Schneegrab
304 Seiten

Eine Gruppe von fünf Engländern, darunter die Brüder Stephen und Kits, haben sich entschlossen, einen der schwierigsten Berge des Himalaya zu besteigen: Den Kangchenjunga, der bereits schon einige Todesopfer gefordert hat. Doch sehr bald ist Stephen klar: Sie sind nicht allein auf dem Berg. Etwas - oder jemand - ist ihnen auf den Fersen. Und Stephen wird das Gefühl nicht los, dass alles mit der vorigen Expedition zusammenhängt, in der Wahrheit und Lüge im Nachhinein bis zur Unkenntlichkeit verflochten wurden ...

Dieser Roman lebt vor allem durch seine Stimmung: Die gruselige Atmosphäre, die die Autorin aufbaut, ist unglaublich gelungen und hat hervorragend illustriert, wie gefährlich der Berg ist und wie leicht es sein kann, in eine lebensbedrohliche Situation zu gelangen. Stephens Erlebnisse auf dem Berg waren auf jeden Fall packend beschrieben und mein persönliches Highlight des Romans.

Dafür muss ich zugeben, dass der Rest des Romans "nur" gut war. Es war durchaus interessant, zu sehen, wie die Gruppe untereinander und mit den Sherpas umgeht, aber da all die gruseligen Momente, die passieren, wenn Stephen allein ist, so cool waren, habe ich regelrecht darauf gewartet, dass die zwischenmenschlichen Momente enden und durch die einsamen ersetzt werden.

Denn auch das Mysterium der letzten Expedition, das vor allem von Stephen allein ergründet wird, war sehr fesselnd beschrieben, obwohl man zumindest teils ahnen kann, was die Auflösung ist. Insofern würde ich den Roman vor allem denjenigen empfehlen, denen eine gute Atmosphäre wichtig ist – denn die ist einfach fantastisch gelungen!

Sogar so sehr, dass mich die Schwächen des Romans noch nicht einmal sonderlich stören. Zwar würde ich nicht behaupten, dass der Roman für jeden ist, aber auf jeden Fall für alle, die es lieben, in eine düstere, geheimnisvolle Geschichte einzutauchen!

& Illuminae. Die Illuminae Akten_01
608 Seiten

Kady hat gerade mit ihrem Freund Ezra Schluss gemacht, als ihr Planet angegriffen wird und die beiden sich, nachdem sie in zwei unterschiedliche Raumschiffe gebracht wurden, einer komplett unerwarteten Bandbreite an Problemen stellen müssen: Einem feindlichen Raumschiff, das auf der Jagd nach den Flüchtlingen ist; einem Virus, der die Infizierten im Grunde in Zombies verwandelt; einer Künstlichen Intelligenz namens AIDAN, die eigene, tödliche Entscheidungen zu treffen beginnt; und der Tatsache, dass die gesamte Führungsregie das alles vertuschen will. Notgedrungen müssen sie zusammenarbeiten, wenn sie lebend aus ihren Raumschiffen rauskommen wollen ...

Dieser Roman hat das wohl ungewöhnlichste Format, das ich je gelesen habe – denn er ist nicht wie ein Roman geschrieben, sondern besteht aus einer Zusammensetzung von Akten unterschiedlichster Art: Offizielle Berichte, E-Mails, Chats, Audio- und Kameraaufzeichnungen und viel, viel mehr. Sogar die Art und Weise, wie uns Wörter und Sätze präsentiert werden, ist an bedeutenden Stellen kreativ aufgemacht. Besonders diese Stellen haben mir außerordentlich gut gefallen, weil die Art und Weise, wie sie Gefühle vermittelten, einfach herausragend war.

Jedoch muss ich zugeben, dass das nicht unbedingt für den Rest der Akten gilt, die größtenteils "normal" designt sind, was es schwer machte, tatsächlich mit der Handlung und den Charakteren mitzufiebern. Das betraf zwar nicht alle Stellen, aber eindeutig den größten Teil - erst ab etwa der Hälfte (als AIDAN eine zentrale Rolle einnimmt) war ich wirklich "drin" und las mit Freude weiter. Doch bis dahin empfand ich den Größteil der Akten als zu faktenbezogen, ohne, dass ich allzu sehr mit den Charakteren mitfühlen konnte. Ausnahmen gab es durchaus, doch die waren vergleichsweise selten, vor allem verglichen mit der emotionalen zweiten Hälfte.

