Bücherregal lädt …
Beklaute Frauen
411 Seiten

Mileva Marić, Clara Immerwahr, Eleanor Marx, Elisabeth Hauptmann, Rosalind Franklin, Lise Meitner, Jocelyn Bell Burnell, Noor Inayat Khan und noch viele mehr: Frauen, die Geschichte schrieben, deren Leistungen allerdings Männern zugeschrieben wurden. Männer, an deren Namen man sich bis heute erinnert, während die Frauen in Vergessenheit gerieten.

Doch das ist noch nicht einmal das Schlimmste: Das Schlimmste ist, dass die Vorurteile und Abhängigkeiten, mit denen sich die damaligen Frauen auseinandersetzten, bis heute Bestand haben. Und nicht nur sie: Auch queere Personen, BIPOCs, religiöse Minderheiten und im Grunde jede Person, die kein heterosexueller, weißer cis Mann ist, kämpft bis heute darum, gesehen, akzeptiert und gewürdigt zu werden. Denn so sehr sich die Situation verbessert hat, ist gleichzeitig vieles erschreckend gleich geblieben. Immer noch werden Menschen, die nicht dem perfekten Bild der westlichen Gesellschaft entsprechen, benachteiligt, diskriminiert und bedroht.

Die Art und Weise, wie Leonie Schöler das Leben der vergessenen Frauen beschrieb, war fesselnd und frustrierend zugleich, weil die vielen Fakten nur allzu sehr betonten, wie furchtbar das Leben der Frauen früher war – und stellenweise heute noch ist. So sehr sie auch darum kämpften, Anerkennung für ihre Taten zu bekommen, scheiterten sie in der Regel und bekamen sie nur lange nach ihrem Tod, standen aber selbst dann im Schatten der bekannteren Männer, mit denen sie forschten. Ob es nun Einsteins erste Frau, Marx’ Tochter oder Brechts Mitarbeiterin ist: Im Gegensatz zu den Männern sind ihre Namen so gut wie unbekannt und auch ich muss zugeben, dass ich vor der Lektüre dieses Sachbuchs noch nie von ihnen gehört hatte. Umso wichtiger ist es, sich dieser Frauen zu vergegenwärtigen, damit sie nie wieder vergessen werden.

Durch den lockeren Schreibstil war es leicht, Leonie Schölers Ausführungen zu folgen, sodass selbst Menschen, die normalerweise keine Sachbücher lesen, hier gut zurechtkommen werden. Selbstverständlich ist dieses Sachbuch nicht nur für Frauen geeignet – tatsächlich finde ich, dass Männer vermutlich noch mehr von der Lektüre profitieren können. Denn obwohl die Ungerechtigkeit, die zwischen Männern und Frauen (und anderen Gruppen) besteht, durchaus bekannt ist, realisiert man sie selten so stark wie hier. Deshalb würde ich dieses Sachbuch allen Personengruppen empfehlen, die etwas verändern wollen!

Das Geheimnis des blauen Skarabäus
432 Seiten

Als Kind bekommt Cleo von ihrem Vater, einem Archäologen, einen Armreif mit einem blauen Skarabäus geschenkt, der schon bald zu ihrem liebsten Besitz wird – denn von ihrem Vater hört sie daraufhin jahrelang nichts und fürchtet, er könne umgekommen sein. Als junge Erwachsene reist sie zusammen mit den Tredennick-Geschwistern Miranda und Angwin sowie ihrem Zweck-Ehemann Victor nach Ägypten, um endlich eine Antwort auf ihre offenen Fragen zu bekommen – und das Geheimnis ihres Armreifs aufzuklären, das der Schlüssel für das Grab Tutanchamuns sein könnte …

Dieser Roman fängt die Atmosphäre Ägyptens wirklich fantastisch ein. Auch, wenn die Charaktere nur einen (zugegeben beträchtlichen) Teil der Handlung in Luxor sind und einen deutlich kleineren Teil draußen in der Wüste, hat die Autorin das Flair Ägyptens wirklich wunderbar vermittelt und das Land vor meinem geistigen Auge heraufbeschworen.

Dazu kommt, dass im Zentrum der Geschichte viele großartige Charaktere sind. Nicht nur ist Cleo eine hervorragende Protagonistin, sondern wird von fehlerbehafteten und vielleicht gerade deshalb einnehmenden Charakteren begleitet: Miranda, ihre beste Freundin, die allerdings nicht immer gut mit Cleo umgeht; Angwin, Mirandas Bruder, der Cleo früher nicht mochte und sie jetzt lieb gewinnt; Victor, ihrem Zweck-Ehemann, der ihr auf diese Weise half, nach Ägypten zu kommen; und Jason, dem Fremdenführer, der ein außerordentlich barsches Verhalten zeigt, aber ein gutes Herz hat. Das Verhalten dieser Charaktere war manchmal wirklich problematisch und dennoch konnte ich mich nicht dazu durchringen, sie deshalb weniger zu mögen, weil es sie nur realer erscheinen ließ. Ein großes Lob an die Autorin für diese tiefgründigen Charaktere!

Was die Romanze angeht, hat mich Rebecca Michéle gleich mehrmals überrascht. Immer, wenn ich glaubte, zu wissen, in welche Richtung sich die Handlung diesbezüglich entwickelt, kam ein neuer Twist, der meine Erwartungen perfekt untergrub. Das hat mir wirklich sehr gefallen, weil die Autorin geschickt mit den Erwartungen der Leserinnen und Leser spielt, um am Schluss aber immer noch ein zufriedenstellendes Ende zu finden.

