Bücherregal lädt …
After I Do
352 Seiten

Schon seit über zehn Jahren sind Lauren und Ryan zusammen. Als sie sich damals auf dem College kennenlernten, lernten sie sich schnell kennen und lieben, heirateten und waren für eine ganze Weile glücklich. Doch schon seit einiger Zeit häufen sich ihre Streitereien und schließlich realisieren beide, dass sie nicht mehr glücklich miteinander sind. Daraufhin schmieden sie einen Plan: Für ein Jahr machen sie eine Trennung auf Probe, nehmen keinen Kontakt zueinander auf und erlauben es sich, mit anderen zu schlafen. Was zunächst schwer und ungewohnt ist, wird im Lauf der Zeit immer leichter – und Lauren muss sich fragen: Was will sie wirklich vom Leben?

Dieser Roman war eine positive Überraschung, denn auch, wenn man merkt, dass er zu den älteren Romanen Taylor Jenkins Reids gehört, hat er mir überraschend gut gefallen. Das liegt vor allem daran, wie gut Lauren und Ryans Beziehung sowie Laurens Gefühle nach der Trennung beschrieben wurden. Ich war bereits sehr investiert darin, wie der Beginn und der langsame Zerfall ihrer Beziehung beschrieben wurde – und sogar noch investierter, als sie sich voneinander trennten und Lauren sich damit auseinandersetzen musste, wie sehr sie Ryan vermisst und wie frei sie sich gleichzeitig fühlt. Diesen Zwiespalt hat Taylor Jenkins Reid so gut beschrieben, dass ich mich problemlos in Lauren hineinversetzen konnte, obwohl ich ihre Erlebnisse selbst nie durchmachte.

Problematisch fand ich dafür, dass sie Ryans E-Mail-Entwürfe liest, die er an sie geschrieben hat. Einerseits war es für die Handlung elementar, dass Lauren diese E-Mails zu lesen bekommt, andererseits wünschte ich mir, die Autorin hätte einen anderen Weg gefunden, das zu tun, ohne jemandes Privatsphäre zu verletzen. Indem die E-Mails einfach abgeschickt worden wären, finde ich, dass sich so eine bessere Lösung für alle Beteiligten gefunden hätte.

Das Ende war trotzdem sehr zufriedenstellend und auf positive Weise offen. Ich fand die Botschaft, dass man manchmal einfach eine Pause (und gute Kommunikation!) in einer Beziehung braucht, sehr gut, auch wenn sicher nicht alle Leser:innen zustimmen würden, während dieser Pause mit anderen Menschen zu schlafen. So, wie es umgesetzt war, gefiel, es mir sehr gut, könnte aber durchaus die einen oder anderen Leser:innen abschrecken.

Zuletzt möchte ich noch schnell die Nebengeschichten erwähnen, weil Laurens Familienmitglieder ebenfalls in einem Punkt in ihrem Leben sind, an dem große Dinge bevorstehen. Obwohl der Fokus des Romans definitiv auf Lauren und Ryan liegt, fand ich es großartig, regelmäßig von ihren Familienmitgliedern und deren Problemen zu erfahren, weil das gerade in der Beziehungspause Lauren auf andere Gedanken brachte und interessante Nebenhandlungen erzählte.

Insgesamt natürlich kein weltveränderndes Buch, aber es war erfrischend, eine Liebesgeschichte nach dem Happy End zu lesen, die sowohl gut als auch realistisch umgesetzt wurde!

Ist es Liebe? Nein – es ist ... Unmöglich
512 Seiten

Eine falsch adressierte E-Mail führt Bee und Nick zusammen. Schnell spüren sie durch ihre E-Mails eine besondere Verbindung zueinander, die sich sehr bald vertieft. Schließlich beschließen sie, sich zu treffen – und stellen auf diese Weise fest, dass sie gar nicht in derselben Realität existieren. Eine Erkenntnis, die sie beide schockiert, aber vor allem enttäuscht, weil das bedeutet, dass sie niemals zusammen sein können. Bis ihnen eine Idee kommt: Vielleicht können sie einfach die Version der jeweils anderen Person, die in ihrer Welt existiert, finden und daten? Doch bald stellt sich heraus, dass das nicht so einfach ist …

Diese Liebesgeschichte ist eine, die natürlich durch ihr Setting hervorsticht: Eine Liebe zwischen zwei verschiedenen Realitäten, die ausschließlich durch E-Mails entsteht. Zwar wünschte ich mir, wir hätten noch ein bisschen mehr von Nicks Realität erfahren, aber das hielt mich nicht davon ab, die Liebesgeschichte der beiden gespannt zu verfolgen. Besonders interessant fand ich die alternativen Versionen der Charaktere und Ereignisse, die in beiden Welten auf unterschiedliche Weise existieren; es war so faszinierend zu sehen, wie ähnlich und wie unterschiedlich speziell Bee, Nick und ihre Gegenparts sind. Das Beste daran war, dass die Erklärungen dafür logisch waren; die Ähnlichkeiten und Unterschiede waren nicht einfach so da, sondern hatten alle einen Grund, was mir sehr gefallen hat.

