Bücherregal lädt …
Don't Let Me Go
400 Seiten

Als Riley Jackson zum ersten Mal begegnet, wird er ohnmächtig und träumt von einem Leben in Pompeji, in dem er und Jackson ein Paar waren. Das verunsichert ihn sehr, und Jackson scheint zunächst auch nicht besonders sympathisch zu sein, weil er ignorante Kommentare zu Riley, seinen Freunden und queeren Menschen im Allgemeinen macht. Gleichzeitig stellt er sich aber auch als überraschend feinfühlig und sympathisch heraus, was Riley nur noch mehr verwirrt. Die beiden werden Freunde – und empfinden bald auch mehr füreinander. Doch beide werden von Träumen von früheren Leben geplagt, die immer mit ihrem Tod enden …

Ich mochte das Konzept der Geschichte sehr, weil ich eine Schwäche für Zeitreise-Geschichten im Allgemeinen und frühere Leben im Speziellen habe, darunter auch die Idee ewiger Liebe. Was kann ich sagen, ich bin eben eine Romantikerin! Doch so stark die Freundschaft und Romanze zwischen Riley und Jackson auch umgesetzt war, sie war definitiv keine „Liebe größer als das Universum“. Das hat es schwer gemacht, mit der zweiten Hälfte der Handlung mitzufiebern, weil Rileys und Jacksons Liebe zwar definitiv vorhanden war, jedoch ihre kurze Zeit miteinander und ihr junges Alter es dann doch ein wenig … lächerlich erscheinen ließen, von ewiger Liebe bzw. über Liebe über den Tod hinaus zu sprechen. Ich konnte diesen Teil der Handlung deshalb nicht ganz ernst nehmen, so sehr ich es mir auch gewünscht hätte.

Betonen möchte ich allerdings, dass zumindest ihre Bindung in der ersten Hälfte tatsächlich fantastisch umgesetzt war. Wie sie sich zuerst miteinander anfreunden und ihre Gefühle füreinander sich dann vertiefen, war großartig – es war im Grunde eine Slow Burn Friends-to-Lovers-Geschichte, die mir ausgesprochen gut gefallen hat. Man hat ihre Chemie hervorragend gespürt, auch wenn ich fand, dass ihre Romanze sich ein wenig zu schnell entwickelte, nachdem Jackson sich seiner Gefühle bewusst wurde. Gerade, weil der Aufbau recht langsam war, war ich überrascht, wie schnell sich die Ereignisse überschlugen, sobald Jackson wusste, was er für Riley empfindet. Ihre Romanze war immer noch süß, wenn auch nicht so stark wie vermarktet.

Auch die Protagonisten an sich waren einnehmend, mit eigenen Problemen und Zweifeln und einer eigenen Charakterentwicklung. Riley setzt sich wunderbar für seine Freund:innen ein und Jackson für seine eigene Entwicklung. Ihre Freunde und Familie waren ebenfalls großartig; Rileys beste Freunde Audrey, Tala und Duy haben ihn stets unterstützt, sein Vater war ebenfalls auf seiner Seite, und Jacksons Tante war außerordentlich sympathisch. Natürlich kommen auch Charaktere vor, die bei weitem nicht so offen sind wie die, auf die es ankommt (z.B. Jacksons Eltern), aber die anderen spielen eine wichtigere Rolle und bekommen genügend Screentime, um einen Eindruck zu hinterlassen. Ich glaube, mein persönlicher Lieblingscharakter war Duy, aber sie alle wuchsen mir schnell ans Herz.

Erfrischend war es zudem, dass es zwar ein wenig Ex-Drama gibt, dieses aber elegant gelöst wurde und letztendlich nur einen kleinen Teil der Handlung einnimmt. Allgemein ist die Balance von Handlungselementen sehr gut gelungen; fast alles nimmt genau so viel Zeit ein, wie es braucht. Dazu gehören auch die Beschreibungen von Rileys und Jacksons früheren Leben, die ich besonders fesselnd fand und die glücklicherweise den Fokus auf die Qualität statt auf die Quantität legten.

