- Das Schiff der
- verlorenen Kinder
- Boris Koch
- Heyne
- Fantasy
- Horror
- Mystery
- Monster
- Abenteuer
- Schiff
- Gefangenschaft
- Spannung
- Kreativität
Nach einem heftigen Streit mit seinen Eltern sperrt Leo sich zusammen mit seinem kleinen Bruder Felix in seinem Zimmer ein, entschlossen, es nie wieder zu verlassen. Doch bald schon spürt er, dass etwas nicht stimmt. Irgendwie sind die beiden Brüder auf einem gigantischen Schiff auf der Rückseite der Wirklichkeit gelandet, doch sie sind nicht allein: Tausende von anderen Kinderzimmern befinden sich hier, und mit ihnen: die Monster. Die beiden helfen einem Mädchen namens Chrissy, ihr Monster zu besiegen, und treffen kurz darauf auf ein anderes Mädchen namens Asra, das seit Monaten auf dem Schiff lebt. Sie schließen sich zusammen, um einen Weg nach Hause zu finden, doch bei den zahlreichen Monstern gestaltet sich das so gut wie unmöglich. Zudem sind mehrere andere Kinder Gefangene der Monster und werden von ihnen gequält. Leo, Felix, Asra und Chrissy sind entschlossen, ihnen zu helfen, doch sie haben nur begrenzte Zeit dafür, bevor eine Gruppe von Kindern sterben soll …
Dieser Fantasyroman hat sowohl Horror- als auch Mysteryelemente, denn gerade die Monster, die die Kinder plagen, waren wirklich furchterregend beschrieben und richtiges Albtraummaterial. Dabei war die Geschichte noch nicht einmal konstant spannend – dadurch, dass die Kinder auch viele Ruhepausen und Beobachtungsphasen haben, passiert nicht immer etwas, aber es war trotzdem interessant zu lesen, weil ich wissen wollte, wie die Kinder das jeweils nächste Problem angehen. Denn natürlich entwickelt sich nicht immer alles, wie die Kinder es sich erhoffen, und dadurch, dass es so viele Hindernisse zu bewältigen gibt, bleibt es trotz Ruhephasen fesselnd. Es hätte vielleicht trotzdem ein wenig weniger davon geben können, aber insgesamt ist die Balance ganz gut. Allerdings wünschte ich, das Ziel der Kinder hätte nicht so häufig gewechselt und ein Teil der Probleme wäre nicht von Leo ausgelöst worden.
Denn es gibt ein paar Szenen, in denen er etwas offensichtlich Unkluges tut, was natürlich für unnötige Schwierigkeiten sorgt, die wiederum gelöst werden – aber eben auch komplett vermeidbar gewesen wären, hätte Leo nicht so überstürzt gehandelt bzw. sich an den Plan gehalten. Am Anfang fand ich sein Verhalten durchaus verständlich, aber spätestens gegen Ende wünschte ich mir, er hätte aus seinen Fehlern gelernt. Auch Felix macht ein paar Fehler, aber bei ihm waren sie sehr viel entschuldbarer, weil er erstens jünger ist und zweitens mit seiner Kreativität und Inspiration wichtige Gegenstände für die Kinder erschafft, die ihnen bei ihrer Monsterjagd helfen.
Das war im Übrigen eine große Stärke des Romans: Ich liebte die Szenen, in denen Felix sich etwas ausdachte, was daraufhin wahr wurde. Er war unglaublich kreativ, hat zu jedem Gegenstand eine eigene Geschichte erschaffen und hatte wie alle Kreativen auch Phasen, in denen ihm nichts einfiel, bis die Inspiration ihn unerwartet überkam. Von den Hauptcharakteren war er mühelos mein Lieblingscharakter – was zugegeben nicht allzu viel aussagt, denn leider blieben alle anderen recht blass.
Ich glaube, das lag auch daran, dass die Perspektive sehr oft wechselt, nicht nur von Kapitel zu Kapitel, sondern öfters auch mitten in der Szene. Ich brauchte eine lange Zeit, um mich an diesen Schreibstil zu gewöhnen, weil er am Anfang so verwirrend zu lesen war; und es auch schwer machte, mit den einzelnen Kindern mitzufühlen. Die vier Hauptcharaktere hat es hier noch am besten erwischt, aber alle anderen Kinder – und das sind viele – waren mir leider herzlich egal. Ich habe mit der Quest mitgefiebert, weil ich Leo, Felix, Asra und Chrissy mochte, aber nicht, weil ich mich um die Kinder kümmerte, die sie retten wollten. Die einzige Ausnahme davon war eine sehr packende Bowling-Szene, die wirklich hervorragend geschrieben war, aber davon abgesehen konnte ich nicht mit den gefangenen Kindern mitfühlen.
Das Finale und Ende waren fantastisch, sehr spannend und zufriedenstellend, lassen jedoch eine wichtige Frage offen: Die reale Welt. Während des ganzen Romans wird sie zwar ab und an erwähnt, spielt aber letztendlich keine Rolle für die Handlung selbst – und erstaunlicherweise auch nicht für die Kinder. Es gibt kein einziges, das zurück nach Hause möchte, kein einziges, das sich nach seinen Freundinnen und Freunden sehnt, und wir erfahren leider auch nicht, was genau in der realen Welt vor sich ging. Teils war das durchaus realistisch (schließlich gelangen die Kinder gerade deshalb auf das Schiff, weil sie sich von zu Hause wegwünschen), aber trotzdem wunderte es mich, dass nicht ein einziges Kind die Sehnsucht danach verspürte. Ein Epilog zu den Ereignissen der realen Welt hätte mir ebenfalls gefallen.
Insgesamt ist dieser Roman vor allem ein guter Fantasyhorror, mit einer großartigen Atmosphäre, einer mysteriösen Welt und einer spannenden Handlung – nur die Charaktere lassen ein wenig zu wünschen übrig.
- Hallo du Schöne
- Ann Napolitano
- Dumont
- Belletristik
- Familiengeschichte
- Schwestern
- Liebe
- Romanze
- Familie
- Depression
- Krankheit
- Leben
- Tod
- Kleines Highlight
Die vier Padavano-Schwestern sind seit jeher ein Herz und eine Seele. Julia, die Älteste, ist die, die immer alles unter Kontrolle hat. Sylvie liebt Bücher und geheime Küsse zwischen den Regalen. Und die Zwillinge Emeline und Cecilia haben ebenfalls ihre eigene Sprache. Bis zwei Ereignisse dafür sorgen, dass das Band der Schwestern zu zerreißen droht: Zunächst verliebt sich Julia in den Basketballspieler William, von dem sie aber bald nicht sicher ist, ob er wirklich der Richtige ist. William versinkt nämlich in Selbstzweifel über sein Leben, was so gar nicht zu Julias Lebensstil passt. Mit dem Tod des Vaters droht zudem die ganze Familie auseinanderzubrechen. Erst nach einem weiteren dramatischen Ereignis schaffen es Julia und Sylvie, das Leben zu finden, das sie glücklich macht – doch zum Preis ihrer Schwesternschaft …
In diesem schönen Roman geht es überraschenderweise nicht um alle vier Schwestern, wie ich zunächst erwartete, sondern vor allem um Julia, Sylvie und William. Zwar haben auch Emeline und Cecilia ihre eigenen Handlungsstränge, allerdings sind diese um einiges kleiner und nicht zwingend für die Haupthandlung relevant. Doch glücklicherweise war die Geschichte der drei Charaktere, um die es geht, so einnehmend, dass mir das nichts ausmachte – zumal ich durchaus finde, dass Emeline und Cecilia ihr eigenes Buch verdient hätten.
Gerade Williams Handlungsstrang hat mich sehr gefesselt, weil er sich mit einigen ernsten Themen beschäftigte, speziell Depressionen und wie sehr sie einen über das ganze Leben beeinflussen. Das fand ich hervorragend umgesetzt, weil seine Gedanken so gut eingefangen wurden und ich sehr mit ihm und seinen Problemen mitfieberte.
Auch Julia hat mich sehr begeistert. Da ich selbst ein zielgerichteter Mensch bin, konnte ich mich sehr gut in sie hineinversetzen, aber auch unabhängig davon war es so zufriedenstellend, mit anzusehen, wie sie sich selbst ein Leben aufbaute und später mit den Entscheidungen, die sie traf, konfrontiert wurde. Insgesamt war auch ihr Handlungsstrang großartig und ich mochte die Richtung, in die sie sich entwickelte.