Trotzdem bin ich aufgrund der ungewöhnlichen Art und Weise, wie die Geschichte erzählt worden ist, durchaus gewillt, weiterzulesen – letztendlich hat sie es geschafft, mich zu packen und mich neugierig darauf gemacht, wie die anderen beiden Bände wohl erzählt sein werden. Von daher war dieser Roman ein Experiment, das für mich zwar nur teilweise gelungen ist, aber trotzdem hohe Erwartungen an die Fortsetzungen setzt!

Solitaire
400 Seiten

Tori lebt so vor sich hin, ist am liebsten für sich selbst und hat kaum Interesse an irgendetwas außer Bloggen. Doch unerwarteterweise wird sie in "Solitaire" hineingezogen, einer mysteriösen Gruppe, die in der Schule immer schlimmere Streiche spielt. Seltsamerweise scheint das Thema der Streiche mit Toris Interessen zusammenzuhängen. Zusammen mit Michael Holden, der ebenfalls auf der Spur von Solitaire ist, versucht sie, das Geheimnis der Gruppe aufzuklären ...

Alice Osemans Debütroman liest sich zugegeben als solcher: Obwohl er recht kurz ist, empfand ich ihn stellenweise als ein wenig langatmig. Das liegt zugegeben auch daran, dass Tori aufgrund ihrer schweren Depression natürlich nicht die fröhlichste Erzählerin ist; insofern kann ich ihr da keinen Vorwurf machen. Aber es hat eben die Konsequenz, dass das Buch sich dadurch nicht so flüssig lesen ließ.

Am faszinierendsten fand ich es deshalb wohl, bereits bekannte Charaktere wiederzusehen – darunter natürlich Nick und Charlie, bei denen es mich kein bisschen wundert, dass sie danach die Protagonisten von Heartstopper wurden. Es war so faszinierend, all diese Charaktere aus Toris Perspektive zu beobachten und genau zu wissen, was ihre Vergangenheit und Zukunft ist. Ein Einblick in Toris Seelenwelt war trotz des Schreibstils, den er beeinflusste, ebenfalls sehr willkommen, weil sie in den Comics und anderen Romanen schwer einzuschätzen war und man sie hier sehr gut kennenlernt.

Und natürlich verdient der Roman Lob dafür, Depressionen so realistisch dargestellt zu haben. Ich bekam einen sehr guten Eindruck davon, wie Tori sich fühlt. Ja, das Buch war dadurch nicht unbedingt angenehm zu lesen, weil Toris Stimmung sich geradezu auf uns Leserinnen und Leser überträgt, aber bot trotzdem ein paar wichtige Botschaften, für die ich sehr dankbar war.

Aus diesem Grund würde ich das Buch besonders den Leserinnen und Lesern empfehlen, die wissen möchten, was Depressionen eigentlich sind (weil man sie oft mit Traurigkeit verwechselt). Wichtig ist nur, dass man sich darauf einstellt – denn eine leichte Lektüre ist dieser Roman definitiv nicht!

Das College
464 Seiten

Zehn Jahre ist es her, dass Hannahs beste Freundin April ermordet wurde. Damals ist es Hannah gewesen, die ihre Leiche gefunden und durch ihre Aussage dafür gesorgt hat, dass der einzige Verdächtige, John Neville, ins Gefängnis gekommen ist. Aber jetzt erfährt sie nicht nur, dass er dort kürzlich gestorben ist, sondern auch, dass er womöglich die ganze Zeit unschuldig war. Von Zweifeln geplagt, stellt Hannah selbst Nachforschungen an – und muss bald fürchten, dass der Mörder einer ihre ehemaligen Unifreunde ist ...

Ruth Ware war für mich bisher eine "Hit-und-Miss"-Autorin; von den vorigen fünf Büchern, die ich gelesen habe, haben mir drei sehr gut und zwei gar nicht gefallen, weshalb ich fast schon fürchtete, mit diesem Thriller wieder einen Fehlschlag zu landen. Doch glücklicherweise war dies nicht der Fall! Ich fand ihn sehr spannend zu lesen und habe sehr mit der Suche nach dem Mörder mitgefiebert.

Das Beste daran ist, dass es so lange unklar bleibt, um wen genau es sich handelt. Hannah besucht bei ihren Nachforschungen viele Freunde und Bekannte von früher, und während ich Person für Person ausschloss, wurde ich immer gespannter (und verwirrter, haha), wer es denn nun letztendlich sein würde. Das Ergebnis hat mir außerordentlich gut gefallen, weil es ein Fall von "überraschender Twist, der im Nachhinein total Sinn macht" war. Also imho der beste Twist, den Autoren schreiben können!

