- Fürsorgliche Mr Cave
- Matt Haig
- Droemer Knaur
- Belletristik
- Tod
- Kontrolle
- Vater
- Tochter
- Halluzinationen
- Stalking
Nachdem Antiquitätenhändler Terence Cave bereits seine Mutter und seine Ehefrau verloren hat, stirbt sein Sohn Reuben bei einem Unfall, woraufhin er fürchtet, auch noch seine Tochter Bryony zu verlieren. Entschlossen, das nicht geschehen zu lassen, stellt er immer mehr und mehr Regeln auf, um sie vor der Welt zu beschützen. Was er nicht begreift: Mit seinem Verhalten macht er alles nur noch schlimmer …
Das Buch ist geschrieben wie ein Brief, den Terence an seine Tochter Bryony schreibt, um ihr nicht nur zu gestehen, was er alles getan hat, sondern auch, um zu erklären, warum er es für notwendig hielt. Dadurch, dass er selbst Schwierigkeiten damit hat, einzusehen, dass er zu weit geht, war das sehr faszinierend, weil Matt Haig einen dadurch ermuntert, selbst über Terences Verhalten zu entscheiden.
Zumindest am Anfang habe ich versucht, ihn zu verstehen – der Verlust eines Kindes ist schließlich alles andere als leicht zu verarbeiten –, aber sehr schnell war klar, dass Reubens Tod keine Entschuldigung für all das ist, was er im Lauf des Romans tut. Was hier besonders verstörend – und herzzerbrechend – war, waren die Halluzinationen von Reuben, die Terence regelmäßig bekommt und in denen er sich einbildet, Reubens Geist würde in ihn fahren und ihn zu seinen Taten zwingen.
Tatsächlich habe ich mir gerade deshalb ein Ende für ihn gewünscht, in dem ihm geholfen wird, seine Probleme zu überwinden, während ich gleichzeitig längst wusste, dass sie viel zu groß und extrem waren, um überwunden zu werden. Während des Lesens erlebte ich mehrere Schockmomente, entsetzt davon, wie weit Terence zu gehen bereit war, um Bryony zu „beschützen“. Es war, als würde man einer Zündschnur beim Abbrennen zusehen, bis die Bombe schließlich explodiert.
Insgesamt handelte es sich um ein sehr intensives Leseerlebnis, das mich zum Nachdenken angeregt hat – auch wenn die Thematik definitiv nicht für jeden geeignet ist.
„Spinner“ ist der erste Roman, den Benedict Wells geschrieben hat – und um ehrlich zu sein, merkt man das auch. Das Buch ist mitnichten schlecht, aber definitiv schräg, was vor allem dadurch zustande kommt, dass der Hauptcharakter Jesper Lier seine eigene Geschichte gerne ausschmückt, teils an Halluzinationen leidet und die Struktur des Romans, die ihn in sieben Wochentage einteilt, es erlaubt, so einige seltsame Dinge geschehen zu lassen.
So geht es nicht nur im Jespers schwieriges Leben, sondern auch um seine Freunde Gustav und Frank, seine Schwärmerei für die Studentin Miriam, seinen Roman „Der Leidensgenosse“ und noch einige Dinge mehr. Was mir hier sehr gefallen hat, ist, dass insgesamt jeder Handlungsstrang ein Ende fand, was für mich nach dem leicht episodenhaften Beginn nicht selbstverständlich war. Auch den Humor, den Benedict Wells einbaut, mochte ich. Trotzdem war der Roman mir stellenweise zu schräg, weil mich die Zufälle, die Jesper passieren, teils aus der Geschichte holten, weil sie nicht wie natürliche Zufälle wirkten, sondern welche, die der Autor eingebaut hat. (Natürlich entscheidet letztendlich alles der Autor, aber normalerweise wird das nicht so deutlich wie hier.)
Gegen Ende lassen diese Zufälle glücklicherweise nach und es wird auf ernstere Themen eingegangen, vor allem im Bezug auf Jespers Zustand, den dieser den gesamten Roman lang ignoriert hat, bis er es nicht mehr konnte. Hier gibt es auch einige notwendige Erklärungen – zum einen Wahrheiten, die Jesper vor sich verbarg bzw. die vor ihm verborgen wurden sowie die Tatsache, dass einige seiner Geschehnisse zumindest teilweise halluziniert waren. Es ist relativ deutlich, um welche Geschehnisse es sich hierbei handelt, aber verwirrend war es trotzdem ein wenig.
Insgesamt ein Erstlingswerk, dem es gut gelingt, seine Handlungen zu Ende zu führen, jedoch nicht ganz so gut, sie wie eine natürliche Konsequenz von Jespers Handlungen darzustellen. Umso mehr freue ich mich schon darauf, zu sehen, wie Benedict Wells sich im Lauf der Zeit verbessert hat!
"Im Nachtwald" ist ein ganz besonderes Buch für Charles Hayden, der plant, eine Biographie des Autors zu schreiben. Zu diesem Zweck ist er mit seiner Frau Erin nach Hollow House gezogen, doch ihre Vergangenheit - den Verlust ihrer Tochter Lissa - können sie nicht vergessen. Sie taucht vor ihnen auf wie ein Geist, zusammen mit dem Gehörnten König, der "Im Nachtwald" ein Mädchen in seine Welt entführt ...
Die Lektüre dieses Buches war sehr seltsam. Es fällt mir schwer, in Worte zu fassen, was ich von ihm hielt. Es war merkwürdig, märchenhaft, mystisch. Ruhig erzählt, mit traurigen Segmenten, wobei die "düstere Liebesgeschichte", die im Klappentext beworben wird, höchstens zwischen den Zeilen stattfindet. Denn es geht gar nicht so sehr um die Beziehung zwischen Charles und Erin, sondern darum, wie Charles Recherchen über Caedmon Hollow, den Autor von "Im Nachtwald", anstellt, während Erin immer mehr in Depressionen verfällt, weil sie den Tod ihrer Tochter einfach nicht verarbeiten kann.
Insofern war es kein fröhliches Buch. Aber auch kein trauriges. Der leicht märchenhaft-fantastische Aspekt hat mich wohl am meisten irritiert, weil lange nicht klar ist, ob er wirklich existiert oder auf Halluzinationen beruht. Zwar wird diese Frage beantwortet, aber um ehrlich zu sein, verwirrte mich die Antwort eher, als Klarheit in die Geschichte zu bringen.
Zudem fiel es mir schwer, mich in die Charaktere hineinzuversetzen, weil wir zwar einen guten Einblick in ihr Innenleben bekommen, die merkürdigen Erlebnisse mich aber zu oft von ihrem inneren Konflikt ablenkten.
Letztendlich muss ich leider sagen, dass der Roman nichts allzu Besonderes war, auch wenn der Schreibstil und die Idee mir gefiel. Der seltsame Genre-Mix schreckte mich dann doch ab, weil er nichts Halbes und nichts Ganzes war. Vielleicht können andere Leser mehr mit der Geschichte anfangen, aber ich gehöre leider nicht dazu.