hin- und hergerissen zwischen ihrem Verlangen, ihren Bruder zu schützen und Arthur nicht zu verraten, ahnt Opal, dass sie bald eine schwere Entscheidung treffen muss …

Dieser atmosphärische Roman beeindruckt vor allem durch seinen bildlichen, wunderschönen Schreibstil und seine Charaktere, ist dafür aber nicht zwingend spannend, sondern eher mysteriös.

Opal, Arthur und Jasper sind die wichtigsten Charaktere und alle waren vielschichtig und einnehmend. Auch einige der Nebencharaktere bekamen überraschende Momente, die mir sehr gefielen, wenn sie auch bei weitem nicht so wichtig sind wie die Hauptcharaktere und die zentrale Antagonistin. Das machte mir jedoch nichts aus, weil mir die zentralen Figuren so sehr gefielen und wir einen tiefen Einblick in ihre Gedanken und Gefühle bekamen.

Dazu hat der Schreibstil stark beigetragen. Alix E. Harrow benutzt Formulierungen und Sätze, die ein starkes Bild hinterlassen und die ich so noch nie gelesen habe. Es ist ein wundervoller, beeindruckender Schreibstil, der zudem die mysteriöse Atmosphäre des Romans betont und einfach schön zu lesen ist. Tatsächlich tue ich mich schwer, zu entscheiden, ob ich den Schreibstil oder die Hauptcharaktere besser fand, weil beide Aspekte so eng miteinander verwoben sind.

Doch etwas gab es, das mir beizeiten fehlte: (Konstante) Spannung. Das Mysteriöse und Unheimliche wird hervorragend durch den Schreibstil eingefangen, doch die Handlung war eher ruhig und drängte mich nicht immer zum Weiterlesen. Dadurch, dass das Buch genug andere positive Aspekte hatte, tat ich es natürlich, aber trotzdem hat mir ein bisschen mehr Spannung gefehlt. Das Seltsame hierbei ist, dass es durchaus spannende Situationen gibt, sie sich aber nicht immer spannend anfühlten. Die übernatürlichen Gefahren waren für mich zu vage, um mich vor ihnen zu fürchten, weshalb mich die realen Gefahren, die durch die Erpressung der Gravelys entstanden, mehr überzeugten.

Aus diesem Grund würde ich den Roman Leserinnen und Lesern, die einen bildlichen Schreibstil, einnehmende Hauptcharaktere und eine atmosphärische Lektüre suchen, empfehlen – doch nicht unbedingt denjenigen, die gerne von Spannung getriebene Geschichten bevorzugen. Mir persönlich hat der Roman gut gefallen, doch ist er definitiv etwas für Fans ruhigerer, mysteriöser Geschichten!

Nachtengel - Gemini
752 Seiten

Kylar Stern ist endlich auf dem Schiff, in dem sich eines der beiden Kinder, die er retten soll, befindet. Doch es zu retten ist selbst mit seinem Ka’kari leichter gesagt als getan, denn die Entführer verfügen über Kräfte und Möglichkeiten, die selbst die Kylars übersteigen. Zudem hat er nur begrenzt Zeit, seine Mission zu erfüllen, weil sich in wenigen Tagen die volle Kraft des Kindes manifestieren wird – was unzählige Menschen das Leben kosten würde …

Was ich vorweg sagen muss: Ja, das Buch ist definitiv zu lang. Obwohl es mir letztendlich immer noch Spaß machte, die zweite Hälfte von Kylars Abenteuer zu verfolgen, hatte es definitiv Längen, die nicht hätten sein müssen. Zwar ist natürlich noch nicht klar, welche Ereignisse sich letztendlich als wichtig erweisen werden, aber nichtsdestotrotz gab es so einige Szenen, die trotz der konstanten Gefahr, in der Kylar schwebt, sich recht langsam lasen. Man braucht also Durchhaltevermögen für diese Fantasy-Geschichte – aber wenn man durchhält, wird man glücklicherweise enorm dafür belohnt.

Denn das Finale plus das Ende mit den vielen Twists war absolut episch. Schon davor gab es natürlich packende Szenen und schockierende Twists (darunter ein spezieller, der mich ganz schön starren ließ), aber das, was gegen Ende passiert, war so gewaltig, grausam und genial, dass ich meinen Augen nicht trauen wollte. Speziell, als das, was ich bereits als gigantisch empfand, noch durch zusätzliche Twists auf den Kopf gestellt wurde. Wie gesagt: Der Weg zum Ende ist manchmal steinig, aber das Ziel ist es allemal wert.

