Bücherregal lädt …
Skyhunter
480 Seiten

Talin ist eine Strikerin, die Mara, die letzte unabhängige Nation des Landes, gegen Geister und die Karensa-Föderation verteidigt. Als sie ihren besten Freund und Schild Corian verliert, fürchtet sie schon, Mara verlassen zu müssen – bis sie auf den Kriegsgefangenen Red trifft und ihn davon abhält, sich umzubringen. Von nun an soll Red ihr neuer Schild sein, und schon bald merkt Talin, dass er noch weitaus mehr ist: Nämlich die einzige Hoffnung, die Karensa-Föderation zu Fall zu bringen ...

Dieses Fantasybuch überzeugt vor allem durch seine Charaktere und seine durchgehend spannende Handlung. Vor allem die Haupttruppe aus Talin, Red, Adena, Jeran und Aramin hat mich sehr eingenommen und ich war aufrichtig um ihr Wohlergehen besorgt – sogar so sehr, dass ich das Buch langsamer las als sonst, weil ich solche Angst hatte, dass es mit einem Tod enden könnte!

Neben der Freundschaft ist auch die Romanze zwischen zwei Charakterpaaren von Bedeutung. Die zwischen Talin und Red ist eher angedeutet (was durchaus als Kritik angesehen werden kann), aber trotzdem sehr ansprechend geschrieben. Die Romanze zwischen Jeran und Aramin war für mich sogar noch einnehmender und ein hervorragendes Beispiel dafür, wie man eine Nebenromanze erfolgreich einbaut.

Die eigentliche Handlung überzeugt ebenfalls: Sie ist durchgehend spannend, enthält ein paar nette Twists und viele packende Momente. In so ziemlich jedem Kapitel hatte ich das Gefühl, dass es ordentlich zur Sache geht, sodass mir nie langweilig wurde!

Was Kritik angeht, habe ich nur zwei kleinere: Zum einen habe ich nicht ganz verstanden, warum die zombie-ähnlichen Wesen, gegen die die Charaktere kämpfen, "Geister" genannt werden. Und zum anderen fand ich, dass man Talins Stummheit und die Nutzung von Gebärdensprache besser hätte zeigen können. Dadurch, dass ihre gestikulierten Sätze ganz normal in Anführungszeichen gesetzt werden, vergaß ich zuweilen, dass sie stumm war; andere Satzzeichen oder Auszeichnungsarten wären hier meiner Meinung nach praktischer gewesen.

Verglichen mit dem Lob ist diese Kritik jedoch sehr klein; sowohl die Charaktere als auch die Handlung haben mir so sehr gefallen, dass ich das Buch problemlos weiterempfehlen kann!

Ein Fluss so rot und schwarz
272 Seiten

Als Huxley aufwacht, hat er keinerlei Erinnerungen daran, wer er ist. Huxley nennt er sich nur, weil der Name auf seinem rechten Arm tätowiert ist. Er befindet sich auf einem Schiff mit sechs anderen Personen - außer, dass einer von ihnen bereits tot ist. Zusammen mit den anderen - Rhys, Pynchon, Plath, Dickinson und Golding - versucht er, herauszufinden, warum sie hier sind und warum sie sich an nichts erinnern können. Eine Stimme am Telefon warnt sie allerdings davor, jede Person zu töten, die sich erinnert - und im Anbetracht der Tatsache, dass sie sich in einem postapokalyptischen London befinden, sind Erinnerungen längst nicht ihre einzige Gefahr ...

Dieser Roman ist wohl einer der kreativsten Dystopien, die ich bisher gelesen habe. Ohne zu viel verraten zu wollen, ist die Art und Weise, wie sie die Menschen beeinflusst hat, absolut furchterregend - auf gute Weise. Es gab mehrere Szenen und Beschreibungen, die sich in mein Gehirn gebrannt haben, weil ich so etwas davor noch nie gelesen hatte. Insofern werden gerade Leser*innen von Weltuntergangsszenarios hier voll auf ihre Kosten kommen.

