Das Leben beeinflusst das Schreiben, und beides hat Stephen King in seinem Sachbuch beleuchtet. Ich habe von ihm tatsächlich nur ein einziges Buch gelesen und das ist schon so lange her, dass ich mich gar nicht mehr daran erinnern kann. Doch weil Benedict Wells in seinem Buch „Die Geschichten in uns“ positiv über dieses Buch gesprochen hat, war ich interessiert daran, was Stephen King zu diesem Thema zu sagen hat.
Überraschenderweise war ich letztendlich mehr interessiert an seinem Leben als an seinem Schreibprozess. Die Art und Weise, wie Stephen King erinnerungswürdige Erlebnisse beschrieben hat, hat mich sehr gefesselt und sein Werdegang war ebenfalls interessant zu verfolgen. Zudem ist es sehr fasziniert, woher er seine Inspiration nimmt und wie genau er seine Geschichten schreibt.
Allerdings waren einige Tipps, die er diesbezüglich gab, nichts für mich. Hilfreich war der Hinweis zu Füllwörtern und Adverbien, weil Stephen King erfolgreich illustrierte, warum man diese sparsam einsetzen sollte. Auch seine Ausführungen zu aktiven vs. passiven Sätzen half mir sehr, wobei beide Themen zugegeben Dinge sind, an denen ich noch arbeiten muss.
Andere Tipps waren jedoch nichts für mich. So spricht Stephen King sich gegen das Planen aus und auch dagegen, das Ende seiner Geschichte bereits zu kennen. Was mich hier störte, waren dabei nicht die Tipps an sich, weil ich Stephen Kings eigene Methode sehr faszinierend fand, sondern, dass sie so formuliert waren, als wären sie objektive Wahrheiten statt subjektive Meinungen. Schließlich hat jeder Autor und jede Autorin seine und ihre eigenen Methoden und nicht alles, was für den einen funktioniert, wird für die andere funktionieren. Hier hätte ich mir gewünscht, dass Stephen King gegenüber anderen Methoden offener gewesen wäre, selbst wenn er sie nicht benutzt.
Zum Schluss verbessert Stephen King einen seiner eigenen Texte, was noch mehr verdeutlichte, wie sehr es helfen kann, seinen Text zu kürzen. Deshalb hatte ich sogar Probleme, diese Rezension hier zu schreiben, weil mir bewusst ist, wie viele Füllwörter sie enthält und ich mich trotzdem nicht dazu überwinden konnte, sie zu streichen. Insofern hilft dieses Sachbuch durchaus dabei, sich seines eigenes Schreibstils und dem anderer Autoren bewusster zu sein – selbst, wenn man nicht immer Stephen Kings Meinung teilt!
Nach seinen fünf Romanen und zehn Kurzgeschichten schreibt Benedict Wells erstmalig ein Sachbuch, das sowohl seine eigene als auch die Entstehungsgeschichte seiner Romane in den Fokus rückt. Doch auch hier benutzt er seinen unvergleichlichen Schreibstil, wodurch auch dieses Buch zu einer wunderschönen Lektüre wird.
Die ersten hundert Seiten widmen sich dabei seiner Vergangenheit: Was ihn bewegte und was ihn inspirierte, was er erlitt und was er schrieb. Es war auf seltsame Weise erleichternd zu hören, wie schwer ihm das Schreiben fiel, wie viele Fehler er machte und wie er trotzdem nicht aufgab. Als Hobby-Autorin, aber auch als Fan seiner Bücher ist es bizarr, sich vorzustellen, wie holprig Wells' Start war - aber auch motivierend, weil er zeigt, dass Disziplin und Ausdauer der Schlüssel zu einem guten Buch ist.
Die schriftstellerischen Werkzeuge werden im Rest des Buches vorgestellt und speziell anhand von "Hard Land" und "Vom Ende der Einsamkeit" gezeigt. Hier war es sehr interessant, Wells' Vollendung seiner Werke zu verfolgen – obwohl man theoretisch die meisten Strategien natürlich schon kennt, war es noch mal etwas Anderes, sie tatsächlich präsentiert zu bekommen. Ich habe schon Schreibratgeber gelesen, fand Wells' Perspektive aber trotzdem erfrischend.