Etwa die erste Hälfte der Handlung wechselt zwischen der Vergangenheit und Gegenwart hin und her, was am Anfang ein wenig verwirrend war, letztendlich aber sehr zum Lesespaß beigetragen hat, weil die beiden Perspektiven es einfacher machten, gewisse Zusammenhänge zu verstehen.

Hannah war eine sehr sympathische Protagonistin, deren Ehrlichkeit und Hartnäckigkeit mir sehr gefallen hat. Sie lässt nicht zu, dass Geheimnisse und Missverständnisse die Beziehung zu ihrem Ehemann Will schmälern, sondern überwindet sich selbst bei unangenehmen Nachrichten, sie ihm anzuvertrauen. Das war eine echt schöne Charaktereigenschaft, die man selten bei Protagonisten sieht!

Etwas zwiegespaltener bin ich bezüglich ihrer Einstellung zum Fall. Dass sie den wahren Mörder finden will, ist nur zu verständlich, aber kritisch wird es dadurch, dass sie am Anfang der Geschichte im fünften Monat schwanger ist – und sich durch ihre Untersuchungen Stress aussetzt, der ihrem Kind schaden könnte. Andere Charaktere raten ihr stets, sich auszuruhen und auf ihren Blutdruck zu achten, aber Hannah, die endlich die Wahrheit herausfinden will, widersetzt sich bewusst diesem Rat. Wie gesagt habe ich diesen Drang durchaus verstanden, aber dennoch wünschte ich, sie hätte öfter an ihr Kind gedacht, weil das realistische Risiko zu bestehen schien, dass ihm etwas hätte passieren können. (Letztendlich passiert natürlich nichts, was tatsächlich schädlich wäre, aber das weiß Hannah während ihrer Nachforschungen natürlich nicht.)

Doch wer es liebt, ein Mysterium zu lösen und Puzzlestücke zusammenzufügen, ohne, dass die Antwort offensichtlich ist, wird sich wohl dadurch nicht stören lassen. Mir ist es durchaus als kritischer Punkt aufgefallen, aber meinem Lesegenuss hat es letztendlich nicht geschadet. Insgesamt handelte es sich also um einen erfolgreichen Thriller!

& Auf das mit uns
445 Seiten

Zwei Jahre ist es her, seit Arthur und Ben sich einvernehmlich voneinander getrennt haben. Inzwischen haben beide einen neuen festen Freund gefunden und sind einigermaßen zufrieden mit ihrem Leben. Doch dann sehen sie sich wieder. Und sind sich auf einmal gar nicht mehr so sicher, ob ihre Gefühle von damals tatsächlich verschwunden sind …

Lange habe ich gezögert, dieses Buch zu lesen, weil mir der erste Teil, „Was ist mit uns“, nicht allzu sehr gefallen hat. Es hatte durchaus gute Momente, aber Arthurs und Bens Chemie hat für mich damals nicht gestimmt und ich fand das Ende nicht besonders zufriedenstellend. Trotzdem beschloss ich schließlich, den beiden mit dem zweiten Teil noch eine Chance zu geben – und wie bin ich froh, dass ich das getan habe!

„Auf das mit uns“ ist alles, was ich mir damals von „Was ist mit uns“ gewünscht habe. Arthurs und Bens Chemie ist fantastisch, das Ende hat mich sehr glücklich zurückgelassen und die Nebencharaktere haben zusätzlich dazu beigetragen, dass ich mein Leseerlebnis sehr genossen habe. Besonders froh war ich, dass Arthurs und Bens neue Partner (Mikey für Arthur, Mario für Ben) unglaublich sympathische Charaktere waren, weil es sehr leicht gewesen wäre, den Weg für Arthur und Ben zu ebnen, indem man sie unsympathisch macht, was zum Glück nicht geschehen ist. Mein Lieblingscharakter war jedoch Dylan, Bens bester Freund und einer der besten Charaktere, die Adam Silvera und Becky Albertalli je geschaffen haben. Er war definitiv mein persönliches Highlight!

Schön ist zudem, dass die beiden Autor*innen dankenswerterweise darauf verzichtet haben, dass irgendwer irgendwen betrügt. Ich hatte nämlich schon halb damit gerechnet und war froh, dass das nie geschehen ist.

Insgesamt würde ich fast schon empfehlen, „Was ist mit uns“ wegzulassen und gleich zu „Auf das mit uns“ zu springen, weil man nicht unbedingt das Vorwissen braucht, um die Geschichte zu verstehen. Insgesamt bin ich sehr zufrieden, den zweiten Teil gelesen zu haben und empfehle allen, die die Autor*innen bereits kennen, hier zuzugreifen!

