- One Perfect Couple
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- Einsame Insel
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Die Virologin Lyla ist nicht gerade begeistert, als ihr Freund Nico ihr vorschlägt, bei der neuen Reality-TV-Show „One Perfect Couple“ mitzumachen, wo sie gegen vier andere Paare antreten sollen. Ihm zuliebe lässt sie sich jedoch darauf ein, in der Erwartung, gleich bei der ersten Challenge herauszufliegen. Zu ihrer Überraschung ist es jedoch Nico, der gleich am ersten Tag gehen muss. In derselben Nacht gibt es einen furchtbaren Sturm, der Lyla und die restlichen Paare vom Rest der Welt abschneidet. Die Gruppe wartet angespannt, doch das Schiff der Crew kehrt nicht zurück und schließlich müssen sie ihre neue Realität akzeptieren: Sie sind auf der Insel gestrandet und müssen einen Weg finden, so lange wie möglich zu überleben. Doch die unterschiedlichen Persönlichkeiten der Gruppe prallen bald aufeinander, als die Nahrung immer weniger wird – und dann gibt es den ersten Mord …
Ich liebe ja Plots, wo Charaktere auf einer einsamen Insel landen und Ruth Ware hat ihn sehr spannend umgesetzt! Die Art und Weise, wie die Charaktere zunächst strategisch ihre Rationen aufteilen wollen und dann aufgrund der sich bildenden Diktatur immer verzweifelter werden, war einfach sehr packend beschrieben und ich habe sehr mit ihnen mitgefiebert. Hier hilft es auch, dass es von Anfang an einen übersichtlichen Cast von Charakteren gibt, der im Lauf der Zeit immer kleiner wird – so bleibt jedem genug Zeit, einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen, auch wenn sich im Lauf der Zeit natürlich ein Fokus auf die Überlebenden bildet. Ich persönlich mochte Angel am meisten, weil sie so kampfstark war und die Gruppe am meisten motiviert hat.
Doch auch Lyla ist eine gute Protagonistin, wobei mein Lieblingsaspekt ihr Beruf als Virologin war – denn das wird nicht einfach nur behauptet, sondern während der Handlung auch tatsächlich gezeigt. Lylas Wissen und ihre Einstellung als Wissenschaftlerin spielen regelmäßig eine Rolle, was sehr erfrischend war und der Einsame-Insel-Handlung seinen eigenen Anstrich gegeben hat.
In der Handlung gibt es ein paar kleinere Twists, die den Gesamtkontext auf zufriedenstellende Weise verändern, doch dafür keine größeren – sehr bald steht fest, dass Conor der Antagonist und es die Aufgabe der anderen Charaktere ist, ihn aufzuhalten. Conor selbst war hier sehr gut umgesetzt: Zunächst wirkt er sympathisch, übernimmt dann die Aufteilung der Rationen und wird dann immer extremer. Ich glaube, das einzige, was ich nicht verstanden habe, war, warum die Charaktere nicht schon sehr viel früher gegen ihn vorgegangen sind – denn trotz seiner körperlichen Stärke ist er immer noch eine Person und hätte in einem unbedachten Moment sicher überwältigt werden können. Ich mochte es zwar, dass die Charaktere erst mal über andere Lösungen diskutierten, ehe sie zur extremsten übergingen, aber trotzdem hätte mir hier ein größerer Twist sehr gefallen.
Zuletzt eine sehr kleinliche Anmerkung, die nichts mit der Geschichte selbst zu tun hat: „One Perfect Couple“ ist kein passender Titel für das Buch, weil es viel mehr um das Überleben und den weiblichen Zusammenhalt geht als um die gleichnamige Reality-TV-Show. Das nur als Erwähnung für diejenigen, die nicht mit falschen Erwartungen einen Thriller lesen wollen, der vor allem durch sein spannendes Einsame-Insel-Konzept überzeugt!