Den Rest fand ich dafür "nur" ganz gut. Die wenigen Hauptcharaktere tragen dazu bei, dass alle die Gelegenheit bekommen, einen Teil ihres Charakters zu zeigen, doch als Hauptcharaktere selbst fand ich sie, um ehrlich zu sein, nicht allzu fesselnd. Die Handlung hat, wie oben erwähnt, ein paar Szenen, die sehr erinnerungswürdig waren, doch mit Ausnahme dieser Szenen fühlte ich mich selten von ihr mitgerissen.

Dabei würde ich nicht sagen, dass das an der Kürze des Romans liegt, sondern eher daran, dass ich mich nicht allzu gut in die Charaktere hineinversetzen konnte und eher darauf gewartet habe, bis der nächste dystopische Moment kommt. Die waren einfach so gut, dass sie den Rest in den Schatten gestellt haben.

Wie gesagt: Für Dystopie-Fans eine hervorragende Lektüre, doch für alle anderen eher nicht so gut geeignet.

Das Gesetz der Natur
608 Seiten

Gaia Marinos ist eine Mutantin. Versteckt vom Rest der Welt lebt sie zusammen mit ihrem Lehrer und einem Jäger in der Wildnis. Als sie in Gefangenschaft gerät, offenbart sie, dass sie im Gegensatz zum Großteil der Menschen lesen kann, woraufhin man ihr im Gegenzug für die Freiheit die Aufgabe überträgt, die letzten Bücher der Welt zu finden. Doch bekommt sie keine Gelegenheit, sich sofort an diese Aufgabe zu machen, weil sie in den Konflikt der anderen Menschen hineingezogen wird und trotz ihres Sohnes droht, ihre Menschlichkeit zu verlieren …

Gaia lebt in einer dystopischen Welt und besitzt eine übernatürliche Fähigkeit, doch das Zentrum ihres Charakters ist definitiv die (persönliche) Reise, die sie während der Geschichte durchmacht. Ihre Liebe zu ihrem Sohn, ihre erlernte Kampfkraft, die Menschen und Orte, die sie besucht … das alles ist in kurzen Kapiteln und mit einem einfachen Schreibstil beschrieben, sodass ich die Geschichte schnell durchlesen konnte. Es war auch sehr leicht, sich alles Beschriebene vorzustellen, auch wenn es durchaus ein paar Stellen gab, die sich ein wenig zogen (wobei das bei sechshundert Seiten wohl unvermeidlich ist).

Die Atmosphäre des Buches war etwas ganz Besonderes. Es geht nämlich nicht nur um die Reise, sondern auch um die vielen Momente an sich, die Gaia erlebt. Es ist eine Geschichte über die Strapazen, die sie erlebt und die Lektionen, die sie gezwungenermaßen lernt. Aus diesem Grund fällt es mir tatsächlich schwer, zu bestimmen, wem genau man diese Geschichte empfehlen könnte, da sie mir persönlich zwar gefallen hat, sie aber gleichzeitig ganz anders als die Geschichten ist, die ich sonst lese. Das einzige, was ich anmerken möchte, ist, dass es im Gegensatz zur Kurzbeschreibung größtenteils nicht darum geht, die letzten Bücher zu finden, sondern eher darum, wie man in einer Welt wie dieser überlebt und was man zu tun bereit ist. Die ethischen Aspekte kommen hier definitiv auch zum Tragen.

Insgesamt ist es also schwierig für mich, das Buch akkurat zu beschreiben, weil es einfach so anders war als alle anderen, die ich kenne, aber ich glaube, dass Fans atmosphärischer Lektüre hier sehr glücklich sein werden!