Das Hospital von Edinburgh
413 Seiten

Ropa ist mal wieder pleite. Umso mehr freut sie sich, dass sie in der magischen Bibliothek endlich offiziell als Auszubildende aufgenommen werden soll, was ihr den notwendigen Lebensunterhalt bescheren würde. Doch dann wird sie nach einer gescheiterten Aufnahmeprüfung dazu verdonnert, als unbezahlte Praktikantin dort zu arbeiten. Zum Glück hat dafür ihre beste Freundin Priya einen Job für sie: In ihrem Krankenhaus ist ein Jugendlicher eingewiesen worden, bei dem niemand sagen kann, was ihm fehlt, doch mit der Hoffnung, dass Ropa die Antwort finden kann. Und so beginnt sie ihre Ermittlungen, die sie weitaus tiefer in die Bibliothek der Toten führt, als sie je geahnt hätte ...

Wie schon der erste Band ist auch "Das Hospital von Edinburgh" locker und humorvoll geschrieben und bietet neben einer wundervollen Protagonistin auch eine mysteriöse Handlung, die mich hervorragend unterhalten hat. Fantasykrimis sind immer noch relativ rar gesät, sodass ich froh war, dass ich hier eine Reihe fand, die perfekt für Fans dieses Genres geeignet ist.

Ganz perfekt ist der Roman zwar nicht (die Nebencharaktere bleiben relativ blass und der Einsatz fühlt sich kleiner an als im ersten Band), doch hat er seine Aufgabe, mich für ein paar Stunden in eine andere Welt zu entführen, prima erfüllt. Gerade der lockere Schreibstil war wirklich grandios, doch hat mir auch das Worldbuilding, das Ropa und andere Charaktere regelmäßig einstreuen, ebenfalls sehr gut gefallen. Schön ist auch, dass es in dieser Reihe keine perfekten, sondern realistischere Enden gibt.

Von daher bleibe ich weiter an der Reihe dran und hoffe, schon sehr bald einen weiteren Fall mit Ropa aufklären zu können!

Das Damengambit
413 Seiten

Beth Harmon ist acht Jahre alt, als sie in dem Waisenhaus, in dem sie lebt, zum ersten Mal Schach spielt. Sofort ist sie gefesselt von diesem Königsspiel und verbessert sich immer mehr. Als sie wenige Jahre später adoptiert wird, beginnt sie, Schach auch professionell zu spielen und erobert in Kürze die Schachwelt. Doch nicht nur werden die Spieler immer herausfordernder, Beth selbst muss sich ebenfalls mit ihren eigenen Problemen auseinandersetzen …

Nie hätte ich gedacht, dass ein Roman über Schach so spannend sein könnte, aber „Das Damengambit“ hat es problemlos geschafft, dieses Spiel so fesselnd und so packend zu beschreiben, dass es mich komplett für sich einnehmen konnte. Ich selbst befinde mich, wenn überhaupt, auf dem Anfängerlevel, aber das hat mich nicht davon abgehalten, mit Beth mitzufiebern, mitzuleiden und mitzuhoffen. Ihre Schachspiele hatten eine unglaubliche Sogwirkung – die Art und Weise, wie sie beschrieben wurden, war einfach phänomenal. Das waren nicht nur Schachspiele, das waren Spiele auf Leben und Tod. Oder zumindest fühlten sie sich während des Lesens so an. Ich war deshalb sehr froh, dass wir sehr viele Schachspiele verfolgten, weil sie definitiv zu meinen Lieblingsszenen gehörten und ich gar nicht genug von ihnen kriegen konnte.

Tatsächlich würde ich am liebsten wieder mit Schach loslegen, weil der Roman ihn mir so schmackhaft gemacht hat! Jeder, der auch nur ansatzweise an diesem Spiel interessiert ist, wird mit „Das Damengambit“ sehr viel Spaß haben. Ich selbst wusste eigentlich nur noch, wie die verschiedenen Figuren sich bewegen, aber der Roman macht es einem zum Glück sehr leicht, sich so oder so in ihm zu verlieren. Von mir gibt es definitiv eine große Empfehlung – und das nicht nur für Schach-Fans, sondern auch die diejenigen, die mit dem Spiel nichts anfangen können, aber einen guten Eindruck davon bekommen wollen, warum es so beliebt ist. Dieses Buch sollte für beide Fraktionen ein wahrer Genuss sein!

