- Der schlauste Mann
- der Welt
- Andreas Eschbach
- Bastei Lübbe
- Belletristik
- Reisen
- Reichtum
- Hotels
- Faulheit
- Meditation
- Geld
- Betrug
Jens Leunich hat noch zehn Tage zu leben, weshalb er die Gelegenheit nutzt, aus seinem Nichtstun auszubrechen und seine Geschichte aufzuschreiben – speziell, wie er es schaffte, an ein Millionenvermögen zu kommen und wie er es danach nutzte, für den Großteil seines Lebens um die Welt zu reisen und nur in Luxushotels zu leben. Doch vor allem: Wieso entschied er sich irgendwann dazu, Nichts zu tun? Und geht das überhaupt?
Dieser kurze Roman war sehr unterhaltsam und regte gleichzeitig zum Nachdenken an. Aufgrund der Länge war ich neugierig, wie ausführlich Jens’ Erlebnisse beschrieben werden würden und war insgesamt zufrieden mit der Darstellung seiner Reisen. Es gibt einen starken Fokus auf den Anfang und wie er an sein Vermögen kam sowie auf die Zeit, die dazu beitrug, dass seine Tage irgendwann gezählt waren. Besonders der Weg zu seinem Geld hat mir sehr gut gefallen, doch auch all die angedeuteten Erlebnisse, die er zwischendurch und vor allem am Ende teilte, weckten meine Aufmerksamkeit. Gerade die angerissenen Abenteuer gegen Ende könnten sicher ein ganzes Buch mit mehreren hundert Seiten füllen, doch so sehr ich gerne von ihnen gelesen hätte, war ich letztendlich doch froh, dass der Fokus auf den wichtigsten Momenten seines Lebens lag. Denn gerade die Tatsache, dass die anderen Momente eben nicht ausführlich beschrieben und stattdessen nur angedeutet wurden, machte sie so besonders.
Was die Botschaft des Romans angeht, kann man sich definitiv darüber streiten, denn so richtig wird sie nicht umgesetzt. Das mag auch an der Länge liegen, die es nicht erlaubt, jedes Thema ausführlich zu besprechen, aber definitiv nicht nur; der Roman selbst widerspricht sich, was seine Botschaft betrifft, nämlich auch. Am Ende war ich mir nicht einmal sicher, ob es überhaupt eine Botschaft gibt, aber zugegeben stört mich das auch nicht – allerdings wünschte ich, dass es dann auch keine angerissen hätte.
Insgesamt hat mir die kurzweilige Lektüre aber immer noch sehr gefallen, sodass ich mich schon darauf freue, noch mehr von Andreas Eschbach zu lesen!
- Die Abschaffung
- des Todes
- Andreas Eschbach
- Lübbe
- Thriller
- Politik
- Leben
- Tod
- Gehirn
- Upload
- Wirtschaft
- Gesellschaft
- Spannung
- Geheimnisse
- Twists
James Windover ist Chefredakteur der teuersten Tageszeitung der Welt, weil sein Team sich darum bemüht, das Weltgeschehen möglichst objektiv darzustellen. Sein Interesse ist geweckt, als er hört, dass drei berühmte Unternehmer die Firma Youvatar gegründet haben, deren Zweck unter strenger Geheimhaltung steht. Bei der Einführungsveranstaltung kommt dieser Zweck schließlich heraus: Die Gründer von Youvatar möchten den Tod abschaffen. Die Pläne dazu hören sich beeindruckend realistisch an und James soll untersuchen, ob sie es auch wirklich sind. Es dauert nicht lange, ehe er auf einen Schriftsteller stößt, dem einer der Youvatar-Gründer über eine Million für das Löschen einer Kurzgeschichte gezahlt hat, die sich mich genau diesem Thema beschäftigt. Was versucht das Unternehmen, zu verbergen? James ist entschlossen, es herauszufinden, selbst, wenn es ihn selbst in Gefahr bringt …
Dieser Roman war mein erster Thriller von Andreas Eschbach, wird aber mitnichten mein letzter sein, weil er mich sehr begeistert hat! Dabei fiel es mir am Anfang tatsächlich schwer, reinzukommen, weil wir sehr viele Informationen zu den Charakteren und anderen Handlungsdetails bekommen, die sich nicht immer interessant lasen. Doch sobald man den Anfang überwunden hat, kommt die Geschichte ordentlich ins Rollen und war eine wahre Achterbahnfahrt. Besonders gut fand ich, wie ausgeglichen hier die Mischung aus Spannung und Informationen war – während ich die Verfolgungsjagd, der James sich stellte, angespannt verfolgte, nahm ich gleichzeitig die Informationen über die Gehirnforschung neugierig auf. Zugegeben habe ich mitnichten alles verstanden, aber die Gedankenexperimente machten es einfach, zumindest die Grundzüge zu begreifen.