Nur Sylvie habe ich als Schwäche empfunden. Sie hat durchaus wichtige Szenen und gerade gegen Ende wurde ihre Handlung sehr interessant, aber als Charakter konnte sie mich nicht ganz überzeugen. Gerade, weil sowohl Julia als auch William so interessant waren und ihre Probleme einen Großteil der Handlung einnehmen, fiel es Sylvie schwer, sich zwischen ihnen hervorzutun. Hier finde ich, dass ihr später Handlungsstrang sehr davon profitiert hätte, um einiges früher in die Geschichte eingewoben zu sein.
Was mir dafür sehr gefallen hat, war die Tatsache, dass wir etwa fünfzig Jahre der Familie recht ausführlich miterleben. Nur gegen Ende wurde es ein wenig hektisch und es wirkte fast so, als sollte es danach einfach weitergehen, aber im Nachhinein war ich dann doch zufrieden mit dem Ausgang der Geschichte.
Was mir besonders positiv hervorgestochen ist, ist der Umgang mit den Romanzen. Denn eigentlich kommt diesbezüglich etwas vor, das ich normalerweise nicht gerne lese, aber hier war es so gut und so elegant umgesetzt, dass ich positiv überrascht davon war, wie sehr ich sie mochte.
Insgesamt also eine wunderbare, emotionale Familiengeschichte, die ich allen empfehlen kann, die eine besonders gute lesen wollen!
- Zauberei und
- etwas Magie
- Maiga Doocy
- foliant
- Fantasy
- Cozy Fantasy
- Magie
- Abenteuer
- Reise
- Suche
- Humor
- Freundschaft
- Romanze
- Musik
- Kontrollfuch
- LGBTQ+
- Kleines Highlight
Leo ist ein Schreibender, der kleine Zauber bevorzugt und es liebt, seinen Studienkollegen Grimm ein bisschen zu ärgern. Auch, als sie im Unterricht für ein Projekt zusammenarbeiten müssen, konzentriert Leo sich mehr darauf, Grimm auf die Palme zu bringen, als die zugeteilte Aufgabe zu erfüllen. Bis ein versehentlicher Kontrollzauber Leo an Grimm bindet: Nicht nur muss er jedem seiner Befehle folgen, sondern kann sich auch nicht allzu weit von ihm entfernen. Beide wollen den Fluch unbedingt brechen, doch müssen sie dazu auf eine gefährliche Reise in den Unruhigen Wald gehen, um die einzige Zauberin zu finden, die Leo helfen kann ...
Dieser Fantasyroman ist einfach köstlich: Er bietet ein wunderbares Fantasyabenteuer, das nicht nur stets unterhaltsam, sondern fast schon süchtigmachend ist. Es machte mir einfach so viel Spaß, Leos und Grimms (Misse-)Taten zu verfolgen und dabei ihre wachsende Freundschaft und Romanze zu sehen.
Ein wichtiger Grund dafür sind die Protagonisten selbst, denn Leo und Grimm waren einfach großartig. Leo überzeugte vor allem durch seine Charaktertiefe: Er ist unachtsam, sehr stur, ein wenig naiv und auf jeden Fall humorvoll, was in der Handlung auch tatsächlich alles gezeigt wurde. Es gab durchaus Stellen, bei denen ich nur den Kopf über seine Entscheidungen schütteln konnte (sein starker Alkoholkonsum, seine kleinen Erpressungen gegenüber Grimm), aber gerade das hat ihn so einnehmend gemacht: Dass er sowohl Stärken als auch Schwächen hatte, die er stets demonstrierte. Neben seinem chaotischen Gemüt bekommen wir auch seine Kreativität bezüglich seiner kleinen Zauber zu sehen, die zudem auch seine liebste Beschäftigung (die Musik) gut repräsentierten. Er war rundherum ein großartiger Charakter und Protagonist!
Aber auch Grimm war unglaublich sympathisch. Allein dadurch, dass er nie versuchte, seine Befehlsgewalt auszunutzen (sie kam nur versehentlich, gefolgt von genuiner Reue, oder nach expliziter Erlaubnis vor), machte ihn unglaublich liebenswürdig, aber auch, dass er Leos zuweilen wilde Ideen ihm zuliebe umsetzte, zeigte seinen Charakter. Tatsächlich gibt Leo Grimm sehr viel mehr Befehle als umgekehrt, aber obwohl er seine Bedenken durchaus äußert, lässt er sich auf Leos Lösungsvorschläge ein. Ihre Dynamik war wirklich wunderbar; dadurch, dass sich ihre Freundschaft so langsam entwickelte (und definitiv Vorrang vor der Romanze hat), wirkte sie sehr realistisch und blieb doch stets amüsant zu lesen.
Hier muss unbedingt erwähnt werden, dass der Umgang mit dem Gehorsamkeitszauber glücklicherweise sehr gelungen ist. Ich hatte teilweise Angst, irgendwann würde Leo seine Gefühle nicht mehr von seinem Fluch unterscheiden können, aber erstens war das nicht der Fall und zweitens wird die immer engere Schnur um ihn auch tatsächlich negativ dargestellt. Deren langsame Entwicklung war ebenfalls sehr gut gelungen – über den ganzen Roman hinweg spüren wir als Leser:innen deutlich, wie der Fluch für Leo immer schlimmer wird.
Neben diesen sehr guten Aspekten gab es natürlich auch ein paar schwächere bzw. welche, die ich an sich gut fand, aber von denen ich mir wünschte, sie wären noch weiter ausgebaut worden. So gefielen mir von den Nebencharakteren zum Beispiel Sybilla und Jayne sehr gut, aber an sich spielen andere Charaktere nur zeitweise eine Rolle und sind eher Beiwerk zu Leos und Grimms Erlebnissen. Hier waren gerade die Szenen gut, in denen die beiden anderen Charakteren bei ihren Problemen geholfen haben, weil sie hier ihr Zusammenspiel besonders gut zeigten – aber eben ihr Zusammenspiel, und nicht so sehr das anderer Charaktere.
Das Magiesystem der Welt, das aus Schreibenden und Wirkenden besteht, fand ich sehr kreativ, die Welt selbst ist aber nicht allzu tiefgreifend beschrieben. Dadurch, dass es sich um eine ohnehin lockere Geschichte handelt, machte mir das nicht aus, aber ich hätte definitiv nichts dagegen, im nächsten Band noch mehr von der Welt zu sehen. Schließlich waren die Ansätze, die wir bekamen, sehr vielversprechend.
Neben diesen (sehr verschmerzbaren) Punkten ist meine einzige richtige Kritik, dass es keine großen Überraschungen oder Twists gibt. Das Buch ist recht vorhersehbar, was mir normalerweise nichts ausmachen würde, hier aber dadurch auffällt, dass ein großes Geheimnis um Leos Trauma gemacht wird – es aber sehr offensichtlich ist, was passiert ist. Hier hätte ich es erfrischend gefunden, unsere Erwartungen zu untergraben, weil ich ein wenig enttäuscht war, dass tatsächlich genau das passiert ist, was angedeutet wurde.
Insgesamt jedoch kann selbst diese Kritik nicht davon ablenken, wie unglaublich spaßig das Buch selbst ist – ein wahrer Genuss für Fans von Cozy Fantasy und humorvollen Fantasyabenteuern!
- His Face Is The Sun
- Michelle J. Corpora
- Karibu
- Fantasy
- Ägypten
- Abenteuer
- Rebellion
- Suche
- Intrigen
- Tod
- Spannung
Im Reich Khetara werden die Spannungen immer größer. Der alte Pharao siecht an einer Krankheit dahin, und seine siebzehnjährigen Drillinge haben ebenfalls ihre eigenen Probleme; wie Sita, die von einer Romanze mit einer Leibwache träumt, obwohl sie weiß, dass das unmöglich ist. Außerhalb des Palastes sind die Probleme schon größer: Die junge Neff träumt regelmäßig von einer Vision, was schließlich dazu führt, dass sie bei zu einer Priesterin ausgebildet wird und dabei Kenna, den jüngsten Drilling, kennenlernt. Rai, die regelmäßig an Straßenkämpfen teilnimmt, bekommt dagegen eines Tages den Ansporn, sich einer Rebellengruppe anzuschließen, die sich gegen den Pharao stellt. Und Karim, ein Grabräuber, lässt bei einem Einsatz etwas Finsteres frei, was ihn zur Flucht antreibt – auf der Suche nach denjenigen, die ihm sagen können, wie man es aufhalten kann …
Obwohl das Buch „His Face Is The Sun“ heißt, ist derjenige, nach dem das Buch benannt ist – der älteste Drilling Meri – nur eine wichtige Nebenfigur, die in Sitas Sichtweise ab und an vorkommt. Das hat mich sehr überrascht, denn der Prolog, der die Kinder sehr deutlich nach den drei Teilen der Trilogie benennt, suggeriert, dass es in jedem Teil hauptsächlich um den jeweiligen Drilling gehen wird – aber dem ist nicht der Fall. Zwar bringt Meri die Handlung voran und ist für sie unverzichtbar, aber wir lernen ihn kaum kennen, was ich sehr schade fand. Durch Sitas Augen wirkte er recht eindimensional und ich hätte es sehr viel besser gefunden, hätte er entweder eine eigene Sichtweise oder eine enge Verbindung zu den vier Protagonisten gehabt, um seine Tiefe zu zeigen. So, wie es jetzt ist, wundere ich mich eher, warum das Buch nach ihm benannt wurde!
