Bücherregal lädt …
Vermisst - Der Fall Emily
576 Seiten

Malou hat inzwischen eine Privatdetektei, wobei ihr erster richtiger Fall leider ein sehr hoffnungsloser ist: Vera König sucht nach ihrer kleinen Tochter Emily, die vor vier Jahren verschwunden ist. Trotzdem nimmt Malou alte Fährten auf, in der Hoffnung, sie zu finden. So trifft sie auf Alex, der in Paris einen Kinderhändlerring untersucht, der Emily aufgenommen haben könnte. Doch jede Fährte scheint ein neues Geheimnis zu enthüllen, was es Malou schwer macht, die Wahrheit zu entschlüsseln – vor allem, weil sie immer noch nach ihrer eigenen Herkunft sucht …

Ich war vom ersten „Vermisst“-Band sehr begeistert, aber ein wenig zögerlich, weil es im zweiten um ein verschwundenes Kind geht und das ein schwieriges Thema ist. Und obwohl ich den Krimi niemandem empfehlen würde, der sensibel auf das Thema reagiert, war ich letztendlich sehr begeistert darüber, wie spannend es umgesetzt wurde!

Es gibt in der Handlung nämlich sehr viele Plot Twists, falsche und richtige Fährten, schockierende Enthüllungen und allgemeine Überraschungen, die mich von Anfang bis Ende angetrieben haben. Ich bin wirklich beeindruckt davon, wie erfolgreich es Christine Brand gelungen ist, den Krimi konstant spannend zu halten und für eine sowohl zufriedenstellende als auch überraschende Auflösung zu sorgen!

Gut ist das Pacing der Geschichte auch deshalb, weil die spannenden Momente sich gut mit Malous privaten Problemen abwechseln, sodass jedem Teil der Handlung genug Aufmerksamkeit geschenkt wird: ihre Suche nach Emily, ihre Beziehung zu ihrem Vater und ihren Freunden, Veras eigene Untersuchungen, ihre zweite Klientin Alissa, Alex’ Einsätze bezüglich des Händlerrings und so weiter. Obwohl es so viele Handlungsstränge gibt, wurden sie insgesamt sehr gut ineinander verflochten und sorgten so für ein packendes Leseerlebnis.

Perfekt ist die Geschichte zugegeben nicht. So fand ich es störend, dass Malou etwas zu viele (Anfänger-)Fehler beging, was zwar gegen Ende besser wurde, aber speziell am Anfang und in der Mitte oft genug vorkam, dass ich an ihrer Kompetenz zweifelte. Am Anfang fand ich viele Fehler sogar verständlich und mochte es, dass Malou nicht alles perfekt hinbekam, aber spätestens in der Mitte hätte ich mir von ihrer Seite aus mehr Vorbereitung gewünscht. Auch ihre Romanze mit Alex kommt nicht ganz natürlich rüber; sie fühlen eine Verbindung zueinander, kaum, dass sie sich das erste Mal begegnen, was ihre Romanze trotz der süßen Szenen zwischen ihnen unrealistisch machte. Hier hätte ich es besser gefunden, wenn Alex zu einem platonischen Freund geworden wäre.

Zuletzt war der Handlungsstrang um Malous zweite Klientin Alissa, die nach dem Vater ihres ungeborenen Kindes sucht, überraschend unnötig. Ich habe erwartet, dass sich hier eine Verbindung zum Hauptfall ergibt, aber das geschah nie, wodurch ich diese Storyline als Filler wahrnahm. Das ist vor allem deshalb überraschend, weil alle anderen Handlungsstränge sehr schön und elegant miteinander verwoben werden, nur dieser eben nicht.

Doch trotz der Kritikpunkte fand ich die konstante Spannung, die Mystery, die offenen Fragen und die Art und Weise, wie sie am Ende alle zufriedenstellend beantwortet werden, einfach grandios. Es ist unglaublich leicht, beim Lesen dieses Krimis mitzufiebern und konstant überrascht zu werden, weil Christine Brand ihn so hervorragend geplottet hat. Wem es nichts ausmacht, dass es hier um ein verschwundenes Kind geht, bekommt eine besonders fesselnde Leseerfahrung, die seinesgleichen sucht!