Die spannendsten Szenen waren für mich diejenigen, in denen die Kurzgeschichte erzählt wurde, weil das über einen längeren Zeitraum mit vielen Unterbrechungen erfolgte, die mich (auf positive Weise) wahnsinnig gemacht haben. Andreas Eschbach gab ihr ein hervorragendes Build-Up, das sich ordentlich auszahlte und mich zum Nachdenken brachte. Zusammen mit den vielen anderen spannenden Szenen hatte ich ein sehr einnehmendes und gleichzeitig bereicherndes Leseerlebnis.
Was ich ebenfalls sehr mochte, waren die persönlichen Probleme, die James plagten – sowohl die Beziehung zu seiner Partnerin als auch die Beziehung zu seinem Vater. Für die Haupthandlung spielen diese, wenn überhaupt, zwar nur eine geringe Rolle, brachten mir dafür aber James als Hauptcharakter umso näher. Hier hilft es auch, dass ich den Fokus auf die Probleme genau richtig gesetzt fand – nicht so viel, dass es von der Haupthandlung ablenkt, aber genug, um in sie investiert zu werden.
Das Ende war ein wenig plötzlich und wirkte so, als würde etwas fehlen, ohne, dass ich genau sagen konnte, was es war. Letztendlich fand ich es zwar trotzdem gut, weil es noch einen letzten interessanten Twist gab, aber eben keinen, den ich erwartet hatte.
Speziell Lesende von spannenden Politikthrillern werden hier sowohl viele Informationen als auch viele packende Momente finden, während Lesende von eher „klassischen“ Thrillern damit rechnen müssen, dass die Spannung ein wenig später losgeht – aber dann umso fesselnder ist!
- Die Reisenden
- der Nacht
- Armando Lucas Correa
- Lübbe
- Belletristik
- Familiengeschichte
- Nazizeit
- Deutschland
- Kuba
- Revolution
- Adoption
- Rassismus
- Starke Frauen
Ally ist eine aufstrebende Schriftstellerin in der Nazizeit, die alles in ihrer Macht Stehende tut, um ihre kleine Tochter Lilith zu schützen. Für die Nazis ist diese nur ein Mischlingskind, das gegen die Rassenideologie verstößt. Schließlich bleibt Ally keine Wahl und sie ist gezwungen, Lilith wegzugeben. Diese wächst wohlbehalten in Kuba auf, verliebt sich und bekommt eine Tochter, Nadine. Doch während der kubanischen Revolution sieht sie sich ebenfalls gezwungen, ihre Tochter wegzugeben, woraufhin diese in New York aufwächst und später in Deutschland versucht, ihre Adoptivmutter vor dem Gefängnis zu retten. Erst Nadines Tochter Luna ermöglicht es der Familie, die offenen Fäden der Familiengeschichte wieder zusammenzuführen …
Dieser Roman erzählt die Geschichte vierer Frauen, die während schwerer Zeiten Entscheidungen fällen müssen, die noch Jahre und Jahrzehnte danach in ihrer Familie widerhallen. Besonderer Fokus wird dabei auf die ersten drei Generationen gelegt, die jeweils ungefähr ein Drittel der Handlung gewidmet bekommen. Hier haben mir speziell Allys und Liliths Geschichten sehr gefallen, weil deren Leben besonders ausführlich beschrieben wurden. Wir folgen Ally über zehn Jahre hinweg, in denen auch Lilith eine zentrale Rolle spielt, und Lilith über zwanzig Jahre. Im Vergleich zu den vierzig Jahren, in denen Nadine und Luna die Hauptfiguren sind, hatte ich das Gefühl, Ally und Lilith besser kennenzulernen als deren Kindeskinder, weil weniger Zeit in mehr Seiten gesteckt wird, wodurch die Ereignisse einen härter treffen, als sie es bei großen Zeitsprüngen tun.
