Shay Goldstein hat schon als Kind das Radio geliebt, doch seit zehn Jahren, in denen sie bei Pacific Public Radio als Redakteurin arbeitet, hat sie bisher noch nicht die Gelegenheit bekommen, selbst Moderatorin zu sein. Was umso ärgerlicher ist, weil Dominic Yun, der nur seit wenigen Monaten beim Radio arbeitet, bereits live auftreten darf. Doch als ihr Boss eine neue Sendung ins Leben rufen will, kommt Shay die rettende Idee: Ex Talk, eine Talkshow, bei der ein Ex-Paar über seine Beziehung redet und Tipps teilt. Weil Shay und Dominic eine gute Chemie miteinander haben, schlägt ihr Boss vor, dass sie dieses Ex-Paar spielen sollen. Die beiden sind nicht gerade begeistert davon, vor allem, weil ihnen nicht wohl dabei ist, ihre Zuhörerinnen und Zuhörer anzulügen. Als die beiden Gefühle füreinander entwickeln, verkompliziert sich die Situation zusehends …
Diese romantische Komödie erfüllt ihren Zweck voll und ganz, indem sie uns eine Geschichte und eine Beziehung bietet, mit der man leicht mitfiebern kann. Shay und Dominic haben eine wundervolle Chemie miteinander und es macht Spaß, ihre Szenen zu lesen und ihre wachsende Beziehung zu verfolgen. Das macht sogar die Langsamkeit in gewissen Teilen der Handlung fast wett, obwohl diese immer noch eine Kritik ist, die ich für den Roman habe.
So bekommen wir die erste Podcast-Folge erst nach einem Drittel der Handlung, während das zweite Drittel nur sehr wenige zeigt und das letzte Drittel sich ein wenig zieht. Der langsame Anfang machte mir hier nichts aus, weil er die Chemie zwischen Shay und Dominic wundervoll zeigt. Auch die Langsamkeit des letzten Drittels fand ich nicht so schlimm, weil sie zwar dem klassischen Second-Act Breakup folgt, man aber umso erfreuter ist, sobald Shay und Dominic wieder zusammenkommen.
Der zweite Akt war mein persönlicher Favorit. Obwohl ich tatsächlich gerne mehr Podcast-Szenen gesehen hätte, habe ich es sehr genossen, Shays und Dominics sich entwickelnde Romanze zu lesen. Zusammen mit ihren Zuhörerinnen und Zuhörern habe ich darauf hingefiebert, dass sie „wieder“ ein Paar werden.
Insgesamt also eine schöne romantische Komödie, die mir trotz des manchmal langsamen Pacings sehr gefallen hat!
- Tödlicher Podcast
- Cleo Konrad
- Lübbe
- Thriller
- Roman
- Drama
- Familie
- Freundschaft
- Geheimnisse
- Flucht
- Twists
- Podcast
- Krimi
Nina ist ein großer Fan der Podcasterin Malu, die in ihrem Podcast „Verbrechen Berlin“ die ganze Stadt in Atem hält. Umso erfreuter ist sie, als Malu eine Reinigungskraft sucht und tatsächlich Nina einstellt. Doch als sie Malu tatsächlich kennenlernt, ist diese merkwürdig distanziert und überhaupt nicht so, wie Nina sie sich vorgestellt hat. Schon bald vermutet sie, dass Malu etwas zu verbergen hat. Gleichzeitig folgen wir der Geschichte von Jenni, die von zu Hause flieht und in einem Mädchen, das sich Strippe nennt, eine beste Freundin findet. Zusammen fliehen sie nach Spanien, wo Jenni sich in den Musiker Rico verliebt, was ihre Freundschaft mit Strippe allerdings auf eine schwere Probe stellt …
Dieser Thriller hatte eine paar sehr gute Aspekte, aber auch ein paar Schwächen, weshalb ich gerne beides ansprechen möchte. Am meisten hat mir die Art und Weise gefallen, wie Ninas, Malus und Jennis Geschichten miteinander verwoben waren, weil ich hier so einige Theorien hatte, die sich allesamt als nicht so verzwickt wie die Wahrheit erwiesen. Hier gab es ein paar wirklich coole Twists, die mir sehr gefallen haben!