Wenn sie wüsste
400 Seiten

Als Ex-Strafgefangene hat Millie Schwierigkeiten damit, einen Job zu finden. Umso glücklicher ist sie, als sie auf Nina trifft, die ihr einen Job als Haushaltshilfe und Kindermädchen anbietet. Doch kaum, dass Millie den Job angenommen hat, macht Nina ihr das Leben zur Hölle. Nur Andrew, Ninas Ehemann, behandelt sie freundlich und langsam verliebt sich Millie in ihn. Währenddessen warnt der Gärtner der Familie sie davor, dass sie in Gefahr schwebt – was mit jedem Tag, in dem Ninas Verhalten gegenüber Millie sich verschlimmert, deutlicher wird …

Das ist definitiv ein Thriller, dem man Zeit lassen muss, um sich zu entfalten. In der ersten Hälfte war ich durchaus versucht, ihn sogar wegzulegen, weil er eher einem Charakter- bzw. Beziehungsdrama glich und nicht dem Thriller, den ich erwartet habe. Aber dann kam die zweite Hälfte. Die hat der ersten nicht nur einen komplett neuen Kontext verliehen, sondern war auch so spannend, dass ich froh war, lange genug durchgehalten zu haben, um sie zu erleben. Deshalb bitte ich alle Leser*innen, die während der ersten Hälfte ebenfalls Zweifel entwickeln, auf jeden Fall weiter zu lesen – ihre Geduld wird mehr als belohnt werden.

Trotzdem sollte man die langsame erste Hälfte wohl als Kritik anbringen; wie gesagt hätte ich das Buch fast weggelegt, weil es zu diesem Zeitpunkt so unthrillerhaft war. Das ist zwar, wenn man die zweite Hälfte bedenkt, von der Autorin durchaus beabsichtigt, aber für diejenigen, die möchten, dass es in ihren Thrillern schnell zur Sache geht, eher nicht geeignet. Umso mehr Spaß werden diejenigen haben, die gute Twists lieben und begeistert davon sind, eine neue Perspektive für scheinbar unscheinbare Szenen zu gewinnen.

Aus diesem Grund kritisiere ich diesen Thriller auch nicht dafür, im Grunde in zwei Hälften gespaltet zu sein, sondern habe eine kleinere Kritik anzumerken: Nämlich, dass Ninas Begründung dafür, Millie so schlecht zu behandeln, für mich persönlich ungenügend war. Ich habe es selbst nach ihrer Erklärung einfach nicht verstanden, weil Nina in der ersten Hälfte wahrlich wie eine Arbeitgeberin aus den tiefsten Tiefen der Hölle wirkt. Hier hätte es imho eine bessere Begründung oder ein besseres Verhalten geben sollen.

Aber wenn ich daran denke, wie viel Spaß ich letztendlich mit dem Thriller hatte, ist das eine vergleichsweise kleine Kritik. Er war für mich eine so positive Überraschung, dass sich meine Meinung über ihn während des Lesens nahezu um 180 Grad drehte – weshalb ich hoffe, dass noch mehr Leserinnen und Leser dranbleiben werden, um genauso wie ich mit einem grandiosen Thriller belohnt zu werden. :)

Das Sanatorium
512 Seiten

„Le Sommet“ ist ein frisch renoviertes Hotel in der Schweiz, das ursprünglich als Sanatorium benutzt wurde. Hier will Erins Bruder Isaac seine Verlobung feiern und hat dazu sie und ihren Ehemann eingeladen. Erin ist jedoch nicht nur wegen der Verlobung da, sondern weil sie endlich eine Frage aus ihrer Vergangenheit klären will: Hat Isaac damals ihren jüngeren Bruder umgebracht? Doch bevor sie dieser Frage weiter nachgehen kann, verschwindet Isaacs Verlobte – und kurz danach geschieht ein grausamer Mord …

Insgesamt gefiel mir dieser Thriller recht gut, vor allem seine Atmosphäre hat mir sehr gefallen. Mir gefiel es, wie die Autorin uns, was den Täter betrifft, geschickt hinters Licht führte und wie sie mit Erins Trauma umgegangen ist. Doch ein wenig muss ich sowohl am Ende als auch am Täter kritisieren. So ist das Ende des Falls an sich zwar sehr zufriedenstellend, doch dafür gibt es, was Erins Storyline betrifft, einen Cliffhanger, der mich unzufrieden zurückgelassen hat, weil ich davon ausging, einen Einzelband und keine potentielle Reihe zu lesen. Hier wäre es nett gewesen, irgendwo zu vermerken, dass es sich bei diesem Thriller technisch gesehen um einen Mehrteiler handelt, der zwar den Fall abschließt, aber nicht die persönliche Geschichte der Protagonistin.