Was das eigentliche Ende angeht, hielt dieses so einige schockierende Twists bereit, die mich kalt erwischt haben. Zwar wünschte ich, dass der Epilog ein wenig mehr ausgebaut worden (bzw. ein größerer Teil der Handlung geworden) wäre, aber das spannende Finale war dafür umso besser. Allgemein gibt es in diesem Roman viele angenehme Überraschungen, sodass selbst diejenigen, die viel in diese Richtung gelesen haben, Dinge finden werden, die sie nicht kommen sahen.

Neben all dem Lob habe ich jedoch auch eine Kritik, nämlich dass die Handlung sich während des ersten Ägypten-Aufenthalts bis zum Anfang des zweiten ganz schön in die Länge zog. Speziell die Zeit in Cornwall fühlte sich sehr lang an, obwohl sie nicht einmal so viele Seiten einnahm; aber auch davor fand ich, dass der erste Aufenthalt ein wenig ZU lang war. Vielleicht auch, weil Cleo so oft geraten wurde, aufgrund verschiedener Ereignisse nach Cornwall zurückzukehren, was letztendlich zwar geschah, aber eventuell früher hätte passieren sollen, um sowohl dem ersten als auch dem zweiten Aufenthalt genug Zeit zum Atmen zu geben. So nahm der erste Besuch sehr viel Zeit in Anspruch, während der zweite deutlich kürzer war.

Trotz dieser Kritik hat mir der Roman jedoch sehr gut gefallen und ich liebte es, hier so viele erfrischende Twists zu lesen. Insofern werden hier nicht nur Ägypten-Fans auf ihre Kosten kommen, sondern auch alle, die gerne von der Handlungsentwicklung überrascht werden!

Die Reisenden der Nacht
415 Seiten

Ally ist eine aufstrebende Schriftstellerin in der Nazizeit, die alles in ihrer Macht Stehende tut, um ihre kleine Tochter Lilith zu schützen. Für die Nazis ist diese nur ein Mischlingskind, das gegen die Rassenideologie verstößt. Schließlich bleibt Ally keine Wahl und sie ist gezwungen, Lilith wegzugeben. Diese wächst wohlbehalten in Kuba auf, verliebt sich und bekommt eine Tochter, Nadine. Doch während der kubanischen Revolution sieht sie sich ebenfalls gezwungen, ihre Tochter wegzugeben, woraufhin diese in New York aufwächst und später in Deutschland versucht, ihre Adoptivmutter vor dem Gefängnis zu retten. Erst Nadines Tochter Luna ermöglicht es der Familie, die offenen Fäden der Familiengeschichte wieder zusammenzuführen …

Dieser Roman erzählt die Geschichte vierer Frauen, die während schwerer Zeiten Entscheidungen fällen müssen, die noch Jahre und Jahrzehnte danach in ihrer Familie widerhallen. Besonderer Fokus wird dabei auf die ersten drei Generationen gelegt, die jeweils ungefähr ein Drittel der Handlung gewidmet bekommen. Hier haben mir speziell Allys und Liliths Geschichten sehr gefallen, weil deren Leben besonders ausführlich beschrieben wurden. Wir folgen Ally über zehn Jahre hinweg, in denen auch Lilith eine zentrale Rolle spielt, und Lilith über zwanzig Jahre. Im Vergleich zu den vierzig Jahren, in denen Nadine und Luna die Hauptfiguren sind, hatte ich das Gefühl, Ally und Lilith besser kennenzulernen als deren Kindeskinder, weil weniger Zeit in mehr Seiten gesteckt wird, wodurch die Ereignisse einen härter treffen, als sie es bei großen Zeitsprüngen tun.

Das ist nicht zwingend etwas Schlechtes, weil jeder der drei Teile etwas Wichtiges zu bieten hat, aber es ist trotzdem erwähnenswert, dass ich mit Ally und Lilith mehr mitfiebern konnte als mit Nadine und Luna, weil deren Geschichte kompakter erzählt war. Das trifft auch auf die Handlung an sich zu; die Ereignisse in den ersten zwei Dritteln fesselten mich etwas mehr, weil ihnen mehr Zeit gegeben wurde, sich zu entfalten. Erwähnenswert ist hier natürlich auch, dass all diese Ereignisse auf realen beruhen, aber mithilfe fiktiver Charaktere erzählt wurden.

Der dritte Teil der Handlung sticht vor allem durch seine Plot Twists hervor, die die verschiedenen Teile der Geschichte sehr schön zusammenführen und den Kontext früherer Szenen auf positive Weise verändern. Ich hatte mir bis dahin nämlich ernsthafte Sorgen darüber gemacht, wie die gegenwärtigen Charaktere es schaffen würden, ihre Vergangenheit aufzudecken und war sehr erleichtert, als das auf eine zufriedenstellende Weise geschah.

Wer Familiengeschichten gerne mag, wird hier eine finden, die sowohl herzzerreißend als auch herzerwärmend ist!