Die Charaktere waren ebenfalls gut dargestellt und ich habe speziell die Hauptcharaktere sehr gemocht. Und auch, was die Antagonisten angeht, mochte ich es, dass sie dreidimensional waren. Ich habe ihre Aktionen mitnichten befürwortet, aber die Art und Weise, wie sie geschrieben waren, machte sie trotzdem zu (fehlerbehafteten) Menschen.
Damit kommen wir zur Kritik, die hauptsächlich darin besteht, dass dieser Thriller eher einem Roman als, nun ja, einem Thriller ähnelt. Speziell Jennis Parts, die mir an sich gefallen haben, ähneln eher einem Drama, das die Handlung sehr verlangsamte. Zwar ähneln Ninas Parts dafür umso mehr einem klassischen Thriller, aber insgesamt betrachtet ist das Pacing der Geschichte sehr langsam. Obwohl ich durchaus wissen wollte, wie die verschiedenen Handlungsstränge zusammenhängen und der Schreibstil sehr angenehm zu lesen war, verlief mir die Geschichte trotzdem zu langsam und hatte nicht genug Thrillerelemente, um mich stets am Ball zu halten.
Doch ich hatte trotzdem nie das Bedürfnis, die Geschichte abzubrechen, weil sie als Roman immer noch interessant genug war, um sie zu Ende zu lesen. Es gab einen speziellen Charaktertod, von dem ich mir gerne gewünscht hätte, er hätte nicht stattgefunden, aber der Rest der Geschichte verlief sehr zufriedenstellend und wie gesagt mochte ich speziell die Twists, die mich auf positive Weise überraschten.
Trotzdem würde ich diesen Thriller nur denjenigen empfehlen, die nichts gegen langsames Pacing haben. Mir hat er zwar recht gut gefallen, aber nicht aufgrund des Thriller-Aspekts, sondern aufgrund der Dramen, die er erzählt.
- Darf man eigentlich
- Zombies töten?
- Thorsten Schleif
- Heyne
- Sachbuch
- Recht
- Humor
- Filme
- Serien
- Herr der Ringe
- Game of Thrones
- Harry Potter
- Star Wars
- Marvel
- DC
- Zombies
- Vampire
- Werwölfe
Wenn es um berühmte Franchises geht, gibt es so einige rechtliche Fragen, die aufkommen können. Ist es gesetzlich überhaupt erlaubt, Zombies zu töten? Darf man einen Todesstern bauen? Und müsste das Batmobil eigentlich zum TÜV?
Diese und viele weitere Fragen zu populären Filmen und Serien beantwortet Richter Thorsten Schleif in diesem humorvollen Sachbuch. Es ist eine kurze Lektüre für zwischendurch, die sowohl relativ offensichtliche als auch nicht ganz so offensichtliche Fragen beantwortet. Womit wir gleichzeitig bei der Stärke und Schwäche des Sachbuchs wären.
Denn viele der Fragen, die ca. in der ersten Hälfte gestellt wurden, konnte man in der Regel so gut intuitiv beantworten, dass mir manche Fragen ("Durften Jamie and Cersei eigentlich?") viel zu offensichtlich oder uninteressant vorkamen, während die Fragen der zweiten Hälfte oft interessanterer waren ("Ist Captain Kirk ein Betrüger?").
Deshalb finde ich dieses Sachbuch als die Zwischenlektüre, die es sein soll, sehr empfehlenswert, doch sollte man sich bewusst machen, dass auch Fragen beantwortet werden, für deren Antwort man nicht unbedingt einen Richter braucht ;)
- Das Mädchen
- das in den Wellen
- verschwand
- Axie Oh
- Loewe
- Fantasy
- Romanze
- Korea
- Mythologie
- Geister
- Fabelwesen
- Roter Faden
Jedes Jahr wird ein Mädchen als Braut des Meeresgottes ausgewählt, um die schrecklichen Stürme in Minas Heimat für ein Jahr zu stoppen. In diesem Jahr jedoch opfert sich Mina, damit ihr Bruder Joon mit der ursprünglich gewählten Braut des Meeresgottes, Shim Cheong, zusammen sein kann. Mina landet in der Geisterwelt und folgt einem roten Faden, der sie zum Meeresgott führt. Doch Shin, der Beschützer des Meeresgottes, schneidet ihren Faden durch und trennt so Minas Seele von ihrem Körper. Als Mina sie schließlich wieder zurückerlangt, wird dabei ein Schicksalsfaden zwischen ihr und Shin gesponnen – ein Faden, der ihrer beider Leben miteinander verbindet …
Dieser Fantasyroman basiert auf der koreanischen Mythologie und liest sich fast schon wie ein Märchen: Absolut wunderschön und sehr bildgewaltig. Nicht nur war die Romanze hier sehr süß umgesetzt, sondern vor allem auch die Geisterwelt: Mithilfe der starken Bilder, die Axie Oh in ihrer Sprache benutzt, baute sie sich buchstäblich vor mir auf. Allgemein konnte ich die Handlung so gut vor meinen Augen sehen, als würde ich einen Film schauen. Das fand ich sehr beeindruckend, von daher ein großes Lob an die Autorin!