Gegen Ende kamen leider trotzdem ein paar Schwächen dazu. Das Konzept früherer Leben wurde etwas weiter getrieben, als ich es mir gewünscht hätte, aber gleichzeitig nicht so weit wie angedeutet – ein seltsamer Schwebezustand, der der Glaubwürdigkeit der Geschichte geschadet hat. Zudem hätte ich mir am Ende gerne eine andere Lösung gewünscht, weil einige der Geschehnisse sehr vermeidbar schienen, während andere, die erwähnt wurden, nicht umgesetzt wurden. Und wie gesagt ist die Liebe zwischen Riley und Jackson so stark romantisiert worden, dass sie und das Drama, das um sie herum entsteht, nicht mehr realistisch, sondern übertrieben wirkte.

Insgesamt also eine Romanze mit Stärken und Schwächen, deren Zielgruppe definitiv Jugendliche sind, die aber trotzdem sehr gut zu lesen war. Denn das war ebenfalls eine Stärke des Romans, die ich sehr zu schätzen wusste: Der Schreibstil war sehr angenehm, niemals zu locker, sondern geschmackvoll. Zwar mag ich auch durchaus lockere Schreibstile, wusste es aber zu schätzen, hier eine Ausnahme zu sehen. Letztendlich mochte ich die Geschichte trotz ihrer Schwächen sehr, denn nicht nur glichen die Stärken sie gut aus, sondern boten eine einnehmende Geschichte, die mich sehr gut unterhalten hat!

& She Gets the Girl
384 Seiten

Alex' Freundin hat mit ihr Schluss gemacht, weil diese meint, Alex wären die Gefühle anderer Menschen egal. Um ihr das Gegenteil zu beweisen, beschließt Alex, der schüchternen Molly zu helfen, mit ihrer Traumfrau zusammenzukommen. Aufgrund ihrer unterschiedlichen Persönlichkeiten scheint das zunächst nur Chaos heraufzubeschwören, doch bald schon müssen sich die beiden fragen, mit wem sie wirklich zusammen sein wollen …

Diese süße Liebesgeschichte ist teilweise von der eigenen Liebesgeschichte der beiden Autorinnen inspiriert, aber natürlich ein wenig dramatischer. Die beiden Hauptcharaktere sind sehr unterschiedlich, ergänzen sich dadurch aber auch ganz großartig, sodass ihre Freundschaft und Liebe trotz ihrer gegensätzlichen Persönlichkeiten realistisch wirkte. Realistisch allerdings auch in dem Sinne, dass sie recht lange braucht, um in Fahrt zu kommen. In der ersten Hälfte des Romans wirkt ihre Beziehung rein freundschaftlich und nimmt erst danach romantische Züge an; wer also eine Mischung aus „slow burn“ und „friends to lovers“ lesen will, ist hier genau richtig, doch wer eine schnellere Entwicklung bevorzugt, wird sich am „slow burn“-Aspekt wohl stören. Sogar für mich, die gerne sich langsam entwickelnde Beziehungen liest, verlief Alex' und Mollys fast ein wenig zu langsam! Gefallen hat sie mir aber trotzdem, weil die beiden Charaktere eine wirklich großartige Chemie miteinander haben.

Die Beziehungen der beiden mit ihren Müttern fand ich ebenfalls faszinierend beschrieben, weil Molly sich sehr gut mit ihrer versteht, während Alex' Mutter ihr das Leben schwer macht. Andere Nebencharaktere bekommen dafür nicht besonders viel Charakterisierung; Cora, Mollys Schwarm, war ganz nett und Jim, der Besitzer des Foodtrucks, in dem Alex zu arbeiten beginnt, ebenfalls. Aber der Fokus des Romans sind definitiv Alex und Molly, weshalb die anderen Charaktere nicht besonders viel Tiefe bekommen.

Mich persönlich hat es nicht gestört, recht eindimensionale Nebencharaktere und eine sich sehr langsam entwickelnde Liebesbeziehung zu haben, doch wollte ich diese Punkte für diejenigen ansprechen, denen diese Aspekte wichtig sind. Mit diesem Roman wird dementsprechend auch nicht jede*r seinen Spaß haben, aber ich persönlich mochte ihn ganz gern!