Die Schattenschwester
608 Seiten

Star hat immer im Schatten ihrer Schwester CeCe gelebt, doch nach dem Tod ihres Vaters ist die Zeit für sie gekommen, sich selbst zu finden. Einem Hinweis ihres Vaters folgend, besucht sie eine Londoner Buchhandlung, wo sie auf den exzentrischen Orlando und seinen distanzierten Bruder Maus trifft. Es ist offensichtlich, dass ihre Familiengeschichten irgendwie zusammenhängen, doch wie genau, ist nicht ganz klar. Bis sie die Tagebücher von Flora MacNichol finden, die während ihres Lebens viele Entscheidungen traf, deren Konsequenzen bis in die Gegenwart reichen …

Der erste Band war gut, der zweite Band noch besser und der dritte mein bisheriges Highlight: „Die Schattenschwester“ hat die besten Aspekte der vorigen Bände in sich vereint und gleichzeitig die wenigen Kritikpunkte, die diese hatten, vermieden. Das fängt mit Star an, mit der ich mich wunderbar identifizieren konnte. Alle Schwestern waren bisher großartig und ich konnte mich leicht in sie hineinversetzen, doch Star war als die Schwester, die sich selbst und ihr Selbstbewusstsein erst finden musste, besonders liebevoll.

Und nicht nur sie war es, die mich begeisterte: Auch die Brüder Orlando und Maus waren absolut großartig und ich habe es sehr genossen, Orlandos exzentrischen Charakter und Maus’ Charakterentwicklung zu verfolgen. (Natürlich war auch Rory, ihr kleiner Neffe, super süß.) Hier mochte ich es auch, dass meine Erwartungen bezüglich der Charaktere positiv untergraben wurden, was zusätzlich zu ihrem realistischen Bild beitrug.

Doch der wohl wichtigste Charakter der Geschichte ist Flora, deren Vergangenheit wir ausführlich kennenlernen. Sie trifft viele wichtige Entscheidungen, die ihr Leben und das anderer formen, statt wie vorige Protagonistinnen eine Geisel der Entscheidungen anderer zu sein. Zwar gibt es natürlich Ereignisse, die sie nicht kontrollieren kann, aber insgesamt lässt Flora Dinge geschehen, anstatt sie nur geschehen zu lassen. Sie hat tatsächlichen Einfluss auf ihr Leben und ihre Entscheidungen treffen auf realistische Konsequenzen und Reaktionen. Ich hoffe, auch in den anderen Bänden so großartige, starke Frauenfiguren zu sehen!

Zum Schluss ist das Mysterium um Stars Vergangenheit sehr gelungen und hatte mehrere Twists, die ich nicht kommen gesehen habe. Sowohl ihre als auch Floras Geschichte hat mich stets angetrieben, sodass ich stets gewillt war, zu erfahren, was als nächstes passiert (bzw. passierte).

Wenn ich eine Kritik nennen müsste, würde ich Floras Entscheidung bezüglich ihrer Schwester und dem Mann, den sie beide lieben, hervorheben; es war für mich von Anfang an klar, dass das zu nichts Gutem führen würde. Die Reaktion darauf ist glücklicherweise realistisch, doch trotzdem hätte das ganze Drama relativ leicht vermieden werden können. Aber wenn ich ganz ehrlich sein soll, ist das wirklich nur eine kleine Kritik, die mich letztendlich nicht allzu sehr störte, sondern schlicht etwas war, das mir aufgefallen ist.

Insgesamt habe ich diesen Sieben-Schwestern-Band sehr genossen und freue mich, die Reise bald mit dem vierten Band fortzusetzen!

Die Nacht der Königinnen
384 Seiten

Als Gideon, der Schlangenkönig, dreizehn heiratsfähige Mädchen in sein Schloss einlädt, ist fast keine von ihnen gewillt, tatsächlich seine Frau zu werden – am allerwenigsten Alix, die die Einladung nur notgedrungen angenommen hat. Viel eher ist sie an Lord Tyras interessiert, weshalb es ihr umso unangenehmer ist, dass der Schlangenkönig ihr besonders viel Aufmerksamkeit schenkt. Und schnell wird ihr klar: Gideon liebt es, mit den Mädchen zu spielen – und sie können ihn nur besiegen, wenn sie zusammenarbeiten …

In diesen Roman musste ich mich zugegeben einlesen, weil die ersten fünfzig Seiten, bevor Alix an den Hof des Schlangenkönigs kommt, eher langsam ablaufen – doch danach erwartete mich zum einen eine sehr gute Mystery und zum anderen eine sehr schöne Freundschaftsgeschichte (gemischt mit ein bisschen Liebe). Christian Handel hat mich speziell in der ersten Hälfte ordentlich an der Nase herumgeführt, was für ein paar wunderbare Twists sorgte. Und auch die zweite Hälfte war packend beschrieben, als es schließlich wortwörtlich um Leben und Tod ging.

Besondere Erwähnung verdienen die Charaktere. Alix war eine wunderbare Protagonistin, Gideon ein faszinierender Antagonist und speziell die Mädchen, mit denen Alix sich im Verlauf des Romans anfreundet, sympathische Nebencharaktere. Natürlich lernen wir nicht alle zwölf anderen Mädchen gleichwertig kennen, doch war ich positiv überrascht darüber, wie gut speziell Alix’ Freundinnengruppe charakterisiert war! (Meine persönlichen Lieblinge waren Irke, Ekka und Hester.)

Auch Tyras, Alix’ Love Interest, war mir sehr sympathisch, wobei ich zugegeben gerne noch mehr Szenen mit ihm gewollt hätte; speziell in der zweiten Hälfte der Handlung haben Gideon und Tyras nur begrenzt Screentime, was ich ein wenig schade fand, weil sie mich als Charaktere so fesselten. Damit zusammenhängend hätte ich mir gerne einen längeren Epilog gewünscht, weil hier viele Dinge zusammengefasst werden, die meiner Meinung nach ausführlichere Szenen verdient hätten.