Auch die Motive des Täters waren … zweifelhaft. Ich möchte hier natürlich nicht zu viel verraten, aber ich habe ganz schön die Stirn gerunzelt, als ich herausfand, warum genau all diese Morde verübt wurden. Die Motive kamen mir einfach viel zu … schwach vor. Sie erklären, wenn überhaupt, nur einen der Morde einigermaßen gut, können aber mitnichten als gute Begründung für die anderen herhalten.

Aufgrund des flüssigen Schreibstils und der steigenden Spannung hat mir dieser Thriller immer noch gut gefallen, doch aufgrund der genannten Kritikpunkte kann ich ihn nicht als „sehr gut“ bezeichnen. Für Zwischendurch ist er allerdings allemal gut geeignet!

Fifty-Fifty
509 Seiten

Fast gleichzeitig reichen die Schwestern Alexandra und Sofia einen Notruf ein: Ihr Vater sei von der jeweils anderen Schwester ermordet worden. Verteidiger Eddie Flynn ist ratlos. Eine der beiden Schwestern ist unschuldig, die andere eine grausame Mörderin. Während Eddie schließlich beschließt, Sophia vor Gericht zu verteidigen, nimmt Verteidigerin Kate Brooks Alexandra unter ihre Obhut. Beide sind davon überzeugt, dass ihre Mandantin unschuldig ist. Doch einer der beiden irrt sich ...

Schon "Thirteen" hat mir aufgrund seines flüssigen Schreibstils und seiner konstanten Spannung gefallen, und auch hier schaffte Steve Cavanagh es, mich mühelos in seine Geschichte hineinzuziehen. "Fifty-Fifty" überzeugt vor allem durch die Art und Weise, wie die beiden Angeklagten präsentiert wurden - es ist sehr leicht, sich auf eine Schwester zu verbeißen und alle Hinweise dementsprechend zu interpretieren, doch sehr viel schwerer ist es, tatsächlich bei seiner Meinung zu bleiben. Mehrmals bekam ich Zweifel an meinen eigenen Theorien, wechselte von einer Schwester zu anderen und wieder zurück, unschlüssig, ob ich vom Autor hinters Licht oder auf die richtige Spur geführt wurde.

Insofern haben mir vor allem Alexandra und Sofia sehr gefallen - einfach, weil es so schwer war, zu entscheiden, welche von beiden nun schuldig ist. Die anderen Charaktere sind, mit Ausnahme vielleicht von Eddie und Kate, recht eindimensional, weil der Fokus eindeutig auf der spannenden Handlung liegt. Wobei ich das keineswegs als Kritik meine - zwar gefällt es mir in der Regel besser, wenn sowohl die Charaktere als auch die Handlung ausgebaut werden, doch hier war die Handlung so spannend, dass es mich nicht allzu sehr kümmerte, dass die Charaktere dafür weniger entwickelt waren.

Wer also einen spannenden und flüssig zu lesenden Thriller für zwischendurch braucht, ist hier an der richtigen Adresse!

Defy the Night
442 Seiten

Eine Krankheit grassiert in ganz Kandala, und nur die seltenen Mondblüten helfen dagegen. Tessa ist nur eine Apothekerin, doch nachts verkleidet sie sich und besucht zusammen mit ihrem besten Freund Weston die kranken Menschen der Stadt, um sie mit Mondblüten zu versorgen. Währenddessen jagt Prinz Corrick unter Anleitung seines Bruders König Harriston gewaltsam die Mondblüten-Schmuggler, doch beide würden am liebsten einen Weg finden, wieder Frieden in das Land zu bringen. Als Tessa sich nach einem schrecklichen Verlust in den Palast schleicht und dort auf Corrick trifft, ist sie gezwungen, ihre Sichtweise bezüglich der königlichen Brüder infrage zu stellen – und sogar mit ihnen zusammenzuarbeiten …

Bereits die Cursebreaker/Emberfall-Serie von Brigid Kemmerer hat mir unglaublich gut gefallen, weshalb ich erfreut war, dass der Start ihrer neuen Serie ebenfalls ein voller Erfolg für mich war. Was die Autorin wirklich hervorragend kann, ist es, Charaktere zu erschaffen: Gerade die beiden Hauptfiguren, Tessa und Corrick, waren wunderbar charakterisiert, waren sowohl sympathisch als auch tiefgründig; und auch die Nebenfiguren fand ich sehr gelungen, vor allem Harriston, Corricks Bruder, und Quint, Corricks bester Freund.

