Für Violet und ihre Klassenkameraden beginnt das zweite Jahr ihrer Ausbildung als Drachenreiter, doch während das erste Jahr bereits herausfordernd war, bringt das zweite Jahr sie an ihre Grenzen. Denn Xaden, der seine Ausbildung beendet hat, wird an die Front abkommandiert, sodass Violet und er sich nur einmal in der Woche sehen dürfen. Und dann ist da noch Varrish, der neue Vize-Kommandeur, der es auf Violet abgesehen zu haben scheint – fast so, als wüsste er genau, dass sie hinter das Geheimnis der Veneni gekommen ist …
„Iron Flame“ ist der zweite Teil der „Flammengeküsst“-Reihe und setzt diese erfolgreich fort. Besonders positiv überrascht hat es mich, dass es so gut wie keine Längen in der Handlung gibt, sondern dass fast immer etwas passiert, das einen auf Trab hält. Nur in der zweiten Hälfte sind mir zwei, drei Stellen aufgefallen, die sich ein bisschen zogen, aber selbst diese gingen vergleichsweise schnell vorüber. Insofern verdient „Iron Flame“ allein deshalb einen Bonuspunkt, weil es nicht leicht ist, auf über 950 Seiten die Spannung zu halten.
Insofern fand ich die eigentliche Handlung genial (vor allem die coolen Twists und das fiese Ende), doch bei den Charakteren und deren Beziehungen ging es mir dafür nicht immer so. Violet, Xaden und ihre engsten Freunde stachen durchaus positiv hervor und sind alle Charaktere, deren Überleben mir am meisten am Herz lag; doch für die vielen Nebencharaktere galt das nicht. Mal davon abgesehen, dass mir keiner der Tode so richtig ans Herz ging, machte es ihre pure Anzahl schwer bis unmöglich, sich überhaupt um sie zu sorgen. Da hätte ich mir gerne einen größeren Fokus auf Violets Freundesgruppe gewünscht, weil ich diese mit Abstand am meisten mochte. Eine Erwähnung verdient allerdings Varrish, den ich zu hassen geliebt habe – er war einfach ein hervorragender Bösewicht, weil er eine richtige Gefahr für Violet und (auf positive Weise) zum Haare ausraufen war. Rebecca Yarros versteht es wirklich, hassenswerte Gegner zu erschaffen!
Während mir jedoch die Charaktere insgesamt gefielen, war ich überrascht davon, dass ich mit Violets und Xadens Romanze nicht sooo stark mitgefiebert habe. Da sie so viel streiten und relativ wenige Szenen haben, in denen sie über ihre emotionale Anziehung zueinander reden, kam mir ihre Beziehung hauptsächlich körperlicher Natur vor. Was natürlich okay ist, es aber schwer gemacht hat, ihre Liebesschwüre immer ernst zu nehmen; es gab sogar eine recht irritierende Stelle, in der Xaden Violets Angst, nur jemand zum Vögeln für ihn zu sein, beseitigt hat … indem er sie vögelte. Die Argumente, die er danach ausführte, halfen mir ebenfalls nicht, die Logik hinter dieser Handlung zu verstehen. Gegen Ende wird die emotionale Komponente ihrer Beziehung zwar deutlich stärker, aber so ganz fiebere ich noch nicht mit den beiden mit.
Umso mehr nahm mich da das Worldbuildung gefangen. Rebecca Yarros hat eine Welt erschaffen, die sich so real und lebendig anfühlt, dass ich aus dem Staunen gar nicht mehr herauskam. Es war einfach so faszinierend für mich, die Informationen über diese Welt in mich aufzusaugen, weil man so gut merkt, wie viele Gedanken sich die Autorin selbst darum gemacht hat; wahrscheinlich würde ich sogar ein ganzes Sachbuch über den Kontinent lesen, weil er bereits im Roman so gut ausgebaut war!
Von daher war der zweite Teil der Reihe für mich eine insgesamt gelungene Fortsetzung, die mich schon gespannt auf den dritten Teil macht!
Lilly deGray gehört zu einer Familie, die mithilfe ihres magischen Zahnrads durch die Zeit reisen kann. Zusammen mit ihrem Vater benutzt sie diese Fähigkeit, um verloren geglaubte Gegenstände aus der Vergangenheit wiederzufinden und sich so ihren Lebensunterhalt zu sichern. Doch ihr neuester Auftrag ist besonders gefährlich, denn er führt Lilly ganz allein auf die Titanic, wo sie als Dienstmädchen einer Gräfin eine Kette beschaffen muss, bevor diese zusammen mit der Titanic versinkt. Ebenfalls an Bord ist der charmante Ray Andrews, zu dem Lilly sich hingezogen fühlt. Was sie nicht weiß: Ray ist in Wirklichkeit Damien Belmont, ebenfalls Spross einer Zeitreise-Familie, und hat den Auftrag, Lilly ihr Zahnrad abzunehmen, weil seiner Schwester sonst ein schlimmeres Schicksal als der Tod blüht ...
Ich war vor dem Lesen zugegeben etwas unsicher, weil ich die Autorin nicht kannte und halb erwartet habe, einen von unzähligen austauschbaren Fantasy-Romanzen zu lesen. Und technisch gesehen erzählt dieser Jugendroman keine neue Geschichte, sondern bedient sich bereits bekannter Tropen; doch die Art und Weise, wie er erzählt wurde, hat ihn zu einem fantastischen und fesselnden Leseerlebnis gemacht!