Zuletzt eine Kritik: Nach den ersten paar Toten schaltete sich bei mir ein Schutzmechanismus ein, durch den ich mich um das Schicksal der restlichen Charaktere nicht ganz so sehr sorgte, wie ich es gerne gewollt hätte. Ich hatte solche Angst, alle meine Lieblingscharaktere zu verlieren, das ich die Tode, die tatsächlich passierten, nahezu taub entgegennahm. Ironischerweise finde ich letztendlich, dass am Ende zu viele unwichtige Nebencharaktere starben und nicht genug meiner Lieblingscharaktere; einerseits freut mich das natürlich, da ich pure Massaker nicht mag, aber andererseits waren mir viele der Toten dadurch relativ gleichgültig.

Letztendlich ein spannender Roman für alle, die über Fantasy, Freundschaften und starke Frauenfiguren lesen wollen – und sich nicht daran stören, dass manche dabei umkommen werden!

Der Pakt der Frauen
352 Seiten

Katharina ist die einzige dozierende Frau der Universität Wien. Als solche muss sie sich täglich mit dem misogynen Verhalten der Männer herumschlagen, weshalb sie umso entschlossener ist, ihren Wert zu beweisen. Als Thema für ihre Lehrveranstaltung sucht sie sich von Frauen geschriebene Kochbücher aus, was zunächst ein schwieriges Unterfangen zu sein scheint – bis ihr ein Antiquariat unzählige Kochbücher schickt, unter denen sich ein sehr ungewöhnliches befindet: Nämlich eines, das nach dem Zweiten Weltkrieg veröffentlicht wurde und polnische, tschechische, ungarische, russische und ukrainische Rezepte in deutscher Sprache enthält. Und als Autorin ist der Mädchenname von Katharinas Mutter angegeben …

„Der Pakt der Frauen“ erzählt einerseits die Geschichte von Katharina, die ihrer direkten Familiengeschichte nachgeht, und die ihrer Mutter Jule, die mit der harten Realität von Zwangsarbeiterinnen konfrontiert wird und ihnen helfen möchte. Hierbei fand ich speziell Jules Geschichte besonders interessant, weil sie sowohl das grausame Leben von damals als auch ein bisschen Hoffnung zeigt. Tatsächlich fieberte ich ihren Kapiteln so sehr entgegen, dass ich dafür die Ereignisse in Katharinas Kapiteln nicht immer zu schätzen wusste, obwohl diese durchaus auch interessant waren – wenn auch meiner Meinung nach trotzdem nicht so packend wie Jules Erlebnisse. Das werte ich durchaus als Kritik, weil ich mir gerne gewünscht hätte, dass beide Perspektiven mich gleichermaßen gepackt hätten.

Besonders faszinierend an der Geschichte finde ich, dass sie auf wahren Ereignissen basiert, speziell der Familiengeschichte der Autorin. Natürlich hat sie die Vergangenheit ihrer Familie nicht 1:1 auf den Roman übertragen, doch zusammengenommen mit ihrer Recherche erschuf sie eine Geschichte, die den Übergang zwischen Realem und Erfundenem auf positive Weise fließend macht.

Der Schreibstil war zugegeben nicht ganz so meins, weshalb das Buch für mich auch nicht immer flüssig zu lesen war, doch ich kann mir gut vorstellen, dass ältere Altersgruppen mehr mit ihm anfangen können.

Für mich war der Roman zwar kein absolutes Highlight, aber eine interessante, wissenswerte Lektüre – und für andere Leserinnen und Leser hoffentlich auch!

Die Halbwertszeit von Glück
432 Seiten

Johanna, Holly und Mylène: Drei Frauen zu drei unterschiedlichen Zeiten, die sich verschiedenen Problemen stellen müssen. Johanna findet an der Grenze der DDR ein siebzehnjähriges Mädchen, das sich vor den Grenztruppen versteckt und zudem schwanger ist. Holly möchte Wiedergutmachung für die Familie ihrer Kollegin leisten, die bei einem Unglück gestorben ist, bei dem Holly hätte umkommen sollen. Und Mylène findet heraus, dass sie adoptiert ist, weshalb sie sich auf eine Schnitzeljagd aufmacht, um ihre wahren Wurzeln zu finden. Die Geschichten der drei Frauen hängen eng miteinander zusammen, und sie alle fragen sich: Was ist eigentlich Glück?

In diesem wunderschönen Roman verwebt Louise Pelt drei packende Geschichten auf wirklich wundervolle Weise, die ich so noch nie gesehen habe. Zum einen schaffte sie es, tatsächlich alle drei Geschichten gleich interessant zu gestalten. Am Anfang mochte ich Hollys Geschichte am meisten, doch sehr bald wuchsen mir auch Johannas und Mylènes sehr ans Herz, sodass ich am Ende alle drei Geschichten mochte.

Zum anderen ist es wohl das erste Mal, dass die erzählten Geschichten auch tatsächlich sehr eng miteinander zusammenhängen. Viele andere Romane dieser Art, die ich gelesen habe, hatten letztendlich eine relativ grobe Verbindung, doch hier hängt alles so stark zusammen, dass es eine wahre Freude war, zu sehen, wie sich das Puzzle schließlich zusammenfügte.

Bei Johanna war ihre Beziehung zu dem Mädchen ein eindeutiges Highlight. Am Anfang ist Johanna eher frostig zu ihr und möchte auf keinen Fall, dass sie ihr ans Herz wächst – aber natürlich geschieht das trotzdem und es war sehr charmant zu lesen, wie Johanna es zunächst nicht wahrhaben will. Die beiden hatten einfach eine wunderbare Freundschaft, die mir ausgesprochen gut gefallen hat. Ich glaube, ich hätte nur den Spannungsfaktor ein wenig verstärkt; denn obwohl theoretisch ständig die Gefahr besteht, entdeckt zu werden, fühlte ich die Gefahr nur am Ende und sonst eher nicht.