Das ist nicht zwingend etwas Schlechtes, weil jeder der drei Teile etwas Wichtiges zu bieten hat, aber es ist trotzdem erwähnenswert, dass ich mit Ally und Lilith mehr mitfiebern konnte als mit Nadine und Luna, weil deren Geschichte kompakter erzählt war. Das trifft auch auf die Handlung an sich zu; die Ereignisse in den ersten zwei Dritteln fesselten mich etwas mehr, weil ihnen mehr Zeit gegeben wurde, sich zu entfalten. Erwähnenswert ist hier natürlich auch, dass all diese Ereignisse auf realen beruhen, aber mithilfe fiktiver Charaktere erzählt wurden.
Der dritte Teil der Handlung sticht vor allem durch seine Plot Twists hervor, die die verschiedenen Teile der Geschichte sehr schön zusammenführen und den Kontext früherer Szenen auf positive Weise verändern. Ich hatte mir bis dahin nämlich ernsthafte Sorgen darüber gemacht, wie die gegenwärtigen Charaktere es schaffen würden, ihre Vergangenheit aufzudecken und war sehr erleichtert, als das auf eine zufriedenstellende Weise geschah.
Wer Familiengeschichten gerne mag, wird hier eine finden, die sowohl herzzerreißend als auch herzerwärmend ist!
- Die Halbwertszeit
- von Glück
- Louise Pelt
- Bastei Lübbe
- Belletristik
- Frauen
- Familie
- Freundschaft
- Glück
- Wiedergutmachung
- Vergangenheit
- Liebe
- Highlight
Johanna, Holly und Mylène: Drei Frauen zu drei unterschiedlichen Zeiten, die sich verschiedenen Problemen stellen müssen. Johanna findet an der Grenze der DDR ein siebzehnjähriges Mädchen, das sich vor den Grenztruppen versteckt und zudem schwanger ist. Holly möchte Wiedergutmachung für die Familie ihrer Kollegin leisten, die bei einem Unglück gestorben ist, bei dem Holly hätte umkommen sollen. Und Mylène findet heraus, dass sie adoptiert ist, weshalb sie sich auf eine Schnitzeljagd aufmacht, um ihre wahren Wurzeln zu finden. Die Geschichten der drei Frauen hängen eng miteinander zusammen, und sie alle fragen sich: Was ist eigentlich Glück?
In diesem wunderschönen Roman verwebt Louise Pelt drei packende Geschichten auf wirklich wundervolle Weise, die ich so noch nie gesehen habe. Zum einen schaffte sie es, tatsächlich alle drei Geschichten gleich interessant zu gestalten. Am Anfang mochte ich Hollys Geschichte am meisten, doch sehr bald wuchsen mir auch Johannas und Mylènes sehr ans Herz, sodass ich am Ende alle drei Geschichten mochte.
Zum anderen ist es wohl das erste Mal, dass die erzählten Geschichten auch tatsächlich sehr eng miteinander zusammenhängen. Viele andere Romane dieser Art, die ich gelesen habe, hatten letztendlich eine relativ grobe Verbindung, doch hier hängt alles so stark zusammen, dass es eine wahre Freude war, zu sehen, wie sich das Puzzle schließlich zusammenfügte.
Bei Johanna war ihre Beziehung zu dem Mädchen ein eindeutiges Highlight. Am Anfang ist Johanna eher frostig zu ihr und möchte auf keinen Fall, dass sie ihr ans Herz wächst – aber natürlich geschieht das trotzdem und es war sehr charmant zu lesen, wie Johanna es zunächst nicht wahrhaben will. Die beiden hatten einfach eine wunderbare Freundschaft, die mir ausgesprochen gut gefallen hat. Ich glaube, ich hätte nur den Spannungsfaktor ein wenig verstärkt; denn obwohl theoretisch ständig die Gefahr besteht, entdeckt zu werden, fühlte ich die Gefahr nur am Ende und sonst eher nicht.