Die Handlung selbst ist zugegeben nichts Weltbewegendes – es gibt zwar den ein oder anderen Twist, aber im Grunde nichts, was einen überrascht. Doch schlimm fand ich das nicht; es hat gut getan, einfach mal eine schöne Fantasyromanze zu lesen, die mir das Herz erwärmt hat. Dafür hat mich etwas anderes ein wenig gestört: Die Tatsache, dass Mina insgesamt sehr passiv ist. Sie hat zwar ein paar (wenige) heldenhafte Szenen, spielt ansonsten aber die Frau in Nöten, was ich ein wenig schade fand. Hier hätte ich mir gerne eine aktivere Rolle für sie gewünscht.
Davon abgesehen haben wir hier eine hervorragende Fantasyromanze, die durch ihr Setting, ihren Schreibstil und ihr umgesetzte Mythologie begeistert!
Bevor sie voneinander getrennt und in die Sklaverei verkauft wurden, gab Hannies Mutter ihr drei Glasperlen, die jedes Familienmitglied als Wiedererkennungsmerkmal trägt. Jahre später ist Hannie endlich frei und kann sich auf die Suche nach ihrer Familie machen. Allerdings wird sie unerwarteterweise in die Familienangelegenheiten ihrer ehemaligen Besitzer hineingezogen, wodurch ihr sich bald ein neuer Weg erschließt, anderen nach ihren Familien suchenden Menschen zu helfen.
Gegen Ende des zwanzigsten Jahrhunderts kommt die neue Lehrerin Benedetta "Benny" Silva in eine kleine Stadt, um dort zu unterrichten. Die Klasse zeigt sich allerdings als außerordentlich unkooperativ und hat keine Lust aufs Lernen oder Schullektüre. Schließlich beschließt Benny, dass der beste Weg, ihr Interesse zu wecken, die Recherche nach den eigenen Vorfahren ist.
Diese beiden Geschichten erzählt Lisa Wingate in ihrem neuesten Roman "Die Glasperlenmädchen", wobei erst am Ende die Verbindung zwischen den beiden Zeitlinien klar wird. Doch auch ohne, dass man das bindende Element sofort begreift, lesen sich die individuellen Geschichten sehr ergreifend und emotional - Bennys Bemühungen, die Schüler und Schülerinnen der Klasse zu motivieren und gleichzeitig Hannies Bemühungen, bei ihrer Suche nach ihrer Familie nicht selbst in Gefahr zu geraten. Wer bereits "Die Libellenschwestern" von Lisa Wingate mochte, wird "Die Glasperlenmädchen" deshalb sicherlich auch mögen.
Nach Hannies Kapiteln gibt es immer einen Ausschnitt aus einer der damaligen Zeitungen, in denen Menschen Vermisstenanzeigen nach ihren verlorenen Verwandten aufgeben konnten. Das hat einen guten Eindruck davon vermittelt, wie viele Familien damals auseinander gerissen wurden; wie Lisa Wingate in ihrem Nachwort beschreibt, beruht der Roman auf wahren Ereignissen, was umso deutlicher macht, wie verzweifelt die Menschen damals nach ihren Familien gesucht haben.
Eine emotionale Lektüre für alle, die Familiengeschichten und historische Romane mögen!
Es ist eine Stellenausschreibung, die ein bisschen zu schön ist, um wahr zu sein: Elspeth McKenzie sucht eine Gesellschafterin, die sich um sie kümmert, wobei sie diesen Job außerordentlich gut bezahlt. Una stimmt dem Stellenangebot zu, doch es dauert nicht lange, bis sich die ersten Probleme anhäufen: Elspeths Tochter Kathryn ist ihr feindselig gesinnt und zudem erfährt Una, dass die letzten zwei Gesellschafterinnen, die im Haus beschäftigt waren, tot aufgefunden wurden …
Schon seit einer Weile wollte ich mal einen Thriller von Claire Douglas lesen, weil ihre Plots stets so interessant klangen, ich aber immer wieder die Gelegenheit verpasste, tatsächlich einen in die Hand zu nehmen. Mit „Schönes Mädchen“ habe ich dieses Versäumnis nun nachgeholt und muss sagen … ja, durchaus lesenswert!