Hier hat es besonders geholfen, dass wir nicht nur Lillys Sichtweise erleben, sondern auch Damiens. Beide Charaktere sind so ausgesprochen sympathisch, dass sie mir unglaublich schnell ans Herz wuchsen. So ist Damien von Anfang an gegen seinen Auftrag und möchte lieber das Richtige tun, was ihn sehr liebenswert gemacht hat. Und Lilly ist eine entschlossene, kluge Protagonistin, die nicht immer alles richtig macht, aber umso mehr darum kämpft, ihr Ziel zu erreichen. Wie gesagt habe ich beide sehr gemocht!
Ihre Romanze ist recht süß erzählt, verlief aber für meinen Geschmack ein wenig zu schnell. Bereits von der ersten Begegnung an fühlen sie sich zueinander hingezogen und entwickeln bereits nach wenigen Szenen zusammen Gefühle füreinander. Zwar ist es klar, dass ihrer Romanze nur so viel Zeit bleibt, zu erblühen, doch trotzdem hätte ich eine leicht langsamere Entwicklung bevorzugt. Dafür haben die beiden Charakteren eine gute Chemie zueinander, sodass es nicht vollkommen unglaubhaft schien, dass sie sich schnell mögen würden – nur im Bezug auf die romantische Anziehung hätten ihre Gefühle imho ein wenig später aufflammen sollen.
Was die Nebencharaktere angeht, möchte ich besonders Adèle, die andere Dienerin der Gräfin, hervorheben. Sie war unter den Nebencharakteren mein Lieblingscharakter, weil sie so eine gute Freundin für Lilly war!
Was ich ebenfalls anmerken möchte, ist, dass es ein Weilchen dauert, bis Lilly und Damien überhaupt auf die Titanic kommen. Weil die Handlung insgesamt spannend erzählt war, machte mir das nichts aus, aber trotzdem gibt es einige Stellen, die die Geschichte ein wenig in die Länge zogen.
Insgesamt handelt es sich um eine Fantasy-Romanze, die zwar nicht perfekt ist, mich aber in vielen Aspekten positiv überrascht hat, weshalb ich auf jeden Fall den zweiten Teil lesen werde!
Carrie Soto ist in den Siebzigern und Achtzigern mit zwanzig Grand-Slam-Titeln zu der größten Tennisspielerin aller Zeiten geworden. Doch sechs Jahre nach ihrem Ruhestand gelingt es der Tennisspielerin Nicki Chan, mit ihrem Rekord gleichzuziehen, woraufhin Carrie Soto ihr Comeback ankündigt – in mindestens einem der vier großen Tennis-Turniere will sie einen Grand-Slam-Titel gewinnen und der Welt beweisen, dass sie nach wie vor die beste Tennisspielerin ist. Mit siebenunddreißig Jahren ist das jedoch keine leichte Aufgabe …
Nachdem ist bereits „Evelyn Hugo“ und „Malibu Rising“ gelesen habe (und feststellte, dass „Daisy Jones“ nichts für mich ist), habe ich mich darauf gefreut, „Carrie Soto“ zu lesen – und obwohl mir die ersten zwei genannten ein wenig mehr gefielen, hat mir auch „Carrie Soto“ sehr viel Spaß gemacht!
Das liegt einerseits an Carrie Soto selbst. Sie ist ehrgeizig, arrogant und unsensibel – und ich liebe sie. Sie lässt sich nichts gefallen, sondern sagt stets ihre Meinung, was ich sehr erfrischend fand. Sie ist zwar nicht zwingend ein sympathischer Charakter (obwohl sie im Lauf der Geschichte natürlich ein wenig sympathischer wird), aber ich habe ihre Sichtweise trotzdem sehr gut verstanden und mit ihr mitgefiebert. Hier hilft es auch, dass die anderen Charaktere realistisch auf ihr Verhalten reagierten, sodass ich persönlich beide Perspektiven nachvollziehen konnte. Von daher ein großartiger Charakter!
Was die Nebencharaktere angeht, fand ich besonders Carries Vater Javier Soto sehr sympathisch, wobei auch Carries Sparringpartner Bowe Huntley und ihre Hauptrivalin Nicki Chan mir ans Herz wuchsen. Doch muss ich zugeben, dass ich mir gerne noch mehr Tiefe für sie gewünscht hätte, weil viele Charaktere relativ flach blieben.
Die Tennisspiele haben mir außerordentlich gut gefallen. Ich verstehe so gut wie nichts von dem Spiel, aber die Art und Weise, wie Taylor Jenkins Reid die verschiedenen Spiele beschrieb, war so spannend, dass ich problemlos mitfiebern konnte!
Neben den relativ flachen Nebencharakteren fand ich, dass die Handlung ein wenig zu vorhersehbar war. Es gab durchaus ein, zwei Momente, die ich nicht voraussah, aber insgesamt verläuft eigentlich alles so, wie man es erwartet. Das ist nicht zwingend etwas Schlechtes (vor allem, weil die Spiele sich wie gesagt sehr spannend lasen), aber etwas, das andere Leser*innen eventuell stören könnte.
Insgesamt ein unterhaltsamer Roman, der mir trotz seiner Schwächen gut gefallen hat!
- Die Insel des Zorns
- Alex Michaelides
- Droemer Knaur
- Thriller
- Krimi
- Erzählweise
- Twists
- Unzuverlässiger Erz.