Zum Glück gibt es aber auch auf dem Weg dahin so einige nennenswerte Szenen. Wie auch im ersten Band waren die Diskussionen zwischen Kylar und seinem Ka’kari grandios und ich hätte gerne noch mehr von ihnen gesehen; aber auch die Art und Weise, wie Kylar sich beständig in Schwierigkeiten bringt, war sehr amüsant, speziell, weil Brent Weeks kreative Wege findet, ihn da rauszuholen. Das Beste dabei ist, dass diese Wege realistisch bleiben und gleichzeitig zeigen, wie viel schief gehen kann – und dass es leider auch Dinge gibt, denen man nicht auf kreative Weise entkommen kann.

Letztendlich hat mir die Lektüre also sehr gut gefallen, doch möchte ich betonen, dass sie ausschließlich für diejenigen Leserinnen und Leser geeignet ist, die bereits an die Länge klassischer Fantasy-Romane gewöhnt sind.

Die dunklen Fälle des Harry Dresden – Grabesruhe
544 Seiten

Im dritten Band hat Harry Dresden mit so einigen Problemen zu kämpfen: Eine junge Frau namens Lydia, die in die Zukunft sehen kann, bittet ihn um einen Talisman gegen Geister, woraufhin Harry seinen eigenen hergibt; ein Gespenst namens Agatha will die Leben von Säuglingen stehlen, weshalb Harry sie irgendwie ohne seinen Talisman bekämpfen muss; ein Dämon macht Chicago unsicher und kann sogar die Körper seiner Opfer übernehmen; und die Reporterin Susan, mit der Harry eine Liebesbeziehung führt, möchte den Hof der Vampire untersuchen, was eine größere Gefahr ist, als sie ahnt. Zusammen mit seinem Freund Michael versucht Harry alles in seiner Macht Stehende, um all diese Probleme – und noch mehr – zu bewältigen …

Der erste Band hat mir gut gefallen, der zweite Band war für mich schwächer und der dritte Band ist mit Abstand das absolute Highlight (bisher zumindest)! Mit all den Problemen, die Harry lösen muss, geht es in dem Band ordentlich zur Sache, sodass man stets auf Trab gehalten wird und sich um Harrys Schicksal (und das seiner Freunde) sorgt. Ich war so investiert in die Handlung und die Charaktere, wie ich es bisher noch nicht war und habe die konstante Spannung sehr begrüßt.

Von den Charakteren möchte ich speziell Michael hervorheben, weil er nicht nur der wohl sympathischste Charakter war, sondern auch das Klischee, religiöse Menschen in Romanen als antagonistisch darzustellen, dankenswerterweise vermied. Allgemein machten die Charaktere und deren Beziehungen dieses Mal einen stärkeren Eindruck auf mich; ich fieberte sehr mit allen mit und war gespannt darauf, wohin die Handlung sie führen würde.

Deshalb fällt es mir schwer, irgendwelche Kritik zu finden, weil mir das Lesen so großen Spaß und noch mehr Lust darauf gemacht hat, die weiteren Teile zu lesen. Ich schätze, Lieutenant Murphy hätte eventuell noch öfter vorkommen können, doch bin ich mir sicher, dass das in folgenden Teilen der Fall sein wird – ähnlich, wie in diesem Band Susan mehr in den Fokus gerückt hat.

Wer bei den ersten zwei Bänden wie ich eher zögerlich/neutral war, wird hier im dritten Band eine umso spannendere Geschichte finden!