Bei Holly war es der Konflikt, dem sie sich stellen muss, der mich am meisten packte – die Tatsache, dass sie sich die Schuld für den Tod ihrer Kollegin gibt und gleichzeitig deren Familie näher kommt, die nichts von ihrer Beteiligung daran weiß, war einfach eine sehr spannende Ausgangssituation. Doch hätte ich mir hier gewünscht, dass speziell ihre Beziehung zu Matt, dem Partner ihrer Kollegin, stärker ausgebaut worden wäre. Die Beziehung zu dessen Sohn Lukas war sehr gut umgesetzt, doch dadurch, dass Holly sich so oft von Matt fernhält, konnte ich mit ihrer Beziehung zu ihm nicht ganz so stark mitfiebern, wie ich es gerne getan hätte.
Mit Mylène hatte ich wohl meine größten Probleme – weil ihre Geschichte meinen absoluten Lieblingscharakter enthielt: Etienne, ihren Exfreund. Er war unglaublich sympathisch, humorvoll und mein persönliches Highlight von Mylènes Geschichte, weshalb ich richtig enttäuscht war, dass er in den letzten zwei Kapiteln überhaupt nicht vorkam. Zwar gab es am Ende einen netten Twist, was Mylènes Verlobten anging, aber dadurch, dass wir den Großteil ihrer Geschichte mit Etienne verbrachten, war ich sehr enttäuscht davon, dass er am Ende im Grunde vergessen wurde.
Auch hätte ich mir gerne eine ausführliche Aussprache mit ihren Adoptiveltern gewünscht, in denen sie ihnen versichert, dass sie immer noch ihre Eltern sind, weil ich es sehr schade fand, dass sie letztendlich von Mylène ignoriert wurden.
Zusammengefasst haben wir hier aber immer noch eine wunderschöne Geschichte, die ich unglaublich genossen habe und die ich trotz ihrer Schwächen vollauf empfehlen kann!
- Tödlicher Podcast
- Cleo Konrad
- Lübbe
- Thriller
- Roman
- Drama
- Familie
- Freundschaft
- Geheimnisse
- Flucht
- Twists
- Podcast
- Krimi
Nina ist ein großer Fan der Podcasterin Malu, die in ihrem Podcast „Verbrechen Berlin“ die ganze Stadt in Atem hält. Umso erfreuter ist sie, als Malu eine Reinigungskraft sucht und tatsächlich Nina einstellt. Doch als sie Malu tatsächlich kennenlernt, ist diese merkwürdig distanziert und überhaupt nicht so, wie Nina sie sich vorgestellt hat. Schon bald vermutet sie, dass Malu etwas zu verbergen hat. Gleichzeitig folgen wir der Geschichte von Jenni, die von zu Hause flieht und in einem Mädchen, das sich Strippe nennt, eine beste Freundin findet. Zusammen fliehen sie nach Spanien, wo Jenni sich in den Musiker Rico verliebt, was ihre Freundschaft mit Strippe allerdings auf eine schwere Probe stellt …
Dieser Thriller hatte eine paar sehr gute Aspekte, aber auch ein paar Schwächen, weshalb ich gerne beides ansprechen möchte. Am meisten hat mir die Art und Weise gefallen, wie Ninas, Malus und Jennis Geschichten miteinander verwoben waren, weil ich hier so einige Theorien hatte, die sich allesamt als nicht so verzwickt wie die Wahrheit erwiesen. Hier gab es ein paar wirklich coole Twists, die mir sehr gefallen haben!
Die Charaktere waren ebenfalls gut dargestellt und ich habe speziell die Hauptcharaktere sehr gemocht. Und auch, was die Antagonisten angeht, mochte ich es, dass sie dreidimensional waren. Ich habe ihre Aktionen mitnichten befürwortet, aber die Art und Weise, wie sie geschrieben waren, machte sie trotzdem zu (fehlerbehafteten) Menschen.
Damit kommen wir zur Kritik, die hauptsächlich darin besteht, dass dieser Thriller eher einem Roman als, nun ja, einem Thriller ähnelt. Speziell Jennis Parts, die mir an sich gefallen haben, ähneln eher einem Drama, das die Handlung sehr verlangsamte. Zwar ähneln Ninas Parts dafür umso mehr einem klassischen Thriller, aber insgesamt betrachtet ist das Pacing der Geschichte sehr langsam. Obwohl ich durchaus wissen wollte, wie die verschiedenen Handlungsstränge zusammenhängen und der Schreibstil sehr angenehm zu lesen war, verlief mir die Geschichte trotzdem zu langsam und hatte nicht genug Thrillerelemente, um mich stets am Ball zu halten.