Während die eigentliche Story durchaus Phasen hatte, in denen sie nicht sooo spannend war, habe ich sie dennoch gern gelesen, weil ich es schlicht mochte, mehr über Una und ihre Nachforschungen bei den McKenzies zu erfahren. Insofern war die erste Hälfte des Romans nicht herausragend, aber definitiv nicht schlecht, weil Claire Douglas mich trotzdem zum Weiterlesen angespornt hat.
Danach hebt der Thriller sich von anderen ab, weil ein unerwarteter Twist die Story auf den Kopf stellt – was habe ich geschaut, als ich realisierte, was ich da gerade las! Ähnlich ging es mir bei dem Twist, was den eigentlichen Täter betrifft, weil es ein perfektes Beispiel für einen Twist ist, der überraschend kommt, im Nachhinein aber Sinn ergibt (also meine liebste Art von Twist). Zwar hatte auch die zweite Hälfte des Thrillers diese Phasen, in denen er nicht sooo spannend war, aber am Ende hat es sich auf jeden Fall gelohnt, ihn gelesen zu haben!
Insgesamt also ein sehr solider Thriller, der vor allem durch seine Twists positiv hervorsticht, es aber auch schafft, die Leser selbst dann am Ball zu halten, wenn mal nicht so viel passiert. Aus Zeitgründen werde ich die vorigen Thriller von Claire Douglas wohl nicht lesen können, aber ganz sicher ihre nächsten genießen!
- Nothing Left for Us
- Radio Silence
- Alice Oseman
- Loewe
- Jugendbuch
- Freundschaft
- Kommunikation
- Podcast
- Social Media
- LGBTQ+
- Highlight
Frances ist Schülersprecherin und fest entschlossen, nach Cambridge zu kommen, weshalb sie fast ihre gesamte Zeit mit Lernen verbringt. In ihrer Freizeit hört sie gerne ihren Lieblingspodcast "Universe City", zu dem sie sogar Fan-Art zeichnet. Unerwartet findet sie heraus, dass der Creator hinter dem Podcast der schüchterne Aled ist, mit dem sie sich bald anfreundet. Nachdem die beiden allerdings eine gemeinsame Folge drehen, geht Aleds Podcast viral und die Freundschaft zwischen ihnen droht, zu zerbrechen ...
Alice Oseman schafft es, Geschichten zu schreiben, die so noch nie geschrieben wurden. Allein die Tatsache, dass Frances und Aled platonische Freunde sind, ist für mich ein Grund zum Feiern gewesen, doch bietet ihre Geschichte noch um einiges mehr, das sich frisch und unverbraucht anfühlt, selbst bei Tropen, die man durchaus schon kennt.
Am besten war wohl, dass das Buch unnötige Missverständnisse vermeidet. Am Anfang zögert Frances zum Beispiel, Aled anzuvertrauen, dass sie zu seinem Podcast Fan-Art zeichnet, weshalb ich automatisch davon ausging, dass sich dieser Konflikt durch das ganze Buch ziehen würde. Doch stattdessen wird er (und viele andere!) durch simple Kommunikation aufgelöst, was so erfrischend und ungewöhnlich war, dass ich nur voller Bewunderung für "Nothing Left for Us" den Kopf über all die Bücher schütteln konnte, die unnötige Missverständnisse als Kernpunkt in ihre Geschichte einbauen.
Ironischerweise fand ich übrigens Aleds Podcast, von dem wir ein paar Einblicke bekommen, nicht einmal so interessant - ich konnte einfach nicht verstehen, wie sich im Buch eine so große Fangemeinde darum aufbauen konnte. Das ist hier allerdings keine Kritik, sondern ehe die schlichte Feststellung, dass ich einen anderen Geschmack habe.
Etwas zu kritisieren gibt es allerdings durchaus: Aleds Mutter Carol. Sicher gibt es Menschen wie sie auch in der Wirklichkeit, aber trotzdem kam sie mir fast schon karikaturisch böse vor. Sie war auf jeden Fall der perfekte Charakter zum Hassen - was ich in diesem Fall nicht gut fand, weil jeder andere Charakter so wunderbar dreidimensional war und Carol deshalb auf mehrere Weisen negativ hervorstach.