Der Fluch der Schwestern (Die sechs Kraniche 0)
432 Seiten

Als Channis Schwester Vanna geboren wird, ist sofort klar, dass sie etwas ganz Besonderes ist: Nicht nur ist sie wunderschön, sondern hat auch ein Licht, das aus ihrem Herzen strahlt. Entscheidungen des gemeinsamen Vaters führen dazu, dass am Tag von Vannas Geburt Channi mit einem Schlangengesicht verflucht wird, unter der Voraussetzung, es wiederzubekommen, wenn sie am Tag von Vannas siebzehnten Geburtstag ihre Schwester opfert. Stattdessen will Channi lieber Angma, die sie mit diesem Fluch belegte, finden und besiegen. Doch wie soll sie die Tigerin finden und gleichzeitig ihre Schwester Vanna beschützen? Bei einem Verlobungswettbewerb für Vanna trifft Channi schließlich auf den Halbdrachen Hokzuh, der ihre letzte Chance sein könnte, ihre Schwester zu retten – doch gegen einen hohen Preis für einen von ihnen …

Das Prequel für „Die sechs Kraniche“ hat mir überraschend gut gefallen, was ich deshalb so betone, weil nur der erste Teil der Dilogie mich begeisterte, während ich den zweiten Teil sehr schwach fand. Deshalb war ich ein wenig vorsichtig, was „Der Fluch der Schwestern“ angeht und bin deshalb umso froher, dass er mir insgesamt sehr gut gefiel!

Das Band zwischen Channi und Vanna ist trotz der Tatsache, dass Vanna für einige Zeit abwesend ist, sehr stark und bildet die Grundfeste des Romans. Zudem sind beide Charaktere auf ihre Weise sehr sympathisch und ich habe trotz der Tatsache, dass ich ihr Schicksal dank der Kraniche-Dilogie bereits kannte, sehr mit ihnen mitgefiebert. Auch der Halbdrache Hokzuh gehörte zu meinen Lieblingen; obwohl ich die Romanze mit Channi relativ unnötig fand (tatsächlich ist der Leseschnipsel auf der Inhaltsklappe die einzige romantische Szene zwischen ihnen), war die Beziehung zwischen ihnen allgemein sehr einnehmend. Hier hilft es wie gesagt sehr, dass alle drei Charaktere sich sehr menschlich angefühlt haben und man alle Seiten verstehen konnte.

Von den Nebencharakteren ist Channis Schlange Ukar erwähnenswert, der Channi stets auf den Boden der Tatsachen zurückholt, während andere Nebencharaktere größtenteils aus Antagonisten bestanden. Doch war gut, wie die Antagonisten in die Handlung eingebunden waren, weil sie alle eine wichtige Rolle für die Handlung spielten und verschiedene Gefahren für Channi, Vanna und Hokzuh bildeten.

Insofern ist meine einzige Kritik, dass ich in der Mitte der Handlung gerne noch mehr von Vanna gesehen hätte, um Channis Wunsch, sie zu retten, beim Leser noch früher aufkommen zu lassen, als es der Fall ist – aber davon abgesehen haben wir hier eine wunderbare Vorgeschichte, die man auch problemlos für sich lesen kann und die speziell für Fans für Fantasy ohne (große) Romanzen perfekt geeignet ist!

Nachtengel - Nemesis
736 Seiten

Kylar Stern gehört dank der Macht des schwarzen Ka’kari zu den besten Assassinen der Welt. Doch hat er sich geschworen, nie wieder ein unschuldiges Leben zu nehmen, was seine Missionen ganz schön erschwert. Als die Kinder seines besten Freundes entführt werden, liegt es an Kylar, zusammen mit der fähigen Phaena nach einem magischen Kompass zu suchen, um sie wiederzufinden. Dabei muss er an die Grenzen seiner dunklen Kräfte gehen, während er sich den Herausforderungen seiner Mission stellt …

Dieser Fantasyroman war im englischen Original so massiv, dass er im Deutschen in zwei Teile geteilt wurde – was meiner Meinung nach eine gute Entscheidung war. Zwar sorgt das dafür, dass das Ende des Romans etwas plötzlich ist, aber eben auch für eine angenehme Länge im Allgemeinen sorgt. Besonders beeindruckend ist hier, dass der Roman immer noch recht lang ist, es für den Großteil allerdings keine Längen gibt, sondern man im Gegenteil sehr lange sehr gut unterhalten wird.

Der Hauptgrund dafür ist definitiv Kylar selbst. Er ist ein unglaublich unterhaltsamer Erzähler, einerseits durch seinen humorvollen Schreibstil und andererseits durch die großartige Zankerei mit seinem Ka’kari. Es hat mir schlicht Spaß gemacht, seine Gedanken und Handlungen zu verfolgen, was definitiv das Highlight des Romans war.