Die eigentlichen Protagonisten und ihre Handlungsstränge sind dafür einnehmend. Am Anfang mochte ich Sita nicht, weil sie sich nur um Liebe und unwichtige Probleme scherte, die im Gegensatz zu den Problemen der anderen nichtig schienen; aber ihre Charakterentwicklung hat mir am besten gefallen und am Ende wurde sie sogar zu meinem Liebling. Die Art und Weise, wie sie zu ihren Fehlern steht und daraus lernt, war sehr zufriedenstellend zu lesen.
Rai ist allein dadurch sympathisch, dass sie sich für andere einsetzt, nicht nur mit Worten, sondern auch mit Taten, selbst wenn diese zu ihrem eigenen Nachteil sind. Neff war allgemein freundlich und unschuldig und ihre Freundschaft zu Kenna mochte ich von allen Charakterbeziehungen am meisten; Karim währenddessen war als Charakter zwar in Ordnung, aber sein Handlungsstrang war für längere Zeit eher ziellos, was die anderen Protagonistinnen interessanter für mich gemacht hat.
Allerdings fand ich es sehr schade, dass es kaum Verbindungen zwischen den Handlungssträngen gab; ab und zu tauchen die Charaktere zwar bei anderen Sichtcharakteren auf, verschwinden in der Regel dann aber auch wieder, sodass der Fokus sehr stark auf den einzelnen Protagonisten liegt. Dadurch entwickelte sich die Handlung in der ersten Hälfte recht langsam, weil zunächst vier Ausgangssituationen ausführlich beschrieben wurden, bevor die Charaktere ihre eigentliche Handlung starten. Gerade, weil die Kapitel recht lang sind und es so dauern kann, bis man andere Charaktere wiedersieht, hätte es der Handlung sehr geholfen, wären die einzelnen Stränge enger miteinander verwoben gewesen. Aus diesem Grund gefiel mir die zweite Hälfte der Handlung mehr; nicht nur haben wir hier sogar ein paar Verbindungen, sondern vor allem die nötige Spannung, die in der ersten Hälfte ein wenig gefehlt hat.
Wichtig finde ich es zu erwähnen, dass in dem Buch recht viel Tod und Grausamkeit vorkommt. Offiziell wird es ab vierzehn Jahren empfohlen, doch ich persönlich würde das Alter aufgrund gewisser grausamer Szenen eher auf ab sechzehn setzen; ich war auf jeden Fall stellenweise recht schockiert von gewissen Handlungsentwicklungen!
Trotz erwähnter Schwächen hat mir das Buch gut gefallen und es eignet sich vor allem für diejenigen, die gerne verschiedene Sichtweisen und Handlungssträngen in ihren Fantasyromanen lesen. Zudem spielen Romanzen letztendlich nur eine sehr kleine Rolle, weshalb es sich auch für diejenigen eignen, die tatsächlich Fantasy lesen wollen und keine Fantasyromanze. Das Worldbuilding war auf jeden Fall gut umgesetzt und ich bin gespannt, wie es im zweiten Teil weitergeht!
In der Nacht, bevor Camilla Marchese den Heiratsvertrag mit dem Erben Felix Firenze unterzeichnen muss, stiehlt sie sich in eine Bar und trifft dort auf den sympathischen Nico, dem sie einen Teil ihrer Sorgen anvertraut, im Glauben, sie werde ihn nie wiedersehen. Doch zu ihrer Überraschung stellt er sich einen Tag später als Nicolai Attano heraus, mit dem ihre Familie verfeindet ist – und der doppelt so viel Geld wie Felix Firenze bietet, um Camilla an seiner Stelle zu heiraten. Millas Brüder lassen sich auf diesen Handel ein, geben ihr aber sechs Wochen, um doch noch einen Weg zu finden, ihr Erbe – die Eisenbahngesellschaft ihres Vaters – zu behalten. Durch Nico wird sie allerdings in einen Kriminalfall verwickelt, denn jemand, der sich „der Sammler“ nennt, tötet seit einiger Zeit die Magieträger der Stadt, ohne dass es ein konkretes Muster für die Tötungen gäbe. Und aus irgendeinem Grund scheint der Sammler es auch auf Milla abgesehen zu haben, obwohl sie nachweislich kein Relikt hat …
Diese Romantasy hatte ein paar bekannte und ein paar erfrischende Tropen, die für ein angenehmes Leseerlebnis sorgten. Sie war vielleicht kein Highlight, hatte dafür aber Dinge, die sie besser umsetzte als so einige andere Fantasyromanzen.
So ist Camilla eine hervorragende Protagonistin: Sie kann sich gut durchsetzen, setzt sich für die Menschen ein, die sie liebt, weiß aber auch, wenn sie nichts ausrichten kann. Obwohl sie durchaus zugibt, dass Nico gut aussieht und dass das ein Grund war, ihn ihrem ursprünglichen Verlobten vorzuziehen, akzeptiert sie nicht einfach sein teils inakzeptables Verhalten, sondern stellt sich gegen ihn und macht ihre eigenen Ansichten klar. Gleichzeitig entwickelt sie sich auch während des Romans und sieht ihre eigenen Fehler ein. Das war so schön und so erfrischend zu lesen, zumal sie trotz ihres toughen Verhaltens nie unsympathisch war.
Nico war da schon schwieriger. Er hatte definitiv unsympathische Szenen, auch gegenüber Camilla, der er gegenüber teils sehr besitzergreifend war. Gleichzeitig hatte er aber auch humorvolle und knisternde Szenen mit ihr, die Dialoge zwischen ihnen waren grandios, und sie haben fantastisch gezeigt, dass man „was sich liebt, das neckt sich“ gut umsetzen kann. Ihre Romanze würde ich zwar nicht mit „Liebe“ beschreiben, aber sie war unglaublich faszinierend und ich konnte komplett verstehen, warum sie voneinander angezogen waren. Ihre Chemie ist gut auf mich übergesprungen, auch wenn ich mir wünschte, Nico hätte mehr Szenen gehabt, die ihn sympathischer darstellen.
Insgesamt waren die beiden wohl die größte Stärke des Romans; andere Charaktere kommen nicht annähernd so stark hervor, auch wenn manche von ihnen (wie Gideon, Giles und Esme) durchaus sympathisch sind. Hier finde ich, dass es sehr geholfen hätte, wären sie enger mit der Suche nach dem Sammler verwoben gewesen, zum Beispiel, indem sie Opfer von ihm geworden wären. Denn Camilla und Nico scheinen keinen persönlichen Grund zu haben, um ihn zu finden, was ich schade fand, gerade weil die Gelegenheit dafür da war. Die Handlung selbst spielt zwar immer noch mit hohen Einsätzen, weil Camilla und Nico selbst in Gefahr geraten, aber ich wünschte trotzdem, die Nebencharaktere hätten eine wichtigere Rolle gespielt.
Zusammengefasst hatte die Handlung also ihre Schwächen, aber ich mochte die beiden Hauptcharaktere und ihre komplexe Beziehung sehr!
- Die Gesellschaft für
- magische Objekte
- Gareth Brown
- Heyne
- Belletristik
- Fantasy
- Spannung
- Verfolgungsjagd
- Magie
- Gefahr
- Drama
Magda Sparks ist Mitglied der Gesellschaft für magische Objekte, die sich der Aufgabe verschrieben hat, ebenjene magischen Objekte aufzuspüren und sicher zu verwahren. Nach mehreren Jahren, in denen kein Objekt gefunden wurde, bekommt die Gesellschaft eine Nachricht von James Wei aus Hongkong, der vermutet, eines zu besitzen. Magda baut schnell eine Verbindung zum sympathischen James auf, bekommt jedoch nicht die Zeit, es zu genießen, weil ein Auftragsmörder ihr auf den Fersen ist. Knapp schafft sie es, zu entkommen und muss sich bald fragen, ob alles, was sie über die Gesellschaft wusste, eine Lüge war, denn der Vorsitzende Frank Simpson verbirgt mehr Geheimnisse, als sie ahnte. Gleichzeitig ist der Auftragsmörder Owen Maddox immer noch hinter ihr her, und er ist noch nicht einmal die größte Gefahr, vor der sie sich in Acht nehmen muss …
„Das Buch der tausend Türen“ ist eines meiner persönlichen Lieblingsbücher und auch, wenn „Die Gesellschaft für magische Objekte“ schlichter gestaltet ist, bietet es immer noch ein spannendes Leseerlebnis, das mich sehr gut unterhalten hat.
