Bücherregal lädt …
The Survivor Wants to Die at the End
720 Seiten

Seit Paz seinen Vater vor zehn Jahren in Notwehr erschossen hat, ist sein Leben die Hölle – sogar so sehr, dass er sich jeden Tag wünscht, der Todesbote würde anrufen, damit er sein leeres Leben nicht mehr weiterführen muss. Schließlich hat er genug und beschließt, dem Todesboten zu beweisen, dass er auch ohne Anruf sterben kann. In letzter Sekunde wird er jedoch von Alano gerettet, dem Erben des Todesboten-Unternehmens, der ihm zeigen will, dass das Leben lebenswert ist und der sich erst kürzlich vom Todesboten abgemeldet hat. Zusammen versuchen sie, sich gegenseitig zu helfen – doch die Geheimnisse, die beide mit sich tragen, machen das alles andere als einfach …

Schon die beiden vorherigen Teile der Todesboten-Reihe mochte ich sehr und auch im dritten Teil schafft Adam Silvera es, eine emotionale und spannende Geschichte zu erzählen. Wobei sie allerdings recht langsam startet: Paz und Alano begegnen sich erst nach zweihundert Seiten, was zwar nichts im Vergleich zu den fünfhundert ist, die sie danach miteinander verbringen, doch trotzdem empfand ich den Anfang der Geschichte deshalb als zu lang, wenn wir auch die Protagonisten dadurch besser kennengelernt haben.

Wo wir schon dabei sind: Paz und Alano sind beide großartige Protagonisten, mit denen man leicht mitfühlen kann, weil ihre individuellen Probleme zwar nicht zwingend die der Leser*innen widerspiegeln, aber so ergreifend beschrieben sind, dass es trotzdem leicht war, sich in sie hineinzuversetzen. Speziell Paz hat mit vielen schweren Themen zu kämpfen, von Selbstverletzung bis zu Selbstmordgedanken, weshalb ich diesen Roman auch niemandem empfehlen würde, der selbst mit diesen Themen kämpft. Es gab nämlich definitiv ein paar Stellen, die schwer zu lesen waren, weil Paz’ Gedankenwelt ein düsterer Ort ist, wobei ich jedoch den Umgang mit diesen Themen sehr mochte.

Trotzdem waren mir letztendlich Alanos Kapitel lieber, aber nicht nur, weil sie optimistischer waren, sondern allgemein interessanter. Je mehr die Geschichte voranging, desto mehr wollte ich über sein Leben wissen, weil wir Paz’ Leben zwar kennen, aber nicht die Geheimnisse aus Alanos Vergangenheit. Das Foreshadowing ist hier großartig gelungen; während ich die Hinweise für ein Geheimnis etwas zu offensichtlich fand, überraschte mich das andere Geheimnis dafür umso mehr. So oder so: Sowohl Paz als auch Alano waren großartige Charaktere!

Ihre Romanze kam mir am Anfang etwas zu schnell vor, weil sie sich zwar in einer emotional aufgeladenen Situation kennenlernten, ihre wachsenden Gefühle füreinander sich aber erst nach ihrem großen ersten Streit natürlich anfühlten. Trotzdem waren ihre Szenen miteinander über den ganzen Roman hinweg sehr gut umgesetzt – vor allem die Balance zwischen romantischen und dramatischen Szenen hat mir sehr gefallen, sowie die Ehrlichkeit und Empathie in ihren Gesprächen.

Was die anderen Charaktere angeht, hätte ich gerne noch mehr von ihnen gesehen. Alanos beste Freundin Ariana verlässt die Handlung recht schnell und wir lernen nur seinen besten Freund Rio näher kennen. Leider haben wir im Gegensatz zu den vorigen Bänden auch nicht so viele Sichtcharaktere, die die Handlung bereichern, was ich schade fand, weil ich es mochte, wie vielschichtig sie die Handlung der anderen Bände machten. Dafür liebte ich es, alte Charaktere wiederzusehen bzw. Referenzen an sie zu entdecken, was mir jedes Mal wieder ein Lächeln entlockte.

Auch die Todesboten-Welt wird in diesem Band weiter ausgebaut, wobei mich speziell die realen und fiktionalen Geschichten innerhalb dieser Welt interessierten. Es war einfach so faszinierend, sich Gedanken darüber zu machen, wie die Menschen mit dem Todesboten umgehen und welche seltenen Ereignisse durch ihn passierten. Ich hoffe, dass auch im nächsten Band weiterhin Nebengeschichten eingebaut werden, selbst, wenn sie nicht durch eigene Sichtcharaktere erfolgen.

Insgesamt also ein guter Nachfolger der Todesboten-Reihe, wobei Leserinnen und Leser sich allerdings darauf einstellen sollten, dass er sehr emotional ist!