Kylars Beziehungen zu anderen Charakteren sind nicht ganz so faszinierend, aber immer noch sehr gut zu lesen. Nur von den Charakteren selbst hätte ich mir ein bisschen mehr erhofft; man bekommt zwar genug von ihnen mit, um sie zu mögen, aber nicht genug, um sie tatsächlich als dreidimensionale Charaktere wahrzunehmen. Wobei es zugegeben schwierig ist, gegen Kylar anzutreten!

Aber eine allzu große Kritik war das für mich letztendlich nicht, weil mir Kylar selbst so gut gefiel. Dafür habe ich eine andere Kritik: Das Finale dieses Bandes, das meiner Meinung nach ganz schön in die Länge gezogen wurde. Selbst, wenn man es als Höhepunkt statt als Finale sieht, finde ich, dass man es hätte kürzen sollen, weil ca. 150 Seiten, die sich Kylars Flucht widmen, dann doch etwas zu viel sind.

Insgesamt hat mir der Roman aber immer noch sehr viel Spaß gemacht, weshalb ich mich schon freue, bald die zweite Hälfte zu lesen!

Das größte Rätsel aller Zeiten
448 Seiten

Als Baby wurde Clayton vor der Tür der Gemeinschaft der Rätselmacher abgelegt, doch keiner von ihnen konnte jemals herausfinden, wo er herkommt. Zumindest dachte Clayton das bisher – doch als seine Adoptivmutter Pippa, die die Gemeinschaft gegründet hat, verstirbt, vererbt sie ihm eine Schnitzeljagd in Rätseln, die ihn zu seiner wahren Herkunft führen soll. Während er die Rätsel löst und fremde Orte aufsucht, erfährt er mehr über die Geschichte der Gemeinschaft – und über Pippas Geschichte …

„Das größte Rätsel aller Zeiten“ war ein wenig anders, als ich es erwartet habe, doch letztendlich hat es mir gefallen. Die verschiedenen Rätselfragen, die Clayton beantwortet, regen einen selbst dazu an, mitzuraten, was mir durchaus Spaß gemacht hat. Schön ist hierbei auch, dass tatsächlich auf alle Rätsel eine Antwort gegeben wird; ich hatte halb erwartet, dass am Ende ein Rätsel für uns Leser:innen übrig bleibt, bin jedoch froh, dass wir stattdessen einen zufriedenstellenden Schluss bekommen haben.

Neben der angenehmen Schnitzeljagd haben wir auch eine kleine, süße Liebesgeschichte, die mir sehr gefallen hat – was insofern beeindruckend ist, da Claytons Love Interest Neil erst nach zweihundert Seiten in die Handlung eingeführt wird. Das lässt der Entwicklung ihrer Beziehung nicht viel Zeit, aber dennoch hat Samuel Burr es geschafft, sie so süß und glaubwürdig zu beschreiben, dass ich sehr mit ihnen mitgefiebert habe.

Eine potentielle Kritik habe ich jedoch: Das langsame Pacing der Story. Der Roman beeindruckt nicht durch seine Spannung, sondern eher durch seine Feel-Good-Vibes und, nun ja, seine Rätsel. Wenn man einen schönen, gemütlichen Roman lesen will und Rätsel-Fan ist, ist man hier bestens bedient – doch wenn man mehr Spannung will, wird man das langsame Pacing eher als langatmig empfinden. Mir selbst ging es nicht so, weil ich die langsame Geschwindigkeit der Geschichte als angenehm empfand und dementsprechend genoss, aber es ist definitiv nicht für jeden etwas.

Insgesamt also ein empfehlenswerter Roman für Rätsel-Fans, die ruhige Geschichten bevorzugen!