„Spannend“ ist wirklich ein gutes Stichwort: Über den ganzen Roman hinweg erleben wir eine große Verfolgungsjagd, bei der wir auch die Gegenseite und allgemein verschiedene Sichtweisen erleben, was das Lesen noch spannender gemacht hat. Der Cast ist sehr klein, wodurch es leicht war, den Überblick über die Charaktere zu behalten und mit ihnen mitzufiebern. Wobei ich faszinierenderweise die Antagonisten am interessantesten fand.
Owen ist eher der „klassische“ Antagonist, bedrohlich mit seiner Waffe und seinem Auftreten, ohne sich um die Menschen, die er tötet, zu scheren. Tiefgründige Antagonisten haben natürlich ihre Vorteile, aber schlichte wie Owen machen einfach Spaß und ich mochte die konstante Gefahr, die von ihm ausging. Doch der zweite Antagonist war ungemein faszinierender. Es ist schwer, hier nicht zu viel zu verraten, aber gerade aufgrund seiner Naivität war er umso furchterregender und ich hatte buchstäblich Gänsehaut, während ich seine Szenen las, weil er so unberechenbar war. Es ist recht leicht, zu erraten, warum er so ist, wie er ist, aber das hat seiner ganz eigenen Bedrohlichkeit keinen Abbruch getan. Gleichzeitig hat er eine unerwartete Tiefe, die mich positiv überraschte. Gareth Brown schafft es wirklich wunderbar, fantastische Antagonisten zu erschaffen!
Im Gegensatz dazu stechen die Protagonisten nicht ganz so hervor, waren aber immer noch sympathisch. Frank hatte wohl am meisten Tiefe, während James mit Abstand der sympathischste war, Will der nachvollziehbarste und Henry die unterhaltsamste. Magda selbst war mir zuweilen etwas zu hilflos, aber ich mochte es, wie ihre Leidenschaft als Autorin dadurch gezeigt wurde, dass verschiedene Momente im Roman sie zu möglichen Buchszenen inspirierten. Ihre Romanze mit James ist ebenfalls sehr süß gemacht.
Was mich im Nachhinein sehr überraschte, war, wie die magischen Objekte in der Handlung eingewoben waren. Natürlich spielen sie eine wichtige Rolle und kommen konstant zum Einsatz, aber es gibt vergleichsweise wenige von ihnen; im „Buch der tausend Türen“ gab es sehr viele magische Bücher, die ihre kreativen Anwendungsweisen gut zeigten, während hier in der „Gesellschaft für magische Objekte“ der Fokus auf wenige Objekte gelegt wird, die dafür umso öfter benutzt werden. Das ist weder eine Kritik noch ein Lob, sondern schlicht eine Beobachtung; beide Anwendungen (viel Fokus auf wenige Objekte und wenig Fokus auf viele Objekte) haben ihre Vor- und Nachteile, und beides kam hier im Roman zur Geltung.
Viele der Twists sind nicht allzu überraschend, aber dadurch, dass die Handlung selbst so spannend ist, machte mir das nichts aus. Dieser Roman ist schlicht ergreifend eine fesselnde Lektüre, die sich schnell liest und uns Leser:innen ordentlich auf Trab hält!
- Die drei Leben
- der Cate Kay
- Kate Fagan
- Insel
- Belletristik
- Freundschaft
- Romanze
- Roman
- Schreiben
- Schauspielerei
- Vergangenheit
Unter dem Namen Cate Kay hat sie eine Romantrilogie veröffentlicht, die sie berühmt gemacht hat. Davor hat sie versucht, mit dem Namen Cass Ford ein neues Leben anzufangen, nachdem ihr altes auf unerwartete Weise endete. Und davor war sie Annie Callahan, ein Mädchen, das in ihre beste Freundin Amanda verliebt war, und die einen Teil von ihr in ihren Romanen bewahrt hat. Niemand weiß, wer Cate Kay wirklich ist, nicht einmal sie selbst – und erst durch ein unerwartetes Paket wagt sie es, sich der Vergangenheit zu stellen, die sie damals zurückgelassen hat ...
Dieser Roman ist wie ein Mosaik zusammengesetzt: Aus vielen bunten Teilen, die von nahem nichts Besonderes zu zeigen scheinen, bis ihr Gesamteindruck das eigentliche Bild offenbart. Annies Geschichte ist aus mehreren Sichtweisen erzählt, von Menschen, die nach den Ereignissen auf verschiedene Momente zurückblicken und ihre eigene Erfahrung berichten. Sehr interessant war es auch, in diesem Kontext Annies Nachbemerkungen als Cate Kay zu lesen, die zum Beispiel widersprüchliche Erinnerungen diskutieren, was die Geschichte nur noch realer gemacht hat.
Trotz limitierter Screentime steht vor allem die Freundschaft zwischen Annie und Amanda im Fokus, die sie teils in ihren Romanen verarbeitete. Wir bekommen sogar mehrere Auszüge aus ihrem Roman The Very Last zu lesen, die mich persönlich zwar weder vom Schreibstil noch von der Handlung beeindruckten, sondern vor allem durch die Art und Weise, wie viele kleine Referenzen an Amanda es gab. So viele liebevolle Details, die man nur versteht, wenn man wie wir Leser:innen ihre Vergangenheit und ihre Dialoge mit Amanda kennt.
Im Gegensatz zu der Freundschaft mit Amanda kam mir Annies/Cass'/Cates Romanze mit der Schauspielerin Ryan verhältnismäßig schwach vor, auch wenn es mir gefiel, Rys Sichtweise auf diese Beziehung zu lesen. Das ist definitiv eine Stärke des Romans: Es gibt mehrere Figuren, die ihre eigenen Momente bekommen und uns dadurch nahe gebracht werden.
Was Annies verschiedene Pseudonyme angeht, stachen vor allem Annie und Cate Kay hervor; obwohl sie als Cass so einige Sichtweisen hat, erschien sie mir wie eine Erweiterung von Cate Kay und nicht wie ein eigenständiger Lebensabschnitt.
Die zweite Hälfte war etwas langsamer als die erste, weil die Charaktere hier keine hohen Risiken mehr eingingen und erst gegen Ende wieder Bewegung in die Handlung kam. Die Szene, auf die ich insgeheim die ganze Zeit gewartet hatte, war dafür umso zufriedenstellender zu lesen und sorgte für ein abgerundetes Ende, das mir persönlich sehr gefallen hat. Hier kann ich sogar eine Kritik verschmerzen, die ich sonst hätte: Und zwar, dass der Großteil des Romans leicht hätte vermieden werden können. Ich möchte hier auf keine Details eingehen, aber es war definitiv etwas, das mir zunächst negativ aufgefallen ist, bevor das Ende es in etwas Positives verwandelte.
Zusammengefasst haben wir einen Roman, dessen Handlung eigentlich nicht allzu besonders ist, der es aber schafft, sie durch seine Erzählweise besonders zu machen. Definitiv kein perfekter Roman, aber einer, der mich sehr gut unterhalten hat!
Serena ist sehr erstaunt, als Koen, der Alpha des Nordwestrudels, ihr verkündet, dass sie seine Gefährtin ist. Sie weist ihn ab, wohl wissend, dass sie nicht mehr lange leben wird, auch wenn sie auf keinen Fall will, dass jemand das erfährt. Trotzdem schließt sie sich seinem Rudel an, in der Hoffnung, ihre Eltern zu finden. Doch nicht nur wird ihre Bindung zu Koen dabei immer stärker, sondern auch die Gefahr, die von ihr selbst ausgeht …
Ich muss zugeben, dass ich Ali Hazelwood seit einer ganzen Weile nicht mehr lese, aber da mir „Bride“ damals gut gefallen hat, beschloss ich, „Mate“ eine Chance zu geben. Leider leidet es unter dem Fluch so vieler Fantasyromanzen, nämlich dem, dass die Romanze selbst der schwächste Aspekt ist.