Magic of Moon and Sea. Die Diebin der vielen Gesichter
288 Seiten

In Shelwich bestimmen die Gezeiten, wie stark die Magie der einzelnen Bewohner gerade ist. Ista hat dabei eine ganz besondere Gabe: Sie kann sich in andere Menschen verwandeln. Das nutzt sie auch, um für ihren Auftraggeber Gegenstände zu stehlen. Gleichzeitig möchte sie das Geheimnis der verschwundenen Menschen lüften, die von Grilks entführt werden. Könnte auch ihr Vater dabei sein? Zusammen mit Nat, einem Jungen ohne Gabe, ist sie entschlossen, das Geheimnis der Grilks zu lüften und die verschwundenen Menschen zu finden ...

Dieses Kinderbuch hat wohl die beste und verzwickteste Handlung, die ich bisher (auch außerhalb des Genres) gelesen habe, denn hier spielen so viele Puzzleteile, falsche Fährten und unerwartete Twists mit rein, dass es selbst für mich als Erwachsene nicht zu durchschauen war. Immer, wenn ich dachte, jetzt die Lösung gefunden zu haben, kam etwas ans Licht, mit dem ich nicht gerechnet hatte, das sich aber trotzdem nahtlos in die Handlung einfügte. Ich bin immer noch beeindruckt davon, wie die einzelnen Handlungspunkte miteinander verwoben wurden, sodass ein komplexes und dennoch stimmiges Gesamtbild entstand!

Die Charaktere spielen dabei fast schon eine untergeordnete Rolle: Denn obwohl ich Ista, Nat, Ruby und ein paar andere sehr sympathisch fand (und es mir speziell bei Nat sehr gefiel, wie seine Intelligenz und Beobachtungsgabe tatsächlich gezeigt wurden), sind sie nicht so vielschichtig wie die Handlung, in der sie sich befinden. Das ist aber ein vergleichsweise kleiner Kritikpunkt, weil die Charaktere ihren Zweck immer noch erfüllen und es in dieser Hinsicht durchaus ein paar Überraschungen gibt.

Auch das Magiesystem, das die Fähigkeiten der Menschen mit den Gezeiten verbindet, war super umgesetzt und dazu noch sehr kreativ. Die Fähigkeiten an sich sind in der Regel zwar bekannte (Fliegen, Stärke etc.), aber speziell bei den kleineren Fähigkeiten gibt es auch ein paar ungewöhnlichere.

Die Karte von Shelwich war großartig! In der Regel mag ich Karten in Fantasyromanen nicht besonders, weil sie fast nie nützlich sind, aber hier konnte ich sie mehrmals nutzen, um zu schauen, wo die Charaktere gerade sind.

Aufgrund der Komplexität der Handlung eignet sich das Buch nicht nur für Kinder der Altersgruppe (10-12 Jahre), sondern auch für ältere Kinder und Erwachsene. Speziell diejenigen, die es mögen, wenn die gesamte Handlung sich wie ein Puzzle vor ihnen ausbreitet, werden hier begeistert sein!

Sie wird dich finden
432 Seiten

Millie ist inzwischen glücklich verheiratet und hat zwei Kinder. Zusammen mit ihrer Familie zieht sie in ihr absolutes Traumhaus, froh, ein neues Leben anfangen zu können. Doch so friedlich, wie es den Anschein hatte, ist die Gegend nicht. Ihre Nachbarin macht sich an Millies Ehemann Enzo ran, ihr Sohn Nico zieht sich von ihr zurück und ihre Tochter Ada scheint ebenfalls nicht glücklich zu sein. Was haben die Nachbarn zu verbergen? Warum gibt es in ihrem Haus ein geheimes Zimmer? Was will die Haushaltshilfe, die bei Millie aufräumt? Diese und viel mehr Fragen muss Millie beantworten – vor allem, als dann noch eine Leiche gefunden wird …

Mit „Sie wird dich finden“ findet die Geschichte um Millie einen zufriedenstellenden und sehr spannenden Abschluss. Und obwohl es kleine Referenzen an die vorigen Bücher gibt, lässt sich auch dieser Band unabhängig von den anderen lesen (wobei es aber natürlich nicht schadet, sie chronologisch anzugehen).

