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Witches, Bitches, It-Girls
464 Seiten

Witches, Bitches, It-Girls: Frauenbilder, die wegen des Patriarchats schon so lange herrschen, dass es selbst als cis Frau manchmal schwierig ist, sie als misogyn zu erkennen. Überall dort, wo Frauen zentrale Stellen einnehmen, ist es für Männer besonders leicht, sie zu diskreditieren. Ob nun die „Normalität wiederhergestellt“ werden soll, in dem auf eine Vergangenheit verwiesen wird, die es so nicht gab, oder ob eine Gegenwart kreiert wird, die bestenfalls unvollständig ist – Frauen haben es überall schwer, weil ihre Aktionen von Männern negativ bewertet werden, außer, wenn sie passiv zulassen, dass Männer über sie entscheiden.

Wie genau das geschieht, führt Rebekka Endler in ihrem Sachbuch aus. Im Gegensatz zu „Das Patriarchat der Dinge“ ist diese Lektüre ernster, denn auch, wenn sie ihren lockeren Schreibstil behält, erzählt sie von Dingen, die auf erschütternde Weise zeigen, wie problematisch das Patriarchat wirklich ist. Demnach ist diese Lektüre auch nicht gerade angenehm zu lesen, weil uns Leser.innen Dinge bewusst gemacht werden, von denen ich in der Regel noch nie gehört hatte, aber gerade deshalb ich es natürlich auch eine sehr wichtige Lektüre.

Insgesamt ist dieses Sachbuch ein Weckruf – und eine schmerzliche Erinnerung daran, dass in den letzten Jahren, Jahrzehnten und Jahrhunderten zwar Fortschritte gemacht wurden, wir aber niemals aufhören dürfen, für sie zu kämpfen. Ich fand speziell das Kapitel zur Heroisierung interessant; wie problematisch es ist, Held:innenfiguren zu erschaffen, statt die Komplexität jedes Menschen zu akzeptieren, war speziell für mich eine wichtige Botschaft. Ich bin sicher, dass auch andere Leser:innen hier so einiges finden werden, dessen sie sich noch nicht bewusst waren, sich aber dringend bewusst machen sollten.

Das Patriarchat der Dinge: Warum die Welt Frauen nicht passt
334 Seiten

Das Patriarchat ist selbst dort, wo man – und frau – es nicht erwartet, und in der Regel immer dort, wo es nichts zu suchen hat, nämlich in den Leben von Frauen, nicht-binären Personen und allen anderen, die nicht dem „Standard“ entsprechen, der von weißen cis-Männern festgelegt wurde. Selbst im 21. Jahrhundert ist das Patriarchat so stark, dass es in der Regel akzeptiert wird, ohne es zu hinterfragen. Selbst, wenn frau es hinterfragt, hat sie nicht immer die Möglichkeit, etwas dagegen zu tun, weil alles, was nicht dem Kapitalismus dient, es umso schwerer hat, sich durchzusetzen.

Dabei gibt es so viele Situationen, in denen Frauen und andere Geschlechter benachteiligt werden: In der Sprache (wo sie bei generischem Maskulinum nachweislich nicht mitgedacht werden), im öffentlichen Raum (der z.B. viel mehr Toiletten für cis Männer als für cis Frauen enthält), in der Technik (wo Geräte „für Frauen“ vermarktet und gestaltet werden), auf der Arbeit (wo sämtliche Gegenstände an Männergrößen angelehnt sind), in der Kleidungswahl (dito) und natürlich in der Gesundheit (die kaum Frauen untersucht). Es gibt noch so viel mehr Beispiele, derer wir Leser:innen uns manchmal bewusst sind und manchmal nicht, wobei gerade die Beispiele, der ich mir vor dem Lesen nicht bewusst war, besonders schockierend waren. Es war wirklich traurig, sich bewusst zu werden, WIE viele Benachteiligungen existieren und sogar normalisiert wurden.

Selbst diejenigen, die zu den benachteiligten Gruppen gehören, werden wohl Dinge entdecken, über die sie zuvor nicht nachdachten, während cis Männer wahrscheinlich noch viel, viel mehr lesen werden, das sie überrascht. Leider bin ich mir nicht sicher, inwiefern sie überhaupt zur Leser:innenschaft gehören, doch sie sollten es auf jeden Fall! Aber auch diejenigen, die meinen, bereits zu wissen, auf welche Weisen Frauen es schwerer haben als Männer, werden hier wohl die Augen geöffnet bekommen, weil es einfach so viele kleine, aber wichtige Dinge gibt, die nur auf Männer ausgelegt sind.

Eine gute Empfehlung für alle Leser:innen!