Die Geschichte allgemein ist sehr locker geschrieben (vielleicht ein wenig ZU locker, aber immerhin perfekt für eine Lektüre für Zwischendurch) und ich war tatsächlich sehr investiert darin, Serenas persönliche Probleme zu verfolgen, was der Hauptgrund ist, aus dem ich die Geschichte zu Ende gelesen habe. Ihr Wissen um ihr Schicksal, kombiniert mit ihren körperlichen und seelischen Qualen, ihrer Zerrissenheit und ihrer Akzeptanz – das alles waren Handlungselemente, die mir außerordentlich gut gefielen. Auch Serenas Frage um ihre Herkunft war interessant, aber ihre Krankheit und der Umgang damit haben mich am meisten zum Weiterlesen angetrieben.
Denn ihre Romanze mit Koen konnte mich leider überhaupt nicht überzeugen. Sie haben kaum Chemie miteinander, ihre Romanze ist fast ausschließlich aufs Körperliche bezogen (was komplett in Ordnung wäre, wenn es tatsächlich um eine rein körperliche Anziehung gegangen wäre und keine romantische) und vor allem war Koen mir über den ganzen Roman hinweg sehr unsympathisch. Er ist gegenüber Serena äußerst kontrollierend, bis zu dem Punkt, an dem sie im Grunde keine eigenen Entscheidungen treffen kann, die Koen nicht genehmigt. Besonders seltsam ist es, dass Serena an einer Stelle sogar daran denkt, dass sie ihr früheres Leben nie kontrollieren konnte, weil sie stets den Entscheidungen anderer ausgeliefert war – dann aber die Verbindung zu Koen nicht zieht, der genau dasselbe macht. Hier hätte ich es sehr, sehr viel realistischer gefunden, wenn Koen ihr statt Kontrolle Freiheit angeboten hätte, weil es das ist, was sie bisher nie hatte. Leider geschieht das nie, und Koens kontrollierender Charakter verändert sich während des Romans auch nicht.
Die anderen Charaktere waren in Ordnung, nichts Besonderes, aber auch nichts Schlechtes. Mir gefiel es vor allem, Misery und Lowe aus dem ersten Teil wiederzusehen. Aber ansonsten gefiel mir nur Serenas persönliche Quest sehr gut, während der Rest des Romans mich leider nicht überzeugen konnte.
- Dreamslinger
- Graci Kim
- Baumhaus
- Kinderbuch
- Fantasy
- Magie
- Elemente
- Tiere
- Freundschaft
- Schule
- Twists
- Spannung
- Diskriminierung
Aria ist eine Dreamslinger, die jahrelang gelernt hat, ihre gefährlichen Kräfte zu mäßigen, zu zügeln und zu bändigen. Vor zehn Jahren haben die Dreamslinger nämlich eine Masseneruption ihrer Kräfte ausgelöst, die zahlreiche Menschen, inklusive Arias Mutter, das Leben gekostet hat. Ihr Vater möchte dafür sorgen, dass Dreamslinger in der Gesellschaft akzeptiert werden, doch als während einer wichtigen Ansprache der Royale Bund auftaucht, der für die Masseneruption damals verantwortlich war, fürchten alle, dass sie wieder eine Masseneruption planen. Aria bietet an, als Spionin bei den Auswahlprüfungen der Dreamslinger teilzunehmen, um die nötigen Beweise dafür zu finden. Doch niemals hätte sie sich träumen lassen, dass sie sich nach und nach immer mehr mit ihnen identifiziert …
Ich bin ein wenig hin- und hergerissen, was dieses Kinderbuch angeht – und ich denke, das liegt teils daran, dass ich es gerne als Jugendbuch gelesen hätte. Es hat so viele gute Ideen, Szenen und Potential, dass ich mir wünschte, noch mehr Zeit mit den Charaktere verbringen zu können, um die guten Aspekte noch mehr zu genießen und die nicht ganz so guten durch mehr Tiefe auszumerzen.
Denn was die Handlung an sich angeht, hat sie mir recht gut gefallen – obwohl es natürlich von Anfang an offensichtlich ist, dass Aria sich irgendwann auf die Seite des Royalen Bundes stellen wird, war ich sehr investiert darin, ihr bei dieser Reise zuzuschauen: Wie sie zunächst gar keine Verbindungen eingehen wollte, dann aber ihre guten Freunde Tui und Lion fand, schließlich ihre Traumgefährtin Rio und die Erkenntnis, wie das schlichte Informieren über eine andere Gruppe ihre Vorurteile bezüglich dieser Gruppe komplett ausmerzte. Das war eine sehr schöne Botschaft, doch wird sie ein wenig dadurch vermindert, dass der Royale Bund selbst leider nicht so offen wie Aria ist.
Das ist teilweise ein Kritikpunkt von mir und teilweise ein Lob: Denn mir hat es überhaupt nicht gefallen, dass der Royale Bund jedes Kind, das bei einer Prüfung scheiterte – unabhängig von wichtigen Faktoren – sofort zurück in sein Heimatland schickte, selbst, wenn dieses Land Dreamslinger einsperrt und zutiefst verachtet. Für mich hatte das einen sehr unangenehmen Geschmack nach „Ausländer raus“, das zudem für den Großteil der Handlung nicht wirklich infrage gestellt wird – tatsächlich habe ich mich sogar gewundert, warum Aria sich immer mehr mit dem Royalen Bund identifiziert, der so intolerant gegenüber allen ist, die auch nur einen einzigen Fehler im falschen Moment machen. Doch hier kommt auch das Lob: Gegen Ende realisieren Aria und die anderen schließlich, wie unglaublich ungerecht der Royale Bund vorgeht, sehen aber ein, dass sie noch nichts tun können, um etwas daran zu ändern, allerdings für eine bessere Zukunft kämpfen wollen. Für ein Kinderbuch war das eine überraschend realistische Botschaft, die für mich als Erwachsene zwar ein wenig pessimistisch wirkte (denn realistisch gesehen müsste diese Zukunft locker zehn Jahre entfernt liegen, was kein besonders großer Trost für die Ausgestoßenen ist), Kindern aber trotzdem gut beibringt, dass man Ungerechtigkeiten nicht einfach als gegeben hinnehmen sollte, selbst, wenn man noch nichts an ihnen ändern kann.
Die Dreamslinger, deren Fähigkeiten und die Traumgefährten werden nicht allzu sehr vertieft, waren aber interessante Konzepte. Viel mehr als das Worldbuilding hat mich ohnehin die Handlung überzeugt – denn sie hatte viele gute, dramatische, spannende, herzerwärmende, lustige und allgemein großartige Szenen. Ob es nun um die Freundschaft der Charaktere geht oder über die Dinge, die sie herausfinden: Ich fand die Balance zwischen den verschiedenen Handlungselementen (Freundschaften, Ausbildung, Spionage etc.) sehr gelungen, vor allem die Twists, die die Geschichte noch mal ordentlich aufgewertet haben. Ein, zwei kann man gerade als erwachsener Leser vielleicht vorhersehen, aber davon abgesehen gibt es immer noch andere Twists, die mich sehr überraschten und den Kontext früherer Szenen auf grandiose Weise veränderten. Das Ende war unglaublich spannend und ein kleines Highlight für mich.
Was jedoch die Charaktere angeht, gab es meiner Meinung nach leider viel zu viele. Nur das Haupttrio, das aus Aria, Tui und Lion besteht, stach positiv heraus (wobei ich vor allem Lion mochte, weil sein geheimnisvolles Verhalten für großartige Theorien sorgte und zufriedenstellend aufgeklärt wurde), aber so ziemlich der gesamte Rest – mit nur sehr wenigen Ausnahmen – leidet sehr stark darunter, ein Teil einer großen Masse zu sein, deren Individuen man sich nicht notwendigerweise merkt. Ich habe es sehr begrüßt, dass Kinder verschiedener Nationalitäten vorkamen, aber dadurch, dass buchstäblich alle stets namentlich erwähnt werden, fühlte ich mich schnell überfordert und machte mir deshalb nicht die Mühe, mir mehr als zwei, drei zu merken. Hier war die Freundschaft zwischen Aria, Tui und Lion definitiv der stärkste Punkt, und ein weiteres kleines Highlight aufgrund der wunderbaren Umsetzung, während der Rest der Charaktere fast gar keinen Eindruck bei mir hinterließ.
Insgesamt also ein Kinderbuch, das eine spannende Handlung und gute Twists bietet, aber aufgrund seiner Charakteranzahl und möglicher Lesart der Botschaft auch verwirrend anmutet. Ich bin mir nicht sicher, ob ich den zweiten Teil lesen werde, doch falls ich es tue, hoffe ich, dass speziell der Kampf gegen die kleingeistigen Ansichten des Royalen Bundes eine größere Rolle in der Handlung spielen wird.