Bei Holly war es der Konflikt, dem sie sich stellen muss, der mich am meisten packte – die Tatsache, dass sie sich die Schuld für den Tod ihrer Kollegin gibt und gleichzeitig deren Familie näher kommt, die nichts von ihrer Beteiligung daran weiß, war einfach eine sehr spannende Ausgangssituation. Doch hätte ich mir hier gewünscht, dass speziell ihre Beziehung zu Matt, dem Partner ihrer Kollegin, stärker ausgebaut worden wäre. Die Beziehung zu dessen Sohn Lukas war sehr gut umgesetzt, doch dadurch, dass Holly sich so oft von Matt fernhält, konnte ich mit ihrer Beziehung zu ihm nicht ganz so stark mitfiebern, wie ich es gerne getan hätte.

Mit Mylène hatte ich wohl meine größten Probleme – weil ihre Geschichte meinen absoluten Lieblingscharakter enthielt: Etienne, ihren Exfreund. Er war unglaublich sympathisch, humorvoll und mein persönliches Highlight von Mylènes Geschichte, weshalb ich richtig enttäuscht war, dass er in den letzten zwei Kapiteln überhaupt nicht vorkam. Zwar gab es am Ende einen netten Twist, was Mylènes Verlobten anging, aber dadurch, dass wir den Großteil ihrer Geschichte mit Etienne verbrachten, war ich sehr enttäuscht davon, dass er am Ende im Grunde vergessen wurde.

Auch hätte ich mir gerne eine ausführliche Aussprache mit ihren Adoptiveltern gewünscht, in denen sie ihnen versichert, dass sie immer noch ihre Eltern sind, weil ich es sehr schade fand, dass sie letztendlich von Mylène ignoriert wurden.

Zusammengefasst haben wir hier aber immer noch eine wunderschöne Geschichte, die ich unglaublich genossen habe und die ich trotz ihrer Schwächen vollauf empfehlen kann!

Der Zopf
288 Seiten

Smita, Giulia und Sarah leben drei sehr unterschiedliche Leben. In Indien gilt Smita als Unberührbare als Abschaum der Gesellschaft, weshalb sie umso entschlossener ist, ihrer Tochter eine bessere Zukunft zu ermöglichen. In Sizilien arbeit Giulia in einer Fabrik, die Perücken herstellt, bis ein Unfall ihres Vaters ihr bewusst macht, dass die Fabrik kurz vor dem Ruin steht. Und in Kanada hat Sarah einen sehr erfolgreichen Job als Anwältin, bis eine Diagnose ihr Leben komplett auf den Kopf stellt. Die drei Frauen wissen nichts voneinander, doch dennoch sind ihre Schicksale eng miteinander verbunden ...

"Der Zopf" gehört zu den Büchern, von denen ich sehr viel gehört, aber nie selbst gelesen habe – bis jetzt. Denn nach dieser wundervollen Lektüre ist mir jetzt endlich klar, warum dieses Buch so beliebt ist: Weil es schafft, trotz der recht schweren Thematiken eine absolut wunderschöne Geschichte zu erzählen. Ich bin regelrecht in Smitas, Giulias und Sarahs Leben versunken, so eindringlich beschreibt Laetitia Colombani ihr Schicksal.

Am meisten habe ich mit Smita mitgefiebert, weil ihre Lebenssituation besonders furchtbar war, sie aber nie aufgegeben hat. Aber auch Sarah, deren Geschichte zeigte, wie leicht man aufgrund einer Krankheit ausgeschlossen werden kann, war absolut herzzerreißend und hat am Ende doch Hoffnung geweckt. Nur bei Giulia habe ich mich manchmal schwer getan, mit ihr mitzuleiden, weil ihre Zeit des Leids vergleichsweise kurz und größtenteils durch eine schöne Romanze gedämpft ist.

Die Geschichte insgesamt jedoch war nach wie vor wunderschön zu lesen und ich kann sie allen empfehlen, die einen kurzen, mitreißenden Roman suchen!

Klytämnestra
560 Seiten

Klytämnestra wächst als spartanische Prinzessin frei und ungebunden auf, bis sie gezwungen wird, König Agamemnon von Mykene zu heiraten. Entschlossen, sich nicht von ihm unterwerfen zu lassen, beginnt ein Spiel um Macht – und um die vielen Opfer, die sie bringen muss …

Ich habe schon zwei oder drei Romane gelesen, in denen die griechische Sagengestalt Klytämnestra eine tragende Rolle spielte, doch das hier ist der erste Roman, der sich ausschließlich ihr widmet. Zu meiner Freude ist Costanza Casati eine großartige Darstellung Klytämnestras gelungen: Man spürt während des Lesens regelrecht, wie ihre Verluste ihre Seele erhärten und sie Entscheidungen trifft, die man mitnichten bewilligt, aber dennoch versteht. Sie kann eine kaltherzige, grausame Königin sein – und noch so viel mehr.

Mir war Klytämnestra trotz mancher kontroverser Taten sehr sympathisch, weil die Autorin es leicht machte, sich in sie hineinzuversetzen. Hier hilft es auch, dass über zwei Drittel der Handlung vor der Opferung ihrer Tochter spielten, sodass man Klytämnestra als Charakter sehr gut kennenlernt und mit ihr mitfiebert. Für die einen oder anderen Leserinnen und Leser könnte das zwar ein zu langsames Tempo sein, doch aufgrund des angenehmen Schreibstils habe ich mich nie daran gestört.