Aber natürlich ist die Geschichte selbst immer noch absolut fantastisch - vor allem, weil hier so viele Dinge thematisiert werden, die man in Jugendbüchern so gut wie nie liest. Wer eine frische Perspektive haben will, wird sie hier finden!
"Im Nachtwald" ist ein ganz besonderes Buch für Charles Hayden, der plant, eine Biographie des Autors zu schreiben. Zu diesem Zweck ist er mit seiner Frau Erin nach Hollow House gezogen, doch ihre Vergangenheit - den Verlust ihrer Tochter Lissa - können sie nicht vergessen. Sie taucht vor ihnen auf wie ein Geist, zusammen mit dem Gehörnten König, der "Im Nachtwald" ein Mädchen in seine Welt entführt ...
Die Lektüre dieses Buches war sehr seltsam. Es fällt mir schwer, in Worte zu fassen, was ich von ihm hielt. Es war merkwürdig, märchenhaft, mystisch. Ruhig erzählt, mit traurigen Segmenten, wobei die "düstere Liebesgeschichte", die im Klappentext beworben wird, höchstens zwischen den Zeilen stattfindet. Denn es geht gar nicht so sehr um die Beziehung zwischen Charles und Erin, sondern darum, wie Charles Recherchen über Caedmon Hollow, den Autor von "Im Nachtwald", anstellt, während Erin immer mehr in Depressionen verfällt, weil sie den Tod ihrer Tochter einfach nicht verarbeiten kann.
Insofern war es kein fröhliches Buch. Aber auch kein trauriges. Der leicht märchenhaft-fantastische Aspekt hat mich wohl am meisten irritiert, weil lange nicht klar ist, ob er wirklich existiert oder auf Halluzinationen beruht. Zwar wird diese Frage beantwortet, aber um ehrlich zu sein, verwirrte mich die Antwort eher, als Klarheit in die Geschichte zu bringen.
Zudem fiel es mir schwer, mich in die Charaktere hineinzuversetzen, weil wir zwar einen guten Einblick in ihr Innenleben bekommen, die merkürdigen Erlebnisse mich aber zu oft von ihrem inneren Konflikt ablenkten.
Letztendlich muss ich leider sagen, dass der Roman nichts allzu Besonderes war, auch wenn der Schreibstil und die Idee mir gefiel. Der seltsame Genre-Mix schreckte mich dann doch ab, weil er nichts Halbes und nichts Ganzes war. Vielleicht können andere Leser mehr mit der Geschichte anfangen, aber ich gehöre leider nicht dazu.
Es ist zu schön, um wahr zu sein: Rowan Caine stolpert über die Stellenausschreibung einer Familie mit vier Töchtern, die dringend ein Kindermädchen brauchen und dafür eine stattliche Summe plus einige Extras anbieten. Sofort bewirbt sie sich und bekommt die Stelle auch - nur, um bald darauf festzustellen, dass sie womöglich einen Fehler gemacht hat.
Das ganze Haus ist zu einem Smart Home umfunktioniert worden, in dem alles durch eine App und Sprache gesteuert wird. Es dauert nicht lange, ehe sich seltsame Vorkommnisse ereignen: Rowan hört Schritte auf dem Dach, fühlt sich allgemein beobachtet und muss sich zusätzlich mit den Kindern herumschlagen, die ihr gegenüber feindselig eingestellt sind. Als eines der Kinder zu Tode kommt und sie unter Mordverdacht gerät, schreibt sie einen Brief an einen Anwalt, um ihre Situation zu schildern - und diesen Brief, indem sie alles von Anfang bis Ende erzählt, lesen wir.
Ich muss zugeben, dass meine willentliche Aufhebung des Unglaubens wegen dem Format der Geschichte arg überstrapaziert wurde - obwohl es durchaus Menschen gibt, die 350-Seiten-Briefe schreiben, kam es mir äußerst unrealistisch vor, so einen Brief einem Anwalt zuzumuten, den all die Millionen Details, die für uns äußerst interessant sind, nicht kümmern werden. Deshalb empfehle ich, das Buch als Roman und nicht als Brief zu behandeln; als Brief verliert die Geschichte schnell an Glaubwürdigkeit, aber als Roman ist sie hervorragend.