Davids Dilemma
288 Seiten

Weil David an einem Tag keine Lust auf Sportunterricht hat, sagt er seinem Lehrer, dass er nicht teilnehmen kann, weil Schabbat ist – wodurch er sich unbeabsichtigt als Jude outet. Bevor er es verhindern kann, verbreitet sich die Information und macht ihn zum Mobbingopfer. Das entwickelt sich zunächst sogar positiv, weil David dadurch zum ersten Mal sichtbar wird, vor allem für seine Mitschülerin Maja, in die er verliebt ist. Doch dann verstrickt er sich immer mehr in Lügen, was dazu führt, dass Neonazis seine Unterstützung für ihre eigenen Pläne wollen …

Um ehrlich zu sein, weiß ich nicht so recht, was ich von diesem Jugendroman halten soll. Er handelt von Antisemitismus, aber nicht unbedingt auf eine Weise, die ihn beseitigt. Er handelt von Fehlern, aber nicht auf eine Weise, die sie verzeihlich oder verständlich macht. Nur das Mobbing war meiner Meinung tiefgründig dargestellt und zeigte sehr gut, wie schlimm es wirklich werden kann.

David war bei der Geschichte mein Hauptproblem. Er war meiner Meinung nach ein sehr unsympathischer Protagonist, der sich vor allem dadurch auszeichnet, dass er ständig dumme Dinge sagt und tut, ohne sie zu reflektieren und daraus zu lernen. Das verschlimmert seine Situation natürlich, aber weil seine Familie bedroht wird, hört er nicht damit auf – was einerseits natürlich verständlich ist, andererseits aber auch eine schmerzhaft offensichtliche Falle. Denn natürlich hören die Erpressungen nicht auf, egal, wie viel David für die Neonazis tut, sodass ich mir gewünscht hätte, er hätte schon sehr viel früher mit einem Erwachsenen geredet. Das führt in der Handlung selbst zwar nicht gerade zu einer idealen Lösung, wäre aber zu einem früheren Zeitpunkt eventuell eine gewesen. Zudem fürchte ich, dass Davids unsympathisches Verhalten nicht unbedingt dazu beiträgt, Antisemitismus zu beseitigen.

Was die Nebencharaktere angeht, waren viele leider ebenfalls unsympathisch, mit nur ein paar wenigen, die ein bisschen Tiefe zeigten. Hier möchte ich Micke, Davids besten Freund, hervorheben; sein Verhalten war ebenfalls nicht immer okay, aber trotzdem habe ihn verstanden und mit ihm mitgefühlt. Bestimmt wird es umgekehrt ein paar Leser:innen geben, die Mickes Verhalten überhaupt nicht billigen und sich dafür umso mehr in David hineinversetzen können, aber bei mir war das nicht der Fall.

Insgesamt also ein Roman, der mich leider auf die falsche Weise aufgeregt hat und den ich nicht bedingungslos weiterempfehlen kann, obwohl er auch positive Sachen enthielt.

Today, Tonight, Tomorrow
384 Seiten

Rowan Roth und Neil McNair sind seit ihrer gesamten Highschool-Zeit Rivalen, stets darauf bedacht, den jeweils anderen zu übertrumpfen. Als Neil zum Abschlussbesten gekürt wird, sieht Rowan nur noch eine Möglichkeit, ihn zu schlagen: Die Pirsch, eine Mischung aus Schnitzeljagd und dem Mörderspiel, die am letzten Tag der Highschool stattfindet. Um zu garantieren, dass sie und Neil bis zum Schluss übrig bleiben, verbündet sie sich sogar mit ihm, doch muss sie bald feststellen, dass ihre eigenen Gefühle ihrem Sieg im Weg stehen …

Rachel Lynn Solomon etabliert sich immer mehr als eine meiner liebsten Autor:innen, was Liebesromane angeht, was auch dieser Roman bestätigt. Rowan und Neil waren nicht nur äußerst sympathische Charaktere, sondern hatten auch eine wunderbare Chemie miteinander, die es leicht gemacht hat, mit ihnen mitzufiebern. Ich habe ihre Szenen miteinander sehr genossen, auch wenn sie zugegeben auf Kosten anderer Charaktere kamen. Für mich war es das definitiv wert, weil die Romanze so gut umgesetzt war, doch für den zweiten Teil würde ich mir tatsächlich wünschen, dass er mehr Fokus auf die Freundschaft zwischen Rowan, Mara und Kirby legt.