- Die Buchhandlung
- der Erinnerungen
- Yu-Jeong Song
- Ullstein
- Belletristik
- Zeitreise
- Trauer
- Trauerverarbeitung
- Familie
- Mutter
- Krankheit
- Hoffnung
- Wohlfühlbuch
Sieben Jahre ist es schon her, seit Jiwons Mutter gestorben ist, doch noch immer quält sie sich mit ihrem Tod, überzeugt davon, dass sie ihn hätte verhindern können. Als sie während eines Regenschauers in einer Buchhandlung Zuflucht sucht, bekommt sie genau diese Gelegenheit: Denn hier, in der Buchhandlung der Erinnerungen, kann Jiwon drei Mal in der Zeit zurückreisen, um versuchen, etwas zu ändern. Jedoch hat sie nur jeweils drei Stunden Zeit und gelingt es ihr nicht, eine Veränderung herbeizuführen, verliert sie dafür ihre eigene Lebenszeit …
Dieser Roman ist unglaublich angenehm zu lesen, der Schreibstil der Autorin sehr flüssig und sehr schön. Dadurch, dass auch die Kapitel eine gute Länge haben, war ich im Nu mit der Lektüre durch – vielleicht sogar zu schnell, denn im Nachhinein wünschte ich mir, ich hätte mir mehr Zeit gelassen, um diese Geschichte zu genießen!
Die drei Zeitreisen, die Jiwon unternimmt, haben mir natürlich am meisten gefallen. Speziell die ersten zwei verraten ihr viel über ihre Mutter und auch über sich selbst, und rücken die Ereignisse, die schließlich zum Tod der Mutter führten, in ein leicht anderes Licht. Hier muss ich erwähnen, dass das Buch definitiv auch traurige Aspekte thematisiert – denn dadurch, dass die Mutter an Krebs erkrankt und einen jahrelangen Todeskampf mit ihm ausfechtet, gibt es ein paar Szenen und Sätze, die verständlicherweise bedrückend sind. Meiner Meinung nach hat die Autorin es wunderbar geschafft, nicht zu deprimierend zu werden, aber natürlich kommen diese Themen trotzdem vor.
Natürlich ist das Ende vorhersehbar (tatsächlich habe ich mich gewundert, warum Jiwon überhaupt eine dritte Reise antrat, weil bereits nach der zweiten alles klar war), aber darum nicht weniger schön. Interessanterweise meint die Autorin in ihrem Nachwort, dass das Buch nicht dazu dient, Heilung und Trost zu spenden, weil sie sich für diese Aufgabe noch nicht reif fühlt, aber genau das hat sie durch ihre Lektüre getan. Ich habe es sehr genossen, dieses Buch zu lesen und fühlte mich am Ende hoffnungsfroh.
Das einzige, von dem ich mir ein bisschen mehr erhoffte, waren die offenen Fragen. Mal davon abgesehen, dass mir am Ende beispielsweise nicht klar war, wie genau Jiwon ihrem scheinbaren Schicksal entkommen ist, hätte ich gerne noch mehr Informationen zur Buchhandlung selbst und zur Managerin gehabt. Es gibt zwar ein bisschen Worldbuilding, was die verschiedenen Arten der Erinnerungen anbelangt, aber ich vermisste eine Hintergrundgeschichte zur Managerin und Beispiele anderer Vergangenheiten, die erfolgreich geändert wurden (oder auch nicht). Das habe ich als verpasste Gelegenheit empfunden, weil der Buchhandlung der Erinnerungen dadurch noch mehr Tiefe hätte gegeben werden können.
Bis auf dieses Manko haben wir aber immer noch eine wunderschöne, überraschend wohltuende Geschichte, die mein Herz berührt hat!
- Secret of Secrets
- Dan Brown
- Bastei Lübbe
- Thriller
- Wissenschaft
- Bewusstsein
- Spannung
- Verschwinden
- Verfolgungsjagd
- Golem
- Prag
Robert Langdon begleitet seine Partnerin und Wissenschaftlerin Katherine Solomon nach Prag, wo sie einen Vortrag über ihr baldig erscheinendes Buch über das menschliche Bewusstsein hält. Dieses Buch, kündigt sie an, wird Erkenntnisse enthalten, die unser bisheriges Wissen komplett auf den Kopf stellen. Selbst Skeptiker wie die Professorin Brigita Gessner sind gespannt darauf, worum es sich dabei handelt. Als Katherine kurz darauf zu Gessners Labor geht, verschwinden beide spurlos – und das Manuskript mit ihr, das zudem von sämtlichen Servern gelöscht wird. Irgendjemand hat in Katherines Buch etwas entdeckt, das sie zur Zielscheibe macht – und Robert muss nicht nur herausfinden, was das ist, sondern auch, wo Katherine sich befindet …
Dieses Buch ist mein erster Dan Brown, aber wahrscheinlich nicht mein letzter, denn er hat mich wirklich wunderbar unterhalten! Es gibt nur wenige Autor:innen, die es über achthundert Seiten hinweg schaffen, mein Interesse konstant zu halten, doch zu meiner Verblüffung ist es Dan Brown gelungen. Nicht nur ist die Spannung stets hoch, teils auch durch die Sichtwechsel, auch die Menge an Informationen, die er uns Leser:innen liefert, fand ich ungemein faszinierend.
Mir ist bewusst, dass Dan Brown in seinen vorherigen Werken Informationen als Tatsachen darstellte, die schlicht ergreifend nicht stimmen, selbst wenn sie teilweise auf der Realität beruhen. Auch hier hat er sicher Wahrheiten eingebaut, die er ein wenig verbogen hat. Mir als Laie ist zumindest eine Falschinformation aufgefallen: Roberts Behauptung, ein mittelalterliches Buch könne nicht innerhalb von vierzig Jahren von einer Person geschrieben worden sein, weil die Lebenserwartung damals dreißig Jahre betrug. Das ist ein weit verbreiteter Irrtum, den ich nicht erwartet hatte, aus dem Mund eines fiktionalen Professors zu lesen, doch muss ich zugegeben, dass alle anderen Informationen dafür sehr glaubwürdig klangen – und es vermutlich zumindest teilweise auch sind.
So oder so muss ich Dan Brown dafür loben, mit den wissenschaftlichen Aspekten in seinem Buch so umgegangen zu sein, dass sie überzeugend wirken. Selbst die Sci-Fi-Elemente, die gegen Ende auftauchen, wirken nicht an den Haaren herbeigezogen, sondern überraschend realistisch. Und ich glaube, das hat mir auch so gut gefallen: Die Fülle an Informationen, die ich in mich einsaugte, weil sie unabhängig von ihrem Wahrheitsgehalt in unserer Welt immer noch interessant im Kontext von Robert Langdons Universum waren. Zusammengefasst fand ich, dass die Handlung eine sehr gelungene Mischung aus Spannung und Information war, und sehr gut ausbalanciert, sodass ich von beiden immer mehr haben wollte und auch bekam.
Es hat mir auch sehr gefallen, neben Roberts Sichtweise auch die anderer Charaktere mitzubekommen (der Golem, der Lektor Faukman, die Assistentin Sascha, die US-Botschafterin Nagel, und noch einige mehr), weil sie der Geschichte nicht nur eine zusätzliche Spannungsebene gaben, sondern auch für zufriedenstellende Verbindungen zwischen den Handlungssträngen und Charakteren sorgten. Gut hierbei ist, dass all diese Charaktere nicht auf einmal eingeführt werden, sondern nach und nach, sodass ich nie mit ihnen durcheinanderkam und schnell in die jeweilige Sichtweise fand.
Gegen Ende bekommen wir einen unerwarteten Twist, der die Ereignisse des Romans in ein komplett anderes Licht rückt und der mir sehr gefallen hat. Zwar fand ich das Ende selbst, das sich nach dem explosiven Finale abspielte, ein wenig ZU langgezogen (tatsächlich die wohl einzige Stelle, die ich als langsam empfand), aber dafür sorgte es für zufriedenstellende Antworten, die mir ebenfalls willkommen waren.
Wer einen spannenden, unterhaltsamen Thriller lesen möchte, wird diesen hier bekommen, nur bei den Informationen sollte man am besten eine gesunde Skepsis behalten und sich daran erinnern, dass diese wahrscheinlich nur für die Geschichte gelten. Doch so oder so war ich positiv beeindruckt von diesem Roman, der mich mühelos am Ball gehalten hat!
