Witches, Bitches, It-Girls
464 Seiten

Witches, Bitches, It-Girls: Frauenbilder, die wegen des Patriarchats schon so lange herrschen, dass es selbst als cis Frau manchmal schwierig ist, sie als misogyn zu erkennen. Überall dort, wo Frauen zentrale Stellen einnehmen, ist es für Männer besonders leicht, sie zu diskreditieren. Ob nun die „Normalität wiederhergestellt“ werden soll, in dem auf eine Vergangenheit verwiesen wird, die es so nicht gab, oder ob eine Gegenwart kreiert wird, die bestenfalls unvollständig ist – Frauen haben es überall schwer, weil ihre Aktionen von Männern negativ bewertet werden, außer, wenn sie passiv zulassen, dass Männer über sie entscheiden.

Wie genau das geschieht, führt Rebekka Endler in ihrem Sachbuch aus. Im Gegensatz zu „Das Patriarchat der Dinge“ ist diese Lektüre ernster, denn auch, wenn sie ihren lockeren Schreibstil behält, erzählt sie von Dingen, die auf erschütternde Weise zeigen, wie problematisch das Patriarchat wirklich ist. Demnach ist diese Lektüre auch nicht gerade angenehm zu lesen, weil uns Leser.innen Dinge bewusst gemacht werden, von denen ich in der Regel noch nie gehört hatte, aber gerade deshalb ich es natürlich auch eine sehr wichtige Lektüre.

Insgesamt ist dieses Sachbuch ein Weckruf – und eine schmerzliche Erinnerung daran, dass in den letzten Jahren, Jahrzehnten und Jahrhunderten zwar Fortschritte gemacht wurden, wir aber niemals aufhören dürfen, für sie zu kämpfen. Ich fand speziell das Kapitel zur Heroisierung interessant; wie problematisch es ist, Held:innenfiguren zu erschaffen, statt die Komplexität jedes Menschen zu akzeptieren, war speziell für mich eine wichtige Botschaft. Ich bin sicher, dass auch andere Leser:innen hier so einiges finden werden, dessen sie sich noch nicht bewusst waren, sich aber dringend bewusst machen sollten.

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