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Frances ist Schülersprecherin und fest entschlossen, nach Cambridge zu kommen, weshalb sie fast ihre gesamte Zeit mit Lernen verbringt. In ihrer Freizeit hört sie gerne ihren Lieblingspodcast "Universe City", zu dem sie sogar Fan-Art zeichnet. Unerwartet findet sie heraus, dass der Creator hinter dem Podcast der schüchterne Aled ist, mit dem sie sich bald anfreundet. Nachdem die beiden allerdings eine gemeinsame Folge drehen, geht Aleds Podcast viral und die Freundschaft zwischen ihnen droht, zu zerbrechen ...
Alice Oseman schafft es, Geschichten zu schreiben, die so noch nie geschrieben wurden. Allein die Tatsache, dass Frances und Aled platonische Freunde sind, ist für mich ein Grund zum Feiern gewesen, doch bietet ihre Geschichte noch um einiges mehr, das sich frisch und unverbraucht anfühlt, selbst bei Tropen, die man durchaus schon kennt.
Am besten war wohl, dass das Buch unnötige Missverständnisse vermeidet. Am Anfang zögert Frances zum Beispiel, Aled anzuvertrauen, dass sie zu seinem Podcast Fan-Art zeichnet, weshalb ich automatisch davon ausging, dass sich dieser Konflikt durch das ganze Buch ziehen würde. Doch stattdessen wird er (und viele andere!) durch simple Kommunikation aufgelöst, was so erfrischend und ungewöhnlich war, dass ich nur voller Bewunderung für "Nothing Left for Us" den Kopf über all die Bücher schütteln konnte, die unnötige Missverständnisse als Kernpunkt in ihre Geschichte einbauen.
Ironischerweise fand ich übrigens Aleds Podcast, von dem wir ein paar Einblicke bekommen, nicht einmal so interessant - ich konnte einfach nicht verstehen, wie sich im Buch eine so große Fangemeinde darum aufbauen konnte. Das ist hier allerdings keine Kritik, sondern ehe die schlichte Feststellung, dass ich einen anderen Geschmack habe.
Etwas zu kritisieren gibt es allerdings durchaus: Aleds Mutter Carol. Sicher gibt es Menschen wie sie auch in der Wirklichkeit, aber trotzdem kam sie mir fast schon karikaturisch böse vor. Sie war auf jeden Fall der perfekte Charakter zum Hassen - was ich in diesem Fall nicht gut fand, weil jeder andere Charakter so wunderbar dreidimensional war und Carol deshalb auf mehrere Weisen negativ hervorstach.
Aber natürlich ist die Geschichte selbst immer noch absolut fantastisch - vor allem, weil hier so viele Dinge thematisiert werden, die man in Jugendbüchern so gut wie nie liest. Wer eine frische Perspektive haben will, wird sie hier finden!
Jedes Jahr freut sich Malin darauf, ihre Sommerferien in Camp Rainbow zu verbringen. Dort sieht sie ihre besten Freund*innen Flo und Basti wieder und fühlt sich allgemein akzeptiert. Das einzige, was sie stört, ist, dass sie mit ihren siebzehn Jahren immer noch ungeküsst ist. Also erstellt sie kurzerhand eine Kussliste mit geeigneten Personen: Vielleicht Flynn, dey ebenfalls noch ungeküsst ist? Juan, der Interesse an ihr zu haben scheint? Oder Nora, das hübscheste Mädchen des Camps? Malin ist unsicher, zumal sie ihre Freunde ebenfalls nicht im Stich lassen möchte. Doch das gestaltet sich als schwerer als gedacht, vor allem, als Malin Nora langsam näher kommt …
Dieser wunderbare Jugendroman hat zwar ein bisschen Drama, ist aber allgemein sehr gemütlich geschrieben und eine angenehme Leselektüre. Nicht nur Malins und Noras Romanze war sehr süß umgesetzt, sondern auch Malins Freundschaft mit Flo, Basti und Flynn, wobei es hier ein paar schöne Überraschungen gab, die meine Erwartungen hervorragend untergruben. Alicia Zett hat hier (wie immer eigentlich!) ein paar sehr schöne Botschaften eingebaut, die mein jugendliches Ich sehr gerne gelesen hätte.
Von den Charakteren fand ich überraschenderweise Malin am unsympathischsten, denn dadurch, dass sie teils ihre Freunde oft im Stich lässt und ganz schöne Kommunikationsprobleme hat, war sie zwar eine glaubwürdige Jugendliche, aber nicht unbedingt eine, in die ich mich gerne hineinversetzt habe. Hier hätte ich mir gewünscht, dass sie zumindest früher realisiert hätte, wie problematisch ihr Verhalten teilweise war – was sie letztendlich natürlich tut, für meinen Geschmack aber etwas zu spät. Da war ich den Nebencharakteren sehr dankbar, dass sie sie auf ihr Verhalten hingewiesen haben, was mir zeigte, dass auch Alicia Zett sich dessen bewusst war und wollte, dass Malin sich dementsprechend weiterentwickelt.
Malins Zwist mit ihrer Zwillingsschwester Lila wird hier nur am Anfang gezeigt, weshalb ich mich freue, im zweiten Band mehr zu den beiden Schwestern zu lesen, weil ich bereits hier sehr eingenommen von ihrer komplexen Beziehung war.
Auch hoffe ich, dass Malin dann ihre Liebe zum Sternenhimmel mehr zeigen kann. Speziell am Anfang erfahren wir viel darüber, wie sehr sie ihn liebt, aber in der Handlung selbst bekommt sie nur einmal Gelegenheit, ihn sich anzuschauen. Hier hoffe ich auf mehr Sternenszenen (und -wissen!) im zweiten Band, zumal ja auch die Untertitel sich auf den Himmel beziehen.
Insgesamt also eine schöne Lektüre für alle, die gerne Romanzen und Freundschaftsgeschichten lesen!