Am Ende bearbeitet er schließlich selbst zwei verworfene Textstellen seiner Bücher, um all das, was er uns zuvor beschrieb und zeigte, anhand von Beispielen zu veranschaulichen. Hier war es sehr beeindruckend, wie stark kleine Veränderungen sein können – und wie viele Informationen eine Geschichte nicht braucht.
Aus diesem Grund ist das Buch nicht nur für Nachwuchsautor:innen und/oder Wells-Fans interessant, sondern auch für Leser:innen im Allgemeinen – diese werden so nicht nur einen neuen Zugriff auf Lektüren bekommen, sondern auch eine ganz neue Wertschätzung für Romane. Insofern also eine Empfehlung an alle, die gerne schreiben und/oder gerne lesen!
Florence ist die Ghostwriterin der berühmten Autorin Ann Nichols. Doch sie hat Probleme damit, ihr derzeitiges Buch zu Ende zu bringen, weil eine kürzliche Trennung jeden Glauben an die Liebe zerstört hat. Zudem hat sie ein Geheimnis, von dem nur ihre Familie weiß: Sie kann die Geister der Verstorbenen sehen. Als ihr Vater stirbt, hofft sie schon fast, dass sie die Gelegenheit bekommt, sich richtig von ihm zu verabschieden, doch stattdessen steht Ben Andor vor ihr: Ihr Lektor, der ihr eine Verlängerung verweigert hat. Den sie in einem spontanen Moment küsste. Und der in einen Autounfall geraten ist, wodurch sein Geist bei Florence landete. Denn er glaubt, dass er nur dann ins Jenseits übergehen kann, wenn er ihr bewiesen hat, dass die wahre Liebe existiert …
Dieser Roman bietet nicht nur eine süße Liebesgeschichte, sondern auch einen übernatürlichen Twist, der es erlaubt, Themen wie Tod und Abschied auf natürliche Weise zu besprechen. Ich war sehr fasziniert davon, mehr über Florences Vergangenheit und ihre Familie herauszufinden, weil die Tatsache, dass diese ein Bestattungsunternehmen führt, für einige interessante Szenen sorgt. Florences Beziehung zu ihrer Familie war ebenfalls realistisch beschrieben; die vielen Anekdoten, die sie und ihre Geschwister miteinander geteilt haben, waren amüsant und haben dazu beigetragen, dass die Familie sich tatsächlich wie eine anfühlt.
Die Geschichte selbst fand ich persönlich ein wenig ZU vorhersehbar – und damit meine ich nicht nur die Liebesgeschichte, bei der ich durchaus erwarte, ein gutes, vorhersehbares Ende zu haben, sondern vor allem die Entdeckungen, die Florence währenddessen gemacht hat. Es gab nur eine einzige Überraschung, die ich nicht vorhergesehen habe, aber alles andere war fast schon peinlich offensichtlich. Zugegeben ist das nicht zwingend etwas Schlechtes (vor allem, weil ich die Geschichte selbst durchaus genossen habe), aber ein wenig schade fand ich es schon, weil ich mir gerne gewünscht hätte, dass dieser Roman sich (neben der Geistergeschichte) noch zusätzlich von anderen Liebesromanen hervorhebt.
Die Themen des Romans waren dafür sehr gut umgesetzt; Trennungsschmerz in all seinen Facetten spielt eine große Rolle und wird von der Autorin realistisch gehandhabt. Zudem wird der Roman trotz seiner Themen nie trübsinnig, sondern wahrt seinen herzerwärmenden Kern.
Wer mal wieder eine schöne Liebesgeschichte braucht, ist hier an der richtigen Adresse; man sollte nur bedenken, dass man genau das bekommt, was man erwartet, sodass diejenigen, die gerne Liebesgeschichten mit interessanten Twists lesen, hier eher keine finden werden. Dafür hat man eine lockere Lektüre!
Penny ist Hobby-Schriftstellerin, Mutter eines dreijährigen Jungen und Assistentin des Bestsellerautors Mister Billings. Ihr großer Traum ist es, einen Roman zu veröffentlichen, was natürlich leichter gesagt als getan ist. Als sie in der U-Bahn jedoch Eric begegnet, der sich bald als veröffentlichter Autor entpuppt, bekommt sie endlich die Unterstützung, die sie braucht – doch ganz so leicht ist es natürlich nicht, alle ihre Probleme zu lösen …
„Von Worten berührt“ ist eine süße Liebesgeschichte zwischen zwei liebenswerten Figuren, bei dem mir nicht nur die Dynamik zwischen ihnen gefallen hat, sondern vor allem das sehr zufriedenstellende Ende, das Erics Hintergrundgeschichte beleuchtet und einen schönen Abschluss für Penny, Eric und ihre Schriftstellerkarrieren findet.