Auch die eigentliche Schnitzeljagd steht nicht im Fokus, sondern dient eher als Rahmen für die Romanze, was einerseits durchaus schade war, weil sie so spaßig und kreativ war, andererseits aber dazu beitrug, dass wir viele herzerwärmende Momente mit Rowan und Neil erlebten. Trotzdem gelingt es der Schnitzeljagd hervorragend, uns die Stadt Seattle zu zeigen, wobei ich es persönlich witzig fand, dass ausgerechnet der einzige Hinweis, der mir etwas sagte, derjenige war, für den Rowan und Neil am längsten brauchten. Ansonsten war die Schnitzeljagd tatsächlich sehr inspirierend und hat in Verbundenheit mit dem Mörderspiel gezeigt, wie viel Lesefreude es bereiten kann, über einen nicht tödlichen Wettbewerb zwischen mehreren Personen zu schreiben!

Was ich ebenfalls sehr schön fand, war die Botschaft, die Rachel Lynn Solomon hier eingebaut hat: Dass man andere Menschen nicht für das verurteilen sollte, was sie mögen. Speziell Romanzen-Fans müssen sich oft damit herumschlagen, weshalb es mich sehr freute, dass hier ihr Wert betont wurde. :)

Ansonsten habe ich ehrlich gesagt nicht viel zu sagen, außer dass mir die Lektüre wirklich sehr gefallen hat und ich mich jetzt schon auf den zweiten Teil freue!

Kings & Thieves (Band 1) - Die Letzte der Sturmkrallen
528 Seiten

Nachdem Linas Gang von den Schwarzkranichen ermordet wurde, ist sie gezwungen, für sie zu arbeiten, weil sonst auch ihre Schwester umgebracht wird. Doch als sie einen teuren Wandteppich stiehlt, der dem Herrscher der Dokkaebi gehört – Rui, auch genannt „der Spielmann“ –, muss sie den Preis dafür bezahlen. Zwei Wochen gibt Rui ihr, um ihn zu töten, ansonsten wird er sie umbringen. Doch Dokkaebi sind nur schwer zu töten und schon bald kommt Lina die Vermutung, dass sie ihn nur auf eine Weise besiegen kann: Indem sie ihn verführt …

Dieser Jugendroman basiert grob auf der koreanischen Mythologie und erzählt dabei eine schöne, spannende Handlung, in der es zwar keine großen Überraschungen, dafür aber umso mehr interessante Ereignisse und Charakterinteraktionen gibt. Hier muss ich natürlich die Beziehung zwischen Lina und Rui hervorheben; es hat sehr viel Spaß gemacht, ihre Interaktionen miteinander zu verfolgen, auch wenn ich zugeben muss, dass ich ihre wachsende Freundschaft mehr gemocht habe als ihre wachsende Romanze. Diese war mir nämlich zu sehr auf Äußerlichkeiten bezogen und nicht stark genug auf die Persönlichkeiten der beiden.

Dafür waren die Charaktere an sich großartig, speziell Lina selbst. Sie ist ein wunderbarer, fehlerhafter Charakter, der für manche zwar zu grausam sein könnte, mir selbst aber sehr gefallen hat. Auch Rui fand ich faszinierend, während die meisten anderen Charaktere dafür recht eindimensional bleiben. Mit einer Ausnahme: Linas Crew. Am Anfang sind sie nur Namen, an die Lina voller Reue denkt, doch durch die regelmäßigen Rückblicke wurden sie schließlich zu Charakteren, mit denen ich trotz der Tatsache, dass man ihr Schicksal von Anfang an kennt, erstaunlich stark mitgefiebert habe. Speziell Linas Freund Sang habe ich sehr lieb gewonnen, doch auch allgemein war ich positiv überrascht darüber, wie fesselnd Sophie Kim die Rückblicke beschrieben hat.

Aus diesem Grund war ich erstaunt darüber, warum Linas Schwester Eunbi nicht genauso eindrucksvolle Rückblicke bekommen hat. Lina denkt regelmäßig an sie, aber wir bekommen vergleichsweise wenig von ihrer Beziehung mit. Ein paar wenige Rückblicke gibt es, aber dafür, dass Eunbi Linas einziger Grund ist, überhaupt für die Schwarzkraniche zu arbeiten, hätte ich mir gerne noch mehr von ihr gewünscht. Zugegeben ist das allerdings kein großer Kritikpunkt, sondern schlicht etwas, das mich ein wenig verwirrte.