Was mir ebenfalls sehr gut gefallen hat, ist, dass es in dem Roman kein „gut“ oder „böse“ gibt. Natürlich gibt es sympathische und weniger sympathische Charaktere, aber ihre Motive waren sehr verständlich und haben mich des Öfteren zum Nachdenken angeregt, weil ich mir überlegt habe, was ich anstelle der Charaktere in einer unmöglichen Situation getan hätte.

Die Handlung ist das einzige, wo ich leichte Kritik üben kann: Manchmal lief sie auf Kosten von Charakterentwicklung langsamer, als ich es gewollt hätte. Das ist natürlich nur sehr leichte Kritik, weil ich die Charakterentwicklung absolut geliebt habe, doch hatte ich das Gefühl, dass Brigid Kemmerers vorherige Bücher ein besseres Gleichgewicht zwischen Charakteren und Handlung fanden. Wobei genau das gerade den Lesern, die sich vor allem für gut ausgearbeitete Charaktere interessieren, sehr gut gefallen wird.

Sehr gut ist, dass sich dieser erste Teil der Reihe sehr abgeschlossen liest. Man fragt sich natürlich, wie es nach dem Ende wohl weitergeht, aber es gibt keinen miesen Cliffhanger, der einen ungeduldig auf den zweiten Band warten lässt. Nachdem ich so viele Mehrteiler gelesen habe, die sich auf Cliffhanger verließen, war es erfrischend, mal einen ersten Band zu lesen, den man theoretisch auch als Einzelband lesen kann!

Ich freue mich jetzt schon auf die deutsche Übersetzung, die Mitte nächsten Jahres erscheinen wird. Und bis dahin werde ich sicher auch den nächsten Teil auf Englisch lesen!

Scholomance – Die Goldenen Enklaven
528 Seiten

El hat es geschafft: Sie ist der Scholomance entkommen. Und doch hat sie versagt, denn Orion hat sich entschlossen, zurückzubleiben. El hat keine Hoffnung, dass sie ihn noch retten kann, weshalb sie stattdessen versucht, die Probleme außerhalb der Schule zu lösen - und dabei nach und nach das dunkle Geheimnis der Enklaven aufdeckt ...

Der dritte und abschließende Band der Scholomance-Trilogie konzentriert sich vor allem auf Els neues Leben in der realen Welt, was sich um einiger schwieriger herausstellt, als sie erwartet hatte. Es hat mir sehr gefallen, zu sehen, wie sie mit ihren neuen Problemen umgeht und dabei von Land zu Land reist, doch muss ich zugeben, dass ihre Reise in der zweiten Hälfte dann doch ein wenig ermüdend wurde.

Das liegt vor allem daran, dass Orion (der in den zwei vorigen Bänden eine große Rolle einnahm) hier kaum auftritt. Es war durchaus interessant, zu sehen, wie Els Beziehungen zu anderen Menschen sich hier entwickelten, aber dennoch wünschte ich, das wäre nicht auf Kosten von Orion geschehen.

Die Twists in dem Roman waren echt cool, und auch das Ende hat mir gut gefallen. Aber weil es stellenweise dann doch ein wenig langatmig war, fand ich den Roman zwar gut, aber leider nicht sehr gut.

This Winter
112 Seiten

Es ist Weihnachten, was für Charlie, Tori und Oliver dieses Jahr besonders schwierig ist, weil Charlie aufgrund seiner psychischen Probleme nicht angemessen von seiner Familie behandelt wird. Kurzerhand entkommt er dem Essen und sucht bei Nick Zuflucht …

„This Winter“ ist eine kurze Novelle, die während des Ereignissen des vierten Heartstopper-Bands spielt und ein paar dort angedeutete Szenen ausführlicher beschreibt. Allzu viel passiert hier zwar nicht, aber es war interessant, die Sichtweisen aller drei Geschwister zu lesen und herauszufinden, wie sie die Ereignisse des Weihnachtsabends erlebten.

Trotzdem würde ich sagen, dass sich dieser Kurzroman nur für Heartstopper-Fans eignet, die wirklich jeden Content konsumieren wollen, weil er trotz ein paar erwähnenswerter Szenen letztendlich nicht allzu viel Neues bietet. Emotional wurde ich auch nicht allzu sehr mitgenommen, wobei das natürlich nichts Schlechtes ist.