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In einem Nazi-Deutschland, das früh Mittel zur Überwachung entwickelt hat, inklusive Komputer und ausschließlich bargeldlose Zahlung, ist Helene eine Programmiererin im Nationalen Sicherheits-Amt. Hier entwickelt sie neue Programme, um das Sammeln und Interpretieren von Daten zu erleichtern. Doch sie hat ein Geheimnis: Sie ist in den Deserteur Arthur verliebt, dessen Aufenthaltsort mithilfe ihrer Programme ans Licht kommen könnte. Notgedrungen tut sie alles, um ihn zu beschützen und die Daten zu manipulieren. Zugleich folgen wir Eugen Lettke, der sich auf die Suche nach mehreren Frauen macht und dabei Helenes Hilfe in Anspruch nimmt, weil seine Taten genauso wenig ans Licht gelangen dürfen wie ihre …
Dieser Roman hat es in sich, denn das deprimierende Horrorszenario, das er darstellt, ist erschreckend realistisch. Es macht einem auf unangenehme Weise bewusst, wie leicht es ist, anhand nur weniger Daten alles über eine Person herauszufinden – und wie unmöglich es in der Nazizeit gewesen wäre, sich unter diesen Umständen gegen den Staat aufzulehnen. Die Art und Weise, wie die verschiedenen Methoden zur Überwachung dargestellt wurden, hat mir sehr gut gefallen, weil hier wirklich an alle möglichen Verbindungen gedacht wird.
Der Roman besteht aus zwei Handlungssträngen, die sich schließlich treffen: Zum einen ist da Helenes Leben zusammen mit den vielen Veränderungen und Herausforderungen, denen sie sich stellen muss: Der Verlust einer jüdischen Freundin und eines Familienmitglieds, das Erlernen des Programmierens und ihre Nutzung in der NSA, die Beziehung zu ihrer großen Liebe Arthur und ihre Bemühungen, seine Existenz zu verschleiern, die notgedrungene Zusammenarbeit mit Lettke und das Offenbaren feindlicher Pläne, gefolgt von noch mehr Problemen, die sie niederzuringen drohen. In diesen Handlungsstrang war ich sehr investiert, weil es leicht war, sich in Helene hineinzuversetzen und zu verfolgen, wie sie versucht, die verschiedenen Probleme in ihrem Leben zu lösen. Die Tatsache, dass es hier auch eine große Varietät an Problemen gab, hat die Handlung stets frisch gehalten und ihre Kapitel und Szenen flogen geradezu an mir vorbei. Nur das Ende entsprach nicht meinem Geschmack, weil ich es vergleichsweise unrealistisch fand und deshalb ein realistischeres Ende bevorzugt hätte.
Zum anderen haben wir Lettke, der nach einem Abend als Jugendlicher, in dem er gedemütigt wird, es sich zum Lebensziel macht, die Mädchen von damals zu finden und sich an ihnen zu rächen, sprich: Sie zu vergewaltigen. Tatsächlich besteht fast drei Viertel seines Handlungsstrangs daraus, dass er nach Frauen sucht, die er vergewaltigen kann, unabhängig von ihrer Beziehung zu ihm, sondern einfach, weil es ihn erregt. Und ich muss sagen, dass mir seine Kapitel und Szenen überhaupt nicht gefallen haben und ich es tatsächlich besser gefunden hätte, sie komplett wegzulassen; aber nicht unbedingt deshalb, weil Lettke aufgrund seiner Taten so abstoßend und ekelerregend war, sondern vor allem, weil seine Taten erst nach drei Viertel der Handlung überhaupt plotrelevant waren. Alles, was in dieser Zeitspanne passierte, las sich wie unnötiger, sich immer wiederholender Filler, der um der Grausamkeit wegen grausam und sonst nicht von Belang war. Ja, auch hier lernen wir Möglichkeiten der Überwachung kennen, aber da diese eher das Framing für Lettkes Handlungen sind und nicht im Fokus stehen, hätte ich sie lieber in Helenes Geschichte gelesen. Zudem wäre das Pacing der Geschichte und der ganze Kontext hinter Lettkes Charakter meiner Meinung nach besser gewesen, wenn wir für den Großteil der Handlung nicht gewusst hätten, was er tut. Eine Ausnahme bildet das letzte Viertel, das Lettke endlich etwas Anderes zu tun gibt und sich sehr spannend las, mit dem Bonus eines passenden, aber nicht vorhersehbaren Schlusses.