Ironischerweise habe ich mir dafür gewünscht, noch ein bisschen mehr über Klytämnestras Geschwister zu erfahren, zu denen unter anderem die schöne Helena gehört. Zunächst bekommt man durchaus genug von ihnen mit, aber ab Iphigenies Opferung geraten sie in den Hintergrund, was ich ein wenig schade fand. Für mich ist das deshalb ironisch, weil ich mir bei anderen Romanen gerne wünschte, sie hätten nur von Klytämnestra gehandelt, jetzt aber bei einem Roman, der sich bis auf wenige Szenen ausschließlich auf ihre Sichtweise konzentriert, gerne noch mehr von anderen Charakteren mitbekommen hätte. Aber um ehrlich zu sein, ist das keine starke Kritik – ich mochte es viel zu sehr, an Klytämnestras Seite ihr Leiden und ihre Rache zu verfolgen, sodass ich die mangelnde Relevanz anderer Charaktere durchaus verschmerzen kann.

Insgesamt handelt es sich bei diesem Roman fraglos um die beste Darstellung von Klytämnestra und ist deshalb zu einem meiner liebsten auf griechischen Mythen basierte Romane überhaupt geworden!

Liebste Tochter – Du lügst so gut wie ich
480 Seiten

Saffy ist ein wenig überrascht, als sie erfährt, dass ihre Großmutter Rose ein Anwesen besitzt, von dem weder sie noch ihre Mutter Lorna wussten. Zusammen mit ihrem Mann Tom zieht sie ein und die beiden fangen an, Haus und Garten zu renovieren. Ihr Entsetzen ist groß, als Bauarbeiter im Garten zwei vergrabene Leichen finden, einen Mann und eine Frau, die etwa zu der Zeit, als ihre Großmutter im Haus gelebt hat, gestorben sein müssen. Zusammen mit ihrer Mutter Lorna beginnt Saffy, Roses Geheimnisse aufzudecken – und damit auch ihre eigenen …

Am Anfang musste ich noch ein wenig in den Thriller reinkommen, doch dauerte es letztendlich nicht lange, bis ich mich in Saffys, Lornas und Roses Geschichte eingefunden hatte. Dadurch, dass wir die Erlebnisse aus Vergangenheit und Gegenwart aus der Sichtweise verschiedener Charaktere lesen, die jeweils ihre eigenen Untersuchungen anstellen und ihre eigenen Erfahrungen machen, baute sich die Handlung wie ein Puzzle vor mir auf – erst langsam, bis dann mehr und mehr Mysterien zueinander fanden. Diese Schreibweise hat mir durchaus gefallen, sorgte jedoch auch dafür, dass der Beginn des Thrillers eher ruhig abläuft; ist man jedoch einmal drin, fiebert man (zumindest in meinem Fall) bis zum Ende mit.

Von allen drei Frauen bekommt Rose am meisten Aufmerksamkeit, weil es letztendlich ihre Geschichte ist. Zwar bekommen auch die anderen Männer und Frauen des Romans ihre Zeit, zu scheinen, doch Roses Geschichte war diejenige, die mich am meisten packte. Nur bezüglich des Titels kommen einige Fragen auf – bei dem Untertitel „Du lügst so gut wie ich“ erwartet man natürlich, dass sowohl eine Mutter als auch eine Tochter ein Geheimnis haben wird, aber das war zu meiner Überraschung nicht der Fall.

Letztendlich gefiel mir vor allem die Struktur des Thrillers sehr gut, weil ich ein Fan von Geschichten bin, die uns verschiedene Puzzlestücke in die Hand geben, um sie dann nach und nach zusammenzufügen. Der Spannungsfaktor ist deshalb nicht der größte, sondern eher das allgemeine Interesse, die Geheimnisse dieser Familie zu lüften. Deshalb ist der Thriller gut für diejenigen geeignet, die gerne Mysterien lösen, aber nicht so gut für die, die den Fokus auf die Spannung legen. Mir hat er auf jeden Fall gefallen!

We Will Give You Hell
464 Seiten

Hellea, genannt Hell, wollte eigentlich nur gemütlich Urlaub in Schweden machen. Zusammen mit ihren Freunden geht sie wandern, wird währenddessen jedoch immer wieder von Hitzeanfällen und Wutausbrüchen heimgesucht. Eine alte Frau namens Astryd sagt ihr, wo sie Hilfe finden kann – inmitten der Wälder, wo sie und andere Frauen die ihr eigene Magie trainieren. Als Hell auf diesen Ort trifft, ist sie sofort fasziniert – nicht nur von dem Leben, das diese Frauen führen, sondern auch von der jungen Majvie, mit der sie sich sofort verbunden fühlt …

Bei diesem Roman war ich mir zunächst lange nicht sicher, was ich von ihm halten sollte, weil er mir zuerst zu einseitig erzählt schien und sich die Handlung manchmal ein wenig gezogen hat. Zudem fand ich es sehr irritierend, wie Hell auf diesen magischen, fast sektengleichen Ort in der Mitte der Wälder trifft und einfach beschließt, ihre Freunde zurückzulassen und dort zu bleiben – ohne sich zu wundern, wie merkwürdig das Leben der Frauen eigentlich ist. Stattdessen akzeptiert sie ihre neue Realität so schnell, dass ich richtig aus der Geschichte gezogen wurde, weil ich ihr Verhalten so unrealistisch fand. (Die Zeit, die sie bis dahin mit ihren Freunden verbringt, fand ich insgesamt tatsächlich interessanter.)

