Stadt der Magier und Diebe
416 Seiten

Nachdem er zum zweiten Mal beim Stehlen erwischt wird, wird der junge Taschendieb Cor als Arbeitssklave verkauft. Zu seinem Glück ist sein Käufer der Magier Jonathan Barnaby Fossell, der sich ihm gegenüber freundlich verhält und Cor ein Leben zeigt, von dem dieser zuvor nur träumen konnte. Doch er hat auch eine Aufgabe für ihn: Als ehemaliger Dieb kann Cor am besten herausfinden, warum überall in der Stadt nach und nach Diebe ermordet werden. Dazu muss Cor seine magischen Kräfte üben, was nicht so leicht ist, weil niemand erfahren darf, dass er mehr als nur ein Sklave ist …

Dieses spannende Kinderbuch ist eher für junge Jugendliche geeignet, denn aufgrund der beschriebenen Grausamkeit und den Morden würde ich es nur denjenigen empfehlen, die bereits Reihen wie „Harry Potter“ oder „Magisterium“ lesen. Fans von beiden Reihen werden hier eine Geschichte finden, die ebenfalls spannend zu lesen ist und das Erlernen von Magie in den Fokus rückt.

Das Pacing ist anfangs gewöhnungsbedürftig: Ruhige Lernmomente wechseln sich mit spannenden Mordmomenten ab, was mich zuerst irritiert hat, weil die Morde zunächst überhaupt nicht näher untersucht werden und Cor sich lieber darauf konzentriert, seine Magie zu üben. Später werden die beiden Handlungsstränge besser miteinander verbunden, aber zumindest am Anfang fand ich es seltsam, dass sie so streng voneinander getrennt wurden.

Cors Magiestunden waren allerdings hervorragend umgesetzt und ich mochte es, wie kreativ er (und die Autorin Judith Mohr) dabei wurde, sie einzusetzen. Als Protagonist war er ebenfalls sympathisch, wobei mein Lieblingscharakter allerdings sein Meister Jonathan ist. Aufgrund seiner Freundlichkeit habe ich den ganzen Roman hinweg damit gerechnet, dass Jonathan sich entweder als Twist Villain herausstellt oder tragisch stirbt, doch so oder so wurde er mühelos mein Lieblingscharakter, weil er sich so gut um Cor kümmerte. Tatsächlich war ihre familiäre Beziehung zueinander ein absolutes Highlight für mich!

Andere Charaktere stechen dafür nicht stark hervor. Am ehesten haben Clem (Cors ehemaliger Diebesanführer) und Ro (Diebin und Cors beste Freundin), einen Eindruck hinterlassen, wobei ich vor allem von Clem positiv überrascht war. Die anderen Charaktere hoben sich nicht besonders hervor, sodass ich bei einem Twist bezüglich einem der Charaktere für einen Moment überlegen musste, wer er noch mal war. Schade fand ich es, dass es fast keine signifikanten Frauenfiguren gab; Frauen und Mädchen selbst existieren natürlich schon, sogar in halbwegs wichtigen Rollen, aber im Vergleich zu den männlichen Figuren bekommen sie nur wenig zu tun. Das ist zum Teil sicher der historischen Zeit geschuldet, während der die Geschichte spielt, aber trotzdem hätte ich mir gewünscht, dass speziell Ro noch stärker in die Handlung einbezogen worden wäre.

Zuletzt ein wichtiger Pluspunkt: Obwohl es sich bei der „Stadt der Magier und Diebe“ um eine Reihe handelt, wird anscheinend jeder Band einzeln lesbar sein. Tatsächlich wird die Geschichte, die in diesem Band begonnen wird, auch beendet, wobei lediglich ein halbwegs offenes Ende für die Protagonisten auf einen möglichen zweiten Band deutet. Doch auch als Einzelband liest sich dieser Roman sehr gut und wird deswegen sicher nicht nur Kindern und Jugendlichen gefallen!