Fast gleichzeitig reichen die Schwestern Alexandra und Sofia einen Notruf ein: Ihr Vater sei von der jeweils anderen Schwester ermordet worden. Verteidiger Eddie Flynn ist ratlos. Eine der beiden Schwestern ist unschuldig, die andere eine grausame Mörderin. Während Eddie schließlich beschließt, Sophia vor Gericht zu verteidigen, nimmt Verteidigerin Kate Brooks Alexandra unter ihre Obhut. Beide sind davon überzeugt, dass ihre Mandantin unschuldig ist. Doch einer der beiden irrt sich ...
Schon "Thirteen" hat mir aufgrund seines flüssigen Schreibstils und seiner konstanten Spannung gefallen, und auch hier schaffte Steve Cavanagh es, mich mühelos in seine Geschichte hineinzuziehen. "Fifty-Fifty" überzeugt vor allem durch die Art und Weise, wie die beiden Angeklagten präsentiert wurden - es ist sehr leicht, sich auf eine Schwester zu verbeißen und alle Hinweise dementsprechend zu interpretieren, doch sehr viel schwerer ist es, tatsächlich bei seiner Meinung zu bleiben. Mehrmals bekam ich Zweifel an meinen eigenen Theorien, wechselte von einer Schwester zu anderen und wieder zurück, unschlüssig, ob ich vom Autor hinters Licht oder auf die richtige Spur geführt wurde.
Insofern haben mir vor allem Alexandra und Sofia sehr gefallen - einfach, weil es so schwer war, zu entscheiden, welche von beiden nun schuldig ist. Die anderen Charaktere sind, mit Ausnahme vielleicht von Eddie und Kate, recht eindimensional, weil der Fokus eindeutig auf der spannenden Handlung liegt. Wobei ich das keineswegs als Kritik meine - zwar gefällt es mir in der Regel besser, wenn sowohl die Charaktere als auch die Handlung ausgebaut werden, doch hier war die Handlung so spannend, dass es mich nicht allzu sehr kümmerte, dass die Charaktere dafür weniger entwickelt waren.
Wer also einen spannenden und flüssig zu lesenden Thriller für zwischendurch braucht, ist hier an der richtigen Adresse!
Strafverteidiger Eddie Flynn soll Leonard Howell bei einer Lösegeldübergabe zur Seite stehen. Seine Tochter Caroline wurde entführt und Leonard muss das FBI hereinlegen, um dem Entführer das Lösegeld übergeben zu können. Eddie hilft ihm. Doch dann wird am Scheinort der Lösegeldübergabe ein Handy gefunden, auf dem behauptet wird, Leonard hätte seine Tochter Caroline ermordet – und es liegt an Eddie, ihn zu verteidigen …
So wie die vorigen Eddie-Flynn-Fälle ist auch „Liar“ ein spannender Gerichtsthriller, der Eddie vor neue Herausforderungen stellt. Der Schreibstil war sehr angenehm und aufgrund der konstanten Spannung war es für mich kein Problem, das Buch wie im Flug zu lesen. Und doch bin ich nicht überrascht, dass dieser dritte Fall von Eddie Flynn erst jetzt übersetzt worden ist – denn obwohl er wie gesagt ein guter Fall ist und speziell die Gerichtsszenen wie immer einmalige Klasse waren, schien der Fall nicht ganz so komplex und verworren aufgebaut zu sein wie die, die vor ihm kamen und ihm nachfolgten. Einen coolen Twist gab es, den ich nicht erwartet habe, aber davon abgesehen fand ich die Handlung und auch die Auflösung ein klein wenig zu vorhersehbar (auch, wenn die ganze Wahrheit zugegeben nicht hundertprozentig das war, was ich erwartet habe).
Das soll jetzt nicht heißen, dass ich diesen Thriller schlecht fand; er hat mich definitiv in Atem gehalten und ich liebe die Art und Weise, wie Steve Cavanagh uns von Anfang bis Ende mitfiebern lässt. Es hat immer noch sehr großen Spaß gemacht, ihn zu lesen. Aber bei inzwischen fünf Eddie-Flynn-Thrillern war klar, dass einer dabei sein musste, der ein klein wenig schwächer als die anderen ist – und genau das ist „Liar“ für mich. Ein sehr cooles Leseerlebnis ohne Frage (vor allem, wenn man noch nicht so viele der anderen Thriller gelesen hat), aber, was den Fall betrifft, nicht ganz so packend wie die vorigen. Tatsächlich galt meine größte Sorge die ganze Zeit Leonard selbst, während die Falldetails für mich eher zweitrangig waren.
Insgesamt also ein Thriller, der sich gut in die Reihe der anderen einfügt, von dem ich mir aber gerne einen anspruchsvolleren Fall gewünscht hätte. Trotzdem sehr spannend geschrieben!