Zusammengefasst liebte ich Helenes Geschichte also sehr, während mir Lettkes Geschichte überhaupt nicht zusagte. Glücklicherweise steht Helene eher im Fokus, sodass ich den Roman insgesamt betrachtet (und vor allem auf die Schrecken der Überwachung bezogen) sehr empfehlenswert fand. Wobei ich trotzdem eine Kritik habe beziehungsweise etwas, das mir fehlte: Programmierfehler. Computer (oder, in diesem Fall, Komputer) mögen nicht so fehleranfällig wie Menschen sein, aber Fehler machen sie trotzdem. Die Tatsache, dass alle Maßnahmen, die der Staat in die Wege leitete, reibungslos funktionierten und es niemals irgendwelche Programmierfehler gab, kam mir unrealistisch vor. Es ist durchaus realistisch, dass die vorgestellten Komputer so gut funktionieren, dass sie eine nahezu perfekte Überwachung ermöglichen, aber dass niemals auch nur ein unvorhergesehener Fehler unterläuft, kam mir wie fehlendes Plotpotenzial vor. Hier hätte ich es interessanter gefunden, diese einzubauen, um die Handlung noch realistischer und gleichzeitig spannender zu gestalten.
Trotz der erwähnten Kritik hat mir dieser Roman sehr gut gefallen. Tatsächlich ist der einzige Grund, aus dem mir die kritischen Punkte so deutlich ins Auge fielen, die Tatsache, dass Helenes Handlungsstrang so positiv hervorgestochen ist. Das ist sogar noch zu schwach ausgedrückt – er ist wirklich positiv hervorgestochen, hat mich durch den ganzen Roman getragen und stets Lust auf mehr gemacht. Aus diesem Grund ist der Roman für alle Fans spekulativer Geschichte, die realistisch geschrieben ist, eine klare Empfehlung – selbst, wenn man wie ich Lettkes Handlungsstrang nicht viel abgewinnen kann.
Es fällt mir schwer, geeignete Worte für dieses Buch zu finden, weil es einfach so schön und emotional war, dass ich bereits jetzt weiß, dass es mir noch lange im Gedächtnis bleiben wird.
Im Grunde geht es um das Leben und die Liebe von Jules, der als Kind seine Eltern verliert, daraufhin von seinen Geschwistern getrennt wird und im Internat die bezaubernde Alva kennenlernt. Die Handlung selbst war schon ergreifend; Jules' Beziehung zu Alva war hervorragend beschrieben und mir gefiel es auch, zu erfahren, wie sich die Beziehung zu seinen Geschwistern entwickelte.
Und dann ist da noch die Sprache! Die Bilder, die Benedict Wells mir in den Kopf pflanzte, waren so plastisch und greifbar, dass ich regelmäßig für einige Sekunden Halt machen musste, weil ich sie noch ein wenig länger genießen wollte.
Zudem regt das Buch zum Nachdenken über das eigene Leben an - wie man es gestalten will, wie viele verpasste Gelegenheiten es gibt und wie man zweite Chancen nutzt. Allgemein beinhaltet das Buch so viel, dass es schwer in Worte zu fassen ist.
Absolut phänomenal!
- Kleinste gemeinsame
- Wirklichkeit
- Mai Thi Nguyen-Kim
- maiLab
- Droemer Knaur
- Sachbuch
- Wissenschaft
- Streitfragen
- Fakten
Durch ihren YouTube-Kanal maiLab habe ich Mai Thi Nguyen-Kim zum ersten Mal kennengelernt und war schnell gefesselt von der Art und Weise, wie sie Informationen verständnisvoll und wissenschaftlich aufarbeitet. Zwar habe ich nicht alle Videos von ihr geschaut, aber doch die meisten, weswegen ich mich darauf freute, die wichtigsten wissenschaftlichen Erkenntnisse hier noch mal im Ganzen zu lesen.
Ob es um Drogen, Videospiele, Männer und Frauen, alternative Medizin, Impfungen, Erblichkeit von Intelligenz oder Tierversuche geht - zu jedem der Themen erklärt Mai Thi Nguyen-Kim anschaulich, welche Streitfragen es gibt und was die "kleinste gemeinsame Wirklichkeit" bei jedem Thema ist.
Zusätzlich dazu gibt es regelmäßig Boxen, in denen vertieft auf ein im eigentlichen Text nur angeschnittenes Thema eingegangen wird. Während diese Boxen meinen Lesefluss manchmal störten, weil sie oft mitten im Text kamen, war der Inhalt der Boxen an sich sehr interessant und größtenteils Wissen, das in maiLabs Videos ebenfalls nur angeschnitten war und jetzt hier ausführlich(er) erläutert wird.