Mister Billings ist hierbei eine Schwachstelle des Romans, wie ich finde. Er ist ein recht eindimensionaler Charakter, dessen einzige Aufgabe darin zu bestehen scheint, den Charakteren das Leben schwer zu machen. Zwar wird an einer Stelle erwähnt, dass er früher mal ganz anders war, aber in der Gegenwart, die wir erleben, merkt man davon gar nichts. Hier hätte ich mir, vor allem, weil Mister Billings ein so wichtiger Charakter für die Handlung ist, gerne mehr Dreidimensionalität gewünscht. Von den anderen Charakteren bekommen wir relativ wenig zu sehen, aber das, was wir bekommen, hat mir dafür gut gefallen.
Besonders schön fand ich die Botschaft des Romans, dass eine Person, die für ihre Werke geliebt wird, ihre Fans nicht von oben herab behandeln sollte.
Insgesamt also eine süße, kurzweilige Geschichte, die ich insgesamt sehr genossen habe :)
Seit er vor zwanzig Jahren seinen ersten Roman geschrieben hat, hat Henry Jones kein vernünftiges Wort mehr zu Papier gebracht. Doch dann wird sein Leben auf den Kopf gestellt, als die fast zwölfjährige Emmi, selber eifrige Schriftstellerin, ihn anspornt, weiterzumachen - und Henry kurz darauf erfährt, dass er Krebs und nur noch ein Jahr zu leben hat. Fest entschlossen, Emmi ihre Hilfe zu vergelten, beginnt er, an einem Roman zu schreiben. Doch die Zeit läuft ihm mehr und mehr davon ...
"Das Manuskript" war ein äußerst berührendes Buch, das sowohl auf Henrys Krankheit als auch auf seinen Schreibprozess eingeht. Jeder, der selbst mal geschrieben hat, wird sich leicht in Henry wiederfinden - vielleicht aber auch in der entschlossenen Emmi. Ich persönlich konnte mich in beide perfekt hineinversetzen, weil ich mal wie Henri angefangen (oder eher: nicht angefangen) habe und irgendwann eine Emmi geworden bin.
Aber nicht nur das Schreiben ist das Thema des Romans, sondern auch das Sterben: Verpasste Gelegenheiten, das Ausnutzen der Zeit, die man noch hat ... ich fand, dass es Jacqueline Vellguth hervorragend gelungen ist, sowohl die emotionale Seite des Sterbens als auch die frustrierend wunderschöne Seite des Schreibens in ihrem Buch miteinander zu verbinden. Speziell durch Emmi kommt hervorragend heraus, wie wichtig es ist, nicht aufzugeben und immer weiter zu machen, selbst wenn man es eventuell nicht schafft.
Was die Nebencharaktere angeht, erfüllen alle ihren Zweck, keiner wirkt überflüssig. Das Zentrum sind natürlich trotzdem Henry und Emmi, aber ich fand es schön, dass beide durch die Personen in ihrem Leben unterstützt wurden und ihnen Unterstützung gaben.
Insgesamt ein wunderschöner, emotionaler Roman, den ich zwar innerhalb kürzester Zeit durchgelesen habe, den ich aber noch lange im Herzen bei mir tragen werde!
„Spinner“ ist der erste Roman, den Benedict Wells geschrieben hat – und um ehrlich zu sein, merkt man das auch. Das Buch ist mitnichten schlecht, aber definitiv schräg, was vor allem dadurch zustande kommt, dass der Hauptcharakter Jesper Lier seine eigene Geschichte gerne ausschmückt, teils an Halluzinationen leidet und die Struktur des Romans, die ihn in sieben Wochentage einteilt, es erlaubt, so einige seltsame Dinge geschehen zu lassen.