- Der Regenzaubermarkt
- You Yeong-Gwang
- ueberreuter
- Jugendbuch
- Humor
- Magie
- Schicksal
- Leben
- Unglück
- Freundschaft
- Abenteuer
Serin ist mit ihrem Leben sehr unglücklich und möchte deshalb den Regenzaubermarkt aufsuchen. Dort soll das Unglück der Besucher gegen ein neues Schicksal eingetauscht werden. Serin bekommt sogar ein Goldenes Ticket, das ihr zusätzliche Privilegien verleiht: Nachdem sie für ihr Unglück Goldmünzen bekommen hat, soll sie diese in den Geschäften des Markts ausgeben, um daraufhin eine Murmel mit einem gewünschten Schicksal zu erhalten. Doch Serin ist mit keiner Murmel so recht zufrieden, und ihr bleibt nicht viel Zeit, um sich zu entscheiden – denn sobald die Regenzeit endet, gibt es kein Zurück mehr …
Die Kurzbeschreibung finde ich ein wenig irreführend: Denn obwohl es durchaus um den Regenzaubermarkt geht, bei dem man sein Unglück gegen ein neues Lebensglück eintauschen kann, geht es gar nicht so stark um die philosophischen Fragen dahinter (obwohl sie natürlich auch eine Rolle spielen), sondern vor allem um Serins humorvolle Abenteuer im Regenzaubermarkt selbst. Tatsächlich war ich sehr überrascht darüber, wie stark der Fokus auf den Humor ist, weil weder der Titel, das Cover noch die Kurzbeschreibung darauf hinwies.
Der Regenzaubermarkt wird von menschenähnlichen Dokebi bewohnt, wobei eine Katze namens Isha, mit der Serin sich auf herzerwärmende Weise anfreundet, ihr dabei hilft, den richtigen Ort für ihren aktuellen Wunsch zu suchen. Es ist eine recht vorhersehbare Handlung, denn natürlich ist schnell klar, dass Serin nicht mit dem gewählten Schicksal zufrieden sein wird und daraufhin den nächsten Ort aufsucht. Das machte mir nicht allzu viel aus, weil die Ereignisse in den jeweiligen Orten so amüsant waren, aber aus diesem Grund würde ich den Roman niemandem empfehlen, der gerne den Fokus auf diese Lebensfragen haben möchte.
Umso besser ist der Roman deshalb für Fans von witzigen Büchern mit einem ernsten Grundbelag. Ob Serin nun eine Friseurin trifft, die reflexartig zu ihrer Kettensäge greift, in ein Restaurant geht, bei dem sie und die Katze Isha bei einem Food-Fight-Wettbewerb mitmachen oder in einem Casino den mausgroßen Besitzer um Längen beim Glücksspiel schlägt: Es gibt in diesem Roman so viele witzige Szenen jeglicher Art (von Slapstick-Humor bis zu Situationskomik, Missverständnissen und vieles mehr), dass ich fast konstant am Schmunzeln, Grinsen und Kichern war. Die Charaktere des Regenzaubermarkts sind recht eindimensional, erfüllen ihre Rolle aber wundervoll und sorgen für ein köstliches Leseerlebnis.
Das Ende war bis auf ein, zwei nette Überraschungen sehr leicht vorherzusehen, aber überraschend wunderschön umgesetzt. Ich musste tatsächlich ein Tränchen verdrücken, als ich es las, weil es einfach so wunderbar war und Serins Reise zu einem sehr zufriedenstellenden, herzerwärmenden Abschluss brachte. Die Bindung zwischen Serin und Isha gehört zu den ernsteren Themen des Romans und sie war so gut umgesetzt, dass das Ende die gesamte Geschichte um eine Stufe erhöhte, obwohl es an sich genau so gestaltet war, wie ich es erwartete. In diesem Fall ist das aber keine Kritik, sondern ein großes Lob, weil es trotz der Vorhersehbarkeit einfach perfekt war!
Ich schätze, ich hätte nur gern mehr von den philosophischen Aspekten gesehen; Serin sieht in kleinen Szenen, welche Schicksale sie erwarten und warum sie doch nicht so erstrebenswert sind, wie sie zunächst dachte, doch sie denkt nicht weiter darüber nach, sondern ist stets auf ihren nächsten Wunsch fokussiert. Wir als Leser:innen bekommen die Botschaft des Romans schnell mit, doch Serin braucht eine ganze Weile, ehe sie ihn ebenfalls begreift. Wie gesagt: Das Prinzip, sein Unglück gegen Lebensglück einzutauschen, spielt zwar durchaus eine Rolle, aber bei weitem keine so große, wie man vielleicht annehmen könnte.
Trotzdem hat mir die Geschichte trotz dieses Mankos sehr viel Freude bereitet und ich war überrascht von mir selbst, wie gut es mir trotz den irreführenden Erwartungen, die ich am Anfang hatte, gefiel. Der Humor ist genau die Art von Humor, die ich mag, wird durch ein fantastisches Ende ergänzt und ergibt am Ende eine sehr witzige, aber auch sehr schöne Geschichte! Leser:innen sollten nur bedenken, dass der Humor definitiv überwiegt.
- Wenn du es heimlich
- machen willst
- musst du die
- Schafe töten
- Anna Maschik
- Luchterhand
- Belletristik
- Familiengeschichte
- Momentaufnahmen
- Magischer Realismus
- Schreibstil
Die Urgroßmutter Henrike, die Schafe aufschneidet und ihren Mann während des Geburtstags des Kaisers kennenlernt. Die Großmutter Hilde, die den Krieg mit erhobenen Armen begrüßt, dann aber nie wieder etwas über ihn erzählt. Die Mutter Miriam, die sich der Studentenrevolution anschließt und in späteren Jahren in Depressionen versinkt. Und Alma, die die Familiengeschichte aufdröseln will, vom Großonkel Benedikt, der die ersten fünfzehn Jahre schläft, über ihren Onkel David, der komplett aus Holz besteht, und den Menschen, die sie über die Jahre und Jahrzehnte begleiten …
Ich habe das Buch bereits vorab lesen dürfen (hier meine erste Rezension), wollte es jedoch unbedingt noch einmal lesen, um die Szenen, Stilmittel und die Magie, die in ihnen liegt, noch mehr wertschätzen zu können. Ich bin immer noch beeindruckt von Anna Maschiks Schreibstil und der Art und Weise, wie sie mit wenigen Worten ganze Bilder und Geschichten erschuf, wie sie sogar ohne Worte einen bleibenden Eindruck hinterließ. Ich liebe es, wie diese Familiengeschichte in Momentaufnahmen erzählt wurde, die sich mir schon seit Monaten ins Gedächtnis brannten und mit der Erfrischung der Lektüre sogar noch mehr.
Dieses Mal habe ich mir auch einen kleinen Stammbaum erstellt, um den Überblick über die Familienmitglieder zu behalten, was tatsächlich sehr geholfen hat. Henrike, Hilde, Miriam und Alma sind die Protagonistinnen, doch auch die Männer der Familie bekommen denkwürdige Rollen, wobei mir sowohl Benedikt als auch David sehr gefielen.
Noch mehr als beim ersten Mal empfand ich die Szenen, die als magischer Realismus interpretiert werden können, als Szenen, die man realistisch interpretieren soll – nur, auf welche Weise, bleibt den jeweiligen Leser:innen überlassen. Es machte mir sehr großen Spaß, mir zu überlegen, wofür gewisse Bilder wohl stehen.
Neben den Szenen, die eine wichtige Wiederholung der Familiengeschichte zeigten, mochte ich besonders diejenigen, die nicht aus klassischem Erzähltext, sondern aus Auflistungen bestanden, weil es so eindrucksvoll war, wie so wenige Worte einen so starken Effekt haben konnten.
Insgesamt also ein wunderbarer literarischer Roman, der durch seinen metaphorischen Schreibstil überzeugt!
Nach zehn Jahren des Krieges wollen die Königreiche Avendell und Istellia einen Friedensvertrag unterzeichnen, der ihre adeligen Jugendlichen miteinander verheiratet. Prinz Kellam ist darüber nicht begeistert, weil er insgeheim in den Leibwächter seines Vaters, Oak, verliebt ist, doch ist er trotzdem bereit, Prinzessin Melarie für das Wohl seines Volkes zu heiraten. Der König ruft sie zusammen mit dem Heiler Ellion und der Bestienbändigerin Clove in der Nacht vor der Unterzeichnung zu sich. Die Attentäterin Vesryn wartet währenddessen versteckt in einem Schrank. Doch bevor der König ihnen verraten kann, warum er sie gerufen hat, wird es dunkel und er wird getötet – von einem der sechs Anwesenden. Als ein Sturm sie alle im Schloss einsperrt und nach und nach noch mehr Leichen auftauchen, wissen die sechs, dass sie sich zusammentun müssen, um herauszufinden, wer von ihnen den König getötet hat …
Ich hatte mich sehr auf dieses Buch gefreut, weil die Autorinnen bereits vorher ankündigten, dass tatsächlich einer der sechs Hauptcharaktere der Täter ist und ich gespannt war, wie sie diese Handlung wohl umsetzen würden. Letztendlich war ich halb zufrieden und hätte mir halb mehr erhofft, auch wenn die Handlung insgesamt sehr spannend war.