Schön war auch, dass es neben der Liebesgeschichte noch einige andere Themen gab, die besprochen wurden. Diese spielen zwar nicht immer eine wichtige Rolle, haben aber sehr zum Nachdenken angeregt und zumindest bei mir einen bleibenden Eindruck hinterlassen.

Ansonsten war es schlicht der Schreibstil und das Pacing der Handlung, die mich begeisterten. Es gab regelmäßig neue Entwicklungen, die mich neugierig darauf machten, wie es wohl weitergeht, sodass ich das Buch nicht nur schnell, sondern auch mit Herzklopfen las. Es gab so einige Stellen, bei denen ich so mit den Charakteren mitgefühlt habe, dass ich richtige, physische Angst um sie bekam!

Die einzige Kritik ist, wie gesagt, dass Nicks alternative Realität nicht allzu sehr ausgebaut ist. Sie scheint insgesamt schlicht „besser“ als Bees bzw. unsere Welt zu sein, aber davon abgesehen nicht viel mehr. Doch da der Rest so gut umgesetzt worden ist, kann ich das persönlich verschmerzen ;)

& Zwischen Welten
448 Seiten

Stefan und Theresa sind zwei Menschen, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten: Er ein Journalist, der fürs Klima und für Gleichberechtigung kämpft, sie eine Landwirtin, die sich abrackert, um ihr Land – und damit ihre Lebensgrundlage – behalten zu dürfen. Beide haben Schwierigkeiten, die Position des/der jeweils Anderen zu verstehen und schon bald drohen ihre unterschiedlichen Sichtweisen, ihre Freundschaft für immer zu zerstören. Dazu kommt, das Leben nun mal unvorhersehbar ist …

Dieser Roman besteht aus den E-Mails und Textnachrichten, die Stefan und Theresa sich während dem Jahr 2022 schreiben, wodurch auch viele aktuelle Themen (wie Russlands Invasion der Ukraine und die drohende Klimakatastrophe) angesprochen werden. Auch allgemeine Themen wie Rassismus und Gender spielen eine wichtige Rolle. Was ich dabei am faszinierendsten fand, war, wie gleichwertig Stefans und Theresas Sichtweisen behandelt wurden und wie schwierig es mir zuweilen fiel, selbst einen Standpunkt anzunehmen. Als Stefans Vorgesetzter zum Beispiel einen rassistischen Witz macht, der viral geht, stellt Stefan sich auf seine Seite, weil die Online-Reaktionen überproportionale Ausmaße annehmen (von anfänglicher Empörung zu Petitionen für eine Kündigung bis zu Todesdrohungen und einer symbolischer Ermordung). Wie weit soll – und darf – eine gerechtfertigte Kritik gehen? Denn selbst mir erschien die Reaktion auf diesen unangemessenen Witz viel zu übertrieben, aber wann sollte man eine Grenze setzen?

Und auch Theresa, die sich verzweifelt darum bemüht, die vielen unvorhergesehenen Schwierigkeiten, die ihren Hof bedrohen, zu meistern, hat mich zum Nachdenken angeregt. Ich habe, um ehrlich zu sein, nie so richtig darüber nachgedacht, was Landwirt*innen eigentlich so alles durchmachen müssen und wie unfair sie vom Staat behandelt werden, aber Theresas Schicksal macht deutlich, dass diese Berufsgruppe nicht die Aufmerksamkeit bekommt, die sie verdient hätte.

Was die Konversation zwischen Stefan und Theresa anbelangt, fliegen zuweilen die Fetzen, weil sie sich selten einig sind, sich aber trotzdem mögen. Ihre Freundschaft war auf jeden Fall ungewöhnlich, weil es so mehrere Stellen gab, bei denen man sich nicht sicher ist, ob sie nun befreundet oder verfeindet sind; aber genau das macht ihren Reiz aus: Sie sind irgendwie beides.

Insgesamt also ein Roman, der sehr zum Nachdenken anregt, aber auch die Geschichte einer Freundschaft erzählt, die mich letztendlich sehr bewegt hat!