Doch einen Kritikpunkt habe ich trotzdem: Das Ende. Es war wirklich sehr, sehr deus-ex-machina-mäßig, beziehungsweise fand ich die Erklärung für ein bestimmtes Ereignis am Ende bestenfalls dürftig und schlimmstenfalls aus der Luft gegriffen. Es führt zwar zu einer unglaublich interessanten End-Situation, die mich neugierig auf den zweiten Teil macht, aber trotzdem kommt das Ereignis so sehr aus dem Nichts, dass ich es als deutlichen Kritikpunkt empfand.

Insgesamt also ein Jugendbuch, das durchaus Schwächen hat, aber für mich trotzdem interessant genug war, dass ich auch den zweiten Teil lesen möchte!

Der Wal und das Ende der Welt
476 Seiten

St. Piran ist ein kleines Dorf mit dreihundertsieben Einwohnern, in dem alle ihren Alltag leben. Bis Joe Haak an die Küste gespült wird, dessen Leben von einem Wal gerettet wurde. Er revanchiert sich kurz darauf, indem er mithilfe der anderen Bewohner das Leben des Wals rettet, woraufhin sich eine Geschichte entspannt, die das ganze Dorf aufrüttelt. Denn Joe Haak, Analyst, hat mithilfe seines Programms den Kollaps der Weltwirtschaft vorausgesehen – und ist entschlossen, St. Pirans Bewohner bestmöglich auf den Moment vorzubereiten ...

Es ist wirklich erstaunlich, dass diese Geschichte bereits 2015 geschrieben wurde, weil sie so vieles, das während der Corona-Pandemie passiert ist, erstaunlich akkurat vorhergesagt hat. Ich war mehr als einmal überrascht, wie sehr John Ironmongers Vorstellungen mit der Wirklichkeit übereingestimmt haben! Allein deshalb war die Lektüre unglaublich faszinierend und sehr empfehlenswert.

Was die eigentliche Geschichte angeht, war ich überrascht davon, wie sehr ich mit Joes Vergangenheit mitfieberte (in Kontrast zu der St.-Piran-Gegenwart). Zwar gab es auch in der Gegenwart einige packende Szenen (wie die Rettung des Wals, Joes Quarantäne und das Weihnachtsfest), aber insgesamt fand ich die vergangenen Szenen um einiges interessanter als die gegenwärtigen.

Das könnte auch daran liegen, dass es bei den gegenwärtigen Ereignissen ab und an Längen in der Handlung gab; nicht so sehr, dass sie mich vom Weiterlesen abgehalten hätten, aber genug, dass ich ein wenig mehr mit den vergangenen Geschehnissen mitfieberte.

Insgesamt habe ich das Buch als Wohlfühlroman empfunden, weil er zeigt, dass es auch in schlimmen Zeiten Hoffnung gibt. In diesem Sinne kann ich trotz der erwähnten Kritik eine Empfehlung aussprechen!

Die Tochter der Mondgöttin 1: Die Tochter der Mondgöttin
512 Seiten

Xingyin ist die Tochter der Mondgöttin und lebt zusammen mit ihrer Mutter und einer Dienerin ein beschauliches Leben auf dem Mond. Doch als sie erfährt, dass ihre Mutter in Wirklichkeit eine Gefangene ist, die den Mond niemals verlassen kann, beschließt sie, nach unten ins Himmlische Königreich zu gehen und dort nach einem Weg zu suchen, sie zu befreien. Sehr bald schon trifft sie auf den Kronprinzen Liwei, mit dem sie sich besonders verbunden fühlt. Doch um das sogenannte Karmesinrote Löwenamulett und dadurch einen Wunsch beim Kaiser frei zu bekommen, schließt sie sich der Armee an, wo sie auch eine Verbindung zu ihrem Hauptmann Wenzhi spürt ...

Das Grundgerüst dieser Geschichte finde ich echt gut – eine Protagonistin, die sich die Freiheit ihrer Mutter damit erkämpfen will, in der Armee desjenigen zu dienen, der sie überhaupt auf den Mond verbannte. Die verschiedenen Missionen, die Xingyin bewältigt, waren allesamt großartig beschrieben. Auch die Beziehung zu Liwei war sehr passend, weil sie für zusätzlichen Konflikt sorgt.