- Spannungsaufbau
Elliot ist der beste Freund der berühmten Schauspielerin Lana, die eines Tages beschließt, zusammen mit ihm, ihrem Ehemann Jason, ihrem Sohn Leo, ihrer Schauspielerkollegin Kate und zwei Bediensteten Urlaub auf einer griechischen Insel zu nehmen. Doch die Ereignisse, die sich daraufhin entfalten, entwickeln sich ganz anders, als die Beteiligten es sich gedacht hatten – bis ein Mord passiert. Doch wichtig ist dabei nicht nur die Frage, wer ihn begangen hat, sondern auch, welche Ereignisse zu ihm führten …
Dieser Thriller gehört wohl zu den ungewöhnlichsten, die ich bisher gelesen habe – und der Grund dafür ist Elliot, der gleichzeitig einer der Charaktere und unsere Erzählerstimme ist. Er berichtet uns, was genau auf der Insel geschah und wie genau es dazu kommen konnte. Dadurch, dass er ein unzuverlässiger Erzähler ist, der gewisse Aspekte der Handlung bis zu einem gewissen Zeitpunkt verschweigt, kann man sich nie sicher sein, ob das, was er erzählt, tatsächlich wahr ist. Das hat das Leseerlebnis sehr fesselnd gemacht, weil es nicht nur darum ging, das eigentliche Mysterium aufzulösen, sondern auch, herauszufinden, wie genau Elliot mit den Ereignissen zusammenhängt. Was ich hier sehr gut fand, ist, dass das Ende einerseits genau so ist, wie man es erwartet – und andererseits ganz anders, weil die Twists, die zu ihm führen, einen trotzdem überraschen. Insofern ein guter Mix!
Das einzige, was mich ein wenig gestört hat, waren die vielen Rückblicke. Sie sind zwar durchaus notwendig, um die Geschichte zu verstehen, vor allem, weil verschiedene Perspektiven die Zusammenhänge zwischen Gegenwart und Vergangenheit deutlich machen, aber sie nehmen einen so großen Teil der Handlung ein, dass ich mir manchmal gewünscht habe, wieder zur Gegenwart zurückzukehren. Dabei sind es nicht mal die Ereignisse selbst, die sich in die Länge gezogen haben, sondern eher Elliots Gedanken; er ist zwar ein sehr unterhaltsamer Erzähler und es hat mir insgesamt Spaß gemacht, seiner Stimme zu lauschen, aber er verliert sich oft in Abschweifungen, die manchmal dann doch ein wenig zu lang sind.
Was ebenfalls erwähnt werden muss, ist, dass es sich hierbei weder um einen klassischen Krimi noch um einen klassischen Thriller handelt, sondern eher um einen Mix, der die Ereignisse erzählt, die zu dem Mord auf der Insel führen. Was eine durchaus interessante Erzählweise ist, die mir persönlich gefallen hat, aber nicht unbedingt eine, die jeder Leser mögen wird.
Von daher gibt es von mir persönlich eine Empfehlung, weil mir die ungewöhnliche Erzählweise sehr viel Spaß gemacht hat, aber auch die Anmerkung, dass vermutlich nicht jeder etwas damit anfangen können wird. Ich bin auf jeden Fall froh, dass ich es konnte!
- Der Wal und das
- Ende der Welt
- John Ironmonger
- Fischer
- Belletristik
- Leben
- Epidemie
- Krise
- Menschlichkeit
- Hoffnung
- Wohlfühlbuch
St. Piran ist ein kleines Dorf mit dreihundertsieben Einwohnern, in dem alle ihren Alltag leben. Bis Joe Haak an die Küste gespült wird, dessen Leben von einem Wal gerettet wurde. Er revanchiert sich kurz darauf, indem er mithilfe der anderen Bewohner das Leben des Wals rettet, woraufhin sich eine Geschichte entspannt, die das ganze Dorf aufrüttelt. Denn Joe Haak, Analyst, hat mithilfe seines Programms den Kollaps der Weltwirtschaft vorausgesehen – und ist entschlossen, St. Pirans Bewohner bestmöglich auf den Moment vorzubereiten ...
Es ist wirklich erstaunlich, dass diese Geschichte bereits 2015 geschrieben wurde, weil sie so vieles, das während der Corona-Pandemie passiert ist, erstaunlich akkurat vorhergesagt hat. Ich war mehr als einmal überrascht, wie sehr John Ironmongers Vorstellungen mit der Wirklichkeit übereingestimmt haben! Allein deshalb war die Lektüre unglaublich faszinierend und sehr empfehlenswert.
Was die eigentliche Geschichte angeht, war ich überrascht davon, wie sehr ich mit Joes Vergangenheit mitfieberte (in Kontrast zu der St.-Piran-Gegenwart). Zwar gab es auch in der Gegenwart einige packende Szenen (wie die Rettung des Wals, Joes Quarantäne und das Weihnachtsfest), aber insgesamt fand ich die vergangenen Szenen um einiges interessanter als die gegenwärtigen.
Das könnte auch daran liegen, dass es bei den gegenwärtigen Ereignissen ab und an Längen in der Handlung gab; nicht so sehr, dass sie mich vom Weiterlesen abgehalten hätten, aber genug, dass ich ein wenig mehr mit den vergangenen Geschehnissen mitfieberte.