Hier kommen wir dann auch zum einzigen Schwachpunkt des Buches: maiLabs Videos. Da sie größtenteils die Dinge beschrieben hat, zu denen sie auch Videos veröffentlichte, ist das Buch zwar durchaus für diejenigen interessant, die ihre wichtigsten Themen gerne gebündelt lesen wollen, aber dafür weniger für die Menschen, die ihre Videos bereits sehr gut kennen und erwarten, eine Vielzahl an neuen Erkenntnissen zu sammeln. Mit Ausnahme der Boxen erfährt man relativ wenig Neues, sondern liest im Grunde eine Verschriftlichung ihrer Videos. Was an sich nicht schlecht ist, weil ich persönlich es liebe, einen übersichtlichen Text vor mir zu haben, mir aber sehr gut vorstellen kann, dass das nicht für alle wichtig ist.
Aber natürlich kann man das Buch allein deswegen kaufen, um die wundervolle maiLab zu unterstützen - verdient hat sie es allemal!
Olive ist Journalistin und möchte unbedingt die Story finden, die ihrer Karriere eine neue Richtung gibt. Dann macht ihre Schwester sie auf einen gruseligen Fund aufmerksam: In Hamburg wurde bei einer Überschwemmung eine Leiche freigelegt, die einen Kompass umklammerte – denselben Kompass, den Olives Großmutter Poppy ihr schenkte und der eigentlich ein Einzelstück sein soll. Olive ist entschlossen, herauszufinden, was es damit auf sich hat, muss jedoch mit dem Fotografen Tom zusammenarbeiten, der sie nicht leiden kann. Doch will sie wirklich herausfinden, was in der Vergangenheit ihrer Großmutter steckt?
Zwanzig Jahre früher findet Claire heraus, dass ihre Zwillingsschwester Iris, mit der sie seit über zehn Jahren keinen Kontakt mehr hatte, verstorben ist. Um herauszufinden, was für ein Leben ihre Schwester führte, verbringt sie Zeit auf der einsamen Insel, die Iris ihr Zuhause nannte. Dort muss sie sich nicht nur mit der unfreundlichen Frankie herumschlagen, die mit Iris befreundet war, sondern auch mit einem Fuchskind, das sie vor dem Tod rettet …
Nach „Die Halbwertzeit von Glück“ ist „Die Anatomie der Einsamkeit“ die neue Familiengeschichte aus Louise Pelts/Lucy Astners Feder, die sowohl Familie, Freundschaft als auch Liebe fantastisch miteinander kombiniert. Speziell das Mysterium darum, wie die beiden Geschichten zusammenhängen, war fantastisch umgesetzt – erst fast am Ende begriff ich schließlich, wie Olives und Claires Geschichten miteinander zusammenhängen, was ein wunderbarer Moment war! Hier fand ich es sehr gut, dass der Zusammenhang nicht offensichtlich war und mich das Mysterium aus diesem Grund stets angetrieben hat.
Dazu gesellt sich auch ein schöner und bildlicher Schreibstil, der es mir leicht machte, die Handlung zu visualisieren. Natürlich spielt das Thema Einsamkeit eine große Rolle und war meiner Meinung nach sehr gut umgesetzt, sowohl in Olives als auch in Claires Geschichte. Interessant war es hierbei, dass Olives Einsamkeit durch eine Romanze und Claires durch Freundschaft gelöst wurde (und bei beiden Familie eine wichtige Rolle spielte) – das fand ich sehr schön, weil es zeigte, dass verschiedene Arten von Liebe Einsamkeit beseitigen können.
Eine Kritik habe ich allerdings: Während Olives Geschichte mich sehr gefesselt hat und ich es liebte, sowohl die Vergangenheit ihrer Großmutter als auch Olives Beziehung zu Tom zu verfolgen, brauchte Claires Geschichte einige Zeit, um in Fahrt zu kommen. Zwar hat es auch bei Olive ein wenig Zeit gebraucht, bis ihre Reise sie nach Deutschland brachte, aber bei Claire hatte ich für deutlich länger das Gefühl, dass in ihrer Geschichte nicht allzu viel passiert. Eventuell nahm sie zwar Fahrt auf, aber den langsamen Anfang bei Claire hätte ich persönlich gerne durch interessante Charakterdynamiken beschleunigt.
Zusammengefasst haben wir hier eine wunderschöne Geschichte, die am Anfang vielleicht ein wenig langsam ist, aber es auf faszinierende Weise schafft, ein Familiengeheimnis zu erzählen, das einen bis zum Ende am Ball hält!