Doch durch das Liebesdreieck, das dann zusätzlich entsteht, wird die Geschichte meiner Meinung nach ganz schön heruntergezogen. Es ist einfach so ... unnötig. Liwei und Wenzhi selbst waren großartige Charaktere, aber die Tatsache, dass Xingyin sich so hin und her gerissen fühlt, obwohl im Grunde von Anfang an klar ist, wen sie wählen wird, ist mir ehrlich gesagt ganz schön auf die Nerven gegangen.

Zugegeben bin ich allgemein kein Fan von Liebesdreiecken, was ein Grund dafür sein könnte, dass es für mich so frustrierend zu lesen war. Das ewige Hin und Her hat mir keinen Spaß gemacht und wurde noch dadurch verschlimmert, dass ihre beiden Love Interests nicht gleichwertig behandelt werden – wie gesagt ist es schon recht früh klar, wer der Richtige für sie sein wird, was durch einen Twist gegen Ende noch zusätzlich zementiert wird. Wenn es schon ein Liebesdreieck geben muss, hätte ich gerne eins gehabt, bei dem beide Auserwählten auch tatsächlich gleiche Chancen gehabt hätten.

Und deshalb fällt es mir schwer, dieses Buch zu empfehlen – weil ich von der Geschichte selbst (speziell Xingyins Missionen) sehr begeistert war, sie aber sehr viel besser gefunden hätte, hätte die Autorin auf das Liebesdreieck verzichtet (oder wenigstens auf andere Weise gelöst). Wer sich selbst nicht daran stört und Fantasy und Mythen mag, wird hier etwas Schönes finden, aber für mich war das Buch leider nicht das richtige.

See You Yesterday
427 Seiten

Barrett Bloom hat einen furchtbaren ersten Collegetag: Ihre Erzfeindin wird in dasselbe Zimmer wie sie eingeteilt, ein unhöflicher Student namens Miles blamiert sie in der Physikvorlesung, sie vermasselt ein Vorstellungsgespräch bei ihrer gewünschten Studentenzeitung und setzt auch noch versehentlich das Verbindungshaus in Brand. Komplett erschöpft schläft sie im Gemeinschaftsraum ein … und wacht am selben Tag wieder auf. Es ist Mittwoch, der 21. September, zum zweiten Mal. Was Barrett zunächst für eine sehr lebendige Halluzination hält, entpuppt sich bald als die unmögliche Wirklichkeit: Sie steckt in einer Zeitschleife fest. Und sie ist nicht die einzige – auch Miles, der Physikstudent, ist darin gefangen, und das sogar schon zwei Monate länger als sie. Zusammen versuchen sie alles Mögliche, um der Zeitschleife zu entfliehen – und kommen sich dabei langsam näher …

Ich liebe sowohl Zeitschleifen als auch Slow-Burn-Romanzen, weshalb ich besonders erfreut war, hier eine fantastische Umsetzung von beidem zu sehen! So schafft es die Zeitschleife, sowohl Neues als auch Altes hervorragend miteinander zu verbinden, sodass man einerseits ein Gefühl dafür bekommt, welche Konstanten es in ihr gibt und sich andererseits über die Entwicklungen der einzelnen Zeitschleifen freut. Rachel Lynn Solomon hat das Gleichgewicht zwischen beidem wirklich wunderbar hinbekommen!

Und dann gibt es da natürlich noch die Romanze zwischen Barrett und Miles, die sich im Verlauf des Romans entwickelt. Das geschieht auf so natürliche und schöne Weise, dass es mir sehr leicht gefallen ist, mit den beiden und ihrer wachsenden Beziehung mitzufiebern; hier hat es natürlich auch geholfen, dass sowohl Barrett als auch Miles sympathische, dreidimensionale Charaktere sind, bei denen die Chemie trotz Anfangsschwierigkeiten einfach stimmt. :)

Andere Charaktere (wie Barretts neue Mitbewohnerin Lucie oder ihre Mutter Mollie) kommen ebenfalls zum Zug, auch wenn der Fokus definitiv auf den beiden Hauptcharakteren liegt. Insofern hätten ein paar der Nebencharaktere eventuell noch mehr Relevanz bekommen können, aber insgesamt hat es mich nicht gestört, dass sie eine eher unwichtigere Rolle in der Handlung hatten.

Von daher ist dieser Roman eine gelungene Zeitschleifen-Romanze, die ich problemlos allen Zeitschleifen-Fans ans Herz legen kann!