Insgesamt habe ich das Buch als Wohlfühlroman empfunden, weil er zeigt, dass es auch in schlimmen Zeiten Hoffnung gibt. In diesem Sinne kann ich trotz der erwähnten Kritik eine Empfehlung aussprechen!
- Der Zopf
- Laetitia Colombani
- Fischer
- Belletristik
- Lebensgeschichten
- Starke Frauen
- Drama
- Diskriminierung
- Hoffnung
- Highlight
Smita, Giulia und Sarah leben drei sehr unterschiedliche Leben. In Indien gilt Smita als Unberührbare als Abschaum der Gesellschaft, weshalb sie umso entschlossener ist, ihrer Tochter eine bessere Zukunft zu ermöglichen. In Sizilien arbeit Giulia in einer Fabrik, die Perücken herstellt, bis ein Unfall ihres Vaters ihr bewusst macht, dass die Fabrik kurz vor dem Ruin steht. Und in Kanada hat Sarah einen sehr erfolgreichen Job als Anwältin, bis eine Diagnose ihr Leben komplett auf den Kopf stellt. Die drei Frauen wissen nichts voneinander, doch dennoch sind ihre Schicksale eng miteinander verbunden ...
"Der Zopf" gehört zu den Büchern, von denen ich sehr viel gehört, aber nie selbst gelesen habe – bis jetzt. Denn nach dieser wundervollen Lektüre ist mir jetzt endlich klar, warum dieses Buch so beliebt ist: Weil es schafft, trotz der recht schweren Thematiken eine absolut wunderschöne Geschichte zu erzählen. Ich bin regelrecht in Smitas, Giulias und Sarahs Leben versunken, so eindringlich beschreibt Laetitia Colombani ihr Schicksal.
Am meisten habe ich mit Smita mitgefiebert, weil ihre Lebenssituation besonders furchtbar war, sie aber nie aufgegeben hat. Aber auch Sarah, deren Geschichte zeigte, wie leicht man aufgrund einer Krankheit ausgeschlossen werden kann, war absolut herzzerreißend und hat am Ende doch Hoffnung geweckt. Nur bei Giulia habe ich mich manchmal schwer getan, mit ihr mitzuleiden, weil ihre Zeit des Leids vergleichsweise kurz und größtenteils durch eine schöne Romanze gedämpft ist.
Die Geschichte insgesamt jedoch war nach wie vor wunderschön zu lesen und ich kann sie allen empfehlen, die einen kurzen, mitreißenden Roman suchen!
- Tribute von Panem
- Das Lied von Vogel
- und Schlange
- Suzanne Collins
- Oetinger
- Hunger Games
- Tod
- Mord
- Diktatur
- Romanze
- Intrigen
Coriolanus Snow gehört einer einst renommierten Familie des Kapitols an, doch obwohl seine Familie den Schein zu wahren versucht, befinden sie sich seit einigen Jahren auf dem absteigenden Ast. Das wird umso deutlicher, als ihm bei den zehnten Hungerspielen ausgerechnet das Mädchen aus Distrikt 12, Lucy Gray Baird, zugeteilt wird. In der Hoffnung, das Kapitol trotzdem beeindrucken zu können, gibt er sich in seiner Rolle als Mentor besondere Mühe – und verliebt sich dabei in Lucy Gray …
„Die Tribute von Panem“ gehören zu den Büchern, bei denen ich zugeben muss, dass ich die Verfilmungen bevorzuge – und das ist auch hier der Fall. Nicht, dass das Buch schlecht wäre, aber es hat einige Pacing-Probleme, die es schwer machen, es uneingeschränkt zu mögen. Im zweiten und besonders im dritten Teil der Handlung wird es stellenweise ganz schön langatmig; besonders überraschten mich hier die Hunger-Spiele, die ich im Buch ganz okay und im Film schlicht brillant fand.
Dafür fand ich Snows und Lucy Grays Romanze ein wenig nachvollziehbarer und mochte es auch, dass Snows Charakter hier sehr viel deutlicher als Manipulator zum Vorschein kommt. Aus der Sicht eines Antagonisten zu lesen, war sehr faszinierend, vor allem, weil er nicht einfach böse um des Bösen willen ist, sondern mehr oder weniger nachvollziehbare Gründe für sein Handeln hat. Es sind mehr seine Gedanken und Gefühle, die mich haben wünschen lassen, dass er scheitert. Von daher ein großes Lob an Suzanne Collins, weil sie es schaffte, einen Charakter zu erschaffen, den man liebt zu hassen!
Leider trifft das wie gesagt nicht auf die Handlung zu, die für mich ein wenig zu schleppend vorankam. Aber obwohl ich dem Film immer noch den Vorzug geben würde, fand ich es trotzdem ganz interessant, das Original zu lesen.