Doch habe ich trotzdem weitergelesen und wurde für meine Mühen belohnt: Zunächst liest sich die Beziehung zwischen Hell und Majvie sehr süß. Aber noch besser war die Art und Weise, die Lina Frisch mit den ernsten Themen umgegangen ist, die ihr Roman enthält: Die Gewalt gegen Frauen, die Gefühle, für die diese verurteilt werden und die Frage, inwiefern eine von Frauen dominierte Gesellschaft besser oder schlechter wäre – wobei es die Twists sind, die die Geschichte so besonders machen. Ich hatte wirklich Angst, dass wir eine einseitige Sichtweise von Männern und Frauen bekommen, aber zum Glück sorgte Lina Frisch dafür, dass alle Themen gleichwertig und sensibel behandelt wurden.

Insofern ist das ein Roman, den man zu Ende lesen muss, um ihn wirklich wertschätzen zu können – was bei der recht langsamen Mitte leider nicht einfach ist, sich letztendlich aber lohnt. Man braucht nur ein wenig Durchhaltevermögen!

& Disney: Queen's Council 2: Feder und Flamme (Mulan)
336 Seiten

Mulan hat Frieden über China gebracht, ihre eigene aus Frauen bestehende Miliz gegründet und sich ein beständiges Leben aufgebaut. Doch dann ruft der Kaiser sie zu sich, um ihr eine lebensverändernde Entscheidung mitzuteilen: Er möchte, dass sie seine Nachfolgerin wird. Mulan zögert zunächst, sein Angebot anzunehmen, doch nachdem der Kaiser stirbt, bleibt ihr keine andere Wahl, als seinen letzten Wunsch zu erfüllen. Doch sie muss sich nicht nur der neuen Verantwortung, ein Reich zu führen, stellen, sondern auch einer Bedrohung, die von ihrem eigenen Volk auszugehen scheint …

Dieser vom Disney-Film inspirierte Roman war eine tolle Fortsetzung des originalen Disney-Films, die zwar auch ein paar kleine Details des zweiten Films übernimmt, dessen Existenz aber ansonsten ignoriert. Zum Besseren, wie ich finde! Es war nicht nur interessant, zu sehen, wie Mulan diese neue Herausforderung stemmt, sondern auch, die neuen Charaktere zu beobachten, die ihr dabei helfen. Speziell zwei ihrer Kämpferinnen, Liwen und Zhonglin, haben mich sehr begeistert, weil beide tolle Charaktere waren, denen ich gerne gefolgt bin.

Die Romanze mit Li Shang bekommt natürlich auch ein paar süße Szenen, ist aber definitiv nicht das Zentrum des Romans. Trotzdem war es schön, wie die beiden hier zueinander gefunden haben.

Etwas störend fand ich die disneyhafte Wahl des Antagonisten, weil es sich um einen freundlichen Charakter handelt, bei dem es kein Foreshadowing bezüglich seiner wahren Motive gibt. Ich habe keine Ahnung, warum Disney diese Art von Antagonisten so oft benutzt hat, aber der Roman hätte definitiv darauf verzichten bzw. wenigstens richtige Hinweise einbauen können. Zwar ist das im Vergleich zu all dem, was richtig gemacht wurde, nur ein kleiner Kritikpunkt, aber dennoch einer, der mir aufgefallen ist.

Wer Mulan mag, wird an diesem Roman sicher seine Freude finden – ich habe ihn auf jeden Fall genossen und bin gespannt auf weitere „Queen's Council“-Romane!

Anatomy
384 Seiten

Hazels größter Traum ist es, Chirurgin zu werden. Doch im Jahr 1817 ist das leichter gesagt als getan. Nur mit der Hilfe des Leichenräubers Jack Currer schafft sie es überhaupt, sich in eine kostenlose Anatomie-Vorführung zu schleichen. Selbst, als sie sich als Mann verkleidet, um am Unterricht teilnehmen zu können, merkt sie schnell, dass ihr großer Traum bei weitem nicht so leicht zu erfüllen ist. Schließlich handelt sie einen Deal aus: Sie darf zwar nicht mehr am Unterricht teilnehmen, aber bei der Arztprüfung mitmachen. Um auch das praktische Wissen zu lernen, sucht sie wieder Jack Currers Hilfe – und beide merken bald, dass mit dem ausgegrabenen Leichen etwas nicht stimmt …

Dieser locker zu lesende Roman ist trotz seines flüssigen Schreibstils nichts für sensible Gemüter, denn die Beschreibungen der Operationen sind auch für diejenigen ohne blühende Fantasie sehr bildhaft beschrieben. Auch ist der Roman nur teilweise für Fan von Liebesgeschichten geeignet, weil er zwar eine süße enthält, diese aber relativ spät startet und auch nicht der Fokus der Handlung ist.

Denn der Fokus besteht eindeutig in Hazels Entwicklung: Wie sie von einer leicht naiven jungen Dame zu einer fähigen Ärztin wird. Bereits zu Anfang hat sie ein großes Interesse und auch ein großes Talent für die Chirurgie, doch muss sie einige Probleme überwinden, ehe sie ihren Traum erfüllen kann. Mir hat es sehr gefallen, ihre Charakterentwicklung zu verfolgen, weil Hazel selbst auch sehr sympathisch war und sich so sehr dafür eingesetzt hat, Ärztin zu werden.

