Geschrieben aus der Perspektive eines Mannes, dessen Mutter Suizid begangen hat, dessen Frau bei einem Einbruch getötet wird, dessen Sohn bei einem Unfall umgekommen ist- und der jetzt seine Tochter, sein einziges gebliebenes „Herzblatt“, beschützen will. Vor realen Gefahren zunächst. Zunehmend aber vernebeln übertriebene Befürchtungen und Ängste seine Wahrnehmung. Nach und nach gerät er in einen Wahn, befeuert von Schuld- und Versagensgefühlen. Eindrücklich und soghaft geschildert, keine leichte Kost. Manchmal möchte man stellvertretend das Buch schütteln, in der Hoffnung, dass der Protagonist doch zu sich kommen möge. Aber die Katastrophe nähert sich unaufhaltsam…. „Ich wurde von irgendetwas geführt, das außerhalb meiner selbst lag, als schreibe man mich als Figur in eine Geschichte hinein“.

Nachdem Antiquitätenhändler Terence Cave bereits seine Mutter und seine Ehefrau verloren hat, stirbt sein Sohn Reuben bei einem Unfall, woraufhin er fürchtet, auch noch seine Tochter Bryony zu verlieren. Entschlossen, das nicht geschehen zu lassen, stellt er immer mehr und mehr Regeln auf, um sie vor der Welt zu beschützen. Was er nicht begreift: Mit seinem Verhalten macht er alles nur noch schlimmer …

Das Buch ist geschrieben wie ein Brief, den Terence an seine Tochter Bryony schreibt, um ihr nicht nur zu gestehen, was er alles getan hat, sondern auch, um zu erklären, warum er es für notwendig hielt. Dadurch, dass er selbst Schwierigkeiten damit hat, einzusehen, dass er zu weit geht, war das sehr faszinierend, weil Matt Haig einen dadurch ermuntert, selbst über Terences Verhalten zu entscheiden.

Zumindest am Anfang habe ich versucht, ihn zu verstehen – der Verlust eines Kindes ist schließlich alles andere als leicht zu verarbeiten –, aber sehr schnell war klar, dass Reubens Tod keine Entschuldigung für all das ist, was er im Lauf des Romans tut. Was hier besonders verstörend – und herzzerbrechend – war, waren die Halluzinationen von Reuben, die Terence regelmäßig bekommt und in denen er sich einbildet, Reubens Geist würde in ihn fahren und ihn zu seinen Taten zwingen.

Tatsächlich habe ich mir gerade deshalb ein Ende für ihn gewünscht, in dem ihm geholfen wird, seine Probleme zu überwinden, während ich gleichzeitig längst wusste, dass sie viel zu groß und extrem waren, um überwunden zu werden. Während des Lesens erlebte ich mehrere Schockmomente, entsetzt davon, wie weit Terence zu gehen bereit war, um Bryony zu „beschützen“. Es war, als würde man einer Zündschnur beim Abbrennen zusehen, bis die Bombe schließlich explodiert.

Insgesamt handelte es sich um ein sehr intensives Leseerlebnis, das mich zum Nachdenken angeregt hat – auch wenn die Thematik definitiv nicht für jeden geeignet ist.