Tessa und Corrick haben für Kandala acht Wochen Mondflorlieferungen ausgehandelt, doch die Vorräte gehen langsam zur Neige und sie haben keine Ahnung, was sie danach tun sollen. Bis Kapitän Rian Blakmer, der aus Ostria stammt, in Kandala auftaucht und Corrick und Harristan ein Angebot macht: Ostrias Mondflorblüten gegen Kandalas Stahl zu tauschen. Die beiden Brüder, die ihm nicht trauen, beschließen, dass Corrick zusammen mit Tessa und dem Rebellenführer Lochlan auf die Reise nach Ostria geschickt werden soll. Corrick traut Rian nicht über den Weg, während Tessa überlegt, ob Rians Zweifel an Corrick eventuell der Wahrheit entsprechen könnten …
Im zweiten Teil der Mondflor-Trilogie machen Tessa und Corrick sich auf eine Seereise, die sich über den Großteil des Romans erstreckt – so groß sogar, dass sie kaum Zeit haben, ihre Zeit in Ostria zu genießen, weil dieser nur die letzten paar Seiten einnimmt. Das erwähne ich deshalb, weil ich ursprünglich erwartet habe, dass ein Teil des Buches aus der Seereise und ein anderer Teil aus einem Ostria-Aufenthalt bestehen wird – aber dem ist nicht der Fall. In Wirklichkeit besteht etwa ein Drittel aus den anfänglichen Konflikten und etwa zwei Drittel aus der Schifffahrt. Das ist jedoch keine Kritik, sondern eine schlichte Feststellung; ich habe den Inhalt trotzdem genossen, weil Brigid Kemmerer es hervorragend schafft, die verschiedenen Charaktere und Konflikte auszuführen.
Ein großes Lob möchte ich der Sichtweise des „Gesetzlosen“ aussprechen, weil dessen Perspektive so faszinierend war, dass ich gerne noch mehr von ihm gelesen hätte. Besonders nachdem man erfährt, um wen es sich handelt (was zwar nicht allzu schwer zu erraten, aber dennoch ein cooler Twist war), habe ich regelrecht darauf hingefiebert, das nächste Kapitel aus seiner Sichtweise zu lesen.
Und dann ist da noch Rian. Oh mein Gott. Brigid Kemmerer hat sämtliche Befürchtungen, die ich bezüglich seines Charakters hatte, erfolgreich zerstreut – zum Beispiel, dass er, Tessa und Corrick sich in einem Liebesdreieck wiederfinden könnten oder dass er sich am Ende als eindimensionaler Bösewicht entpuppt. Zwar gibt es definitiv Szenen, in denen Corrick ihm gegenüber eifersüchtig wird und Tessa sich ihm annähert, aber dadurch, dass Rian selbst so ein hervorragender Charakter ist und eben kein unnötiger Liebesrivale, war es mir letztendlich eine Freude, die Szenen zwischen diesen dreien (und Lochlan!) zu lesen. Es war einfach großartig, wie die verschiedenen Feindschaften, Freundschaften und die Romanze sich über den Roman hinweg entwickelten!
Was mögliche Kritik angeht, zieht die Schifffahrt sich zugegeben ein bisschen – teilweise wohl deshalb, weil ich wie gesagt erwartet habe, dass sie nur einen Teil des Romans einnehmen wird. Dadurch, dass ich immer noch interessiert an der Handlung und den Charakteren war, fand ich das zwar nicht außerordentlich schlimm, aber erwähnenswert genug, um klarzustellen, dass die Schifffahrt, nun ja, der Hauptteil der Handlung ist. ;)
Für mich ein sehr guter zweiter Teil, der vor allem durch seine Charaktere glänzt und mir schon Lust auf den dritten Teil macht!
Rosalyn „Ross“ Quest gehört zu einer berühmten Familie, die aus Dieben besteht. Doch als ihre Mutter bei einem Diebstahl erwischt wird und die Entführer eine Milliarde Dollar für sie verlangen, sieht selbst Ross keine andere Möglichkeit, als am Thieves’ Gambit teilzunehmen und sich durch ihren Sieg einen Wunsch erfüllen zu lassen. In den verschiedenen Runden muss sie nicht nur einige der schwierigsten Diebstähle durchführen, sondern hat es auch mit Konkurrenz zu tun – unter anderem mit dem charmanten Devroe. Ross, die niemandem traut, will sich gar nicht erst auf ihn einlassen, doch je mehr Zeit sie mit ihm verbringt, desto mehr wird ihr Grundsatz auf die Probe gestellt …
In der Theorie habe ich „Wettbewerbsromane“ schon immer geliebt, in der Praxis aber schon einige gelesen, die zu vorhersehbar, klischeehaft und/oder zu fokussiert auf die Romanze waren. Deshalb war ich neugierig, wie „Thieves’ Gambit“ seinen Wettbewerb wohl umsetzen würde … und ich muss sagen, dass der Roman mich positiv überrascht hat!
Nicht nur ist er durchgängig spannend zu lesen, er stellt auch die wichtigen Charaktere angemessen vor. Die Romanze spielt eine relativ große Rolle, fügt sich aber sehr gut in den Rest der Handlung ein und nimmt keine Überhand. Und auch die einzelnen Runden bzw. Aufgaben, denen sich die Charaktere stellen, waren sehr gut umgesetzt und haben mich mehr als einmal überrascht. Ich habe mich sehr gefreut, endlich wieder einen Wettbewerbsroman zu lesen, der mich in Atem hält und mich mit den Charakteren mitfiebern lässt!
Nur eine Kritik habe ich: Das Ende, das zumindest teilweise vorhersehbar war. Wenn man die Kurzbeschreibung liest, weiß man im Grunde schon, was am Ende offenbart werden wird. Zugegeben, „Thieves’ Gambit“ bekommt definitiv Pluspunkte dafür, noch einen anderen unerwarteten Twist eingebaut zu haben, den ich sehr genial fand, aber trotzdem hätte ich mir gewünscht, dass dafür der erwartete Twist anders umgesetzt worden wäre als in so vielen anderen Romanen seiner Art.