So geht es nicht nur im Jespers schwieriges Leben, sondern auch um seine Freunde Gustav und Frank, seine Schwärmerei für die Studentin Miriam, seinen Roman „Der Leidensgenosse“ und noch einige Dinge mehr. Was mir hier sehr gefallen hat, ist, dass insgesamt jeder Handlungsstrang ein Ende fand, was für mich nach dem leicht episodenhaften Beginn nicht selbstverständlich war. Auch den Humor, den Benedict Wells einbaut, mochte ich. Trotzdem war der Roman mir stellenweise zu schräg, weil mich die Zufälle, die Jesper passieren, teils aus der Geschichte holten, weil sie nicht wie natürliche Zufälle wirkten, sondern welche, die der Autor eingebaut hat. (Natürlich entscheidet letztendlich alles der Autor, aber normalerweise wird das nicht so deutlich wie hier.)
Gegen Ende lassen diese Zufälle glücklicherweise nach und es wird auf ernstere Themen eingegangen, vor allem im Bezug auf Jespers Zustand, den dieser den gesamten Roman lang ignoriert hat, bis er es nicht mehr konnte. Hier gibt es auch einige notwendige Erklärungen – zum einen Wahrheiten, die Jesper vor sich verbarg bzw. die vor ihm verborgen wurden sowie die Tatsache, dass einige seiner Geschehnisse zumindest teilweise halluziniert waren. Es ist relativ deutlich, um welche Geschehnisse es sich hierbei handelt, aber verwirrend war es trotzdem ein wenig.
Insgesamt ein Erstlingswerk, dem es gut gelingt, seine Handlungen zu Ende zu führen, jedoch nicht ganz so gut, sie wie eine natürliche Konsequenz von Jespers Handlungen darzustellen. Umso mehr freue ich mich schon darauf, zu sehen, wie Benedict Wells sich im Lauf der Zeit verbessert hat!
Ich bin keine große Film- und Serienschauerin. Beides ist in meiner Prioritäten-Liste recht niedrig angesiedelt. Zudem habe ich Streaming-Dienste nie benutzt, weil ich DVDs bevorzuge.
Doch natürlich stimme ich der Autorin Carolina Hein zu, dass die Analyse von Filmen und Serien geschriebene Geschichten verbessern kann. In ihrem Schreibratgeber bildet der Fokus auf audiovisuellen Medien die einzigartige Note, die jedes Werk meiner Meinung nach braucht. Mit zahlreichen Beispielen und einer bildlichen Sprache zeigt die Autorin uns kurz und knackig, was beim Erfinden von Geschichten zu beachten ist: Figuren, Handlungen, Geheimnisse erfolgreicher Autoren und noch mehr.
Die Kürze des Schreibratgebers ist dabei von Vorteil. Ohne sich in unnötigen Ausschweifungen zu verlieren, zeigt Carolina Hein anhand konkreter Beispiele, die in der Regel aus der Welt der Streaming-Dienste kommen, wie man als Autor seine Geschichte gestalten kann bzw. nicht gestalten sollte. Die frische Perspektive, die die Autorin einnimmt, ist dabei für Hobby-Autoren wie mich, die Filme und Serien bisher keine große Beachtung geschenkt haben, von Vorteil. Als Autor muss man natürlich auch viel lesen, aber Carolina Hein gelingt es erfolgreich, die Wichtigkeit anderer Medien zu betonen. Durch sie gelingt es, andere Sichtweisen einzunehmen und seinen eigenen Roman dadurch zu verbessern.
Ein zusätzlicher Pluspunkt ist die Tatsache, dass die Autorin zum Verständnis notwendige Spoiler ankündigt und sie ansonsten vermeidet. Ihre Beispiele unterstreichen ihren Standpunkt und ihr Schreibstil trägt zusätzlich zu einem tollen Lesevergnügen bei.
Dementsprechend kann ich diesen Schreibratgeber allen ans Herz legen, die das Schreiben von Geschichten mal aus anderen Augen betrachten wollen und innerhalb kurzer Zeit wertvolle Tips sammeln möchten. Und natürlich danke an Carolina Hein dafür, den Wert anderer Medien zu zeigen!