Hier muss ich auch ein großes Lob an den letzten Brief aussprechen, dem es gelungen ist, innerhalb von zwei Seiten alle Fragen zu lüften, die bis dahin unbeantwortet blieben. Bis dahin habe ich mir den Kopf darüber zerbrochen, wer denn nun hinter allem steckt - ich hatte einen starken Verdacht, aber immer noch viele Fragen - und war positiv überrascht, als der letzte Brief alles erklärte.
Insgesamt handelt es sich um einen weiteren spannenden Thriller von Ruth Ware, dessen einzige Schwäche in seinem Format besteht, das ich unrealistisch fand. Davon abgesehen kommt man in den Genuss einer tollen Geschichte mit tollen Twists und einer absolut atemberaubenden Auflösung!
Esther Ray ist eine Künstlerin, die auf einer Vernissage ein unschlagbares Angebot von der Multimillionärin Naomi Duncan bekommt: Sie soll zum Anlass des baldigen sechzigsten Geburtstags ihres Ehemanns Scrapbooks über das Familienleben der letzten zwanzig Jahre erstellen. In über zweihundert Kisten schickt Naomi Esther sämtliche Dokumente, die sich seit der Geburt ihrer Tochter angesammelt haben: Fotos, Schulaufgaben, psychologische Beurteilungen, Rechnungen, Bankauszüge – alles, was irgendwie auf Papier gebannt wurde, so irrelevant es auch für die Scrapbooks zu sein scheint. Zudem ist Naomi absolute Geheimhaltung wichtig, was Esther, die True-Crime-Fan ist, bald misstrauisch macht – was genau hat Naomi wirklich mit den Scrapbooks vor? Immer tiefer und tiefer versinkt sie in der Familiengeschichte der Duncans, entschlossen, das Geheimnis hinter ihrer Aufgabe herauszufinden. Und dann kommt Naomi ums Leben, was in Esther umso mehr das Verlangen weckt, Naomis Pläne aufzudecken …
Dieser Roman stellt eine spannende Frage, die er zudem fantastisch beantwortet: Was würde passieren, wenn jemand mit einem lang angelegten Plan stirbt, kurz bevor dieser vollständig umgesetzt werden kann? Und was würde passieren, wenn jemand Anderes auf diesen Plan aufmerksam wird? Dieses faszinierende Gedankenspiel bildet die Basis der gesamten Geschichte und hat es hervorragend geschafft, mich zusammen mit Esther immer tiefer und tiefer in ihre Obsession hineinzuziehen. Es war so fesselnd, wie leicht es Calla Henkel gelungen ist, uns Esthers Gedanken nahezubringen, da wir als Leserinnen und Leser zwar begreifen, dass sie psychologische Probleme hat, es uns aber trotzdem leicht fällt, uns in sie hineinzuversetzen. Ich wollte unbedingt wissen, wohin die Geschichte führt, woraus Naomis Plan bestand und wie weit Esther zu gehen bereit ist, um ihn aufzuklären.
Neben der Haupthandlung, die einen erfolgreich für sich einnimmt, gibt es auch so einige Nebenhandlungen, die mich fesselten, vor allem Esthers Vergangenheit und ihre Freundschaft mit Patrick, ihrem Nachbarn. Aber ich mochte es auch, wie Esther die Podcasts, die sie während der gesamten Handlung anhörte, kurz beschrieb; für die Handlung selbst waren sie nicht relevant, haben aber Esther so gut charakterisiert, dass ich mich zusammen mit ihr in ihnen – und dem Rest der Handlung – verlor.
Das Ziel von Esthers Nachforschungen war unerwartet, hat mich aber zufrieden gestellt. Ich glaube, nur von den Scrapbooks selbst hatte ich mir mehr erhofft; nach einer Weile spielen weder sie noch Naomis Familienmitglieder eine große Rolle, weil der Fokus ab dem letzten Drittel der Handlung eher auf Esthers Untersuchungen außerhalb davon liegt. Spannend fand ich die Handlung hier allemal, hätte mir aber trotzdem gewünscht, dass die Scrapbooks noch eine letzte Rolle gespielt hätten.
Letztendlich hat Calla Henkel hier jedoch einen absolut fesselnden, einnehmenden Spannungsroman geschrieben, der hoffentlich auch andere Leserinnen und Leser begeistern wird!