Zusammengefasst also ein kurzer, knackiger Roman, aber wirklich nur Fans!

Everlove - Bis übers Ende dieser Welt hinaus
511 Seiten

Als Ash auf einem Schulausflug Poppy kennenlernt, fühlt sie sich sofort zu ihr hingezogen, ist aber unsicher, ob sie nach einigen Enttäuschungen tatsächlich eine Beziehung zu ihr aufbauen soll. Zu ihrem Glück erwidert Poppy ihre Gefühle und schon bald werden die beiden ein glückliches Paar. Doch dann stirbt Ash und kehrt als Sensenmädchen zurück, wobei es ihr allerdings streng verboten ist, Kontakt zu den Menschen aufzubauen, die sie mal gekannt hat – denn sollten sie sie erkennen, würde Ash sie damit zum Tode verurteilen …

Die Geschichte von Ash und Poppy lässt sich unglaublich flüssig lesen, weil der Schreibstil so angenehm ist, dass man die Geschichte fast schon in einem Rutsch durchlesen kann. Ich habe es sehr genossen, ihre Geschichte zu verfolgen, vor allem die von Ash, die so unerwartet in eine andere Richtung schwenkt. Es war sehr faszinierend, zu erfahren, wie in dieser Geschichte das Leben nach dem Tod funktioniert!

Ich hätte mir allerdings gewünscht, dass die Nebencharaktere – vor allem Ash' Familie – im zweiten Hauptteil des Romans eine wichtigere Rolle gespielt hätten. Die Regeln für Sensenmenschen machen zwar klar, warum Ash sich ihnen nicht wieder nähern darf, aber ich hätte so gerne erfahren, wie sie mit Ash' Tod umgesprungen sind, dass ich am Ende ein wenig enttäuscht war, dass man kaum etwas zu ihnen erfahren hat. Immerhin hat man dafür mitbekommen, wie genau Poppy damit umgesprungen ist.

Verliert man sich gerne in den Geschichten von Nebencharakteren, wird man hier eher nicht zum Zug kommen, doch für alle anderen bietet dieses Jugendbuch eine schöne Geschichte, die vor allem durch ihren flüssigen Schreibstil hervorsticht!

Café Leben
320 Seiten

Als Henrietta ihren neuen Beruf anfängt, in dem sie die Lebensgeschichte todkranker Menschen aufzeichnen soll, rechnet sie nicht damit, dass bereits ihr erster Fall sie vor eine ungeahnte Suche stellen wird. Ihre Patientin ist Annie, die nur noch wenige Wochen zu leben hat und bis dahin ihre Geschichte erzählen will - allerdings auf ihre Weise. Als Annie nebenbei erwähnt, dass ihre Schwester vor fast fünfzig Jahren mutmaßlich ertrunken ist, ahnt Henrietta, dass da mehr dahinter steckt. Sie ist entschlossen, diesen fast fünfzig Jahre alten Fall aufzuklären. Doch stellt sich das um einiges schwieriger raus als erwartet - und ihr bleibt nicht mehr viel Zeit, bis Annie stirbt ...

Diese Geschichte ist ruhig erzählt und trotzdem spannend, was zunächst wie ein Widerspruch klingt, aber meine Gefühle trotzdem wunderbar zusammenfasst. Ich war sehr investiert in Henriettas Recherchen, habe aber auch die vielen ruhigen Stellen (die vor allem während Annies Sichtweisen vorkamen) überraschend genossen. In diesem Buch geht es nicht nur darum, einen alten Kriminalfall zu lösen, sondern auch darum, das Leben zu genießen.

Sehr gefiel mir, wie realistisch Henriettas Suche beschrieben wurde. Sie hat aufgrund der Tatsache, dass der Fall so alt ist und sich die Polizei nicht ordentlich um ihn kümmerte, große Schwierigkeiten, Informationen zu finden, doch das hält sie nicht davon ab, weiter nach ihnen zu graben.

Die ruhigen Momente sorgen für ein recht langsames Pacing, das bestimmt nicht für jeden ist, das ich aber persönlich genossen habe. Es hat gut getan, mal kein actiongeladenes Buch zu lesen, sondern einfach mal ein schönes!

Demnach ist der Roman für genau solche Leser*innen geeignet: Diejenigen, die einfach in einer Geschichte versinken wollen, die trotz einiger dramatischer Ereignisse in der Vergangenheit der Charaktere ein schönes Gefühl beim Lesen hinterlässt. :)