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Es gibt viele Ereignisse der Geschichte, die halb vergessen sind und viele Personen, die trotz ihrer unglaublichen Taten nicht gewürdigt werden. Zwanzig dieser Ereignisse und Personen haben Richard Hemmer und Daniel Meßner ausgewählt, um uns zu zeigen, wie unsere Welt zu der wurde, die sie heute ist. Es geht vornehmlich um Reisen, aber auch allgemein um faszinierende Persönlichkeiten, von denen man in der Regel noch nie gehört hat. Und das hat mir definitiv an dem Sachbuch gefallen – dass ich dadurch über Menschen und Erlebnisse lernen konnte, von denen ich zuvor nichts wusste.
Doch wie es meistens bei solchen Anekdoten ist, gab es auch ein paar, die ich nicht so interessant fand – und in diesem Fall heißt „ein paar“ fast die Hälfte. Die Anekdoten, die ich mochte, mochte ich sehr und stellte danach teils sogar meine eigenen Recherchen an, doch dafür konnte ich fast der Hälfte der Anekdoten nichts abgewinnen – was insofern erwähnenswert ist, dass ich es eigentlich nicht gewöhnt bin, dass die Anzahl so hoch ist. Ich habe schon ein paar Sachbücher gelesen, die mehrere Ereignisse und Personen vorstellen, kann mich jedoch nicht erinnern, dass die Zahl der Kapitel, die mich nicht allzu interessierten, fast die Hälfte betrug.
War das Lesen deshalb eine Zeitverschwendung? Auf keinen Fall! Denn wie gesagt konnte mich über die Hälfte der Anekdoten überzeugen – und auch, wenn das weniger sind als bei anderen Sachbüchern dieser Art, fand ich die Qualität dieser Anekdoten dafür umso höher. Hier hilft es auch, dass mit zwanzig Kapiteln, die etwa zehn bis fünfzehn Seiten lang sind, eine angenehme Länge gefunden wurde, um die jeweiligen Ereignisse ausführlich zu beschreiben, ohne dabei auszuufern. So hat man genug von den Kapiteln, die einen interessieren, aber nicht zu viel von den Kapiteln, bei denen das nicht der Fall ist.
Deshalb finde ich das Sachbuch durchaus empfehlenswert – aber eben mit der Einschränkung, dass nicht jedes Kapitel gleich interessant für alle Leser sein wird. Meine Highlights waren unter anderem „Ada Blackjack“, „Eine Weltreise auf vier Rädern“, „Der meistgereiste Mann des Mittelalters“ und „Unsinkbar“, während andere Leserinnen und Leser sicher andere Highlights haben werden. Lowlights waren dafür „Über Vogelkot und Brot aus der Luft“, „Auf Bratkur und Pinguindiät“, „Inselverzwergung im Dinosaurierland“ und „Mit dem Finger auf der Landkarte“. Es ist vollkommen möglich, dass meine Highlights für andere Leser Lowlights sind (und umgekehrt), weshalb ich das Sachbuch denjenigen empfehlen möchte, die eine kurzweilige und abwechslungsreiche Lektüre suchen – sofern sie dabei beachten, dass vermutlich nicht jedes Kapitel interessant für sie sein wird.
In der Geschichte der Menschheit gab es mehrere Personen, die sich von den anderen abhoben: Die für ihre Ziele kämpften, die damals utopisch und unmöglich erschienen, teils sogar verboten waren. Menschen, die ihre moralische Ambition dafür nutzten, sich für die Gruppen einzusetzen, die niemand anderen hatten, der für sie kämpfte. Sklaven, Frauen, queere Personen, Tiere: Erst nach und nach bekamen sie Rechte, weil es wenige Menschen gab, die fest daran glaubten, dass sie sie verdienen. So viele Ideen, so viele Maßnahmen, die nicht existieren würden, hätte es niemanden gegeben, der tatsächlich etwas getan hätte, um sie umzusetzen.
Über diese Menschen spricht Rutger Bregman und stellt fest: Wir alle könnten so wie sie sein, wenn wir einfach handeln, statt über das Handeln zu reden. Doch er spricht auch darüber, warum es so viele Menschen gibt, die es eben nicht tun, und warum. Welche Ausreden wir finden, um nichts an unserem Status Quo ändern zu müssen und wie überraschend leicht es sein kann, doch Unterstützer zu finden, wenn man etwas bewegen will. Wie Rutger Bregman selbst beschreibt, ist die Lektüre von „Moralische Ambition“ nicht immer angenehm, weil sie einen mit dem eigenen Nichtstun konfrontiert – und dass man selbst dann, wenn man aktiv etwas tut, nie genug tun kann. Anfangen ist dabei der schwierigste Teil, der erfordert, dass man dazu inspiriert wird. Und obwohl Rutger Bregman mich tatsächlich dazu inspirierte, mich über die verschiedenen Organisationen und Menschen zu informieren und nach Spendemöglichkeiten zu suchen, hat die Lektüre nichts daran geändert, dass ich nicht mein komplettes Leben dafür umkrempeln will.
Denn ein Thema, das Rutger Bregman nicht anspricht, sind die persönlichen Leidenschaften der Menschen, die ihre Talente „verschwenden“. So erwähnt er z.B. früh einen Abonnementdienst für elektrische Zahnbürstenköpfe, der alle zwei Monate automatisch eine neue schickt und wundert sich, warum die Erfinder ihre Engagement nicht für wichtigere Themen einsetzen. Meine persönliche Antwort darauf ist: Es ist nichts verwerflich daran, seinen eigenen Träumen nachzugehen. Genauso, wie es Menschen gibt, die ambitioniert sind, ihren größten Traum, das Leben vieler Menschen zu verbessern, zu erfüllen, gibt es Menschen, die ihren größten Traum, etwas Kleineres zu erreichen, erfüllen wollen. Auch, wenn die eine Menschengruppe sehr viel Wichtigeres erreicht als die andere, tun beide etwas, wofür sie brennen – und das möchte ich nicht verurteilen. Ich selbst bin mit Leidenschaft Buchhändlerin und würde diesen Beruf nicht aufgeben wollen, um dafür eine Kämpferin verschiedener Rechte zu werden.
Aber ja: Wir sollten trotzdem mehr tun. Rutger Bregman hat mir gezeigt, dass gerade der Akt des Spendens wirklich nicht schwierig ist und ebenfalls Menschenleben verändern kann. Es hat mich überraschend fasziniert, über all diese Personen zu lesen, die es gegen alle Wahrscheinlichkeit schafften, eine weltweite Bewegung in Gang zu setzen, einfach, indem sie damit anfingen. Mein Respekt für diese Menschen ist nach der Lektüre dieses Sachbuchs noch mehr gestiegen, speziell die Art und Weise, wie sie andere Menschen mit ihrem Glauben ansteckten. Gleichzeitig möchte ich offen zugeben, dass die Lektüre mich zwar zum Nachdenken und sogar teilweise zum Handeln (sprich: Spenden) angeregt hat, aber nicht dazu, selbst jemand zu werden, der andere dazu inspiriert.
Empfehlen würde ich die Lektüre aber trotzdem, denn egal, welche Meinung selbst man zu moralischer Ambition hat: Sie ist trotzdem inspirierend, nur der Grad der Inspiration wird sich von Person zu Person wahrscheinlich stark unterscheiden.