Nichtsdestotrotz hat mir das Lesen sehr viel Spaß gemacht und ich freue mich schon auf den zweiten Teil!
Hanna Donnelly, die Tochter des Kommandanten von Heimdall, freut sich schon auf die Terratag-Party, wo sie plant, mit ihrem Freund Jackson zu feiern. Sie hat auch schon halluzinogene Drogen bei ihrem Dealer Niklas „Nik“ Malikow bestellt, nicht ahnend, dass Nik unwissentlich nicht nur die Kreatur, die zur Herstellung dieser Drogen notwendig ist, nach Heimdall gelassen hat, sondern auch Invasoren von BeiTech Industries – die die Heimdall-Station daraufhin übernehmen und jeden töten wollen, der sich ihnen in den Weg stellt. Und es liegt allein an Hanna, Nik und dessen Cousine Ella, sie zu stoppen …
Den ersten Teil der „Illuminae-Akten“ mochte ich aufgrund seines kreativen Formats sehr, weil er dadurch Emotionen erweckte, die ich in anderen Romanen in dieser Form noch nicht erlebte. Dadurch machte er es zwar manchmal schwer, der Handlung zu folgen und stets mit ihr mitzufiebern, aber ich war letztendlich so beeindruckt von der Erzählweise an sich, dass ich auch den zweiten Band lesen wollte. Und ich muss sagen, dass er mir insgesamt sogar noch besser gefallen hat!
Nachdem ich einen Überblick über die verschiedenen Charaktere hatte, was zugegeben ein Weilchen gedauert hat, war ich positiv überrascht darüber, wie leicht es mir fiel, der Handlung zu folgen und mit ihr mitzufiebern – also genau das, was mir im ersten Teil ein wenig schwer fiel. Speziell die Zusammenfassungen des Überwachungsmaterials (die am ehesten einem „traditionellen“ Erzählstil ähneln) halfen hier dabei, aber auch die Chats machten es einfach, sich in die Charaktere hineinzuversetzen. (Wobei es hier wohl auch half, dass der Charakter-Cast recht übersichtlich ist.)
Dafür schien es (zumindest gefühlt) nicht mehr so viele kreativ gestaltete Seiten wie im ersten Teil zu geben; sie kommen definitiv vor und sind immer noch sehr effektiv, aber im ersten Teil beeindruckten sie mich ein wenig mehr. Allerdings finde ich das letztendlich nicht allzu schlimm, weil ich die Handlung und die Charaktere dafür umso mehr mochte. (Hier möchte ich auch unbedingt erwähnen, wie lustig ich den Running Gag mit dem Lollipop-Song fand. Er war schlichtweg genial!)
Ich glaube, meine einzige kleine Kritik ist, dass die Verbindung zur Handlung des ersten Bandes stärker hätte sein können, aber andererseits fand ich es durchaus praktisch, dass ich mich aufgrund der nur sehr groben Verbindung leicht in die Handlung einfand.
Insgesamt haben hier wir also einen Roman, der es schafft, eine kreative Erzählweise mit einer packenden Geschichte zu verbinden!
Vida lebt schon ihr ganzes Leben lang auf einer kleinen Insel, wo jeder jeden kennt und es keine großen Überraschungen gibt. Ihr eigener Lebensweg scheint vorgezeichnet zu sein, denn sie soll ihren Kindheitsfreund Jannis heiraten. Doch dann kommt Marie auf die Insel – Marie mit ihrem langen silbernen Haar und dem selbst gemachten Meerjungfrauenschwanz, mit dem sie durchs eiskalte Meer schwimmt. Die beiden jungen Frauen lernen sich kennen und lieben und alles scheint gut zu sein. Bis Vidas Bruder Zander, der die Insel vor Jahren verließ, wieder zurückkommt – und sich in Marie verliebt ...
Dieser Roman entwickelte sich eindeutig anders, als ich es erwartet habe. Etwa zwei Drittel bestehen aus einer ruhigen Atmosphäre und einer schönen Liebesgeschichte, bis Zanders Eintreffen nach und nach alles durcheinanderwirbelt und die Geschichte zu einem sehr unerwarteten, dramatischen Ende findet. Und um ehrlich zu sein, bin ich mir nicht sicher, ob es mir gefällt.
Ich habe den ruhigen Stil und die kurzen Kapitel nämlich sehr genossen, weil sie Maries und Vidas Liebesgeschichte so wunderbar eingefangen haben. Deshalb fühlte es sich für mich so an, als hätte Zander letztendlich alles ruiniert – und das, obwohl die eigentlich verhängnisvollen Taten von Vida ausgingen. Nichtsdestotrotz fühlte sich die Geschichte ab Zanders Ankunft weniger wie eine gemütliche Liebesgeschichte und mehr nach (unnötigem) Drama an. Hier hätte ich mir gewünscht, dass die Geschichte einen anderen Weg gegangen wäre, um Vida und Marie vielleicht kein glückliches, aber wenigstens ein zufriedenstellendes Ende zu bescheren.
Als Lektüre für Zwischendurch ist dieser Roman immer noch gut geeignet, weil er sich so schnell lesen lässt – doch sollte man bedenken, dass das Ende nicht das ist, was man erwartet.