Was Freida McFadden einfach großartig hinbekommt, ist es, uns Leser:innen in die Irre zu führen. Die falschen Fährten, die sie einbaut, sind gerade subtil genug, um auf sie hereinzufallen, was mir hier mehr als einmal passierte. Ich war absolut überzeugt von einer bestimmten Theorie, die ich mir im Lauf des Thrillers bildete, weil sie auf genau die richtige Art und Weise angedeutet wurde – nur, um komplett überrascht zu werden, als die Wahrheit herauskam. Ich liebe es einfach, wie es der Autorin immer wieder gelingt, einen Plot zu schmieden, der zunächst offensichtlich scheint, aber dann mit einer großen Überraschung das, was davor kam, in einem anderen Licht darstellt.

Der Schreibstil liest sich flott und flüssig, die Hauptcharaktere sind sehr sympathisch. Tatsächlich gehörten die persönlichen Probleme, mit denen Millie und ihre Familie sich konfrontiert sahen, zu meinen persönlichen Highlights, weil ich mich so aufrichtig um alle Familienmitglieder sorgte. Dadurch, dass auch die Spannung stets erhalten blieb, brauchte ich nur etwas mehr als einen Tag, um die Geschichte in mich aufzusaugen.

Wer die anderen Millie-Thriller gelesen hat und/oder allgemein einen spannenden Thriller mit vielen falschen Fährten lesen möchte, darf hier beherzt zugreifen!

This Book Kills
443 Seiten

Als Stipendiatin eines Elite-Internats hat Jess es nicht leicht. Ihr Talent ist Kreatives Schreiben und ihre neueste Geschichte handelt von einem Mord, bei dem das Opfer mit einem Pokal im Wald erschlagen wurde und der Mörder mit Zweigen das Wort „Hilfe“ auf den Boden schrieb. Kurz darauf wird Hugh Henry Van Boren, eines der reichsten Kinder der Schule, auf genau diese Art und Weise getötet – und Jess bekommt eine anonyme Nachricht, in der der Mörder ihr für die Inspiration dankt und meint, es ohne ihre Hilfe niemals geschafft zu haben. Entschlossen, herauszufinden, wer dahintersteckt, startet Jess ihre eigenen Ermittlungen – im vollen Bewusstsein, dass sie sich dadurch in Gefahr begibt …

Dieser Jugendthriller schafft es wirklich hervorragend, sein Mysterium aufzubauen. Es gibt so viele offene Fragen, falsche Fährten und mögliche Mörder, dass ich über den ganzen Roman hinweg investiert darin war, die Antworten auf die Fragen zu finden und selbst Vermutungen anzustellen. Hier hilft es auch, dass so ziemlich jede Theorie, die ich während des Lesens hatte, in der Handlung selbst erwähnt wurde, sodass es schwer war, zu entscheiden, welche sich letztendlich als richtig herausstellen würde.

Doch hier muss ich zugegeben, dass ich die Identität des Mörders etwas zu offensichtlich fand – im Sinne von „es ist immer die Person, von der man es am wenigsten erwartet“. Ich selbst hatte zwar bis zur Enthüllung ganz andere Theorien, aber nur, weil mir die Wahrheit viel zu offensichtlich erschien. Das ist für mich also eine Kritik, weil ich mir mehr überraschende Plot-Twists erhoffte.

Das heißt nicht, dass es keine gibt – tatsächlich gibt es dank der falschen Fährten so einige Überraschungen –, aber gerade deshalb war ich ein wenig enttäuscht davon, ausgerechnet bei der Identität des Mörders keine solche Überraschung bekommen zu haben.

Weil sich der Thriller immer noch sehr gut liest und mich hervorragend unterhalten hat, würde ich ihn trotzdem weiterempfehlen, aber mit der Anmerkung, dass fleißige Leser:innen von Thrillern ihn wahrscheinlich leichter durchschauen werden.