Doch ich hatte trotzdem nie das Bedürfnis, die Geschichte abzubrechen, weil sie als Roman immer noch interessant genug war, um sie zu Ende zu lesen. Es gab einen speziellen Charaktertod, von dem ich mir gerne gewünscht hätte, er hätte nicht stattgefunden, aber der Rest der Geschichte verlief sehr zufriedenstellend und wie gesagt mochte ich speziell die Twists, die mich auf positive Weise überraschten.
Trotzdem würde ich diesen Thriller nur denjenigen empfehlen, die nichts gegen langsames Pacing haben. Mir hat er zwar recht gut gefallen, aber nicht aufgrund des Thriller-Aspekts, sondern aufgrund der Dramen, die er erzählt.
- Hund der Eier legt
- Hans-Hermann Dubben
- Hans Beck-Bornholdt
- Rowohlt
- Sachbuch
- Mathematik
- Naturwissenschaft
- Statistik
- Manipulation
- Studie
„Der Hund, der Eier legt“ hat mich durch seinen Titel und seinen Untertitel („Erkennen von Fehlinformationen durch Querdenken“) schnell angesprochen, doch während ich das Sachbuch letztendlich sehr interessant fand, entsprach es nicht ganz den Erwartungen, die ich an es gesetzt hatte.
Titel und Untertitel suggerieren, dass es sich um ein locker zu lesendes Sachbuch handelt, das einen über Irrtümer aufklärt und Wege anbietet, sie zu erkennen. Und während es technisch gesehen genau das tut, ist es um einiges naturwissenschaftlicher und mathematischer aufgebaut, als es den Anschein hat. Statistiken spielen eine zentrale Rolle und werden von den Autoren fleißig berechnet und erklärt. Das war teilweise sehr mühsam zu lesen, weil mich die genauen Zahlen weit weniger interessiert haben als Strategien, ihre Fehlinformationen anhand anderer Kriterien zu erkennen. Allein deshalb würde ich dieses Sachbuch wirklich nur denjenigen empfehlen, die ein wenig in die Tiefe gehen wollen, was verschiedene Beispiele der manipulativen Zahlenverdrehung betrifft.
Darunter gibt es auch viele bekannte Beispiele, die Rolf Dobelli später in „Die Kunst des klaren Denkens/klugen Handelns/guten Lebens“ ebenfalls aufgeführt hat. Es war interessant, hier eine der Ursprungsquellen zu sehen, weil hier nicht nur die Beispiele selbst, sondern auch Grafiken und Tabellen zum näheren Verständnis abgebildet sind.
Das einzige Thema, das ich mit kritischen Augen betrachtete, war die Aussage der Autoren, globale Erwärmung würde nicht existieren und der Treibhauseffekt unterläge fälschlichen Annahmen. Natürlich gibt es auch dazu Grafiken, die das belegen sollen, doch ausgerechnet diese waren nicht besonders überzeugend. Von den Thesen, die die Autoren aufstellen, ist diese hier definitiv die gewagteste, alle anderen bewegen sich im Rahmen des Nachvollziehbaren.
Positiv zu erwähnen, sind die vielen praktischen Übungen, die man selbst als Leser durchführen kann, um zu überprüfen, ob die Autoren mit ihren Hypothesen richtig liegen. Hier sollte man am besten ein paar Würfel griffbereit haben.
Insgesamt ist mir dieses Sachbuch zu mathematisch geworden, was allerdings nichts daran ändert, dass es trotzdem wertvolle Erkenntnisse lieferte, die sich zu einem bemerkenswerten Teil direkt praktisch testen ließen.
"Im Grunde gut" stellt uns ein neues Menschenbild vor: Nämlich, dass der Mensch, nun ja, "im Grunde gut" ist. Seit Hobbes und Rosseau stellen sich Philosophen immer wieder die Frage, ob Menschen gut bzw. böse geboren werden oder ob das Gut- bzw. Schlechtsein im Lauf des Lebens angeeignet wird. Bregman zeigt in seinem Sachbuch auf, warum er an die Theorie des "guten Menschen" glaubt.
