Bevor sie voneinander getrennt und in die Sklaverei verkauft wurden, gab Hannies Mutter ihr drei Glasperlen, die jedes Familienmitglied als Wiedererkennungsmerkmal trägt. Jahre später ist Hannie endlich frei und kann sich auf die Suche nach ihrer Familie machen. Allerdings wird sie unerwarteterweise in die Familienangelegenheiten ihrer ehemaligen Besitzer hineingezogen, wodurch ihr sich bald ein neuer Weg erschließt, anderen nach ihren Familien suchenden Menschen zu helfen.
Gegen Ende des zwanzigsten Jahrhunderts kommt die neue Lehrerin Benedetta "Benny" Silva in eine kleine Stadt, um dort zu unterrichten. Die Klasse zeigt sich allerdings als außerordentlich unkooperativ und hat keine Lust aufs Lernen oder Schullektüre. Schließlich beschließt Benny, dass der beste Weg, ihr Interesse zu wecken, die Recherche nach den eigenen Vorfahren ist.
Diese beiden Geschichten erzählt Lisa Wingate in ihrem neuesten Roman "Die Glasperlenmädchen", wobei erst am Ende die Verbindung zwischen den beiden Zeitlinien klar wird. Doch auch ohne, dass man das bindende Element sofort begreift, lesen sich die individuellen Geschichten sehr ergreifend und emotional - Bennys Bemühungen, die Schüler und Schülerinnen der Klasse zu motivieren und gleichzeitig Hannies Bemühungen, bei ihrer Suche nach ihrer Familie nicht selbst in Gefahr zu geraten. Wer bereits "Die Libellenschwestern" von Lisa Wingate mochte, wird "Die Glasperlenmädchen" deshalb sicherlich auch mögen.
Nach Hannies Kapiteln gibt es immer einen Ausschnitt aus einer der damaligen Zeitungen, in denen Menschen Vermisstenanzeigen nach ihren verlorenen Verwandten aufgeben konnten. Das hat einen guten Eindruck davon vermittelt, wie viele Familien damals auseinander gerissen wurden; wie Lisa Wingate in ihrem Nachwort beschreibt, beruht der Roman auf wahren Ereignissen, was umso deutlicher macht, wie verzweifelt die Menschen damals nach ihren Familien gesucht haben.
Eine emotionale Lektüre für alle, die Familiengeschichten und historische Romane mögen!
Ein Jahr nach dem Tod ihrer Großmutter ist Claudia immer noch dabei, ihre Zukunft zu gestalten. Bis sie eine kleine Schachtel vererbt bekommt, in der sich die Zeichnung eines Familienwappens und eine Visitenkarte befindet. Die Hinweise führen sie nach Havanna, wo sie sich schnell in die Schönheit der Stadt verliert. Hier trifft sie auch auf den Koch Mateo, der ihr dabei hilft, die Geschichte der Familie Diaz und ihrer ältesten Tochter Esmeralda zu untersuchen. Schnell spüren die beiden eine Verbindung zueinander, während sie gleichzeitig herausfinden, wie es Esmeralda und ihrer großen Liebe erging …
„Die vermisste Tochter“ ist der zweite Band der Verlorenen-Töchter-Reihe und meiner Meinung nach noch besser als der erste. Dabei gibt es durchaus Dinge, die zu kritisieren sind, wie die sehr schnell entstehenden Romanzen oder die Tatsache, dass die Geschichte relativ vorhersehbar ist. Doch beim Lesen selbst hat mich das nicht gestört – im Gegenteil: Ich habe die süßen Romanzen sehr genossen und mich schon darauf gefreut, dass Claudia die Wahrheit erfährt, die wir Leserinnen und Leser in den Rückblenden bereits erahnen. Der Schreibstil der Autorin ist unglaublich angenehm zu lesen und macht es leicht, sich in ihrer Geschichte zu verlieren.
Letztendlich ist diese Geschichte ein wunderbares Wohlfühlbuch – natürlich kommt einiges an Drama vor, aber es war trotzdem so schön, zu lesen, wie Claudia ihre Familiengeschichte aufdeckt, die Verbindung zu ihrer eigenen Gegenwart zieht und zusammen mit Mateo eine glückliche Zukunft findet. Für alle, die eine schöne Geschichte lesen und gleichzeitig den Flair eines bestimmten Landes (in diesem Fall Kuba) spüren wollen, ist dieser Roman einfach perfekt.
Natürlich muss man an dieser Stelle auch die Ähnlichkeit zu Lucinda Rileys Sieben-Schwestern-Reihe erwähnen, weil die Verlorene-Töchter-Reihe nach einem ähnlichen Prinzip funktioniert. Was ich hier gut finde, ist, dass es sehr viel leichter ist, die Verlorenen Töchter separat voneinander zu lesen. Die Verbindung zwischen ihnen ist sehr grob gehalten, sodass tatsächlich jede Geschichte für sich stehen kann. Dafür finde ich, dass die Bindung zu wahren Ereignissen stärker hervorgehoben hätte werden können; diese sind nämlich eher die Rahmenhandlung, während die eigentlichen Personen und Geschehnisse fiktiv sind. Hier fände ich es interessanter, würde die Autorin noch stärker auf reale Ereignisse eingehen.
Nichtsdestotrotz haben wir hier einen absolut wunderschönen, angenehm zu lesenden Roman, der mir ein paar wunderbare Lesestunden beschert hat!