Zunächst einmal war es ein wenig schwer, in das Buch reinzukommen, weil der Schreibstil irgendwie gewöhnungsbedürftig war und nur sehr wenige Charaktere mein Interesse weckten. Im Lauf der Handlung wurde das jedoch besser, weil es viele unerwartete Entwicklungen gab, die mich auf Trab hielten und einige Charaktere immer interessanter wurden.
Meine Lieblinge von Anfang an waren Ellion (in den es sehr leicht ist, sich hineinzuversetzen) und Vesryn (die allgemein großartig war und eine faszinierende Beziehung zu Ellion hatte), während Kellam mir im Lauf der Handlung immer mehr ans Herz wuchs. Oak war in Ordnung, während Melarie und Clove sich leider eher wie Extras anfühlten – ich hatte das Gefühl, dass die Geschichte auch gut ohne sie ausgekommen wäre. Ihre angedeutete Freundschaft war ein halbwegs interessanter Aspekt, doch insgesamt hätte man ihre Rollen wahrscheinlich gut miteinander verbinden und teils anderen Charakteren geben können.
Auch bei der Handlung habe ich einen Kritikpunkt: Ich fand es unglaublich einfach, den Mörder des Königs zu schlussfolgern. Fast ganz am Anfang hatte ich bereits eine Theorie, die sich immer mehr verfestigte und sich tatsächlich als richtig erwies. Doch auch, wenn das enttäuschend war, gibt es dafür viele andere unerwartete Entwicklungen, die ich nicht kommen sah und die mich ganz schön starren ließen – so nimmt die Suche nach dem Königsmörder nur etwas mehr als die Hälfte der Handlung ein, während die andere Hälfte sich auf eine ganz andere Handlung fokussiert, die mich mit ihren Plot Twists sehr beeindrucken konnte.
Zwar kommt das mit seiner eigenen Kritik (letztendlich spielt es keine Rolle, dass einer der Charaktere den König getötet hat, und der zweite Handlungsstrang hätte sicher davon profitiert, ebenfalls einen der Hauptcharaktere als Täter zu haben), aber die Handlung allgemein war so spannend, dass mir das letztendlich nicht viel ausmachte. Nicht nur ist die Mischung aus Whodunnit und Fantasy gut gelungen, auch die Entwicklungen der Handlung danach waren insgesamt großartig, weil immer etwas passiert und ich wissen wollte, was dahintersteckt. Im Grunde wurde das Buch während des Lesens immer besser und immer spannender, was zwar für einen holprigen Anfang sorgt, aber für einen guten Gesamteindruck. Vor allem gefiel mir das gemeine Ende, das einen zweiten Teil andeutet, der die Charaktere mit anderen Problemen konfrontiert – und obwohl ich durchaus einige Kritikpunkte hatte, würde ich mich über eine Fortsetzung sehr freuen.
Zusammengefasst ist das Buch vor allem für diejenigen Fans zu empfehlen, die es lieben, wenn die Handlung sie stets auf Trab hält!
Als Riley Jackson zum ersten Mal begegnet, wird er ohnmächtig und träumt von einem Leben in Pompeji, in dem er und Jackson ein Paar waren. Das verunsichert ihn sehr, und Jackson scheint zunächst auch nicht besonders sympathisch zu sein, weil er ignorante Kommentare zu Riley, seinen Freunden und queeren Menschen im Allgemeinen macht. Gleichzeitig stellt er sich aber auch als überraschend feinfühlig und sympathisch heraus, was Riley nur noch mehr verwirrt. Die beiden werden Freunde – und empfinden bald auch mehr füreinander. Doch beide werden von Träumen von früheren Leben geplagt, die immer mit ihrem Tod enden …
Ich mochte das Konzept der Geschichte sehr, weil ich eine Schwäche für Zeitreise-Geschichten im Allgemeinen und frühere Leben im Speziellen habe, darunter auch die Idee ewiger Liebe. Was kann ich sagen, ich bin eben eine Romantikerin! Doch so stark die Freundschaft und Romanze zwischen Riley und Jackson auch umgesetzt war, sie war definitiv keine „Liebe größer als das Universum“. Das hat es schwer gemacht, mit der zweiten Hälfte der Handlung mitzufiebern, weil Rileys und Jacksons Liebe zwar definitiv vorhanden war, jedoch ihre kurze Zeit miteinander und ihr junges Alter es dann doch ein wenig … lächerlich erscheinen ließen, von ewiger Liebe bzw. über Liebe über den Tod hinaus zu sprechen. Ich konnte diesen Teil der Handlung deshalb nicht ganz ernst nehmen, so sehr ich es mir auch gewünscht hätte.
Betonen möchte ich allerdings, dass zumindest ihre Bindung in der ersten Hälfte tatsächlich fantastisch umgesetzt war. Wie sie sich zuerst miteinander anfreunden und ihre Gefühle füreinander sich dann vertiefen, war großartig – es war im Grunde eine Slow Burn Friends-to-Lovers-Geschichte, die mir ausgesprochen gut gefallen hat. Man hat ihre Chemie hervorragend gespürt, auch wenn ich fand, dass ihre Romanze sich ein wenig zu schnell entwickelte, nachdem Jackson sich seiner Gefühle bewusst wurde. Gerade, weil der Aufbau recht langsam war, war ich überrascht, wie schnell sich die Ereignisse überschlugen, sobald Jackson wusste, was er für Riley empfindet. Ihre Romanze war immer noch süß, wenn auch nicht so stark wie vermarktet.
Auch die Protagonisten an sich waren einnehmend, mit eigenen Problemen und Zweifeln und einer eigenen Charakterentwicklung. Riley setzt sich wunderbar für seine Freund:innen ein und Jackson für seine eigene Entwicklung. Ihre Freunde und Familie waren ebenfalls großartig; Rileys beste Freunde Audrey, Tala und Duy haben ihn stets unterstützt, sein Vater war ebenfalls auf seiner Seite, und Jacksons Tante war außerordentlich sympathisch. Natürlich kommen auch Charaktere vor, die bei weitem nicht so offen sind wie die, auf die es ankommt (z.B. Jacksons Eltern), aber die anderen spielen eine wichtigere Rolle und bekommen genügend Screentime, um einen Eindruck zu hinterlassen. Ich glaube, mein persönlicher Lieblingscharakter war Duy, aber sie alle wuchsen mir schnell ans Herz.
Erfrischend war es zudem, dass es zwar ein wenig Ex-Drama gibt, dieses aber elegant gelöst wurde und letztendlich nur einen kleinen Teil der Handlung einnimmt. Allgemein ist die Balance von Handlungselementen sehr gut gelungen; fast alles nimmt genau so viel Zeit ein, wie es braucht. Dazu gehören auch die Beschreibungen von Rileys und Jacksons früheren Leben, die ich besonders fesselnd fand und die glücklicherweise den Fokus auf die Qualität statt auf die Quantität legten.
Gegen Ende kamen leider trotzdem ein paar Schwächen dazu. Das Konzept früherer Leben wurde etwas weiter getrieben, als ich es mir gewünscht hätte, aber gleichzeitig nicht so weit wie angedeutet – ein seltsamer Schwebezustand, der der Glaubwürdigkeit der Geschichte geschadet hat. Zudem hätte ich mir am Ende gerne eine andere Lösung gewünscht, weil einige der Geschehnisse sehr vermeidbar schienen, während andere, die erwähnt wurden, nicht umgesetzt wurden. Und wie gesagt ist die Liebe zwischen Riley und Jackson so stark romantisiert worden, dass sie und das Drama, das um sie herum entsteht, nicht mehr realistisch, sondern übertrieben wirkte.
Insgesamt also eine Romanze mit Stärken und Schwächen, deren Zielgruppe definitiv Jugendliche sind, die aber trotzdem sehr gut zu lesen war. Denn das war ebenfalls eine Stärke des Romans, die ich sehr zu schätzen wusste: Der Schreibstil war sehr angenehm, niemals zu locker, sondern geschmackvoll. Zwar mag ich auch durchaus lockere Schreibstile, wusste es aber zu schätzen, hier eine Ausnahme zu sehen. Letztendlich mochte ich die Geschichte trotz ihrer Schwächen sehr, denn nicht nur glichen die Stärken sie gut aus, sondern boten eine einnehmende Geschichte, die mich sehr gut unterhalten hat!