Sehr gut gefallen hat mir an dem Sachbuch, dass Bregman kritische Punkte in unserer Geschichte aufgeführt und anhand mehrerer Recherchen gezeigt hat, warum viele von ihnen nicht so waren, wie sie scheinen. Dazu gehört u.a. das Stanford-Prison-Experiment, die Stanley-Pilgrim-Schockmaschine und der Tod von Catherine Susan "Kitty" Genovese. Es war sehr faszinierend, zu lesen, wie viele Informationen da unterschlagen wurden!
Gut gefallen haben mir auch Bregmans Erklärungen dafür, warum der Mensch sich trotz seiner guten Seele für "Schlechtes" entscheidet, aber einen Kritikpunkt habe ich bei seinen Beispielen, was die guten Taten des Menschen betrifft: So schön es auch war, zu lesen, wie viel Gutes es in der Welt gab und gibt, hätte ich mir gewünscht, Bregman hätte die dazugehörigen Quellen ebenso scharf betrachtet, wie er es bei den "schlechten" Ereignissen tat. Stattdessen bekam ich den Eindruck, er würde Quellen, in denen das Gute des Menschen hervorgehoben wird, unkritischer betrachten als Quellen, die das Gegenteil zeigen.
Deshalb habe ich meine eigenen Recherchen durchgeführt und festgestellt, dass Bregmans Kritik an verschiedenen negativen Experimenten sehr gerechtfertigt ist, er selbst aber tatsächlich weniger Kritik an den positiven Experimenten zeigte. (Insgesamt bewiesen diese aber dennoch, dass der Mensch nicht automatisch böse ist.)
Die Schlussfolgerung, die ich ziehe, ist letztendlich die, dass der Mensch nicht unbedingt "im Grunde gut" ist - aber auch nicht im Grunde böse. Letztendlich überzeugt mich das positive Menschenbild zwar mehr, weil Bregman so vorzüglich aufgezeigt hat, warum das negative einfach nicht stimmt, aber da es dem Menschen letztendlich doch überraschend leicht fällt, in negative Verhaltensweisen zu verfallen, würde ich auch nicht behaupten, dass er gut ist.
So oder so eine wunderbare Lektüre, wenn man ein wenig über den Tellerrand hinausschauen und sein eigenes Weltbild zumindest ein Stück weit erweitern möchte!
In einem Nazi-Deutschland, das früh Mittel zur Überwachung entwickelt hat, inklusive Komputer und ausschließlich bargeldlose Zahlung, ist Helene eine Programmiererin im Nationalen Sicherheits-Amt. Hier entwickelt sie neue Programme, um das Sammeln und Interpretieren von Daten zu erleichtern. Doch sie hat ein Geheimnis: Sie ist in den Deserteur Arthur verliebt, dessen Aufenthaltsort mithilfe ihrer Programme ans Licht kommen könnte. Notgedrungen tut sie alles, um ihn zu beschützen und die Daten zu manipulieren. Zugleich folgen wir Eugen Lettke, der sich auf die Suche nach mehreren Frauen macht und dabei Helenes Hilfe in Anspruch nimmt, weil seine Taten genauso wenig ans Licht gelangen dürfen wie ihre …
Dieser Roman hat es in sich, denn das deprimierende Horrorszenario, das er darstellt, ist erschreckend realistisch. Es macht einem auf unangenehme Weise bewusst, wie leicht es ist, anhand nur weniger Daten alles über eine Person herauszufinden – und wie unmöglich es in der Nazizeit gewesen wäre, sich unter diesen Umständen gegen den Staat aufzulehnen. Die Art und Weise, wie die verschiedenen Methoden zur Überwachung dargestellt wurden, hat mir sehr gut gefallen, weil hier wirklich an alle möglichen Verbindungen gedacht wird.
Der Roman besteht aus zwei Handlungssträngen, die sich schließlich treffen: Zum einen ist da Helenes Leben zusammen mit den vielen Veränderungen und Herausforderungen, denen sie sich stellen muss: Der Verlust einer jüdischen Freundin und eines Familienmitglieds, das Erlernen des Programmierens und ihre Nutzung in der NSA, die Beziehung zu ihrer großen Liebe Arthur und ihre Bemühungen, seine Existenz zu verschleiern, die notgedrungene Zusammenarbeit mit Lettke und das Offenbaren feindlicher Pläne, gefolgt von noch mehr Problemen, die sie niederzuringen drohen. In diesen Handlungsstrang war ich sehr investiert, weil es leicht war, sich in Helene hineinzuversetzen und zu verfolgen, wie sie versucht, die verschiedenen Probleme in ihrem Leben zu lösen. Die Tatsache, dass es hier auch eine große Varietät an Problemen gab, hat die Handlung stets frisch gehalten und ihre Kapitel und Szenen flogen geradezu an mir vorbei. Nur das Ende entsprach nicht meinem Geschmack, weil ich es vergleichsweise unrealistisch fand und deshalb ein realistischeres Ende bevorzugt hätte.