Vor dreiundzwanzig Jahren ist Hannahs Mutter Jen ermordet worden, ohne dass der Täter je gefasst wurde. Ihr Vater wurde zwar verdächtigt, aus Mangel an Beweisen jedoch nie verurteilt; Hannah selbst glaubt an seine Unschuld. Bis ihr inzwischen dementer Vater sie mit ihrer Mutter verwechselt und sie immer wieder um Verzeihung bittet. Hat er sie etwa doch getötet? Während Hannahs Bruder Reece an dieser Theorie festhält, entscheidet Hannah sich, weitere Untersuchungen anzustellen ...
Ich wünschte, ich hätte diesen Thriller mehr gemocht, als ich es letztendlich getan habe. Die Handlung war sehr solide, die Mysterien sehr gut aufgebaut und die Enthüllung am Ende sowohl überraschend als auch nachvollziehbar. Doch trotz dieser guten Elemente konnte ich den Thriller nicht genießen – und der Grund dafür ist Hannah selbst.
Über den ganzen Roman hinweg verurteilt sie andere Personen, egal ob sie sie kennt oder nicht, aufgrund oberflächlicher Tatsachen. Sie ist so negativ eingestellt, sowohl sich selbst als auch anderen gegenüber, dass es mir schlicht keinen Spaß gemacht hat, aus ihrer Sichtweise zu lesen.
Auch die anderen Charaktere sind nicht besonders sympathisch sind und es gab nur zwei, die ich mochte (Reece, Hannahs Bruder, und Chris, der zuständige Polizeibeamte). Natürlich sind unsympathische Charaktere an sich nichts Schlechtes, aber es ist auch wichtig, ihre guten Seiten zu zeigen – und das ist imho nur bei Reece und Chris geschehen, während die anderen Charaktere recht flach blieben.
Erwähnen möchte ich auch, dass die Geschichte nicht zwingend von der Spannung, sondern eher vom Mystery-Anteil lebt. Der Reiz des Thrillers besteht darin, weitere Geheimnisse der Vergangenheit aufzudecken und eigene Vermutungen anzustellen, die Spannung selbst steht dabei an zweiter Stelle – was ich allerdings durchaus erfrischend fand.
Insgesamt würde ich also sagen, dass ich diesen Thriller ganz gut fand, die Protagonistin es mir jedoch leider unmöglich gemacht hat, ihn bedingungslos zu mögen.
- Yellowface
- Rebecca F. Kuang
- Eichborn
- Belletristik
- Plagiarismus
- Verlagswesen
- Social Media
- Satire
- Horror
- Highlight
June Hayward und Athena Liu sind beide Autorinnen, doch während Junes Debütroman gescheitert ist, werden Athenas Werke über alle Maßen gefeiert. Bis sich für June eine einmalige Gelegenheit bietet: Athena stirbt vor ihren Augen. June nutzt die Chance, um Athenas gerade abgeschlossenen Roman zu stehlen, ihn zu überarbeiten und unter dem Namen Juniper Song zu veröffentlichen. Er ist ein voller Erfolg und June erlebt zum ersten Mal, wie es ist, sich als Bestseller-Autorin zu fühlen. Bis ein Twitter-Account namens AthenaLiusGeist sie des Plagiats beschuldigt …
Meine Güte, was für ein Roman! Er ist genial, er ist gemein, und ausgesprochen meta. Die weiße June Hayward ist keine sympathische Protagonistin – und dennoch fiebert man mit ihr mit, während sie das Werk der chinesisch-amerikanischen Autorin Athena Liu stiehlt, es als ihr eigenes ausgibt und dabei nicht merkt, dass sie mit ihren Überzeugungen immer mehr in die Extreme rutscht.
Denn am faszinierendsten ist die Tatsache, dass man Junes Sichtweisen teilweise verstehen kann. Ab wann ist etwas ein Plagiat, ab wann ein eigenes Werk? Was ist mit (starken) Inspirationen, die den eigenen Text beeinflussten? Und warum sollten weiße Autor:innen nur über weiße Personen und chinesisch-amerikanische nur über chinesisch-amerikanische schreiben? Es war so bizarr, zu sehen, wie ich mich dabei ertappte, June Erfolg zu wünschen, nur um im nächsten Moment zu hoffen, dass ihr Fall sehr tief und sehr schmerzhaft sein wird.
Erschwert wird das auch durch die Darstellung von Athena Liu, die fast ebenso fehlerbehaftet wie die Protagonistin war und auf ihre eigene Weise Geschichten stahl, die ihr nicht gehörten – aber dafür auf eine Weise, die sehr viel schwieriger zu beurteilen ist als Junes recht offensichtlicher Plagiarismus. Auch hier stellt sich die Frage, wo das eigene Werk anfängt und das anderer Autor:innen aufhört.
Zudem kritisiert Rebecca F. Kuang auch das Verlagswesen und die Social Media, was es zusammen mit ihrem flotten Schreibstil einfach gemacht hat, noch tiefer in die Geschichte und die eigenen Gedanken zu versinken. Es war wirklich unglaublich, wie schwer es mir beizeiten fiel, mit dem Lesen aufzuhören, weil ich so sehr in den Strudel der Geschichte eintauchte!
Kritisieren möchte ich allerdings das Ende und die Szenen, die dazu führten. Gegen Ende wechselt der Roman fast schon zum Horror, bevor er recht plötzlich endet. Für mich las sich das im Vergleich zum vorigen Roman eher seltsam und eher unpassend; zwar sind die heraufbeschwörten Bilder sehr mächtig und man fühlt auf unangenehme Weise mit June mit, doch irgendwie passten diese letzten paar Kapitel nicht so wirklich zum Rest. Hier hätte ich mir zumindest ein anderes Ende gewünscht.