Emily liebt es, ihre Zeit in der Bibliothek zu verbringen, wo auch ihre Großmutter arbeitet. Auch vor ihrem erbarmungslosen Lehrer Herr Dr. Dresskau ist sie dort in der Regel sicher. Bis er auf einmal in der Bibliothek auftaucht und dringend nach etwas zu suchen scheint. Emily, neugierig geworden, findet tatsächlich einen Füllfederhalter, dessen Spitze sich zu einem Schlüssel drehen kann. Damit öffnet Emily den Eingang zu einer magischen Bibliothek mit einer goldenen Schreibmaschine, die es erlaubt, Bücher umzuschreiben. Sofort stürzt sie sich darauf, um ihre Lieblingsbücher zu verändern – und noch sehr viel mehr. Doch führt das nicht nur zu unerwarteten Veränderungen, sondern auch dazu, dass Dresskau auf die magische Bibliothek aufmerksam wird …
Ich muss zugeben, dass ich ein wenig hin- und hergerissen bin, was dieses Kinderbuch betrifft. Einerseits ist es eine wunderschöne Geschichte, die die Macht von Geschichten wunderbar illustriert, doch andererseits fand ich, dass ihre Botschaft definitiv stärker hätte diskutiert werden können.
Es fängt damit an, dass Dresskau ein sehr klischeehafter und übertriebener Bösewicht ist, der bereits ganz am Anfang zeigt, dass er niemals die Lizenz zum Lehrer hätte erhalten sollen. Das Überraschende dabei ist, dass ein frühes Kapitel seine Gründe und Motivationen etablierte, was mich zuerst hat glauben lassen, dass er sich zu einem dreidimensionalen Charakter entwickeln könnte … nur, um ihn noch klischeehafter und böser zu machen, und das bis zu einem Level, das so übertrieben war, dass es keinen Raum für Charaktertiefe ließ. Die Tatsache, dass das ein Kinderbuch und Dresskau Lehrer ist, ist dabei eine ungünstige Kombination. Meiner Meinung nach wäre es sehr viel hilfreicher für sowohl Lehrer als auch Kinder gewesen, das frühe Kapitel über seine Kindheit weiter auszubauen, um ihn dann zu einem stark fehlerbehafteten, aber nicht komplett bösen Charakter zu machen.
Dazu kommt, dass Emily ebenfalls kritische Veränderungen vornimmt, bis zur Manipulation ihrer Freunde und Klassenkameraden. Sie werden definitiv als negativ dargestellt und Emily begreift am Ende natürlich, dass sie die Schreibmaschine niemals auf diese Weise hätte benutzen sollen. Das war großartig, weil Carsten Henn nicht nur behauptet, dass Veränderungen schlecht sind, sondern tatsächlich umsetzt. Aber ich hätte mir sehr gerne gewünscht, dass Emily die Moral ihrer Handlungen sehr viel früher hinterfragt und sich bei ihren Freunden dafür entschuldigt hätte, ihre Lieblingsbücher benutzt zu haben, um ihre Leben zu verändern. Das ist leider nie geschehen und hat deshalb einen bitteren Nachgeschmack hinterlassen.
Aber zum Glück gab es auch so einige Dinge mit süßem Geschmack: Obwohl mir wie gesagt eine Entschuldigung vonseiten Emilys (und etwas mehr Screentime für ihre Freunde) gefehlt hat, war die Freundschaft selbst immer noch großartig und ich mochte sowohl Charly als auch Frederick sehr. Emilys Großeltern Rose und Martin waren ebenfalls großartig und ich freute mich, dass sie über das ganze Buch hinweg Relevanz hatten. Sogar eher unwichtige Charaktere wie Lasse und Zoe haben einen guten Eindruck hinterlassen (und natürlich auch Wolke!).
Dann ist da natürlich die Rolle, die Bücher einnehmen. Zuerst dachte ich, dass manche der großen Veränderungen, die das Umschreiben durch die goldene Schreibmaschine bewirkt, zu unrealistisch sind, aber je mehr sie beschrieben wurden und je länger ich darüber nachdachte, desto mehr Sinn ergaben sie. Natürlich würde sich die Gesellschaft verändern, wenn ein paar der wichtigsten Werke sich verändern würden. Hier gefiel mir auch, wie die Veränderung der Welt dargestellt wurde, weil man auf diese Weise hervorragend einen Eindruck davon bekam, wie wichtig der Inhalt der Bücher ist.
Das Ende war ein bisschen plötzlich, konnte aber den Hauptkonflikt auf elegante Weise lösen.
Zusammengefasst bin ich wie gesagt hin- und hergerissen, weil das Buch einerseits ein paar sehr schöne Dinge hatte, mich aber die Darstellung von Dresskau und Emilys Handlungen sehr stark störte. Deshalb fällt es mir schwer, dieses Kinderbuch fraglos weiterzuempfehlen, weil ich befürchte, dass speziell Kinder die falschen Botschaften daraus ziehen könnten.