Zum anderen haben wir Lettke, der nach einem Abend als Jugendlicher, in dem er gedemütigt wird, es sich zum Lebensziel macht, die Mädchen von damals zu finden und sich an ihnen zu rächen, sprich: Sie zu vergewaltigen. Tatsächlich besteht fast drei Viertel seines Handlungsstrangs daraus, dass er nach Frauen sucht, die er vergewaltigen kann, unabhängig von ihrer Beziehung zu ihm, sondern einfach, weil es ihn erregt. Und ich muss sagen, dass mir seine Kapitel und Szenen überhaupt nicht gefallen haben und ich es tatsächlich besser gefunden hätte, sie komplett wegzulassen; aber nicht unbedingt deshalb, weil Lettke aufgrund seiner Taten so abstoßend und ekelerregend war, sondern vor allem, weil seine Taten erst nach drei Viertel der Handlung überhaupt plotrelevant waren. Alles, was in dieser Zeitspanne passierte, las sich wie unnötiger, sich immer wiederholender Filler, der um der Grausamkeit wegen grausam und sonst nicht von Belang war. Ja, auch hier lernen wir Möglichkeiten der Überwachung kennen, aber da diese eher das Framing für Lettkes Handlungen sind und nicht im Fokus stehen, hätte ich sie lieber in Helenes Geschichte gelesen. Zudem wäre das Pacing der Geschichte und der ganze Kontext hinter Lettkes Charakter meiner Meinung nach besser gewesen, wenn wir für den Großteil der Handlung nicht gewusst hätten, was er tut. Eine Ausnahme bildet das letzte Viertel, das Lettke endlich etwas Anderes zu tun gibt und sich sehr spannend las, mit dem Bonus eines passenden, aber nicht vorhersehbaren Schlusses.
Zusammengefasst liebte ich Helenes Geschichte also sehr, während mir Lettkes Geschichte überhaupt nicht zusagte. Glücklicherweise steht Helene eher im Fokus, sodass ich den Roman insgesamt betrachtet (und vor allem auf die Schrecken der Überwachung bezogen) sehr empfehlenswert fand. Wobei ich trotzdem eine Kritik habe beziehungsweise etwas, das mir fehlte: Programmierfehler. Computer (oder, in diesem Fall, Komputer) mögen nicht so fehleranfällig wie Menschen sein, aber Fehler machen sie trotzdem. Die Tatsache, dass alle Maßnahmen, die der Staat in die Wege leitete, reibungslos funktionierten und es niemals irgendwelche Programmierfehler gab, kam mir unrealistisch vor. Es ist durchaus realistisch, dass die vorgestellten Komputer so gut funktionieren, dass sie eine nahezu perfekte Überwachung ermöglichen, aber dass niemals auch nur ein unvorhergesehener Fehler unterläuft, kam mir wie fehlendes Plotpotenzial vor. Hier hätte ich es interessanter gefunden, diese einzubauen, um die Handlung noch realistischer und gleichzeitig spannender zu gestalten.
Trotz der erwähnten Kritik hat mir dieser Roman sehr gut gefallen. Tatsächlich ist der einzige Grund, aus dem mir die kritischen Punkte so deutlich ins Auge fielen, die Tatsache, dass Helenes Handlungsstrang so positiv hervorgestochen ist. Das ist sogar noch zu schwach ausgedrückt – er ist wirklich positiv hervorgestochen, hat mich durch den ganzen Roman getragen und stets Lust auf mehr gemacht. Aus diesem Grund ist der Roman für alle Fans spekulativer Geschichte, die realistisch geschrieben ist, eine klare Empfehlung – selbst, wenn man wie ich Lettkes Handlungsstrang nicht viel abgewinnen kann.