Freie Geister
432 Seiten

Anarres und Urras sind Nachbarplaneten mit zwei grundverschiedenen politischen, sozialen und wirtschaftlichen Normen. Während Urras unserer Erde ähnelt und dem Kapitalismus fröhnt, herrscht in Anarres die Anarchie, wo alles jedem gehört und alle die Gesellschaft am Laufen halten. Beide Planeten sind, auf ihre Weise, sowohl eine Utopie als auch eine Dystopie - und zeigen klar auf, wie gut und vor allem wie schlecht wir selbst leben.

Shevek, Physiker, wächst in Anarres auf, reist aber später in seinem Leben nach Urras, um die dortigen Wissenschaftlicher von seiner Theorie zu überzeugen. So lernt er eigenhändig die Licht- und Schattenseiten beider Planeten kennen ...

Science Fiction ist normalerweise nicht so mein Genre, weshalb ich mich zum Einstieg für einen absoluten Klassiker entschieden habe. "Freie Geister" brilliert nicht unbedingt durch seine Handlung, aber umso mehr von den beiden Welten, die Ursula K. Le Guin uns vorstellt. Es war - vor allem im Anbetracht der Tatsache, dass dieser Roman ursprünglich 1974 veröffentlicht wurde - unglaublich faszinierend, über zwei so unterschiedliche Gesellschaften zu lesen, die so hervorragend aufzeigen, wie kapitalistisch unsere eigene Gesellschaft ist.

Auch andere Themen wie den Unterschied der Geschlechter und die Besessenheit nach Besitz werden ausführlich angesprochen und stellen erstaunlich moderne Sichtweisen dar. Ich war jedes Mal erstaunt darüber, wie nah die Autorin unserer jetzigen Gesellschaft gekommen ist. Sie aus der Perspektive einer Person zu lesen, die unter ganz anderen Umständen aufgewachsen ist, hat umso deutlicher gezeigt, wie merkwürdig sie eigentlich ist.

Wer bereits Science-Fiction-Fan ist, diesen Roman jedoch noch nicht gelesen hat, sollte das auf jeden Fall nachholen - und wer gerne Science-Fiction-Fan werden möchte, ebenfalls!

Taras Augen
384 Seiten

Nachdem in einer Chemie-Fabrik eine Explosion stattgefunden hat, werden Tara und Alún, die sich davor heftig stritten, voneinander getrennt. Tara bleibt im verseuchten Gebiet und lernt das Mädchen Ste kennen, das nun in Alúns Haus wohnt; Alún kommt in die Großstadt und malt als Streetartist Taras Augen an die Gebäude, in der Hoffnung, dass sie sie irgendwie zu sehen bekommt und ihm verzeiht. Was er nicht weiß: Immer mehr Leute in der verseuchten Zone erblinden ...

Die Geschichte von Tara und Alún spielt in einer dystopischen Welt, doch geht es im Gegensatz zu anderen Dystopien nicht darum, das Regime zu stürzen, sondern einfach zu zeigen, wie Menschen dort leben. Das hat zu einem recht ruhigen Leseerlebnis geführt, das zunächst ungewohnt war, mir aber immer mehr und mehr gefiel, weil mir der neue Fokus auf die Menschen und ihr Leben sehr zusagte.

Von diesen Menschen lernen wir zugegeben nur Tara, Alún und Ste näher kennen, die anderen Charaktere bleiben recht blass. Es gibt am Ende des Buches verschiedene Register über Personen, Begriffe und Orte, die ich mehrmals konsultieren musste, weil ich die Namen der Nebencharaktere recht schnell vergaß.

Der Schreibstil ist dafür sehr angenehm zu lesen und führt einen flüssig durch die Geschichte durch. Wer für ein paar Stunden eine schöne Ablenkung in Form einer ungewöhnlichen, dystopischen Liebesgeschichte sucht, wird hier eine finden, die zum Glück weder kitschig noch ablenkend ist, sondern die Geschichte genau im richtigen Maße versüßt!