Im Anbetracht der Aspekte, die mit gefielen, kann ich aber trotzdem eine sehr große Empfehlung für diesen Augen öffnenden Roman aussprechen!
- Cato und die Dinge
- die niemand sieht
- Yorick Goldewijk
- Dragonfly
- Kinderbuch
- Zeitreisen
- Erinnerungen
- Melancholie
- Mut
- Familie
- Leben
Cato ist zwölf Jahre alt und lebt bei ihrem Vater, weil ihre Mutter bei ihrer Geburt gestorben ist. Gerne hätte sie sie kennengelernt, glaubt aber nicht, dass das möglich ist. Bis sie auf dem Klavier ihres Vaters eine Visitenkarte entdeckt, die Frau Kanos Kino bewirbt: "Filme, die nirgends laufen, aber die du schon immer sehen wolltest". Voller Neugier besucht sie das alte, verlassene Kino und trifft dort auf die mysteriöse Frau Kano, die Filme der ganz besonderen Art zeigt: Nämlich Zeitreisen zu einem bestimmten Moment, der auf einem Foto festgehalten ist. Cato soll die Zeitreisenden auf ihrem Sprung in die Vergangenheit begleiten – doch bietet sich hier vielleicht endlich die Möglichkeit, ihre Mutter zu treffen?
Dieses Kinderbuch erzählt eine wahrlich wunderschöne Geschichte von verpassten Momenten und zweiten Chancen, die mir sehr nahe gegangen ist. Als Erwachsene ist es relativ einfach, die Twists in der Handlung zu erahnen, aber das ändert nichts an der wundervollen Erzählweise. Es war einfach so schön, zu sehen, wie alles zusammenhängt und am Ende alle Charaktere das finden, was sie längst verloren glaubten.
Besondere Erwähnung verdient Catos Vater und die Nachbarin Cornelia. Andere Romane hätten sicherlich auch Catos Beziehung zu ihrem Vater gekittet, aber wenige hätten sich wohl die Mühe gemacht, die nervige Nachbarin Cornelia zu einer dreidimensionalen Figur mit ihren eigenen Problemen zu machen. Deshalb bin ich sehr froh, dass dieses Buch es tat; es war nicht nur sehr erfrischend, sondern betonte, dass auch Personen, die man (zunächst) nicht mag, eine schwere Geschichte mit sich herumtragen können.
Die Geschichte an sich ist relativ ruhig erzählt, oder man könnte sagen: melancholisch. Mir persönlich hat es gefallen, aber für Action-Fans ist dieses Buch logischerweise nichts. Dafür lässt es sich meiner Meinung nach sowohl von Kindern als auch von Erwachsenen gut lesen; und für mich waren, sind und bleiben das immer noch die besten Kinderbücher!
Insgesamt ein sehr schönes Leseerlebnis, das einen auch über das eigene Leben reflektieren lässt.
Sam Becker ist Filialleiter eines Schlaf- und Badezimmergeschäfts, doch aufgrund mangelnder Erträge will Jonathan Forest, sein Chef, jemanden aus seinem Team feuern. Die beiden geraten in einen Streit, der damit endet, dass Jonathan Sam und sein gesamtes Team feuert – woraufhin Sam unglücklich stolpert und eine Gehirnerschütterung erleidet. Als der Arzt meint, dass mit einer Gehirnerschütterung oft ein Gedächtnisverlust einhergeht, kommt Sam die Idee: Er tut so, als hätte er tatsächlich sein Gedächtnis verloren, um mit Jonathan einen Neustart zu wagen und auf diese Weise sein Team zu retten. Was er dabei nicht erwartet hat: Gefühle für Jonathan zu entwickeln …
Mit „The Lost Memory Project“ hat Alexis Hall einen wunderbaren Wohlfühlroman geschrieben, der mich gleichzeitig richtig mitgerissen hat. Es hat einfach so großen Spaß gemacht, Sams und Jonathans wachsende Beziehung zu verfolgen, weil sie einerseits realistisch und andererseits mit genau der richtigen Prise Humor erzählt worden ist. Diese Kombination war für mich schlicht perfekt, weil sie für ein sehr unterhaltsames Leseerlebnis gesorgt hat und man gleichzeitig wunderbar nachvollziehen konnte, warum sie sich überhaupt ineinander verlieben.
Schön ist auch, dass eventuelle Klischees vermieden werden. Ich hatte recht früh bereits starke Theorien, von denen ich sehr überzeugt war, sodass es mich freute, in diesem Sinne positiv überrascht zu werden. Das trifft auch auf die Erzählweise an sich zu, weil ich fest mit einem „Second-Act Breakup“ und einigen Missverständnissen rechnete und auch hier positiv wurde!
Was die Nebencharaktere angeht, hätte ich zugegeben gerne etwas mehr von ihnen gesehen – speziell Jonathans Familie und Sams Team spielen eine große Rolle für die beiden, aber weil Jonathans Familie so groß und Sams Team lange nur offscreen präsent ist, heben sich nur ein, zwei Charaktere von der Masse ab. Hier möchte ich Jonathans Vater Les gerne erwähnen, der mein liebstes Familienmitglied war.
Insgesamt ist dieser Roman mein liebster aus Alexis Halls Feder und für alle empfehlenswert, die mal wieder eine wunderschöne romantische Komödie brauchen!