Nur das Ende hat ein wenig an der Glaubwürdigkeit des Romans gekratzt, weil die bis dahin realistische (wenn auch nicht sicher immer historisch akkurate) Geschichte durch einen Faktor ergänzt wird, der bestenfalls fantastisch ist. Was halbwegs in Ordnung gewesen wäre, wenn er davor stärker angedeutet worden wäre, aber da dem nicht der Fall war, kam er ganz schon überraschend und war deshalb nicht das Ende, was ich mir für die Geschichte gewünscht hätte. Ich finde mitnichten, dass der erwähnte Faktor die Geschichte oder das Ende ruiniert hat – aber es hat nicht meiner Vorstellung entsprochen.

Insgesamt trotzdem ein packender Roman über eine junge Frau, die ihren eigenen Weg geht und dabei ihre innere Stärke unter Beweis stellt!

Die Glasperlenmädchen
528 Seiten

Bevor sie voneinander getrennt und in die Sklaverei verkauft wurden, gab Hannies Mutter ihr drei Glasperlen, die jedes Familienmitglied als Wiedererkennungsmerkmal trägt. Jahre später ist Hannie endlich frei und kann sich auf die Suche nach ihrer Familie machen. Allerdings wird sie unerwarteterweise in die Familienangelegenheiten ihrer ehemaligen Besitzer hineingezogen, wodurch ihr sich bald ein neuer Weg erschließt, anderen nach ihren Familien suchenden Menschen zu helfen.

Gegen Ende des zwanzigsten Jahrhunderts kommt die neue Lehrerin Benedetta "Benny" Silva in eine kleine Stadt, um dort zu unterrichten. Die Klasse zeigt sich allerdings als außerordentlich unkooperativ und hat keine Lust aufs Lernen oder Schullektüre. Schließlich beschließt Benny, dass der beste Weg, ihr Interesse zu wecken, die Recherche nach den eigenen Vorfahren ist.

Diese beiden Geschichten erzählt Lisa Wingate in ihrem neuesten Roman "Die Glasperlenmädchen", wobei erst am Ende die Verbindung zwischen den beiden Zeitlinien klar wird. Doch auch ohne, dass man das bindende Element sofort begreift, lesen sich die individuellen Geschichten sehr ergreifend und emotional - Bennys Bemühungen, die Schüler und Schülerinnen der Klasse zu motivieren und gleichzeitig Hannies Bemühungen, bei ihrer Suche nach ihrer Familie nicht selbst in Gefahr zu geraten. Wer bereits "Die Libellenschwestern" von Lisa Wingate mochte, wird "Die Glasperlenmädchen" deshalb sicherlich auch mögen.

Nach Hannies Kapiteln gibt es immer einen Ausschnitt aus einer der damaligen Zeitungen, in denen Menschen Vermisstenanzeigen nach ihren verlorenen Verwandten aufgeben konnten. Das hat einen guten Eindruck davon vermittelt, wie viele Familien damals auseinander gerissen wurden; wie Lisa Wingate in ihrem Nachwort beschreibt, beruht der Roman auf wahren Ereignissen, was umso deutlicher macht, wie verzweifelt die Menschen damals nach ihren Familien gesucht haben.

Eine emotionale Lektüre für alle, die Familiengeschichten und historische Romane mögen!

& Disney. Twisted Tales: Geheimnisvolle Liebe (Cinderella)
416 Seiten

Während nach der verschwundenen Prinzessin mit dem Glasschuh gesucht wird, bleibt Cinderella eingesperrt in ihrem Zimmer, unfähig, ihre Identität zu beweisen. Als ihre Stiefmutter beschließt, sie zu verkaufen, hat Cinderella jedoch genug und flieht. Durch eine glückliche Fügung bekommt sie sogar eine Arbeitsstelle im Schloss selbst, wo sie der Schwester des Königs, Herzogin Geneviève, dienen soll. Doch was den Prinzen betrifft, gerät Cinderella bald in einen Zwiespalt, weil er sie nicht zu erkennen scheint - und sie im Fall, dass er es tut, in Schwierigkeiten geraten würde, weil Magie im Königreich verboten ist ...

Die Prämisse des Buches hat mich zunächst an Cinderella III erinnert, aber glücklicherweise entwickelt sich das Buch anders als der Film. Interessanterweise spielt die "geheimnisvolle Liebe" sogar eher eine Nebenrolle, weil Cinderella sich zunächst darauf fokussiert, sich ein neues Leben aufzubauen und ihre Beziehung zum Prinzen (der hier Karl heißt) erst im letzten Viertel eine wichtige Rolle spielt. Das hat mir jedoch gut gefallen, weil Cinderellas Entwicklung sehr schön mit anzusehen ist.

Der Bösewicht der Geschichte ist zwar offensichtlich, hat aber durchaus Stil; trotzdem hat mir von den neuen Charakteren am meisten Geneviève gefallen, die zunächst wie eine zweite Lady Tremaine wirkt, aber zum Glück zeigt, dass sehr viel mehr in ihr steckt. Sie war in diesem Märchen ein überraschend vielfältiger Charakter.

Sehr empfehlenswert ist diese Geschichte deshalb vor allem für diejenigen, die Cinderella in einer aktiveren Rolle sehen möchten; doch wer sich darauf freut, mehr zur "geheimnisvollen Liebe" zu lesen, wird darauf etwas warten müssen, da der Fokus ganz klar auf Cinderellas Charakterentwicklung liegt. Insgesamt ein schönes Leseerlebnis, vor allem für Fans des dritten Films!